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fmb-1840-07-13-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Genua<lb></lb>Berlin, 13. Juli 1840 Hier ist ein Lebenszeichen, wir dachten immer, es würde noch Contreordre kommen, Neapel hätte wieder neue Zugpflaster angelegt. Gut daß es nicht so ist. Hier ist es heut lustig, Felix und David sind vor einer Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 2760

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz MA Depos. Berlin 500,19,86. Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Genua; Berlin, 13. Juli 1840 Hier ist ein Lebenszeichen, wir dachten immer, es würde noch Contreordre kommen, Neapel hätte wieder neue Zugpflaster angelegt. Gut daß es nicht so ist. Hier ist es heut lustig, Felix und David sind vor einer

4 beschr. S.; Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet, Lea Mendelssohn Bartholdy

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Elvers, Briefe, S. 209 f. (Teildruck, Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

13. Juli 1840 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) BerlinDeutschland Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) GenuaItalien deutsch französisch
a Monsieur Guillaume Hensel professeur de l’académie des beaux arts de Berlin et peintre du roi de Prusse Gênes poste restante port payé jusqu’à la frontièreHandschrift Adresse: Lea Mendelssohn Bartholdy
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Berlin d. 13ten Juli.

Hier ist ein Lebenszeichen, wir dachten immer, es würde noch Contreordre kommen, Neapel hätte wieder neue Zugpflaster angelegt. Gut daß es nicht so ist. Hier ist es heut lustig, Felix und DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) sind vor einer Stunde, es ist 10 Uhr Morgens, angekommen, retour vom Schweriner Musikfest2. Norddeutsches Musikfest (1840)SchwerinDeutschland, wohnen beide hier und bleiben einige Tage, da wollen wir uns recht mit Musik füttern. Sie sind entzückt vom Schweriner Fest2. Norddeutsches Musikfest (1840)SchwerinDeutschland, vom GroßherzogMecklenburg-Schwerin, Paul Friedrich von (1800-1842), der für alle Musiker alle Mittag hat kochen lassen, und trotz Trauer erst incog. dann cog. mitgegessen; von der LöweLoewe, Sophie (Sofia) Johanna Christine (1812-1866), ihrem Gesang und ihrer Liebenswürdigkeit, und erzählten in Abwesenheit der Frauen viel von allen succés, jetzt machen sie Toilette, dann geht DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) zu LiphartLiphart, Karl Eduard Baron von (1808-1891), und dann soll Felix sich anhängen. Daß in der Geschwindigkeit schon das Musikfest2. Norddeutsches Musikfest (1840)SchwerinDeutschland, Buchdruckerei400-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst 1840LeipzigDeutschland, altePreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) und neue KönigPreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861), Louis DruckerDrucker, Louis und alle Berlinereien durchgenommen sind, dafür kennst du uns. Erzähle es aber nicht den Genuesern, daß Felix da ist, denn wir haben beschlossen, ihn ein strenges incog. beobachten zu lassen, sonst kommt Herr WolfWolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856) und Hr. FürstFürst, Joseph (1794-1859) und das ganze OrchesterKönigliche HofkapelleBerlinDeutschland uns über den Hals.

Gestern haben DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) und WoringenWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) eine schöne Partie gemacht. Ich weiß nicht ob sich die Nachricht von einem Steglitzer VolkstheaterSommer-TheaterSteglitzDeutschland bis nach den hesperischen Gefilden verbreitet hat, aber solches existirt, und unser vormaliger Otto ist dort unter dem Namen Walter aufgetreten. Den zu sehen sind die Beiden gestern herausgefahren, und erzählen Wunder von dem Theater und dem Publikum. Letzteres spielt und schreit unaufhölich mit, sehr gemein und sehr witzig. Für Wor.Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) ist das das Wahre, ich glaube erWoringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870) hat mit Mühe widerstanden auf die Bretter zu springen.

Macht nun, daß ihr wiederkommt, das Schreiben wird mir sehr sauer, ich muß mir bald einen Einschnitt in den Secretair machen lassen. Es ist mir ein äußerst behagliches Gefühl, daß wir nun schon Wochen bis zum Wiedersehn zählen, bald werden es Tage, und mit Gottes Hülfe die auch vergehen. Ihr habt aber eine feine Nase, gerade diesen Sommer nicht hier zu seyn. Nur zwei Abende haben wir im Freien bleiben können, immer ist es kalt und naß. Meine Zähne halten sich aber ziemlich, überhaupt bin ich ganz erträglich wohl und auf den Beinen, nur die Schreibattitüde behagt mir nicht, malen geht viel besser, denn da wird sich, wie die Gräfin MolkeMarwitz, Charlotte Gräfin von der (1780-1848) sagt, in einen Lehnstuhl geschmissen und der Teller vorgehalten.

Adieu, ihr lieben Rückreisenden. SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) kann ich versichern, daß seine Beschreibung des Vesuv mir einen erhabenen, imposanten und gruseligen Eindruck gemacht hat. Aber euer Balcon der hat mirs angethan, den hätte ich sobald nicht verlassen. Gut, dass ihr nicht solche Sybariten seyd. Adieu,

[Rebecka Lejeune Dirichlet]
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Vor lauter Erwartung und plaisir habe ich die Nacht wenig geschlafen, lieber Famus! Denn gestern kam Felixens Verkündigung. Du glaubst nicht, wie frisch und fröhlich und kurzweilig die lustigen Mußikanten (sagt Beckchen) sind und welche belebende Kraft sie ausüben. Heut aßen wir mit PaulsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) hier zusammen, morgen bei Beckchen, die sich (unbeschrieen) sehr gut befindet. Felix hat sich zwar nur auf 1 Tag gemeldet, da er aber seine Wäsche eben zur la vache befördern läßt, wird er uns hoffentlich etwas länger bleiben, und wenn DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) seinen Ohrenrheumatismus im rußischen Bade verschwitzt hat, wollen sie uns viel Musik machen. Es geht nichts über die deutschen Nester, was Musik betrifft: Denkt Euch, daß der GroßherzogMecklenburg-Schwerin, Paul Friedrich von (1800-1842) 40 Betten aus dem Schloß und wer weiß wie viel Flaschen champagner geliefert, daß er ein schönes Theatergebäude und Koncertsaal hat und Felix versicherte, er hätte sich nie so amusirt. Von SteglitzSommer-TheaterSteglitzDeutschland muß ich Dir noch erzählen, daß einer aus dem Publikum rief, als die Thür oft geworfen wurde, was ist das für ’ne Thürquälerei! – Nun mein Herz! soll unser Felix ein paar Worte schreiben. Lebt wohl und glücklich und nehmts uns nicht übel, dass wir Euch so abscheuliches Wetter machen: Wir […] mich vor HenselsHensel, Wilhelm (1794-1861) Schimpfen und Brummen über unser Klima! – MarianeMendelssohn, Marianne (1799-1880) erwar[tet ihre Nie]derkunft noch in diesem Monat; HerrmannMendelssohn, Hermann Joseph Ernst (1824-1891) und AdolphMendelssohn, Adolph Georg Carl (1826-1851) sind gestern mit Schnellpost zur Ueber[ras]chung nach Horchheim allein gereist und werden dort mit WarschauersWarschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884)Warschauer, Marie Josephine (1822-1891) zusammentreffen. Ich küße meinen SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898).

[Lea Mendelssohn Bartholdy]
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) d 13 Juli 40

Abermals aus Berlin schreibe ich Dir, liebste Fanny, aber diesmal leider ohne meine bessre Hälfte. Deinen lieben Brief erhielt ich grade mitten im ärgsten trouble des Buchdruckerfestes400-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst 1840LeipzigDeutschland; die Zeitungen haben Dir gewiß davon erzählt, aber was sie nicht erzählt haben, war daß MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861), BenniMendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874) und RosaMendelssohn, Rosamunde Ernestine Pauline (Rosa) (1804-1883) bei uns wohnten, eine Unmasse andrer Fremden den ganzen Tag sich außerdem ablös’te, und daß ich mit Proben und Einstudiren meiner Musik ganz toll im Kopf gemacht wurde. Diese Musik ist eine Symphonie für Chor und Orchester, in b dur)<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0ulcp5az-fbbx-kxtd-3s3x-famfxt1ftmu9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name>; wann und wo werde ich sie Dir vorspielen? Noch immer sind unsre Sommerpläne nicht entschieden; in den nächsten Tagen muß ich bestimmt nach England schreiben, ob ich Mitte August dahin reise, oder nicht – ich hoffe und wünsche eigentlich das Letztere; doch werde ich mich, wie gesagt, erst in Leipzig bestimmt entscheiden. Bis zu dieser Zeit bleiben wir aber gewiß in Leipzig, und die einzige Abwesenheit, die wir machen würden, könnte eine Woche in Dresden sein, das ist aber jetzt durch die Eisenbahn ziemlich dasselbe, und in jedem Fall hoffe ich daß wir uns bei Eurer Rückreise sehn. Bis Mitte August trifft mich jeder Brief nach Leipzig adressirt. Nun schreib ihn bald und sag daß Ihr kommt und wann. Verzeih die verwirrten Zeilen; eine durchreis’te Nacht, viele durchschwärmte, und das ganze Schweriner Musikfest2. Norddeutsches Musikfest (1840)SchwerinDeutschland brummt mir im Kopf. Küß und grüß SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) und HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) aufs herzlichste von mir und bleib [gut] Deinem

Felix.
            Berlin d. 13ten Juli. Hier ist ein Lebenszeichen, wir dachten immer, es würde noch Contreordre kommen, Neapel hätte wieder neue Zugpflaster angelegt. Gut daß es nicht so ist. Hier ist es heut lustig, Felix und David sind vor einer Stunde, es ist 10 Uhr Morgens, angekommen, retour vom Schweriner Musikfest, wohnen beide hier und bleiben einige Tage, da wollen wir uns recht mit Musik füttern. Sie sind entzückt vom Schweriner Fest, vom Großherzog, der für alle Musiker alle Mittag hat kochen lassen, und trotz Trauer erst incog. dann cog. mitgegessen; von der Löwe, ihrem Gesang und ihrer Liebenswürdigkeit, und erzählten in Abwesenheit der Frauen viel von allen succés, jetzt machen sie Toilette, dann geht David zu Liphart, und dann soll Felix sich anhängen. Daß in der Geschwindigkeit schon das Musikfest, Buchdruckerei, alte und neue König, Louis Drucker und alle Berlinereien durchgenommen sind, dafür kennst du uns. Erzähle es aber nicht den Genuesern, daß Felix da ist, denn wir haben beschlossen, ihn ein strenges incog. beobachten zu lassen, sonst kommt Herr Wolf und Hr. Fürst und das ganze Orchester uns über den Hals.
Gestern haben Dirichlet und Woringen eine schöne Partie gemacht. Ich weiß nicht ob sich die Nachricht von einem Steglitzer Volkstheater bis nach den hesperischen Gefilden verbreitet hat, aber solches existirt, und unser vormaliger Otto ist dort unter dem Namen Walter aufgetreten. Den zu sehen sind die Beiden gestern herausgefahren, und erzählen Wunder von dem Theater und dem Publikum. Letzteres spielt und schreit unaufhölich mit, sehr gemein und sehr witzig. Für Wor. ist das das Wahre, ich glaube er hat mit Mühe widerstanden auf die Bretter zu springen.
Macht nun, daß ihr wiederkommt, das Schreiben wird mir sehr sauer, ich muß mir bald einen Einschnitt in den Secretair machen lassen. Es ist mir ein äußerst behagliches Gefühl, daß wir nun schon Wochen bis zum Wiedersehn zählen, bald werden es Tage, und mit Gottes Hülfe die auch vergehen. Ihr habt aber eine feine Nase, gerade diesen Sommer nicht hier zu seyn. Nur zwei Abende haben wir im Freien bleiben können, immer ist es kalt und naß. Meine Zähne halten sich aber ziemlich, überhaupt bin ich ganz erträglich wohl und auf den Beinen, nur die Schreibattitüde behagt mir nicht, malen geht viel besser, denn da wird sich, wie die Gräfin Molke sagt, in einen Lehnstuhl geschmissen und der Teller vorgehalten.
Adieu, ihr lieben Rückreisenden. Sebastian kann ich versichern, daß seine Beschreibung des Vesuv mir einen erhabenen, imposanten und gruseligen Eindruck gemacht hat. Aber euer Balcon der hat mirs angethan, den hätte ich sobald nicht verlassen. Gut, dass ihr nicht solche Sybariten seyd. Adieu,
Rebecka Lejeune Dirichlet
Vor lauter Erwartung und plaisir habe ich die Nacht wenig geschlafen, lieber Famus! Denn gestern kam Felixens Verkündigung. Du glaubst nicht, wie frisch und fröhlich und kurzweilig die lustigen Mußikanten (sagt Beckchen) sind und welche belebende Kraft sie ausüben. Heut aßen wir mit Pauls hier zusammen, morgen bei Beckchen, die sich (unbeschrieen) sehr gut befindet. Felix hat sich zwar nur auf 1 Tag gemeldet, da er aber seine Wäsche eben zur la vache befördern läßt, wird er uns hoffentlich etwas länger bleiben, und wenn David seinen Ohrenrheumatismus im rußischen Bade verschwitzt hat, wollen sie uns viel Musik machen. Es geht nichts über die deutschen Nester, was Musik betrifft: Denkt Euch, daß der Großherzog 40 Betten aus dem Schloß und wer weiß wie viel Flaschen champagner geliefert, daß er ein schönes Theatergebäude und Koncertsaal hat und Felix versicherte, er hätte sich nie so amusirt. Von Steglitz muß ich Dir noch erzählen, daß einer aus dem Publikum rief, als die Thür oft geworfen wurde, was ist das für ’ne Thürquälerei! – Nun mein Herz! soll unser Felix ein paar Worte schreiben. Lebt wohl und glücklich und nehmts uns nicht übel, dass wir Euch so abscheuliches Wetter machen: Wir … mich vor Hensels Schimpfen und Brummen über unser Klima! – Mariane erwartet ihre Niederkunft noch in diesem Monat; Herrmann und Adolph sind gestern mit Schnellpost zur Ueberraschung nach Horchheim allein gereist und werden dort mit Warschauers zusammentreffen. Ich küße meinen Sebastian.
Lea Mendelssohn Bartholdy
d 13 Juli 40 Abermals aus Berlin schreibe ich Dir, liebste Fanny, aber diesmal leider ohne meine bessre Hälfte. Deinen lieben Brief erhielt ich grade mitten im ärgsten trouble des Buchdruckerfestes; die Zeitungen haben Dir gewiß davon erzählt, aber was sie nicht erzählt haben, war daß Mühlenfels, Benni und Rosa bei uns wohnten, eine Unmasse andrer Fremden den ganzen Tag sich außerdem ablös’te, und daß ich mit Proben und Einstudiren meiner Musik ganz toll im Kopf gemacht wurde. Diese Musik ist eine Symphonie für Chor und Orchester, in b dur) ; wann und wo werde ich sie Dir vorspielen? Noch immer sind unsre Sommerpläne nicht entschieden; in den nächsten Tagen muß ich bestimmt nach England schreiben, ob ich Mitte August dahin reise, oder nicht – ich hoffe und wünsche eigentlich das Letztere; doch werde ich mich, wie gesagt, erst in Leipzig bestimmt entscheiden. Bis zu dieser Zeit bleiben wir aber gewiß in Leipzig, und die einzige Abwesenheit, die wir machen würden, könnte eine Woche in Dresden sein, das ist aber jetzt durch die Eisenbahn ziemlich dasselbe, und in jedem Fall hoffe ich daß wir uns bei Eurer Rückreise sehn. Bis Mitte August trifft mich jeder Brief nach Leipzig adressirt. Nun schreib ihn bald und sag daß Ihr kommt und wann. Verzeih die verwirrten Zeilen; eine durchreis’te Nacht, viele durchschwärmte, und das ganze Schweriner Musikfest brummt mir im Kopf. Küß und grüß Sebastian und Hensel aufs herzlichste von mir und bleib gut Deinem
Felix.          
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(Teildruck, Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1840-07-13" xml:id="date_853af1b1-6111-4029-a923-32c72aa73fa5">13. Juli 1840</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_b97f9987-094b-4902-97ae-82f50341473e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_495ccdae-283a-44e4-9a91-a2306d1f3e88">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_71f4d7b5-a79a-4e0f-bf43-b9c70323bc47">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_84a7b851-8da5-4508-8173-b1dd3c0f955e"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0111893" resp="receiver" xml:id="persName_b2f4d070-2942-4648-927d-6a3c56db358e">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_09670fda-11eb-478a-a678-99ed18bc5cf3"> <settlement key="STM0100179">Genua</settlement><country>Italien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> <language ident="fr">französisch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_4ae55201-2f76-497d-ae0f-ac60c2d7254d"> <head> <address> <addrLine>a Monsieur Guillaume Hensel</addrLine> <addrLine>professeur de l’académie des beaux arts de Berlin</addrLine> <addrLine>et peintre du roi de Prusse</addrLine> <addrLine>Gênes</addrLine> <addrLine>poste restante</addrLine> <addrLine>port payé jusqu’à</addrLine> <addrLine>la frontière<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_7493a68d-0147-43f1-9f0b-082993d471f1" xml:lang="fr ">Handschrift Adresse: Lea Mendelssohn Bartholdy</note></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_856c5a34-b827-4729-821b-6a82bbaf0cec"> <docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin d. <date cert="high" when="1840-07-13" xml:id="date_0e4a0b13-23ed-4a95-9b4f-78e45c148a99">13ten Juli</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Hier ist ein Lebenszeichen, wir dachten immer, es würde noch Contreordre kommen, Neapel hätte wieder neue Zugpflaster angelegt. Gut daß es nicht so ist. Hier ist es heut lustig, Felix und <persName xml:id="persName_5dbf9fdf-d1e8-4c79-bfda-052d397b2651">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> sind vor einer Stunde, es ist 10 Uhr Morgens, angekommen, retour vom <placeName xml:id="placeName_dd23bf4a-d6e0-4f98-997a-4c7b50f0534a">Schweriner Musikfest<name key="NST0103815" style="hidden" subtype="" type="institution">2. Norddeutsches Musikfest (1840)</name><settlement key="STM0103812" style="hidden" type="locality">Schwerin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wohnen beide hier und bleiben einige Tage, da wollen wir uns recht mit Musik füttern. Sie sind entzückt vom <placeName xml:id="placeName_d299aa5b-1437-4ef8-a639-3c07bf383a23">Schweriner Fest<name key="NST0103815" style="hidden" subtype="" type="institution">2. Norddeutsches Musikfest (1840)</name><settlement key="STM0103812" style="hidden" type="locality">Schwerin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, vom <persName xml:id="persName_94dc7eb0-ddaa-47c8-8573-4bfb74909310">Großherzog<name key="PSN0113165" style="hidden">Mecklenburg-Schwerin, Paul Friedrich von (1800-1842)</name></persName>, der für alle Musiker alle Mittag hat kochen lassen, und trotz Trauer erst incog. dann cog. mitgegessen; von der <persName xml:id="persName_f67220d2-e196-4105-a406-9734a97e8407">Löwe<name key="PSN0112915" style="hidden">Loewe, Sophie (Sofia) Johanna Christine (1812-1866)</name></persName>, ihrem Gesang und ihrer Liebenswürdigkeit, und erzählten in Abwesenheit der Frauen viel von allen succés, jetzt machen sie Toilette, dann geht <persName xml:id="persName_6149967b-dc73-4c80-86aa-7e0e0734b4e1">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> zu <persName xml:id="persName_01f72cee-c8f4-4658-a90b-67966443221f">Liphart<name key="PSN0112882" style="hidden">Liphart, Karl Eduard Baron von (1808-1891)</name></persName>, und dann soll Felix sich anhängen. Daß in der Geschwindigkeit schon das <placeName xml:id="placeName_947f04f2-b19b-44d6-a396-c5f4cf7b261a">Musikfest<name key="NST0103815" style="hidden" subtype="" type="institution">2. Norddeutsches Musikfest (1840)</name><settlement key="STM0103812" style="hidden" type="locality">Schwerin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <placeName xml:id="placeName_ed37a4f1-a277-4a63-919c-f07aa53adec1">Buchdruckerei<name key="NST0103712" style="hidden" subtype="" type="institution">400-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst 1840</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <persName xml:id="persName_298c67b6-8a03-419b-8d90-1ae4e3b2c1f8">alte<name key="PSN0113989" style="hidden">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f7b14c2f-42bf-412f-a913-a074bdbe6ba8">neue König<name key="PSN0113990" style="hidden">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName>, <persName xml:id="persName_31bc4443-ff73-4fe4-8eaa-aad9eb9559ee">Louis Drucker<name key="PSN0110755" style="hidden">Drucker, Louis</name></persName> und alle Berlinereien durchgenommen sind, dafür kennst du uns. Erzähle es aber nicht den Genuesern, daß Felix da ist, denn wir haben beschlossen, ihn ein strenges incog. beobachten zu lassen, sonst kommt Herr <persName xml:id="persName_cff53bda-d1f9-4721-b906-32f48218997e">Wolf<name key="PSN0115851" style="hidden">Wolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856)</name></persName> und Hr. <persName xml:id="persName_7134b09a-e00c-4629-bd41-0177609e1326">Fürst<name key="PSN0111259" style="hidden">Fürst, Joseph (1794-1859)</name></persName> und das ganze <placeName xml:id="placeName_ed6d1e62-da62-46e6-8d16-191c80f368ea">Orchester<name key="NST0100406" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Hofkapelle</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> uns über den Hals.</p> <p>Gestern haben <persName xml:id="persName_dbab85f4-340c-4006-a0f8-55b5ee53790d">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_acda641e-51d5-4d32-a7dc-2817f3c91b3a">Woringen<name key="PSN0115879" style="hidden">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> eine schöne Partie gemacht. Ich weiß nicht ob sich die Nachricht von einem <placeName xml:id="placeName_5bbe86ee-40f5-40f2-a7a9-0917a0f7c7c8">Steglitzer Volkstheater<name key="NST0103817" style="hidden" subtype="" type="institution">Sommer-Theater</name><settlement key="STM0103303" style="hidden" type="locality">Steglitz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bis nach den hesperischen Gefilden verbreitet hat, aber solches existirt, und unser vormaliger Otto ist dort unter dem Namen Walter aufgetreten. Den zu sehen sind die Beiden gestern herausgefahren, und erzählen Wunder von <hi rend="underline">dem</hi> Theater und <hi rend="underline">dem</hi> Publikum. Letzteres spielt und schreit unaufhölich mit, sehr gemein und sehr witzig. Für <persName xml:id="persName_19016008-6705-43e7-b2b2-50913797ffb4">Wor.<name key="PSN0115879" style="hidden">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> ist das das Wahre, ich glaube <persName xml:id="persName_61c63f65-bcd4-4d07-a83f-16ce575c69c1">er<name key="PSN0115879" style="hidden">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> hat mit Mühe widerstanden auf die Bretter zu springen.</p> <p>Macht nun, daß ihr wiederkommt, das Schreiben wird mir sehr sauer, ich muß mir bald einen Einschnitt in den Secretair machen lassen. Es ist mir ein äußerst behagliches Gefühl, daß wir nun schon Wochen bis zum Wiedersehn zählen, bald werden es Tage, und mit Gottes Hülfe die auch vergehen. Ihr habt aber eine feine Nase, gerade diesen Sommer nicht hier zu seyn. Nur zwei Abende haben wir im Freien bleiben können, immer ist es kalt und naß. Meine Zähne halten sich aber ziemlich, überhaupt bin ich ganz erträglich wohl und auf den Beinen, nur die Schreibattitüde behagt mir nicht, malen geht viel besser, denn da wird sich, wie die Gräfin <persName xml:id="persName_18868cc7-0d22-48f1-b19b-261bcde07a7b">Molke<name key="PSN0113106" style="hidden">Marwitz, Charlotte Gräfin von der (1780-1848)</name></persName> sagt, in einen Lehnstuhl geschmissen und der Teller vorgehalten. </p> <p>Adieu, ihr lieben Rückreisenden. <persName xml:id="persName_80bd42de-c07a-4aa9-a2cf-00f8e497aec5">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> kann ich versichern, daß seine Beschreibung des Vesuv mir einen erhabenen, imposanten und gruseligen Eindruck gemacht hat. Aber euer Balcon der hat mirs angethan, den hätte ich sobald nicht verlassen. Gut, dass ihr nicht solche Sybariten seyd. <seg type="closer" xml:id="seg_19ca0a4b-373b-4621-939d-2412d797401c">Adieu,</seg></p> <signed rend="right">[Rebecka Lejeune Dirichlet]</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_17ed82ed-8498-438a-9bbd-6341886ffde2"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_a0a98a7c-001f-4bc5-bd8d-bacc2ff07f1e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_e716862c-885e-434b-9321-a38d1d9e99a3">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Vor lauter Erwartung und plaisir habe ich die Nacht wenig geschlafen, <seg type="salute">lieber Famus!</seg> Denn gestern kam Felixens Verkündigung. Du glaubst nicht, wie frisch und fröhlich und kurzweilig die lustigen Mu<hi rend="underline">ß</hi>ikanten (sagt Beckchen) sind und welche belebende Kraft sie ausüben. Heut aßen wir mit <persName xml:id="persName_28708234-8a54-46af-ba2f-f658e8619295">Pauls<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hier zusammen, morgen bei Beckchen, die sich (unbeschrieen) sehr gut befindet. Felix hat sich zwar nur auf 1 Tag gemeldet, da er aber seine Wäsche eben zur la vache befördern läßt, wird er uns hoffentlich etwas länger bleiben, und wenn <persName xml:id="persName_7557264f-548a-4d75-9419-dd3004424987">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> seinen Ohrenrheumatismus im rußischen Bade verschwitzt hat, wollen sie uns viel Musik machen. Es geht nichts über die deutschen Nester, was Musik betrifft: Denkt Euch, daß der <persName xml:id="persName_b79da1d3-7d5a-4ce3-955c-dcd19715d526">Großherzog<name key="PSN0113165" style="hidden">Mecklenburg-Schwerin, Paul Friedrich von (1800-1842)</name></persName> 40 Betten aus dem Schloß und wer weiß wie viel Flaschen champagner geliefert, daß er ein schönes Theatergebäude und Koncertsaal hat und Felix versicherte, er hätte sich nie so amusirt. Von <placeName xml:id="placeName_658f31c5-e3aa-4028-94da-857183293ca9">Steglitz<name key="NST0103817" style="hidden" subtype="" type="institution">Sommer-Theater</name><settlement key="STM0103303" style="hidden" type="locality">Steglitz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> muß ich Dir noch erzählen, daß einer aus dem Publikum rief, als die Thür oft geworfen wurde, was ist das für ’ne Thürquälerei! – Nun mein Herz! soll unser Felix ein paar Worte schreiben. Lebt wohl und glücklich und nehmts uns nicht übel, dass wir Euch so abscheuliches Wetter machen: Wir […] mich vor <persName xml:id="persName_c68dd821-c296-46c0-a967-754e19f17478">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> Schimpfen und Brummen über unser Klima! – <persName xml:id="persName_c279afba-f0d6-46ef-a127-abc03b7ac562">Mariane<name key="PSN0113230" style="hidden">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> erwar[tet ihre Nie]derkunft noch in diesem Monat; <persName xml:id="persName_cb73c68f-d4b6-4402-ab8f-37ab7a10542a">Herrmann<name key="PSN0113226" style="hidden">Mendelssohn, Hermann Joseph Ernst (1824-1891)</name></persName> und <persName xml:id="persName_14c62be6-e8ca-4bf0-8e34-97992c844e9a">Adolph<name key="PSN0113212" style="hidden">Mendelssohn, Adolph Georg Carl (1826-1851)</name></persName> sind gestern mit Schnellpost zur Ueber[ras]chung nach Horchheim allein gereist und werden dort mit <persName xml:id="persName_112eba6c-6447-49df-9a66-142536ad52d0">Warschauers<name key="PSN0115632" style="hidden">Warschauer, Robert Wilhelm Adolph (1816-1884)</name><name key="PSN0118570" style="hidden">Warschauer, Marie Josephine (1822-1891)</name></persName> zusammentreffen. Ich küße meinen <persName xml:id="persName_adcf536d-b604-49d7-b257-ba75dce5103f">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName>.</p> <signed rend="right">[Lea Mendelssohn Bartholdy]</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_048ef19c-f11e-4d6f-bba8-eb1239e57024"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">d <date cert="high" when="1840-07-13" xml:id="date_25e3739f-a5fd-42c3-845c-7cb5b232267f">13 Juli 40</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Abermals aus Berlin schreibe ich Dir, <seg type="salute">liebste Fanny</seg>, aber diesmal leider ohne meine bessre Hälfte. Deinen lieben Brief erhielt ich grade mitten im ärgsten trouble des <placeName xml:id="placeName_2d901179-f493-40e7-b110-5b26b705b4ee">Buchdruckerfestes<name key="NST0103712" style="hidden" subtype="" type="institution">400-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst 1840</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; die Zeitungen haben Dir gewiß davon erzählt, aber was sie nicht erzählt haben, war daß <persName xml:id="persName_7449f833-49f7-44ac-96cb-bd1ca4d97344">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>, <persName xml:id="persName_257cb8b2-3bb3-4e3f-ac30-80c41419619d">Benni<name key="PSN0113222" style="hidden">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_7926a943-f714-4e84-bbd3-8fad693e359b">Rosa<name key="PSN0113237" style="hidden">Mendelssohn, Rosamunde Ernestine Pauline (Rosa) (1804-1883)</name></persName> bei uns wohnten, eine Unmasse andrer Fremden den ganzen Tag sich außerdem ablös’te, und daß ich mit Proben und Einstudiren meiner Musik ganz toll im Kopf gemacht wurde. Diese Musik ist eine Symphonie <hi rend="underline">für</hi> Chor und Orchester, <title xml:id="title_f2070c7f-8084-44e5-a2fc-30540a6af3d9">in b dur)<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0ulcp5az-fbbx-kxtd-3s3x-famfxt1ftmu9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title>; wann und wo werde ich sie Dir vorspielen? Noch immer sind unsre Sommerpläne nicht entschieden; in den nächsten Tagen muß ich bestimmt nach England schreiben, ob ich Mitte August dahin reise, oder nicht – ich hoffe und wünsche eigentlich das Letztere; doch werde ich mich, wie gesagt, erst in Leipzig bestimmt entscheiden. Bis zu dieser Zeit bleiben wir aber gewiß in Leipzig, und die einzige Abwesenheit, die wir machen würden, könnte eine Woche in Dresden sein, das ist aber jetzt durch die Eisenbahn ziemlich dasselbe, und in jedem Fall hoffe ich daß wir uns bei Eurer Rückreise sehn. Bis Mitte August trifft mich jeder Brief nach Leipzig adressirt. Nun schreib ihn bald und sag daß Ihr kommt und wann. Verzeih die verwirrten Zeilen; eine durchreis’te Nacht, viele durchschwärmte, und das ganze <placeName xml:id="placeName_d40063e4-1672-4983-910f-390d06e4c5ff">Schweriner Musikfest<name key="NST0103815" style="hidden" subtype="" type="institution">2. Norddeutsches Musikfest (1840)</name><settlement key="STM0103812" style="hidden" type="locality">Schwerin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> brummt mir im Kopf. Küß und grüß <persName xml:id="persName_319e8404-ed20-45b6-90b3-5de219c61cea">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> und <persName xml:id="persName_20244301-d9a8-4273-aa0c-25f146fd91c5">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> aufs herzlichste von mir <seg type="closer" xml:id="seg_469773dc-50e8-4d65-8f49-2094f01c1f3e">und bleib [gut] Deinem</seg></p> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body> </text></TEI>