fmb-1840-05-24-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb/>Weimar, 24. Mai 1840 Mein Wort halten und Dir von hier aus ein Lebenszeichen geben muß ich; heut vor 8 Tagen war Morgens die Musik im blauen Saal, und um dieselbe Zeit ist heut die erste Generalprobe im Stadthause Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 2728

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IV/434. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Weimar, 24. Mai 1840 Mein Wort halten und Dir von hier aus ein Lebenszeichen geben muß ich; heut vor 8 Tagen war Morgens die Musik im blauen Saal, und um dieselbe Zeit ist heut die erste Generalprobe im Stadthause

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

24. Mai 1840 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) WeimarDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) BerlinDeutschland deutsch
An Mme. Mendelssohn Bartholdy. in Berlin Leipziger Straße no. 3.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Weimar d. 24 Mai 1840 Liebe Mutter

Mein Wort halten und Dir von hier aus ein Lebenszeichen geben muß ich; heut vor 8 Tagen war Morgens die Musik im blauen Saal, und um dieselbe Zeit ist heut die erste Generalprobe im StadthauseStadthausWeimarDeutschland – da liegen schon wieder eine Menge Meilen und Tage dazwischen. – Hab ich mich denn schon ordentlich bedankt für alles Liebe und Gute, das Du uns während des Berliner Aufenthalts erwiesen hast? Versucht hab ichs wohl im vorigen Brief, aber es ist nicht recht gegangen; und geht auch heut wohl nicht, wie ichs möchte. Du weißt schon.

Von Leipzig hieher bin ich in einem Regenschauer gefahren, der unaufhörlich stürmte und die Fenster rüttelte; ich saß in meinem entsetzlichen Fußsack, und im Überrock und Mantel, und hatte nicht zu warm. Blieb übrigens im Wagen sitzen, von dort bis hier, außer in Naumburg wo ich MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) auf einem Caffeehause aufsuchte, und ihn unter einer Menge Nachmittagsrauchern, in einer gräßlichen Tabackswolke, kartenspielend, mit Zeitungen auf den Tischen und Kaffeetassen, also in ächt philiströser Umgebung antraf; aber er selbst frisch, lebendig, unverändert, wie immer. Die Umgebung thät es eben nicht. Er frug aufs theilnehmendste nach Euch allen und nach HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H., die Paar Minuten die ich mit ihm zubrachte stimmten mich froh für den Rest der ganzen Reise, und ich habe ihm versprochen auf dem Rückweg einen Tag bei ihm zuzubringen, auf den ich mich schon jetzt freue.

Hier hat Alles den besten Willen, und kommt meinen Wünschen aufs freundlichste entgegen. Wohin ich gehe habe ich 2-3 Musikdirectoren um mich, die mir die Cicerones machen, und dann im Orchester mitspielen, wo es fehlt. Aber, o Gott, was ist es für ein enges, kleines, dürftiges Örtchen! Mich wunderts daß sie sich Abends die Hosen ausziehn dürfen, ohne Erlaubniß des Obermarschalls, oder ohne Verbot des Generalsuperintendenten. Aller Ernst gehört dem letzteren, und aller Spas dem ersteren, und die erlauben nicht die kleinste Contrebande. Dabei scheints allen so schlecht zu gehn, und haben so wenig zu essen, und klagen so. Der Chor singt mit großem Eifer, und sie schreien sich die Seele aus dem Leibe; aber über jedes Viertel zanken sich 4 Musikdirectoren, und dirigiren alle zugleich, daß dem Chor zu Muth ist, wie einem Pferd das man im Maul reißt; der eine sagt, „halten sie aus bis ich den Arm aufhebe!“ Schon viel zu lang! sagt der Andre. „Gefällt ihnen denn dies Tempo?“ frägt der Dritte „Noch einmal von vorn“ sagt der vierte – mir war im Anfang ganz schwindlig, übe[r] die verschiednen Ja’s, die ich während der Musik, in der Eile sagen mußte um zuhören zu können. O Hast! Hast! Hast! – Wohl mags GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) und SchillerSchiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805) und all denen Recht gewesen sein; denn sie konnten hier so unbesorgt schalten, wie auf dem Lande, und waren doch so und so viel Häuser, und Menschen, und Thaler zu ihrer Disposition. Aber nun sind sie lange weg. Von meinen früheren Bekannten finde ich nur UlrikePogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875); alle andern sind abwesend; alle Goethes in WienGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)Goethe, Wolfgang Walther vonGoethe, Alma Sedina Henriette Cornelia von (1827-1844)Goethe, Maximilian Wolfgang von (seit 1859) Freiherr von (1820-1883); der Kanzler MüllerMüller, Friedrich Theodor Adam Heinrich (seit 1806/07) von (1779-1849) krank – so treibe ich mich an den alten wohlbekannten Orten umher, und an das ehemals darf keiner denken, der in Weimar wohnt. Dinstag um 4 Nachmittag ist die Aufführung in der KircheSt. Peter und Paul (Stadtkirche)WeimarDeutschland; der GeneralsuperintendentRöhr, Johann Friedrich (1777-1848) hats erlaubt. Das ist derselbe, der im vorigen Jahr den Papst todtgeschlagen hat, in einer großen Rede – habt Ihr nicht auch davon gehört? Jetzt kommen wieder einige Musikdirectoren und holen mich zur Probe ab; zum Glück ist ChelardChelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789-1861) noch nicht hier, sonst wär die verkehrte Welt au comble. Freitag denke ich spätestens wieder bei der CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) zu sein. Nun lebwohl, liebste Mutter Grüß BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859), WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887), und die PaulsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) aufs Herzlichste Für heut Lebwohl

Dein Felix.
            Weimar d. 24 Mai 1840 Liebe Mutter
Mein Wort halten und Dir von hier aus ein Lebenszeichen geben muß ich; heut vor 8 Tagen war Morgens die Musik im blauen Saal, und um dieselbe Zeit ist heut die erste Generalprobe im Stadthause – da liegen schon wieder eine Menge Meilen und Tage dazwischen. – Hab ich mich denn schon ordentlich bedankt für alles Liebe und Gute, das Du uns während des Berliner Aufenthalts erwiesen hast? Versucht hab ichs wohl im vorigen Brief, aber es ist nicht recht gegangen; und geht auch heut wohl nicht, wie ichs möchte. Du weißt schon.
Von Leipzig hieher bin ich in einem Regenschauer gefahren, der unaufhörlich stürmte und die Fenster rüttelte; ich saß in meinem entsetzlichen Fußsack, und im Überrock und Mantel, und hatte nicht zu warm. Blieb übrigens im Wagen sitzen, von dort bis hier, außer in Naumburg wo ich Mühlenfels auf einem Caffeehause aufsuchte, und ihn unter einer Menge Nachmittagsrauchern, in einer gräßlichen Tabackswolke, kartenspielend, mit Zeitungen auf den Tischen und Kaffeetassen, also in ächt philiströser Umgebung antraf; aber er selbst frisch, lebendig, unverändert, wie immer. Die Umgebung thät es eben nicht. Er frug aufs theilnehmendste nach Euch allen und nach Hensels, die Paar Minuten die ich mit ihm zubrachte stimmten mich froh für den Rest der ganzen Reise, und ich habe ihm versprochen auf dem Rückweg einen Tag bei ihm zuzubringen, auf den ich mich schon jetzt freue.
Hier hat Alles den besten Willen, und kommt meinen Wünschen aufs freundlichste entgegen. Wohin ich gehe habe ich 2-3 Musikdirectoren um mich, die mir die Cicerones machen, und dann im Orchester mitspielen, wo es fehlt. Aber, o Gott, was ist es für ein enges, kleines, dürftiges Örtchen! Mich wunderts daß sie sich Abends die Hosen ausziehn dürfen, ohne Erlaubniß des Obermarschalls, oder ohne Verbot des Generalsuperintendenten. Aller Ernst gehört dem letzteren, und aller Spas dem ersteren, und die erlauben nicht die kleinste Contrebande. Dabei scheints allen so schlecht zu gehn, und haben so wenig zu essen, und klagen so. Der Chor singt mit großem Eifer, und sie schreien sich die Seele aus dem Leibe; aber über jedes Viertel zanken sich 4 Musikdirectoren, und dirigiren alle zugleich, daß dem Chor zu Muth ist, wie einem Pferd das man im Maul reißt; der eine sagt, „halten sie aus bis ich den Arm aufhebe!“ Schon viel zu lang! sagt der Andre. „Gefällt ihnen denn dies Tempo?“ frägt der Dritte „Noch einmal von vorn“ sagt der vierte – mir war im Anfang ganz schwindlig, über die verschiednen Ja’s, die ich während der Musik, in der Eile sagen mußte um zuhören zu können. O Hast! Hast! Hast! – Wohl mags Goethe und Schiller und all denen Recht gewesen sein; denn sie konnten hier so unbesorgt schalten, wie auf dem Lande, und waren doch so und so viel Häuser, und Menschen, und Thaler zu ihrer Disposition. Aber nun sind sie lange weg. Von meinen früheren Bekannten finde ich nur Ulrike; alle andern sind abwesend; alle Goethes in Wien; der Kanzler Müller krank – so treibe ich mich an den alten wohlbekannten Orten umher, und an das ehemals darf keiner denken, der in Weimar wohnt. Dinstag um 4 Nachmittag ist die Aufführung in der Kirche; der Generalsuperintendent hats erlaubt. Das ist derselbe, der im vorigen Jahr den Papst todtgeschlagen hat, in einer großen Rede – habt Ihr nicht auch davon gehört? Jetzt kommen wieder einige Musikdirectoren und holen mich zur Probe ab; zum Glück ist Chelard noch nicht hier, sonst wär die verkehrte Welt au comble. Freitag denke ich spätestens wieder bei der Cécile zu sein. Nun lebwohl, liebste Mutter Grüß Beckchen, Dirichlet, Walter, und die Pauls aufs Herzlichste Für heut Lebwohl
Dein
Felix.          
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Dabei scheints allen so schlecht zu gehn, und haben so wenig zu essen, und klagen so. Der Chor singt mit großem Eifer, und sie schreien sich die Seele aus dem Leibe; aber über jedes Viertel zanken sich 4 Musikdirectoren, und dirigiren alle zugleich, daß dem Chor zu Muth ist, wie einem Pferd das man im Maul reißt; der eine sagt, „halten sie aus bis ich den Arm aufhebe!“ Schon viel zu lang! sagt der Andre. „Gefällt ihnen denn dies Tempo?“ frägt der Dritte „Noch einmal von vorn“ sagt der vierte – mir war im Anfang ganz schwindlig, übe[r] die verschiednen Ja’s, die ich während der Musik, in der Eile sagen mußte um zuhören zu können. O Hast! Hast! 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Dinstag um 4 Nachmittag ist die Aufführung in der <placeName xml:id="placeName_0360ef55-a1a9-4a1c-aac5-b6d1503dea52">Kirche<name key="SGH0100492" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Peter und Paul (Stadtkirche)</name><settlement key="STM0100134" style="hidden" type="">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; der <persName xml:id="persName_ea983257-4c3f-499b-82ed-7948e5f43576">Generalsuperintendent<name key="PSN0114266" style="hidden">Röhr, Johann Friedrich (1777-1848)</name></persName> hats erlaubt. Das ist derselbe, der im vorigen Jahr den Papst todtgeschlagen hat, in einer großen Rede – habt Ihr nicht auch davon gehört? Jetzt kommen wieder einige Musikdirectoren und holen mich zur Probe ab; zum Glück ist <persName xml:id="persName_2e114dc1-e4af-460c-9438-bc282061dae6">Chelard<name key="PSN0110359" style="hidden">Chelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789-1861)</name></persName> noch nicht hier, sonst wär die verkehrte Welt au comble. Freitag denke ich spätestens wieder bei der <persName xml:id="persName_26df9b02-0124-44d1-a16a-38f57f092c31">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> zu sein. Nun lebwohl, liebste Mutter Grüß <persName xml:id="persName_66d473ed-06f6-4abf-8928-79d29e206f25">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_27f312a9-2d4b-41ed-8eff-28897c857085">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName>, <persName xml:id="persName_6c514d8e-7a57-40c6-b7b1-c433ea41fd9d">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, und die <persName xml:id="persName_f6308341-9394-4e1a-ae01-0556196e967d">Pauls<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name><name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> aufs Herzlichste <seg type="closer" xml:id="seg_86d6ff88-49b9-4d25-aec5-623f33804d3d">Für heut Lebwohl</seg></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body> </text></TEI>