fmb-1840-02-26-04

            Leipzig d. 26 Febr. 1840 Eines hochgeehrten
verehrliches Schreiben vom 21sten habe ich empfangen, und sage für die verschiednen mir ehrenvollen Beweise von Freundlichkeit, die es enthält, meinen besten Dank. Was die Theilung der Direction betrifft, so wiederhole ich, daß ich mich Ihren Bestimmungen darüber gern fügen werde, nur wünsche ich dringend, daß keinem der Künstler, deren Sie erwähnen, dadurch zu nahe getreten werden möge. Soll ich, wie Sie schreiben, den Paulus und die Schöpfung dirigiren, so wäre es vielleicht das Beste den ganzen zweiten Tag an die andern Herren zu vertheilen; ich kann keine besonderen Vorschläge in dieser Hinsicht machen, da ich ihre persönliche Bekanntschaft, wie gesagt, noch nicht gemacht habe, und also nicht weiß, welche Stücke vorzugsweise dem einen oder dem andern zusagen würden. Mehr als 2 Tage würde ich nicht gern dirigiren, weil es sonst für mich, wie Sie selbst erwähnen, zu anstrengend wird, und noch mehr aus oben erwähntem Grunde.
Herr C. M. David hat gleichzeitig mit mir ein Schreiben von Ihnen erhalten, und wie er mir sagte, war seine Absicht Ihre freundliche Einladung anzunehmen wenn es die Verhältnisse nur irgend erlaubten.
Eine Sopransängerinn kann ich Ihnen leider nicht vorschlagen, da die guten, die mir bekannt sind und mit denen Sie in Verbindung treten könnten, um die Zeit Ihres Festes nicht disponibel sind. Dies thut mir um so mehr leid; als dieser Punct einer der wichtigsten für das Gelingen des Ganzen ist. Doch hoffe ich es werde Ihnen noch glücken diese Hauptstelle genügend auszufüllen; sind denn in Hamburg oder in Ihrer unmittelbaren Nähe keine dazu befähigten Sängerinnen? Die hiesige prima donna des Theaters, Dem. Schlegel, ist zwar durchaus keine vollendete Künstlerinn, und ich würde sie Ihnen als Concertsängerinn kaum empfehlen können; da sie jedoch im vergangnen Jahre in Berlin und Dresden außerordentlich gefallen hat, auch eine sehr klangreiche schöne Stimme besitzt und nebenbei jung und hübsch ist, so wäre doch vielleicht mit ihr der Versuch zu machen, im Fall sich in Ihrer Umgebung keine passendere Acquisition findet. Ich bitte Sie natürlich diesen Punct, sowie alle übrigen in unsrer Correspondenz vorkommenden nur als eine vertrauliche Mittheilung zu betrachten, und meine Aeußerungen, die ich Ihnen so aufrichtig wie mir selbst sage, nur denen mitzutheilen, die bei der Sache selbst thätig sind.
Da die Tenorparthie in meinem Paulus nicht bedeutend ist, so habe ich es gern, wenn das Recitativ des Stephanus und der ganze 1ste Theil von demselben gesungen wird, der die Duette des Barnabas und den 2ten Theil singt. Es wird mich sehr freuen Hrn. Mantius bei der Gelegenheit wieder zu sehn und zu hören.
Sie erwähnen keiner Altsängerinn; sollte es Ihnen an einer solchen fehlen, so könnte ich unsre jetzige Concertsängerinn hier, die eine treffliche Stimme und viel Ausbildung hat, empfehlen. Sie hat im vorigen Jahre beim Nieder Rheinischen Musikfeste mit großem Beifalle gesungen.
Die Stelle der falschen Zeugen habe ich am liebsten nur von 2 einzelnen Stimmen gesungen, wenn die 2 Sänger ganz sicher und fest sind. Da aber die Stelle schwerer ist, als ich gedacht habe, und mir schon manchmal unangenehme Störungen bei der Aufführung bereitet hat, so ziehe ichs vor, wenn nicht zwei rechte Säulen von Sängern da sind, jede Stimme 4-6 mal zu besetzen. Dann hält einer den andern fest.
Im Rec. 30 muß die Stimme des Paulus eintreten, wo Basso solo steht.
Wenn Sie sämmtliche Blaseinstrumente mit guten Spielern doppelt besetzen können (d. h. natürlich 4 Flöten, Hoboen &c., 8 Hörner, 6 Posaunen &c. ) so glaube ich nicht, daß eine Verstärkung der Blaseinstr. von Außen her nöthig sei. Das Verhältniß der Saiteninstrum. unter sich wünsche ich ganz wie gewöhnlich (auf 30 Geigen d. h. 15 Pr. und 15 Sec. ungefähr 14 Celli und 7 Contrabässe, und 15 Bratschen) Je stärker dann die Saiteninstrum. besetzt sind, desto besser wird es klingen.
Hinsichtlich des Concertprogramms für den 2ten Tag wollte ich bemerken, daß ich eine andre Ouvertüre lieber darauf sehen würde, als eine von mir; da meine Composition den ganzen ersten Tag einnimmt, so wäre es wohl besser, den 2ten anders als wieder mit mir anzufangen. Ich finde im 2ten Theil des Concerts ein Instrumental Solo ohne weiteren Zusatz angegeben; wenn Sie für dies Stück noch keine Bestimmung getroffen haben, so würde ich Ihnen vorschlagen, eins meiner Concerte fürs Pianoforte zu spielen, da dies Instrument noch gar nicht auf dem Programm vorkommt. Ist Ihnen dies Recht so würde die oben erwähnte Theilung der Direction um so nothwendiger sein. Als Ouvertüre würde ich eine von Weber oder von Cherubini vorschlagen. Im Allgemeinen scheint mir das Programm ein wenig lang; sollte nicht eins oder das andere Stück z. B. das Duett für Sopran und Tenor wegzulassen sein? Indeß kommt dabei alles auf die Gewohnheit und den Geschmack der dortigen Musikfreunde an.
Zur Symphonie v. Beethoven in a und der Ouvertüre glaube ich Ihnen gewiß Stimmen verschaffen zu können; ob aber auch zu den beiden Oratorien, das kann ich nicht mit Sicherheit sagen; werde es aber in meinem nächsten Briefe können. Doch bitte ich Sie mir vorher zu schreiben, ob Sie blos Sing- oder auch Orchesterstimmen zu den Oratorien wünschen und wie viel Sie brauchen würden? Ich hoffe dann, wie gesagt, umgehend und bestimmt zu antworten.
Mit vollkommner Hochachtung ergebenst
Felix Mendelssohn Bartholdy          

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Stargardt, Marburg, Katalog 572, Autographen aus allen Gebieten, Auktion 13. und 14. Mai 1965, Nr. 564 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1840-02-26" xml:id="date_cb8b6309-c377-4d21-b490-055de88d4137">26. 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Die hiesige prima donna des Theaters, Dem. <persName xml:id="persName_e67655f2-562c-4c57-b153-064a980ce4a9">Schlegel<name key="PSN0114562" style="hidden">Schlegel, Isabella Magdalena Louise (1823-1905)</name></persName>, ist zwar durchaus keine vollendete Künstlerinn, und ich würde sie Ihnen als Concertsängerinn kaum empfehlen können; da sie jedoch im vergangnen Jahre in Berlin und Dresden außerordentlich gefallen hat, auch eine sehr klangreiche schöne Stimme besitzt und nebenbei jung und hübsch ist, so wäre doch vielleicht mit ihr der Versuch zu machen, im Fall sich in Ihrer Umgebung keine passendere Acquisition findet. Ich bitte Sie natürlich diesen Punct, sowie alle übrigen in unsrer Correspondenz vorkommenden nur als eine vertrauliche Mittheilung zu betrachten, und meine Aeußerungen, die ich Ihnen so aufrichtig wie mir selbst sage, nur denen mitzutheilen, die bei der Sache selbst thätig sind.</p> <p>Da die Tenorparthie in meinem <title xml:id="title_b30aaa78-96fa-4557-a43c-1c1e29c94da2">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vz5jdce8-5cg1-fumm-klrj-coijttls096l"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> nicht bedeutend ist, so habe ich es gern, wenn das Recitativ des Stephanus und der ganze 1<hi rend="superscript">ste</hi> Theil von demselben gesungen wird, der die Duette des Barnabas und den 2<hi rend="superscript">ten</hi> Theil singt. Es wird mich sehr freuen Hrn. <persName xml:id="persName_3259fbc9-4300-4d2e-b9ef-85735b533ff3">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName> bei der Gelegenheit wieder zu sehn und zu hören.</p> <p>Sie erwähnen keiner Altsängerinn; sollte es Ihnen an einer solchen fehlen, so könnte ich unsre jetzige <persName xml:id="persName_2102bff2-e0a6-46a9-973d-8bfa368c3223">Concertsängerinn<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> hier, die eine treffliche Stimme und viel Ausbildung hat, empfehlen. 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Dann hält einer den andern fest.</p> <p>Im Rec. 30 muß die Stimme des Paulus eintreten, wo Basso solo steht.</p> <p>Wenn Sie sämmtliche Blaseinstrumente mit guten Spielern doppelt besetzen können (d. h. natürlich 4 Flöten, Hoboen &amp;c., 8 Hörner, 6 Posaunen &amp;c.) so glaube ich nicht, daß eine Verstärkung der Blaseinstr. von Außen her nöthig sei. Das Verhältniß der Saiteninstrum. unter sich wünsche ich ganz wie gewöhnlich (auf 30 Geigen [d. h. 15 Pr. und 15 Sec.] ungefähr 14 Celli und 7 Contrabässe, und 15 Bratschen) Je stärker dann die Saiteninstrum. besetzt sind, desto besser wird es klingen.</p> <p>Hinsichtlich des Concertprogramms für den 2<hi rend="superscript">ten</hi> Tag wollte ich bemerken, daß ich eine andre Ouvertüre lieber darauf sehen würde, als eine von mir; da meine Composition den ganzen ersten Tag einnimmt, so wäre es wohl besser, den 2<hi rend="superscript">ten</hi> anders als wieder mit mir anzufangen. 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Beethoven in a<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108068" style="hidden" type="music">7. 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