fmb-1840-02-14-01
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Leipzig, 14. Februar 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Düsseldorf
tenFebruar 1840
Mit einem außerordentlich angenehmen Gefühl fange ich diesen Brief an,
Noch m[u]ß ich Ihnen eine kleine Sünde bekennen, die ich mir mit Ihrer
tenTheiles nicht ganz. Ich habe dort, vor der Probe, 12 Tacte verkleben lassen, durch welchen Sprung mir die ganze Durchführung außerordentlich viel lieber geworden ist, und bei keinem der 5 Male, die ich nun mit gespanntester Aufmerksamkeit zuhörte, hab ich das Geringste an der Stelle vermißt. Es ist nach dem , wo ich statt der nächsten 12 Tacte pp und accelerando, gleich zu der Stelle gesprungen bin. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel lieber mir es ohne die 12 Tacte, als mit ihnen ist, und wenn Sie sie bei der Herausgabe ganz weglassen könnten, so geschäh mir ein großer Gefalle; das pp hinterher ist doch lang genug, und daß das e dur, dominante nicht zu sehr vorbereitet wird scheint mir auch ein Gewinn.
Wann bekomme ich meine Trompeten zum
Noch eine Frage: müßte nicht statt Andante non lento, entweder Quasi Allegretto, oder con molto di moto stehen? Und über dem Allo, molto Allegro e animato? Über Tempobezeichnungen sind und bleiben wir einmal im Streit.
Leipzig den 14ten Februar 1840 Mit einem außerordentlich angenehmen Gefühl fange ich diesen Brief an, lieber Rietz, um Ihnen von dem gestrigen Abonnement-Concert in dem Ihre Ouvertüre aufgeführt wurde zu erzählen, und Ihnen zu sagen daß sie einen allgemeinen und sehr entschiedenen Beifall gehabt hat. Bei unserm kritischen Publikum, das gewöhnlich gegen neue Werke und Componisten von vorn herein eingenommen ist, will das doppelt viel sagen, und da ich mir ein für allemal vorgesetzt habe über die neuen Compositionen, die wir aufführen, mein Urtheil soviel als möglich zurückzubehalten um auch nicht einmal indirect auf das Gefallen oder Nicht-Gefallen einzuwirken, so war mir dieser Beweis von gesundem und gutem Urtheil doppelt lieb, und freute mich ebenso sehr für Ihr Werk, wie für die Leute, die es zu würdigen wußten. Wir hatten es sehr ordentlich und sorgsam einstudirt, und da am Abend der Aufführung einige Gesangstücke vorhergingen, die das Publikum ziemlich kalt ließen, so war der Stand der Ouvertüre nicht günstig; aber gleich bei dem hohen piano Horn wurde es im Saal so besonders still, daß die allgemeine Aufmerksamkeit daran zu spüren war, was immer schon ein gutes Zeichen ist, und dann bei den fortes fingen die Posaunen an tüchtig hineinzufahren und so machte sich das Orchester selbst nach und nach solche Lust, daß die letzten ff Schläge furchtbar knallten und die Geiger mit David à la tête ordentlich ras’ten, und das alla stretta ziemlich 20 Tacte zu früh anfingen, aber an Halten war natürlich nicht zu denken, und so tobten sie sich dann bis zum Schluß aus, wo der Applaus noch vor dem letzten Accord anfing, und sehr rauschend und lange anhaltend fortdauerte. Wen ich nachher sprach, dem hatte die Ouvertüre vorzüglich gefallen, meine Frau wurde von den Damen über Ihre Lebensumstände, Alter, Wohnort p. p. befragt, die Musiker sagten das wäre wieder ein Stück, das einem mit jedem Male das man’s spielte lieber würde, – kurz ich hatte einen sehr frohen Abend in ihre Seele hinein und im Gedanken es Ihnen heut zu beschreiben. Da Sie mich nun zu Ihrem Negozianten erhoben haben, so bin ich zu F. Kistner gegangen, um wegen der Herausgabe mit ihm zu sprechen, und wenn Ihnen ein Honorar von 10 Louisd’or genügt, so will er die Ouvertüre mit Vergnügen dafür stechen, wobei er sich freilich noch einen 4händigen Clavierauszug derselben von Ihnen ausbedingt. Die Directoren des Abonnement-Concerts möchten die Ouvertüre behalten, und ich bitte Sie daher mir Ihre Auslage für Copialien der Orchesterstimmen und Partitur anzugeben, die Ihnen mit dem besten Danke wieder erstattet werden sollen, wofür dann die sämmtlichen Musikalien gleich hier bleiben würden. Sie sind wohl so gut, mir über diese Puncte umgehend Antwort zu schreiben, da das Stück, wenn Ihnen die Sache convenirt, je eher je lieber erscheinen sollte, nach dem guten Eindruck, den es gestern gemacht hat. – Die Lieder habe ich fürs erste noch zurückbehalten, und denke damit eine andre günstige Gelegenheit abzuwarten, die sich vielleicht bald findet; aber ich theilte Kistner im Gespräch den Nachsatz Ihres Briefes und das Verzeichniß der Werke mit, die Sie „um Unglück zu verhüten“ ablassen wollen; und da sagte er denn, daß er die Cellofantasie (no. 2) mit Orchester gern herausgeben wolle, daß ihm überhaupt concertante Sachen fürs Cello von Ihnen sehr erwünscht sein würden, und so schicken Sie vielleicht die, und machen noch ein Paar neue Cellosachen, Variationen, Capricen, was es auch sei, dazu. Überhaupt aber würde ich Sie bitten mir, wenn Sie den Clavierauszug der Ouvertüre, wie ich hoffe bald schicken, einige der verzeichneten Sachen beizulegen, namentlich die 3 Capricen für Clavier, die 6 Duette, die Militair Ouvertüre, und wo möglich die Sonaten mit und ohne Cello, damit ich als Negoziant ein recht wohlassortirtes Lager bekomme. Schreiben Sie mir auch gleich, was Sie für die Cellofantasie an Honorar verlangen, und um Gotteswillen, machen Sie doch ein Paar recht leichte concertante Stücke fürs Cello es ist wirklich ein Jammer, was unsre Leute für Compositionen so einen Winter über spielen müssen; machen Sie irgend was, z. B. Variationen über „die blühenden Mandelbäume aus Euryanthe, aber leicht müssen sie durchaus sein (obwohl so brillant, wie Sie wollen) denn sonst können sie’s nicht spielen. Ich bin überzeugt dergleichen Stücke werden Ihnen sehr gut bezahlt werden, und Sie brauchten sich außer in der Schwierigkeit, in nichts zu geniren, und auch in der am Ende kaum. Über alles das müssen Sie mir nun recht bald schreiben. Noch muß ich Ihnen eine kleine Sünde bekennen, die ich mir mit Ihrer Ouvertüre herausgenommen habe, und zu der ich einige Entschuldigung habe, da Sie mir selbst schrieben, es genüge Ihnen die Anfangsstelle des 2ten Theiles nicht ganz. Ich habe dort, vor der Probe, 12 Tacte verkleben lassen, durch welchen Sprung mir die ganze Durchführung außerordentlich viel lieber geworden ist, und bei keinem der 5 Male, die ich nun mit gespanntester Aufmerksamkeit zuhörte, hab ich das Geringste an der Stelle vermißt. Es ist nach dem, wo ich statt der nächsten 12 Tacte pp und accelerando, gleich zu der Stelle gesprungen bin. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel lieber mir es ohne die 12 Tacte, als mit ihnen ist, und wenn Sie sie bei der Herausgabe ganz weglassen könnten, so geschäh mir ein großer Gefalle; das pp hinterher ist doch lang genug, und daß das e dur, dominante nicht zu sehr vorbereitet wird scheint mir auch ein Gewinn. Wann bekomme ich meine Trompeten zum Seb. Bach wieder? Bitte schicken Sie sie mir sobald als möglich. Noch eine Frage: müßte nicht statt Andante non lento, entweder Quasi Allegretto, oder con molto di moto stehen? Und über dem Allo, molto Allegro e animato? Über Tempobezeichnungen sind und bleiben wir einmal im Streit. Leben Sie wohl für heut, lieber Rietz; die Ihrigen sind hoffentlich alle so wohl und munter, wie es die Meinigen sind. Mit den besten Grüßen an Ihre Frau von Cécile und mir bin ich immer Ihr Felix.
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S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1840-02-14" xml:id="date_edfb48bf-8e98-4f92-bb25-cc201f7fe928">14. 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Bei unserm kritischen Publikum, das gewöhnlich gegen neue Werke und Componisten von vorn herein eingenommen ist, will das doppelt viel sagen, und da ich mir ein für allemal vorgesetzt habe über die neuen Compositionen, die wir aufführen, mein Urtheil soviel als möglich zurückzubehalten um auch nicht einmal indirect auf das Gefallen oder Nicht-Gefallen einzuwirken, so war mir dieser Beweis von gesundem und gutem Urtheil doppelt lieb, und freute mich ebenso sehr für Ihr Werk, wie für die Leute, die es zu würdigen wußten. Wir hatten es sehr ordentlich und sorgsam einstudirt, und da am Abend der Aufführung einige <title xml:id="title_c75f7b96-3185-4634-b08f-043d8368610a">Gesangstücke<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111398" style="hidden" type="music">Alceste GluckWV 1.38</name><name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110085" style="hidden" type="music">La clemenza di Tito KV 621</name></title> vorhergingen, die das Publikum ziemlich kalt ließen, so war der Stand der <title xml:id="title_936d01cd-7f46-471d-a445-597cb1aeb52a">Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110503" style="hidden" type="music">Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7</name></title> nicht günstig; aber gleich bei dem hohen piano Horn wurde es im Saal so besonders still, daß die allgemeine Aufmerksamkeit daran zu spüren war, was immer schon ein gutes Zeichen ist, und dann bei den fortes fingen die Posaunen an tüchtig hineinzufahren und so machte sich das <placeName xml:id="placeName_ee0d4c57-4239-43bd-8e7a-127e0fd617bf">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> selbst nach und nach solche Lust, daß die letzten ff Schläge <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_5ef32b48-f151-ae739-f95ee-f7b209ee78fc" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>furchtbar knallten und die Geiger mit <persName xml:id="persName_1f575db7-84da-4add-9657-1340902b3e04">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> à la tête ordentlich ras’ten, und das alla stretta ziemlich 20 Tacte zu früh anfingen, aber an Halten war natürlich nicht zu denken, und so tobten sie sich dann bis zum Schluß aus, wo der Applaus noch vor dem letzten Accord anfing, und sehr rauschend und lange anhaltend fortdauerte. Wen ich nachher sprach, dem hatte die <title xml:id="title_7b040e88-4285-4fd9-96e6-4aa5d43c1e97">Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110503" style="hidden" type="music">Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7</name></title> vorzüglich gefallen, meine <persName xml:id="persName_c6101df7-adad-4a56-abe1-117fcc2838af">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> wurde von den Damen über Ihre Lebensumstände, Alter, Wohnort p. p. befragt, die Musiker sagten das wäre wieder ein Stück, das einem mit jedem Male das man’s spielte lieber würde, – kurz ich hatte einen sehr frohen Abend in ihre Seele hinein und im Gedanken es Ihnen heut zu beschreiben. Da Sie mich nun zu Ihrem Negozianten erhoben haben, so bin ich zu <persName xml:id="persName_88a0af1e-7870-41a5-8992-6160c007687d">F. Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> gegangen, um wegen der Herausgabe mit ihm zu sprechen, und wenn Ihnen ein Honorar von 10 Louisd’or genügt, so will er die <title xml:id="title_7070a774-645a-4c16-8437-2754a4d923a9">Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110503" style="hidden" type="music">Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7</name></title> mit Vergnügen dafür stechen, wobei er sich freilich noch einen 4händigen Clavierauszug derselben von Ihnen ausbedingt. 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Überhaupt aber würde ich Sie bitten mir, wenn Sie den Clavierauszug der Ouvertüre, wie ich hoffe bald schicken, einige der verzeichneten Sachen beizulegen, namentlich die <title xml:id="title_f6fddb03-ce45-4f7e-96bf-4aef29cf9c25">3 Capricen für Clavier<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110508" style="hidden" type="music">Scherzo capriccioso b-Moll, op. 5</name></title>, die <title xml:id="title_ae0e7f8d-d627-4dc3-a57e-21516470a708">6 Duette<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110509" style="hidden" type="music">Sechs Duette für Sopran, Alt und Klavier op. 9</name></title>, die <title xml:id="title_f5581afb-a6f1-4e06-96b6-579405222031">Militair Ouvertüre<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110505" style="hidden" type="music">Ouvertüre für Militairmusik op. 3</name></title>, und wo möglich die <title xml:id="title_636754c2-e857-47a2-99df-ce45349340b2">Sonaten<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110499" style="hidden" type="music">Klaviersonate a-Moll, op. 17</name><name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110500" style="hidden" type="music">Klaviersonate Es-Dur, op. 21</name></title> mit und ohne Cello, damit ich als Negoziant ein recht wohlassortirtes Lager bekomme. Schreiben Sie mir auch gleich, was Sie für die <title xml:id="title_b1368aa9-44c2-4ba9-a4d1-15a4a7dee4c5">Cellofantasie<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110495" style="hidden" type="music">Fantasie für Violoncello und Klavier / Orchester A-Dur, op. 2</name></title> an Honorar verlangen, und um Gotteswillen, machen Sie doch ein Paar recht leichte concertante Stücke fürs Cello es ist wirklich ein Jammer, was unsre Leute für Compositionen so einen Winter über spielen müssen; machen Sie irgend was, z. B. Variationen über „die blühenden Mandelbäume aus Euryanthe, aber leicht müssen sie durchaus sein (obwohl so brillant, wie Sie wollen) denn sonst können sie’s nicht spielen. Ich bin überzeugt dergleichen Stücke werden Ihnen sehr gut bezahlt werden, und Sie brauchten sich außer in der Schwierigkeit, in nichts zu geniren, und auch in der am Ende kaum. Über alles das müssen Sie mir nun recht bald schreiben.</p> <p>Noch m[u]ß ich Ihnen eine kleine Sünde bekennen, die ich mir mit Ihrer <title xml:id="title_9646a30d-fd61-4c98-aa10-2edac0968372">Ouvert[üre]<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110503" style="hidden" type="music">Konzertouvertüre für großes Orchester A-Dur, op. 7</name></title> herausgenommen habe, und zu der ich einige Entschuldigung habe, da Sie mir selbst schrieben, es genüge Ihnen die Anfangsstelle des 2<hi rend="superscript">ten</hi> Theiles nicht ganz. Ich habe dort, vor der Probe, 12 Tacte verkleben lassen, durch welchen Sprung mir die ganze Durchführung außerordentlich viel lieber geworden ist, und bei keinem der 5 Male, die ich nun mit gespanntester Aufmerksamkeit zuhörte, hab ich das Geringste an der Stelle vermißt. Es ist nach dem <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_50366c1a-b90d-de1e1-5c1f9-49136f84e7b8" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>, wo ich statt der nächsten 12 Tacte pp und accelerando, gleich zu der Stelle <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_642f630e-a945-e00f3-11cbf-b90298d9efcc" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe.</note>gesprungen bin. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel lieber mir es ohne die 12 Tacte, als mit ihnen ist, und wenn Sie sie bei der Herausgabe ganz weglassen könnten, so geschäh mir ein großer Gefalle; das pp hinterher ist doch lang genug, und daß das e dur, dominante nicht zu sehr vorbereitet wird scheint mir auch ein Gewinn.</p> <p>Wann bekomme ich meine Trompeten zum <title xml:id="title_cdaf03a0-23c4-4cf9-8932-40cf51b843a7">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107860" style="hidden" type="music">Ouvertüre D-Dur, BWV 1068</name></title> wieder? Bitte schicken Sie sie mir sobald als möglich.</p> <p>Noch eine Frage: müßte nicht statt Andante non lento, entweder Quasi Allegretto, oder con molto di moto stehen? Und über dem All<hi rend="superscript">o</hi>, <hi rend="underline">molto</hi> Allegro e animato? Über Tempobezeichnungen sind und bleiben wir einmal im Streit.</p> <p><seg type="closer" xml:id="seg_a6de9edf-8f3a-4736-a3cc-49c8b54ea4c0">Leben Sie wohl für heut, lieber Rietz; die Ihrigen sind hoffentlich alle so wohl und munter, wie es die Meinigen sind</seg>. Mit den besten Grüßen an Ihre <persName xml:id="persName_f97c36fe-733e-4248-93ec-a439c2b6da7b">Frau<name key="PSN0114207" style="hidden">Rietz, Maria Therese (1812-1861)</name></persName> von <persName xml:id="persName_f086b88a-b4e3-4b94-bb6f-a7b1e4e0b96d">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und mir <seg type="closer" xml:id="seg_ba4b440c-dba1-4634-a24f-26c7ca120764">bin ich immer</seg></p> <signed rend="right">Ihr</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body> </text></TEI>