fmb-1840-02-07-01
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Leipzig, 7. Februar 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse von Rebecka Lejeune Dirichlets Hand. – Textverluste durch Einbindung, Textergänzungen. Dieser Brief lag dem Schreiben gleichen Datums, Brief fmb-1840-02-07-02 (Brief Nr. 2624) Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 7. Februar 1840, bei.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenFebruar 1840
So eben komm ich vom Frühstückstisch, wo wir dem
Leipzig d. 7ten Februar 1840. Liebes Beckchen So eben komm ich vom Frühstückstisch, wo wir dem Carl seine Sachen aufgebaut und uns dabei über Deine und Walters wunderhübsche Geschenke so sehr gefreut und amüsirt haben, als ob sie für uns gewesen wären. Und das sind sie eigentlich auch; wenigstens haben Cécile und ich den Jahrmarkt mit eben so großem Ernste und Entzücken aufgebaut, als gälte er uns, und bei jeder neuen Gruppe die zum Vorschein kam, erhob Cécile ein großes Geschrei, und Carl sagte ohne alle Ausnahme bei jeder neuen Figur also ungefähr 150 mal „heh hübs!“ und ich baute das Ganze kunstgerecht zusammen. Daß wir ferner Deine schönen Arbeiten, die Tasche und die Pantoffeln, besser zu würdigen wissen, als der kleine Kerl, der blos die Tasche umhängt und vor den Spiegel damit läuft, ohne zu ahnden, daß es von Chenille gemacht ist (hab ich Recht?) und daß wir ihm nur 2 Chocoladeplätzchen bis jetzt erlaubt haben, während jeder von uns 3 gegessen hat – das alles spricht dafür, daß die Geschenke eigentlich uns gehören, und so bedanken wir uns dann sehr vielmal und herzlichst dafür, liebes Beckchen. An Walter will ich eine eigne Nachschrift schreiben, und für seinen vernünftigen Brief vernünftig danken. Außer Euern Geschenken, die allerdings die crême bilden, hat der Junge einen großen Baukasten, die obligate Peitsche, einen ordentlichen Mantel in dem er zum Lachen aussehen wird, und alle möglichen Mützen, und Nachtröcke, und Gott weiß was sonst für wichtige Dinge geschenkt bekommen. Da Cécile durchaus nicht wollte, daß er Morgens Kuchen äße, so hat sie ihm 2 brennende Wachslichter in ein Franzbrödchen gesteckt, und das stellte den Geburtstagskuchen vor. Ferner war der große Moment, wo ich ihm zum erstenmale in der kleinen Tasse die Du ihm geschenkt hast, einen sogenannten Kuchen machte beim Frühstück; und als ich die Tasse umkehrte und der Klos ganz schön und glatt zum Vorschein kam, war ich so gerührt, daß ich selbst sehr viel davon essen mußte. Beckchen, dies wird ein kindlicher Brief; aber warum hast Du dem Carl so schöne Geschenke gemacht! Jetzt sitzt er neben mir, und baut, und streut dann Streusand über sein Gebäude, und war eben im Begriff einen von den schönen bleiernen Männern ins Tintefaß zu stellen; ich gab’s aber nicht zu, was er sehr bedauerte. Cécile hat ihm unter andern einen mackintosh gemacht, Nachts im Bette zu tragen; diese Zusammenstellung finde ich schön, um so mehr da der mackintosh von Parchent ist (oder Piqué, was weiß ich. ) Zeig nur Mutter diesen Brief, denn so einen häuslichen schreib ich nicht bald wieder. Ich muß Dir gestehen, daß ich noch einige bedeutende Geschenke erwarte, denn noch war niemand von Schunks da, und auch Onken Higer (Hiller) bringt gewiß etwas Schönes. Ist das der Fall, so laß ich dem Brief noch eine Stafette folgen. Dieser Higer ist unser Mittags- und Abendtischgenoß, und Carls größter Freund, trotz seinem Schnurrbart. Er arbeitet wie ein Pferd an seinem Oratorium, ob ers aber bis Mitte März, wo unser spätester Aufführungstermin ist, fertig bringen kann, das bezweifle ich immer noch. Indessen what with diesem guten Kumpan, und meinen unendlich vielen Concerten, und den Fremden und Einheimischen, die einem die Abende so verkürzen, daß nichts davon übrig bleibt, habe ich zu eignen Arbeiten seit Neujahr kaum eine Stunde gefunden. Und ehe ich mit Gewißheit sagen kann, ob und wann wir nach Berlin kommen können, muß ich erst ein Stück Arbeit hinter mir haben und meiner Sache gewiß sein; im nächsten Monat ist das hoffentlich der Fall, und dann soll’s wahrhaftig an uns nicht lange mehr in der Leipziger Straße fehlen; es wäre für uns alle nichts, wenn ich nur käme, um den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen; den halben Tag wird’s ohnehin geschehen müssen. Du sollst Dich aber nicht so einpuppen! Parbleu! Wer will denn in Gesellschaft gehn, wenn Du Dich einpuppst? Cécile ist zwar ganz eben so; und wenn’s 5 Uhr wird, so hat sie die triftigsten Gründe um zu Hause zu bleiben, aber ich leide es durchaus nicht, und so sollte ein jeder Ehemann thun. Diese letzten Zeilen sind also eigentlich an Dirichlet; die folgenden sind an Walter. Liebster Waltmann! Du hast an Carl einen sehr hübschen, vernünftigen Brief geschrieben, und die schönen Geschenke, die Du ihm gemacht hast, sind ihm eine große Freude gewesen. Der Jahrmarkt ist wundernett, und die Chocoladeplätzchen sind auch nicht zu verachten. Habe vielen Dank dafür, mein lieber Junge; wäre der kleine Carl nicht noch gar so klein, so würde er Dir gewiß seinen Dank selbst schreiben wollen. Nun sag mir aber, was bring ich Dir mit, wenn ich nach Berlin komme? Ich weiß es wirklich nicht recht, denn zu einer großen Tüte, die ich sonst immer brachte, bist Du am Ende schon zu erwachsen, und zu vernünftig. Es thäte mir zwar leid aber wenn’s der Fall wäre, so gieb mir einen guten Rath, und sag was Du vorziehst. Sei sehr artig! Mach Deinen Eltern viel Freude. … freut auch uns, die wir Dich lieb haben. Dein Onkel Felix
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