fmb-1840-01-04-04

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Fürst in Berlin<lb/>Leipzig, 4. Januar 1840 Lieber Fürst, Sie schelten mich im Anfang Ihres lieben Briefs ganz fabelhaft, aber am Ende ziehn Sie eine so schöne Moral daraus, daß ich Ihnen für Alles nur aufs neue danken kann. Sie thun mir Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 2589

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 7,21,3. Abschrift fremder Hand Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Fürst in Berlin; Leipzig, 4. Januar 1840 Lieber Fürst, Sie schelten mich im Anfang Ihres lieben Briefs ganz fabelhaft, aber am Ende ziehn Sie eine so schöne Moral daraus, daß ich Ihnen für Alles nur aufs neue danken kann. Sie thun mir

Der vorliegende Brief wurde Brief fmb-1840-01-11-01 (Brief Nr. 2593) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 11. Januar 1840, beigelegt und von seinem Bruder Paul an Fürst weitergeleitet. Zu den dadurch entstandenen Verzögerungen siehe ebenda sowie die Antwort Fürsts vom 16. Februar 1840 (GB-Ob, M.D.M. d. 37/53 und d. 37/57).

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 218-220 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. Januar 1840 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland Fürst, Joseph (1794-1859) Deutschland BerlinDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig den 4. Januar 1840.

Lieber Fürst, Sie schelten mich im Anfang Ihres lieben Briefs ganz fabelhaft, aber am Ende ziehn Sie eine so schöne Moral daraus, daß ich Ihnen für Alles nur aufs neue danken kann. Sie thun mir Unrecht, wenn Sie glauben, ich wünsche ein Scenarium nur darum vorher zu sehen, um gleich von vorn herein recht viel Schwierigkeiten zu erheben, um das Kind gleich mit dem Krankheitsstoff auf die Welt zu bringen. Gerade aus dem entgegengesetzten Grunde wünsche ich es: um den späteren Schwierigkeiten, um den ausgebildeten Krankheiten entgegen zu arbeiten. Sind sie ihm, wie Sie sagen, angeboren, so ist’s am Besten von dem ganzen Kind zu abstrahiren, welches dann eben noch möglich ist, ohne Unannehmlichkeit für alle Theile; sind die Schäden heilbar, so können sie dann noch curirt werden ohne den ganzen Organismus anzugreifen. Unbildlich zu sprechen, was mich von der Composition eines Textes abhalten kann, und bis jetzt immer abgehalten hat, sind niemals die Verse, die einzelnen Worte, der Ausdruck, die Behandlung (wie Sies auch nennen wollen) gewesen, sondern immer der Gang der Handlung, das dramatische Wesen, die Vorgänge, das Scenarium. Halte ich das nicht für in sich gut und fest bestehend, so wird es nach meiner vollkommenen Ueberzeugung die Musik auch nicht, und das Ganze erfüllt die Ansprüche nicht, die ich nun einmal an ein solches Werk machen muß, obwohl diese freilich von den allgemeinen und denen des Publikums ganz abweichend sein mögen. Indessen nach denen mich zu richten, habe ich doch ein für allemal aufgegeben, schon deswegen, weils unmöglich ist, also muß ich meinem eignen Gewissen folgen, nach wie vor. Aus dem Planché’schen Texte<name key="PSN0113896" style="hidden" type="author">Planché, James Robinson (1796-1880)</name><name key="CRT0110329" style="hidden" type="dramatic_work">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais) (Libretto)</name> wird, bei dem besten Willen von beiden Theilen, nicht ein Werk wie ich mirs wünsche; ich stehe im Begriff, diesen Versuch ebenfalls für einen der vergeblichen zu halten. Ich will lieber gar keine Oper komponiren, als eine, die ich vom Anfang an selbst für ein mittelmäßiges Ding halte; nebenbei könnte ich das auch gar nicht, und wenn Sie mir das ganze Königreich Preußen dafür gäben. Alles dieses und die vielen Unannehmlichkeiten, die nach Beendigung eines Textes entstehen, wenn ich mich wieder nicht dazu getrieben fühle, machen mirs zur Pflicht, lieber Schritt vor Schritt, lieber zu langsam, als zu schnell zu gehen; und deshalb habe ich mirs vorgesetzt, ohne über das Scenarium einig zu sein, nicht wieder einen Dichter zu einer so großen und am Ende wieder vergeblichen Arbeit zu verleiten. Dies Scenarium mag nun ausführlich oder kurz, detaillirt oder angedeutet sein, darüber maße ich mir keine Entscheidung an. Und ebenso wenig darüber, ob die Oper in 3, 4 oder 5 Akten sein solle; ist sie so gut, wie sie ist, so sind mir 8 nicht zu viel und einer nicht zu wenig. Und ebensowenig über das Ballet oder nicht Ballet. Nur darüber, ob sie meinem musikalischen und sonstigen Wesen zusagt oder nicht; und das glaube ich eben aus dem Scenarium so gut, wie aus dem vollendeten Texte sehn zu können, und auch das ist allerdings für keinen Menschen eine Entscheidung als für mich persönlich. – In wiefern ich DieffenbachDieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847) oder GräfeGraefe, Karl Ferdinand (1787-1840) ähnlich sehe, müßte ich selbst erst versuchen, und kann nichts Bestimmtes in dieser Beziehung erwiedern. – So habe ich Ihnen denn die ganze Wahrheit vorerzählt, und gebe der Himmel, daß Sie sich durch alle diese Dinge nicht abschrecken lassen, eine Oper zu schreiben, daß Sie sie mir zur Composition anvertrauen, und daß ich durch Sie endlich einen längstgeliebten Wunsch erfüllt sähe! Daß ich Ihre Entscheidung sehr sehnlich erwarte, brauche ich Ihnen nicht zu sagen.

Verzeihen Sie die Verspätung dieser Zeilen. Erst der Besuch der MeinigenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), dann eine Unpäßlichkeit von mehreren Wochen, die auch jetzt erst allmälig abnimmt, hatten mir kaum zu meinen Berufsgeschäften die nöthige Zeit gelassen, und die allein nehmen mich schon den Winter über mehr in Anspruch, als Sie glauben würden. Sei Ihnen das neue Jahr glücklich und froh, bringe es Ihnen vor allem die Gesundheit, die ich Ihnen wie jedem Freunde zuerst wünsche, und führe es uns zu einem guten, unsern beiden Kräften angemessenen, und sie in Anspruch nehmenden Werk! Bleiben Sie aber auch gut darin und erhalten Sie ein freundliches Andenken Ihrem

Felix Mendelssohn Bartholdy.
            Leipzig den 4. Januar 1840. Lieber Fürst, Sie schelten mich im Anfang Ihres lieben Briefs ganz fabelhaft, aber am Ende ziehn Sie eine so schöne Moral daraus, daß ich Ihnen für Alles nur aufs neue danken kann. Sie thun mir Unrecht, wenn Sie glauben, ich wünsche ein Scenarium nur darum vorher zu sehen, um gleich von vorn herein recht viel Schwierigkeiten zu erheben, um das Kind gleich mit dem Krankheitsstoff auf die Welt zu bringen. Gerade aus dem entgegengesetzten Grunde wünsche ich es: um den späteren Schwierigkeiten, um den ausgebildeten Krankheiten entgegen zu arbeiten. Sind sie ihm, wie Sie sagen, angeboren, so ist’s am Besten von dem ganzen Kind zu abstrahiren, welches dann eben noch möglich ist, ohne Unannehmlichkeit für alle Theile; sind die Schäden heilbar, so können sie dann noch curirt werden ohne den ganzen Organismus anzugreifen. Unbildlich zu sprechen, was mich von der Composition eines Textes abhalten kann, und bis jetzt immer abgehalten hat, sind niemals die Verse, die einzelnen Worte, der Ausdruck, die Behandlung (wie Sies auch nennen wollen) gewesen, sondern immer der Gang der Handlung, das dramatische Wesen, die Vorgänge, das Scenarium. Halte ich das nicht für in sich gut und fest bestehend, so wird es nach meiner vollkommenen Ueberzeugung die Musik auch nicht, und das Ganze erfüllt die Ansprüche nicht, die ich nun einmal an ein solches Werk machen muß, obwohl diese freilich von den allgemeinen und denen des Publikums ganz abweichend sein mögen. Indessen nach denen mich zu richten, habe ich doch ein für allemal aufgegeben, schon deswegen, weils unmöglich ist, also muß ich meinem eignen Gewissen folgen, nach wie vor. Aus dem Planché’schen Texte wird, bei dem besten Willen von beiden Theilen, nicht ein Werk wie ich mirs wünsche; ich stehe im Begriff, diesen Versuch ebenfalls für einen der vergeblichen zu halten. Ich will lieber gar keine Oper komponiren, als eine, die ich vom Anfang an selbst für ein mittelmäßiges Ding halte; nebenbei könnte ich das auch gar nicht, und wenn Sie mir das ganze Königreich Preußen dafür gäben. Alles dieses und die vielen Unannehmlichkeiten, die nach Beendigung eines Textes entstehen, wenn ich mich wieder nicht dazu getrieben fühle, machen mirs zur Pflicht, lieber Schritt vor Schritt, lieber zu langsam, als zu schnell zu gehen; und deshalb habe ich mirs vorgesetzt, ohne über das Scenarium einig zu sein, nicht wieder einen Dichter zu einer so großen und am Ende wieder vergeblichen Arbeit zu verleiten. Dies Scenarium mag nun ausführlich oder kurz, detaillirt oder angedeutet sein, darüber maße ich mir keine Entscheidung an. Und ebenso wenig darüber, ob die Oper in 3, 4 oder 5 Akten sein solle; ist sie so gut, wie sie ist, so sind mir 8 nicht zu viel und einer nicht zu wenig. Und ebensowenig über das Ballet oder nicht Ballet. Nur darüber, ob sie meinem musikalischen und sonstigen Wesen zusagt oder nicht; und das glaube ich eben aus dem Scenarium so gut, wie aus dem vollendeten Texte sehn zu können, und auch das ist allerdings für keinen Menschen eine Entscheidung als für mich persönlich. – In wiefern ich Dieffenbach oder Gräfe ähnlich sehe, müßte ich selbst erst versuchen, und kann nichts Bestimmtes in dieser Beziehung erwiedern. – So habe ich Ihnen denn die ganze Wahrheit vorerzählt, und gebe der Himmel, daß Sie sich durch alle diese Dinge nicht abschrecken lassen, eine Oper zu schreiben, daß Sie sie mir zur Composition anvertrauen, und daß ich durch Sie endlich einen längstgeliebten Wunsch erfüllt sähe! Daß ich Ihre Entscheidung sehr sehnlich erwarte, brauche ich Ihnen nicht zu sagen.
Verzeihen Sie die Verspätung dieser Zeilen. Erst der Besuch der Meinigen, dann eine Unpäßlichkeit von mehreren Wochen, die auch jetzt erst allmälig abnimmt, hatten mir kaum zu meinen Berufsgeschäften die nöthige Zeit gelassen, und die allein nehmen mich schon den Winter über mehr in Anspruch, als Sie glauben würden. Sei Ihnen das neue Jahr glücklich und froh, bringe es Ihnen vor allem die Gesundheit, die ich Ihnen wie jedem Freunde zuerst wünsche, und führe es uns zu einem guten, unsern beiden Kräften angemessenen, und sie in Anspruch nehmenden Werk! Bleiben Sie aber auch gut darin und erhalten Sie ein freundliches Andenken Ihrem
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
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Unbildlich zu sprechen, was mich von der Composition eines Textes abhalten kann, und bis jetzt immer abgehalten hat, sind niemals die Verse, die einzelnen Worte, der Ausdruck, die Behandlung (wie Sies auch nennen wollen) gewesen, sondern immer der Gang der Handlung, das dramatische Wesen, die Vorgänge, das Scenarium. Halte ich das nicht für in sich gut und fest bestehend, so wird es nach meiner vollkommenen Ueberzeugung die Musik auch nicht, und das Ganze erfüllt die Ansprüche nicht, die ich nun einmal an ein solches Werk machen muß, obwohl diese freilich von den allgemeinen und denen des Publikums ganz abweichend sein mögen. Indessen nach denen mich zu richten, habe ich doch ein für allemal aufgegeben, schon deswegen, weils unmöglich ist, also muß ich meinem eignen Gewissen folgen, nach wie vor. 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Alles dieses und die vielen Unannehmlichkeiten, die nach Beendigung eines Textes entstehen, wenn ich mich wieder nicht dazu getrieben fühle, machen mirs zur Pflicht, lieber Schritt vor Schritt, lieber zu langsam, als zu schnell zu gehen; und deshalb habe ich mirs vorgesetzt, ohne über das Scenarium einig zu sein, nicht wieder einen Dichter zu einer so großen und am Ende wieder vergeblichen Arbeit zu verleiten. Dies Scenarium mag nun ausführlich oder kurz, detaillirt oder angedeutet sein, darüber maße ich mir keine Entscheidung an. Und ebenso wenig darüber, ob die Oper in 3, 4 oder 5 Akten sein solle; ist sie so gut, wie sie ist, so sind mir 8 nicht zu viel und einer nicht zu wenig. Und ebensowenig über das Ballet oder nicht Ballet. 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