fmb-1839-11-24-03
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Leipzig, 24. November 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
3 beschr. S.; S. 2 unten links: Auflistung von Liedern von fremder Hand; Adresse, mehrere Poststempel. – Nach dem Brief ist auf S. 2r unten links von fremder Hand folgende Auflistung von Liedern verzeichnet, die wohl dem Brief von Köttlitz beigelegt waren (vgl. Z. 5: »N 1 Wehmuth / 2 Frisch gesungen / 3 Romanze / 4 Psarcarole venet / Der wandernde Musikant«).
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Cölna/R.
Ihren vom 29sten Sept. datirten Brief erhielt ich erst vorige Woche hier, und säume nicht Ihnen dafür und für das mir ehrenvolle Zutrauen, das aus Ihren Zeilen spricht, den besten Dank zu sagen. Ich habe die beigelegten
teTact einen Verstoß gegen den Satz im Baß, und der Übergang vom 6
tenzum 7
teneinen ebensolchen in der Melodie u. s. w. –
Mein Rath wäre daher, Sie a[b]strahirten von der Publication dieser
wennSie das eben nur thun. Verzeihen Sie mir meine Freimüthigkeit; ich kann in so ernsthaften, wichtigen Dingen nicht anders als aufrichtig sprechen, und würde glauben eine Pflicht unerfüllt gelassen zu haben, wenn ich hier mit meiner Meinung im Geringsten zurückhielte.
Leipzig d. 24 Nov. 1839 Hochgeehrter Herr Ihren vom 29sten Sept. datirten Brief erhielt ich erst vorige Woche hier, und säume nicht Ihnen dafür und für das mir ehrenvolle Zutrauen, das aus Ihren Zeilen spricht, den besten Dank zu sagen. Ich habe die beigelegten Lieder durchgesehn und -gesungen, und um Ihrem Zutrauen zu entsprechen halte ich es für meine Pflicht Ihnen darüber, wie über alle Puncte Ihres Briefes recht aufrichtig meine Gedanken zu sagen. – Das Urtheil darüber, ob Sie zur Musik den wirklichen Beruf besitzen, ob Sie dieselbe zu Ihrer Lebensaufgabe machen sollen oder nicht, muß ich durchaus von mir ablehnen; ein solches Urtheil kann, meiner Überzeugung nach, auch bei der genausten Kenntniß, auch bei dem besten Willen, niemals ein gültiges sein; hier kann nur jeder für sich selbst, nicht einer für den andern stehen, und am wenigsten ist das blos nach Durchsicht eines Liederheftes ohne die sträflichste Unbesonnenheit möglich. Nur die eigne Lust, der eigne Trieb, die Fähigkeit und vor allem das eigne Gewissen können darüber entscheidend urtheilen. – Was nun die Lieder selbst anbelangt, so muß ich, Ihrem Briefe nach, Sie für einen solchen nehmen, der es ernst mit der Kunst und mit sich meint, dem es nicht um ein höfliches Wort sondern um Fortschreiten zu thun ist, und da kann ich denn nicht umhin, Ihnen nach meiner Überzeugung von der Herausgabe dieser Lieder für jetzt abzurathen. Sie sind, wie mir es scheint, noch nicht vollkommen genug, um der Billigung des Publikums, oder wenigstens der Musiker sicher sein zu können, enthalten an vielen Stellen Fehler gegen den reinen Satz, und den Rythmus, und würden vielleicht deshalb mit Tadel aufgenommen werden, der um so unangenehmer wäre, weil ihm nicht ganz zu widersprechen ist. Gleich die ersten 3 Tacte des ersten Liedes enthalten einen solchen Rythmusfehler; der 5te Tact einen Verstoß gegen den Satz im Baß, und der Übergang vom 6ten zum 7ten einen ebensolchen in der Melodie u. s. w. – Mein Rath wäre daher, Sie abstrahirten von der Publication dieser Lieder, und übten sich, ehe Sie etwas herausgäben, recht tüchtig in allen Regeln und Gesetzen der Kunst, damit Sie sich dieselben ganz zu eigen machen, und auch ohne daran zu denken nicht anders als sie befolgen können. Die Meinung eines erfahrnen Musikers, davon es in Cöln viele und sehr wackre giebt, wird genügend sein, Ihnen den rechten Fingerzeig dazu zu geben, und mehr bedarf es bei eifrigem Studium kaum. Gern würde ich selbst mich zu diesen Fingerzeigen bereit erklären; aber meine Zeit ist so sehr mit allerlei Geschäften hier besetzt, daß ich durchaus keinen Unterricht geben kann, und zugleich würde ich Ihnen rathen, eine so große Reise lieber einmal später zu unternehmen, wenn diesselbe für Sie wichtiger und interessanter werden kann, als jetzt, wo es, wie mir scheint, noch einerlei ist an welchem Orte Sie arbeiten und studiren, wenn Sie das eben nur thun. Verzeihen Sie mir meine Freimüthigkeit; ich kann in so ernsthaften, wichtigen Dingen nicht anders als aufrichtig sprechen, und würde glauben eine Pflicht unerfüllt gelassen zu haben, wenn ich hier mit meiner Meinung im Geringsten zurückhielte. Möge es Ihnen in der Kunst und im Leben so wohl gelingen, wie es Ihnen von Herzen wünscht Ihr hochachtungsvoll ergebner Felix Mendelssohn Bartholdy.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1839-11-24-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1839-11-24-03" xml:id="title_7ebbd366-0abb-4835-82db-2f0b3546d7a5">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Köttlitz in Köln<lb></lb>Leipzig, 24. November 1839</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_00000000-0000-0000-0000-000000000000">Ihren vom 29sten Sept. datirten Brief erhielt ich erst vorige Woche hier, und säume nicht Ihnen dafür und für das mir ehrenvolle Zutrauen, das aus Ihren Zeilen spricht, den besten Dank zu sagen. Ich habe</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_2d512dc8-9eb9-403d-a670-f79ce7aade6e">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">noch nicht eingetragen</title> <title key="unknown" type="successor">noch nicht eingetragen</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 7, 2521 </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_2393a611-2276-4f71-ac83-5fe097d1a6a8"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Ep. 53.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1839-11-24-03" type="letter" xml:id="title_0e7c2519-e3bd-4c7c-8cec-03da6fbb7fe1">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Köttlitz in Köln; Leipzig, 24. November 1839</title> <incipit>Ihren vom 29sten Sept. datirten Brief erhielt ich erst vorige Woche hier, und säume nicht Ihnen dafür und für das mir ehrenvolle Zutrauen, das aus Ihren Zeilen spricht, den besten Dank zu sagen. Ich habe</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>3 beschr. S.; S. 2 unten links: Auflistung von Liedern von fremder Hand; Adresse, mehrere Poststempel. – Nach dem Brief ist auf S. 2r unten links von fremder Hand folgende Auflistung von Liedern verzeichnet, die wohl dem Brief von Köttlitz beigelegt waren (vgl. Z. 5: »N 1 Wehmuth / 2 Frisch gesungen / 3 Romanze / 4 Psarcarole venet / Der wandernde Musikant«).</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="notatedMusic">Autographe Lieder von Adolph Köttlitz: Wehmut, Frisch gesungen, Romanze, Psarcarole venet, Der wandernde Musikant.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Otto Haas, London, Catalogue No. 28, Rare Music and Musical Literature, [1951?], Nr. 278 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">V. A. Heck, Wien, Katalog 26, Kostbare Musik-Manuskripte, Musiker-Briefe, Künstler-Briefe und sonstige wertvolle Autographen, [1925?], Nr. 72 (Inhalt, Seiten). Karl Ernst Henrici, Berlin, Versteigerung 74, Autographen-Sammlung der Grafen von </bibl> <bibl type="printed_letter">Karl Ernst Henrici, Berlin, Versteigerung 74, Autographen-Sammlung der Grafen von Prokesch-Osten, 16. und 17. Dezember 1921, Nr. 87 (Inhalt, Seiten).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-11-24" xml:id="date_ba91892c-03b3-47b4-9de1-276b843d53ca">24. November 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_d89cdc16-f6a4-44a2-9216-9ee8980437fe">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_bf91f93d-8b2b-4132-8883-819f55ce436a"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112510" resp="receiver" xml:id="persName_b160c610-1617-4529-a83e-8046297654b8">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_58543f06-262f-4acf-8e20-2fec4264d6d5"> <settlement key="STM0100107">Köln</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_fcba738c-ac30-49bb-a966-0feb6993ca5e"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Adolph Koettlitz.</addrLine> <addrLine>Wohlgeboren</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Cöln</hi> a/R.</addrLine> <addrLine>Schaafernstr. No 12.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b11de963-3784-4193-8e7f-1b47a8ec007b"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1839-11-24" xml:id="date_c2d2fddc-296a-4710-96ef-c39749b449e0">24 Nov. 1839</date></dateline> <salute rend="left">Hochgeehrter Herr</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ihren vom 29<hi rend="superscript">sten</hi> Sept. datirten Brief erhielt ich erst vorige Woche hier, und säume nicht Ihnen dafür und für das mir ehrenvolle Zutrauen, das aus Ihren Zeilen spricht, den besten Dank zu sagen. Ich habe die beigelegten <title xml:id="title_cf5195e6-4f24-4642-9243-46caddb02ba5">Lieder<name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109569" style="hidden" type="music">Wehmut</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109565" style="hidden" type="music">Frisch gesungen</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109567" style="hidden" type="music">Romanze</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109566" style="hidden" type="music">Psarcarole venet</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109568" style="hidden" type="music">Der wandernde Musikant</name></title> durchgesehn und -gesungen, und um Ihrem Zutrauen zu entsprechen halte ich es für meine Pflicht Ihnen darüber, wie über alle Puncte Ihres Briefes recht aufrichtig meine Gedanken zu sagen. – Das Urtheil darüber, ob Sie zur Musik den wirklichen Beruf besitzen, ob Sie dieselbe zu Ihrer Lebensaufgabe machen sollen oder nicht, muß ich durchaus von mir ablehnen; ein solches Urtheil kann, meiner Überzeugung nach, auch bei der genausten Kenntniß, auch bei dem besten Willen, niemals ein gültiges sein; hier kann nur jeder für sich selbst, nicht einer für den andern stehen, und am wenigsten ist das blos nach Durchsicht eines Liederheftes ohne die sträflichste Unbesonnenheit möglich. Nur die eigne Lust, der eigne Trieb, die Fähigkeit und vor allem das eigne Gewissen können darüber entscheidend urtheilen. – Was nun die Lieder selbst anbelangt, so muß ich, Ihrem Briefe nach, Sie für einen solchen nehmen, der es ernst mit der Kunst und mit sich meint, dem es nicht um ein höfliches Wort sondern um Fortschreiten zu thun ist, und da kann ich denn nicht umhin, Ihnen nach meiner Überzeugung von der Herausgabe dieser Lieder für jetzt abzurathen. Sie sind, wie mir es scheint, noch nicht vollkommen genug, um der Billigung des Publikums, oder wenigstens der Musiker sicher sein zu können, enthalten an vielen Stellen Fehler gegen den reinen Satz, und den Rythmus, und würden vielleicht deshalb mit Tadel aufgenommen werden, der um so unangenehmer wäre, weil ihm nicht ganz zu widersprechen ist. Gleich die ersten 3 Tacte des ersten Liedes enthalten einen solchen Rythmusfehler; der 5<hi rend="superscript">te</hi> Tact einen Verstoß gegen den Satz im Baß, und der Übergang vom 6<hi rend="superscript">ten</hi> zum 7<hi rend="superscript">ten</hi> einen ebensolchen in der Melodie u. s. w. –</p> <p>Mein Rath wäre daher, Sie a[b]strahirten von der Publication dieser <title xml:id="title_faa7cba7-b9fb-4985-84d8-078fe4458417">Lieder<name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109569" style="hidden" type="music">Wehmut</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109565" style="hidden" type="music">Frisch gesungen</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109567" style="hidden" type="music">Romanze</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109566" style="hidden" type="music">Psarcarole venet</name><name key="PSN0112510" style="hidden" type="author">Köttlitz, Adolph (1820-1860)</name><name key="CRT0109568" style="hidden" type="music">Der wandernde Musikant</name></title> , und übten sich, ehe Sie etwas herausgäben, recht tüchtig in allen Regeln und Gesetzen der Kunst, damit Sie sich dieselben ganz zu eigen machen, und auch ohne daran zu denken nicht anders als sie befolgen können. Die Meinung eines erfahrnen Musikers, davon es in Cöln viele und sehr wackre giebt, wird genügend sein, Ihnen den rechten Fingerzeig dazu zu geben, und mehr bedarf es bei eifrigem Studium kaum. Gern würde ich selbst mich zu diesen Fingerzeigen bereit erklären; aber meine Zeit ist so sehr mit allerlei Geschäften hier besetzt, daß ich durchaus keinen Unterricht geben kann, und zugleich würde ich Ihnen rathen, eine so große Reise lieber einmal später zu unternehmen, wenn diesselbe für Sie wichtiger und interessanter werden kann, als jetzt, wo es, wie mir scheint, noch einerlei ist an welchem Orte Sie arbeiten und studiren, <hi rend="underline">wenn</hi> Sie das eben nur thun. Verzeihen Sie mir meine Freimüthigkeit; ich kann in so ernsthaften, wichtigen Dingen nicht anders als aufrichtig sprechen, und würde glauben eine Pflicht unerfüllt gelassen zu haben, wenn ich hier mit meiner Meinung im Geringsten zurückhielte. <seg type="closer" xml:id="seg_f0061760-c1a1-4041-b10f-4de0716ae5ea">Möge es Ihnen in der Kunst und im Leben so wohl gelingen, wie es Ihnen von Herzen wünscht Ihr hochachtungsvoll</seg></p> <signed rend="right">ergebner</signed> <signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed> </div> </body> </text></TEI>