fmb-1839-10-21-01
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Leipzig, 21. Oktober 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
Keine Angaben.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
nicht.
Was mein Kommen nach Wien betrifft, so thut mirs leid, Deinen Satz geradezu umkehren zu müssen: Ich muß jetzt zu Hause bleiben, und wenn mir die Reise nach Wien eine halbe Million einbrächte. Da es mir lieb ist, wenn Du wenigstens den Hergang der Sache weißt, wie ich sie ansehe, damit Du über alles Hin- und Herreden, was dort gewiß darüber sein wird, nicht an mir confus wirst, so will ich Dir ein Paar Worte darüber schreiben. Ich kann mit der Art, wie die Sache von der umgehend kam die Nachricht in einem Artikel der hies. allgemeinen Zeitung, daß das Musikfest nicht Statt finden würde, weil ich so und so viel Geld, trotz meiner dortigen Anwesenheit, als Honorar für die Direktion verlange. Einer der
Leipzig d. 21. October 1839. Lieber Hauser Es scheint ein Misverständniß in Beziehung auf mein Bachsches Autograph, was ich diesen Sommer von Guhr erhielt, obzuwalten; denn dies Manuscript enthält nichts anderes, als ungefähr die Hälfte der ziemlich allgemein bekannten sogenannten kleineren Choralvorspiele, von denen mehrere sogar schon gedruckt, alle aber durch Abschriften verbreitet und gewiß auch in Deinen Händen sind. Ich wenigstens habe sie, und die andren, nicht in meinem Manuscripte befindlichen, schon seit mehr als 10 Jahren, und Du hast sie oft bei mir gesehen, und wir haben viele davon zusammen gespielt. Es sind die, welche mit „nun komm der Heiden Heiland“ anfangen, und mit den 11 Variationen auf den Choral „Sei gegrüßet Jesu gütig“ schließen: 45 Stück. Ich kann gar nicht zweifeln, daß Du sie längst besitzest, und in Deinen Catalog aufgenommen hast. Deshalb schreibe ich Dir heut die Thema’s nicht ab – sollten durch irgend einen Zufall die Stücke weder in Deinem Besitz noch in Deinem Catalog sein, so schreibe mir’s und Du sollst umgehend die 45 Thema’s haben. Das Manuscript welches ich von Guhr habe enthält folgende von diesen 45 Vorspielen in Bachs Handschrift: 1, Das alte Jahr vergangen ist 2, In Dir ist Freude, 3, Mit Fried und Freud 4, Christe Du Lamm, Canon alla 12. 5, O Lamm Gottes unschuldig 6, Da Jesus an dem Kreuze 7, O Mensch bewein 8 Christus der uns selig, 9, Wir danken Dir Hr. Jesu Chris. 10, Hilf hl. Gott 11, Hr. Gott nun schleuß. 12, Christ lag in Todes Banden 13, Jesus Christus unser Heiland. 14, Christ ist erstanden, 3 Verse 15 Erstanden ist der heilige Christ. 16, Heut triumphiret Gottes Sohn 17, Erschienen ist der herrl. Tag, 18, Komm Gott, Schöpfer 19. Hr. Jesu Christ Dich zu uns wend, 20, Es ist das Heil uns kommen her. 21, Ich ruf zu Dir, Hr. Jesu Christ. 22, In Dich hab ich gehoffet Herr. 23, Vater unser im Himmelreich. 24., Durch Adams Fall 25, Liebster Jesu, wir sind hier, 26, Dies sind die heil. 10 Gebot. – Die Nummern 1, 4, 18, 26 sind gewiß, und auch noch einige von den andern gedruckt; das wirst Du besser wissen, als ich. Wenn Du in Deinem Catalog auch der gedruckten Ausgaben erwähnst, vergiß nicht eine Englische, der hauptsächlichsten Orgelstücke, die sehr correct und gut ist: bei Coventry und Hollier. Ich besitze in dieser Ausgabe die 6 großen Orgelpräludien und Fugen, die in Wien bei Riedl zuerst erschienen (amoll, hmoll etc. ) mehrere der von Marx ebenfalls edirten u. and. die gmoll Fantasie und Fuge, die Passecaille und a. sind ebenfalls in England erschienen. Die edur Ouverture deren Thema Du mir schreibst kenne ich nicht; in meinen (Arnold’s edition) Händelschen Werken steht sie nicht. Was mein Kommen nach Wien betrifft, so thut mirs leid, Deinen Satz geradezu umkehren zu müssen: Ich muß jetzt zu Hause bleiben, und wenn mir die Reise nach Wien eine halbe Million einbrächte. Da es mir lieb ist, wenn Du wenigstens den Hergang der Sache weißt, wie ich sie ansehe, damit Du über alles Hin- und Herreden, was dort gewiß darüber sein wird, nicht an mir confus wirst, so will ich Dir ein Paar Worte darüber schreiben. Ich kann mit der Art, wie die Sache von der Gesellschaft seit den letzten Monaten geführt worden ist, nicht einverstanden sein, und in solchen Fällen halte ich für das Beste sobald als möglich aus einander zu gehen, damit nicht noch größre Unannehmlichkeiten entstehen. Bis vor ungefähr 2 Monaten hatte man mich nicht im Entferntesten nach meinen Bedingungen gefragt, und nicht von Erstattung meiner Kosten gesprochen, wie ich es überall sonst gewohnt war – man hat mir zwar vergangene Woche geschrieben damit sei Herr Castelli beauftragt gewesen; indeß ist der nun mehr als 3 Monate in Wien zurück, und da hätte sich doch wohl Gelegenheit finden können zu erfahren, ob er diesen Auftrag ausgerichtet hätte, oder nicht. Ich war also vor ungefähr 2 Monaten gezwungen in einem Briefe davon anzufangen – und das war das Erste, was mir nicht gefiel. Ich schrieb, daß ich sie bäte mir in Hinsicht meiner Reise- und Aufenthaltskosten etwas bestimmtes zu sagen, da ich bei den vielerlei Schwierigkeiten, die ich hier zu überwinden hätte um nur die freie Zeit zu gewinnen, wenigstens diesen Ersatz wünschen würde – wenn jedoch etwas in der Gesellschaft bestimmt sei, oder wenn man früher ein andern Musiker nach Wien hätte kommen lassen, so würde ich mich mit den von ihnen festgestellten Bedingungen einverstanden erklären. Darauf antworteten sie: hinsichtl. der Reisekosten bestände keine Norm; jedenfalls verstände sichs, daß mir die Reisekosten ersetzt werden sollten (vom Aufenthalt, den ich sogar hätte erwähnen müssen, war keine Rede) und am Besten sei es diese Sache mündlich zu verhandeln, um mein Zartgefühl zu schonen. – Das war das zweite, was mir misfiel, und sehr! Denn um Zartgefühl zu schonen hätten sie vor 4 Monaten die Sache ins Klare bringen müssen, nicht aber das Ding nochmals umgehen und vermeiden, da ich hatte davon anfangen müssen. Ich antwortete nun, und verlangte das Honorar, was seitdem in den Zeitungen paradirt hat; ich erhielt auf meinen Brief keine Antwort, sondern umgehend kam die Nachricht in einem Artikel der hies. allgemeinen Zeitung, daß das Musikfest nicht Statt finden würde, weil ich so und so viel Geld, trotz meiner dortigen Anwesenheit, als Honorar für die Direktion verlange. Einer der Herausgeber theilte mir dies mit, und wenig Tage darauf der Schwäbischen Merkur, worin eine ähnliche Nachricht ebenfalls mit allen Gelddetails stand, darauf der Nürnberger Correspondenten, und was weiß ich für andere Blätter, die alle das Musikfest für aufgegeben erklärten worüber mich alle Leute befragten. Ich erhielt von Wien keine Antwort, und 14 Tage nachher, als ich die Sache für abgemacht ansah, kam endlich wieder ein Brief, etwa 4 Wochen nach meinem vorigen, worin man mir aus-einandersetzte die Gesellschaft könne so viel nicht zahlen, denn sie wolle ein Conservatorium aus den Fonds worin man mir freien Aufenthalt bei der Baroninn Pereira anbot. etc. etc. etc. Wenn mir eine solche Handlungsweise gefallen sollte, so müßte ich meine ganze Denkungsart verändern. Du kennst mich genug um zu wissen, daß ich vor 2 Monaten, wenn sie mir das gleich gesagt hätten, lieber ganz auf meine Kosten gereist und dort gewesen wäre, als ein Wort darüber zu verlieren; und mit tausend Freuden hätte ich’s gethan, wenn sichs von Errichtung einer musikal. Anstalt und sonst einem nobeln Zweck gehandelt hätte; ich denk auch, ich habe das mehrfach bewiesen. Jetzt aber nachdem man unsre Correspondenz in die Zeitungen setzt, und darüber hin und her raisonnirt, während bei den gewöhnlichsten Dingen in solchen Punkten discret und verschwiegen gehandelt wird, jetzt ist die Sache verdorben, und ich will nichts mehr damit zu thun haben, wenn ich auch könnte. Denn nun kommt dazu, daß meine Frau mir ein Töchterchen geboren hat, daß meine Mutter und Geschwister von Berlin herkommen wollen, daß die Concertdirection mir schon bei meiner Ankunft hier neue Schwierigkeiten gegen meine Abwesenheit in den Weg gelegt hat, was ich ihnen die mir im Sommer 6 Monat Urlaub geben nicht verdenken kann, und nun wie gesagt, könnte mirs Gott weiß was nützen, ich komme nicht. Solche lange Antwort mußte ich Dir auf Deine 4 Zeilen geben, alter Anchyses. Du könntest mir auch wohl mal wieder einen langen Brief schreiben, und mir tausend Dinge von Dir und den Deinigen erzählen. Thu es bald! Bleibe gut Deinem Felix MB.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1839-10-21" xml:id="date_d9050326-ab87-4cbf-a559-86209ff390ba">21. 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Jesu Chris<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107833" style="hidden" type="music">Wir danken dir, Herr Jesu Christ BWV 623</name></title>. 10, <title xml:id="title_9b99b787-f679-46d9-88d0-3b8cf631abe7">Hilf hl. Gott<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107834" style="hidden" type="music">Hilf Gott, dass mir’s gelinge BWV 624</name></title> 11, <title xml:id="title_2d561388-a8a8-4f36-94d8-0f132e627b4c">Hr. Gott nun schleuß<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107826" style="hidden" type="music">Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf BWV 617</name></title>. 12, <title xml:id="title_00b351ad-098b-4fbc-9620-d805026026a1">Christ lag in Todes Banden<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107835" style="hidden" type="music">Christ lag in Todes Banden BWV 625</name></title> 13, <title xml:id="title_a27a3b57-aeb3-4ea8-ae3c-3aaaf82c09e7">Jesus Christus unser Heiland<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107836" style="hidden" type="music">Jesus Christus, unser Heiland BWV 626</name></title>. 14, <title xml:id="title_fe95c0ac-0aa4-4022-9aba-4a48d8453af4">Christ ist erstanden, 3 Verse<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107837" style="hidden" type="music">Christ ist erstanden BWV 627</name></title> 15 <title xml:id="title_7b35f125-24fe-4819-bfd2-c69374055629">Erstanden ist der heilige Christ<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107838" style="hidden" type="music">Erstanden ist der heilge Christ BWV 628</name></title>. 16, <title xml:id="title_149ea25f-767b-4326-8c4d-89127c4c5acc">Heut triumphiret Gottes Sohn<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107840" style="hidden" type="music">Heut triumphieret Gottes Sohn BWV 630</name></title> 17, <title xml:id="title_a56a2a9f-f5f0-4342-ac6d-bf0b8f3e6fa6">Erschienen ist der herrl. Tag<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107839" style="hidden" type="music">Erschienen ist der herrliche Tag BWV 629</name></title>, 18, <title xml:id="title_6afd8b0e-c783-43ca-8806-f4a37a0a4eba">Komm Gott, Schöpfer<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107841" style="hidden" type="music">Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 631</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107842" style="hidden" type="music">Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 631a</name></title> 19. <title xml:id="title_d3b0764a-080b-4f57-8acc-fdaf57b19aac">Hr. Jesu Christ Dich zu uns wend<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107843" style="hidden" type="music">Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 632</name></title>, 20, <title xml:id="title_941fe7de-5b9f-47de-bf96-760079481274">Es ist das Heil uns kommen her<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107849" style="hidden" type="music">Es ist das Heil uns kommen her BWV 638</name></title>. 21, <title xml:id="title_8a1327f4-687c-4191-a826-6b61ec15dc93">Ich ruf zu Dir, Hr. Jesu Christ<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107850" style="hidden" type="music">Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639</name></title>. 22, <title xml:id="title_4fdd6b19-ffbb-4d34-a250-2f6cb5697825">In Dich hab ich gehoffet Herr<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107851" style="hidden" type="music">In dich hab ich gehoffet, Herr BWV 640</name></title>. 23, <title xml:id="title_ef9d2170-0d43-456d-8707-9f79be5158f2">Vater unser im Himmelreich<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107847" style="hidden" type="music">Vater unser im Himmelreich BWV 636</name></title>. 24., <title xml:id="title_16b70742-0610-49c6-9756-2dede18c542c">Durch Adams Fall 25<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107848" style="hidden" type="music">Durch Adams Fall ist ganz verderbt BWV 637</name></title>, <title xml:id="title_96d93223-c845-4001-a6e3-c38ef613d54c">Liebster Jesu, wir sind hier<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107844" style="hidden" type="music">Liebster Jesu, wir sind hier BWV 633</name></title>, 26, <title xml:id="title_1bac398d-dc83-4d77-99d4-c16c0fc3b1ee">Dies sind die heil. 10 Gebot<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107846" style="hidden" type="music">Dies sind die heilgen zehn Gebot BWV 635</name></title>. – Die Nummern 1, 4, 18, 26 sind gewiß, und auch noch einige von den andern gedruckt; das wirst Du besser wissen, als ich. Wenn Du in Deinem Catalog auch der gedruckten Ausgaben erwähnst, vergiß nicht eine Englische, der hauptsächlichsten Orgelstücke, die sehr correct und gut ist: bei Coventry und Hollier. Ich besitze in dieser Ausgabe die <title xml:id="title_7a2b065c-dbaa-40ca-824c-21bca13dc958">6 großen Orgelpräludien und Fugen<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107878" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge a-Moll, BWV 543</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107881" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge h-Moll, BWV 544</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107882" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge C-Dur, BWV 545</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107883" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge c-Moll, BWV 546</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107884" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge C-Dur, BWV 547</name><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107885" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge e-Moll, BWV 548</name></title>, die in Wien bei <persName xml:id="persName_682de501-9d9c-481c-8a22-be2a6fb613a3">Riedl<name key="PSN0114184" style="hidden">Riedl, Musikverlag in Wien</name></persName> zuerst erschienen (amoll, hmoll etc.) mehrere der von <persName xml:id="persName_516836d3-29f8-4ce8-8de5-81f690a1cc52">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> ebenfalls edirten u. and. die <title xml:id="title_cdae3fd9-7d98-452d-b08a-02999085fcdd">gmoll Fantasie und Fuge<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107875" style="hidden" type="music">Präludium und Fuge g-Moll, BWV 542</name></title>, die <title xml:id="title_1e80496f-8fbb-4c4f-8ed0-e043e18dbabb">Passecaille<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107861" style="hidden" type="music">Passacaglia c-Moll, BWV 582</name></title> und a. sind ebenfalls in England erschienen. Die edur Ouverture deren Thema Du mir schreibst kenne ich nicht; in meinen (Arnold’s edition) Händelschen Werken steht sie <hi rend="underline">nicht</hi>. </p> <p>Was mein Kommen nach Wien betrifft, so thut mirs leid, Deinen Satz geradezu umkehren zu müssen: Ich <hi rend="underline">muß</hi> jetzt zu Hause bleiben, und wenn mir die Reise nach Wien eine halbe Million einbrächte. Da es mir lieb ist, wenn <hi rend="underline">Du</hi> wenigstens den Hergang der Sache weißt, wie ich sie ansehe, damit Du über alles Hin- und Herreden, was dort gewiß darüber sein wird, nicht an mir confus wirst, so will ich Dir ein Paar Worte darüber schreiben. Ich kann mit der Art, wie die Sache von der <placeName xml:id="placeName_65e0c3c3-d96b-4ddb-90a6-caa8b7a474df">Gesellschaft<name key="NST0100547" style="hidden" subtype="" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> seit den letzten Monaten geführt worden ist, nicht einverstanden sein, und in solchen Fällen halte ich für das Beste sobald als möglich aus einander zu gehen, damit nicht noch größre Unannehmlichkeiten entstehen. Bis vor ungefähr 2 Monaten hatte man mich nicht im Entferntesten nach meinen Bedingungen gefragt, und nicht von Erstattung meiner Kosten gesprochen, wie ich es überall sonst gewohnt war – man hat mir zwar vergangene Woche geschrieben damit sei Herr <persName xml:id="persName_c83853f4-edd3-452f-806d-7a41998e758c">Castelli<name key="PSN0110312" style="hidden">Castelli, Ignaz Vinzenz Franz (1781-1862)</name></persName> beauftragt gewesen; indeß ist der nun mehr als 3 Monate in Wien zurück, und da hätte sich doch wohl Gelegenheit finden können zu erfahren, ob er diesen Auftrag ausgerichtet hätte, oder nicht. Ich war also vor ungefähr 2 Monaten gezwungen in einem Briefe davon anzufangen – und das war das Erste, was mir nicht gefiel. Ich schrieb, daß ich sie bäte mir in Hinsicht meiner Reise- und Aufenthaltskosten etwas bestimmtes zu sagen, da ich bei den vielerlei Schwierigkeiten, die ich hier zu überwinden hätte um nur die freie Zeit zu gewinnen, wenigstens diesen Ersatz wünschen würde – wenn jedoch etwas in der <placeName xml:id="placeName_733295f1-8680-4626-a9e8-08a91b861f95">Gesellschaft<name key="NST0100547" style="hidden" subtype="" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> bestimmt sei, oder wenn man früher ein andern Musiker nach Wien hätte kommen lassen, so würde ich mich mit den von ihnen festgestellten Bedingungen einverstanden erklären. Darauf antworteten sie: hinsichtl. der Reisekosten bestände keine Norm; jedenfalls verstände sichs, daß mir die Reisekosten ersetzt werden sollten (vom Aufenthalt, den ich sogar hätte erwähnen müssen, war keine Rede) und am Besten sei es diese Sache mündlich zu verhandeln, um mein Zartgefühl zu schonen. – Das war das zweite, was mir misfiel, und sehr! Denn um Zartgefühl zu schonen hätten sie vor 4 Monaten die Sache ins Klare bringen müssen, nicht aber das Ding nochmals umgehen und vermeiden, da ich hatte davon anfangen müssen. Ich antwortete nun, und verlangte das Honorar, was seitdem in den Zeitungen paradirt hat; ich erhielt auf meinen Brief keine Antwort, sondern <hi rend="underline">umgehend</hi> kam die Nachricht in einem Artikel der hies. allgemeinen Zeitung, daß das Musikfest nicht Statt finden würde, weil ich so und so viel Geld, trotz meiner dortigen Anwesenheit, als Honorar für die Direktion verlange. Einer der <persName xml:id="persName_fb495738-ec82-4e85-a03c-d59d9596f79d">Herausgeber<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> theilte mir dies mit, und wenig Tage darauf der Schwäbischen Merkur, worin eine ähnliche Nachricht ebenfalls mit allen Gelddetails stand, darauf der Nürnberger Correspondenten, und was weiß ich für andere Blätter, die alle das Musikfest für aufgegeben erklärten worüber mich alle Leute befragten. Ich erhielt von Wien keine Antwort, und 14 Tage nachher, als ich die Sache für abgemacht ansah, kam endlich wieder ein Brief, etwa 4 Wochen nach meinem vorigen, worin man mir aus-einandersetzte die Gesellschaft könne so viel nicht zahlen, denn sie wolle ein Conservatorium aus den Fonds worin man mir freien Aufenthalt bei der Baroninn <persName xml:id="persName_ea507b12-eb77-4783-9a06-372b437ef134">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> anbot. etc. etc. etc. Wenn mir eine solche Handlungsweise gefallen sollte, so müßte ich meine ganze Denkungsart verändern. Du kennst mich genug um zu wissen, daß ich vor 2 Monaten, wenn sie mir das gleich gesagt hätten, lieber ganz auf meine Kosten gereist und dort gewesen wäre, als ein Wort darüber zu verlieren; und mit tausend Freuden hätte ich’s gethan, wenn sichs von Errichtung einer musikal. Anstalt und sonst einem nobeln Zweck gehandelt hätte; ich denk auch, ich habe das mehrfach bewiesen. Jetzt aber nachdem man unsre Correspondenz in die Zeitungen setzt, und darüber hin und her raisonnirt, während bei den gewöhnlichsten Dingen in solchen Punkten discret und verschwiegen gehandelt wird, jetzt ist die Sache verdorben, und ich will nichts mehr damit zu thun haben, wenn ich auch könnte. Denn nun kommt dazu, daß meine <persName xml:id="persName_1f23a5f6-1cb6-4735-902e-e00a85aff466">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> mir ein <persName xml:id="persName_1e91ac8c-44de-41a5-bf31-d3c4c3a29f3b">Töchterchen<name key="PSN0113261" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> geboren hat, daß meine <persName xml:id="persName_f7a90a00-48f0-463b-8d1f-f80f0882aa33">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_87368254-fbf5-4a06-a351-88c67c718d02">Geschwister<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> von Berlin herkommen wollen, daß die <placeName xml:id="placeName_7c906e6c-55f3-4cf4-8564-7c401ba9e6ad">Concertdirection<name key="NST0100328" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mir schon bei meiner Ankunft hier neue Schwierigkeiten gegen meine Abwesenheit in den Weg gelegt hat, was ich ihnen die mir im Sommer 6 Monat Urlaub geben nicht verdenken kann, und nun wie gesagt, könnte mirs Gott weiß was nützen, ich komme nicht.</p> <closer rend="left" xml:id="closer_ae80ef62-e16d-44b8-9f0c-7e02ea29f6e5">Solche lange Antwort mußte ich Dir auf Deine 4 Zeilen geben, alter Anchyses. Du könntest mir auch wohl mal wieder einen langen Brief schreiben, und mir tausend Dinge von Dir und den Deinigen erzählen. Thu es bald! Bleibe gut</closer> <signed rend="right">Deinem</signed> <signed rend="right">Felix MB.</signed> </div> </body> </text></TEI>