fmb-1839-08-21-01
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Leipzig, 21. August 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Gestern Abend sind wir alle glücklich, gesund und froh hier wieder angekommen, und mir ist um eine große Last leichter da sten Aug. fort nach Braunschweig, und denke den 9ten, spätestens 10ten September wieder hier zu sein; hoffentlich fällt Euer Kommen so, daß ich keinen Tag Eures Hierseins zu verlieren habe, und dann bleibt Ihr auch recht lange, denn auf einer so großen Reise wo die Tage mit Scheffeln gemessen werden, da muß man nicht bei uns damit geizen. Ich hoffe nun bald von Dir zu hören.
Ich schreibe des Morgens früh, und in Eil; weil ich sonst am Tage schwerlich Zeit dazu gefunden hätte. Weder
Marchtam Mittwoch.“ „
Leipzig d. 21 Aug. 1839. Liebe Fanny Gestern Abend sind wir alle glücklich, gesund und froh hier wieder angekommen, und mir ist um eine große Last leichter da Cécile die Reise so musterhaft ausgehalten und sich so herrlich danach befindet. Der ganze Weg zwischen Frankfurt und hier war mir die Zeit über wie ein Alp, der mich manchmal arg drückte. Gottlob es ist nun überstanden, und so wie wir selbst unverändert und vergnügt hier eingerückt sind, so haben wir die Schuncks und das neue Ehepaar getroffen, die uns gestern auf der Chaussée entgegengegangen waren, und im Wagen mitfahren mußten, während ich zu Fuß einrückte. Ganz weit vor der Stadt war uns schon Verhulst begegnet. Kennst Du denn Verhulst? Das ist was für Dich, wenn Du kommst. Nun also, liebe Fanny, wann dürfen wir Dich erwarten? Ich muß den 30sten Aug. fort nach Braunschweig, und denke den 9ten, spätestens 10ten September wieder hier zu sein; hoffentlich fällt Euer Kommen so, daß ich keinen Tag Eures Hierseins zu verlieren habe, und dann bleibt Ihr auch recht lange, denn auf einer so großen Reise wo die Tage mit Scheffeln gemessen werden, da muß man nicht bei uns damit geizen. Ich hoffe nun bald von Dir zu hören. Ich schreibe des Morgens früh, und in Eil; weil ich sonst am Tage schwerlich Zeit dazu gefunden hätte. Weder Schleinitz noch David noch sonst einen Leipziger habe ich bis jetzt gesprochen, außer den Schuncks, also kannst Du Dir denken, wieviel tausend Geschichten und Gespräche nachzuholen sind: ganz England mit David; und ganz Sachsen mit Schleinitz. Erkundige Dich doch einmal, wer Herr Julius Stern in Berlin ist, von dem ich gestern bei der Ankunft ein Liederheft mit einer freundlichen Zuschrift bekommen habe. Die Lieder scheinen nach einem flüchtigen Blick Talent zu zeigen, ich habe aber sonst noch nichts von ihm gehört oder gesehen. Carl läuft eben von einem Zimmer ins andre, und bringt mir die Sachen die mir gehören, eine nach der andern angeschleppt, und sagt: Da Papai! und hindert mich an einem zusammenhängenden Gedankenfluß (vor dem mich überhaupt Gott bewahre. ) Wir haben gestern zusammengerechnet, daß wir auf der ganzen Reiseroute auf jeder Station etwas gegessen haben, mit Ausnahme von Neuhof und Marksuhl; wo allerdings aber auch nichts zu haben war. Nimm dazu eine Wurst, und Brod und Wein und Süßigkeiten, die uns von Frankfurt aus in die Wagentaschen gepackt waren, und Du kannst denken, daß wir eben nicht Hunger gelitten haben. Auch haben wir vier volle Tage gebraucht; denn gestern hatten wir in Weimar geschlafen; aber dafür war der kleine Carl musterhaft artig im Wagen, hat nicht ein einzigesmal diesen Ort verunreinigt, und auf der ganzen Tour nur einen Klaps bekommen, worauf er schrecklich schrie und einschlief, und mich beim Aufwachen so lieb hatte, als wär ichs nicht gewesen, oder er nicht. Nun Gott sei Dank, wir sind glücklich da – ich bin sehr froh. Für Mutter und Beckchen und Paul gilt der Brief eigentlich mit, das versteht sich, ich kann heut nur das Ankomme- und Lebe- und Gesundheitzeichen geben, keinen ordentlichen Brief. Danke Paul für seine lieben Zeilen, die ich hier fand; An ihn und Beckchen schreibe ich zunächst. In Lützen sagte Cécile: „morgen kriegen wir nichts Ordentliches zu essen, es ist ja gar kein Marcht am Mittwoch. “ „Schuncks laden uns aber ein“ sagte ich, und so war es auch, und so ists wieder das alte, angenehme Zusammenleben. Noch eine Bitte: Mutter hatte vor einiger Zeit uns geschrieben, sie schenkte dem Carl ein niedriges Bettchen; nun hat sich gestern gefunden, daß der Junge für seine Wiege zu lang geworden ist, und kaum noch darin ausgestreckt liegen kann, also muß eine Veränderung vorgenommen werden, und ich möchte doch nicht gern gerade eins anschaffen, wenn ich gleich darauf eins geschenkt kriege. Wie ist das nun zu machen? Um ein Geschenk kann man ja doch wohl nicht mahnen. Mir ist dergleichen wenigstens noch nicht vorgekommen, außer bei unverschämtem Pack. Nun überleg was zu thun ist. Eben kommt Julie und packt für Cécile aus, und nun schlägts 11 und nun muß ich schließen. Lebwohl, liebe Fanny, auf baldig frohes Wiedersehn. Dein Felix
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Nimm dazu eine Wurst, und Brod und Wein und Süßigkeiten, die uns von Frankfurt aus in die Wagentaschen gepackt waren, und Du kannst denken, daß wir eben nicht Hunger gelitten haben. Auch haben wir vier volle Tage gebraucht; denn gestern hatten wir in Weimar geschlafen; aber dafür war <persName xml:id="persName_76ae02e2-e44a-47cb-a615-d1e4eed9c5a4">der kleine Carl<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> musterhaft artig im Wagen, hat nicht ein einzigesmal diesen Ort verunreinigt, und auf der ganzen Tour nur einen Klaps bekommen, worauf er schrecklich schrie und einschlief, und mich beim Aufwachen so lieb hatte, als wär ichs nicht gewesen, oder er nicht. Nun Gott sei Dank, wir sind glücklich da – ich bin sehr froh. 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