fmb-1839-08-16-01
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Frankfurt a. M., 16. August 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Die traurige Nachricht über den Verlust der ten August um 1 2te, liebe Mutter; den ersten fand ich bei meiner Rückkehr hieher, welche sich verspätet hatte, weil sich die Rückkehr der ten September wieder zurückkehre, und ich wollte die Musikfeste und Braunschweig lägen im Pfefferland. Das wär noch besser, wenn ich die Reisekosten auch noch bezahlen sollte! Nie ohne dieses, und ohne die Aufenthaltskosten aber es ist mir eben doch kein Ersatz für die Entbehrung an Zeit und Ruhe und Vergnügen zu Haus, und ich muß künftig es entweder ganz gut sein lassen, oder Honorar nehmen; es ist zu unbillig sonst. Wir reisen morgen früh von hier ab, in sehr kleinen Tagereisen und denken Dinstag in Leipzig anzukommen. Céciles Berechnung nach würde die Niederkunft Ende September oder Anfang October sein. Ich kann jetzt wieder für die Zeit nachher keine Pläne und Gedanken haben, sondern es liegt mir eben nur das im Sinn. Den ersten Tag unsrer Ankunft hier, kamen
An
Frankfurt d. 16 August 1839Liebe Mutter Die traurige Nachricht über den Verlust der Tante Schlegel hast Du nun schon erfahren, und warst durch die Aeußerung meines vorigen Briefes vielleicht eher vorbereitet, obwohl ich noch keine Ahndung davon hatte als ich Dir zuletzt schrieb. Unmittelbar nachher hörte ich durch die dritte Hand davon, und wenig Tage vor meiner Abreise von Horchheim kam Philipp’s Brief an den Onkel mit der traurigen Gewißheit. Sie war 8 Tage krank, an Beängstigungen, Lungenentzündung, und endlich verließen sie die Kräfte; doch nicht das Bewußtsein und die Heiterkeit und der Geist, die sie immer im Leben begleiteten. Sie hat nicht aufgehört die ihrigen zu beruhigen, zu trösten, und das ist Schuld daß ich sie so gefaßt, als möglich gefunden habe, obwohl alle, namentlich Philipp die Frau und die älteste Tochter, elend aussehen und von den Anstrengungen und dem Schmerz ganz verändert. Philipp scheint und spricht ganz ruhig, arbeitet auch wieder, aber die Thränen stehn ihm immer in den Augen. Für ihn ist es ein doppelt und dreifacher Verlust; aber für alle schmerzlich, die sie jemals gekannt haben. Lieb ist mirs zu denken, daß ihre letzten Jahre, durch die große Anerkennung die ihr Sohn hier gefunden hat, und die angenehme Stellung die die ganze Familie hier einnimmt, erheitert und auch äußerlich sorgen- und kummerfrei gewesen sind. Am 3ten August um 1 2 9 Morgens ist sie geschieden. Die Leute reden Philipp zu, eine Reise zu machen, aber ich thue es nicht; das ist hier, wie dort. – Gestern kam Fannys lieber Brief, und vorgestern der Deinige 2te, liebe Mutter; den ersten fand ich bei meiner Rückkehr hieher, welche sich verspätet hatte, weil sich die Rückkehr der Mme. Souchay verspätet hatte, und ich Mme. Jeanrenaud noch sprechen mußte. Es ist nun entschieden, daß sie in wenig Wochen nachkommt, obwohl ich gern gehabt hätte, sie wäre gleich mit uns gereis’t; ich muß nun Cécile allein lassen, wenn ich nach Braunschweig gehe, welches am letzten August sein wird und von wo ich am 9ten September wieder zurückkehre, und ich wollte die Musikfeste und Braunschweig lägen im Pfefferland. Das wär noch besser, wenn ich die Reisekosten auch noch bezahlen sollte! Nie ohne dieses, und ohne die Aufenthaltskosten aber es ist mir eben doch kein Ersatz für die Entbehrung an Zeit und Ruhe und Vergnügen zu Haus, und ich muß künftig es entweder ganz gut sein lassen, oder Honorar nehmen; es ist zu unbillig sonst. Wir reisen morgen früh von hier ab, in sehr kleinen Tagereisen und denken Dinstag in Leipzig anzukommen. Céciles Berechnung nach würde die Niederkunft Ende September oder Anfang October sein. Ich kann jetzt wieder für die Zeit nachher keine Pläne und Gedanken haben, sondern es liegt mir eben nur das im Sinn. Den ersten Tag unsrer Ankunft hier, kamen Hübners und wir haben mit ihnen einige angenehme Stunden verlebt. In Bingen bei schönstem Wetter trafen wir mit Schlemmer zusammen, den Onkel und Benni kennen lernten und goutirten, sie ihrerseits fanden Dobeneck dort, Cécile eine Tante aus Bischofsheim, und das ging alles am nächsten Morgen auseinander; wir hieher, der Onkel zurück, Schlemmer nach dem Niederwald, auf dem Dampfboot trafen wir Steinbecks Schwester mit ihrem Mann, Brandenburger Bekannte von vor 11 Jahren; es ist ein buntes Leben am Rhein. Ein herrliches Ohm Rheinwein hab ich mir in Bingen gekauft, so eins ist in ganz Leipzig nicht wiederzufinden – ich wollte nur das lockte Dich, mich zu besuchen; es hat eine Blume, sag’ ich Dir! Aber Du machst Dir nichts daraus, und nicht einmal Hensel, (der soll rothen haben) und wenn Paul zwei Gläser davon trinkt, dann wirds in die Annalen eingetragen. Das ist ein großer Fehler, den Ihr habt. Ich wollte aber, Du kämst ohne Rheinwein auch; liebe Mutter, etwa zur Taufe! Wie leichtsinnig sagt man solch ein Wort – aber „so Gott will“ steht ja bei allem und jedem. Lebwohl für heut, meine liebe Mutter. Dein Felix An Fanny und Beckchen schreibe ich von Leipzig aus, sobald wir angekommen sind, so Gott will! Die erstere sagt nicht, um welche Zeit die Abreise bestimmt ist, doch hoffe ich in jedem Fall richtet sie es so ein, daß wir uns eine ordentliche Zeitlang sehen und sprechen und haben.
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Nie ohne dieses, und ohne die Aufenthaltskosten aber es ist mir eben doch kein Ersatz für die Entbehrung an Zeit und Ruhe und Vergnügen zu Haus, und ich muß künftig es entweder ganz gut sein lassen, oder Honorar nehmen; es ist zu unbillig sonst. Wir reisen morgen früh von hier ab, in sehr kleinen Tagereisen und denken Dinstag in Leipzig anzukommen. Céciles Berechnung nach würde die Niederkunft Ende September oder Anfang October sein. Ich kann jetzt wieder für die Zeit nachher keine Pläne und Gedanken haben, sondern es liegt mir eben nur das im Sinn. Den ersten Tag unsrer Ankunft hier, kamen <persName xml:id="persName_ae55aef8-47a5-4710-8712-8d734c9d3129">Hübners<name key="PSN0112121" style="hidden">Hübner, Familie von → Rudolph Julius H.</name></persName> und wir haben mit ihnen einige angenehme Stunden verlebt. 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