fmb-1839-08-05-01
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Horchheim, 5. August 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin
tenAugust 1839
t Goar begleitet; dort bleiben wir einen halben Tag, gehn dann nach Bingen, wo wir auch noch einen Tag uns aufhalten werden, da ich Weingeschäfte dort machen will d. h. ein Ohm Rüdesheimer kaufen, und dann auf wenige Tage nach Frankfurt und so zurück nach Leipzig, wo ich den 20sten-24sten spätestens zu sein gedenke. Meine ten wieder ein, und so war uns
Horchheim bei Coblenz d. 5ten August 1839. Liebe Mutter Heut sind es schon 14 Tage daß ich Dir von hier aus schrieb, und beinahe 3 Wochen daß ich keinen Brief von Dir oder den Schwestern oder Paul erhalten habe. Ich weiß zwar aus den täglichen Berichten die Onkel empfängt, daß Gott sei Dank alles wohl ist, und namentlich daß die Badereisenden mit der See und den Heringen und dem Dorfe zufrieden sind, wie Alexander aus eigner Anschauung wußte: doch ist es gar zu angenehm vom Hause selbst Briefe zu haben, eigenhändige, und gar die Deinigen sind immer so ausführlich und geben so treue Details wie zehn andre nicht. So bitte ich denn recht sehr, halte uns nicht so kurz mit Nachrichten, und gieb die Bitte auch in meinem Namen an die Schwestern weiter. Uns geht es hier sehr wohl; wir leben sehr ruhig und einförmig, aber sehr angenehm; das herrlichste Wetter hat bis gestern alles begünstigt; seit gestern Abend wo ein starkes Gewitter aufzog das von einem stärkern Wind vertrieben wurde, ist es kalt geworden und unfreundlich; doch hoffe ich es wird sich wieder zum Bessern wenden. Cécile und dem Kleinen thut die schöne Landluft zusehends gut; beide sehn seit unserm Aufenthalt hier noch wohler und runder aus als vorher. Der Kleine ist der allgemeine Liebling; des Morgens nimmt ihn einer nach dem andern auf den Schooß und erzählt ihm Geschichten, worauf er nichts zu antworten weiß als Gacks, oder Hotten, oder Papf, und dann behauptet ein jeder, der Junge hätte ihn verstanden. Wenn wir Billard spielen zieht er die Schublade des Tisches auf, holt die Kreide heraus und bestreicht uns die Queues damit; schießen sie auf der Karthause so sagt er: Dadatz! und dies bedeutet Soldaten, wie Cécile etymologisch beweis’t. Er reitet oft aus, auf Benny, der dabei auf allen Vieren auf dem Grasplatz herumkriecht. Den Horchheimern sämmtlich geht es wohl, bis auf einen bösen Husten, den die Tante gar nicht los werden kann, und der sie schon lange zu quälen scheint; Onkels Fußpromenaden sind wirklich merkwürdig; neulich war er mit uns auf dem höchsten Berg der Umgegend, dem sogenannten Kuhkopf, und trotz der entsetzlichen Sonnenhitze und eines 2stündigen sehr beschwerlichen Weges war er Nachmittag so frisch, als wäre nichts gewesen. Auch Benny und Rosa geht es besser als vor der Italiänischen Reise. Ich habe täglich große Promenaden gemacht, gebadet, gearbeitet, und so ist die Zeit schnell vorübergegangen. Freitag wollen wir abreisen, von den Horcheimern bis St Goar begleitet; dort bleiben wir einen halben Tag, gehn dann nach Bingen, wo wir auch noch einen Tag uns aufhalten werden, da ich Weingeschäfte dort machen will d. h. ein Ohm Rüdesheimer kaufen, und dann auf wenige Tage nach Frankfurt und so zurück nach Leipzig, wo ich den 20sten-24sten spätestens zu sein gedenke. Meine Schwiegermutter, die wie natürlich Cécile sehr zu sehn wünscht, trifft ungefähr den 12ten wieder ein, und so war uns Onkels Einladung zu längerem Bleiben doppelt willkommen. Fast kein Tag ist ohne Besuch vergangen; vorgestern reis’ten Kyllmanns ab die uns ganz unvermuthet hier im Garten besuchten, gestern kamen Breitkopf & Härtel d. h. Hr. Härtel mit einem andern Leipziger aus Paris kommend, vor 3 Tagen Mme. Beer mit Antoinette und 2 Enkeln, reis’t nach Boulogne um Meyerbeer zu treffen, und nach Ems um seine Frau zu sehen, und hat Reisepläne nach Italien &c. &c. Daß ich Luise Hensel eines Mittags in Frankfurt bei Tante Schlegel getroffen habe ich vergessen bisher zu schreiben; leider war die letztere bei unsrer Abreise nicht so ganz wohl, was bei ihrem Alter doch immer beunruhigend ist; ich hoffe sie bei der Rückkunft besser und muntrer zu treffen. Von Wien weiß ich immer noch nichts Bestimmtes; nach Braunschweig muß ich aber den letzten dieses Monats reisen – ich fange solche Sachen immer mit großem Plaisir an, und wenns zum Klappen kommt und ich soll von Cécile fort so möchte ich lieber ins Pfefferland, als aufs Musikfest; daher habe ich mich jetzt auch entschlossen, mir dergleichen entweder sehr ordentlich bezahlen zu lassen oder gar nicht mehr zu unternehmen; ich bereue es sonst gleich nachher und später gar. In Bingen haben wir ein Rendezvous mit Fritz Schlemmer, der mir beim Weinkosten beistehen soll, und bei der Gelegenheit auf den Niederwald promeniren und mit uns zurückfahren will. Lebwohl für heut, liebe Mutter; verzeih den confusen Brief ich habe einen großen Psalm hier beinah fertig gemacht, und der letzte Schluß will mir nicht so recht werden, wie ich möchte, und das liegt mir im Kopf und macht mich zerstreut. Cécile grüßt aufs schönste; der Kleine sagt Papf und i. ein Inbegriff von allem Guten und ich bin und bleibe Dein alter Felix.
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So bitte ich denn recht sehr, halte uns nicht so kurz mit Nachrichten, und gieb die Bitte auch in meinem Namen an die Schwestern weiter. Uns geht es hier sehr wohl; wir leben sehr ruhig und einförmig, aber sehr angenehm; das herrlichste Wetter hat bis gestern alles begünstigt; seit gestern Abend wo ein starkes Gewitter aufzog das von einem stärkern Wind vertrieben wurde, ist es kalt geworden und unfreundlich; doch hoffe ich es wird sich wieder zum Bessern wenden. <persName xml:id="persName_bbca1e83-6200-4270-a34d-51751c6440f0">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und dem <persName xml:id="persName_f2681d2e-8269-40f4-b682-da09b2fcdd36">Kleinen<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> thut die schöne Landluft zusehends gut; beide sehn seit unserm Aufenthalt hier noch wohler und runder aus als vorher. Der Kleine ist der allgemeine Liebling; des Morgens nimmt ihn einer nach dem andern auf den Schooß und erzählt ihm Geschichten, worauf er nichts zu antworten weiß als Gacks, oder Hotten, oder Papf, und dann behauptet ein jeder, der Junge hätte ihn verstanden. Wenn wir Billard spielen zieht er die Schublade des Tisches auf, holt die Kreide heraus und bestreicht uns die Queues damit; schießen sie auf der Karthause so sagt er: Dadatz! und dies bedeutet Soldaten, wie <persName xml:id="persName_14d56cb2-b4fc-4657-850b-152ea3e0a865">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> etymologisch beweis’t. Er reitet oft aus, auf <persName xml:id="persName_81c69ced-ae84-470c-9e23-f9eff2f5e309">Benny<name key="PSN0113222" style="hidden">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name></persName>, der dabei auf allen Vieren auf dem Grasplatz herumkriecht. Den Horchheimern sämmtlich geht es wohl, bis auf einen bösen Husten, den die <persName xml:id="persName_7d91c496-180c-4548-840c-9eb301330b4d">Tante<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> gar nicht los werden kann, und der sie schon lange zu quälen scheint; <persName xml:id="persName_ba7daef5-ee23-44a7-a171-3bf0d24f290a">Onkels<name key="PSN0113227" style="hidden">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> Fußpromenaden sind wirklich merkwürdig; neulich war er mit uns auf dem höchsten Berg der Umgegend, dem sogenannten Kuhkopf, und trotz der entsetzlichen Sonnenhitze und eines 2stündigen sehr beschwerlichen Weges war er Nachmittag so frisch, als wäre nichts gewesen. Auch <persName xml:id="persName_5d7b5200-96d4-41d0-92cf-511670767adc">Benny<name key="PSN0113222" style="hidden">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_8f73054e-6618-4008-a165-519bb6aad1aa">Rosa<name key="PSN0113237" style="hidden">Mendelssohn, Rosamunde Ernestine Pauline (Rosa) (1804-1883)</name></persName> geht es besser als vor der Italiänischen Reise. Ich habe täglich große Promenaden gemacht, gebadet, gearbeitet, und so ist die Zeit schnell vorübergegangen. Freitag wollen wir abreisen, von den Horcheimern bis S<hi rend="superscript">t</hi> Goar begleitet; dort bleiben wir einen halben Tag, gehn dann nach Bingen, wo wir auch noch einen Tag uns aufhalten werden, da ich Weingeschäfte dort machen will d. h. ein Ohm Rüdesheimer kaufen, und dann auf wenige Tage nach Frankfurt und so zurück nach Leipzig, wo ich den 20<hi rend="superscript">sten</hi>-24<hi rend="superscript">sten</hi> spätestens zu sein gedenke. Meine <persName xml:id="persName_a18167e0-e1e8-4c12-9226-a49582708e3e">Schwiegermutter<name key="PSN0112228" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName>, die wie natürlich <persName xml:id="persName_87913875-0f00-4bb7-a233-620cf57bef95">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> sehr zu sehn wünscht, trifft ungefähr den 12<hi rend="superscript">ten</hi> wieder ein, und so war uns <persName xml:id="persName_fd646608-9c3e-4848-82c1-3b07a166e625">Onkels<name key="PSN0113227" style="hidden">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> Einladung zu längerem Bleiben doppelt willkommen. Fast kein Tag ist ohne Besuch vergangen; vorgestern reis’ten <persName xml:id="persName_72c1da39-b3db-459d-a7c4-6d7101d675a5">Kyllmanns<name key="PSN0112612" style="hidden">Kyllmann, Familie von → Carl Gottlieb K.</name></persName> ab die uns ganz unvermuthet hier im Garten besuchten, gestern kamen <persName xml:id="persName_27501d66-2fc9-4406-ad36-b9ac276bbed5">Breitkopf & Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> d. h. <persName xml:id="persName_7f8dc262-b2e3-4085-b7f1-16daf944ba08">Hr. Härtel<name key="PSN0111726" style="hidden">Härtel, Raymund (1810-1888)</name></persName> mit einem andern Leipziger aus Paris kommend, vor 3 Tagen <persName xml:id="persName_5481109a-8789-4a08-9760-5714641a3593">Mme. Beer<name key="PSN0109764" style="hidden">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_15c5af86-dc87-42dc-98df-8c93b934d6e7">Antoinette<name key="PSN0113403" style="hidden">Montalban, Antoinette von (1791-1885)</name></persName> und <persName xml:id="persName_2e3bc39f-5ee2-42bb-b846-ab4558a4adcd">2 Enkeln<name key="PSN0109765" style="hidden">Beer, Georg Friedrich Amadeus (1825-1896)</name><name key="PSN0109767" style="hidden">Beer, Julius Alfred (1828-1850)</name></persName>, reis’t nach Boulogne um <persName xml:id="persName_c5fc68b4-4558-4e44-9c30-c6fb97c0d738">Meyerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName> zu treffen, und nach Ems um <persName xml:id="persName_1c3593f9-56c8-4a99-94ed-12a0bc53a32d">seine Frau<name key="PSN0113319" style="hidden">Meyerbeer, Minna (1804-1886)</name></persName> zu sehen, und hat Reisepläne nach Italien &c. &c. Daß ich <persName xml:id="persName_b265add5-5834-4bbe-81ed-ae4878838055">Luise Hensel<name key="PSN0111896" style="hidden">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> eines Mittags in Frankfurt bei <persName xml:id="persName_c9c5aa28-e964-4ef2-9281-2395e27a39ff">Tante Schlegel<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> getroffen habe ich vergessen bisher zu schreiben; leider war die letztere bei unsrer Abreise nicht so ganz wohl, was bei ihrem Alter doch immer beunruhigend ist; ich hoffe sie bei der Rückkunft besser und muntrer zu treffen. Von Wien weiß ich immer noch nichts Bestimmtes; nach Braunschweig muß ich aber den letzten dieses Monats reisen – ich fange solche Sachen immer mit großem Plaisir an, und wenns zum Klappen kommt und ich soll von <persName xml:id="persName_bd33ac56-9787-4150-97bd-2599043adf76">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> fort so möchte ich lieber ins Pfefferland, als aufs Musikfest; daher habe ich mich jetzt auch entschlossen, mir dergleichen entweder sehr ordentlich bezahlen zu lassen oder gar nicht mehr zu unternehmen; ich bereue es sonst gleich nachher und später gar. In Bingen haben wir ein Rendezvous mit <persName xml:id="persName_57dbfe4f-265a-4aa4-be3d-68e16046da14">Fritz Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName>, der mir beim Weinkosten beistehen soll, und bei der Gelegenheit auf den Niederwald promeniren und mit uns zurückfahren will. Lebwohl für heut, liebe Mutter; verzeih den confusen Brief ich habe einen <title xml:id="title_de0d9823-c006-423b-b319-55123c8e8375">großen Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bgaxfedb-eymg-pe5v-eeg8-x8pykaaebb6h"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100117" style="hidden">Der 114. Psalm »Da Israel aus Ägypten zog« für gemischten Chor, Orchester und Orgel, [Ende Juli 1839] bis 9. August 1839; Revision 1840<idno type="MWV">A 17</idno><idno type="op">51</idno></name></title> hier beinah fertig gemacht, und der letzte Schluß will mir nicht so recht werden, wie ich möchte, und das liegt mir im Kopf und macht mich zerstreut. <persName xml:id="persName_16f53beb-f3c7-417e-b328-12dcee615664">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> grüßt aufs schönste; der <persName xml:id="persName_be2c8fca-4be7-4489-b602-94036c390312">Kleine<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> sagt Papf und i. ein Inbegriff von allem Guten <seg type="closer" xml:id="seg_e42a8a20-cb5d-45da-aca9-dd7f4f9ac2ef">und ich bin und bleibe Dein alter</seg></p><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>