fmb-1839-06-18-02
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Frankfurt a. M., 18. Juni 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. – Textverluste durch das Einbinden des Briefs.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Erstlich daß Du mit
wahreComplimente sein, Herzensergießungen, nach denen sie trachten) – da wird einem übel und weh dabei; und hinterrücks treiben sie’s so toll wie einer. Da ist der
Frankfurt a m d. 18 Juni 1839. Liebe Fanny Erstlich daß Du mit Beckchen nach Heringsdorf gehst, ist wunderschön und gar nicht genug zu loben; ich hätte Euch zwar lieber in irgend einem Nordseenest, wo die Wellen viel tolleren Spuk treiben, als in der zahmen Ostsee; indeß ist die auch nicht übel, wenn Ihr Euch ordentlich hineinsteckt, und untertaucht, und Salzwasser schluckt, und Seeluft athmet, und wie die Leber dann lebt – das wird Euch gewiß allen beiden wohl thun und Euch stärken und erquicken und daher uns alle auch. Um Gotteswillen bleibt nicht zu kurz da, und ennuyirt Euch auch ein wenig, und eilt nicht nach Berlin zurück, sondern laßt Euch erst recht durch und durch wehen und abkühlen und einsalzen – les’t alle möglichen häßlichen Bücher, und schreibt alle möglichen schönen Briefe z. Ex. an mich. Zweitens gieb mir mal einen guten Rath; der tolle Kapellmeister Guhr ist mein Specialfreund geworden; wir vertragen uns wie die Kaninchen, und neulich als wir ganz vergnügt und cordial waren und ich ihn so sehnsüchtig nach seinem großen Haufen Bachischer Raritäten frage, worunter er zwei Autographen hat nämlich die Sammlung Choralvorspiele für die Orgel, und die Passecaille mit einer großen Fuge hinten dran sagt er mit einem Male: wissen Sie was? Nehmen Sie sich eins von den beiden Autographen mit; ich wills ihnen schenken, Sie haben doch ebensoviel Freude dran, wie ich; wählen Sie sich welches Sie wollen, die passecaille, oder die Präludien. Das ist übrigens gar kein Spas, denn ich weiß daß ihm ein gut Stück Geld für die Sachen geboten ist, und daß er sie nicht verkauft hat, und ich selbst hätte sie ihm gut bezahlt wenn sie ihm feil gewesen wären – und nun schenkt er mir es gar. Aber nun ist die Frage, was nehm ich? Ich hab viel größere Lust zu den Choralvorspielen weil sie mit dem „alten Jahr“ anfangen, weil andre große Lieblinge drin sind, und weil die Passec. und die Fuge schon gedruckt sind – aber Du sollst auch mitsprechen, weil Du auch aparte Freude daran hast, also votire einmal, Cantor. Ist das aber nicht ein curioser Mann, der Guhr? Und so kann ich mich überhaupt mit ihm am besten von allen Frankfurter Musikern verständigen. Er fühlt sich in seiner Haut so wohl, und lebt und läßt leben, und hat dabei Haare auf den Zähnen als Director, schlägt einen Viervierteltact der ist so deutlich, daß sie dazu spielen müssen wie im Lehnstuhl; und meine andern hiesigen Collegen sind so schrecklich melancholisch, und sprechen so immer von musikalischen Zeitungen und Anerkennungen und Ehrenbezeugungen, und denken so immer an sich und möchten so gern nach Complimenten fischen, (aber es sollen wahre Complimente sein, Herzensergießungen, nach denen sie trachten) – da wird einem übel und weh dabei; und hinterrücks treiben sie’s so toll wie einer. Da ist der Schnyder von Wartensee und der Aloys Schmitt und auch bei Ries war es so, daß er einem immer erzählte wie er dort bekränzt worden war, und hier bedichtet; es klingt gar zu unschmackhaft im eignen Munde – ich lobe mir den Guhr, wenn er auch eine wüste Fliege ist, wie sie alle schwören; es ist doch Leben dabei und Thätigkeit, und das ist die Hauptsache. Übrigens so lieb ich das Frankfurt zum Besuch und im Sommer habe, als Musiker möcht’ ich hier nicht sein, nicht einmal abgemalt. Aus allen obigen Gründen und einigen andern dazu. Im Concert des Caecilienvereins, wo ich das Wesen so recht beurtheilen kann, da fiel mirs schwer auf Herz welch ein Unterschied zwischen dem hiesigen und unserm Leipziger Musikwesen sei. Das geht hier wohl gut, und klingt auch wohl zuweilen, aber meistens kommts doch heraus als musicirten sie aus langer Weile, oder aus Zwang, und man hört wenig Lust und Liebe aus dem Orchester heraus – was doch bei uns oft der Fall ist; und wenn ich das ganze Orchesterleben hier mit dem Leipziger vergleiche, so ist mir wieder wie damals als ich von Düsseldorf kam und mich im Paradies glaubte. Auch der Caecilienverein hat gelitten, und das alles liegt nicht in einem oder dem andern Menschen, in einem Director oder sonst, sondern in allen zugleich, weil eben der Boden dazu hier nicht ganz und gar günstig ist. Aber zu Aepfeln, und Kirschen und Wein und anderm Guten desto günstiger – siehst Du jetzt einmal den Sachsenhäuser Berg mit den reifen Kirschbäumen und den blühenden Weinstöcken – und dann sind auch freilich die prächtigsten Menschen hier, und auch ächt musikalische darunter. Und für Maler geschieht hier so viel und es scheint damit wirklich Fortschritte zu machen – es ist ein ander Leben jetzt, als vor 3-4 Jahren, wo ich hier war und alles von Zank und Streit zerrissen fand. Eine nicht sehr zahlreiche, doch ziemlich gute Ausstellung wird jetzt eben geschlossen, auf der einige vortreffliche und viel allerliebste Sachen waren. Und mit diesem Lied und Wendung sind wir wieder bei Henseln. Wann reis’t er nach England? Wann kommt er zurück? Nimmt er Bilder mit dahin? Was für welche? Wollt Ihr dann nach Italien? Weiß ich denn von irgend etwas etwas? Ich schreibe an einem Trio (das erste Stück ist fertig) an einer Violinsonate (dito) an einer Symphonie (nicht dito) und an einem Briefe an Dich (der ist jetzt ganz fertig. ) Du aber, woran schreibst Du? – Grüß alle. Dein Felix.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1839-06-18" xml:id="date_3558dc05-a7b0-4eec-8614-804bf5752275">18. 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Um Gotteswillen bleibt nicht zu kurz da, und ennuyirt Euch auch ein wenig, und eilt nicht nach Berlin zurück, sondern laßt Euch erst recht durch und durch wehen und abkühlen und einsalzen – les’t alle möglichen häßlichen Bücher, und schreibt alle möglichen schönen Briefe z. Ex. an mich. 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Nehmen Sie sich eins von den beiden Autographen mit; ich wills ihnen schenken, Sie haben doch ebensoviel Freude dran, wie ich; wählen Sie sich welches Sie wollen, die passecaille, oder die Präludien. Das ist übrigens gar kein Spas, denn ich weiß daß ihm ein gut Stück Geld für die Sachen geboten ist, und daß er sie nicht verkauft hat, und ich selbst hätte sie ihm gut bezahlt wenn sie ihm feil gewesen wären – und nun schenkt er mir es gar. Aber nun ist die Frage, was nehm ich? 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