fmb-1839-06-18-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Frankfurt a. M., 18. Juni 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
a
m
Es geht uns hier bei dem schönen heißen Wetter und in unsrer Lieblingsstadt ganz prächtig, und würde noch prächtiger gehn, wenn Du zuweilen an uns schriebest. Aber Du hast lange geschwiegen; hoffentlich bist Du wohl und uns gut geblieben, und nur etwa der Garten und die Wärme und dgl. haben Dich abgehalten. Wenn Ihr auch seit 14 Tagen so heitern Himmel und Sonnenschein und Gewitter, die die Luft nur abkühlen nicht verderben, und wahre Sommertage gehabt habt, so kann ich mir denken wie Du Deine ganze Zeit im Garten zubringst und ihn recht von Grund genießest. Einen Garten haben wir hier am Hause zwar nicht, und leiden sehr von der Hitze, da die Sonne auf unsern Zimmern steht und brennt und brennt, aber dafür haben wir den Main vor den Fenstern in dem man sich baden kann, und die Aussicht nach den Hügeln, und den Wald Abends der ist und bleibt die Hauptsache Heut Abend fahren wir, ein Stücker 40 Personen stark, zu Wasser den Main herunter und versammeln uns im Wald an einer poetischen Stelle, die deshalb „die Sausteg“ heißt, da wollen besagte 40 Personen mir
1
2
Stühlehatten Überzüge mit Spitzen besetzt auf, einer sogar eine Schürze, und alle Möbel waren Gott weiß wie herrlich, und alle Bilder an der Wand Gott weiß wie niederträchtig – O Jerum, welch eine Wirthschaft!
Frankfurt a m 18 Juni 39. Liebes Mütterchen Es geht uns hier bei dem schönen heißen Wetter und in unsrer Lieblingsstadt ganz prächtig, und würde noch prächtiger gehn, wenn Du zuweilen an uns schriebest. Aber Du hast lange geschwiegen; hoffentlich bist Du wohl und uns gut geblieben, und nur etwa der Garten und die Wärme und dgl. haben Dich abgehalten. Wenn Ihr auch seit 14 Tagen so heitern Himmel und Sonnenschein und Gewitter, die die Luft nur abkühlen nicht verderben, und wahre Sommertage gehabt habt, so kann ich mir denken wie Du Deine ganze Zeit im Garten zubringst und ihn recht von Grund genießest. Einen Garten haben wir hier am Hause zwar nicht, und leiden sehr von der Hitze, da die Sonne auf unsern Zimmern steht und brennt und brennt, aber dafür haben wir den Main vor den Fenstern in dem man sich baden kann, und die Aussicht nach den Hügeln, und den Wald Abends der ist und bleibt die Hauptsache Heut Abend fahren wir, ein Stücker 40 Personen stark, zu Wasser den Main herunter und versammeln uns im Wald an einer poetischen Stelle, die deshalb „die Sausteg“ heißt, da wollen besagte 40 Personen mir meine 4stimmigen „Lieder im Freien zu singen“ singen, und haben mich und das ganze Haus und Tante Schlegel und ihr ganzes Haus dazu eingeladen, und ich habe ihnen drei neue Lieder in derselben Art dazu componirt, und der Wein wird in den Bach gesteckt damit er kühl bleibt, und das Selterwasser auch, für Windlichter sorgen die 40, und für Wurst und Kuchen und Messer – da kann wieder ein recht hübscher Abend daraus werden. Wir hatten neulich schon einen ähnlichen, aber freilich ohne Chor und Musik, zu dem uns der Bürgermeister Souchay (welcher beiläufig gesagt in 3 Wochen nach Berlin kommen und Briefe von mir an Euch mitbringen wird) eingeladen hatte, und wo Tante Schlegel und Mme. Souchay unter 2 Eichen auf Feldstühlen präsidirten, und die Andern lagen und knieten im Grase umher; ich braute Maitrank, die Damen Thee, Philipp Veit sang unter ungeheuerm Beifall italiänisch-groteske Lieder, beim Nachhausegehn fingen wir eine alte Nachteule, die auf dem Wege saß, und die Dr. Schlemmer mit nach Hause trug, um sie wieder ein bischen zu beleben, durch gehacktes Fleisch; Carl Jeanrenaud als dandy fuhr sich in einem gig hinaus – so sind die vorigen Tage und Wochen angenehm verstrichen. Leider reisen morgen Mme. Jeanrenaud und Mme. Souchay nach Gastein ab, und so wird auch unser Frankfurter Aufenthalt bald am längsten gedauert haben. Rechte Lust zum Fortgehn habe ich freilich noch nicht; es gefällt mir diesmal wieder gar zu gut in der Gegend; vorläufig warte ich nun hier noch auf Antwort von Berlin Leipzig &c. wegen meiner Wiener, Braunschweiger und Horchheimer Reisepläne; wenn ich darüber etwas näheres weiß und meinen Sommer einrichten kann, werde ich mich wieder in Bewegung setzen müssen. Zu Anfang August denken wir jedenfalls wieder in Leipzig einzutreffen; welch ein Glück daß Cécile und der Kleine die ganze Zeit so kerngesund sind. Letzterer macht immense Fortschritte und nennt das ganze Souchaysche Haus bei Namen; er sagt zu Heinrich Hei, zur Bury Bü, zur Fischbach Pack, zur Christina Kra, zur Tante Ta, und zum Zucker Kungkung – das finden wir alles deutlich und gut ausgesprochen. Haken bleibt indeß immer noch das Hauptwort und ersetzt die Stelle von Figaros Goddam; er braucht es zu allem und wechselt nur den Ton der Stimme dabei. Hanne ist wie immer vortrefflich, und kann wie immer das Fahren nicht vertragen, und da das Fahren Mme. Souchays Leidenschaft ist und der kleine Carl dazu, so entstehn traurige Situationen für die arme Hanne, die dennoch immer gern mitfahren will, und so unter Andern gestern in einer großen Gartengesellschaft den Kleinen plötzlich niedersetzen mußte um sich selbst der Einsamkeit zu übergeben. Ich lasse meinen Wagen von seinem hiesigen Erbauer mit einem Glasverdeck versehn, daß man ihn nicht im kalten und regnigen Wetter nur zweisitzig brauchen kann; dann kriegt der Kleine sein Bettchen auf dem Rücksitz gemacht, aber Hanne muß nun doch auf dem Bock bleiben nach den neusten Beobachtungen. Clarus mit seiner Familie kam vor 3 Tagen hier durch, auf der Reise nach England begriffen; wir brachten auch wieder im Wald den Abend zu und ich freute mich wieder von neuem an der liebenswürdigen, vortrefflichen Gediegenheit dieses seltnen Mannes. Auch Mme. la baronne Charles habe ich besuchen müssen (de Rothschild wird hier gar nicht zugesetzt, sowie die Berliner der Kaiser sagen und den aller Prußen von selbst verstehen) sie traf mich neulich, und war so unbeschreiblich herunterlassend, daß ich wahrhaftig mit Cécile hingegangen bin; um 1 2 2, sie kam eben aus dem Bade gestiegen, und hatte ein Nachtkleid an, daß Cécile sehr kostbar fand und ich sehr schlampig, und alle Stühle hatten Überzüge mit Spitzen besetzt auf, einer sogar eine Schürze, und alle Möbel waren Gott weiß wie herrlich, und alle Bilder an der Wand Gott weiß wie niederträchtig – O Jerum, welch eine Wirthschaft! Mme. Herz war aber zu ungeberdig gegen mich, ich kann nicht wieder hingehn; aber den alten Herz liebe ich, und stehe mit ihm auf Besuchfuß und habe ihn neulich 6 Straßen weit begleitet während er auf Gott und die Welt schimpfte. Aber nun lebwohl, liebe Mutter – musikalische Neuigkeiten will ich an Fanny schreiben – lebwohl, bleib uns gut, schreib uns bald und viel, und vergiß nicht Deinen Felix.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1839-06-18-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1839-06-18-01" xml:id="title_4dc0ac63-3e2a-4eaa-a1d5-bee7edb7d73c">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Frankfurt a. M., 18. Juni 1839</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_00000000-0000-0000-0000-000000000000">Es geht uns hier bei dem schönen heißen Wetter und in unsrer Lieblingsstadt ganz prächtig, und würde noch prächtiger gehn, wenn Du zuweilen an uns schriebest. Aber Du hast lange geschwiegen; hoffentlich bist Du wohl</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_0cc3b352-c76f-4f62-9c5e-b311e65a490d">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">noch nicht eingetragen</title> <title key="unknown" type="successor">noch nicht eingetragen</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 6, 2373</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_7556c4e3-6d20-40d8-84de-1f0be1347d8a"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. IVc/19 (427).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1839-06-18-01" type="letter" xml:id="title_92c5ebf3-1d0f-45b0-9492-685223b2a7a8">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Frankfurt a. M., 18. Juni 1839</title> <incipit>Es geht uns hier bei dem schönen heißen Wetter und in unsrer Lieblingsstadt ganz prächtig, und würde noch prächtiger gehn, wenn Du zuweilen an uns schriebest. Aber Du hast lange geschwiegen; hoffentlich bist Du wohl</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1839-06-18" xml:id="date_34bf2946-8183-4082-a151-387a9bf865da">18. Juni 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_4ea5bd1c-93d0-4ac4-b130-dbc25055da58">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_ad03208e-8da1-47b6-9892-bb785d61ab7c"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_10a403b7-d2a9-45b2-8e84-c61c815e8aef">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_b6f8695e-8933-420e-8da2-f140367f817f"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_726647f1-3165-4e3e-b14f-19882b174ec7"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Frankfurt <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi> </formula> <date cert="high" when="1839-06-18" xml:id="date_d8f8771d-72d7-4d69-911a-b3baa61905c2">18 Juni 39</date>.</dateline><salute rend="left">Liebes Mütterchen</salute><p style="paragraph_without_indent">Es geht uns hier bei dem schönen heißen Wetter und in unsrer Lieblingsstadt ganz prächtig, und würde noch prächtiger gehn, wenn Du zuweilen an uns schriebest. Aber Du hast lange geschwiegen; hoffentlich bist Du wohl und uns gut geblieben, und nur etwa der Garten und die Wärme und dgl. haben Dich abgehalten. Wenn Ihr auch seit 14 Tagen so heitern Himmel und Sonnenschein und Gewitter, die die Luft nur abkühlen nicht verderben, und wahre Sommertage gehabt habt, so kann ich mir denken wie Du Deine ganze Zeit im Garten zubringst und ihn recht von Grund genießest. Einen Garten haben wir hier am Hause zwar nicht, und leiden sehr von der Hitze, da die Sonne auf unsern Zimmern steht und brennt und brennt, aber dafür haben wir den Main vor den Fenstern in dem man sich baden kann, und die Aussicht nach den Hügeln, und den Wald Abends der ist und bleibt die Hauptsache Heut Abend fahren wir, ein Stücker 40 Personen stark, zu Wasser den Main herunter und versammeln uns im Wald an einer poetischen Stelle, die deshalb „die Sausteg“ heißt, da wollen besagte 40 Personen mir <title xml:id="title_40aaf101-6a83-4e41-b188-e16e1cdd23c2">meine 4stimmigen „Lieder im Freien zu singen“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_szvx6nzl-auey-xcyb-mbvy-12yw4qsmcbbi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100637" style="hidden">Sechs vierstimmige Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Bass im Freien zu singen, 2. Heft, 1840; enthält MWV F 14, F 16, F 18, F 13, F 15 und F 17<idno type="MWV">SD 21</idno><idno type="op">48</idno></name></title> singen, und haben mich und <persName xml:id="persName_92bdf534-0edc-4424-b0a8-d045b3039358">das ganze Haus<name key="PSN0112228" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name><name key="PSN0112220" style="hidden">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name><name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> und <persName xml:id="persName_317a0382-c6f6-49d9-9480-ed8b0378b3ec">Tante Schlegel<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_522d87dc-4c5f-4f91-bf61-993937437ba6">ihr ganzes Haus<name key="PSN0114563" style="hidden">Schlegel, Karl Wilhelm Friedrich (seit 1815) von (1772-1829)</name></persName> dazu eingeladen, und ich habe ihnen <title xml:id="title_a237f093-4d5b-45de-841c-ca52e302e875">drei neue Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_7enfa4vu-skbv-knda-8mb4-qbaipn82jmsb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100637" style="hidden">Sechs vierstimmige Lieder für Sopran, Alt, Tenor und Bass im Freien zu singen, 2. Heft, 1840; enthält MWV F 14, F 16, F 18, F 13, F 15 und F 17<idno type="MWV">SD 21</idno><idno type="op">48</idno></name></title> in derselben Art dazu componirt, und der Wein wird in den Bach gesteckt damit er kühl bleibt, und das Selterwasser auch, für Windlichter sorgen die 40, und für Wurst und Kuchen und Messer – da kann wieder ein recht hübscher Abend daraus werden. Wir hatten neulich schon einen ähnlichen, aber freilich ohne Chor und Musik, zu dem uns der <persName xml:id="persName_6d1e1c6b-5a7f-40fa-9953-94d3f3c4cf06">Bürgermeister Souchay<name key="PSN0114995" style="hidden">Souchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872)</name></persName> (welcher beiläufig gesagt in 3 Wochen nach Berlin kommen und Briefe von mir an Euch mitbringen wird) eingeladen hatte, und wo <persName xml:id="persName_a5796272-0fd4-4d6e-8376-402d7208039d">Tante Schlegel<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e7d96421-4e8e-4e17-8990-90683bb91b75">Mme. Souchay<name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> unter 2 Eichen auf Feldstühlen präsidirten, und die Andern lagen und knieten im Grase umher; ich braute Maitrank, die Damen Thee, <persName xml:id="persName_aaa9ea67-2459-4384-a088-c3fcbb28f1be">Philipp Veit<name key="PSN0115472" style="hidden">Veit, Philipp (1793-1877)</name></persName> sang unter ungeheuerm Beifall italiänisch-groteske Lieder, beim Nachhausegehn fingen wir eine alte Nachteule, die auf dem Wege saß, und die <persName xml:id="persName_b56ae070-344d-4f67-a03c-29ed798b4279">Dr. Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName> mit nach Hause trug, um sie wieder ein bischen zu beleben, durch gehacktes Fleisch; <persName xml:id="persName_ad5197f7-4027-4b10-af19-d5d0b8ff7186">Carl Jeanrenaud<name key="PSN0112224" style="hidden">Jeanrenaud, Carl Cornelius (1814-1891)</name></persName> als dandy fuhr sich in einem gig hinaus – so sind die vorigen Tage und Wochen angenehm verstrichen. Leider reisen morgen <persName xml:id="persName_b0b6daf2-8f15-47ce-a31b-1e355b46fa4e">Mme. Jeanrenaud<name key="PSN0112228" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> und <persName xml:id="persName_dc42af00-4ff0-4b97-b8dc-90f5dc0da2a3">Mme. Souchay<name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> nach Gastein ab, und so wird auch unser Frankfurter Aufenthalt bald am längsten gedauert haben. Rechte Lust zum Fortgehn habe ich freilich noch nicht; es gefällt mir diesmal wieder gar zu gut in der Gegend; vorläufig warte ich nun hier noch auf Antwort von Berlin Leipzig &c. wegen meiner Wiener, Braunschweiger und Horchheimer Reisepläne; wenn ich darüber etwas näheres weiß und meinen Sommer einrichten kann, werde ich mich wieder in Bewegung setzen müssen. Zu Anfang August denken wir jedenfalls wieder in Leipzig einzutreffen; welch ein Glück daß <persName xml:id="persName_d00e6873-7c30-48fd-ac52-7bbf7b1aed30">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und der <persName xml:id="persName_396f70ba-91a1-4979-8441-9477ded4f632">Kleine<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> die ganze Zeit so kerngesund sind. Letzterer macht immense Fortschritte und nennt das ganze Souchaysche Haus bei Namen; er sagt zu <persName xml:id="persName_2a18df01-394e-4dc0-8cf9-8cc21fb4970b">Heinrich<name key="PSN0111836" style="hidden">Heinrich, Hausangestellter der → Familie Mendelssohn Bartholdy (1833/1839)</name><name key="PSN0111837" style="hidden">Heinrich, Hausangestellter der → Familie Souchay in Frankfurt a. M. (1836/1842)</name><name key="PSN0114572" style="hidden">Schlemmer, Heinrich Philipp August (1808-1885)</name></persName> Hei, zur <persName xml:id="persName_11d5b5ad-0bd4-43ef-a464-449fe549fcc9">Bury<name key="PSN0110223" style="hidden">Bury, Johanna Sara (1788-1860)</name></persName> Bü, zur <persName xml:id="persName_c72fcc0b-1089-4313-8598-fe963300923b">Fischbach<name key="PSN0111054" style="hidden">Fischbach, Elise</name></persName> Pack, zur <persName xml:id="persName_82f34a28-48d4-419b-a12c-8cc3c0b31151">Christina<name key="PSN0110385" style="hidden">Christina, aus dem Umfeld der → Familie Souchay in Frankfurt a. M.</name></persName> Kra, zur <persName xml:id="persName_8c290faa-169a-4f9f-b6a3-a90f7aa692bc">Tante<name key="PSN0114561" style="hidden">Schlegel, gesch. Veit, Dorothea Friederike (bis 1815 Brendel) (seit 1815) von (1764-1839)</name></persName> Ta, und zum Zucker Kungkung – das finden wir alles deutlich und gut ausgesprochen. Haken bleibt indeß immer noch das Hauptwort und ersetzt die Stelle von Figaros Goddam; er braucht es zu allem und wechselt nur den Ton der Stimme dabei. <persName xml:id="persName_95ba2f25-243a-4ee1-9be8-6b2b19933473">Hanne<name key="PSN0111695" style="hidden">Hanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-)</name></persName> ist wie immer vortrefflich, und kann wie immer das Fahren nicht vertragen, und da das Fahren <persName xml:id="persName_7a55df05-8da1-43a4-911a-8e1eeb35aa9c">Mme. Souchays<name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> Leidenschaft ist und <persName xml:id="persName_053a90ff-effb-4e61-b0a9-de54edf1992c">der kleine Carl<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> dazu, so entstehn traurige Situationen für <persName xml:id="persName_4d5a7a5d-9e1c-4c29-9ce8-89e024a9e169">die arme Hanne<name key="PSN0111695" style="hidden">Hanne, Hausangestellte der Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und Berlin (1838-1844) (-)</name></persName>, die dennoch immer gern mitfahren will, und so unter Andern gestern in einer großen Gartengesellschaft den Kleinen plötzlich niedersetzen mußte um sich selbst der Einsamkeit zu übergeben. Ich lasse meinen Wagen von seinem hiesigen Erbauer mit einem Glasverdeck versehn, daß man ihn nicht im kalten und regnigen Wetter nur zweisitzig brauchen kann; dann kriegt der <persName xml:id="persName_be2ca507-9a31-4b3b-97e3-bfdbb323e274">Kleine<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> sein Bettchen auf dem Rücksitz gemacht, aber Hanne muß nun doch auf dem Bock bleiben nach den neusten Beobachtungen. <persName xml:id="persName_95817aa2-c6dd-4a56-b0e8-2adeb27d2ae8">Clarus<name key="PSN0110406" style="hidden">Clarus, Johann Christian August (1774-1854)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_d5e58000-3aaa-466b-87fd-2d1ba7db62e5">seiner Familie<name key="PSN0110403" style="hidden">Clarus, Familie von → Johann Christian August C.</name></persName> kam vor 3 Tagen hier durch, auf der Reise nach England begriffen; wir brachten auch wieder im Wald den Abend zu und ich freute mich wieder von neuem an der liebenswürdigen, vortrefflichen Gediegenheit dieses seltnen Mannes. Auch <persName xml:id="persName_36903e96-1ea1-4a03-8370-5a6a6f928e3c">Mme. la baronne Charles<name key="PSN0114307" style="hidden">Rothschild, Adelheid von (seit 1822) Freifrau von (1800-1853)</name></persName> habe ich besuchen müssen (de Rothschild wird hier gar nicht zugesetzt, sowie die Berliner der <persName xml:id="persName_23f09aa9-315d-4687-9067-1ed22a7ac28f">Kaiser<name key="PSN0113989" style="hidden">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> sagen und den aller Prußen von selbst verstehen) sie traf mich neulich, und war so unbeschreiblich herunterlassend, daß ich wahrhaftig mit <persName xml:id="persName_ddd1f786-5336-4240-a386-bb5b6a5404cb">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> hingegangen bin; um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 2, sie kam eben aus dem Bade gestiegen, und hatte ein Nachtkleid an, daß Cécile sehr kostbar fand und ich sehr schlampig, und alle <hi rend="underline">Stühle</hi> hatten Überzüge mit Spitzen besetzt auf, einer sogar eine Schürze, und alle Möbel waren Gott weiß wie herrlich, und alle Bilder an der Wand Gott weiß wie niederträchtig – O Jerum, welch eine Wirthschaft! <persName xml:id="persName_3ae1b5cc-4b8b-4c22-8d18-6c463f4f8226">Mme. Herz<name key="PSN0111930" style="hidden">Hertz, Clara (1781-1851)</name></persName> war aber zu ungeberdig gegen mich, ich kann nicht wieder hingehn; aber <persName xml:id="persName_bba02ed5-a160-42a8-9019-63fbc6ae99d4">den alten Herz<name key="PSN0111935" style="hidden">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName> liebe ich, und stehe mit ihm auf Besuchfuß und habe ihn neulich 6 Straßen weit begleitet während er auf Gott und die Welt schimpfte. Aber nun lebwohl, liebe Mutter – musikalische Neuigkeiten will ich an <persName xml:id="persName_ea40d30c-c8cc-4f62-8520-f69c5a579146">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> schreiben – <seg type="closer" xml:id="seg_c92f16a5-0ebf-456a-840d-d701e2e5e9a9">lebwohl, bleib uns gut, schreib uns bald und viel, und vergiß nicht</seg></p><signed rend="right">Deinen</signed><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>