]> Brief: fmb-1839-05-31-01

fmb-1839-05-31-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig <lb></lb>Frankfurt a. M., 31. Mai 1839 Es ist toll genug, daß ich das erstemal seit so langer Zeit, wo ich Dir schreibe wegen Concertangelegenheiten schreiben muß; und doch ist eine Concertsängerinn eigentlich der Grund von dem Briefe. Die muß ich erst Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 6, 2358

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Kasten 4,3, Bl. 51-52. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Conrad Schleinitz in Leipzig; Frankfurt a. M., 31. Mai 1839 Es ist toll genug, daß ich das erstemal seit so langer Zeit, wo ich Dir schreibe wegen Concertangelegenheiten schreiben muß; und doch ist eine Concertsängerinn eigentlich der Grund von dem Briefe. Die muß ich erst

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

31. Mai 1839 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Frankfurt a. M. Deutschland Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881) Leipzig Deutschland deutsch
An die Direction der Abonnement-Concerte zu Händen des Herrn Advocaten H. C. Schleinitz Hainstraße, Küstners Haus in Leipzig.

Direction der Abonnement-Concerte

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Frankfurt a m 31 Mai 39Lieber Freund

Es ist toll genug, daß ich das erstemal seit so langer Zeit, wo ich Dir schreibe wegen Concertangelegenheiten schreiben muß; und doch ist eine Concertsängerinn eigentlich der Grund von dem Briefe. Die muß ich erst abthun, nachher kommt der wahre Brief an Dich. Ein langes Gutachten über Dem. Sophie SchlossSchloss, Sophie (1821-1903) aus Cöln laß ich heut an die „Direction der Abonnement-Concerte“GewandhausLeipzigDeutschland abgehn; der Briefträger mag entscheiden, wer es eröffnen soll. Da die Sache aber wichtig ist, so bitte ich hiemit die ConcertDirection nochmals und speciellest und directest um eine umgehende Antwort auf meine officielle Brühe; d. h. ich bitte Dich, nimm Du Dich der Sache an, damit etwas sogleich entschieden werde, ja oder nein. Die SchlossSchloss, Sophie (1821-1903) ist ein Mädchen von bedeutenden Naturanlagen, jung, nicht hübsch, von wunderschöner Stimme, lebendiger Auffassung, ausgezeichnetem Talent. Keine von alle den jungen Sängerinnen, die für das Abonnem. Concert in Vorschlag waren, von der PilsingPilsing, Wilhelmine bis zur WeinholdWeinhold, Auguste und WernerWerner, Auguste scheinen mir mit ihrem Talent und ihrer Stimme wetteifern zu können; die Frage ist aber ob die Direction gleich was ordentliches dran wenden, und sie für nächsten Winter fest engagiren will (an die zweite Stelle etwa) ohne das fürchte ich, kommen wir in den nächsten Monaten drum. Und ob sie sie tüchtig lernen und studiren lassen wollen, damit sie wieder einmal eine rechte Concertsängerinn, erb und eigenthümlich für Leipzig werde. Daß sie es bis jetzt noch nicht ist, versteht sich; sie kann sich nicht im Entferntesten mit der NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) und der ShawShaw, Mary (1814-1876) vergleichen, und dürfte deshalb in keinem Fall als erste Sängerinn auftreten, ihret- und unsertwillen nicht. Aber ein bedeutenderes Talent finden wir gewiß für die 2te Stelle nicht, wenn wir eins zum Ausbilden haben wollen. Gebe nur der Himmel daß sich dort irgend eine Aussicht zu einer ersten Sängerinn für nächsten Winter gezeigt haben möge. Und vor allen Dingen schaff mir bald Antwort; da ich ihr versprochen habe gleich zu schreiben; wogegen sie mir mit allen andern Anträgen zu warten bis ich von dort Antwort geben kann.

So! – Nun sag in aller Welt warum schreibst Du mir auch gar nicht? Freilich hat mich erst die Abonnem. Concertsängerinn aus meinem Correspondenzschlaf gerissen; aber ich bin doch aufgewacht, Du schläfst immer noch. Was weiß ich denn von Leipzig seit meiner Abreise? Leider, leider die traurige Nachricht von Clotilde KeilKeil, Henriette Clotilde (1815-1839) – die erfuhr ich gestern; – die ist gar zu bodenlos traurig; sage Du doch den ElternKeil, Johann Georg (1781-1857)Keil, Juliane Henriette (1794-1848), wenn Du sie siehst, wie nah uns beiden ein so herbes, unvergeßliches Unglück geht; wie sehr wir sie beklagen, und die liebe Verlorne betrauern. Auch von DavidsDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) KnäbleinDavid, Carl Ferdinand (1839-1839) habe ich erst kürzlich und zufällig erfahren; derDavid, Sophie Wilhelmine (1807-1893) mußt Du nun wieder Glück wünschen von uns – wie sonderbar gehts in der Welt auf und ab; wie läuft man neben einander her, und weiß kaum vom wichtigsten im Leben, wenn ein Paar Meilen dazwischen liegen. Auch bei Gans’Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) Tode im Hause meiner SchwesterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), hast Du wohl an uns gedacht, an den großen Verlust den die Meinigen dadurch erlitten haben. Ich hörte eine Weile von allen Leuten erzählen, DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) werde gar nicht wieder nach Leipzig kommen, sondern FrauDavid, Sophie Wilhelmine (1807-1893) und KinderDavid, Isabella (1837-1903)David, Carl Ferdinand (1839-1839) nachkommen lassen – das konnte ich natürlich nicht glauben. Jetzt erfahre ich wieder durch die dreißigste Hand, er habe mit dem Publikum dort eine Unannehmlichkeit gehabt, sein Concert werde sich daher nicht recht machen – ist nun daran etwas Wahres, oder nicht? Lieb wäre es mir, wenn er sich durch den Beifall (den er finden mußte) nicht auf einmal zu sehr hinreißen ließe, und das Gute dort allein sähe; eine Kehrseite ist auch schon dabei, und ich lasse mir es nicht nehmen: nicht blos für uns alle, sondern auch für ihn (ja ich meine für sein äußerliches Glück) wäre es besser, er bliebe in Deutschland. Die Deutschen in Leipzig und Grimma sind wirklich vergnügter, als in London und Manchester trotz allen Kaffees und allen Honorazioren (a non lucendo) Beide letzteren gehören nicht zum schönsten. Das Musikfest21. Niederrheinisches Musikfest (1839)DüsseldorfDeutschland ist vortrefflich ausgefallen – alle Menschen waren vergnügt. Die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) und die FassmannFaßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872) haben sich nicht geprügelt und nicht gekratzt; alles andre haben sie gethan. Die Stimme der SchlossSchloss, Sophie (1821-1903) war frischer als beide. Jetzt bin ich hier ein bischen zur Ruhe gekommen, und nehme allerhand Notenpapier vor. Vielleicht bin ich Anfang Juli wieder bei Euch. Wenn Du mir aber gar nicht schreibst, so möcht’ ich! – Freitags dirigir ich hier ein halbes Concert: meine Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4nwh8ieq-m0t1-cyyz-r2g0-xyt4gbmjbky9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. 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Eigentlich graut mich vor den Frankfurter Musikern gar nicht wenig; indessen ists lustig auch das mal zu probiren, und es war nicht gut abzuschlagen. Und Anfang September soll ich den Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fwfrsqkw-5oop-ijlw-2gce-xrntkdvxpotc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. 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Lebwohl, bleib mir gut.

Dein F.
            Direction der Abonnement-Concerte
Frankfurt a m 31 Mai 39Lieber Freund
Es ist toll genug, daß ich das erstemal seit so langer Zeit, wo ich Dir schreibe wegen Concertangelegenheiten schreiben muß; und doch ist eine Concertsängerinn eigentlich der Grund von dem Briefe. Die muß ich erst abthun, nachher kommt der wahre Brief an Dich. Ein langes Gutachten über Dem. Sophie Schloss aus Cöln laß ich heut an die „Direction der Abonnement-Concerte“ abgehn; der Briefträger mag entscheiden, wer es eröffnen soll. Da die Sache aber wichtig ist, so bitte ich hiemit die ConcertDirection nochmals und speciellest und directest um eine umgehende Antwort auf meine officielle Brühe; d. h. ich bitte Dich, nimm Du Dich der Sache an, damit etwas sogleich entschieden werde, ja oder nein. Die Schloss ist ein Mädchen von bedeutenden Naturanlagen, jung, nicht hübsch, von wunderschöner Stimme, lebendiger Auffassung, ausgezeichnetem Talent. Keine von alle den jungen Sängerinnen, die für das Abonnem. Concert in Vorschlag waren, von der Pilsing bis zur Weinhold und Werner scheinen mir mit ihrem Talent und ihrer Stimme wetteifern zu können; die Frage ist aber ob die Direction gleich was ordentliches dran wenden, und sie für nächsten Winter fest engagiren will (an die zweite Stelle etwa) ohne das fürchte ich, kommen wir in den nächsten Monaten drum. Und ob sie sie tüchtig lernen und studiren lassen wollen, damit sie wieder einmal eine rechte Concertsängerinn, erb und eigenthümlich für Leipzig werde. Daß sie es bis jetzt noch nicht ist, versteht sich; sie kann sich nicht im Entferntesten mit der Novello und der Shaw vergleichen, und dürfte deshalb in keinem Fall als erste Sängerinn auftreten, ihret- und unsertwillen nicht. Aber ein bedeutenderes Talent finden wir gewiß für die 2te Stelle nicht, wenn wir eins zum Ausbilden haben wollen. Gebe nur der Himmel daß sich dort irgend eine Aussicht zu einer ersten Sängerinn für nächsten Winter gezeigt haben möge. Und vor allen Dingen schaff mir bald Antwort; da ich ihr versprochen habe gleich zu schreiben; wogegen sie mir mit allen andern Anträgen zu warten bis ich von dort Antwort geben kann.
So! – Nun sag in aller Welt warum schreibst Du mir auch gar nicht? Freilich hat mich erst die Abonnem. Concertsängerinn aus meinem Correspondenzschlaf gerissen; aber ich bin doch aufgewacht, Du schläfst immer noch. Was weiß ich denn von Leipzig seit meiner Abreise? Leider, leider die traurige Nachricht von Clotilde Keil – die erfuhr ich gestern; – die ist gar zu bodenlos traurig; sage Du doch den Eltern, wenn Du sie siehst, wie nah uns beiden ein so herbes, unvergeßliches Unglück geht; wie sehr wir sie beklagen, und die liebe Verlorne betrauern. Auch von Davids Knäblein habe ich erst kürzlich und zufällig erfahren; der mußt Du nun wieder Glück wünschen von uns – wie sonderbar gehts in der Welt auf und ab; wie läuft man neben einander her, und weiß kaum vom wichtigsten im Leben, wenn ein Paar Meilen dazwischen liegen. Auch bei Gans’ Tode im Hause meiner Schwester, hast Du wohl an uns gedacht, an den großen Verlust den die Meinigen dadurch erlitten haben. Ich hörte eine Weile von allen Leuten erzählen, David werde gar nicht wieder nach Leipzig kommen, sondern Frau und Kinder nachkommen lassen – das konnte ich natürlich nicht glauben. Jetzt erfahre ich wieder durch die dreißigste Hand, er habe mit dem Publikum dort eine Unannehmlichkeit gehabt, sein Concert werde sich daher nicht recht machen – ist nun daran etwas Wahres, oder nicht? Lieb wäre es mir, wenn er sich durch den Beifall (den er finden mußte) nicht auf einmal zu sehr hinreißen ließe, und das Gute dort allein sähe; eine Kehrseite ist auch schon dabei, und ich lasse mir es nicht nehmen: nicht blos für uns alle, sondern auch für ihn (ja ich meine für sein äußerliches Glück) wäre es besser, er bliebe in Deutschland. Die Deutschen in Leipzig und Grimma sind wirklich vergnügter, als in London und Manchester trotz allen Kaffees und allen Honorazioren (a non lucendo) Beide letzteren gehören nicht zum schönsten. Das Musikfest ist vortrefflich ausgefallen – alle Menschen waren vergnügt. Die Novello und die Fassmann haben sich nicht geprügelt und nicht gekratzt; alles andre haben sie gethan. Die Stimme der Schloss war frischer als beide. Jetzt bin ich hier ein bischen zur Ruhe gekommen, und nehme allerhand Notenpapier vor. Vielleicht bin ich Anfang Juli wieder bei Euch. Wenn Du mir aber gar nicht schreibst, so möcht’ ich! – Freitags dirigir ich hier ein halbes Concert: meine Hebriden, mein Ave und meinen 42sten Psalm ; die andre Hälfte dirigirt Guhr, mein Freund, bei dem ich esse. Eigentlich graut mich vor den Frankfurter Musikern gar nicht wenig; indessen ists lustig auch das mal zu probiren, und es war nicht gut abzuschlagen. Und Anfang September soll ich den Paulus in Braunschweig dirigiren; könnt ich zugleich einen Tabuletkrämerhandel anlegen so käm ich zu was – welcher Hausirer kommt so schön herum? Dienstag heirathet Julius Schunck. Gestern bin ich nach Hanau geritten und zurück, und bin heut in einer erbärmlichen Verfassung, was diesem Briefe wahrscheinlich anzumerken ist. Aber Du glaubst nicht, was ich hier vor 4 Wochen ausgestanden habe, an Erkältung, Ohren- und andrer Pein; und wie vergnügt mir jetzt ist, daß mir wieder so wohl ist, und Frau und Kind auch, und über den herrlichen Wald drüben, den ich recht von Herzensgrund genieße, und der in den Abendstunden gar zu wunderherrlich ist. Nun grüß Deine Frau, Frau Advokätinn viel tausendmal und bleibe mir gut; Hörst Du! Lebwohl, bleib mir gut.
Dein F.          
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Schleinitz</hi></addrLine> <addrLine>Hainstraße, Küstners Haus</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Leipzig.</addrLine> </address> </head> <p>Direction der Abonnement-Concerte</p> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_5492d20e-4791-437c-8a0a-e1ac8815dd9f"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Frankfurt <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi> </formula> <date cert="high" when="1839-05-31" xml:id="date_ea6c15dd-fc4c-44ff-a732-93a348e5742c">31 Mai 39</date></dateline><salute rend="left">Lieber Freund</salute><p style="paragraph_without_indent">Es ist toll genug, daß ich das erstemal seit so langer Zeit, wo ich Dir schreibe wegen Concertangelegenheiten schreiben muß; und doch ist eine Concertsängerinn eigentlich der Grund von dem Briefe. Die muß ich erst abthun, nachher kommt der wahre Brief an Dich. Ein langes Gutachten über <persName xml:id="persName_39cd7fc9-8919-4a08-ab31-fd595e92217e">Dem. Sophie Schloss<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> aus Cöln laß ich heut an die <placeName xml:id="placeName_589783da-7ebe-4665-8008-4623f21ed108">„Direction der Abonnement-Concerte“<name key="NST0100328" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> abgehn; der Briefträger mag entscheiden, wer es eröffnen soll. Da die Sache aber wichtig ist, so bitte ich hiemit die ConcertDirection nochmals und speciellest und directest um eine umgehende Antwort auf meine officielle Brühe; d. h. ich bitte Dich, nimm Du Dich der Sache an, damit etwas sogleich entschieden werde, ja oder nein. Die <persName xml:id="persName_54fe9ed7-e048-4b6e-88b3-6428cdb9a83b">Schloss<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> ist ein Mädchen von bedeutenden Naturanlagen, jung, nicht hübsch, von wunderschöner Stimme, lebendiger Auffassung, ausgezeichnetem Talent. Keine von alle den jungen Sängerinnen, die für das Abonnem. Concert in Vorschlag waren, von der <persName xml:id="persName_e8f2cb94-ec64-4f6f-9e74-a94ee961cc70">Pilsing<name key="PSN0113876" style="hidden">Pilsing, Wilhelmine</name></persName> bis zur <persName xml:id="persName_2333c3ff-18d2-41bf-bb15-f6832a47ec12">Weinhold<name key="PSN0115676" style="hidden">Weinhold, Auguste</name></persName> und <persName xml:id="persName_6e51b96b-2632-4a70-898e-9e7be60177d7">Werner<name key="PSN0115715" style="hidden">Werner, Auguste</name></persName> scheinen mir mit ihrem Talent und ihrer Stimme wetteifern zu können; die Frage ist aber ob die Direction gleich was ordentliches dran wenden, und sie für nächsten Winter <hi rend="underline">fest</hi> engagiren will (an die <hi rend="underline">zweite</hi> Stelle etwa) ohne das fürchte ich, kommen wir in den nächsten Monaten drum. Und ob sie sie tüchtig lernen und studiren lassen wollen, damit sie wieder einmal eine rechte Concertsängerinn, erb und eigenthümlich für Leipzig werde. Daß sie es bis jetzt noch nicht ist, versteht sich; sie kann sich nicht im Entferntesten mit der <persName xml:id="persName_6dd86d91-5569-474f-8287-45e1f6fced75">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> und der <persName xml:id="persName_f4254647-f24e-4eb5-ab9a-f3e68ebbe1dc">Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName> vergleichen, und dürfte deshalb in keinem Fall als <hi rend="underline">erste</hi> Sängerinn auftreten, ihret- und unsertwillen nicht. Aber ein bedeutenderes Talent finden wir gewiß für die 2<hi rend="superscript">te</hi> Stelle nicht, wenn wir eins zum Ausbilden haben wollen. Gebe nur der Himmel daß sich dort irgend eine Aussicht zu einer ersten Sängerinn für nächsten Winter gezeigt haben möge. Und vor allen Dingen schaff mir bald Antwort; da ich ihr versprochen habe gleich zu schreiben; wogegen sie mir mit allen andern Anträgen zu warten bis ich von dort Antwort geben kann.</p><p>So! – Nun sag in aller Welt warum schreibst Du mir auch gar nicht? Freilich hat mich erst die Abonnem. Concertsängerinn aus meinem Correspondenzschlaf gerissen; aber ich bin doch aufgewacht, Du schläfst immer noch. Was weiß ich denn von Leipzig seit meiner Abreise? Leider, leider die traurige Nachricht von <persName xml:id="persName_1e5386d3-fb96-493a-a8c4-695fdb0210e4">Clotilde Keil<name key="PSN0112340" style="hidden">Keil, Henriette Clotilde (1815-1839)</name></persName> – die erfuhr ich gestern; – die ist gar zu bodenlos traurig; sage Du doch den <persName xml:id="persName_76eb6477-8a31-466d-940a-64eea331879b">Eltern<name key="PSN0112341" style="hidden">Keil, Johann Georg (1781-1857)</name><name key="PSN0112342" style="hidden">Keil, Juliane Henriette (1794-1848)</name></persName>, wenn Du sie siehst, wie nah uns beiden ein so herbes, unvergeßliches Unglück geht; wie sehr wir sie beklagen, und die liebe Verlorne betrauern. Auch von <persName xml:id="persName_4bdf1c81-57df-45c1-956a-ba8da6f7d4f6">Davids<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> <persName xml:id="persName_440e9cc3-fa05-4126-af3c-7e482af68928">Knäblein<name key="PSN0110560" style="hidden">David, Carl Ferdinand (1839-1839)</name></persName> habe ich erst kürzlich und zufällig erfahren; <persName xml:id="persName_ad24c6df-9f21-4470-a99b-e5bc1066e882">der<name key="PSN0110574" style="hidden">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName> mußt Du nun wieder Glück wünschen von uns – wie sonderbar gehts in der Welt auf und ab; wie läuft man neben einander her, und weiß kaum vom wichtigsten im Leben, wenn ein Paar Meilen dazwischen liegen. Auch bei <persName xml:id="persName_076c889b-5118-4424-b4f4-1d7607aa3e9c">Gans’<name key="PSN0111279" style="hidden">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> Tode im Hause <persName xml:id="persName_1feceed4-2357-44aa-b8be-cbbfb6d0aec1">meiner Schwester<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, hast Du wohl an uns gedacht, an den großen Verlust den die Meinigen dadurch erlitten haben. Ich hörte eine Weile von allen Leuten erzählen, <persName xml:id="persName_08ab1078-33a6-46d3-93a4-ce8f33e7cf59">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> werde gar nicht wieder nach Leipzig kommen, sondern <persName xml:id="persName_a0dc81b1-c501-476c-a866-c5a944243480">Frau<name key="PSN0110574" style="hidden">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName> und <persName xml:id="persName_efbdce7d-1776-4bb8-aadb-7549c10b81c0">Kinder<name key="PSN0110569" style="hidden">David, Isabella (1837-1903)</name><name key="PSN0110560" style="hidden">David, Carl Ferdinand (1839-1839)</name></persName> nachkommen lassen – das konnte ich natürlich nicht glauben. Jetzt erfahre ich wieder durch die dreißigste Hand, er habe mit dem Publikum dort eine Unannehmlichkeit gehabt, sein Concert werde sich daher nicht recht machen – ist nun daran etwas Wahres, oder nicht? Lieb wäre es mir, wenn er sich durch den Beifall (den er finden <hi rend="underline">mußte</hi>) nicht auf einmal zu sehr hinreißen ließe, und das Gute dort allein sähe; eine Kehrseite ist auch schon dabei, und ich lasse mir es nicht nehmen: nicht blos für uns alle, sondern auch für ihn (ja ich meine für sein <hi rend="underline">äußerliches</hi> Glück) wäre es besser, er bliebe in Deutschland. Die Deutschen in Leipzig und Grimma sind wirklich vergnügter, als in London und Manchester trotz allen Kaffees und allen Honorazioren (a non lucendo) Beide letzteren gehören nicht zum schönsten. Das <placeName xml:id="placeName_404cdac7-9916-4d40-a5f2-21e6cb35df81">Musikfest<name key="NST0100734" style="hidden" subtype="" type="institution">21. Niederrheinisches Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist vortrefflich ausgefallen – alle Menschen waren vergnügt. Die <persName xml:id="persName_9e0337d3-42fe-4e9c-a93e-c40963ba44f1">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_1583c1b1-e651-44f2-80b4-333f9ebd5deb">Fassmann<name key="PSN0111011" style="hidden">Faßmann, Auguste Xaveria Franziska von (1811-1872)</name></persName> haben sich nicht geprügelt und nicht gekratzt; alles andre haben sie gethan. Die Stimme der <persName xml:id="persName_d7cb8a32-b053-4410-891a-47680aa802ee">Schloss<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> war frischer als beide. Jetzt bin ich hier ein bischen zur Ruhe gekommen, und nehme allerhand Notenpapier vor. Vielleicht bin ich Anfang Juli wieder bei Euch. Wenn Du mir aber gar nicht schreibst, so möcht’ ich! – Freitags dirigir ich hier ein halbes Concert: <title xml:id="title_37842dea-0748-4459-bb1e-5ed8c780ad1f">meine Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4nwh8ieq-m0t1-cyyz-r2g0-xyt4gbmjbky9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title>, <title xml:id="title_e67dd25c-7dbd-4ceb-8c1b-e3c65a2323f5">mein Ave<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_gialuqvj-dcxi-onm2-iebz-i9jvobky1l0r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100129" style="hidden">Ave Maria (Offertorium) für Tenor solo, gemischten Chor a cappella bzw. mit Begleitung, 30. September 1830; 16. Oktober 1830<idno type="MWV">B 19</idno><idno type="op">23/2</idno></name></title> und meinen 42<hi rend="superscript">sten</hi> <title xml:id="title_18303f4c-1b62-4f1c-b55e-eed5832fb3de">Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uqklnfgj-tkga-d5wd-wjcr-p7qlqvyjrend"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title>; die andre Hälfte dirigirt <persName xml:id="persName_a388681c-a6b2-461c-aa98-f3f7301d2dbc">Guhr<name key="PSN0111614" style="hidden">Guhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848)</name></persName>, mein Freund, bei dem ich esse. Eigentlich graut mich vor den Frankfurter Musikern gar nicht wenig; indessen ists lustig auch das mal zu probiren, und es war nicht gut abzuschlagen. Und Anfang September soll ich den <title xml:id="title_7b977357-15b0-40c3-a8f9-418931767fb8">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fwfrsqkw-5oop-ijlw-2gce-xrntkdvxpotc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> in Braunschweig dirigiren; könnt ich zugleich einen Tabuletkrämerhandel anlegen so käm ich zu was – welcher Hausirer kommt so schön herum? Dienstag heirathet <persName xml:id="persName_994beba6-1bb4-4868-8d12-3a58ad882bbd">Julius Schunck<name key="PSN0114772" style="hidden">Schunck, Julius (1809-1889)</name></persName>. Gestern bin ich nach Hanau geritten und zurück, und bin heut in einer erbärmlichen Verfassung, was diesem Briefe wahrscheinlich anzumerken ist. Aber Du glaubst nicht, was ich hier vor 4 Wochen ausgestanden habe, an Erkältung, Ohren- und andrer Pein; und wie vergnügt mir jetzt ist, daß mir wieder so wohl ist, und <persName xml:id="persName_3d247e6f-7347-4064-87c3-dd78fc7376e7">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0ef3d5d2-41f9-4d67-a998-d746a37961ea">Kind<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> auch, und über den herrlichen Wald drüben, den ich recht von Herzensgrund genieße, und der in den Abendstunden gar zu wunderherrlich ist. Nun grüß <persName xml:id="persName_23351f80-4bb2-48f1-af7c-8a35ad93f142">Deine Frau, Frau Advokätinn<name key="PSN0114568" style="hidden">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName> viel tausendmal <seg type="closer" xml:id="seg_f1545865-b641-4201-87a0-c5527b089789">und bleibe mir gut; Hörst Du! Lebwohl, bleib mir gut.</seg></p><signed rend="right">Dein F.</signed></div></body> </text></TEI>