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fmb-1839-03-08-02

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio in Warschau <lb></lb>Leipzig, 8. März 1839 Als Ihr lieber Brief kam und damit anfing ich möchte ihn nicht beantworten wenn ich gerade zu thun hätte oder verwirrt wäre, da dachte ich bei mir: damit hat’s keine Noth und so einen Brief Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 6, 2274

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division - *MNYX. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio in Warschau; Leipzig, 8. März 1839 Als Ihr lieber Brief kam und damit anfing ich möchte ihn nicht beantworten wenn ich gerade zu thun hätte oder verwirrt wäre, da dachte ich bei mir: damit hat’s keine Noth und so einen Brief

4 beschr. S.; Adresse.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

8. März 1839 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Zuccalmaglio, Anton Wilhelm Florentin von (Pseud.: Wilhelm von Waldbrühl, Dorfküster Wedel u. a.) (1803-1869) Warschau Polen deutsch
Herrn Herrn von Zuccalmaglio. in Warschau.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig 8ten März 1839Hochgeehrter Herr

Als Ihr lieber Brief kam und damit anfing ich möchte ihn nicht beantworten wenn ich gerade zu thun hätte oder verwirrt wäre, da dachte ich bei mir: damit hat’s keine Noth und so einen Brief zu beantworten ist immer Zeit genug, und Stimmung da. Und nun ists doch beinah zwei Monat her, daß ich ihn habe, und still schweige. Sein Sie mir nicht böse deshalb; eben wie er ankam saß ich mitten im Arbeiten und dachte den ersten freien Tag abzuwarten, und dann kamen wieder unfreie Tage und dann kamen wieder briefscheue Tage (an denen ich keinen Brief zu Stande kriege, und wenn ich mich auf den Kopf stelle) und Sie kennen es ja wohl, wie es einem oft mit der liebsten Beschäftigung geht. Zuletzt dachte ich nun müßte erst Dobrcýnskis Symphonie<name key="PSN0110683" style="hidden" type="author">Dobrzyński, Ignacy Feliks (1807-1867)</name><name key="CRT0108565" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 15 (Symphonie caractéristique)</name> abgewartet werden, und da die endlich gestern vom StapelGewandhausLeipzigDeutschland gelaufen ist, so muß ich heut auf frischer That schreiben. Sie ist vom Publikum sehr wohl aufgenommen worden, und namentlich scheint die allgemeine Stimmung darüber sehr günstig zu sein: ich habe schon von den verschiedensten Seiten das Lob der Arbeit, der Ausführung des ersten Satzes, des sanften angenehmen Klanges im zweiten &c. &c. gehört. Man applaudirte nach dem Andante lebhaft, und eben so am Schluß. Auch spielte das Orchester mit Feuer und Präcision, doch kann ich nicht sagen daß ich mit der Ausführung ganz zufrieden war, obwohl wir zwei Proben davon gemacht hatten; es fielen mehrere Fehler vor, was nicht sein sollte, aber gerade bei einer solchen ersten Aufführung und gerade wenn sich alles rechte Mühe giebt, am leichtesten vorkommt. Das betraf aber nur kleine Einzelheiten – im Ganzen meine ich doch Ihr Freund wäre zufrieden gewesen, und hätte Freude gehabt, wenn er im Concert hätte sein können. Ich bitte Sie, ihm meinen besten Gruß zu sagen und das vorige mitzutheilen. Bei der Gelegenheit muß ich mich doch gleich für einige Aufsätze des alten Wedel bei Ihnen bedanken, die mir gar zu wohl gefallen haben; ich bekomme selten oder gar niemals Zeitungen zu lesen, und so fand ich erst vor kurzem einen Wedelschen Aufsatz bei einem Freunde liegen, der ihn längst kannte, und sich über mein Vergnügen drüber wieder neu mitvergnügte. Haben Sie Dank, daß Sie so liebe, schöne Sachen denken und schreiben können; das thut einem doch wohl, wenn mans gedruckt sieht; aber gewöhnlich wenn man in eine Deutsche Zeitung, politische oder musikalische oder sonstige, hineinguckt, muß man ja wieder zurückfahren vor Schrecken. Sonderbar ists daß ich mich immer noch nicht mit dem Gedanken an die Geisterchen auf der Bühne vertraut machen kann. Nach dem vielen Rechten und Wahren was Sie in Ihrem Briefe darüber sagen habe ich hin und her drüber gedacht, und komme doch nicht weiter – ausdisputieren kann ich mich mit Ihnen gar nicht wagen der Sie die Worte in der Gewalt haben und mich zehnmal überführten, wenn ich meine Meinung behaupten wollte – aber am Ende behielte ich meine Meinung doch; freilich auch wohl nur ich allein, und kein andrer. Wenn die blaubärtigen Choristen Elfen vorstellen sollen, das kommt mir lächerlich vor; Nicht so, wenn sie Griechen oder Corsaren oder Banditen oder Götter vorstellen, was auch oft zahm genug herauskommt; aber die kleinen Geisterchen von Bäumen und Wiesen und dergleichen Zeug sind von gar zu subtiler Natur, und mir ist immer als geschähe ihnen zu nahe, wenn so eine Dame in Beinkleidern und Flittern und Schminke oder ein blaubärtiger einen Elfen agiren will.

Wie gesagt, ich denke gar nicht daß ich Recht habe; aber es ist mir nur so. Auch kann es wohl daran liegen, daß ich in der letzten Zeit so ganz verschiedene Arbeiten gehabt habe – sehr klobige, dicke – daß mir jetzt gar keine Zartheit zart genug sein kann. Wie gern finge ich jetzt bald eine Oper an; aber mit halber Seele darf’s freilich nicht geschehen, und ich habe einmal die Geisterzweifel. Und nun kommt noch der Englische Text von PlanchéPlanché, James Robinson (1796-1880), an dem mir auch wieder viele Wünsche bleiben – das sieht alles noch weit im Felde aus. Da ich indeß nicht feire, bis dahin, so denke ich ich kann’s getrost mit ansehen, und hoffen daß es nicht ausbleibt. Sie kündigen mir eine Composition von NochNoch, Richard (1809-1887) an, die ich aber bis jetzt nicht erhalten habe; ich werde sie nun vor dem nächsten Jahr nicht aufführen können, da dieses (d. h. das Concertjahr) mit dem nächsten DonnerstagsConcertGewandhausLeipzigDeutschland schließt. Gewiß wäre mir und uns allen das Stück willkommen, wenn es, wie ich nicht zweifle gut ist. Und nun leben Sie wohl für heute. Ich wollte noch eine Menge erzählen und muß abbrechen. Leben Sie wohl. Stets

Ihr ergebnerFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Leipzig 8ten März 1839Hochgeehrter Herr
Als Ihr lieber Brief kam und damit anfing ich möchte ihn nicht beantworten wenn ich gerade zu thun hätte oder verwirrt wäre, da dachte ich bei mir: damit hat’s keine Noth und so einen Brief zu beantworten ist immer Zeit genug, und Stimmung da. Und nun ists doch beinah zwei Monat her, daß ich ihn habe, und still schweige. Sein Sie mir nicht böse deshalb; eben wie er ankam saß ich mitten im Arbeiten und dachte den ersten freien Tag abzuwarten, und dann kamen wieder unfreie Tage und dann kamen wieder briefscheue Tage (an denen ich keinen Brief zu Stande kriege, und wenn ich mich auf den Kopf stelle) und Sie kennen es ja wohl, wie es einem oft mit der liebsten Beschäftigung geht. Zuletzt dachte ich nun müßte erst Dobrcýnskis Symphonie abgewartet werden, und da die endlich gestern vom Stapel gelaufen ist, so muß ich heut auf frischer That schreiben. Sie ist vom Publikum sehr wohl aufgenommen worden, und namentlich scheint die allgemeine Stimmung darüber sehr günstig zu sein: ich habe schon von den verschiedensten Seiten das Lob der Arbeit, der Ausführung des ersten Satzes, des sanften angenehmen Klanges im zweiten &c. &c. gehört. Man applaudirte nach dem Andante lebhaft, und eben so am Schluß. Auch spielte das Orchester mit Feuer und Präcision, doch kann ich nicht sagen daß ich mit der Ausführung ganz zufrieden war, obwohl wir zwei Proben davon gemacht hatten; es fielen mehrere Fehler vor, was nicht sein sollte, aber gerade bei einer solchen ersten Aufführung und gerade wenn sich alles rechte Mühe giebt, am leichtesten vorkommt. Das betraf aber nur kleine Einzelheiten – im Ganzen meine ich doch Ihr Freund wäre zufrieden gewesen, und hätte Freude gehabt, wenn er im Concert hätte sein können. Ich bitte Sie, ihm meinen besten Gruß zu sagen und das vorige mitzutheilen. Bei der Gelegenheit muß ich mich doch gleich für einige Aufsätze des alten Wedel bei Ihnen bedanken, die mir gar zu wohl gefallen haben; ich bekomme selten oder gar niemals Zeitungen zu lesen, und so fand ich erst vor kurzem einen Wedelschen Aufsatz bei einem Freunde liegen, der ihn längst kannte, und sich über mein Vergnügen drüber wieder neu mitvergnügte. Haben Sie Dank, daß Sie so liebe, schöne Sachen denken und schreiben können; das thut einem doch wohl, wenn mans gedruckt sieht; aber gewöhnlich wenn man in eine Deutsche Zeitung, politische oder musikalische oder sonstige, hineinguckt, muß man ja wieder zurückfahren vor Schrecken. Sonderbar ists daß ich mich immer noch nicht mit dem Gedanken an die Geisterchen auf der Bühne vertraut machen kann. Nach dem vielen Rechten und Wahren was Sie in Ihrem Briefe darüber sagen habe ich hin und her drüber gedacht, und komme doch nicht weiter – ausdisputieren kann ich mich mit Ihnen gar nicht wagen der Sie die Worte in der Gewalt haben und mich zehnmal überführten, wenn ich meine Meinung behaupten wollte – aber am Ende behielte ich meine Meinung doch; freilich auch wohl nur ich allein, und kein andrer. Wenn die blaubärtigen Choristen Elfen vorstellen sollen, das kommt mir lächerlich vor; Nicht so, wenn sie Griechen oder Corsaren oder Banditen oder Götter vorstellen, was auch oft zahm genug herauskommt; aber die kleinen Geisterchen von Bäumen und Wiesen und dergleichen Zeug sind von gar zu subtiler Natur, und mir ist immer als geschähe ihnen zu nahe, wenn so eine Dame in Beinkleidern und Flittern und Schminke oder ein blaubärtiger einen Elfen agiren will.
Wie gesagt, ich denke gar nicht daß ich Recht habe; aber es ist mir nur so. Auch kann es wohl daran liegen, daß ich in der letzten Zeit so ganz verschiedene Arbeiten gehabt habe – sehr klobige, dicke – daß mir jetzt gar keine Zartheit zart genug sein kann. Wie gern finge ich jetzt bald eine Oper an; aber mit halber Seele darf’s freilich nicht geschehen, und ich habe einmal die Geisterzweifel. Und nun kommt noch der Englische Text von Planché, an dem mir auch wieder viele Wünsche bleiben – das sieht alles noch weit im Felde aus. Da ich indeß nicht feire, bis dahin, so denke ich ich kann’s getrost mit ansehen, und hoffen daß es nicht ausbleibt. Sie kündigen mir eine Composition von Noch an, die ich aber bis jetzt nicht erhalten habe; ich werde sie nun vor dem nächsten Jahr nicht aufführen können, da dieses (d. h. das Concertjahr) mit dem nächsten DonnerstagsConcert schließt. Gewiß wäre mir und uns allen das Stück willkommen, wenn es, wie ich nicht zweifle gut ist. Und nun leben Sie wohl für heute. Ich wollte noch eine Menge erzählen und muß abbrechen. Leben Sie wohl. Stets
Ihr ergebner
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
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Und nun ists doch beinah zwei Monat her, daß ich ihn habe, und still schweige. Sein Sie mir nicht böse deshalb; eben wie er ankam saß ich mitten im Arbeiten und dachte den ersten freien Tag abzuwarten, und dann kamen wieder unfreie Tage und dann kamen wieder briefscheue Tage (an denen ich keinen Brief zu Stande kriege, und wenn ich mich auf den Kopf stelle) und Sie kennen es ja wohl, wie es einem oft mit der liebsten Beschäftigung geht. Zuletzt dachte ich nun müßte erst <title xml:id="title_d41cd524-64d8-4f76-b976-071c13ae1232">Dobrcýnskis Symphonie<name key="PSN0110683" style="hidden" type="author">Dobrzyński, Ignacy Feliks (1807-1867)</name><name key="CRT0108565" style="hidden" type="music">2. 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Auch spielte das Orchester mit Feuer und Präcision, doch kann ich nicht sagen daß ich mit der Ausführung ganz zufrieden war, obwohl wir zwei Proben davon gemacht hatten; es fielen mehrere Fehler vor, was nicht sein sollte, aber gerade bei einer solchen ersten Aufführung und gerade wenn sich alles rechte Mühe giebt, am leichtesten vorkommt. Das betraf aber nur kleine Einzelheiten – im Ganzen meine ich doch Ihr Freund wäre zufrieden gewesen, und hätte Freude gehabt, wenn er im Concert hätte sein können. Ich bitte Sie, ihm meinen besten Gruß zu sagen und das vorige mitzutheilen. Bei der Gelegenheit muß ich mich doch gleich für einige Aufsätze des alten Wedel bei Ihnen bedanken, die mir gar zu wohl gefallen haben; ich bekomme selten oder gar niemals Zeitungen zu lesen, und so fand ich erst vor kurzem einen Wedelschen Aufsatz bei einem Freunde liegen, der ihn längst kannte, und sich über mein Vergnügen drüber wieder neu mitvergnügte. Haben Sie Dank, daß Sie so liebe, schöne Sachen denken und schreiben können; das thut einem doch wohl, wenn mans gedruckt sieht; aber gewöhnlich wenn man in eine Deutsche Zeitung, politische oder musikalische oder sonstige, hineinguckt, muß man ja wieder zurückfahren vor Schrecken. Sonderbar ists daß ich mich immer noch nicht mit dem Gedanken an die Geisterchen auf der Bühne vertraut machen kann. Nach dem vielen Rechten und Wahren was Sie in Ihrem Briefe darüber sagen habe ich hin und her drüber gedacht, und komme doch nicht weiter – ausdisputieren kann ich mich mit Ihnen gar nicht wagen der Sie die Worte in der Gewalt haben und mich zehnmal überführten, wenn ich meine Meinung behaupten wollte – aber am Ende behielte ich meine Meinung doch; freilich auch wohl nur ich allein, und kein andrer. Wenn die blaubärtigen Choristen Elfen vorstellen sollen, das kommt mir lächerlich vor; Nicht so, wenn sie Griechen oder Corsaren oder Banditen oder Götter vorstellen, was auch oft zahm genug herauskommt; aber die kleinen Geisterchen von Bäumen und Wiesen und dergleichen Zeug sind von gar zu subtiler Natur, und mir ist immer als geschähe ihnen zu nahe, wenn so eine Dame in Beinkleidern und Flittern und Schminke oder ein blaubärtiger einen Elfen agiren will.</p><p>Wie gesagt, ich denke gar nicht daß ich Recht habe; aber es ist mir nur so. Auch kann es wohl daran liegen, daß ich in der letzten Zeit so ganz verschiedene Arbeiten gehabt habe – sehr klobige, dicke – daß mir jetzt gar keine Zartheit zart genug sein kann. Wie gern finge ich jetzt bald eine Oper an; aber mit halber Seele darf’s freilich nicht geschehen, und ich habe einmal die Geisterzweifel. 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