fmb-1839-02-10-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Leipzig, 9. und 10. Februar 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
5 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Die fünfte Seite wurde dem Schreiben vor dem Abschicken nachträglich beigefügt. Textverluste durch Einbinden des Briefs, hier ergänzt nach dem Druck.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
-
Schreiber unbekannt
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Milan
poste restante
Verdrießlicheres hättest Du mir nichts schreiben können, als die Nachrichten Deines letzten Briefes. Es ist eine Geschichte, die Dich und Deine Kunst so wenig berührt, wie den Mann im Mond, die nicht einmal Deine Freunde ärgern sollte, weil sie besser wissen, was sie an Dir haben, und die mich dennoch so verdrießt. Wahrscheinlich weil eben so gar nichts draus zu lernen ist, als alltägliche Philisterei, und weil sie so dumm ist. Du kennst mich doch schlecht, wenn Du glaubst, es sei mir eine schöne Gelegenheit zu einer Predigt; das ist eben auch mein Verdruß dabei, daß eigentlich gar nichts Gescheutes drüber zu sagen ist; daß es Pöbel giebt, hier wie dort und überall, weißt Du so gut, wie ich, und alle. Und ich kann mir sehr gut denken, daß Du Dich durch diesen Zufall fester in Italien einbürgerst und einsitzest, als Du vielleicht durch den größten succès gethan hättest; der wird Dir am Ende nicht ausbleiben, das ist für mich ausgemacht, und die Frage ist nur ob ein Jahr oder ein Paar früher oder später, mit ein paar ärgerlichen Tagen mehr oder weniger. Inzwischen müssen wir Dich freilich entbehren, und auch das ist nicht das Angenehme von der Sache. Bleibt es denn noch bei Deinem Plane im Frühjahr zurückzukehren? Dein Brief klingt nicht so, und ich hatte es mir fast gedacht, Du wirst Dir wahrscheinlich nun von den Leuten erzwingen, was sie Dir freiwillig schuldig gewesen wären; aber dann wenigstens, lieber Freund, dann kehre wieder in Dein Vaterland zurück; wir haben hier die guten Musiker wahrhaftig so nöthig, wie irgendwo. Am verdrießlichsten ist und bleibt das Ding für Du sie los, dann ist sie für die Andern gar nicht da gewesen. Wir haben jetzt die heitersten, hellsten Februartage, mit Sonnenschein und Wärme – wie müssen die gar erst bei Euch schmecken! Und was sagst Du eben daß sich
sten
Bist Du schon je so an den Rand gerathen, wenn Du mir schriebst? Kaum weiß ich, wo ich die herzlichsten Grüße an dorthin haben willst. Schreibe es mir, und ich schicke den Tag darauf ab. O verzeih mir diese Nachlässigkeit! Ich schäme mich eigentlich sehr darüber. Und nun lebwohl. Meine
Leipzig d. 9 Februar 39Mein lieber Freund Verdrießlicheres hättest Du mir nichts schreiben können, als die Nachrichten Deines letzten Briefes. Es ist eine Geschichte, die Dich und Deine Kunst so wenig berührt, wie den Mann im Mond, die nicht einmal Deine Freunde ärgern sollte, weil sie besser wissen, was sie an Dir haben, und die mich dennoch so verdrießt. Wahrscheinlich weil eben so gar nichts draus zu lernen ist, als alltägliche Philisterei, und weil sie so dumm ist. Du kennst mich doch schlecht, wenn Du glaubst, es sei mir eine schöne Gelegenheit zu einer Predigt; das ist eben auch mein Verdruß dabei, daß eigentlich gar nichts Gescheutes drüber zu sagen ist; daß es Pöbel giebt, hier wie dort und überall, weißt Du so gut, wie ich, und alle. Und ich kann mir sehr gut denken, daß Du Dich durch diesen Zufall fester in Italien einbürgerst und einsitzest, als Du vielleicht durch den größten succès gethan hättest; der wird Dir am Ende nicht ausbleiben, das ist für mich ausgemacht, und die Frage ist nur ob ein Jahr oder ein Paar früher oder später, mit ein paar ärgerlichen Tagen mehr oder weniger. Inzwischen müssen wir Dich freilich entbehren, und auch das ist nicht das Angenehme von der Sache. Bleibt es denn noch bei Deinem Plane im Frühjahr zurückzukehren? Dein Brief klingt nicht so, und ich hatte es mir fast gedacht, Du wirst Dir wahrscheinlich nun von den Leuten erzwingen, was sie Dir freiwillig schuldig gewesen wären; aber dann wenigstens, lieber Freund, dann kehre wieder in Dein Vaterland zurück; wir haben hier die guten Musiker wahrhaftig so nöthig, wie irgendwo. Am verdrießlichsten ist und bleibt das Ding für Deine Mutter, die all dergleichen mehr empfindet als das eigne ich, in deß denke ich doch wird sie sich mit ihrer guten Laune die Sache auch bald wieder von der leichten Seite vorstellen, und sich an dem freuen was Euer jetziger Aufenthalt schönes und herrliches bietet. Wenn ich sagen sollte daß ich dazu jemals die Menschen und ihr Thun und Treiben gerechnet hätte, so müßte ich es lügen. Sie waren mir von jeher fremd oder gar widerwärtig, und Deine Geschichte trägt nicht eben dazu bei, sie in einem rosenfarbneren Lichte mir zu zeigen. Franck, der jetzt hier wohnt, und der der einzige ist dem ich den Inhalt Deines Briefes mittheilte, behauptet er hätte es von den Mailändern nie anders erwartet, und würde es nicht begreifen, wenn sie sich anders benommen hätten. Wie gesagt – was scheert Dich am Ende die ganze Clerisei? Ich möchte nur, ich bekäme bald wieder einen Brief von Dir, in welchem Du mir sagtest, daß Du wieder beim Arbeiten bist, was Du thust und treibst – denn nur eben weil im letzten von der Geschichte allein die Rede ist, rede ich nun auch wieder allein davon, und denke daran. Bist Du sie los, dann ist sie für die Andern gar nicht da gewesen. Wir haben jetzt die heitersten, hellsten Februartage, mit Sonnenschein und Wärme – wie müssen die gar erst bei Euch schmecken! Und was sagst Du eben daß sich Franck von Rom nach Leipzig übersiedelt hat? Er scheint hier eine Unternehmung mit einem Buchhändler vorzuhaben, sonst begriffe ich die Sache kaum; er hat ein Logis nun eingerichtet, bezogen, seine Frau wird nächster Tage dort in Wochen kommen, er spricht von mehreren Jahren wenigstens – was sagst Du dazu? Mir ist es sehr angenehm, und ein gar zu vergnügter Eindruck war es, als er ganz unvermuthet in meine Stube trat, und auf meine Frage ob er ein Paar Tage bleiben wolle, antwortete ein Paar Jahre wenigstens. Sonst ist mir der Winter eigentlich confus und unordentlich vergangen; durch die Masern, die mich in der allerunbequemsten Zeit überfielen, (dem Tag der Aufführung meines Paulus, so daß David nach 2 stündiger Vorbereitung statt meiner dirigiren mußte) und durch den Zeitverlust von 4 Wochen, in denen ich mich sonst eingerichtet und auf die Concertgeschäfte etwas vorbereitet hätte, sind mir diese so auf den Hals gekommen, daß ich wenig anderes habe thun können, um die Sache nur einigermaßen im guten Gang zu erhalten. Es folgten sich die Concerte nun seit meiner Wiederherstellung fast alle 8 Tage, so daß ich die wenigen zufälligen Pausen meist zur Erholung von den vielen Geschäftsplackereien verwenden mußte. Daher rührt mein hartnäckiges Stillschweigen, das mich selbst immer an meisten verdrießt. Deine FernandoOuvertüre ist darüber auch immer noch nicht drangekommen. Die Orchesterstimmen hätte ich Dir aber gleich geschickt, wenn nicht ein andrer Krankheitsfall, ernsterer Art, unsers Concertgeschäftführers Härtel die ganze Wirthschaft ins Stocken und in Unordnung gebracht hätte. Du erhältst sie nun mit erster Gelegenheit, und meine Partitur zu Paulus lege ich bei, und Du nimmst sie wohl von mir nicht geliehen sondern für ewige Zeiten an, ich bin sie Dir sogar eigentlich schuldig für die damalige Aufführung die Du davon machtest. Auch meinen 42sten Psalm lege ich bei, und die Cellosonate in b. Von Schumann kann ich Dir nichts melden und nichts schicken; er ist seit einem halben Jahre in Wien, und soll wie ich höre, nicht wieder nach Leipzig zurückkehren, warum, das wissen die Götter. David, der Dich herzlich grüßt und lieb hat, reis’t in einigen Wochen nach London um dort im Philharmonic öffentlich zu spielen, einmal vor fremden Leuten. Selbiges Philharmonic hat mich vor einiger Zeit nach neuen Deutschen InstrumentalCompositionen gefragt; ich habe von Deinen beiden Ouvertüren geschrieben; würdest Du mir erlauben sie ihnen zu schicken, wenn sie darum schreiben? Antworte mir darauf. Thalberg war hier, hat 2 Concerte gegeben, und mir sehr viel Vergnügen gemacht. Da ist alles so perfect, so wohlgelungen und wohlausgedacht, und dann ist der ganze Mensch mit seiner Musik zusammen so eins, und so übereinstimmend – ich habe ein wahres Plaisir darüber gehabt. Man kann sich nichts Vollkommneres denken, als seine Phantasie auf die donna del Lago; es hat mir von allem was er spielte, am besten gefallen, ich glaube, Du kennst es noch gar nicht. Nur das thut mir leid, daß er sich freiwillig eigentlich auf eine niedrigere Stufe gestellt hat, als seine Vorgänger; er will eben nur all die kleinen Clavier Sächelchen im Auge haben, es gelingt ihm, und doch wünscht man sich mit der Zeit wieder nach was Größerem, viele freilich nur zur Abwechselung. Aber schon deshalb; wenn er mal das Septett von Hummel spielt so hat man doch vor dem alten Hummel mehr Respect, als vor der ganzen Wirthschaft, und so auch mit Moscheles’ gmollConcert &c. Es steht das doch auf einer höhern Stelle in der Kunst, wie mir es scheint; aber das gefällt mir eben wieder, daß durch solch eine ausgezeichnete neue Erscheinung einem die anderen nicht verdrängt werden, daß da so viel Platz für alle ist. Dich läßt Thalberg sehr vielmal grüßen und Dir sagen, daß er Deine desdur Etude überall in den Concerten spiele (nur wegen der Mittelstimme, setzt er neckisch hinzu) und so habe ich sie auch hier mit vielem Vergnügen von ihm gehört, und weiß daß er sie in Dresden und Berlin gespielt hat; wenn das Thema wieder kommt so spielt er aber die Melodie in Octaven, und hat mir aufgetragen dich deshalb nachträglich um Erlaubniß oder Verzeihung zu bitten. Wir haben Dich ein Paarmal bei unserm hiesigen Zusammensein recht hoch leben lassen, und Dich zu uns hergewünscht. Daß die Novello in Berlin einen großen Zeitungsscandal angerichtet hat, der sich über ganz Deutschland erstreckt, wirst Du vielleicht gehört haben. Die Sucht der Berliner sich in das Privatleben der Künstler mit ihrem Urtheil zu mischen, und die Sucht der Novello recht viel Geld bei jeder Gelegenheit zu verdienen, bilden die Grundzüge von der Sache. Den Meiningen dort geht es wohl; Fanny reis’t aber in diesem Frühjahr nicht nach Italien, sondern wahrscheinlich mit Mann und Maus nach England; ich ginge auch gern dahin, kann aber nicht, und muß abermals zum Musikfest Pfingsten an den Rhein, den Messias dirigiren, die eroica, meinen Psalm &c. Es ist sonderbar, daß ich alle Lust dazu verloren habe, wenn ichs hätte ablehnen können, hätte ichs gethan – und ohne daß ich ein neues Oratorium etwa gern mit den großen Massen hören möchte, nehme ich mir vor, es nicht wieder zu thun. Was ich außerdem den Sommer über unternehme, weiß ich noch nicht. Von Eberhard habe ich neulich einen Brief, der über das Frankfurter Musikwesen traurigen Bericht giebt. Jetzt habe Al. Schmitt die Direction des Caecilien Vereins haben wollen, und da man ihn nicht genommen, würde nun der Verein in öffentlichen Blättern heruntergemacht. Schnyder v. W. schreibt Antikritiken über sein neues Orator. für Männerstimmen, und lobt sich und tadelt Spohr. O weh, wo gerathe ich hin! Schlimmer kanns kaum in Mailand sein – und dennoch! Bist Du schon je so an den Rand gerathen, wenn Du mir schriebst? Kaum weiß ich, wo ich die herzlichsten Grüße an Deine liebe Mutter und an Dlle. Joye hinbringen kann. Ich erfahre eben, daß das Paket mit Musikalien erst in 2 Monaten in Mailand ankommt; da will ich doch lieber erst Deine Antwort abwarten, ob Du es dorthin haben willst. Schreibe es mir, und ich schicke den Tag darauf ab. O verzeih mir diese Nachlässigkeit! Ich schäme mich eigentlich sehr darüber. Und nun lebwohl. Meine Cécile grüßt Dich vielmal; ihr und dem Jungen geht es Gott sei Dank kernwohl. Lebwohl, lieber Freund. Bleib gut, und schreib bald Dein Felix Mendelssohn Bartholdy Lieber Freund durch einen sonderbaren Zufall erhalte ich heute eine Antwort von der Philharmonischen Gesellschaft, die mich um Deine Ouvertüren bitten läßt. Ich habe daher diesen Brief von der Post, wo er gestern schon war, wiedergeholt, und eröffne ihn um diesen Zettel einzulegen. Bitte sag mir umgehend ob Du es erlaubst, daß ich die Partituren abschreiben lasse und hinschicke, ob ich vielleicht die Stimmen der dmoll beifügen soll. Sag mir auch ob sonst noch etwas zu bemerken wäre. Die Concerte gehen dort bald an, und so wäre es je eher, je besser, wenn ich die Sendung abgehn ließe. Dein F.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1839-02-10-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1839-02-10-01" xml:id="title_1e3a342e-efc7-487a-922f-ed187990bd71">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand <lb></lb>Leipzig, 9. und 10. Februar 1839</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_00000000-0000-0000-0000-000000000000">Verdrießlicheres hättest Du mir nichts schreiben können, als die Nachrichten Deines letzten Briefes. Es ist eine Geschichte, die Dich und Deine Kunst so wenig berührt, wie den Mann im Mond, die nicht einmal Deine Freunde</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a521a746-ad2e-4ecc-b382-7f4b8af2142e">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">noch nicht eingetragen</title> <title key="unknown" type="successor">noch nicht eingetragen</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 6, 2236</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_d7c045c0-e6ba-47c5-a4cf-eef6f18a17db"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Köln</settlement> <institution key="RISM">D-KNa</institution> <repository>Köln, Historisches Archiv der Stadt</repository> <collection>Best. 1051</collection> <idno type="signatur">Bd. 23, S. 1081-1083, 1085 und 1086.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1839-02-10-01" type="letter" xml:id="title_de162136-99ed-4deb-b08a-3b5e62681274">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand; Leipzig, 9. und 10. Februar 1839</title> <incipit>Verdrießlicheres hättest Du mir nichts schreiben können, als die Nachrichten Deines letzten Briefes. Es ist eine Geschichte, die Dich und Deine Kunst so wenig berührt, wie den Mann im Mond, die nicht einmal Deine Freunde</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>5 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Die fünfte Seite wurde dem Schreiben vor dem Abschicken nachträglich beigefügt. Textverluste durch Einbinden des Briefs, hier ergänzt nach dem Druck.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Aus Ferdinand Hillers Briefwechsel (1826-1861). Beiträge zu einer Biographie Ferdinand Hillers von Reinhold Sietz (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte, Heft 28), Köln 1958, S. 31-33.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_b0d28762-1834-4795-8877-29aced643c8a"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Berlin</settlement> <institution key="RISM">D-B</institution> <repository>Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz</repository> <collection>Musikabteilung</collection> <idno type="signatur">MA Nachl. 7,32,10.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph_third_party_copy">Abschrift fremder Hand</idno> <title key="fmb-1839-02-10-01" type="letter" xml:id="title_f21e2a6f-d25a-4303-996d-3d3fd4cf1187">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Mailand; Leipzig, 9. und 10. Februar 1839</title> <incipit>Verdrießlicheres hättest Du mir nichts schreiben können, als die Nachrichten Deines letzten Briefes. Es ist eine Geschichte, die Dich und Deine Kunst so wenig berührt, wie den Mann im Mond, die nicht einmal Deine Freunde ärgern sollte, </incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>-</p> <handDesc hands="1"> <p>Schreiber unbekannt</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1839-02-09" xml:id="date_8512540a-b3ff-4e51-8991-1b81fefed27f">9.</date> und <date cert="high" when="1839-02-10" xml:id="date_f37c9c1e-c6dd-48ce-81d0-420a1b28fc6a">10. Februar 1839</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_f39ffccb-298f-45ca-bdec-aa68cef1efc2">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_4bf14c73-ce35-492e-a947-d13a49c842ae"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112003" resp="receiver" xml:id="persName_cffa9970-ee32-4d74-bba2-1bb0116b05d2">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_ff5bf73c-ca85-4325-ba8f-b7a2f3351153"> <settlement key="STM0100180">Mailand</settlement> <country>Italien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_0ff17b0c-5149-469f-ad13-d6506e89a45e"> <head> <address> <addrLine>»Mr.</addrLine> <addrLine>Mr. Ferdinand Hiller</addrLine> <addrLine>à</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Milan</hi></addrLine> <addrLine>Italie</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">poste restante</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_a27c8a6d-0840-4a6c-86f6-90a9dfb3c1a3"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1839-02-09" xml:id="date_3146212e-047c-40ee-81b0-67bd9df29912">9 Februar 39</date></dateline><salute rend="left">Mein lieber Freund</salute><p style="paragraph_without_indent">Verdrießlicheres hättest Du mir nichts schreiben können, als die Nachrichten Deines letzten Briefes. Es ist eine Geschichte, die Dich und Deine Kunst so wenig berührt, wie den Mann im Mond, die nicht einmal Deine Freunde ärgern sollte, weil sie besser wissen, was sie an Dir haben, und die mich dennoch so verdrießt. Wahrscheinlich weil eben so gar nichts draus zu lernen ist, als alltägliche Philisterei, und weil sie so dumm ist. Du kennst mich doch schlecht, wenn Du glaubst, es sei mir eine schöne Gelegenheit zu einer Predigt; das ist eben auch mein Verdruß dabei, daß eigentlich gar nichts Gescheutes drüber zu sagen ist; daß es Pöbel giebt, hier wie dort und überall, weißt Du so gut, wie ich, und alle. Und ich kann mir sehr gut denken, daß Du Dich durch diesen Zufall fester in Italien einbürgerst und einsitzest, als Du vielleicht durch den größten succès gethan hättest; der wird Dir am Ende nicht ausbleiben, das ist für mich ausgemacht, und die Frage ist nur ob ein Jahr oder ein Paar früher oder später, mit ein paar ärgerlichen Tagen mehr oder weniger. Inzwischen müssen wir Dich freilich entbehren, und auch das ist nicht das Angenehme von der Sache. Bleibt es denn noch bei Deinem Plane im Frühjahr zurückzukehren? Dein Brief klingt nicht so, und ich hatte es mir fast gedacht, Du wirst Dir wahrscheinlich nun von den Leuten erzwingen, was sie Dir freiwillig schuldig gewesen wären; aber dann wenigstens, lieber Freund, dann kehre wieder in Dein Vaterland zurück; wir haben hier die guten Musiker wahrhaftig so nöthig, wie irgendwo. Am verdrießlichsten ist und bleibt das Ding für <persName xml:id="persName_321cf38b-573d-4e5d-9dd2-992f0a216b9e">Deine Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName>, die all dergleichen mehr empfindet als das eigne ich, in deß denke ich doch wird sie sich mit ihrer guten Laune die Sache auch bald wieder von der leichten Seite vorstellen, und sich an dem freuen was Euer jetziger Aufenthalt schönes und herrliches bietet. Wenn ich sagen sollte daß ich dazu jemals die Menschen und ihr Thun und Treiben gerechnet hätte, so müßte ich es lügen. Sie waren mir von jeher fremd oder gar widerwärtig, und Deine Geschichte trägt nicht eben dazu bei, sie in einem rosenfarbneren Lichte mir zu zeigen. <persName xml:id="persName_7d487986-484f-4866-873a-24f1eaf84b2c">Franck<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>, der jetzt hier wohnt, und der der einzige ist dem ich den Inhalt Deines Briefes mittheilte, behauptet er hätte es von den Mailändern nie anders erwartet, und würde es nicht begreifen, wenn sie sich anders benommen hätten. Wie gesagt – was scheert Dich am Ende die ganze Clerisei? Ich möchte nur, ich bekäme bald wieder einen Brief von Dir, in welchem Du mir sagtest, daß Du wieder beim Arbeiten bist, was Du thust und treibst – denn nur eben weil im letzten von der Geschichte allein die Rede ist, rede ich nun auch wieder allein davon, und denke daran. Bist <hi rend="underline">Du</hi> sie los, dann ist sie für die Andern gar nicht da gewesen. Wir haben jetzt die heitersten, hellsten Februartage, mit Sonnenschein und Wärme – wie müssen die gar erst bei Euch schmecken! Und was sagst Du eben daß sich <persName xml:id="persName_5adb6888-919c-4480-bff2-e6e29a192f85">Franck<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> von Rom nach Leipzig übersiedelt hat? Er scheint hier eine Unternehmung mit einem Buchhändler vorzuhaben, sonst begriffe ich die Sache kaum; er hat ein Logis nun eingerichtet, bezogen, <persName xml:id="persName_11fe7455-d942-4d0f-a9f1-92444e444871">seine Frau<name key="PSN0111128" style="hidden">Franck, Mathilde (1809-1847)</name></persName> wird nächster Tage dort in Wochen kommen, er spricht von mehreren Jahren wenigstens – was sagst Du dazu? Mir ist es sehr angenehm, und ein gar zu vergnügter Eindruck war es, als er ganz unvermuthet in meine Stube trat, und auf meine Frage ob er ein Paar Tage bleiben wolle, antwortete ein Paar Jahre wenigstens. Sonst ist mir der Winter eigentlich confus und unordentlich vergangen; durch die Masern, die mich in der allerunbequemsten Zeit überfielen, (dem Tag der Aufführung <title xml:id="title_5681ed5d-becf-4f50-874c-0d46bf6636dd">meines Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_p7aepfjj-kw68-5mdi-fdet-gh6xpf0peedx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, so daß <persName xml:id="persName_d15c80f5-4d02-4c4d-82c6-0728275536f9">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> nach 2 stündiger Vorbereitung statt meiner dirigiren mußte) und durch den Zeitverlust von 4 Wochen, in denen ich mich sonst eingerichtet und auf die Concertgeschäfte etwas vorbereitet hätte, sind mir diese so auf den Hals gekommen, daß ich wenig anderes habe thun können, um die Sache nur einigermaßen im guten Gang zu erhalten. Es folgten sich die <placeName xml:id="placeName_f233e3a6-50bd-4913-81a5-a8e37e99631d">Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nun seit meiner Wiederherstellung fast alle 8 Tage, so daß ich die wenigen zufälligen Pausen meist zur Erholung von den vielen Geschäftsplackereien verwenden mußte. Daher rührt mein hartnäckiges Stillschweigen, das mich selbst immer an mei[sten] verdrießt. <title xml:id="title_6b0cc44b-6474-4af0-b3b9-a22ddaf74016">Deine FernandoOuvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109286" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Faust d-Moll, op. 32</name></title> ist darüber auch immer noch nicht drangekommen. Die Orchesterstimmen hätte ich Dir aber gleich geschickt, wenn nicht ein andrer Krankheitsfall, ernsterer Art, unsers <persName xml:id="persName_476d4601-9d9b-44b8-b638-7501d4b3d45b">Concertgeschäftführers Härtel<name key="PSN0111723" style="hidden">Härtel, Hermann (1803-1875)</name><name key="PSN0111728" style="hidden">Härtel, Wilhelm Christoph (1787-1849)</name></persName> die ganze Wirthschaft ins Stocken und in Unordnung gebracht hätte. Du erhältst sie nun mit erster Gelegenheit, und meine Partitur zu <title xml:id="title_84ce65f4-1256-4030-885d-82d256e18229">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nhjlk63b-n1rc-1oqt-5uo5-z9o3kmx6jeqt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> lege ich bei, und Du nimmst sie wohl von mir nicht geliehen sondern für ewige Zeiten an, ich bin sie Dir sogar eigentlich schuldig für die damalige Aufführung die Du davon machtest. Auch meinen 42<hi rend="superscript">sten</hi> <title xml:id="title_cd402f6a-ef3f-494f-a5c5-a12601cfd450">Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_09u1ilif-1oet-i0bl-5qrp-t6jrxbgiy4up"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title> lege ich bei, und die <title xml:id="title_9f9dcf1d-4ded-4eaf-b851-cca043e258ac">Cellosonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_azseqftb-zlz2-tsi8-nfkw-kjqnin9zvxvk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title> in b. Von <persName xml:id="persName_8db0fa65-404c-4b83-8114-e3bb69f72d7e">Schumann<name key="PSN0114758" style="hidden">Schumann, Robert Alexander (1810-1856)</name></persName> kann ich Dir nichts melden und nichts schicken; er ist seit einem halben Jahre in Wien, und soll wie ich höre, nicht wieder nach Leipzig zurückkehren, warum, das wissen die Götter. <persName xml:id="persName_733da0eb-7cb9-4405-a2b1-396836c2b6fa">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName>, der Dich herzlich grüßt und lieb hat, reis’t in einigen Wochen nach London um dort im <placeName xml:id="placeName_36ab3ab1-bb7d-4c6b-a656-7e71c17beff5">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> öffentlich zu spielen, einmal vor fremden Leuten. Selbiges Philharmonic hat mich vor einiger Zeit nach neuen Deutschen InstrumentalCompositionen gefragt; ich habe von Deinen beiden Ouvertüren geschrieben; würdest Du mir erlauben sie ihnen zu schicken, wenn sie darum schreiben? Antworte mir darauf. <persName xml:id="persName_a0ed9cb8-09a6-4a21-805a-44e9c4aebd3f">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> war hier, hat 2 Concerte gegeben, und mir sehr viel Vergnügen gemacht. Da ist alles so perfect, so wohlgelungen und wohlausgedacht, und dann ist der ganze Mensch mit seiner Musik zusammen so eins, und so übereinstimmend – ich habe ein wahres Plaisir darüber gehabt. Man kann sich nichts Vollkommneres denken, als <title xml:id="title_dd9a899a-1bfa-451e-952a-579c6a7bf04d">seine Phantasie auf die donna del Lago<name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110577" style="hidden" type="music">La donna del lago</name></title>; es hat mir von allem was er spielte, am besten gefallen, ich glaube, Du kennst es noch gar nicht. Nur das thut mir leid, daß er sich freiwillig eigentlich auf eine niedrigere Stufe gestellt hat, als seine Vorgänger; er will eben nur all die kleinen Clavier Sächelchen im Auge haben, es gelingt ihm, und doch wünscht man sich mit der Zeit wieder nach was Größerem, viele freilich nur zur Abwechselu[ng]. Aber schon deshalb; wenn er mal das <title xml:id="title_099fa88d-3ff3-49c5-b3a6-74a9669e9cc0">Septett<name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name><name key="CRT0109427" style="hidden" type="music">Septett d-Moll, op. 74</name><name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name><name key="CRT0109428" style="hidden" type="music">Septett militaire C-Dur, op. 114</name></title> von <persName xml:id="persName_28759b7a-c816-4f8a-9be6-fb4c05cbcd52">Hummel<name key="PSN0112147" style="hidden">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName> spielt so hat man doch vor dem alten Hummel mehr Respect, als vor der ganzen Wirthschaft, und so auch mit <persName xml:id="persName_15018e20-1a3d-4c88-9c47-14c0b559e932">Moscheles’<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> <title xml:id="title_e628b408-6160-4ef1-8a4f-b8ac7b4a9b2f">gm[oll]Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110037" style="hidden" type="music">3. Klavierkonzert g-Moll, op. 60</name></title> &c. Es steht das doch auf einer höhern Stelle in der Kunst, wie mir es scheint; aber das gefällt mir eben wieder, daß durch solch eine ausgezeichnete neue Erscheinung einem die and[eren] nicht verdrängt werden, daß da so viel Platz für alle ist. Dich läßt <persName xml:id="persName_9659a489-94fb-40e7-9779-7e9e55e83c3b">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> seh[r] vielmal grüßen und Dir sagen, daß er <title xml:id="title_5291a332-a007-40ee-b6ed-d92c92f82ef1">Deine desdur Etude<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109273" style="hidden" type="music">XXIV Études pour le pianoforte (Six suites d’études pour le pianoforte) op. 15 (HW 1.15)</name></title> überall in den Concerten spiele ([nur] wegen der Mittelstimme, setzt er neckisch hinzu) und so habe ich sie auch hier mit vielem Vergn[ügen] von ihm gehört, und weiß daß er sie in Dresden und Berlin gespielt hat; wenn das Thema wied[er] kommt so spielt er aber die Melodie in Octaven, und hat mir aufgetragen dich deshalb nachträglich um Erlaubniß oder Verzeihung zu bitten. Wir haben Dich ein Paarmal bei unserm hiesigen Zusammens[ein] recht hoch leben lassen, und Dich zu uns hergewünscht. Daß die <persName xml:id="persName_848a483c-68c1-41f8-8473-24dc8d1878b1">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> in Berlin einen großen Zeitungsscandal angerichtet hat, der sich über ganz Deutschland erstreckt, wirst Du vielleicht gehört haben. Die Sucht der Berliner sich in das Privatleben der Künstler mit ihrem Urtheil zu mischen, und die Sucht der Novello recht viel Geld bei jeder Gelegenheit zu verdienen, bilden die Grundzüge von der Sache. Den Meiningen dort geht es wohl; <persName xml:id="persName_e74b21b8-8a86-4ef4-bbaf-eccb2a0eff52">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> reis’t aber in diesem Frühjahr nicht nach Italien, sondern wahrscheinlich mit Mann und Maus nach England; ich ginge auch gern dahin, kann aber nicht, und muß abermals zum <placeName xml:id="placeName_37ff3e43-0074-4c73-a31c-04b94e26a5c5">Musikfest<name key="NST0100734" style="hidden" subtype="" type="institution">21. Niederrheinisches Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Pfingsten an den Rhein, den <title xml:id="title_5de0b38a-6fe9-486f-ad8e-6789d0677b30">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> dirigiren, die <title xml:id="title_b25e9ddc-6157-425f-a369-90abf32b2c20">eroica<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108064" style="hidden" type="music">3. Sinfonie Es-Dur, op. 55 (»Eroica«)</name></title>, <title xml:id="title_40e37a00-3cad-40af-ae93-38698bb15298">meinen Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_d4woqyct-myyx-uqit-tnul-lvmcistufhnv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title> &c. Es ist sonderbar, daß ich alle Lust dazu verloren habe, wenn ichs hätte ablehnen können, hätte ichs gethan – und ohne daß ich ein neues Oratorium etwa gern mit den großen Massen hören möchte, nehme ich mir vor, es nicht wieder zu thun. Was ich außerdem den Sommer über unternehme, weiß ich noch nicht. Von <persName xml:id="persName_930a726c-8dac-49d2-b123-a37063b36d8a">Eberhard<name key="PSN0110809" style="hidden">Eberhard, Christian Franz (1791-?)</name></persName> habe ich neulich einen Brief, der über das Frankfurter Musikwesen traurigen Bericht giebt. Jetzt <persName xml:id="persName_f8ddd298-fc0d-410f-873a-94f19511ad10">habe Al. Schmitt<name key="PSN0114624" style="hidden">Schmitt, Aloys (1788-1866)</name></persName> die <placeName xml:id="placeName_d33f255f-d37f-4e02-a64b-0e10ce4aaf2b">Direction des Caecilien Vereins<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> haben wollen, und da man ihn nicht genommen, würde nun der Verein in öffentlichen Blättern heruntergemacht. Schnyder v. W. schreibt Antikritiken über <title xml:id="title_b061d8f0-8791-4245-881d-1cf8246797c7">sein neues Orator.<name key="PSN0114653" style="hidden" type="author">Schnyder von Wartensee, Franz Xaver Joseph Peter (1786-1868)</name><name key="CRT0110738" style="hidden" type="music">Zeit und Ewigkeit</name></title> für Männerstimmen, und lobt sich und tadelt <persName xml:id="persName_661efa1a-2436-47f8-bf2a-563c9b711652">Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name></persName>. O weh, wo gerathe ich hin! Schlimmer kanns kaum in Mailand sein – und dennoch!</p><p>Bist Du schon je so an den Rand gerathen, wenn Du mir schriebst? Kaum weiß ich, wo ich die herzlichsten Grüße an <persName xml:id="persName_36101461-8185-43fd-a298-bec4ff77fb4a">Deine liebe Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> und an <persName xml:id="persName_ca930738-2cbb-4a62-a52d-70505ba1d465">Dlle. Joye<name key="PSN0112280" style="hidden">Joye, Mlle.</name></persName> hinbringen kann. Ich erfahre eben, daß das Paket mit Musikalien erst in 2 Monaten in Mailand ankommt; da will ich doch lieber erst Deine Antwort abwarten, ob Du es <hi rend="underline">dorthin</hi> haben willst. Schreibe es mir, und ich schicke den Tag darauf ab. O verzeih mir diese Nachlässigkeit! Ich schäme mich eigentlich sehr darüber. Und nun lebwohl. Meine <persName xml:id="persName_c4f7da90-70da-4d61-80ad-a4e3ea5e4c34">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> grüßt Dich vielmal; ihr und dem <persName xml:id="persName_a471a7f5-8df8-4957-9ff2-5a6d815994ee">Jungen<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> geht es Gott sei Dank kernwohl. Lebwohl, lieber Freund. <seg type="closer" xml:id="seg_17fa1bb6-461e-4782-aa9e-717b6e460b85">Bleib gut, und schreib bald</seg></p><signed rend="right">Dein Felix Mendelssohn Bartholdy</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_8b871e35-69e6-4e2e-83db-3151a708dc83"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Freund</seg> durch einen sonderbaren Zufall erhalte ich heute eine Antwort von der <placeName xml:id="placeName_e20a77df-7140-4b9f-b2e2-5b80498abe3f">Philharmonischen Gesellschaft<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, die mich um <title xml:id="title_65cc2455-6552-4286-8315-c5178454e7f7">Deine Ouvertüren<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109287" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Shakespeares Was ihr wollt E-Dur, op. 21 (HW 1.21.1)</name><name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109286" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Faust d-Moll, op. 32</name></title> bitten läßt. Ich habe daher diesen Brief von der Post, wo er gestern schon war, wiedergeholt, und eröffne ihn um diesen Zettel einzulegen. Bitte sag mir umgehend ob Du es erlaubst, daß ich die Partituren abschreiben lasse und hinschicke, ob ich vielleicht <title xml:id="title_80b7eefd-9a72-437d-ae32-c56e3f0d9135">die Stimmen der dmoll<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109286" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Faust d-Moll, op. 32</name></title> beifügen soll. Sag mir auch ob sonst noch etwas zu bemerken wäre. Die Concerte gehen dort bald an, und so wäre es je eher, je besser, wenn ich die Sendung abgehn ließe.</p><signed rend="right">Dein F.</signed></div></body> </text></TEI>