fmb-1839-01-01-01
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Leipzig, 1. Januar 1839
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
6 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel. – Hermann Franck schrieb seinen Briefteil auf die Seiten 3, 2, 1 und 4, kopfüber oberhalb von Felix Mendelssohn Bartholdys Brieftext; die Reihenfolge ergibt sich aus dem Textinhalt. Textverluste durch Siegelabriss.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Hermann Franck
ehemals Klingemann-Nachlass
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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tesind mir solche Lieblinge, denen ist aber nicht leicht musikalisch beizukommen, man kann dabei auf die Nase fallen. Aber eigentlich sind sie alle meine Lieblinge; sinds doch seit langer Zeit die ersten neuen Gedichte, die mich erfüllen und mein eigen geworden sind; ich lasse mirs sonst gewiß angelegen sein, nach guter Poesie zu suchen; aber was man neues liest, das verschwindet indem man das Blatt umdreht. Deine Sachen nicht; nun freue ich mich auf die
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mehrdiesmal unentgeldlich. Sie sind dort alle wohl, auch
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Von neuen Sachen habe ich eine
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Nun habe ich Dir mal wieder vorgeplaudert. Langes und Breites, wie es mir ins Maul kam. Wann schreibst Du mir wieder viel und alles?
soll ich, will ich wiederum an Sie schreiben, kann mich aber doch nicht aller Würde, Haltung und allen Stolzes, zumal gegen Jemand der schlimmer als ein englischer Engländer, nemlich ein Deutscher, so sehr begeben, daß ich diesen Brief ohne Hoffnung auf Gegenliebe abgehen lasse, mich einem Spröden an den Hals hängen und einem Treulosen Verächter meiner Begrüßungen nachlaufe. Also sende ich diesen Papierstreif an Sie ab, eine Flagge, wodurch Sie mein Fahrzeug erkennen mögen, damit Sie sich zum Empfange vorbereiten können. Wie ich mich mit Mendelssohn gefreut werden Sie wissen, sobald Sie sich unseres Bleibens in Berlin und unseres Wandelns nach Norwood erinnern. Er sizt am selben Tisch woran ich schreibe, mir gegenüber, und spricht mit
Leipzig d. 1sten Januar 1839. Mein liebster Freund Am Neujahrsmorgen muß ich Dir mal wieder schreiben; Dir für Deinen Brief mit den lieben Gedichten danken, und Dich bitten, bleib mir gut im neuen Jahre, und Dir wünschen daß es Dir ein glückliches sein möge, und mir wünschen, daß Du mir wieder recht oft und lang und wie sonst schreiben mögest. Ich sollte mich schämen, so lange geschwiegen zu haben; aber daß ich Dirs gestehe, ich war ein bischen verdrießlich, und da das immer zwischen uns die Schuld von dem Verdrießlichen sein muß, so wollte ich nicht eher schreiben, als bis das saure Zeug ausgeschwitzt wäre, und das ist nun. Deine Briefe an mich wurden so eilig, und so kurz als wär Dirs eine Last, oder was es nun gewesen sein mag, genug ich brummte und das war dumm. Verzeih mirs. Du weißt, es ist von je mein Fehler gewesen, den andern meine Ansichten aufdringen zu wollen; gar meinen Freund, den konnte ich am allerwenigsten in Ruhe lassen, und so mag ich Dir mit meinem Treiben und Drängen lästig geworden sein; das soll nicht wieder geschehen, aber bleib mir unverändert und gut. Du hast doch meine kleinen 4stimmigen Lieder durch Herrn Bowley, den Clarinettisten, erhalten? Das war doch wieder hübsch, daß ich gerade den Tag nach seiner Abreise, als ich dachte ob mir wohl Klingemann darauf antworten wird, Deinen Brief mit Deinen Liedern bekam, und nun die Antwort schon hatte. Wie hast Du mich mit diesen Liedern gefreut; ich kenne eben keinen, dessen Verse mir so aus der Seele geflossen schienen, und mir so gleich heimisch und warm machten, wie die Deinigen; mein Liebling ist no. 5 Herbstlied, das ist mir aus dem Herzen geschrieben, und ich hab es gleich componirt, aber die Dichtung gefällt mir so sehr, daß ich noch gar nicht weiß, ob meine Musik auch gut ist, oder ob es nur mir gefällt weil ichs singen kann; darum schicke ich sie Dir heut noch nicht. Auch das 2te und 3te sind mir solche Lieblinge, denen ist aber nicht leicht musikalisch beizukommen, man kann dabei auf die Nase fallen. Aber eigentlich sind sie alle meine Lieblinge; sinds doch seit langer Zeit die ersten neuen Gedichte, die mich erfüllen und mein eigen geworden sind; ich lasse mirs sonst gewiß angelegen sein, nach guter Poesie zu suchen; aber was man neues liest, das verschwindet indem man das Blatt umdreht. Deine Sachen nicht; nun freue ich mich auf die Liederkreise die Du in petto behältst. – Aber wie wenig weiß ich von Deinem Thun und Treiben! Nicht einmal von Deiner äußerlichen Stellung! Geschweige denn mit wem Du lebst, wen Du magst, wen nicht, was Du vorhast – dem allen mußt Du nun bald nachhelfen. Die letzten ausführlicheren Nachrichten hatte ich vor einigen Wochen in Berlin, wohin mich der Tod von Rebeckas jüngstem Kinde rief, durch Hensel. Er wußte viel und genau von Dir zu erzählen; ich freue mich, daß es ihm in England gefallen hat, und daß er im Frühjahr dahin zurückzukehren denkt; auch ich denke wieder viel an eine Englische Reise, aber nicht in diesem sondern frühestens im nächsten Jahre. Ich würde dann mit Frau und Kind, und Sack und Pack kommen, und nicht unter 6 Monaten bleiben, und eine Masse neuer Sachen bringen und aufführen. Einstweilen muß ich zum nächsten Pfingstfest wieder nach Düsseldorf; es war mir eigentlich diesmal nicht ganz recht, und ich habe viel Bedenken dagegen; es hätte sich viel besser für mich abgerundet, wenn sie es bis auf nächstes Jahr verschoben hätten, wo ich von dort nach London gegangen wäre, da ich jetzt wieder umkehren muß, nur 2 Tagereisen von dem netten Lande entfernt. Mein Psalm „wie der Hirsch“ wird wohl unter anderm auf dem Musikfeste vorkommen; wenn Ihr den, wie Du sagst, rauh vorgetragen habt so bin ich froh nicht dabei gewesen zu sein, denn keins von meinen Stücken macht mich wüthender wenn ichs schlecht höre, und muß zarter vorgetragen sein. Die Reise an den Rhein hat aber auch ihr Gutes in diesem Jahre, da meine Cécile für ihr Leben gern bei der Hochzeit ihrer Schwester wäre, die im Frühjahr sein soll, und da sich das nun wie von selbst macht. Ich höre es ist von einer Englischen Hochzeitreise der Neuverheiratheten die Rede, im Spätsommer haben wir sie dann wohl hier, und unser Kreis wird hübsch und voll. Ein mir höchst angenehmer Zuwachs dazu war Hermann Franck, der vorige Woche ganz unerwartet in mein Zimmer trat, unverändert, nur etwas gehaltner, ruhiger, was ihm wohl kleidet, und der auf mein Fragen, ob er schon denselben Tag fort wolle, mir sagte daß er gar nicht fort wolle, sondern hier bleibe mit sammt seiner Frau, der auch schon jetzt eine Wohnung gemiethet hat, nach Möbeln sich umsieht, kurz ein Leipziger wird. Der Grund scheint irgend eine litterarische Unternehmung mit einem der hiesigen Buchhändler zu sein. Auch seine Frau ist angenehm und wird der meinigen wohlbehagen Du kannst Dir denken, wie oft und viel da schon von Dir die Rede war, und wie Du immer zwischen durchguckst, wenn wir mit einander plaudern. Mutter läßt Dir sagen, daß Du 60 rt. in der Lotterie gewonnen habest: nach Abzug der Gebühren und einem neuen Loose blieben Dir circa 9 1 2 Thaler: dafür blühe Dir die Hoffnung auf mehr diesmal unentgeldlich. Sie sind dort alle wohl, auch Rebecka Gottlob wieder, aber es war ein böses Spätjahr; Du weißt, daß sie nach dem Verlust des Kindes sehr an Gesichtsschmerzen gelitten hat, die durch Ausziehen eines Zahnes nach langem Leiden endlich wichen. Dann hat uns alle der Tod unsers lieben Präsidenten v. Woringen aufs tiefste betrübt; Du hast ihn und seine Liebenswürdigkeit, und die Freude die sein Wesen auf alle Umgebungen verbreitete gekannt, und weißt welch ein Verlust es ist, wie unersetzlich für alle seine Freunde, und gar für die Seinigen. Was die beiden Töchter thun werden, weiß ich noch nicht, ich habe die traurige Nachricht erst seit 14 Tagen; ich glaube nicht, daß sie in Düsseldorf bleiben, und dann wäre das lieblichste, gastfreiste Haus am Rhein, ein rechtes deutsches Haus für Künstler und für alle Menschen gleich unersetzlich verloren. Alles ändert sich, sagst Du; Aber eben weil sich so vieles unwiederbringliche ändert, sollten wirs vor allem was in unserer Macht steht nicht zugeben, und an dem doppelt fest halten, woran wir halten können, und so lange wir es können. Eigentlich sollte man sich kaum einen andern Wunsch denken, als Gesundheit. Auch in der Familie meiner Frau hat das Spätjahr sein Opfer gefordert; das Kind des Eduard Souchay (Bruder der Benecke) ist vorige Woche gestorben, was auch meine Cécile sehr tief betrübt hat. Gott mache das neue Jahr froher und glücklicher, als das Scheiden des alten. – Du willst von unsern Concerten wissen; allerdings geht es mit denen in diesem Winter sehr glänzend; der Saal wird zu klein für die Menge Zuhörer, und alles scheint zufrieden, das Orchester ist trefflich, und spielt so gut, als bei ihren Kräften möglich. Mme. Shaw ist sehr geliebt und bewundert; doch macht sie nicht so lebhaften Eindruck, wie sie nach meiner Überzeugung verdiente; viel liegt daran daß die Novello, die wie Du weißt vor kurzem diese Gegend zum 2ten mal besuchte, überall vorangereist ist und alles weggefischt hat, viel liegt auch wohl an der Persönlichkeit, namentlich an der ihres Mannes. Der ist den meisten Leuten lächerlich und macht sich dabei so bemerkbar, daß er ihr weit mehr Schaden als Nutzen bringt; nebenbei hat er mir eine Geschichte mit einem Brief an Hogarth gemacht, die verdrießt mich mehr als viele andre, weil es das 2te mal ist daß mir von Engländern solch abscheuliche Indiscretion begangen wird, und ich am Ende mistrauisch gegen alle diese Herren werde. Er hat den Brief, den ich ihm zur Besorgung gab und den er sich offen erbat um mein Urtheil über seine Frau zu lesen, abgeschrieben, obgleich ich auf der ganzen ersten Seite nichts schrieb als das ausdrückliche Verbot meinen Brief zu publiciren und meine Gründe angab – da hat er also bei der zweiten Seite abzuschreiben angefangen, und zugleich mit meinem Briefe die Copieen fortgeschickt, wahrscheinlich an Zeitungsschreiber, denn als Hogarth zufällig nicht in England war, da mein Brief dort ankam, so fand er bei seiner Rückkehr den Brief gedruckt, ehe er ihn erhalten hatte, und dann las er meine schöne erste Seite – das ist denn doch wirklich zu niederträchtig. Hogarth hat mir gleich geschrieben und mich gebeten (ich weiß nicht warum) die Sache gegen Shaw nicht zu erwähnen, ich habs auch eine Weile nicht gethan, aber es wurmt mich doch zu grimmig, und ehe er abreist muß ich ihm noch einige Süßigkeiten darüber sagen. Ich schicke Dir hier ein Briefchen an Edmond Spring Rice, da man bei Euch ja wohl auf förmliche Antworten sieht, sonst wäre die ganze Sache leicht ohne alle Briefe abzumachen gewesen; denn daß ich gern eine gute Lithographie von Rosens Portrait haben möchte, versteht sich; indeß da der Brief ohnehin schon doppelt ist, so muß auch die Einlage noch mit darein gehen: Thalberg ist vorgestern von hier abgereist, nachdem er in wenig Tagen 2 volle Concerte gegeben hat; er ist jetzt in Berlin, geht dann über Breslau und Warschau nach Petersburg, und will dann zur nächsten Saison wieder in London sein. Mir hat sein Spiel außerordentlich viel Vergnügen gemacht; es ist so vollkommen, wie man irgend etwas wünschen kann, und dabei sind seine Berechnungen, und wie er sich alle Effecte ausspart so subtil und superfein gemacht, daß ich in einem fortwährenden Erstaunen zuhörte, wenn er so eins nach dem andern herbeischleppt. Dabei der prachtvolle Anschlag, dann die Kraft die er in der Faust hat zugleich mit den weich ausgespielten zarten Fingern. Etwas mehr Musik könnt er machen, es fehlt daran in den Fantasieen und Variationen, die er hier ausschließlich gespielt hat; man kann es kaum Compositionen nennen, weil die Composition darin so untergeordnet ist, und doch einmal die Hauptsache bleibt, die sich immer und durch alles durchfrißt und die Wirkung bestimmt. Aber was Virtuosität heißt, die kann sich eben kein Mensch besser träumen, und das an sich gefällt mir schon so, wenn einer recht vollkommen ist, was er ist. Dabei gefällt mir der ganze Kerl einzig, er ist angenehm und liebenswürdig und gescheut, eine recht seltene Persönlichkeit, und ich habe an seinem Umgange und seinem Gespräch viel Vergnügen gehabt. – Wieder kommt da das ewige Misverständniß zum Vorschein, daß er jetzt vor allen Dingen Geld verdienen und die Leute entzücken will, und sich dann in späteren Jahren vornimmt gute Musik zu schreiben, und sich selbst zu genügen. Ob aber nicht alle Virtuosen (wenigstens die guten) so denken müssen? Indeß hat doch Moscheles mitten in seinen Reisen und Effecten das g moll Concert geschrieben, und die Etuden. Jetzt wird mein Raisonnement confus; ich weiß überhaupt gar nicht wie dieser Brief einmal schließen soll, und warum. Mein Junge hat vorgestern mit einem Male 2 Zähne bekommen, interessirt Dich das? David will zum März nach London; der weiß ganz Leipzig auswendig und wird Dir von uns allen erzählen können, als sähest Du es selbst. Wann siehst Du es selbst? Von neuen Sachen habe ich eine Sonate für Pianoforte und Cello, die Dir hoffentlich gefallen wird; 3 Violinquartetten (dedié au prince royal de Suède) – ich will mich vornehm machen – ein neuer Psalm in es dur beinah fertig, und eine Symphonie in b dur angefangen. Eine schlechte Sonate für Piano und Geige, und diverse Lieder mit und ohne Worte zähle ich nicht. Durch meine Masern, die gerade zu Anfang der Concerte fielen, bin ich so plötzlich in die Concerthetze und Geschäfte hineingeplumpt, daß mir Weihnachten über den Hals kam, und Neujahr ebenso, und ich bin immer noch mit Briefen und Antworten im Rückstand; an ordentliches Arbeiten noch gar nicht wieder gekommen. Nächstens denke ich aber zu einigem vernünftigen Ochsen zu gelangen. Nun habe ich Dir mal wieder vorgeplaudert. Langes und Breites, wie es mir ins Maul kam. Wann schreibst Du mir wieder viel und alles? Meine Frau grüßt Dich herzlich und sagt sie möchte Dich kennen. Lebwohl. Bleib mir gut. Dein Felix Lieber Klingemann, Freund und Schweigender! Mit meinen Briefen an Sie ist mir es bisher übel bei Ihnen gelungen nun will ich sehen wie mir’s mit den Briefen Anderer, unseres Mendelssohn zum Beispiel gehen wird. Seit 14 Tagen bin ich in Leipzig, seit 4 Monaten in Deutschland, seit 8 Monaten in der Ehe. Verheirathet bin ich für Sie was ich unverheirathet immer gewesen bin, seit Sie mich kennen wenigstens, nemlich ein Object, und der Grund warum ich das nicht fühle, ist mir rätselhaft, zumal ich doch weiß, daß ich auch ein Subject bin! Mendelssohn hat mir von Ihnen erzählt; das verdanke ich der Zufälligkeit hier zu seyn. Sie Aber haben oftmals von mir erfahren, und das war der Absichtlichkeit zuzuschreiben, womit ich Ihnen selber und eigenhändig Nachricht von mir gegeben habe. Nächstens nun soll ich, will ich wiederum an Sie schreiben, kann mich aber doch nicht aller Würde, Haltung und allen Stolzes, zumal gegen Jemand der schlimmer als ein englischer Engländer, nemlich ein Deutscher, so sehr begeben, daß ich diesen Brief ohne Hoffnung auf Gegenliebe abgehen lasse, mich einem Spröden an den Hals hängen und einem Treulosen Verächter meiner Begrüßungen nachlaufe. Also sende ich diesen Papierstreif an Sie ab, eine Flagge, wodurch Sie mein Fahrzeug erkennen mögen, damit Sie sich zum Empfange vorbereiten können. Wie ich mich mit Mendelssohn gefreut werden Sie wissen, sobald Sie sich unseres Bleibens in Berlin und unseres Wandelns nach Norwood erinnern. Er sizt am selben Tisch woran ich schreibe, mir gegenüber, und spricht mit meiner Frau, die auch am Tische sitzt und der Sie kein Fremder wären falls Sie ihr irgendwo entgegen kämen. Mehr von mir sollen Sie zu hören und zu lesen bekommen, wenn Sie thun was Sie längst hätten thun sollen, und mir schreiben. Was ich heut auf diesen Papierstreifen geschrieben hätte, wenn meine Ohren dem neben mir summenden Gespräche nicht offen wären, ist freilich ein Geheimniß. Denken Sie sich Mendelssohn verheirathet mich verheirathet, und uns vier zusammen. Wenn das nicht Stoff für Ihre Imagination ist, so werde ich nie einen finden. Leben Sie wohl und vergnügt. Machen Sie daß wir bald mehr miteinander verkehren. Ihr Franck
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Mit Ausnahme von Herbstlied sind die Gedichte nicht publiziert.</note> mit den lieben <title xml:id="title_9684df81-1e18-4832-8a9a-317ac1053550">Gedichten<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="CRT0111506" style="hidden" type="literature">Gedicht zu → Felix Mendelssohn Bartholdys Zeichnung »Am Fuß des Ben More« ZB 6/11</name></title> danken, und Dich bitten, bleib mir gut im neuen Jahre, und Dir wünschen daß es Dir ein glückliches sein möge, und mir wünschen, daß Du mir wieder recht oft und lang und wie sonst schreiben mögest. Ich sollte mich schämen, so lange geschwiegen zu haben; aber daß ich Dirs gestehe, ich war ein bischen verdrießlich, und da das immer zwischen uns die Schuld von dem Verdrießlichen sein muß, so wollte ich nicht eher schreiben, als bis das saure Zeug ausgeschwitzt wäre, und das ist nun. Deine Briefe an mich wurden so eilig, und so kurz als wär Dirs eine Last, oder was es nun gewesen sein mag, genug ich brummte und das war dumm. Verzeih mirs. Du weißt, es ist von je mein Fehler gewesen, den andern meine Ansichten aufdringen zu wollen; gar meinen Freund, den konnte ich am allerwenigsten in Ruhe lassen, und so mag ich Dir mit meinem Treiben und Drängen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ab02c3b6-0c86-4456-83ce-c65d9963f2d1" xml:lang="de ">so lange geschwiegen zu haben … meinem Treiben und Drängen – Im Herbst 1837 fassten Felix Mendelssohn Bartholdy und Klingemann den Plan für das Oratorium Elias op. 70 (MWV A 25). Während Felix Mendelssohn Bartholdy so rasch wie möglich mit der Vertonung beginnen wollte, kam Klingemann mit dem Text nicht voran, u. a. wegen seiner beruflichen Verpflichtungen. Zugleich wurden seine Briefe knapper, je dringlicher Felix Mendelssohn Bartholdy »umgehend« Textauszüge oder zumindest den Gesamtplan anmahnte. In Brief fmb-1838-05-19-02 (Brief Nr. 2015, Z. 20), forderte der Komponist schließlich: »Du sagst in Deinem letzten Briefe kein Wort von dieser Angelegenheit […]. Daher schick mir nur den Entwurf umgehend; erhalte ich keine Worte von Dir mit ihm zugleich, so muß ich mir selbst welche suchen oder mich sonst behelfen, wie es geht; aber anfangen muß und will ich im Laufe der nächsten 4 Wochen.« Auf den Tag genau einen Monat später entschuldigte sich Klingemann, das Gewünschte noch immer nicht abgeliefert zu haben, äußerte aber auch seinen Unmut über Felix Mendelssohn Bartholdys Drängen (Brief gb-1838-06-19-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1838). Anschließend brach der Briefwechsel für ein halbes Jahr ab.</note> lästig geworden sein; das soll nicht wieder geschehen, aber bleib mir unverändert und gut.</p> <p>Du hast doch <title xml:id="title_2bc6313b-0f44-498b-b187-5510a82f98d2">meine kleinen 4stimmigen Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_khrl506a-xwad-bxon-kloo-yrquern4rzxw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_male_choir_or_male_voices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100216" style="hidden">Lob der Trunkenheit »Trunken müssen wir alle sein« für vier Männerstimmen (Chor), [1838]<idno type="MWV">G 22</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_gvgvufh2-n18y-vmp8-1o9w-lqntgqr3bxks"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_male_choir_or_male_voices" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100217" style="hidden">Türkisches Schenkenlied (Türkisches Trinklied) »Setze mir nicht, du Grobian« für vier Männerstimmen (Solostimmen und Chor), [1838]<idno type="MWV">G 23</idno><idno type="op">50/1</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b9085ca2-5585-41c4-98c6-19ad331d456f" xml:lang="de">4stimmigen Lieder – vielleicht die beiden Goethe-Vertonungen Lob der Trunkenheit »Trunken müssen wir alle sein« MWV G 22 und Türkisches Schenkenlied (Türkisches Trinklied) »Setze mir nicht, du Grobian« MWV G 23 für vier Männerstimmen.</note> durch <persName xml:id="persName_b8b19563-629f-40c3-87c1-8761f39af1ff">Herrn Bowley<name key="PSN0110065" style="hidden">Bowley, Robert Kanzow (1813-1870)</name></persName>, den Clarinettisten, erhalten? Das war doch wieder hübsch, daß ich gerade den Tag nach seiner Abreise, als ich dachte ob mir wohl Klingemann darauf antworten wird, Deinen Brief mit <title xml:id="title_54e2103c-6410-450f-b7cc-a9f1cd606d75">Deinen Liedern<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="CRT0111506" style="hidden" type="literature">Gedicht zu → Felix Mendelssohn Bartholdys Zeichnung »Am Fuß des Ben More« ZB 6/11</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6dcae7e5-c142-4cbe-83bd-c69395382463" xml:lang="de">Deinen Liedern – Klingemann hat nicht nur Verse geschrieben, sondern auch kleinere Gesangsstücke komponiert. Dennoch meinte Felix Mendelssohn Bartholdy in diesem Fall mit dem Begriff »Lieder« eindeutig Lyrik, bevorzugt solche, die zur lyrisch-intimen Vertonung geeignet ist.</note> bekam, und nun die Antwort schon hatte. Wie hast Du mich mit diesen Liedern gefreut; ich kenne eben keinen, dessen Verse mir so aus der Seele geflossen schienen, und mir so gleich heimisch und warm machten, wie die Deinigen; <title xml:id="title_fee2f238-4f77-4d3c-abe0-25f322888feb">mein Liebling ist no. 5 Herbstlied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uwmm6j7y-k4h6-fu4c-oe7o-xaivrpvotadw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100295" style="hidden">Herbstlied »Im Walde rauschen dürre Blätter«, [Dezember 1838]; 26. Februar 1839<idno type="MWV">K 99</idno><idno type="op">84/2</idno></name></title>, das ist mir aus dem Herzen geschrieben, und ich hab es gleich componirt, aber die Dichtung gefällt mir so sehr, daß ich noch gar nicht weiß, ob meine Musik auch gut ist, oder ob es nur mir gefällt weil ichs singen kann; darum schicke ich sie Dir heut noch nicht. Auch das 2<hi rend="superscript">te</hi> und 3<hi rend="superscript">te</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_20fff31d-baef-45d4-8854-8f2be7b932d1" xml:lang="de">das 2te und 3te – »Glückskind« und »frei!«</note> sind mir solche Lieblinge, denen ist aber nicht leicht musikalisch beizukommen, man kann dabei auf die Nase fallen. Aber eigentlich sind sie alle meine Lieblinge; sinds doch seit langer Zeit die ersten neuen Gedichte, die mich erfüllen und mein eigen geworden sind; ich lasse mirs sonst gewiß angelegen sein, nach guter Poesie zu suchen; aber was man neues liest, das verschwindet indem man das Blatt umdreht. Deine Sachen nicht; nun freue ich mich auf die <title xml:id="title_2e1894d5-4fe2-4da3-8291-9fce0890e528">Liederkreise<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="CRT0109533" style="hidden" type="literature">Liederkreise</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5763aff4-4759-442a-b73e-866b5991f9e5" xml:lang="de">Liederkreise – In seinem Brief an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 4. Dezember 1838 (gb-1838-12-04-02) erwähnte Klingemann seine wieder erwachende dichterische Kreativität, die sich in den seinem Brief beigefügten sechs Gedichten ebenso äußerte wie in nicht näher identifizierbaren Liederkreisen.</note> die Du in petto behältst. – Aber wie wenig weiß ich von Deinem Thun und Treiben! Nicht einmal von Deiner äußerlichen Stellung!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8ada9a6-d0c4-4f69-b574-376469a4d9bc" xml:lang="de">von Deiner äußerlichen Stellung – siehe Kommentar zu Brief fmb-1838-04-12-02 (Brief Nr. 1983, Z. 29). Weitere Informationen fielen der Pause im Briefwechsel zum Opfer; siehe ebenda, Kommentar zu Z. 7.</note> Geschweige denn mit wem Du lebst, wen Du magst, wen nicht, was Du vorhast – dem allen mußt Du nun bald nachhelfen. Die letzten ausführlicheren Nachrichten hatte ich vor einigen Wochen in Berlin, wohin mich der Tod von <persName xml:id="persName_5e53f598-903a-42e7-9a80-b4754589f774">Rebeckas<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> <persName xml:id="persName_61986360-5c66-4c5a-9765-41bbf5f261b5">jüngstem Kinde<name key="PSN0110669" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c2ee4ba-8fa4-4ee4-9d49-c8c4215c00fa" xml:lang="de">der Tod von Rebeckas jüngstem Kinde – Felix Lejeune Dirichlet starb am 17. November 1838, fünf Wochen nach seinem ersten Geburtstag.</note> rief, durch <persName xml:id="persName_40fb3c3a-063c-4d95-b001-8465b7aee86c">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2c0ff06e-2520-4d8d-86d6-e74a138ecfe1" xml:lang="de">durch Hensel – Wilhelm Hensel war im Sommer 1838 nach England gereist und hatte dort am 18. Juni die Krönung von Königin Viktoria miterlebt.</note> Er wußte viel und genau von Dir zu erzählen; ich freue mich, daß es ihm in England gefallen hat, und daß er im Frühjahr dahin zurückzukehren denkt; auch ich denke wieder viel an eine Englische Reise, aber nicht in diesem sondern frühestens im nächsten Jahre. Ich würde dann mit <persName xml:id="persName_68172816-c295-48e6-b4b9-c26d34aa06df">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_7c1a3cbd-bc7f-4cb4-853d-3633db3404ea">Kind<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>, und Sack und Pack kommen, und nicht unter 6 Monaten bleiben, und eine Masse neuer Sachen bringen und aufführen. Einstweilen muß ich zum nächsten Pfingstfest wieder nach <placeName xml:id="placeName_22f1c609-8575-42e6-89bb-55cf0ad6bd4e">Düsseldorf<name key="NST0100734" style="hidden" subtype="" type="institution">21. Niederrheinisches Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_64585823-d860-4171-9056-f22aad686933" xml:lang="de">nach Düsseldorf – zum 21. Niederrheinischen Musikfest vom 19. bis zum 21. Mai 1839; Felix Mendelssohn Bartholdy leitete das Niederrheinische Musikfest in den Jahren 1833, 1835, 1836, 1838, 1839, 1842 und 1846.</note> es war mir eigentlich diesmal nicht ganz recht, und ich habe viel Bedenken dagegen; es hätte sich viel besser für mich abgerundet, wenn sie es bis auf nächstes Jahr verschoben hätten, wo ich von dort nach London gegangen wäre, da ich jetzt wieder umkehren muß, nur 2 Tagereisen von dem netten Lande entfernt. <title xml:id="title_42ca7a3d-f742-4053-8d62-8eb775422088">Mein Psalm „wie der Hirsch“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ewoplsxv-pm8p-02pl-2byu-cgdqdi0ajpr3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title> wird wohl unter anderm auf dem <placeName xml:id="placeName_80a87879-d8fc-4410-a186-120d37af9437">Musikfeste<name key="NST0100734" style="hidden" subtype="" type="institution">21. Niederrheinisches Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> vorkommen; wenn Ihr den, wie Du sagst,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0c53418a-39b5-41e3-b661-7ff5283b7623" xml:lang="de">wie du sagst – In seinem Brief an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 4. Dezember 1838 (gb-1838-12-04-02) berichtete Klingemann von einer Liebhaber-Aufführung des 42. Psalms im Hause von Moscheles: »rauh und etwas mißtönig, aber der Wille war gut und die Hörer geneigt. Mir hats über die Maaßen gefallen. Nächsten Sonnabend wollen wir eben so – eben so schlecht fürcht ich – den Paulus [op. 36, MWV A 14] aufführen«.</note> rauh vorgetragen habt so bin ich froh nicht dabei gewesen zu sein, denn keins von meinen Stücken macht mich wüthender wenn ichs schlecht höre, und muß zarter vorgetragen sein. Die Reise an den Rhein hat aber auch ihr Gutes in diesem Jahre, da meine <persName xml:id="persName_709a1385-5a06-4e07-bf90-04516c61d357">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> für ihr Leben gern bei der Hochzeit <persName xml:id="persName_36e070fa-249b-4779-a70a-db9e46dfb8d7">ihrer Schwester<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_06412d5c-eced-4974-b717-891043c8ad14" xml:lang="de">Hochzeit ihrer Schwester – Felix Mendelssohn Bartholdys Schwägerin Julie Sophie Jeanrenaud heiratete am 4. Juni 1839 den Leipziger Kaufmann Julius Schunck.</note> wäre, die im Frühjahr sein soll, und da sich das nun wie von selbst macht. Ich höre es ist von einer Englischen Hochzeitreise der <persName xml:id="persName_5ae3a5f5-48c9-42b1-8e95-57da369a13dc">Neuverheiratheten<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name><name key="PSN0114772" style="hidden">Schunck, Julius (1809-1889)</name></persName> die Rede, im Spätsommer haben wir sie dann wohl hier, und unser Kreis wird hübsch und voll. Ein mir höchst angenehmer Zuwachs dazu war <persName xml:id="persName_9323e202-d6bd-42c7-b05a-2ca420f1cb27">Hermann Franck<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>, der vorige Woche ganz unerwartet in mein Zimmer trat, unverändert, nur etwas gehaltner, ruhiger, was <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_888ef0fc-e3cb-4c47-85f0-06dfe1968102"><sic resp="writer">ihm</sic><corr resp="editor">ihn</corr></choice> wohl kleidet, und der auf mein Fragen, ob er schon denselben Tag fort wolle, mir sagte daß er gar nicht fort wolle, sondern hier bleibe mit sammt <persName xml:id="persName_8619c532-c3ef-404a-a2bb-d96ffe5a77ca">seiner Frau<name key="PSN0111128" style="hidden">Franck, Mathilde (1809-1847)</name></persName>, der auch schon jetzt eine Wohnung gemiethet hat, nach Möbeln sich umsieht, kurz ein Leipziger wird. Der Grund scheint irgend eine litterarische Unternehmung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_475bd684-2851-4fe1-94d5-29bafb6823cf" xml:lang="de">litterarische Unternehmung – Nach Aufenthalten in Berlin und Paris siedelte Hermann Franck 1839 nach Leipzig über, wo er die Redaktion der Leipziger Allgemeinen Zeitung übernahm.</note> mit einem der hiesigen Buchhändler zu sein. Auch <persName xml:id="persName_2af6fc1a-c74a-442d-a6ae-623e11354d92">seine Frau<name key="PSN0111128" style="hidden">Franck, Mathilde (1809-1847)</name></persName> ist angenehm und wird <persName xml:id="persName_b5a93267-ce46-447f-9091-3b906c6694c5">der meinigen<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> wohlbehagen Du kannst Dir denken, wie oft und viel da schon von Dir die Rede war, und wie Du immer zwischen durchguckst, wenn wir mit einander plaudern. <persName xml:id="persName_32fd5c4e-4343-47fd-8535-be6ed92ccf70">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> läßt Dir sagen, daß Du 60 rt. in der Lotterie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_157932b2-4059-41bc-b767-3bb70b05f221" xml:lang="de">Lotterie – Lea Mendelssohn Bartholdy spielte für Klingemann in der Lotterie.</note> gewonnen habest: nach Abzug der Gebühren und einem neuen Loose blieben Dir circa 9 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> Thaler: dafür blühe Dir die Hoffnung auf <hi rend="underline">mehr</hi> diesmal unentgeldlich. Sie sind dort alle wohl, auch <persName xml:id="persName_acd4556e-9cfa-4386-ac92-95d28c953460">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Gottlob wieder,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_45d452e4-cbbc-473d-88f7-da3049eb7ce5" xml:lang="de">auch Rebecka Gottlob wieder – Rebecka Lejeune Dirichlet hatte mit starken, auch körperlichen Leiden auf den Tod ihres Sohnes reagiert.</note> aber es war ein böses Spätjahr; Du weißt, daß sie nach dem Verlust des <persName xml:id="persName_eca567e8-b365-4a1f-8605-b974e5169565">Kindes<name key="PSN0110669" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> sehr an Gesichtsschmerzen gelitten hat, die durch Ausziehen eines Zahnes nach langem Leiden endlich wichen. Dann hat uns alle der Tod unsers lieben <persName xml:id="persName_d2233db4-8664-4ccc-b5b9-052b642afe3b">Präsidenten v. Woringen<name key="PSN0115880" style="hidden">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4410078b-cb11-4fda-8f00-fd5aee5b0ff0" xml:lang="de">Präsidenten v. Woringen – Regierungspräsident Otto von Woringen verstarb am 7. Dezember 1838 nach mehrwöchiger Krankheit offenbar an einer Blasenerkrankung, wie Lea Mendelssohn in ihrem Brief an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 12. Dezember 1838 mitteilte (gb-1838-12-12-01).</note> aufs tiefste betrübt; Du hast ihn und seine Liebenswürdigkeit, und die Freude die sein Wesen auf alle Umgebungen verbreitete gekannt, und weißt welch ein Verlust es ist, wie unersetzlich für alle seine Freunde, und gar für die <persName xml:id="persName_faee78ff-803f-4c31-8332-a6e78b7a6f45">Seinigen<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name></persName>. Was die <persName xml:id="persName_0c3afe5a-5e72-4f7b-adbb-b0714ef04426">beiden Töchter<name key="PSN0115877" style="hidden">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name><name key="PSN0115882" style="hidden">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5bb417b-8f2a-4f46-971e-3bdf10efd4de" xml:lang="de">beiden Töchter – Woringen hinterließ neben drei Söhnen auch die Töchter Elisabetha Clementina Maria (geb. 1807) und Rosa Clementina (geb. 1810).</note> thun werden, weiß ich noch nicht, ich habe die traurige Nachricht erst seit 14 Tagen; ich glaube nicht, daß sie in Düsseldorf bleiben, und dann wäre das lieblichste, gastfreiste Haus<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_94e92173-9d21-4d1a-9e20-61b6bc9e1ff3" xml:lang="de">gastfreiste Haus – Breitestraße Nr. 8.</note> am Rhein, ein rechtes deutsches Haus für Künstler und für alle Menschen gleich unersetzlich verloren. Alles ändert sich, sagst Du; Aber eben weil sich so vieles unwiederbringliche ändert, sollten wirs vor allem was in unserer Macht steht nicht zugeben, und an dem doppelt fest halten, woran wir halten können, und so lange wir es können. Eigentlich sollte man sich kaum einen andern Wunsch denken, als Gesundheit. Auch in der Familie <persName xml:id="persName_7b7073f2-dd6a-4b47-aa55-80cd602e4200">meiner Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> hat das Spätjahr sein Opfer gefordert; das <persName xml:id="persName_f5e8799c-86f9-44c2-ae43-10dcdbbd9355">Kind<name key="PSN0114996" style="hidden">Souchay de la Duboissière, Helene Emilie (Lella) (1833-1838)</name></persName> des <persName xml:id="persName_7e36af3e-0335-4d82-832b-338a04aad2d1">Eduard Souchay<name key="PSN0114995" style="hidden">Souchay de la Duboissière, Eduard Franz (1800-1872)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_db5ee346-76c0-4914-949a-7b44684f8cc5" xml:lang="de">Kind des Eduard Souchay – Helene Souchay, die Tochter von Eduard Souchay de la Duboissière, starb am Heiligabend 1838 im Alter von fünf Jahren.</note> (Bruder der <persName xml:id="persName_554fb639-3d44-4b37-b2dc-189d91785b29">Benecke<name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_96adba9f-9305-4ccc-bb16-8bd440ec2cc2" xml:lang="de">Bruder der Benecke – Elisabetha Henrietta Benecke, geb. Souchay, Schwester von Eduard Souchay de la Duboissière und von Elisabeth Jeanrenaud.</note> ist vorige Woche gestorben, was auch meine <persName xml:id="persName_5d9fa66a-864c-4353-a711-6473347613f2">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> sehr tief betrübt hat. Gott mache das neue Jahr froher und glücklicher, als das Scheiden des alten. – Du willst von <placeName xml:id="placeName_ca8925a6-9a9d-4a43-b3ca-81f2cef0c849">unsern Concerten<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wissen; allerdings geht es mit denen in diesem Winter sehr glänzend; der Saal wird zu klein für die Menge Zuhörer, und alles scheint zufrieden, das Orchester ist trefflich, und spielt so gut, als bei ihren Kräften möglich. <persName xml:id="persName_ebc9cc01-ae34-4262-8668-651ec2f78e21">Mme. Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName> ist sehr geliebt und bewundert; doch macht sie nicht so lebhaften Eindruck, wie sie nach meiner Überzeugung verdiente; viel liegt daran daß die <persName xml:id="persName_6fc6ff94-f74a-4ef2-ab75-5f38ceb240c5">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName>, die wie Du weißt vor kurzem diese Gegend zum 2<hi rend="superscript">ten</hi> mal besuchte, überall vorangereist ist und alles weggefischt hat, viel liegt auch wohl an der Persönlichkeit, namentlich an der <persName xml:id="persName_36d2240c-2751-439f-922e-9341f75b11bb">ihres Mannes<name key="PSN0114892" style="hidden">Shaw, Alfred (1811-1847)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2a6e82e1-db55-4748-937d-dba38fe2fa25" xml:lang="de">ihres Mannes – Alfred Shaw trat als Maler an die Öffentlichkeit, wenn auch offenbar nicht erfolgreich, wie Felix Mendelssohn Bartholdys ablehnender Kommentar in Brief fmb-1838-12-29-01 (Brief Nr. 2180, Z. 57), erkennen lässt.</note> Der ist den meisten Leuten lächerlich<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_1fb29813-b527-4330-9572-54c11fdaeb1d" xml:lang="de">Der ist den meisten Leuten lächerlich – größere Streichung nach »ist«.</note> und macht sich dabei so bemerkbar, daß er ihr weit mehr Schaden als Nutzen bringt; nebenbei hat er mir eine Geschichte mit einem Brief an <persName xml:id="persName_8df69f57-da4a-4037-ae5e-eb6b04aeb179">Hogarth<name key="PSN0112048" style="hidden">Hogarth, George (1783-1870)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7a28f1f7-13ec-4fda-bbf1-2c35402b8e1a" xml:lang="de">mit einem Brief an Hogarth – siehe Kommentar zu Brief fmb-1838-10-21-01 (Brief Nr. 2106).</note> gemacht, die verdrießt mich mehr als viele andre, weil es das 2<hi rend="superscript">te</hi> mal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bf2164aa-39a6-4779-8ce1-00e820d54963" xml:lang="de">Das 2te mal – Robert Bell, Herausgeber der Wochenzeitschrift Atlas, hatte 1829 negative Äußerungen Felix Mendelssohn Bartholdys über die Kirchenmusik von Henry Purcell auszugsweise nachgedruckt, die bereits gegen den Willen Mendelssohns von François-Joseph Fétis an die Öffentlichkeit gebracht worden waren und Felix Mendelssohn Bartholdy sehr geschadet hatten. Siehe dazu Brief fmb-1829-07-08-01 (Brief Nr. 188) Felix Mendelssohn Bartholdy an Robert Bell in London, London, 8. Juli 1829. </note> ist daß mir von Engländern solch abscheuliche Indiscretion begangen wird, und ich am Ende mistrauisch gegen alle diese Herren werde. <persName xml:id="persName_6672ae22-abc9-4ab7-901f-456606f9d3e2">Er<name key="PSN0114892" style="hidden">Shaw, Alfred (1811-1847)</name></persName> hat den Brief, den ich ihm zur Besorgung gab und den er sich offen erbat um mein Urtheil über <persName xml:id="persName_2440d126-853d-41a7-ab21-8b6ed6c5f854">seine Frau<name key="PSN0114893" style="hidden">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName> zu lesen, abgeschrieben, obgleich ich auf der ganzen ersten Seite nichts schrieb als das ausdrückliche Verbot meinen Brief zu publiciren und meine Gründe angab – da hat er also bei der zweiten Seite abzuschreiben angefangen, und zugleich mit meinem Briefe die Copieen fortgeschickt, wahrscheinlich an Zeitungsschreiber, denn als <persName xml:id="persName_cd588570-19a5-49a2-81ed-ad813fb1aa7e">Hogarth<name key="PSN0112048" style="hidden">Hogarth, George (1783-1870)</name></persName> zufällig nicht in England war, da mein Brief dort ankam, so fand er bei seiner Rückkehr den Brief gedruckt, ehe er ihn erhalten hatte, und dann las er meine schöne erste Seite – das ist denn doch wirklich zu niederträchtig. <persName xml:id="persName_23c5b26d-74af-488c-baba-9b24e0474677">Hogarth<name key="PSN0112048" style="hidden">Hogarth, George (1783-1870)</name></persName> hat mir gleich geschrieben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_72c36dad-adbd-41cf-94ca-4618d59beb06" xml:lang="de">In seinem Brief an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 9. November 1838 (gb-1838-11-09-01) erklärte Hogarth seine Überraschung und Verärgerung über die Veröffentlichung von Felix Mendelssohn Bartholdys Äußerungen, betonte aber: »I do not wish you to say any thing to Mr Shaw, my object in writing to you about it being entirely to make you aware that the publication of your letter, with your name did not proceed from me.«</note> und mich gebeten (ich weiß nicht warum) die Sache gegen <persName xml:id="persName_c3523a5a-9ddb-48df-8094-d7f0b0260e2f">Shaw<name key="PSN0114892" style="hidden">Shaw, Alfred (1811-1847)</name></persName> nicht zu erwähnen, ich habs auch eine Weile nicht gethan, aber es wurmt mich doch zu grimmig, und ehe er abreist muß ich ihm noch einige Süßigkeiten darüber sagen. Ich schicke Dir hier ein Briefchen an <persName xml:id="persName_a0434165-3767-4692-9bb6-bfd4c5474f96">Edmond Spring Rice<name key="PSN0115042" style="hidden">Spring Rice, Stephen Edmond (Edmund) (1814-1839)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_58405938-dc30-40d9-a761-7f933fd02e16" xml:lang="de">Briefchen an Edmond Spring Rice – Brief fmb-1839-01-01-02 (Brief Nr. 2189), als Antwort auf den Brief von Edmond Spring Rice an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 13. November 1838 (gb-1838-11-13-04), in dem Rice Felix Mendelssohn Bartholdy die nachfolgend erläuterte Lithographie zur Subskription anbot.</note> da man bei Euch ja wohl auf förmliche Antworten sieht, sonst wäre die ganze Sache leicht ohne alle Briefe abzumachen gewesen; denn daß ich gern eine gute Lithographie von <persName xml:id="persName_35583ab6-b4e6-4718-94f5-272f7184298e">Rosens<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> Portrait<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c97d5b0e-bb46-4af6-9aba-5ff497513fa5" xml:lang="de">Lithographie von Rosens Portrait – Der Orientalist Friedrich August Rosen war ein enger Freund Felix Mendelssohn Bartholdys und Klingemanns, die auch beide anwesend waren, als er am 12. September 1837 überraschend an einer kurzen, heftigen Krankheit verstarb. (Klingemann heiratete später seine Schwester Sophie.) Eine Büste Rosens von Sir Richard Westmacott befand sich 1837 zunächst auf dem Londoner Kensal Green Cemetary, ab 1839 dann im British Museum. Sie wurde von Edmond Spring Rice in einer Lithographie von Richard James Lane, laut Rice »our best English artist in that line« (Brief von Rice an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 13. November 1838, gb-1838-11-13-04) vertrieben und Felix Mendelssohn Bartholdy zur Subskription angeboten (Abbildung der Büste u. a. in Klingemann, Briefwechsel, S. 27).</note> haben möchte, versteht sich; indeß da der Brief ohnehin schon doppelt ist, so muß auch die Einlage noch mit darein gehen: <persName xml:id="persName_a32f005e-c7c1-46dc-a39e-49c135c99da0">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4a270f64-03b7-46e8-b2c8-cdce97387963" xml:lang="de">Thalberg – Der Pianist Sigismund Thalberg spielte am 28. und 30. Dezember 1838 im Gewandhaus. Am ersten Abend standen außerdem Vokalbeiträge mit Louise Schlegel und Heinrich Maria Schmidt auf dem Programm, am zweiten Abend sang neben Schmidt die Mezzosopranistin Henriette Bünau, deren Liedvorträge von Felix Mendelssohn Bartholdy begleitet wurden (vgl. Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 2004 f.).</note> ist vorgestern von hier abgereist, nachdem er in wenig Tagen 2 volle Concerte gegeben hat; er ist jetzt in Berlin, geht dann über Breslau und Warschau nach Petersburg, und will dann zur nächsten Saison wieder in London sein. Mir hat sein Spiel außerordentlich viel Vergnügen gemacht; es ist so vollkommen, wie man irgend etwas wünschen kann, und dabei sind seine Berechnungen, und wie er s[ich alle] Effecte ausspart [so] subtil und superfein gemacht, daß ich in einem fortwährenden [Erstaunen] zuhörte, wenn er so eins nach dem andern herbeischleppt. Dabei der prachtvolle Anschlag, [dann] die Kraft<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_0a74210e-6439-4ade-8637-d2fb22e71c12" xml:lang="de">wie er s[ich alle] Effecte ausspart … [dann] die Kraft – Textverluste, nach dem Druck ergänzt.</note> die er in der Faust hat zugleich mit den weich ausgespielten zarten Fingern. Etwas mehr <hi rend="underline">Musik</hi> könnt <persName xml:id="persName_f3d6a76f-f51d-48fd-996c-af0ddb732f96">er<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> machen, es fehlt daran in den <title xml:id="title_97e28a3a-e5f2-46a0-8885-a3d7f0557033">Fantasieen und Variationen<name key="PSN0115297" style="hidden" type="author">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name><name key="CRT0111039" style="hidden" type="music">Fantaisie sur des thèmes de l’opéra Moise de G. Rossini g-Moll, op. 33</name><name key="PSN0115297" style="hidden" type="author">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name><name key="CRT0111038" style="hidden" type="music">Fantaisie sur des motifs de La Donna del Lago [von Gioachino Rossini] op. 40</name><name key="PSN0115297" style="hidden" type="author">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name><name key="CRT0111047" style="hidden" type="music">Souvenir de Beethoven a-Moll, op. 39</name><name key="PSN0115297" style="hidden" type="author">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name><name key="CRT0111037" style="hidden" type="music">Etüden</name><name key="PSN0115297" style="hidden" type="author">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name><name key="CRT0111035" style="hidden" type="music">Andante</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_51da70f8-08ad-48fe-9321-02091c5f4569" xml:lang="de">in den Fantasieen und Variationen – Thalberg spielte seine eigenen Fantasien über Themen aus Mosè in Egitto op. 33 und aus La donna del lago op. 40b, beide nach Opern von Gioachino Rossini, eine Fantasie über Motive aus Beethovens Symphonien, drei Etüden aus op. 26 sowie ein Andante (vermutlich Des-Dur, op. 32).</note> die er hier ausschließlich gespielt hat; man kann es kaum Compositionen nennen, weil die Composition darin so untergeordnet ist, und doch einmal die Hauptsache bleibt, die sich immer und durch alles durchfrißt und die Wirkung bestimmt. Aber was Virtuosität heißt, die kann sich eben kein Mensch besser träumen, und das an sich gefällt mir schon so, wenn einer recht vollkommen ist, was er ist. Dabei gefällt mir <persName xml:id="persName_106223bd-aeb5-4832-9884-17773d794354">der ganze Kerl<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> einzig, er ist angenehm und liebenswürdig und gescheut,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d6f05176-b6a0-4ff6-9921-60b366b6c0a1" xml:lang="de">gescheut – gescheit.</note> eine recht seltene Persönlichkeit, und ich habe an seinem Umgange und seinem Gespräch viel Vergnügen gehabt. – Wieder kommt da das ewige Misverständniß zum Vorschein, daß <persName xml:id="persName_8e5893ae-a42c-416d-8b51-2d36d9f62d3f">er<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> jetzt vor allen Dingen Geld verdienen und die Leute entzücken will, und sich dann in späteren Jahren vornimmt gute Musik zu schreiben, und sich selbst zu genügen. Ob aber nicht alle Virtuosen (wenigstens die guten) so denken müssen? Indeß hat doch <persName xml:id="persName_310b02bd-beca-4469-8533-a13367fa4d5d">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> mitten in seinen Reisen und Effecten das <title xml:id="title_e995bceb-b9d0-4e40-b241-beee30b0176d">g moll Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110037" style="hidden" type="music">3. Klavierkonzert g-Moll, op. 60</name></title> geschrieben, und die <title xml:id="title_42b4a421-c48a-4a57-a93b-750f8e31a7a4">Etuden<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110027" style="hidden" type="music">Etude pour le Pianoforte fis-Moll, op. 70/17</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_34c5c8ea-8774-412b-9f1c-df55832c4f43" xml:lang="de">Etuden – Vielleicht meinte Felix Mendelssohn Bartholdy die Studien für das Pianoforte op. 70 (1825/26) oder die Charakteristischen Studien op. 95 (1836).</note> Jetzt wird mein Raisonnement<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2fe83d65-b578-4a00-896f-a6417e09d95d" xml:lang="fr ">Raisonnement – frz., Überlegung, Urteilsvermögen, Gedankengang.</note> confus; ich weiß überhaupt gar nicht wie dieser Brief einmal schließen soll, und warum. <persName xml:id="persName_fa4f3163-3d92-467a-b395-337515ae8a9d">Mein Junge<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> hat vorgestern mit einem Male 2 Zähne bekommen, interessirt Dich das? <persName xml:id="persName_3a757233-8a1a-4a93-8aec-671a8732b214">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> will zum März nach London; der weiß ganz Leipzig auswendig und wird Dir von uns allen erzählen können, als sähest Du es selbst. Wann siehst Du es selbst?</p> <p>Von neuen Sachen habe ich eine <title xml:id="title_b7772351-16ac-46dd-9ddf-60200231472d">Sonate für Pianoforte und Cello<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rb6w6mex-dnrd-lh6y-bn6v-7vem5avm5nim"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title>, die Dir hoffentlich gefallen wird; <title xml:id="title_60ade1a4-6311-462b-929b-31ad35d35041">3 Violinquartetten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dhkwih09-lapk-idlj-orfw-adkhf5ytwvam"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100635" style="hidden">Drei Streichquartette, 1839/1840; enthält MWV R 30, R 26 und R 28<idno type="MWV">SD 19</idno><idno type="op">44</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4e511b01-f100-4a56-8ef3-77a4339ddbae" xml:lang="de">3 Violinquartetten – Drei Streichquartette op. 44 (MWV SD 19, enthält MWV R 30, R 26 und R 28), dem Kronprinzen Oskar von Schweden und Norwegen gewidmet, komponiert zwischen April 1837 und Juli 1838.</note> (<persName xml:id="persName_88b7bff5-0963-43ea-a206-4764ade4a712">dedié au prince royal de Suède<name key="PSN0114807" style="hidden">Schweden und Norwegen, Joseph François Oskar (Oscar) Bernadotte von (1799-1859)</name></persName>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f8aea9b5-c46b-417b-8035-b9b198f99ced" xml:lang="fr ">dedié au prince royal de Suède – frz., dem königlichen Prinzen von Schweden gewidmet.</note> – ich will mich vornehm machen – ein <title xml:id="title_847f652f-e40b-4485-baaf-d686be5114a7">neuer Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6wkxolms-t7ub-datg-mzfz-vvxnatdoq7ej"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100116" style="hidden">Der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, 6. April 1838; [1839]; 3. Juli 1841<idno type="MWV">A 16</idno><idno type="op">46</idno></name></title> in es dur<hi rend="spaced_out"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8b9e3be1-04b9-4298-9e9b-5d336a5602dd" xml:lang="de">Psalm in es dur – Der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« op. 46 (MWV A 16) für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, vollendet am 6. April 1838, anschließend weitere Bearbeitungen und Fassungen.</note> </hi> beinah fertig, und eine <title xml:id="title_ab60bbaa-2c3a-4d50-a6be-fb187c2ba990">Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kfjrp0jg-yewy-8zc1-ucfu-duosfjmvkjtu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100343" style="hidden">Sinfonie B-Dur für Orchester, Fragment, [ca. 1838 bis 1840]<idno type="MWV">N 17</idno><idno type="op"></idno></name></title> in b dur<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_180347f1-60f1-4798-9c75-8af2b8761f11" xml:lang="de">Symphonie in b dur – Die Sinfonie B-Dur (MWV N 17) blieb unvollendet; siehe Brief Nr. 2015, Z. 38.</note> angefangen. Eine <title xml:id="title_b11b9ff0-be13-45e0-8ab0-f15c04a6c9b7">schlechte Sonate für Piano und Geige<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_21q4zgg7-kolf-o5ri-egez-mnh8l9fyl4ue"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100384" style="hidden">Sonate F-Dur für Violine und Klavier, [spätestens Januar 1838] bis 15. Juni 1838<idno type="MWV">Q 26</idno><idno type="op"></idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7bb4571-61af-4bce-be2a-8a1b2a315cf5" xml:lang="de">Sonate für Piano und Geige – Sonate F-Dur für Violine und Klavier, MWV Q 26, entstanden in der ersten Jahreshälfte 1838; Überarbeitung nicht abgeschlossen.</note> und diverse Lieder mit und ohne Worte<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_522b233e-205a-40d1-9d75-e12482b7052f" xml:lang="de">Lieder mit und ohne Worte – 1838 komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy folgende Klavierstücke: Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, MWV U 141, und Etüde a-Moll, MWV U 142, Anfang 1839 schrieb er die Lieder ohne Worte op. 53/1, op. 53/3 und op. 67/2 (MWV U 143–145) nieder, die vielleicht schon vor dem Jahreswechsel konzipiert waren.</note> zähle ich nicht. Durch meine Masern,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ec37555c-84ee-48d4-9427-8a72a0b2295b" xml:lang="de">Masern – Obwohl Felix Mendelssohn Bartholdy im März 1830 bereits eine Masern-Erkrankung überstanden hatte und seinen Berlin-Aufenthalt im Frühjahr 1838 während der dort grassierenden Masernepidemie mehr zum Schutz seines Sohns Carl abbrach, erkrankten Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Frau in Leipzig so stark, dass das Auftaktkonzert der Saison 1838/39, eine Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) am 15. September 1838 in der Universitätskirche, von Ferdinand David geleitet werden musste.</note> die gerade zu <placeName xml:id="placeName_9922580c-f5c8-4918-bf01-36b8fa145d5f">Anfang der Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fielen, bin ich so plötzlich in die Concerthetze und Geschäfte hineingeplumpt, daß mir Weihnachten über den Hals kam, und Neujahr ebenso, und ich bin immer noch mit Briefen und Antworten im Rückstand; an ordentliches Arbeiten noch gar nicht wieder gekommen. Nächstens denke ich aber zu einigem vernünftigen Ochsen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5f192bbd-22d8-4e8d-8afd-b9405f006e85" xml:lang="de">Ochsen – Arbeiten.</note> zu gelangen.</p> <p>Nun habe ich Dir mal wieder vorgeplaudert. Langes und Breites, wie es mir ins Maul kam. Wann schreibst Du mir wieder viel und alles? <persName xml:id="persName_01e959a7-983b-4896-b9ce-5889e32056af">Meine Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> grüßt Dich herzlich und sagt sie möchte Dich kennen<seg type="closer" xml:id="seg_6a8a5eca-2ba0-4ae5-aab3-67ab9415eb75">. Lebwohl. Bleib mir gut.</seg> <seg type="signed">Dein Felix</seg></p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_dd12a7cf-ed88-46e3-9e86-57edd2f95298"> <docAuthor key="PSN0111123" resp="author" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111123" resp="writer" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Klingemann, Freund und Schweigender!</seg> Mit meinen Briefen an Sie ist mir es bisher übel bei Ihnen gelungen nun will ich sehen wie mir’s mit den Briefen Anderer, unseres Mendelssohn zum Beispiel gehen wird. Seit 14 Tagen bin ich in Leipzig, seit 4 Monaten in Deutschland, seit 8 Monaten in der <persName xml:id="persName_1a4c0c7e-f086-43ca-b39c-0c81465049d9">Ehe<name key="PSN0111128" style="hidden">Franck, Mathilde (1809-1847)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8bdf6990-044b-4249-852b-0f193a8b742b" xml:lang="de">in der Ehe – Hermann Franck hatte im Frühjahr 1838 Mathilde, geb. Hunter geheiratet.</note> Verheirathet bin ich für Sie was ich unverheirathet immer gewesen bin, seit Sie mich kennen wenigstens, nemlich ein Object, und der Grund warum ich das nicht fühle, ist mir rätselhaft, zumal ich doch weiß, daß ich auch ein Subject bin! Mendelssohn hat mir von Ihnen erzählt; das verdanke ich der Zufälligkeit hier zu seyn. Sie Aber haben oftmals von mir erfahren, und das war der Absichtlichkeit zuzuschreiben, womit ich Ihnen selber und eigenhändig Nachricht von mir gegeben habe. Nächstens nun <hi rend="underline">soll</hi> ich, <hi rend="underline">will</hi> ich wiederum an Sie schreiben, kann mich aber doch nicht aller Würde, Haltung und allen Stolzes, zumal gegen Jemand der schlimmer als ein englischer Engländer, nemlich ein Deutscher, so sehr begeben, daß ich diesen Brief ohne Hoffnung auf Gegenliebe abgehen lasse, mich einem Spröden an den Hals hängen und einem Treulosen Verächter meiner Begrüßungen nachlaufe. Also sende ich diesen Papierstreif an Sie ab, eine Flagge, wodurch Sie mein Fahrzeug erkennen mögen, damit Sie sich zum Empfange vorbereiten können. Wie ich mich mit Mendelssohn gefreut werden Sie wissen, sobald Sie sich unseres Bleibens in Berlin und unseres Wandelns nach Norwood<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a88601e0-3a8c-400c-85b3-aa51a7a00294" xml:lang="de">unseres Wandelns nach Norwood – siehe Brief fmb-1833-05-14-01 (Brief Nr. 715) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 14. Mai 1833. Hermann Franck war am 17. Mai 1833 in London eingetroffen und noch am selben Tag mit Felix Mendelssohn Bartholdy nach Norwood gefahren.</note> erinnern. Er sizt am selben Tisch woran ich schreibe, mir gegenüber, und spricht mit <persName xml:id="persName_882613ee-94d3-4db6-bab2-c0fb0a210893">meiner Frau<name key="PSN0111128" style="hidden">Franck, Mathilde (1809-1847)</name></persName>, die auch am Tische sitzt und der Sie kein Fremder wären falls Sie ihr irgendwo entgegen kämen. Mehr von mir sollen Sie zu hören und zu lesen bekommen, wenn Sie thun was Sie längst hätten thun sollen, und mir schreiben. Was ich heut auf diesen Papierstreifen geschrieben hätte, wenn meine Ohren dem neben mir summenden Gespräche nicht offen wären, ist freilich ein Geheimniß. Denken Sie sich Mendelssohn verheirathet mich verheirathet, und uns vier zusammen. Wenn das nicht Stoff für Ihre Imagination ist, so werde ich nie einen finden. <seg type="closer" xml:id="seg_2335cfe0-25de-4a20-8fe4-c132f3d438df">Leben Sie wohl und vergnügt. Machen Sie daß wir bald mehr miteinander verkehren.</seg></p> <signed rend="right">Ihr Franck</signed> </div> </body> </text></TEI>