fmb-1838-12-10-04
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Leipzig, 10. Dezember 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, autographe Notiz von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »aus Leipzig / Von F. Mendelssohn 10ten December 1838 / Herzlicher Dank für die Besorgung eines Instruments v. Erard. / Seine Meinung über den Antrag den ich hatte eine Stelle in Weimar anzunehmen. / Letzte Seite über seine eignen Arbeiten / Am Rande freundschaftliche Empfehlung / Davids der nach London kommen soll.« – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Leipzig 10ten December 1838. Herzlicher Dank für die Besorgung eines Instruments von Erard. / Seine Meinung über den Antrag den ich hatte eine Stelle in Weimar anzunehmen. / Letzte Seite: über seine eignen Arbeiten. / Am Rande: freundschaftliche Empfehlung David’s der nach London kommen sollte.«
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenDecember 1838 / Herzlicher Dank für die Besorgung eines Instruments v. Erard. / Seine Meinung über den Antrag den ich hatte eine Stelle in Weimar anzunehmen. / Letzte Seite über seine eignen Arbeiten / Am Rande freundschaftliche Empfehlung / Davids der nach London kommen soll.«
Habe tausend Dank für Deinen lieben letzten Brief, für die viele Mühe die Du Dir meines Instruments wegen gegeben hast, für alles Liebe und Gute das Du mir immer erzeigst. Das Instrument danke ich doch eigentlich Dir allein, oder vielmehr Dir und
Habe Dank für Deine liebenswürdige Beschreibung
Ich habe vergessen Dir eine Bitte zu thun, durch die Du mich sehr verpflichten würdest. Unser
Mein lieber Freund Habe tausend Dank für Deinen lieben letzten Brief, für die viele Mühe die Du Dir meines Instruments wegen gegeben hast, für alles Liebe und Gute das Du mir immer erzeigst. Das Instrument danke ich doch eigentlich Dir allein, oder vielmehr Dir und Deiner Frau, die so fein und diplomatisch mit Erard zu sprechen wußte, und jetzt wo ich täglich mit Wonne drauf spiele, und mich an dem dicken vollen Ton mehr und mehr freue, seh ich erst wie unlieb mirs gewesen wäre mich an andre Instrumente gewöhnen zu müssen, an dünnere Töne, seh also wie verpflichtet ich Dir bin, lieber Moscheles. Eben für das, wie für alles, kann ich nur sagen habe Dank – Du weißt schon, daß es von Herzen geht. Das wichtigste in Deinem Briefe war mir das von Weimar; aber weiß Gott mir wirds schwer darauf eine ordentliche Antwort herauszukriegen. Denk ich an London, an Dein Leben dort an der Spitze einer solchen Musikwelt, unabhängig, reich, in ewiger Bewegung und Öffentlichkeit, und dagegen an Weimar, an den kleinen deutschen Hof, und den noch kleineren deutschen Hofmarschall, und die Intendanz die nichts intendirt, und die Beschränktheit in allem und jedem – so wärs toll wenn ich Dir zureden wollte. Denk ich wieder, daß Du mir früher sagtest Dein Wunsch sei nie gewesen ganz in England zu bleiben, Du wollest in einigen Jahren ins Vaterland zurückkehren dort Deiner Kunst und Deinen Freunden zu leben, (und ich glaube ich würde auch so an Deiner Stelle fühlen) und denk ich dann, daß in Deutschland eine Stadt ziemlich so gut ist, wie die andre, alle klein aber alle heimisch, und daß die Stelle von den deutschen Stellen eine der besten ist, daß es schön wäre, wenn Du eine Capelle zu Deiner Verfügung hättest, wenn gerade Du Hummels Platz einnähmst, wenn wir einen Künstler wie Dich in Deutschland hätten – dann kann ich mir nicht helfen, dann muß ich zureden. Die geselligen Verhältnisse sind, soviel ich weiß, sehr eingeengt in Weimar; die Gesellschaft die zum Hof gehört ist die beste, fast die einzige; die hat auch jetzt noch etwas Interessantes, Geistreiches an sich von ehemaligen Zeiten her, freilich nimmt es ab – ob sich Deine Frau da gefallen würde, scheint mir ganz ungewiß. Dagegen soll die Kapelle vortrefflich sein, auch die Sänger beim Theater gut, die Großherzoginn soll sich für einen todtschlagen lassen den sie einmal hat und lieb hat, und selbst recht musikalisch sein; zu thun soll nicht viel sein, doch Gelegenheit genug was Gutes zu thun – alles das könnte Dir zusagen. – Ich weiß eben nicht, was ich antworten soll; es wäre doch gar zu herrlich, wenn ein Musiker wie Du, in Deutschland lebte und wirkte, – aber es klingt zu eigennützig wenn ich Dir zurede; und doch ists wieder zu uneigennützig wenn ich abrede. – Wärs nicht vielleicht das Beste Du kämst einmal selbst, und sähest Dir die Sache an? In 8 Tagen kennst Du die ganze Geschichte auswendig! Du sähst die Stadt, die Gesellschaft, hörtest die Kapelle, Du machtest Deine Bedingungen oder hörtest die ihrigen, und wüßtest dann genau wie es ist. Könnte das nicht einmal geschehen? Wenn Dus jetzt nur nicht ganz von der Hand wiesest, da wäre schon viel gewonnen. Bitte, schreib mir bald wieder über diesen Gegenstand, der mir sehr nahe geht. Habe Dank für Deine liebenswürdige Beschreibung Deines neuen Concertes, aber wie freue ich mich nun darauf es selbst kennen zu lernen! Kommt es denn nicht bald hieher? Etwa zum Stich? Und wenn nicht, könnte ich dann nicht einmal bei Gelegenheit eine Abschrift erhalten? Wenn ich einmal so ein Manuscriptstück von Dir hier spielen könnte, das wäre doch ganz prächtig. Ich bin ziemlich faul die letzte Zeit gewesen; von den Masern ab bin ich gleich so stark ins Dirigiren gekommen, daß ich fast nichts als das thue, und mich dann wieder ausruhen muß. Doch habe ich eine neue Sonate für Clavier und Violoncell gemacht und nächstens sollen 3 Violinquartetten erscheinen. Wenn die 4 Sachen heraus sind schicke ich sie Dir gleich, und hoffe Du sagst mir Deine offene Meinung darüber; aber Du mußt mich auch wieder ein bischen tadeln, und mir sagen was Du anders willst, was ich besser hätte machen sollen; Du bist jetzt gar zu nachsichtig mit mir und sagst mir blos Lob. Mit dem Brief über die Shaw, der von mir gedruckt war, hat es eine eigne infame Bewandtniß; frage einmal Hogarth darum, der kanns Dir erzählen; ich hab mich grimmig über die Geschichte geärgert, und thue es fast noch. – Nun genug für heut! Grüß Deine liebe Frau und Deine Kinder; bleibt mir gut und denkt zuweilen an mich, und bitte schreib auch bald wieder Deinem treuen Felix Mendelssohn Bartholdy. Leipzig d. 10 Dec. 1838. volti subito Ich habe vergessen Dir eine Bitte zu thun, durch die Du mich sehr verpflichten würdest. Unser Concertmeister F. David hat die Absicht nächsten März nach London zu kommen, und wünscht dort öffentlich wo möglich im Philharmonic aufzutreten. Könntest und wolltest Du ihm dazu verhelfen? Ich habe ihm versprochen Dich darum zu bitten und da er ein ganz vortrefflicher Virtuose ist, einer der allerbesten die wir jetzt in Deutschland haben, und auch seine Compositionen Dir Freude machen werden, da sie denkbar brillant und dabei doch schön gemacht und gedacht sind, da er mir endlich ein sehr lieber Freund ist, so hoffe ich Du werdest meinen und seinen Wunsch erfüllen. Bitte schreib mir nächstens ein Paar Worte darüber.
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Herzlicher Dank für die Besorgung eines Instruments von Erard. / Seine Meinung über den Antrag den ich hatte eine Stelle in Weimar anzunehmen. / Letzte Seite: über seine eignen Arbeiten. / Am Rande: freundschaftliche Empfehlung David’s der nach London kommen sollte.«</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Moscheles, Briefe, S. 163-166 (mit Textabweichungen).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-12-10" xml:id="date_57c57b58-ff67-4699-88f9-f1386818d7e3">10. 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