fmb-1838-10-29-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Leipzig, 29. Oktober 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. – Den Brief schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy anlässlich des 26. Geburtstages seines Bruders. Er wurde von Eduard Gans nach Berlin mitgenommen.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
stenOctober.
Diese Zeilen kommen zu Deinem Geburtstage, und sollen Dir unsre besten, herzlichen Glückwünsche bringen. Du wirst froh sein an dem Tage, Dich recht Deines Lebens freuen in der Mitte aller der Deinigen, die sich mit Dir freuen können; da wirst Du auch unsrer gedenken, wie wir so gern mit unter der Zahl wären; und daß wir Dich morgen, sowie alle Tage im Sinn begleiten und mit Dir sind, das möge Dir der Brief sagen, als ob Du es nicht schon wüßtest. Wir schicken Dir auch ein Geschenk, zwar ein sehr prosaisches, denn es ist eßbar, aber eben deshalb nicht ohne innern Gehalt – leider kommt es aber erst nach dem Geburtstage an, weil es vorher nicht ankommen darf (wie Deine Köchinn bestätigen wird) und gerade dazu nicht ankommen kann (wie unsre Köchinn bestätigt.) Damit Du Dich nicht auf Gänseleber spitzest, so wisse daß es die von Dir geliebten Rapunzeln sind, begleitet von einem Chor hiesiger Sänger, die ich Dir zu Liebe vom Concert dispensirt und Dir zur Verfügung gestellt habe; sie stecken am Spieß und schreien doch nicht; sie singen nur mit obligater Begleitung von Aepfelmus; sie werden zwar in der Leipziger Str. no. 3 verachtet, sind aber so allgemein anerkannt und ich bin solch ein Verehrer, daß auch Du, hoffe ich ihnen Geschmack abgewinnen wirst; sie singen einen 60stimmigen Satz a capella; es sind Leipziger – ! Ob Dus nun rathen wirst?
Ich lebe jetzt wie ein wahrer Geschäftsmann; vorige Woche war ich wieder so herunter von
müssesie nach Frankfurt sagt
Wer trat eben ins Zimmer? Wer muß den Brief nun mitnehmen?
Leipzig d. 29 Oct. 1838Mein lieber Paul Diese Zeilen kommen zu Deinem Geburtstage, und sollen Dir unsre besten, herzlichen Glückwünsche bringen. Du wirst froh sein an dem Tage, Dich recht Deines Lebens freuen in der Mitte aller der Deinigen, die sich mit Dir freuen können; da wirst Du auch unsrer gedenken, wie wir so gern mit unter der Zahl wären; und daß wir Dich morgen, sowie alle Tage im Sinn begleiten und mit Dir sind, das möge Dir der Brief sagen, als ob Du es nicht schon wüßtest. Wir schicken Dir auch ein Geschenk, zwar ein sehr prosaisches, denn es ist eßbar, aber eben deshalb nicht ohne innern Gehalt – leider kommt es aber erst nach dem Geburtstage an, weil es vorher nicht ankommen darf (wie Deine Köchinn bestätigen wird) und gerade dazu nicht ankommen kann (wie unsre Köchinn bestätigt. ) Damit Du Dich nicht auf Gänseleber spitzest, so wisse daß es die von Dir geliebten Rapunzeln sind, begleitet von einem Chor hiesiger Sänger, die ich Dir zu Liebe vom Concert dispensirt und Dir zur Verfügung gestellt habe; sie stecken am Spieß und schreien doch nicht; sie singen nur mit obligater Begleitung von Aepfelmus; sie werden zwar in der Leipziger Str. no. 3 verachtet, sind aber so allgemein anerkannt und ich bin solch ein Verehrer, daß auch Du, hoffe ich ihnen Geschmack abgewinnen wirst; sie singen einen 60stimmigen Satz a capella; es sind Leipziger – ! Ob Dus nun rathen wirst? Ich lebe jetzt wie ein wahrer Geschäftsmann; vorige Woche war ich wieder so herunter von Proben und Concerten, daß ich mich sehr unmusikalisch fühlte; jetzt habe ich zwei freie Tage gehabt, nun gehts mir auch schon wieder besser. Am vergangnen Montag war Mösers Concert und früh Probe, am Dinstag der Novello Concert und früh einige Proben, am Mittwoch früh Abonnement-Concert Probe, Abends Liedertafel bei mir wo Cécile wieder 28 Personen aufs schönste schmausen ließ, am Donnerstag früh Concertprobe, von einer neuen Symphonie von Spohr, die wir Abends aufführten, und von 2 andern neuen Symphonieen, Abends Abonn. Concert – ich hatte einen wahren Katzenjammer nach all dem Sang und Klang. Möser mit seinem Sohne haben leider das schlechteste Concert gemacht, das ich hier noch erlebt; kaum 100 Menschen waren zusammen – Gott sei uns gnädig, wenn der auf Leipzig zu reden kommt. Auch wir haben mancherlei über ihn und sein Wesen zu reden, das sollst Du aber mündlich hören. Die Novello sang schön, rein, ganz unverändert, und machte ein brillantes Concert; ich bin begierig, wie Ihr sie aufnehmen werdet und wie die Berliner. Schreib mir einmal darüber. Sie hat Dir hoffentlich die Cellosonate richtig übergeben, die ich für Dich möglichst sauber abgeschrieben habe (und doch ists wieder unsauber geworden) Wir haben jetzt abwechselnd bei David und mir Sonntag Vormittag Musik, wo Grabau und ich die Sonate schon mehrmals gespielt haben, und Kistner dem sie apart gefiel hat mich so darum getreten (wie Studenten sagen) daß Du sie nächstes Jahr wahrscheinlich gedruckt sehen wirst. Ich hoffe Du bist mir nicht böse drum, und wünsche sie möge Dir auch gefallen. Jetzt sollen meine 3 Quartetten heraus, und da hab ich nun die langweilige Arbeit des Durchsehens und Ausradirens vollauf. Meine Correspondenz ist auch nicht bitter; ich richte mir nächstens ein Comptoir ein – jetzt fängt schon wieder das Düsseldorfer Musikfest an zu spuken. Ach und à propos ich schreibe das dümmste Zeug und vergesse die Hauptsache: Denk Dir, daß Julius Schunck (der älteste Sohn des hiesigen Schunck) mit Julie Jeanrenaud verlobt ist; vorgestern kam die Nachricht, er ist ganz plötzlich nach Frankfurt gereis’t deswegen – ich freue mich wie ein Kind darüber, und daß nun die Cécile ihre Schwester herbekommt ist gar zu angenehm. Das Düsseldorfer Musikfest brachte mich darauf, denn ich hatte mir vorgenommen es abzuschlagen, und ruhig hier zu bleiben; aber zur Hochzeit müsse sie nach Frankfurt sagt Cécile, und das macht meine Entschlüsse wieder etwas wankend. Wer trat eben ins Zimmer? Wer muß den Brief nun mitnehmen? Prof. Gans, frisch aus Neapel angekommen. Er ißt bei uns, und will den Nachmittag durchaus wieder fort, er wird Dir alles selbst erzählen, also nichts über ihn; ich habe mich gar sehr gefreut. Damit doch kein Brief ohne Geschäftssachen sei, so muß ich Dich bitten, mir, wenn Du kannst, wieder dieselbe Quantität und Qualität Rothwein und auf dieselbe Art zu schicken, wie im vorigen Jahr; es war Pouillac Duhart, und schmeckte sehr gut; gestern kam auf einmal die Hiobspost aus dem Keller, daß keiner mehr da sei. Kennst Du denn Bennett? Der ist wieder hier, mit 2 andern Englischen Musikern; von denen und Mrs. Shaw, die eine einzige Sängerinn ist, schreibe ich nächstens an Mutter oder Beckchen; theile einstweilen aus diesem Briefe mit. Und komm zu Weihnachten! Prof. Gans verspricht eben er wolle mitkommen! Thu es! und Lebwohl für heut. An Albertine die herzlichsten Grüße. Immer Dein Felix Cécile muß drin bei den Herren sein, und kann drum nicht schreiben, obwohl sie es vorhatte. Die herzlichsten Grüße und Wünsche von ihr für Euch beide
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1838-10-29-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1838-10-29-01" xml:id="title_1305d2c8-5395-45c9-88d9-366af3b57d53">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Leipzig, 29. Oktober 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_2753567b-b718-4fc6-b5b6-2379c5d7d2fd">Diese Zeilen kommen zu Deinem Geburtstage, und sollen Dir unsre besten, herzlichen Glückwünsche bringen. Du wirst froh sein an dem Tage, Dich recht Deines Lebens freuen in der Mitte aller der Deinigen, die sich mit</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_9aadb1e6-3d40-477c-a9c6-e6f96e536c9e">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 6, 2112</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_32b0dcdf-875b-4747-a4d7-c2731552287e"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. Va/25 (398).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1838-10-29-01" type="letter" xml:id="title_bac7aa9e-f0c7-44f6-85c8-18bbd5f19a8e">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 29. Oktober 1838</title> <incipit>Diese Zeilen kommen zu Deinem Geburtstage, und sollen Dir unsre besten, herzlichen Glückwünsche bringen. Du wirst froh sein an dem Tage, Dich recht Deines Lebens freuen in der Mitte aller der Deinigen, die sich mit</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse. – Den Brief schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy anlässlich des 26. Geburtstages seines Bruders. Er wurde von Eduard Gans nach Berlin mitgenommen.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-10-29" xml:id="date_5871d8d4-5f5a-4ca5-ba18-a26b30823470">29. Oktober 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_6a80d9bb-c7eb-454e-85a5-4d3bd6741bc5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_566fb540-75c9-4043-a58c-4c4f125554ce"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113263" resp="receiver" xml:id="persName_17ad203a-9359-4f26-ae97-6ee59760ae44">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_e2150571-8d7c-4b94-8590-96fd3d79d38d"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_0d76023b-5461-4104-a118-58e1f76b8440"> <head> <address> <addrLine>Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy.</addrLine> <addrLine>nach Berlin zum 30<hi rend="superscript">sten</hi> October.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_b79fc93e-d53e-40be-a2de-d11cc1c0ec2a"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1838-10-29" xml:id="date_21e2e2ce-1fda-4db5-8966-68778d91fc83">29 Oct. 1838</date></dateline><salute rend="left">Mein lieber Paul</salute><p style="paragraph_without_indent">Diese Zeilen kommen zu Deinem Geburtstage, und sollen Dir unsre besten, herzlichen Glückwünsche bringen. Du wirst froh sein an dem Tage, Dich recht Deines Lebens freuen in der Mitte aller der Deinigen, die sich mit Dir freuen können; da wirst Du auch unsrer gedenken, wie wir so gern mit unter der Zahl wären; und daß wir Dich morgen, sowie alle Tage im Sinn begleiten und mit Dir sind, das möge Dir der Brief sagen, als ob Du es nicht schon wüßtest. Wir schicken Dir auch ein Geschenk, zwar ein sehr prosaisches, denn es ist eßbar, aber eben deshalb nicht ohne innern Gehalt – leider kommt es aber erst <hi rend="underline">nach</hi> dem Geburtstage an, weil es <hi rend="underline">vorher</hi> nicht ankommen <hi rend="underline">darf</hi> (wie Deine Köchinn bestätigen wird) und gerade dazu nicht ankommen <hi rend="underline">kann</hi> (wie unsre Köchinn bestätigt.) Damit Du Dich nicht auf Gänseleber spitzest, so wisse daß es die von Dir geliebten Rapunzeln sind, begleitet von einem Chor hiesiger Sänger, die ich Dir zu Liebe vom Concert dispensirt und Dir zur Verfügung gestellt habe; sie stecken am Spieß und schreien doch nicht; sie singen nur mit obligater Begleitung von Aepfelmus; sie werden zwar in der Leipziger Str. no. 3 verachtet, sind aber so allgemein anerkannt und ich bin solch ein Verehrer, daß auch Du, hoffe ich ihnen Geschmack abgewinnen wirst; sie singen einen 60stimmigen Satz a capella; es sind Leipziger – ! Ob Dus nun rathen wirst?</p><p>Ich lebe jetzt wie ein wahrer Geschäftsmann; vorige Woche war ich wieder so herunter von <placeName xml:id="placeName_40ca47b6-f0b5-46b8-ada6-03f6aa629699">Proben und Concerten<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, daß ich mich sehr unmusikalisch fühlte; jetzt habe ich zwei freie Tage gehabt, nun gehts mir auch schon wieder besser. Am vergangnen Montag war <persName xml:id="persName_996d264b-9cce-4eff-8b3d-dc5a008dd698">Mösers<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> Concert und früh Probe, am Dinstag der <persName xml:id="persName_33d8abb2-02ad-4c9c-82ee-45e38d64c5e7">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> Concert und früh einige Proben, am Mittwoch früh <placeName xml:id="placeName_43e40fd0-361d-4db5-b4ae-78450bdcf558">Abonnement-Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Probe, Abends Liedertafel bei mir wo <persName xml:id="persName_67bd2da8-d345-4669-b5ee-d2f74cde60ec">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> wieder 28 Personen aufs schönste schmausen ließ, am Donnerstag früh Concertprobe, von einer <title xml:id="title_5f07cf1d-f083-4892-9b9b-15364c910d34">neuen Symphonie von Spohr<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110945" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 102</name></title>, die wir Abends aufführten, und von 2 andern neuen Symphonieen, Abends Abonn. Concert – ich hatte einen wahren Katzenjammer nach all dem Sang und Klang. <persName xml:id="persName_39a561c4-104c-45a7-94b1-820155466849">Möser<name key="PSN0113371" style="hidden">Moeser (Möser), Carl Heinrich Ludwig Joachim Wilhelm (1774-1851)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_79acabdf-7539-46c1-b403-70059ea145c9">seinem Sohne<name key="PSN0113370" style="hidden">Moeser (Möser), August (1825-1859)</name></persName> haben leider das schlechteste Concert gemacht, das ich hier noch erlebt; kaum 100 Menschen waren zusammen – Gott sei uns gnädig, wenn der auf Leipzig zu reden kommt. Auch wir haben mancherlei über ihn und sein Wesen zu reden, das sollst Du aber mündlich hören. Die <persName xml:id="persName_39ac6266-a159-475a-b000-d698a766f590">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> sang schön, rein, ganz unverändert, und machte ein brillantes Concert; ich bin begierig, wie Ihr sie aufnehmen werdet und wie die Berliner. Schreib mir einmal darüber. Sie hat Dir hoffentlich <title xml:id="title_2e13d8f3-8e1c-4b2a-abe3-af79e2a39879">die Cellosonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yb5ua9tf-tzyh-zl0f-oflw-jblxvbfph6dp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title> richtig übergeben, die ich für Dich möglichst sauber abgeschrieben habe (und doch ists wieder unsauber geworden) Wir haben jetzt abwechselnd bei <persName xml:id="persName_c995a70c-1eda-4613-934a-7aff6cb58c7a">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> und mir Sonntag Vormittag Musik, wo <persName xml:id="persName_8dbccc6a-d95a-4016-bb03-f12476db4a9e">Grabau<name key="PSN0111498" style="hidden">Grabau, Johann Andreas (1808-1884)</name></persName> und ich <title xml:id="title_ea758dea-d849-4b03-804a-789c1bf09430">die Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nd68oq8h-vgfa-iimd-qpw5-wbhdsfn4rthy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title> schon mehrmals gespielt haben, und <persName xml:id="persName_25a7779a-7edb-4831-b4a0-ba7a86b84c72">Kistner<name key="PSN0112402" style="hidden">Kistner, Carl Friedrich (1797-1844)</name></persName> dem sie apart gefiel hat mich so darum getreten (wie Studenten sagen) daß Du sie nächstes Jahr wahrscheinlich gedruckt sehen wirst. Ich hoffe Du bist mir nicht böse drum, und wünsche sie möge Dir auch gefallen. Jetzt sollen <title xml:id="title_2c7d45fa-51b3-4be6-afd7-463dddfd8238">meine 3 Quartetten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3zlmytgk-jtlw-vnkz-onr4-wjzjgil4iqzb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100635" style="hidden">Drei Streichquartette, 1839/1840; enthält MWV R 30, R 26 und R 28<idno type="MWV">SD 19</idno><idno type="op">44</idno></name></title> heraus, und da hab ich nun die langweilige Arbeit des Durchsehens und Ausradirens vollauf. Meine Correspondenz ist auch nicht bitter; ich richte mir nächstens ein Comptoir ein – jetzt fängt schon wieder das <placeName xml:id="placeName_f3cbe6d1-cba8-45c5-97e6-c9ecc6bd96bf">Düsseldorfer Musikfest<name key="NST0100734" style="hidden" subtype="" type="institution">21. Niederrheinisches Musikfest (1839)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> an zu spuken. Ach und à propos ich schreibe das dümmste Zeug und vergesse die Hauptsache: Denk Dir, daß <persName xml:id="persName_9d78815d-05aa-4b29-b41a-64565849fa0a">Julius Schunck<name key="PSN0114772" style="hidden">Schunck, Julius (1809-1889)</name></persName> (der älteste Sohn <persName xml:id="persName_e9c0d62e-b300-4fd3-9b45-ef4097359f89">des hiesigen Schunck<name key="PSN0114765" style="hidden">Schunck, Friedrich Philipp Daniel (1776-1843)</name></persName>) mit <persName xml:id="persName_abc1333e-a429-4e69-8685-9e327dd09c3e">Julie Jeanrenaud<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> verlobt ist; vorgestern kam die Nachricht, er ist ganz plötzlich nach Frankfurt gereis’t deswegen – ich freue mich wie ein Kind darüber, und daß nun die <persName xml:id="persName_6f1dd07a-8226-4934-9736-258a07c477a4">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> ihre Schwester herbekommt ist gar zu angenehm. Das Düsseldorfer Musikfest brachte mich darauf, denn ich hatte mir vorgenommen es abzuschlagen, und ruhig hier zu bleiben; aber zur Hochzeit <hi rend="underline">müsse</hi> sie nach Frankfurt sagt <persName xml:id="persName_d0cda78a-2d6a-45ea-9c9c-2e73194af8d9">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, und das macht meine Entschlüsse wieder etwas wankend.</p><p>Wer trat eben ins Zimmer? Wer muß den Brief nun mitnehmen? <persName xml:id="persName_da705d00-bcaa-4677-a73f-8e05011b197a">Prof. Gans<name key="PSN0111279" style="hidden">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, frisch aus Neapel angekommen. Er ißt bei uns, und will den Nachmittag durchaus wieder fort, er wird Dir alles selbst erzählen, also nichts über ihn; ich habe mich gar sehr gefreut. Damit doch kein Brief ohne Geschäftssachen sei, so muß ich Dich bitten, mir, wenn Du kannst, wieder dieselbe Quantität und Qualität Rothwein und auf dieselbe Art zu schicken, wie im vorigen Jahr; es war Pouillac Duhart, und schmeckte sehr gut; gestern kam auf einmal die Hiobspost aus dem Keller, daß keiner mehr da sei. Kennst Du denn <persName xml:id="persName_732f028a-d66e-4946-bf60-85040b3155ae">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName>? Der ist wieder hier, mit 2 andern Englischen Musikern; von denen und <persName xml:id="persName_70d71444-ab18-48af-98e3-446e4e2b3bf5">Mrs. Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName>, die eine einzige Sängerinn ist, schreibe ich nächstens an <persName xml:id="persName_1f6d0c28-c01f-4340-9f75-cc25aa1e88e3">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> oder <persName xml:id="persName_374cbc26-12d9-4c7b-9955-6e02567e14f8">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>; theile einstweilen aus diesem Briefe mit. Und komm zu Weihnachten! <persName xml:id="persName_7e28eca8-ae93-4388-a968-8083553cbf0c">Prof. Gans<name key="PSN0111279" style="hidden">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> verspricht eben er wolle mitkommen! Thu es! und Leb[wohl] für heut. An <persName xml:id="persName_10095bb0-acf8-48bc-ba49-77c5c2d3b6bf">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> die herzlichsten Grüße. <seg type="closer" xml:id="seg_e609150f-d68e-4632-af66-f484fbd42a27">Immer Dein</seg></p><signed rend="right">Felix</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_45932f66-8738-45c5-8929-bc738c382100"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_57440f40-873e-4a95-bbad-97b39b92966d">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> muß drin bei den Herren sein, und kann drum nicht schreiben, obwohl sie es vorhatte. <seg type="closer" xml:id="seg_c4fd0e8a-0f87-4182-b05c-c6c3c2337579">Die herzlichsten Grüße und Wünsche von ihr für Euch beide</seg></p></div></body> </text></TEI>