]> Brief: fmb-1838-10-28-03

fmb-1838-10-28-03

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in London <lb></lb>Leipzig, 28. Oktober 1838 Deinen lieben Brief für den ich Dir aufs herzlichste danke, brachte mir Bennett vorige Woche. Habe tausend Dank dafür, daß Du mir immer so freundlich bleibst, mir es auch zuweilen sagst; ein Brief von Dir Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 6, 2111

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Leeds GB-LEbc Leeds, University Library, The Brotherton Library Brotherton Collection MS Mendelssohn, Letters 33. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in London; Leipzig, 28. Oktober 1838 Deinen lieben Brief für den ich Dir aufs herzlichste danke, brachte mir Bennett vorige Woche. Habe tausend Dank dafür, daß Du mir immer so freundlich bleibst, mir es auch zuweilen sagst; ein Brief von Dir

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, Vermerk von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »M. Mendelssohn / Leipzig v. 28t Octobr 1838 / Herzliche Ergießungen. / Er hatte die Masern. / Ueber Mrs Shaw, Clara Novello, Bennett / und Musiker-Wesen (letzte Seite)«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Herzliche Ergießungen. / Er hatte die Masern. / Seine 3 Violin Quartetten, Sinfonie, Rondo in H moll. / Ueber Mrs Shaw, Clara Novello, Bennett, und / Äußerungen über Musiker-Rivalitäten im Allgemeinen.«

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Moscheles, Briefe, S. 159-162.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

28. Oktober 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) London Großbritannien deutsch
I. Moscheles Esqure London 3 Chester Place, Chester Terrace Regents Park.
Vermerk von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »M. Mendelssohn / Leipzig v. 28t Octobr 1838 / Herzliche Ergießungen. / Er hatte die Masern. / Ueber Mrs Shaw, Clara Novello, Bennett / und Musiker-Wesen (letzte Seite)«.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig den 28 October 1838.Lieber Freund

Deinen lieben Brief für den ich Dir aufs herzlichste danke, brachte mir BennettBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) vorige Woche. Habe tausend Dank dafür, daß Du mir immer so freundlich bleibst, mir es auch zuweilen sagst; ein Brief von Dir thut mir immer für lange hinaus wohl, und was Du mir über Dich und über andre schreibst ist alles immer so prägnant und so ganz Du, als hörte ich Dich sprechen, und gäbe Dir Recht, und freute mich daran. Wär ich ein bischen milder, und ein bischen gerechter, und ein bischen gescheuter, und noch viele andre Dinge ein bischen mehr, so könnte ich auch solch ein Urtheil haben; aber ich ärgre mich immer gleich so sehr, und werde unbillig, während Dir das Gute lieb, und das Schlechte doch noch der Besserung werth scheint. Vor allem aber freut mich, daß Du neue Werke schreibst; wie freue ich mich auf das Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110041" style="hidden" type="music">8. Klavierkonzert D-Dur, op. 96 (Concerto pastorale)</name>. Aus welchem Tone geht es? In welcher Form ist es? Wie schwer ist es? Wann werden wir’s erhalten? Das möchte ich alles wissen. Und hast Du außerdem zeither etwas componirt? Und was? Mich haben die fatalen Masern, wie Du Dirs gedacht hast, sehr zurückgebracht. Noch jetzt sind meine Augen nicht wieder ganz frei, und namentlich bin ich noch so reizbar, daß jede kleine Anstrengung mich gleich ganz ungewöhnlich mitnimmt. Noch dazu gehts bei mir zu, wie auf der Accise oder beim Bäcker, und 3 Wochen in denen ich nicht schreiben und ausgehn kann richten eine solche Verwirrung an, daß ich mich noch jetzt nicht aus alle dem Wust finde. Ich hatte mehreres herausgeben wollen in der Zeit, und sitze nun noch immer da, Stimmen zu corrigiren, Tempos zu bezeichnen, und wie alle die odiosa heißen mögen, die sich so grimmig rächen, wenn man sie vernachlässigt. Drei neue Violinquartetten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_r3fkggpz-onzj-fgmv-rxqm-8jrzvba0ww6r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100635" style="hidden">Drei Streichquartette, 1839/1840; enthält MWV R 30, R 26 und R 28<idno type="MWV">SD 19</idno><idno type="op">44</idno></name> habe ich gemacht, die ich Dir gern zeigte, weil sie mir lieb sind und ich so gern Dein Urtheil darüber hörte; auch eine neue Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_g5dvzppq-gxvf-kjcz-m8cq-cpo2dhsvu9cu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100343" style="hidden">Sinfonie B-Dur für Orchester, Fragment, [ca. 1838 bis 1840]<idno type="MWV">N 17</idno><idno type="op"></idno></name> denke ich bald zu beendigen. Meine Serenade<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qwjur8v2-luro-ttgy-hxfq-daqkzn8kvzyt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100354" style="hidden">Serenade und Allegro giojoso h-Moll / D-Dur für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Ende März 1838] bis 1. April 1838<idno type="MWV">O 12</idno><idno type="op">43</idno></name> und das andre Clavierstück in hmoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ak524dfy-rq3v-s5hq-fwgf-txsvsf81s3v4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100480" style="hidden">Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, 22. Juni 1838<idno type="MWV">U 141</idno><idno type="op"></idno></name> kommen Dir vielleicht dort zu Gesicht – da mußt Du nachsichtig sein, und eine grüne Brille der Kritik aufsetzen.

Meines Instruments wegen habe ich eine große Bitte an Dich. Du frägst mich, wie ich damit zufrieden bin, und ich habe außer dieser Frage nicht das Geringste darüber gehört, seit es von Hamburg abgegangen ist. Im Juli habe ich gleich, Deinem Rath gemäß, an ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855) geschrieben, ihm für seine gütige Absicht, die ich durch Dich erfahren, gedankt, ihm gesagt, wie sehr ich mich auf ein neues Instrument freuen würde, am 10ten Aug. ist das alte von Hamburg abgegangen; ich habe aber keine Zeile Antwort von ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855), keine Bescheinigung des Empfangs, nichts. Nun bitte ich Dich mir mit umgehender Post in einigen Zeilen bestimmt zu sagen, wie es damit wird, ob ich mein altes wiederbekomme, ob ein neues, wann es von London abgehen soll &c. Ich muß mich jetzt hier mit einem sehr elenden, alten Miethclavier behelfen, und es fällt mir schwer. Also bitte ich Dich dringend um Antwort, und um nochmalige gütige Nachsicht mit aller Belästigung.

Hier haben wir jetzt einen ganzen Englischen CongreßGewandhausLeipzigDeutschland; Mme. ShawShaw, Mary (1814-1876) hat sich mit ihrem schönen Gesang schon viele Freunde gemacht, auf BennettsBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) neue Sachen ist das Concertpublicum auch sehr gespannt; außerdem hat er noch 2 junge Engl. Musiker mitgebracht, Clara NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) war auch wieder hier und hat ein volles Concert gegebenClara Novello … hat ein volles Concert gegeben – Clara Novello veranstaltete am 23. Oktober 1838 ein »Großes Konzert« im Saal des Gewandhauses (zum Programm siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 997). . Bei der Gelegenheit hat sich eine Menge Rivalität, und sonstiges böses Künstlerblut an den Tag gelegt, das ich lieber weder am Tage noch in der Nacht noch in der Welt wünschte. Überhaupt, wenn die guten Musiker anfangen sich herunterzumachen, anzufeinden, heimlich zu beißen – am liebsten möchte ich da gleich die Musik abschwören – oder vielmehr die Musiker; ich komme mir gleich so schuhflickermäßig vor. Und doch scheint es so Mode zu sein! Sonst dachte ich, nur bei den Stümpern, aber jetzt sehe ich bei allen, und nur ein ordentlicher Character schützt vor dem Beispiel, und ein ordentlicher Kerl, ders verachtet. Doch wird einem aber auch das Gute wieder mehr lieb, und man freut sich doppelt über das Gegentheil, über gute Kunst, und gute Künstler, und über Briefe von Dir, und es ist doch gar nicht so übel in der Welt.

Lebwohl für heut, mein lieber, lieber Freund grüße Deine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) von mir und der meinigenMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) viel tausendmal; wie wünschte ich, daß wir bald einmal zusammenkämen. Grüß Deine KinderMoscheles, Emily Mary (1827-1889)Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)Moscheles, Felix Stone (1833-1917)Moscheles, Clara (Clarisse) Maria (1836-1884) auch von mir und lebwohl.

Immer DeinFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Leipzig den 28 October 1838. Lieber Freund
Deinen lieben Brief für den ich Dir aufs herzlichste danke, brachte mir Bennett vorige Woche. Habe tausend Dank dafür, daß Du mir immer so freundlich bleibst, mir es auch zuweilen sagst; ein Brief von Dir thut mir immer für lange hinaus wohl, und was Du mir über Dich und über andre schreibst ist alles immer so prägnant und so ganz Du, als hörte ich Dich sprechen, und gäbe Dir Recht, und freute mich daran. Wär ich ein bischen milder, und ein bischen gerechter, und ein bischen gescheuter, und noch viele andre Dinge ein bischen mehr, so könnte ich auch solch ein Urtheil haben; aber ich ärgre mich immer gleich so sehr, und werde unbillig, während Dir das Gute lieb, und das Schlechte doch noch der Besserung werth scheint. Vor allem aber freut mich, daß Du neue Werke schreibst; wie freue ich mich auf das Concert. Aus welchem Tone geht es? In welcher Form ist es? Wie schwer ist es? Wann werden wir’s erhalten? Das möchte ich alles wissen. Und hast Du außerdem zeither etwas componirt? Und was? Mich haben die fatalen Masern, wie Du Dirs gedacht hast, sehr zurückgebracht. Noch jetzt sind meine Augen nicht wieder ganz frei, und namentlich bin ich noch so reizbar, daß jede kleine Anstrengung mich gleich ganz ungewöhnlich mitnimmt. Noch dazu gehts bei mir zu, wie auf der Accise oder beim Bäcker, und 3 Wochen in denen ich nicht schreiben und ausgehn kann richten eine solche Verwirrung an, daß ich mich noch jetzt nicht aus alle dem Wust finde. Ich hatte mehreres herausgeben wollen in der Zeit, und sitze nun noch immer da, Stimmen zu corrigiren, Tempos zu bezeichnen, und wie alle die odiosa heißen mögen, die sich so grimmig rächen, wenn man sie vernachlässigt. Drei neue Violinquartetten habe ich gemacht, die ich Dir gern zeigte, weil sie mir lieb sind und ich so gern Dein Urtheil darüber hörte; auch eine neue Symphonie denke ich bald zu beendigen. Meine Serenade und das andre Clavierstück in hmoll kommen Dir vielleicht dort zu Gesicht – da mußt Du nachsichtig sein, und eine grüne Brille der Kritik aufsetzen.
Meines Instruments wegen habe ich eine große Bitte an Dich. Du frägst mich, wie ich damit zufrieden bin, und ich habe außer dieser Frage nicht das Geringste darüber gehört, seit es von Hamburg abgegangen ist. Im Juli habe ich gleich, Deinem Rath gemäß, an Erard geschrieben, ihm für seine gütige Absicht, die ich durch Dich erfahren, gedankt, ihm gesagt, wie sehr ich mich auf ein neues Instrument freuen würde, am 10ten Aug. ist das alte von Hamburg abgegangen; ich habe aber keine Zeile Antwort von Erard, keine Bescheinigung des Empfangs, nichts. Nun bitte ich Dich mir mit umgehender Post in einigen Zeilen bestimmt zu sagen, wie es damit wird, ob ich mein altes wiederbekomme, ob ein neues, wann es von London abgehen soll &c. Ich muß mich jetzt hier mit einem sehr elenden, alten Miethclavier behelfen, und es fällt mir schwer. Also bitte ich Dich dringend um Antwort, und um nochmalige gütige Nachsicht mit aller Belästigung.
Hier haben wir jetzt einen ganzen Englischen Congreß; Mme. Shaw hat sich mit ihrem schönen Gesang schon viele Freunde gemacht, auf Bennetts neue Sachen ist das Concertpublicum auch sehr gespannt; außerdem hat er noch 2 junge Engl. Musiker mitgebracht, Clara Novello war auch wieder hier und hat ein volles Concert gegeben. Bei der Gelegenheit hat sich eine Menge Rivalität, und sonstiges böses Künstlerblut an den Tag gelegt, das ich lieber weder am Tage noch in der Nacht noch in der Welt wünschte. Überhaupt, wenn die guten Musiker anfangen sich herunterzumachen, anzufeinden, heimlich zu beißen – am liebsten möchte ich da gleich die Musik abschwören – oder vielmehr die Musiker; ich komme mir gleich so schuhflickermäßig vor. Und doch scheint es so Mode zu sein! Sonst dachte ich, nur bei den Stümpern, aber jetzt sehe ich bei allen, und nur ein ordentlicher Character schützt vor dem Beispiel, und ein ordentlicher Kerl, ders verachtet. Doch wird einem aber auch das Gute wieder mehr lieb, und man freut sich doppelt über das Gegentheil, über gute Kunst, und gute Künstler, und über Briefe von Dir, und es ist doch gar nicht so übel in der Welt.
Lebwohl für heut, mein lieber, lieber Freund grüße Deine Frau von mir und der meinigen viel tausendmal; wie wünschte ich, daß wir bald einmal zusammenkämen. Grüß Deine Kinder auch von mir und lebwohl.
Immer Dein
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1838-10-28-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1838-10-28-03" xml:id="title_ebc8a5b5-af55-425b-a507-9a688a8f0e54">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in London <lb></lb>Leipzig, 28. Oktober 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_6751eb87-8697-40c5-b002-e805a62c71f0">Deinen lieben Brief für den ich Dir aufs herzlichste danke, brachte mir Bennett vorige Woche. 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Habe tausend Dank dafür, daß Du mir immer so freundlich bleibst, mir es auch zuweilen sagst; ein Brief von Dir thut mir immer für lange hinaus wohl, und was Du mir über Dich und über andre schreibst ist alles immer so prägnant und so ganz Du, als hörte ich Dich sprechen, und gäbe Dir Recht, und freute mich daran. Wär ich ein bischen milder, und ein bischen gerechter, und ein bischen gescheuter, und noch viele andre Dinge ein bischen mehr, so könnte ich auch solch ein Urtheil haben; aber ich ärgre mich immer gleich so sehr, und werde unbillig, während Dir das Gute lieb, und das Schlechte doch noch der Besserung werth scheint. Vor allem aber freut mich, daß Du neue Werke schreibst; wie freue ich mich auf das <title xml:id="title_dcf68c0a-af03-45ae-9d9b-6ca6a1b8ee25">Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110041" style="hidden" type="music">8. Klavierkonzert D-Dur, op. 96 (Concerto pastorale)</name></title>. Aus welchem Tone geht es? In welcher Form ist es? Wie schwer ist es? Wann werden wir’s erhalten? Das möchte ich alles wissen. Und hast Du außerdem zeither etwas componirt? Und was? Mich haben die fatalen Masern, wie Du Dirs gedacht hast, sehr zurückgebracht. Noch jetzt sind meine Augen nicht wieder ganz frei, und namentlich bin ich noch so reizbar, daß jede kleine Anstrengung mich gleich ganz ungewöhnlich mitnimmt. Noch dazu gehts bei mir zu, wie auf der Accise oder beim Bäcker, und 3 Wochen in denen ich nicht schreiben und ausgehn kann richten eine solche Verwirrung an, daß ich mich noch jetzt nicht aus alle dem Wust finde. Ich hatte mehreres herausgeben wollen in der Zeit, und sitze nun noch immer da, Stimmen zu corrigiren, Tempos zu bezeichnen, und wie alle die odiosa heißen mögen, die sich so grimmig rächen, wenn man sie vernachlässigt. <title xml:id="title_1d2dbc06-145c-4552-b2a8-242d799fd4e6">Drei neue Violinquartetten<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_r3fkggpz-onzj-fgmv-rxqm-8jrzvba0ww6r"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100635" style="hidden">Drei Streichquartette, 1839/1840; enthält MWV R 30, R 26 und R 28<idno type="MWV">SD 19</idno><idno type="op">44</idno></name></title> habe ich gemacht, die ich Dir gern zeigte, weil sie mir lieb sind und ich so gern Dein Urtheil darüber hörte; auch eine <title xml:id="title_864d7a56-688c-41db-84b1-b906289e37d9">neue Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_g5dvzppq-gxvf-kjcz-m8cq-cpo2dhsvu9cu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100343" style="hidden">Sinfonie B-Dur für Orchester, Fragment, [ca. 1838 bis 1840]<idno type="MWV">N 17</idno><idno type="op"></idno></name></title> denke ich bald zu beendigen. <title xml:id="title_278dff06-84fc-404e-bcee-a38a48826c75">Meine Serenade<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qwjur8v2-luro-ttgy-hxfq-daqkzn8kvzyt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100354" style="hidden">Serenade und Allegro giojoso h-Moll / D-Dur für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Ende März 1838] bis 1. April 1838<idno type="MWV">O 12</idno><idno type="op">43</idno></name></title> und <title xml:id="title_1acc2250-ff11-42ac-940d-9b3a85572cfc">das andre Clavierstück in hmoll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ak524dfy-rq3v-s5hq-fwgf-txsvsf81s3v4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100480" style="hidden">Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, 22. Juni 1838<idno type="MWV">U 141</idno><idno type="op"></idno></name></title> kommen Dir vielleicht dort zu Gesicht – da mußt Du nachsichtig sein, und eine grüne Brille der Kritik aufsetzen.</p><p>Meines Instruments wegen habe ich eine große Bitte an Dich. Du frägst mich, wie ich damit zufrieden bin, und ich habe außer dieser Frage nicht das Geringste darüber gehört, seit es von Hamburg abgegangen ist. Im <hi rend="underline">Juli</hi> habe ich gleich, Deinem Rath gemäß, an <persName xml:id="persName_5b4d5aeb-c0e4-42a8-91f4-4ddc128ec3f1">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> geschrieben, ihm für seine gütige Absicht, die ich durch Dich erfahren, gedankt, ihm gesagt, wie sehr ich mich auf ein neues Instrument freuen würde, am 10<hi rend="superscript">ten</hi> Aug. ist das alte von Hamburg abgegangen; ich habe aber keine Zeile Antwort von <persName xml:id="persName_fda81b05-0ae3-41ae-a775-b30be6ed3691">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName>, keine Bescheinigung des Empfangs, nichts. Nun bitte ich Dich mir mit umgehender Post in einigen Zeilen bestimmt zu sagen, wie es damit wird, ob ich mein altes wiederbekomme, ob ein neues, wann es von London abgehen soll &amp;c. Ich muß mich jetzt hier mit einem sehr elenden, alten Miethclavier behelfen, und es fällt mir schwer. Also bitte ich Dich dringend um Antwort, und um nochmalige gütige Nachsicht mit aller Belästigung.</p><p>Hier haben wir jetzt einen <placeName xml:id="placeName_49bcc4cc-301f-4251-9aef-38f5ad4ae6b9">ganzen Englischen Congreß<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; <persName xml:id="persName_386811b0-86b8-48bd-851e-c5d3a79c255a">Mme. Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName> hat sich mit ihrem schönen Gesang schon viele Freunde gemacht, auf <persName xml:id="persName_9d7e5632-68b5-46ea-92de-3c676b919239">Bennetts<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> neue Sachen ist das Concertpublicum auch sehr gespannt; außerdem hat er noch 2 junge Engl. Musiker mitgebracht, <persName xml:id="persName_07718934-97a1-4fbe-8dc3-76935c5d15f6">Clara Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> war auch wieder hier und hat ein volles Concert gegeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7dae5939-fa21-40d4-902c-473cdee3ebc8" xml:lang="de">Clara Novello … hat ein volles Concert gegeben – Clara Novello veranstaltete am 23. Oktober 1838 ein »Großes Konzert« im Saal des Gewandhauses (zum Programm siehe Hagels, Konzerte in Leipzig, Statistik, S. 997). </note>. Bei der Gelegenheit hat sich eine Menge Rivalität, und sonstiges böses Künstlerblut an den Tag gelegt, das ich lieber weder am Tage noch in der Nacht noch in der Welt wünschte. Überhaupt, wenn die guten Musiker anfangen sich herunterzumachen, anzufeinden, heimlich zu beißen – am liebsten möchte ich da gleich die Musik abschwören – oder vielmehr die Musiker; ich komme mir gleich so schuhflickermäßig vor. Und doch scheint es so Mode zu sein! Sonst dachte ich, nur bei den Stümpern, aber jetzt sehe ich bei allen, und nur ein ordentlicher Character schützt vor dem Beispiel, und ein ordentlicher Kerl, ders verachtet. Doch wird einem aber auch das Gute wieder mehr lieb, und man freut sich doppelt über das Gegentheil, über gute Kunst, und gute Künstler, und über Briefe von Dir, und es ist doch gar nicht so übel in der Welt.</p><p><seg type="closer" xml:id="seg_3440e125-c8e4-4775-8272-102c9877c925">Lebwohl für heut, mein lieber, lieber Freund</seg> grüße <persName xml:id="persName_1d6ad8c7-c4ff-469d-bdb8-2468db236cd6">Deine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> von mir und <persName xml:id="persName_e66960e2-966b-4e9a-8f0d-975f1b3709ee">der meinigen<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> viel tausendmal; wie wünschte ich, daß wir bald einmal zusammenkämen. Grüß <persName xml:id="persName_e274eb8c-2f35-4e6e-b648-ae908c143479">Deine Kinder<name key="PSN0113439" style="hidden">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name><name key="PSN0113443" style="hidden">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name><name key="PSN0113440" style="hidden">Moscheles, Felix Stone (1833-1917)</name><name key="PSN0113437" style="hidden">Moscheles, Clara (Clarisse) Maria (1836-1884)</name></persName> <seg type="closer" xml:id="seg_e0939558-58b5-4c50-af9f-bc5cbdeb7a22">auch von mir und lebwohl.</seg></p><signed rend="right">Immer Dein</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>