fmb-1838-08-21-01
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Leipzig, 21. August 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Cécile Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin
Gestern um 1 21 2
Ich bin mit allen meinen Gedanken noch so ganz bei Euch, daß ich hier wie im Traum herumgehe, mir alles ansehe, alles beim Alten finde, und doch nicht recht begreife wie ich vorgestern noch bei Euch war und nun hier bin.
Ich möchte fragen wie es dem
Leipzig d. 21 Aug. 1838Gestern um 1 2 7 Uhr sind wir sehr glücklich und wohlbehalten hier angekommen. Der kleine Kerl Karl war diesmal bedeutend individueller als das vorigemal d. h. er schrie viel, und machte sich und andere naß. Vorgestern Abend ehe wir nach Wittenberg kamen kreischte er mal eine ganze Station über; es war ihm im Wagen zu eng, und der Wind incommodirte ihn, und hungrig war er auch; Cécile ängstigte sich und ich war froh als wir in Wittenberg um 1 2 11 ankamen. Wir hatten nämlich vom schönen Wetter gelockt uns noch in Sanssouci umgesehen, und es dort sehr schön gefunden; dann wollten wir in Treunbrietzen bleiben, und kamen so nach und nach doch bis Wittenberg. Auch gestern auf der Reise war Karl ziemlich grimmig, aber seit wir hier sind, und er nicht mehr im Wagen still gehalten zu werden braucht ist seine Laune wieder hergestellt. Er hat prächtig geschlafen, und kehrt eben vom Spaziergang um die Stadt zurück, wo er wie Hanne mit Stolz erzählt, von allen Leuten bewundert worden sei; die Wahrheit ist daß er vollkommen wohl und munter aussieht und vor Lust immerfort quäckt. Wüßten wir nur auch erst Gutes vom kleinen Felix; wir haben so oft und viel an ihn gedacht und von ihm gesprochen. Hoffentlich gebt Ihr uns recht bald und häufig Nachrichten von ihm und beruhigt uns über das kleine liebe Balg. Hier haben wir Alles beim Alten gefunden, bis auf eine grandiose Colonnade im Italiänischen Geschmack, die unser Wohnhaus mit dem neu gebauten danebenstehenden verbindet, und über die Cécile beim Hereinfahren laut lachen mußte. Unsre Zimmer kommen uns freilich sehr winzig vor nach Euern schönen großen Räumen, aber dennoch machen wir schon Pläne, wie alles sein müßte wenn Ihr uns mal hier besuchtet, wo Du schlafen müßtest liebe Mutter &c &c und Cécile spricht den ganzen Tag davon, daß es bald sein müßte. Amen, sage ich, und bitte schriftlich wie mündlich laßt es bald sein. An unsrer Aussicht über das weite Feld und das viele Grün, und an manchem hier würdet ihr Euch doch auch erfreuen. – Neues wüßte ich nichts mitzutheilen außer daß der Weg zwischen Beelitz und Kropstädt ganz abscheulich schlecht und verdorben ist, und daß unser Führer in Sanssouci uns einen braunen Kopf auf einer Säule zeigte und dabei sagte: es stelle einen gewissen Nero vor, der ehemals türkischer Sultan gewesen. – Über meinem Schreibtisch fand ich ein großes Oelbild aufgestellt, die Copie des Stielerschen Portraits von Goethe, welches mir Walther v. Goethe verehrt, und welches eine schöne Zierde unsres Saales wird. Cécile fand eine sehr hübsche Fußbank mit sehr freundlichen Zeilen von Woringens vor. Sie will noch heranschreiben, also schließe ich. Denkt unsres frohen Berliner Aufenthalts auch gern, sowie wir es immer mit dem dankbarsten Herzen thun werden. Lebt alle wohl. Euer Felix MB. Liebste Mutter Ich bin mit allen meinen Gedanken noch so ganz bei Euch, daß ich hier wie im Traum herumgehe, mir alles ansehe, alles beim Alten finde, und doch nicht recht begreife wie ich vorgestern noch bei Euch war und nun hier bin. Ich möchte fragen wie es dem lieben Felixchen geht, ob Walther und Sebastian noch gesund, eine Menge Dinge möcht’ ich wissen, worauf ich erst in ein paar Tagen Antwort haben kann. Carl war sehr unartig auf der Reise, das muß wahr sein trotz Deiner Liebe zu ihm er hat wie ein Rasender gebrüllt. Außer seinem Husten ist er aber wohl und vergnügt, und ich hoffe er wird von den Masern verschont bleiben, obgleich die Kinder des Wirths sie auch haben. Nun soll ich Besuche machen mit Felix, und ein wenig Luft schöpfen, könnt’ ich doch bei dem schönen Wetter mit Dir im Garten gehen Adieu, liebe Mutter ich grüße das ganze Haus undbleibe nah und fern Deine treue Cécile.
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Wüßten wir nur auch erst Gutes vom <persName xml:id="persName_082cf46f-fca6-47e1-86c3-5eeb694414e5">kleinen Felix<name key="PSN0110669" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName>; wir haben so oft und viel an ihn gedacht und von ihm gesprochen. Hoffentlich gebt Ihr uns recht bald und häufig Nachrichten von ihm und beruhigt uns über das kleine liebe Balg. Hier haben wir Alles beim Alten gefunden, bis auf eine grandiose Colonnade im Italiänischen Geschmack, die unser Wohnhaus mit dem neu gebauten danebenstehenden verbindet, und über die <persName xml:id="persName_bc31328b-fc2e-4ed5-814f-bf43b748874a">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> beim Hereinfahren laut lachen mußte. Unsre Zimmer kommen uns freilich sehr winzig vor nach Euern schönen großen Räumen, aber dennoch machen wir schon Pläne, wie alles sein müßte wenn Ihr uns mal hier besuchtet, wo Du schlafen müßtest liebe <persName xml:id="persName_20f32e7b-da30-4316-83dd-cf8feb3498f7">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> &c &c und Cécile spricht den ganzen Tag davon, daß es bald sein müßte. Amen, sage ich, und bitte schriftlich wie mündlich laßt es bald sein. An unsrer Aussicht über das weite Feld und das viele Grün, und an manchem hier würdet ihr Euch doch auch erfreuen. – Neues wüßte ich nichts mitzutheilen außer daß der Weg zwischen Beelitz und Kropstädt ganz abscheulich schlecht und verdorben ist, und daß unser Führer in Sanssouci uns einen braunen Kopf auf einer Säule zeigte und dabei sagte: es stelle einen gewissen Nero vor, der ehemals türkischer Sultan gewesen. – Über meinem Schreibtisch fand ich ein großes Oelbild aufgestellt, die Copie des <persName xml:id="persName_3f8ed41b-45af-4ac9-9f5a-1053079fd05f">Stielerschen<name key="PSN0115136" style="hidden">Stieler, Joseph Karl (1781-1858)</name></persName> Portraits von <persName xml:id="persName_14ae3643-d989-4139-b8ca-f5b52f3a191d">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, welches mir <persName xml:id="persName_5d487961-f534-4bb8-8383-4f64be3e2be5">Walther v. Goethe<name key="PSN0111426" style="hidden">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName> verehrt, und welches eine schöne Zierde unsres Saales wird. <persName xml:id="persName_8a438621-96d5-4116-82b6-3c5d1f81ba53">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> fand eine sehr hübsche Fußbank mit sehr freundlichen Zeilen von <persName xml:id="persName_f9121f10-9140-45a7-a863-2b8e2568d6d6">Woringens<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. (-)</name><name key="PSN0115879" style="hidden">Woringen, Franz Arnold Maria von (1804-1870)</name></persName> vor. Sie will noch heranschreiben, also schließe ich. Denkt unsres frohen Berliner Aufenthalts auch gern, sowie wir es immer mit dem dankbarsten Herzen thun werden. <seg type="closer" xml:id="seg_d4441da2-94b3-4576-a740-73adcb9629dd">Lebt alle wohl. 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Außer seinem Husten ist er aber wohl und vergnügt, und ich hoffe er wird von den Masern verschont bleiben, obgleich die Kinder des <persName xml:id="persName_e0c36dab-2790-48a1-83b7-afc1c5585612">Wirths<name key="PSN0112985" style="hidden">Lurgenstein, Wenzel Anton (1776-1858)</name></persName> sie auch haben. Nun soll ich Besuche machen mit Felix, und ein wenig Luft schöpfen, könnt’ ich doch bei dem schönen Wetter mit Dir im Garten gehen</p><closer rend="left" xml:id="closer_7d931f04-d907-45a0-89b1-098700db0ac9">Adieu, liebe Mutter ich grüße das ganze Haus und</closer><signed rend="right">bleibe nah und fern Deine</signed><signed rend="right">treue Cécile.</signed></div></body> </text></TEI>