]> Brief: fmb-1838-07-15-03

fmb-1838-07-15-03

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Bellagio <lb></lb>Berlin, 15. Juli 1838 Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 6, 2054

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Köln D-KNa Köln, Historisches Archiv der Stadt Best. 1051 Bd. 23, S. 1073-1076. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Bellagio; Berlin, 15. Juli 1838 Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten,

4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand mit Streichung und Hinzufügung von fremder Hand, mehrere Poststempel. – Textverluste am rechten Rand der zweiten und vierten Seite sowie Verlust von Grußformel und Unterschrift auf dem linken Rand der ersten Seite durch Einbinden des Briefs; nach dem Druck ergänzt. Eine Autopsie am Autograph ist nicht möglich, da die Briefe an Hiller aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln nach dem Einsturz des Archivgebäudes im März 2009 als verloren gelten (Auskunft Köln 2009).

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,32,8 (datiert auf den 18. Juli 1838). Hiller, Briefe und Erinnerungen, S. 107-112.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. Juli 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885) Bellagio Italien deutsch
Herrn Herrn Ferdinand Hiller in Mailand [von fremder Hand gestrichen] [fremde Hand:] Como Belaggio [Felix Mendelssohn Bartholdy:] poste restante
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Berlin den 15ten July 1838Lieber Ferdinand

Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten, wo mir die Dinte nicht fließen will, und wenn ich Antworten kriegen könnte (z. B. von Dir) ohne erst selbst zu schreiben, so verlernte ichs wahrscheinlich ganz. Du merkst es erstlich meinem langen Nichtschreiben und jetzt meinem steifen Schreiben an, daß dies solch eine Zeit ist. Aber wie gesagt, von wegen der Antwort. Ich hoffe, es fällt Dir eine ganz aparte Art mich anzuschnauzen ein, mit der Du Deinen Brief anfangen kannst; dann bekomme ich ihn gewiß bald. Und dann mußt Du mir auch als Geschäftsmann antworten, denn ich schreibe jetzt in Geschäften, um nach der Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name> zu fragen, die Du uns zu den ConcertenGewandhausLeipzigDeutschland versprochen hast. Wie ists damit? Ich hoffe, wir erhalten sie, und können sie gleich zu Anfang der Concerte (Ende September) ansetzen. Wirf mir nicht vor, daß ich Dir meine Sachen nicht durch HärtelsBreitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig geschickt hätte, wie Du verlangtest; Du weißt, daß ich seitdem hier war und ziemlich unruhig lebte, und zudem – was willst Du auch jetzt damit? Lieber spiele ich Dir alles en gros vor, wenn Du mal wieder ins Vaterland zurückgekehrt bist. Mit Dir aber ists ein Anderes; Du kannst mir zu meinen Aufführungen dadurch helfen und uns eine Freude bereiten, und Du hast mirs versprochen; ich halte Dich also beim Wort. Hoffentlich ist die Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name> schon fertig; und dann hoffentlich, hoffentlich schickst Du sie. Ich bin so begierig darauf, wie ich lange nicht auf ein Musikstück war; sowie überhaupt auf Deine ganze Italiänische Oper<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name>, und Dein ganzes Italiänisches Leben und Treiben. Jetzt sitzest Du am Comersee, und Deine MutterHiller, Regine (1783-1839) wohl bei Dir; es mag ein köstliches Leben sein. Dazu wirst Du wohl mit LisztLiszt, Franz (Ferenc) (1811-1886) flaniren, und der NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) die Cour machen, die in Mailand ist, wie ich höre, und dort Stunden nimmt; ist sie denn immer noch Dein entschiedner Liebling? Was sagst Du zu ihrem Singen, und was zu ihrer Person? Ich bin nun seit dem Mai hier, im elterlichen Hause. Es ist ein eigenes Gefühl; so vieles darin verändert, so vieles in mir selbst verändert, und doch ein gewisses behagliches Zu Hausesein, als wäre ich niemals daraus weg gewesen. Dazu ist meine FamilieMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy hier so abgeschlossen und isolirt, daß man eigentlich von Berlin wenig spürt, und mit wenig Leuten in Berührung kommt, als mit denen im Hause. Es hat sein Gutes und auch sein Nachtheiliges, und wie ich hier diesmal mich so eigentlich als Fremder und Unbefangner umsehe, so muß ich mich doch glücklich preisen, nicht hier geblieben zu sein, so leid mirs noch heut der Familie wegen thut; aber das Clima und die Luft sind unfruchtbar hier, und taugen nichts. Zum Lernen und Arbeiten und Isoliren ist Berlin ganz der Platz, aber zum Genießen auch gar zu wenig; es ist mir vieles aus meinem früheren Leben, und alle meine Feindseligkeiten mit den Leuten, und meine schlechte Stellung mit ihnen diesmal erst recht klar geworden, wie das alles so kommen mußte, und auch deshalb sind mir die Monate schon vom höchsten Interesse gewesen. Jetzt gefallen wir uns gegenseitig, und auch Berlin im Ganzen gefällt mir, weil ich die ganze Lumpenwirthschaft los bin, und mich nun am Guten hier freuen kann, ohne mirs zu verbittern. Am ersten Abend meiner Ankunft gingen wir ins Theater um Armide<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name> von Gluck zu hören; solch einen Genuß habe ich selten oder noch niemals in der Oper gehabt. Diese große Masse eingespielter und -gesungener Musiker, von SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) gut dirigirt, das herrliche HausKönigliches OpernhausBerlinDeutschland zum Erdrücken voll, die guten Decorationen und das alles zu dieser wunderbaren Musik vereinigt, machte mir einen Eindruck daß ich mir sagen mußte es sei doch nichts mit solcher kleinen Stadt und solchen kleinen Mitteln und solchem kleinen Kreise, und es sei doch ein ander Wesen hier. Aber wie oft habe ich das seitdem zurücknehmen müssen. Gleich den Tag darauf gaben sie eine sogenannte Gedächtnißfeier für Beethoven und spielten die a dur Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108068" style="hidden" type="music">7. Sinfonie A-Dur, op. 92</name> so niederträchtig, daß ich meiner kleinen Stadt und meinen kleinen Mitteln schon vieles abbat, denn da war eine Rohheit, eine Frechheit der Execution wie ich sie nirgend jemals gehört, und die ich nur mit dem ganzen Preuß. Beamtenwesen erklären kann, das zur Musik paßt, wie eine Zwangsjacke einem Menschen. Und noch dazu ists eine unbewußte Zwangsjacke. Nun, und seitdem habe ich manches von Quartetten und Symphonieen, und in Privatcirkeln, singen und spielen gehört, und habe alles meiner kleinen Stadt abgebeten. Es wird nach wie vor so schülerhaft, so gleichgültig und so hochmüthig an den meisten Orten hier [Musik] getrieben, daß sich daraus zur Genüge all mein damaliger Grimm, und meine wohl […] unschicklichen Mittel um der Sache zu steuern, erklären lassen. Es hängt mit dem Sand, mit der Lage, mit dem Beamtenwesen zusammen; so daß man sich wohl an einzelnen Erscheinungen freuen, aber mit keiner näher befreunden kann. Die GluckschenGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) Opern sind solche erfreuliche Erscheinungen. Ists nicht merkwürdig, daß sie immer ein volles Haus machen, und daß das Publicum klatscht und sich amüsirt und herausruft? Und daß dies ziemlich der einzige Ort in der Welt ist, wo so etwas möglich ist? Und daß am nächsten Abend der Postillion<name key="PSN0109383" style="hidden" type="author">Adam, Adolphe-Charles (1803-1856)</name><name key="CRT0107620" style="hidden" type="music">Le Postillon de Lonjumeau</name> ein eben so volles Haus zieht? Und daß in Bayern verboten ist in irgend einer katholischen oder protestantischen Kirche Musik zu machen, weil es die Kirchen entheilige? Und daß die Choräle auf dem Theater obligat werden? Gottes Schock Donnerwetter. – Die Hauptsache ist aber doch bei alle dem das Neue, und daß es recht viel gutes schönes Zeug in der Welt gebe; drum bin ich auf Deine Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name> und Deine Oper<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name> so gespannt. Daß ich in Cöln zum Musikfest20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland war, wirst Du gehört haben. Es ging alles gut, die Orgel machte zum Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name> und noch mehr zum Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name> (es war eine neu aufgefundne Musik von ihm, die Du noch nicht kennst, mit einem pompösen Doppelchor) einen schönen Effect. Aber auch da fehlte, meinem Gefühl nach wenigstens, das Interesse an i[rgend] etwas neuem, unversuchten; ich mag so gern einiges ungewisse, das mir selbst und dem Publi[cum] Raum zu einer Meinung giebt, im BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) und HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) und BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) weiß man es schon so vorh[er] was man daran hat; das muß dabei bleiben, aber viel anderes dazu. Du hast ganz Recht, daß es in [Ita]lien besser ist, wo die Leute alle Jahr eine neue Musik, und alle Jahr ein neues Urtheil habe[n] müssen; wenn nur die Musik und die Urtheile selbst ein bischen besser wären. Hier schnaubst [Du] und sagst: was ist besser? Mehr nach meinem Schnabel also, wenn Du so willst. Übrigens hat D[eutsch]land auch den Teufel im Leibe; GuhrGuhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848) hat die Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name> 2mal mit ungeheuerm Glanz a[uf]geführt, sämmtliche Zeitungen sprechen von der Stelle „es werde Licht“ wo Guhr sämmtliche Musikchöre d[er] Oesterreichischen und Preußischen Regimenter in der Kirche aufgestellt hatte, die dabei losbliesen. Und im CaecilienvereinCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland dirigirt VoigtVoigt, Carl (1808-1879), und ist, soviel ich weiß, der Beste den sie bekommen können; und Schnyder von WartenseeSchnyder von Wartensee, Franz Xaver Joseph Peter (1786-1868) hält Reden zu Ehren Mozart’sMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791), und alles das ist auch nicht nach meinem Schnabel. Am Ende ist mein Schnabel verqueer – die Möglichkeit leuchtet mir selbst davon zuweil[en] ein – aber ich muß ihn doch einmal so verbrauchen, wie er gewachsen ist, und da kriege ich freilich das meiste ebenso wenig hinunter, wie der Storch den Brei aus der flachen Schüssel. Der Storch führt mich auf meinen JungenMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897), der ist dick und fett und lustig, und schlägt im Aeußern und im Character seiner MutterMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) nach, was mir unsäglich Freude macht, weils sein Bestes ist. Und CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) ist wohl und blühend und grüßt Dich vielmal.

Ich hab Dir ja noch gar nicht geschrieben, was ich geschrieben habe, ich meine die Noten: 2 Rondos für Clavier<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z03vr0kp-shir-kxrn-cp9a-dyzlpqr4qkor"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100354" style="hidden">Serenade und Allegro giojoso h-Moll / D-Dur für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Ende März 1838] bis 1. April 1838<idno type="MWV">O 12</idno><idno type="op">43</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mbvpbezy-ktss-4bi1-jaef-mwlzl3crwf3i"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100480" style="hidden">Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, 22. Juni 1838<idno type="MWV">U 141</idno><idno type="op"></idno></name>, eins mit eins ohne Orchester, 2 Sonaten eine mit Violine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fdegrpnw-zokp-bniv-4rjg-vfzpkna1bcjw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100384" style="hidden">Sonate F-Dur für Violine und Klavier, [spätestens Januar 1838] bis 15. Juni 1838<idno type="MWV">Q 26</idno><idno type="op"></idno></name>, die andre mit Cello<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zkpgbqeh-7p9j-jume-wihu-eqqnvujgahab"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name>, einen Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kvg26tv4-zcpu-warp-kwhw-4ywubyscucva"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100116" style="hidden">Der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, 6. April 1838; [1839]; 3. Juli 1841<idno type="MWV">A 16</idno><idno type="op">46</idno></name> und eben bin ich bei einem 3ten Violinquartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fhbkvl8u-6k3o-upek-zdwk-1dw24gxvlmtj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100398" style="hidden">Quartett D-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, [April (?) bis Ende Juli 1838]<idno type="MWV">R 30</idno><idno type="op">44/1</idno></name> und habe eine Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0auir5qy-mgqx-d1xc-qeic-35idplsys1yb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100343" style="hidden">Sinfonie B-Dur für Orchester, Fragment, [ca. 1838 bis 1840]<idno type="MWV">N 17</idno><idno type="op"></idno></name> im Kopf, die bald vom Stapel laufen soll. In b dur. Und Du? Wirst Du nur die Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name> schicken? Und nun tausend herzliche Grüße Deiner MutterHiller, Regine (1783-1839) und genieße Dein Leben in dem erquicklichen Land, und bleib mir gut. [Dein

Felix M.B.]
            Berlin den 15ten July 1838Lieber Ferdinand
Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten, wo mir die Dinte nicht fließen will, und wenn ich Antworten kriegen könnte (z. B. von Dir) ohne erst selbst zu schreiben, so verlernte ichs wahrscheinlich ganz. Du merkst es erstlich meinem langen Nichtschreiben und jetzt meinem steifen Schreiben an, daß dies solch eine Zeit ist. Aber wie gesagt, von wegen der Antwort. Ich hoffe, es fällt Dir eine ganz aparte Art mich anzuschnauzen ein, mit der Du Deinen Brief anfangen kannst; dann bekomme ich ihn gewiß bald. Und dann mußt Du mir auch als Geschäftsmann antworten, denn ich schreibe jetzt in Geschäften, um nach der Ouvertüre zu fragen, die Du uns zu den Concerten versprochen hast. Wie ists damit? Ich hoffe, wir erhalten sie, und können sie gleich zu Anfang der Concerte (Ende September) ansetzen. Wirf mir nicht vor, daß ich Dir meine Sachen nicht durch Härtels geschickt hätte, wie Du verlangtest; Du weißt, daß ich seitdem hier war und ziemlich unruhig lebte, und zudem – was willst Du auch jetzt damit? Lieber spiele ich Dir alles en gros vor, wenn Du mal wieder ins Vaterland zurückgekehrt bist. Mit Dir aber ists ein Anderes; Du kannst mir zu meinen Aufführungen dadurch helfen und uns eine Freude bereiten, und Du hast mirs versprochen; ich halte Dich also beim Wort. Hoffentlich ist die Ouvertüre schon fertig; und dann hoffentlich, hoffentlich schickst Du sie. Ich bin so begierig darauf, wie ich lange nicht auf ein Musikstück war; sowie überhaupt auf Deine ganze Italiänische Oper, und Dein ganzes Italiänisches Leben und Treiben. Jetzt sitzest Du am Comersee, und Deine Mutter wohl bei Dir; es mag ein köstliches Leben sein. Dazu wirst Du wohl mit Liszt flaniren, und der Novello die Cour machen, die in Mailand ist, wie ich höre, und dort Stunden nimmt; ist sie denn immer noch Dein entschiedner Liebling? Was sagst Du zu ihrem Singen, und was zu ihrer Person? Ich bin nun seit dem Mai hier, im elterlichen Hause. Es ist ein eigenes Gefühl; so vieles darin verändert, so vieles in mir selbst verändert, und doch ein gewisses behagliches Zu Hausesein, als wäre ich niemals daraus weg gewesen. Dazu ist meine Familie hier so abgeschlossen und isolirt, daß man eigentlich von Berlin wenig spürt, und mit wenig Leuten in Berührung kommt, als mit denen im Hause. Es hat sein Gutes und auch sein Nachtheiliges, und wie ich hier diesmal mich so eigentlich als Fremder und Unbefangner umsehe, so muß ich mich doch glücklich preisen, nicht hier geblieben zu sein, so leid mirs noch heut der Familie wegen thut; aber das Clima und die Luft sind unfruchtbar hier, und taugen nichts. Zum Lernen und Arbeiten und Isoliren ist Berlin ganz der Platz, aber zum Genießen auch gar zu wenig; es ist mir vieles aus meinem früheren Leben, und alle meine Feindseligkeiten mit den Leuten, und meine schlechte Stellung mit ihnen diesmal erst recht klar geworden, wie das alles so kommen mußte, und auch deshalb sind mir die Monate schon vom höchsten Interesse gewesen. Jetzt gefallen wir uns gegenseitig, und auch Berlin im Ganzen gefällt mir, weil ich die ganze Lumpenwirthschaft los bin, und mich nun am Guten hier freuen kann, ohne mirs zu verbittern. Am ersten Abend meiner Ankunft gingen wir ins Theater um Armide von Gluck zu hören; solch einen Genuß habe ich selten oder noch niemals in der Oper gehabt. Diese große Masse eingespielter und -gesungener Musiker, von Spontini gut dirigirt, das herrliche Haus zum Erdrücken voll, die guten Decorationen und das alles zu dieser wunderbaren Musik vereinigt, machte mir einen Eindruck daß ich mir sagen mußte es sei doch nichts mit solcher kleinen Stadt und solchen kleinen Mitteln und solchem kleinen Kreise, und es sei doch ein ander Wesen hier. Aber wie oft habe ich das seitdem zurücknehmen müssen. Gleich den Tag darauf gaben sie eine sogenannte Gedächtnißfeier für Beethoven und spielten die a dur Symphonie so niederträchtig, daß ich meiner kleinen Stadt und meinen kleinen Mitteln schon vieles abbat, denn da war eine Rohheit, eine Frechheit der Execution wie ich sie nirgend jemals gehört, und die ich nur mit dem ganzen Preuß. Beamtenwesen erklären kann, das zur Musik paßt, wie eine Zwangsjacke einem Menschen. Und noch dazu ists eine unbewußte Zwangsjacke. Nun, und seitdem habe ich manches von Quartetten und Symphonieen, und in Privatcirkeln, singen und spielen gehört, und habe alles meiner kleinen Stadt abgebeten. Es wird nach wie vor so schülerhaft, so gleichgültig und so hochmüthig an den meisten Orten hier Musik getrieben, daß sich daraus zur Genüge all mein damaliger Grimm, und meine wohl … unschicklichen Mittel um der Sache zu steuern, erklären lassen. Es hängt mit dem Sand, mit der Lage, mit dem Beamtenwesen zusammen; so daß man sich wohl an einzelnen Erscheinungen freuen, aber mit keiner näher befreunden kann. Die Gluckschen Opern sind solche erfreuliche Erscheinungen. Ists nicht merkwürdig, daß sie immer ein volles Haus machen, und daß das Publicum klatscht und sich amüsirt und herausruft? Und daß dies ziemlich der einzige Ort in der Welt ist, wo so etwas möglich ist? Und daß am nächsten Abend der Postillion ein eben so volles Haus zieht? Und daß in Bayern verboten ist in irgend einer katholischen oder protestantischen Kirche Musik zu machen, weil es die Kirchen entheilige? Und daß die Choräle auf dem Theater obligat werden? Gottes Schock Donnerwetter. – Die Hauptsache ist aber doch bei alle dem das Neue, und daß es recht viel gutes schönes Zeug in der Welt gebe; drum bin ich auf Deine Ouvertüre und Deine Oper so gespannt. Daß ich in Cöln zum Musikfest war, wirst Du gehört haben. Es ging alles gut, die Orgel machte zum Händel und noch mehr zum Seb. Bach (es war eine neu aufgefundne Musik von ihm, die Du noch nicht kennst, mit einem pompösen Doppelchor) einen schönen Effect. Aber auch da fehlte, meinem Gefühl nach wenigstens, das Interesse an irgend etwas neuem, unversuchten; ich mag so gern einiges ungewisse, das mir selbst und dem Publicum Raum zu einer Meinung giebt, im Beethoven und Händel und Bach weiß man es schon so vorher was man daran hat; das muß dabei bleiben, aber viel anderes dazu. Du hast ganz Recht, daß es in Italien besser ist, wo die Leute alle Jahr eine neue Musik, und alle Jahr ein neues Urtheil haben müssen; wenn nur die Musik und die Urtheile selbst ein bischen besser wären. Hier schnaubst Du und sagst: was ist besser? Mehr nach meinem Schnabel also, wenn Du so willst. Übrigens hat Deutschland auch den Teufel im Leibe; Guhr hat die Schöpfung 2mal mit ungeheuerm Glanz aufgeführt, sämmtliche Zeitungen sprechen von der Stelle „es werde Licht“ wo Guhr sämmtliche Musikchöre der Oesterreichischen und Preußischen Regimenter in der Kirche aufgestellt hatte, die dabei losbliesen. Und im Caecilienverein dirigirt Voigt, und ist, soviel ich weiß, der Beste den sie bekommen können; und Schnyder von Wartensee hält Reden zu Ehren Mozart’s, und alles das ist auch nicht nach meinem Schnabel. Am Ende ist mein Schnabel verqueer – die Möglichkeit leuchtet mir selbst davon zuweilen ein – aber ich muß ihn doch einmal so verbrauchen, wie er gewachsen ist, und da kriege ich freilich das meiste ebenso wenig hinunter, wie der Storch den Brei aus der flachen Schüssel. Der Storch führt mich auf meinen Jungen, der ist dick und fett und lustig, und schlägt im Aeußern und im Character seiner Mutter nach, was mir unsäglich Freude macht, weils sein Bestes ist. Und Cécile ist wohl und blühend und grüßt Dich vielmal.
Ich hab Dir ja noch gar nicht geschrieben, was ich geschrieben habe, ich meine die Noten: 2 Rondos für Clavier, eins mit eins ohne Orchester, 2 Sonaten eine mit Violine, die andre mit Cello, einen Psalm und eben bin ich bei einem 3ten Violinquartett und habe eine Symphonie im Kopf, die bald vom Stapel laufen soll. In b dur. Und Du? Wirst Du nur die Ouvertüre schicken? Und nun tausend herzliche Grüße Deiner Mutter und genieße Dein Leben in dem erquicklichen Land, und bleib mir gut. Dein
Felix M. B.           
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1838-07-15-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1838-07-15-03" xml:id="title_372605de-5ddf-48cf-9d58-d8809a0f8761">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Bellagio <lb></lb>Berlin, 15. Juli 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_cceaef61-17cb-4aa8-a4a5-a4d0ce9333a0">Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten,</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_086ce3b0-d14d-4560-be0c-cfd580004201">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 6, 2054</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_440f56c9-9797-485f-84ec-891a325d10c6"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Deutschland</country> <settlement>Köln</settlement> <institution key="RISM">D-KNa</institution> <repository>Köln, Historisches Archiv der Stadt</repository> <collection>Best. 1051</collection> <idno type="signatur">Bd. 23, S. 1073-1076.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1838-07-15-03" type="letter" xml:id="title_bde2354a-e605-404d-84ad-0519e78365a5">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand Hiller in Bellagio; Berlin, 15. Juli 1838</title> <incipit>Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand mit Streichung und Hinzufügung von fremder Hand, mehrere Poststempel. – Textverluste am rechten Rand der zweiten und vierten Seite sowie Verlust von Grußformel und Unterschrift auf dem linken Rand der ersten Seite durch Einbinden des Briefs; nach dem Druck ergänzt. Eine Autopsie am Autograph ist nicht möglich, da die Briefe an Hiller aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln nach dem Einsturz des Archivgebäudes im März 2009 als verloren gelten (Auskunft Köln 2009).</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,32,8 (datiert auf den 18. Juli 1838).</bibl> <bibl type="printed_letter">Hiller, Briefe und Erinnerungen, S. 107-112.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-07-15" xml:id="date_33017aa8-bb8b-4d0f-8d1a-b81e05018427">15. Juli 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_c55edbda-7f5d-496a-a3f4-a41765ded8c0">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_fe9e132b-c8e9-46c4-9b8f-2b6552e01362"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112003" resp="receiver" xml:id="persName_0791a773-4470-458f-97ef-83806eac2e13">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_29938383-1764-44b3-94ee-d64770fff7a3"> <settlement key="STM0100596">Bellagio</settlement> <country>Italien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_69bd4d2b-f76b-4170-9c81-6bc59d29fb5d"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Ferdinand Hiller</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Mailand [von fremder Hand gestrichen]</addrLine> <addrLine>[fremde Hand:] <hi n="1" rend="underline">Como Belaggio</hi></addrLine> <addrLine>[Felix Mendelssohn Bartholdy:] <hi n="1" rend="underline">poste restante</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_4265ccd6-a1c7-4b92-bc05-baec89462007"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1838-07-15" xml:id="date_42d03982-57ec-45a6-9e19-76299b8fd8f8">15<hi rend="superscript">ten</hi> July 1838</date></dateline><salute rend="left">Lieber Ferdinand</salute><p style="paragraph_without_indent">Da so allerlei Bestien von Gott erschaffen sind und auf Erden herumwandeln, worunter die schlechten Correspondenten auch gehören, so sei mir nicht zu böse, daß ich diese Natur bekommen habe. Ich habe so meine Zeiten, wo mir die Dinte nicht fließen will, und wenn ich Antworten kriegen könnte (z. B. von Dir) ohne erst selbst zu schreiben, so verlernte ichs wahrscheinlich ganz. Du merkst es erstlich meinem langen Nichtschreiben und jetzt meinem steifen Schreiben an, daß dies solch eine Zeit ist. Aber wie gesagt, von wegen der Antwort. Ich hoffe, es fällt Dir eine ganz aparte Art mich anzuschnauzen ein, mit der Du Deinen Brief anfangen kannst; dann bekomme ich ihn gewiß bald. Und dann mußt Du mir auch als Geschäftsmann antworten, denn ich schreibe jetzt in Geschäften, um nach der <title xml:id="title_2af41fe3-4fd1-4e85-ad9c-80729351e226">Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name></title> zu fragen, die Du uns zu den <placeName xml:id="placeName_cb8a091f-f108-4304-8433-1d923f635644">Concerten<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> versprochen hast. Wie ists damit? Ich hoffe, wir erhalten sie, und können sie gleich zu Anfang der Concerte (Ende September) ansetzen. Wirf mir nicht vor, daß ich Dir meine Sachen nicht durch <persName xml:id="persName_8cc198c9-1a56-416a-abd0-ff2593db903a">Härtels<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> geschickt hätte, wie Du verlangtest; Du weißt, daß ich seitdem hier war und ziemlich unruhig lebte, und zudem – was willst Du auch jetzt damit? Lieber spiele ich Dir alles en gros vor, wenn Du mal wieder ins Vaterland zurückgekehrt bist. Mit Dir aber ists ein Anderes; Du kannst mir zu meinen Aufführungen dadurch helfen und uns eine Freude bereiten, und Du hast mirs versprochen; ich halte Dich also beim Wort. Hoffentlich ist die <title xml:id="title_d3c37994-c125-45f0-a3a1-0522fe8c1568">Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name></title> schon fertig; und dann hoffentlich, hoffentlich schickst Du sie. Ich bin so begierig darauf, wie ich lange nicht auf ein Musikstück war; sowie überhaupt auf Deine <title xml:id="title_4eae8e96-4d85-41d2-a31a-8ff9ab16eedf">ganze Italiänische Oper<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name></title>, und Dein ganzes Italiänisches Leben und Treiben. Jetzt sitzest Du am Comersee, und <persName xml:id="persName_0c3391e5-4740-4b75-b48c-e9fa6b72e171">Deine Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> wohl bei Dir; es mag ein köstliches Leben sein. Dazu wirst Du wohl mit <persName xml:id="persName_5bff7e72-f5ed-4878-b315-82d6f3a85456">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName> flaniren, und der <persName xml:id="persName_2c88539d-1fe7-46ed-998d-4817809aa703">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> die Cour machen, die in Mailand ist, wie ich höre, und dort Stunden nimmt; ist sie denn immer noch Dein entschiedner Liebling? Was sagst Du zu ihrem Singen, und was zu ihrer Person? Ich bin nun seit dem Mai hier, im elterlichen Hause. Es ist ein eigenes Gefühl; so vieles darin verändert, so vieles in mir selbst verändert, und doch ein gewisses behagliches Zu Hausesein, als wäre ich niemals daraus weg gewesen. Dazu ist <persName xml:id="persName_24e5487b-c2b2-4eb6-bb41-aa8608c727b9">meine Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> hier so abgeschlossen und isolirt, daß man eigentlich von Berlin wenig spürt, und mit wenig Leuten in Berührung kommt, als mit denen im Hause. Es hat sein Gutes und auch sein Nachtheiliges, und wie ich hier diesmal mich so eigentlich als Fremder und Unbefangner umsehe, so muß ich mich doch glücklich preisen, nicht hier geblieben zu sein, so leid mirs noch heut der Familie wegen thut; aber das Clima und die Luft sind unfruchtbar hier, und taugen nichts. Zum Lernen und Arbeiten und Isoliren ist Berlin ganz der Platz, aber zum Genießen auch gar zu wenig; es ist mir vieles aus meinem früheren Leben, und alle meine Feindseligkeiten mit den Leuten, und meine schlechte Stellung mit ihnen diesmal erst recht klar geworden, wie das alles so kommen mußte, und auch deshalb sind mir die Monate schon vom höchsten Interesse gewesen. Jetzt gefallen wir uns gegenseitig, und auch Berlin im Ganzen gefällt mir, weil ich die ganze Lumpenwirthschaft los bin, und mich nun am Guten hier freuen kann, ohne mirs zu verbittern. Am ersten Abend meiner Ankunft gingen wir ins Theater um <title xml:id="title_ff1f36e2-625c-4478-99f4-cee0ed410916">Armide<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111399" style="hidden" type="music">Armide GluckWV 1.47</name></title> von Gluck zu hören; solch einen Genuß habe ich selten oder noch niemals in der Oper gehabt. Diese große Masse eingespielter und -gesungener Musiker, von <persName xml:id="persName_515f952f-4e2e-44b9-b730-b9e5be639d08">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> gut dirigirt, <placeName xml:id="placeName_3ee1efdc-f87f-4b04-9824-fdbd453ec25c">das herrliche Haus<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zum Erdrücken voll, die guten Decorationen und das alles zu dieser wunderbaren Musik vereinigt, machte mir einen Eindruck daß ich mir sagen mußte es sei doch nichts mit solcher kleinen Stadt und solchen kleinen Mitteln und solchem kleinen Kreise, und es sei doch ein ander Wesen hier. Aber wie oft habe ich das seitdem zurücknehmen müssen. Gleich den Tag darauf gaben sie eine sogenannte Gedächtnißfeier für Beethoven und spielten die <title xml:id="title_2f405ac7-7bfd-4711-9e25-9a0f974d8887">a dur Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108068" style="hidden" type="music">7. Sinfonie A-Dur, op. 92</name></title> so niederträchtig, daß ich meiner kleinen Stadt und meinen kleinen Mitteln schon vieles abbat, denn da war eine Rohheit, eine Frechheit der Execution wie ich sie nirgend jemals gehört, und die ich nur mit dem ganzen Preuß. Beamtenwesen erklären kann, das zur Musik paßt, wie eine Zwangsjacke einem Menschen. Und noch dazu ists eine unbewußte Zwangsjacke. Nun, und seitdem habe ich manches von Quartetten und Symphonieen, und in Privatcirkeln, singen und spielen gehört, und habe alles meiner kleinen Stadt abgebeten. Es wird nach wie vor so schülerhaft, so gleichgültig und so hochmüthig an den meisten Orten hier [Musik] getrieben, daß sich daraus zur Genüge all mein damaliger Grimm, und meine wohl […] unschicklichen Mittel um der Sache zu steuern, erklären lassen. Es hängt mit dem Sand, mit der Lage, mit dem Beamtenwesen zusammen; so daß man sich wohl an einzelnen Erscheinungen freuen, aber mit keiner näher befreunden kann. Die <persName xml:id="persName_0043ce59-7e84-4582-b417-c0f6e8bf9574">Gluckschen<name key="PSN0111405" style="hidden">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> Opern sind solche erfreuliche Erscheinungen. Ists nicht merkwürdig, daß sie immer ein volles Haus machen, und daß das Publicum klatscht und sich amüsirt und herausruft? Und daß dies ziemlich der einzige Ort in der Welt ist, wo so etwas möglich ist? Und daß am nächsten Abend der <title xml:id="title_f47ecba4-a1d4-453e-9deb-10c745068e56">Postillion<name key="PSN0109383" style="hidden" type="author">Adam, Adolphe-Charles (1803-1856)</name><name key="CRT0107620" style="hidden" type="music">Le Postillon de Lonjumeau</name></title> ein eben so volles Haus zieht? Und daß in Bayern verboten ist in irgend einer katholischen oder protestantischen Kirche Musik zu machen, weil es die Kirchen entheilige? Und daß die Choräle auf dem Theater obligat werden? Gottes Schock Donnerwetter. – Die Hauptsache ist aber doch bei alle dem das Neue, und daß es recht viel gutes schönes Zeug in der Welt gebe; drum bin ich auf <title xml:id="title_8a25ac87-c306-43ad-ba11-4f87a3df391a">Deine Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name></title> und <title xml:id="title_aa7a048d-319d-4175-8459-b909559857cf">Deine Oper<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109289" style="hidden" type="music">Romilda HW 2.3.1</name></title> so gespannt. Daß ich in Cöln zum <placeName xml:id="placeName_8741467c-8415-4508-b35a-2787246305f4">Musikfest<name key="NST0100548" style="hidden" subtype="" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> war, wirst Du gehört haben. Es ging alles gut, die Orgel machte zum <title xml:id="title_32432d38-7686-4b8f-9668-932fb8f2fca7">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title> und noch mehr zum <title xml:id="title_a2db4c37-6264-43b3-8b9a-8a252587bb63">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name></title> (es war eine neu aufgefundne Musik von ihm, die Du noch nicht kennst, mit einem pompösen Doppelchor) einen schönen Effect. Aber auch da fehlte, meinem Gefühl nach wenigstens, das Interesse an i[rgend] etwas neuem, unversuchten; ich mag so gern einiges ungewisse, das mir selbst und dem Publi[cum] Raum zu einer Meinung giebt, im <persName xml:id="persName_4cfff4bf-c6ea-41d3-8eac-f0dc0b2b6976">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> und <persName xml:id="persName_557b1d1a-5e93-4849-9b0f-68969dbf8a62">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> und <persName xml:id="persName_90fe4bb7-d78a-4761-911f-66990c7a0e94">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> weiß man es schon so vorh[er] was man daran hat; das muß dabei bleiben, aber viel anderes dazu. Du hast ganz Recht, daß es in [Ita]lien besser ist, wo die Leute alle Jahr eine neue Musik, und alle Jahr ein neues Urtheil habe[n] müssen; wenn nur die Musik und die Urtheile selbst ein bischen besser wären. Hier schnaubst [Du] und sagst: was ist besser? Mehr nach meinem Schnabel also, wenn Du so willst. Übrigens hat D[eutsch]land auch den Teufel im Leibe; <persName xml:id="persName_47bc9d7f-36cc-4665-8e0a-8e1f07fedb5a">Guhr<name key="PSN0111614" style="hidden">Guhr, Karl Wilhelm Ferdinand (1787-1848)</name></persName> hat die <title xml:id="title_05bd5b02-d350-46a8-8e63-68f5b8480f94">Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name></title> 2mal mit ungeheuerm Glanz a[uf]geführt, sämmtliche Zeitungen sprechen von der Stelle „es werde Licht“ wo Guhr sämmtliche Musikchöre d[er] Oesterreichischen und Preußischen Regimenter in der Kirche aufgestellt hatte, die dabei losbliesen. Und im <placeName xml:id="placeName_9d1d1694-a99a-4b5b-9da2-abdbf7ec14ef">Caecilienverein<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> dirigirt <persName xml:id="persName_21b8fdf4-6d3f-44fe-a269-7f564400e357">Voigt<name key="PSN0115540" style="hidden">Voigt, Carl (1808-1879)</name></persName>, und ist, soviel ich weiß, der Beste den sie bekommen können; und <persName xml:id="persName_a078cb2a-9ee4-4c04-ae97-b70f8a643026">Schnyder von Wartensee<name key="PSN0114653" style="hidden">Schnyder von Wartensee, Franz Xaver Joseph Peter (1786-1868)</name></persName> hält Reden zu Ehren <persName xml:id="persName_d55b897a-521b-4656-a13b-b74009478983">Mozart’s<name key="PSN0113466" style="hidden">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName>, und alles das ist auch nicht nach meinem Schnabel. Am Ende ist mein Schnabel verqueer – die Möglichkeit leuchtet mir selbst davon zuweil[en] ein – aber ich muß ihn doch einmal so verbrauchen, wie er gewachsen ist, und da kriege ich freilich das meiste ebenso wenig hinunter, wie der Storch den Brei aus der flachen Schüssel. Der Storch führt mich auf <persName xml:id="persName_290cc9c0-992f-465e-a0e8-04ff5fbdc24e">meinen Jungen<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName>, der ist dick und fett und lustig, und schlägt im Aeußern und im Character <persName xml:id="persName_fd4b2b13-2c2c-42e7-9ea3-69323e369602">seiner Mutter<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> nach, was mir unsäglich Freude macht, weils sein Bestes ist. Und <persName xml:id="persName_f0650935-14e0-43c7-bc28-ca38c53dc5ce">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> ist wohl und blühend und grüßt Dich vielmal.</p><p>Ich hab Dir ja noch gar nicht geschrieben, was ich geschrieben habe, ich meine die Noten: <title xml:id="title_6ba4d88c-e148-4f99-9aa7-f4c2c1c7ed02">2 Rondos für Clavier<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z03vr0kp-shir-kxrn-cp9a-dyzlpqr4qkor"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100354" style="hidden">Serenade und Allegro giojoso h-Moll / D-Dur für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Ende März 1838] bis 1. April 1838<idno type="MWV">O 12</idno><idno type="op">43</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mbvpbezy-ktss-4bi1-jaef-mwlzl3crwf3i"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100480" style="hidden">Andante cantabile e Presto agitato H-Dur / h-Moll, 22. Juni 1838<idno type="MWV">U 141</idno><idno type="op"></idno></name></title>, eins mit eins ohne Orchester, <title xml:id="title_4701aa3c-6ab7-4b99-8825-4564a515477c">2 Sonaten eine mit Violine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fdegrpnw-zokp-bniv-4rjg-vfzpkna1bcjw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100384" style="hidden">Sonate F-Dur für Violine und Klavier, [spätestens Januar 1838] bis 15. Juni 1838<idno type="MWV">Q 26</idno><idno type="op"></idno></name></title>, <title xml:id="title_a3b7a7ba-6903-4f74-8e96-782f1704f088">die andre mit Cello<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zkpgbqeh-7p9j-jume-wihu-eqqnvujgahab"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100385" style="hidden">Sonate B-Dur für Violoncello und Klavier, 13. Oktober 1838<idno type="MWV">Q 27</idno><idno type="op">45</idno></name></title>, einen <title xml:id="title_37b3f52c-aee1-4078-bd44-6f8b5c2b9c20">Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kvg26tv4-zcpu-warp-kwhw-4ywubyscucva"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100116" style="hidden">Der 95. Psalm »Kommt, lasst uns anbeten« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, 6. April 1838; [1839]; 3. Juli 1841<idno type="MWV">A 16</idno><idno type="op">46</idno></name></title> und eben bin ich bei einem 3<hi rend="superscript">ten</hi> <title xml:id="title_12bf1bfd-8b6f-43ae-a8a4-e2a3a32ca2e6">Violinquartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fhbkvl8u-6k3o-upek-zdwk-1dw24gxvlmtj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100398" style="hidden">Quartett D-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, [April (?) bis Ende Juli 1838]<idno type="MWV">R 30</idno><idno type="op">44/1</idno></name></title> und habe eine <title xml:id="title_d09144b5-f23f-4396-9eca-5c24191613a6">Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0auir5qy-mgqx-d1xc-qeic-35idplsys1yb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100343" style="hidden">Sinfonie B-Dur für Orchester, Fragment, [ca. 1838 bis 1840]<idno type="MWV">N 17</idno><idno type="op"></idno></name></title> im Kopf, die bald vom Stapel laufen soll. In b dur. Und Du? Wirst Du nur die <title xml:id="title_b97786d9-fc2e-4414-b2de-92a9ed5a7b4d">Ouvertüre<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109285" style="hidden" type="music">Ouvertüre d-Moll, op. 32 (urspr.: Ouvertüre zum alten Drama »Fernando«)</name></title> schicken? Und nun tausend herzliche Grüße <persName xml:id="persName_0b6b7e61-c01e-4e54-9068-b9801026c27b">Deiner Mutter<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> und <seg type="closer" xml:id="seg_371016dd-abd0-4a74-a331-e72c48cbe7fa">genieße Dein Leben in dem erquicklichen Land, und bleib mir gut. [Dein</seg></p><signed rend="right">Felix M.B.]</signed></div></body></text></TEI>