]> Brief: fmb-1838-07-11-02

fmb-1838-07-11-02

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles in London <lb></lb>Berlin, 11. Juli 1838 Inliegend schicke ich das Zeugniß für Herrn Hogarth, wie Du es verlangst, an Dich adressirt; mit ein Paar Zeilen an ihn, die ich Dich zuzumachen und sammt dem Zeugniß ihm hinzuschicken bitte, wenn Du letzteres Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 6, 2049

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Leeds GB-LEbc Leeds, University Library, The Brotherton Library Brotherton Collection MS Mendelssohn, Letters 32. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles und Charlotte Moscheles in London; Berlin, 11. Juli 1838 Inliegend schicke ich das Zeugniß für Herrn Hogarth, wie Du es verlangst, an Dich adressirt; mit ein Paar Zeilen an ihn, die ich Dich zuzumachen und sammt dem Zeugniß ihm hinzuschicken bitte, wenn Du letzteres

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel, autographe Notiz von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Aus Berlin / Vom 11t July 1838 / Ueber ein englisches Zeigniß für Mr Hogarth / Ueber meine Vermittlung wegen sein Instr: v Erard. / Letzte Seite: Intime Confessionen / über Döhler, Liszt / Chopin, Bennet, Spontini / Clara Novello. / Schlüßlich einige Zeilen / für meine Charlotte«. – In Ignaz Moscheles’ Briefalbum enthalten. Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Ueber ein englisches Zeigniß für Mr Hogarth (dem Jouralisten [!]) / Über meine Besorgung seines Instruments von Erard. / Letzte Seite: Intime Confessionen über Döhler Liszt Chopin Sterndale Bennett Spontini, Clara Novello / Schlüßlich einige Zeilen für meine Charlotte.« Felix Mendelssohn Bartholdy adressierte falsch: »4 Chester Place« statt »3 Chester Place«.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Zeugnis Felix Mendelssohn Bartholdys für den Musikritiker George Hogarth, datiert Juli 1838; heutiger Standort: GB-Lbl, Egerton MS 2159, fol. 95. Brief fmb-1838-07-11-01 (Brief Nr. 2048) Felix Mendelssohn Bartholdy an George Hogarth in London, Berlin, 11. Juli 1838; heutiger Standort: GB-Lbl, Egerton MS 2159, fol. 94.

Sammlung William Thomas Freemantle, Rotherham, Yorkshire.

Moscheles, Briefe, S. 155-158.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. Juli 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland Moscheles, Charlotte (1805-1889) Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) London Großbritannien deutsch
I. Moscheles Esqure. London no. 4 Chester Place, Chester Terrace Regents Park
Autographe Notiz von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Aus Berlin / Vom 11t July 1838 / Ueber ein englisches Zeigniß für Mr Hogarth / Ueber meine Vermittlung wegen sein Instr: v Erard. / Letzte Seite: Intime Confessionen / über Döhler, Liszt / Chopin, Bennet, Spontini / Clara Novello. / Schlüßlich einige Zeilen / für meine Charlotte«.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Berlin d. 11ten July 1838Lieber Freund

Inliegend schicke ich das Zeugniß für Herrn HogarthHogarth, George (1783-1870), wie Du es verlangst, an Dich adressirt; mit ein Paar Zeilen an ihn, die ich Dich zuzumachen und sammt dem Zeugniß ihm hinzuschicken bitte, wenn Du letzteres durchgelesen, revidirt, corrigirt und anglisirt hast. Denn dies mußt Du mir schon zu Gefallen thun; es wird mir jetzt schwer eine ordentliche Englische Phrase herauszubringen, und solche Zeugnisse werden dort ja so sehr bekannt gemacht (auch wohl gar gedruckt) daß mir es sehr leid thäte, wenn eine Englische oder anderweitige Dummheit darin stehen bliebe. Sämmtliche wirf heraus; darum bitte ich Dich und gebe Dir hiemit Autorisation alles mögliche zu verbessern, zu verändern, und mir einen möglichst guten Styl und Sinn unterzuschieben. From, by, while u. s. w. sind mir jetzt lauter unbekannte Größen, und setzen mich, wie alle vornehmen Fremden thun, in Verlegenheit; zieh mich heraus, ich bitte Dich. Ich weiß auch nicht ob ich nicht zu wenig, oder zu viel gesagt habe; setze einige sforzandos im ersten Falle, mildere im letzten; kurz hilf mir nach, wie Du es schon so sehr oft gethan. Und dann will ich nur wünschen, daß es dem Hrn. HogarthHogarth, George (1783-1870) zu seinem Zweck nützlich sein möge.

Wie sehr muß ich Dir nun aber danken, für den sehr großen Dienst, den Du mir jetzt wieder in meiner Pianoforte-Angelegenheit geleistet hast! Dir und Ihnen, liebe Mme. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889), die Sie mir in Ihrer Nachschrift die Unterhaltung mit ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855) und seine Bereitwilligkeit mir ein neues Instrument zu schicken, so prächtig diplomatisch, wie der Fürst von PutbusPutbus, Wilhelm Malte I. Fürst zu (1783-1854), mittheilen, mir aber gewiß hundertmal mehr Freude dadurch machen, als der durch seine Depeschen von der Krönung sämmtlichen Höfen thut. Es ist gar zu freundlich von Ihnen, und ich kann mirs wohl denken, daß der arme ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855) verloren war, als Sie die Unterhandlung übernahmen; soll ichs denn aber so geradezu annehmen? Es ist mir immer, als dürfte ich das nicht thun; und doch habe ich wieder viele Lust, denn ich brauche ein gutes Instrument höchst nöthig. Indessen meine ich gäbe es einen Mittelweg, und ich könnte ihm das Piano zur Reparatur schicken, da es am Ende doch möglich wäre, daß er es wieder in ganz guten Stand setzte, und dann wäre uns beiden geholfen; würde nichts vollkommen gutes mehr daraus, so könnte ich das gütige Anerbieten mit dem neuen annehmen. Was meinst Du, lieber Moscheles? Ich würde mich dann freilich auf Deinen Ausspruch wegen der vollkommnen Brauchbarkeit berufen müssen. Oder findest Du, ich solle das neue Instrument geradezu annehmen, und ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855) beim Worte fassen, das mir Mme. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) schreibt, und ihm gleich darüber direct schreiben und mich darauf berufen? Ich weiß nicht, ich habe dazu gar keine rechte Form gefunden, obwohl ich daran dachte, und habe nun vorgezogen ihm gar nicht zu schreiben, bis Du mir hierauf antwortest. Du bist nun schon einmal mein Helfer und Rather, laß Dichs nicht verdrießen. Einstweilen schreibe ich nach Leipzig und lasse das Instrument nach Hamburg an meines Bruders HausMendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg und von dort weiter nach London schicken, es aber vorher von dem SteueramtSächsisches SteueramtLeipzigDeutschland besiegeln da man mir unter dieser Bedingung erlaubt hat, es ohne nochmalige Eingangsteuer zur Reparatur fortzuschicken und zurückzuerhalten; kommt nun dasselbe gesiegelte Instrument so habe ich den Zoll nicht zu bezahlen; bleibt es aber in England so kann man das Siegel oder den Stempel dort wieder davon abnehmen, und für ein neues zahle ich wie natürlich den Eingangszoll mit Freuden. Ich bitte Dich sag mir recht bald in ein Paar Zeilen, ob ich mich auf Dich berufen soll, ob nicht, denn in jedem Fall möchte ich ErardÉrard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855) bald schreiben, um ihm für seine Absicht zu danken, ob ich sie nun gleich annehme oder nicht.

Dann bekomme ich auch bald wieder einen Brief von Dir; Du glaubst nicht, wie große Freude mir das macht. So bleibst Du den ganzen Sommer in England? Wie Schade ists, daß ich gerade voriges Jahr, nicht dieses statt dessen, dort sein mußte; wenn ich Dich nicht da treffe, ist mirs gar nicht recht als wäre ich in London gewesen. Daß DöhlerDöhler, Theodor (seit 1846) von (1814-1856) ein Löwe war wundert mich; sein Spiel hat mich eigentlich nur das erstemal interessirt, nachher war alles sehr kalt und berechnet und fast langweilig; da lobe ich mir LisztLiszt, Franz (Ferenc) (1811-1886) und ChopinChopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849); kommt denn der letztere gar nicht mal nach England? er hat doch mehr Geist im kleinen Finger, als der ganze DöhlerDöhler, Theodor (seit 1846) von (1814-1856) von Kopf zu Fuß – so schien mirs wenigstens. Und SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)! O ich bitte Dich schreib mir über den, ich möchte ihn gar zu gern mal in London sehen, wie [er] sich da ausnimmt. Hört er denn ordentlich bei Musik zu? Macht er gar selbst welche? Oder spielt er auch da den großen Götzen, der höchstens mal einen Musiker frißt, weiter aber keine Miene verzieht? Und hat er sich mit all seinen Orden behängt? Wie war denn BennettsBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) neues Concert im Philharm.Philharmonic SocietyLondonGroßbritannien, von dem er mir schreibt? Und wie sang Mrs. ShawShaw, Mary (1814-1876) diese saison? Du weißt, daß letztere nach Leipzig kommt, sag mir doch ein Wörtchen von ihr. Der Erfolg den die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) hier gehabt hat, ist wirklich ganz merkwürdig.

Und nun noch einmal meinen herzlichen Dank, liebe Mme. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889), für die freundlichsten Zeilen, oder vielmehr unsern Dank, denn sie waren ja an uns beide gerichtet. Meiner FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) macht gerade heut der KleineMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897) etwas viel zu schaffen, sonst schriebe sie selbst; so aber kann sie mir nur auftragen ihren Dank für Ihre lieben Worte Ihnen auszudrücken, und das möchte ich gern thun, so gut ich weiß und – kann. Wohl würden Sie sie lieb haben, denn es giebt wohl wenige die es so verdienen, und mir leuchtet es mit jedem Tage mehr ein, wie gar zu glücklich ich durch sie bin; Sie loben mich daß ich nicht ohne sie reisen will; aber das Lob verdiene ich nicht, es ist Eigennutz, ich weiß, daß ich ganz unleidlich bin und alles so finde, wenn sie nicht da ist. Wenn ich sie nur bald einmal nach London mit mir brächte. – Das Portrait<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109162" style="hidden" type="art">Cécile Mendelssohn Bartholdy (Zeichnung 1837)</name> von HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) scheint mir nicht ähnlich; er hat eine Oelskizze<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109161" style="hidden" type="art">Cécile Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1837, verschollen)</name> von ihr gemacht, die mir weit mehr gefällt – indeß bin ich wohl difficile. An Margaret AlexanderAlexander, Margaret Stewart (1791-1861) schreiben wir nächstens, obwohl CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) behauptet an beide ihren Brief gerichtet zu haben; indeß soll es gewiß nächstens geschehen. Und nun noch die herzlichsten Grüße den KindernMoscheles, Familie von → Ignaz M., und lebewohl, lieber Moscheles

DeinFelix MB.
            Berlin d. 11ten July 1838Lieber Freund
Inliegend schicke ich das Zeugniß für Herrn Hogarth, wie Du es verlangst, an Dich adressirt; mit ein Paar Zeilen an ihn, die ich Dich zuzumachen und sammt dem Zeugniß ihm hinzuschicken bitte, wenn Du letzteres durchgelesen, revidirt, corrigirt und anglisirt hast. Denn dies mußt Du mir schon zu Gefallen thun; es wird mir jetzt schwer eine ordentliche Englische Phrase herauszubringen, und solche Zeugnisse werden dort ja so sehr bekannt gemacht (auch wohl gar gedruckt) daß mir es sehr leid thäte, wenn eine Englische oder anderweitige Dummheit darin stehen bliebe. Sämmtliche wirf heraus; darum bitte ich Dich und gebe Dir hiemit Autorisation alles mögliche zu verbessern, zu verändern, und mir einen möglichst guten Styl und Sinn unterzuschieben. From, by, while u. s. w. sind mir jetzt lauter unbekannte Größen, und setzen mich, wie alle vornehmen Fremden thun, in Verlegenheit; zieh mich heraus, ich bitte Dich. Ich weiß auch nicht ob ich nicht zu wenig, oder zu viel gesagt habe; setze einige sforzandos im ersten Falle, mildere im letzten; kurz hilf mir nach, wie Du es schon so sehr oft gethan. Und dann will ich nur wünschen, daß es dem Hrn. Hogarth zu seinem Zweck nützlich sein möge.
Wie sehr muß ich Dir nun aber danken, für den sehr großen Dienst, den Du mir jetzt wieder in meiner Pianoforte-Angelegenheit geleistet hast! Dir und Ihnen, liebe Mme. Moscheles, die Sie mir in Ihrer Nachschrift die Unterhaltung mit Erard und seine Bereitwilligkeit mir ein neues Instrument zu schicken, so prächtig diplomatisch, wie der Fürst von Putbus, mittheilen, mir aber gewiß hundertmal mehr Freude dadurch machen, als der durch seine Depeschen von der Krönung sämmtlichen Höfen thut. Es ist gar zu freundlich von Ihnen, und ich kann mirs wohl denken, daß der arme Erard verloren war, als Sie die Unterhandlung übernahmen; soll ichs denn aber so geradezu annehmen? Es ist mir immer, als dürfte ich das nicht thun; und doch habe ich wieder viele Lust, denn ich brauche ein gutes Instrument höchst nöthig. Indessen meine ich gäbe es einen Mittelweg, und ich könnte ihm das Piano zur Reparatur schicken, da es am Ende doch möglich wäre, daß er es wieder in ganz guten Stand setzte, und dann wäre uns beiden geholfen; würde nichts vollkommen gutes mehr daraus, so könnte ich das gütige Anerbieten mit dem neuen annehmen. Was meinst Du, lieber Moscheles? Ich würde mich dann freilich auf Deinen Ausspruch wegen der vollkommnen Brauchbarkeit berufen müssen. Oder findest Du, ich solle das neue Instrument geradezu annehmen, und Erard beim Worte fassen, das mir Mme. Moscheles schreibt, und ihm gleich darüber direct schreiben und mich darauf berufen? Ich weiß nicht, ich habe dazu gar keine rechte Form gefunden, obwohl ich daran dachte, und habe nun vorgezogen ihm gar nicht zu schreiben, bis Du mir hierauf antwortest. Du bist nun schon einmal mein Helfer und Rather, laß Dichs nicht verdrießen. Einstweilen schreibe ich nach Leipzig und lasse das Instrument nach Hamburg an meines Bruders Haus und von dort weiter nach London schicken, es aber vorher von dem Steueramt besiegeln da man mir unter dieser Bedingung erlaubt hat, es ohne nochmalige Eingangsteuer zur Reparatur fortzuschicken und zurückzuerhalten; kommt nun dasselbe gesiegelte Instrument so habe ich den Zoll nicht zu bezahlen; bleibt es aber in England so kann man das Siegel oder den Stempel dort wieder davon abnehmen, und für ein neues zahle ich wie natürlich den Eingangszoll mit Freuden. Ich bitte Dich sag mir recht bald in ein Paar Zeilen, ob ich mich auf Dich berufen soll, ob nicht, denn in jedem Fall möchte ich Erard bald schreiben, um ihm für seine Absicht zu danken, ob ich sie nun gleich annehme oder nicht.
Dann bekomme ich auch bald wieder einen Brief von Dir; Du glaubst nicht, wie große Freude mir das macht. So bleibst Du den ganzen Sommer in England? Wie Schade ists, daß ich gerade voriges Jahr, nicht dieses statt dessen, dort sein mußte; wenn ich Dich nicht da treffe, ist mirs gar nicht recht als wäre ich in London gewesen. Daß Döhler ein Löwe war wundert mich; sein Spiel hat mich eigentlich nur das erstemal interessirt, nachher war alles sehr kalt und berechnet und fast langweilig; da lobe ich mir Liszt und Chopin; kommt denn der letztere gar nicht mal nach England? er hat doch mehr Geist im kleinen Finger, als der ganze Döhler von Kopf zu Fuß – so schien mirs wenigstens. Und Spontini! O ich bitte Dich schreib mir über den, ich möchte ihn gar zu gern mal in London sehen, wie er sich da ausnimmt. Hört er denn ordentlich bei Musik zu? Macht er gar selbst welche? Oder spielt er auch da den großen Götzen, der höchstens mal einen Musiker frißt, weiter aber keine Miene verzieht? Und hat er sich mit all seinen Orden behängt? Wie war denn Bennetts neues Concert im Philharm., von dem er mir schreibt? Und wie sang Mrs. Shaw diese saison? Du weißt, daß letztere nach Leipzig kommt, sag mir doch ein Wörtchen von ihr. Der Erfolg den die Novello hier gehabt hat, ist wirklich ganz merkwürdig.
Und nun noch einmal meinen herzlichen Dank, liebe Mme. Moscheles, für die freundlichsten Zeilen, oder vielmehr unsern Dank, denn sie waren ja an uns beide gerichtet. Meiner Frau macht gerade heut der Kleine etwas viel zu schaffen, sonst schriebe sie selbst; so aber kann sie mir nur auftragen ihren Dank für Ihre lieben Worte Ihnen auszudrücken, und das möchte ich gern thun, so gut ich weiß und – kann. Wohl würden Sie sie lieb haben, denn es giebt wohl wenige die es so verdienen, und mir leuchtet es mit jedem Tage mehr ein, wie gar zu glücklich ich durch sie bin; Sie loben mich daß ich nicht ohne sie reisen will; aber das Lob verdiene ich nicht, es ist Eigennutz, ich weiß, daß ich ganz unleidlich bin und alles so finde, wenn sie nicht da ist. Wenn ich sie nur bald einmal nach London mit mir brächte. – Das Portrait von Hensel scheint mir nicht ähnlich; er hat eine Oelskizze von ihr gemacht, die mir weit mehr gefällt – indeß bin ich wohl difficile. An Margaret Alexander schreiben wir nächstens, obwohl Cécile behauptet an beide ihren Brief gerichtet zu haben; indeß soll es gewiß nächstens geschehen. Und nun noch die herzlichsten Grüße den Kindern, und lebewohl, lieber Moscheles
Dein
Felix MB.          
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Autographe Notiz von Moscheles in dessen Briefalbum zu diesem Brief: »Ueber ein englisches Zeigniß für Mr Hogarth (dem Jouralisten [!]) / Über meine Besorgung seines Instruments von Erard. / Letzte Seite: Intime Confessionen über Döhler Liszt Chopin Sterndale Bennett Spontini, Clara Novello / Schlüßlich einige Zeilen für meine Charlotte.« Felix Mendelssohn Bartholdy adressierte falsch: »4 Chester Place« statt »3 Chester Place«.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="certificate">Zeugnis Felix Mendelssohn Bartholdys für den Musikritiker George Hogarth, datiert Juli 1838; heutiger Standort: GB-Lbl, Egerton MS 2159, fol. 95.</bibl> <bibl type="letter">Brief fmb-1838-07-11-01 (Brief Nr. 2048) Felix Mendelssohn Bartholdy an George Hogarth in London, Berlin, 11. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-07-11" xml:id="date_aedd98e8-bd43-4bdf-aad9-09390ee42341">11. Juli 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_ab4e439a-11e8-46f0-8101-e118b79c1240">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_7710e75e-695f-4ceb-8ca9-4750ce92ae84"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113436" resp="receiver" xml:id="persName_39292a92-ce40-4c37-9d6e-95aa30af2043">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</persName> <persName key="PSN0113441" resp="receiver" xml:id="persName_be89fd44-695b-4c46-9b7e-afbb2bf7022b">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_157058dd-156a-404e-aeaf-5bfca63df40c"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_6c5455e0-5f3b-4c2d-8bd5-68c2fd48a2f6"> <head> <address> <addrLine>I. Moscheles</addrLine> <addrLine>Esqure.</addrLine> <addrLine>London</addrLine> <addrLine>no. 4 Chester Place, Chester Terrace</addrLine> <addrLine>Regents Park</addrLine> </address> </head> </div> <div type="annotation" xml:id="div_a5dd23a2-46d3-4832-8271-6a2b09077a01"> <note type="receiver-annotation" xml:id="note_21117432-b357-44fc-94fa-a49ba58bf29c">Autographe Notiz von Ignaz Moscheles auf der Adressenseite: »Aus Berlin / Vom 11<hi rend="superscript">t</hi> July 1838 / Ueber ein englisches Zeigniß für M<hi rend="superscript">r</hi> Hogarth / Ueber meine Vermittlung wegen sein Instr: v Erard. / Letzte Seite: Intime Confessionen / über Döhler, Liszt / Chopin, Bennet, Spontini / Clara Novello. / Schlüßlich einige Zeilen / für meine Charlotte«.</note> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_c32178eb-d20c-4898-bff9-0ddd28172789"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Berlin d. <date cert="high" when="1838-07-11" xml:id="date_a87805f5-ab13-475b-8abe-d313d539bfed">11<hi rend="superscript">ten</hi> July 1838</date></dateline><salute rend="left">Lieber Freund</salute><p style="paragraph_without_indent">Inliegend schicke ich das Zeugniß für <persName xml:id="persName_b117fc54-b831-496f-b0a6-f734989c3b82">Herrn Hogarth<name key="PSN0112048" style="hidden">Hogarth, George (1783-1870)</name></persName>, wie Du es verlangst, an Dich adressirt; mit ein Paar Zeilen an ihn, die ich Dich zuzumachen und sammt dem Zeugniß ihm hinzuschicken bitte, wenn Du letzteres durchgelesen, revidirt, corrigirt und anglisirt hast. Denn dies mußt Du mir schon zu Gefallen thun; es wird mir jetzt schwer eine ordentliche Englische Phrase herauszubringen, und solche Zeugnisse werden dort ja so sehr bekannt gemacht (auch wohl gar gedruckt) daß mir es sehr leid thäte, wenn eine Englische oder anderweitige Dummheit darin stehen bliebe. Sämmtliche wirf heraus; darum bitte ich Dich und gebe Dir hiemit Autorisation alles mögliche zu verbessern, zu verändern, und mir einen möglichst guten Styl und Sinn unterzuschieben. From, by, while u. s. w. sind mir jetzt lauter unbekannte Größen, und setzen mich, wie alle vornehmen Fremden thun, in Verlegenheit; zieh mich heraus, ich bitte Dich. Ich weiß auch nicht ob ich nicht zu wenig, oder zu viel gesagt habe; setze einige sforzandos im ersten Falle, mildere im letzten; kurz hilf mir nach, wie Du es schon so sehr oft gethan. Und dann will ich nur wünschen, daß es dem <persName xml:id="persName_489a2f89-a97a-4ebb-86ab-c3d6f4ed5c0f">Hrn. Hogarth<name key="PSN0112048" style="hidden">Hogarth, George (1783-1870)</name></persName> zu seinem Zweck nützlich sein möge.</p><p>Wie sehr muß ich Dir nun aber danken, für den sehr großen Dienst, den Du mir jetzt wieder in meiner Pianoforte-Angelegenheit geleistet hast! Dir und Ihnen, liebe Mme. <persName xml:id="persName_e7fbf3c5-c182-4cdb-bff4-1a4a80743a35">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, die Sie mir in Ihrer Nachschrift die Unterhaltung mit <persName xml:id="persName_799d3a85-1f33-4645-bee8-6a6dc6778926">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> und seine Bereitwilligkeit mir ein neues Instrument zu schicken, so prächtig diplomatisch, wie der <persName xml:id="persName_886426fd-5e38-4b64-8e6a-74525384c035">Fürst von Putbus<name key="PSN0114028" style="hidden">Putbus, Wilhelm Malte I. Fürst zu (1783-1854)</name></persName>, mittheilen, mir aber gewiß hundertmal mehr Freude dadurch machen, als der durch seine Depeschen von der Krönung sämmtlichen Höfen thut. Es ist gar zu freundlich von Ihnen, und ich kann mirs wohl denken, daß <persName xml:id="persName_5e4960d1-3a54-4a26-8bc2-6056e8f7f446">der arme Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> verloren war, als Sie die Unterhandlung übernahmen; soll ichs denn aber so geradezu annehmen? Es ist mir immer, als dürfte ich das nicht thun; und doch habe ich wieder viele Lust, denn ich brauche ein gutes Instrument höchst nöthig. Indessen meine ich gäbe es einen Mittelweg, und ich könnte ihm das Piano zur Reparatur schicken, da es am Ende doch möglich wäre, daß er es wieder in ganz guten Stand setzte, und dann wäre uns beiden geholfen; würde nichts vollkommen gutes mehr daraus, so könnte ich das gütige Anerbieten mit dem neuen annehmen. Was meinst Du, lieber Moscheles? Ich würde mich dann freilich auf Deinen Ausspruch wegen der vollkommnen Brauchbarkeit berufen müssen. Oder findest Du, ich solle das neue Instrument geradezu annehmen, und <persName xml:id="persName_ce9a0868-6743-4127-9255-fe7ab9fdda48">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> beim Worte fassen, das mir <persName xml:id="persName_d63a67f4-f914-4f41-954d-89036a0bb431">Mme. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> schreibt, und ihm gleich darüber direct schreiben und mich darauf berufen? Ich weiß nicht, ich habe dazu gar keine rechte Form gefunden, obwohl ich daran dachte, und habe nun vorgezogen ihm gar nicht zu schreiben, bis Du mir hierauf antwortest. Du bist nun schon einmal mein Helfer und Rather, laß Dichs nicht verdrießen. Einstweilen schreibe ich nach Leipzig und lasse das Instrument nach Hamburg an <persName xml:id="persName_7e44186f-6e98-48da-82f5-c69eb873efd1">meines Bruders Haus<name key="PSN0113239" style="hidden">Mendelssohn &amp; Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</name></persName> und von dort weiter nach London schicken, es aber vorher von dem <placeName xml:id="placeName_269a4856-661e-4546-9398-7ca791cb1c96">Steueramt<name key="NST0100555" style="hidden" subtype="" type="institution">Sächsisches Steueramt</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> besiegeln da man mir unter dieser Bedingung erlaubt hat, es ohne nochmalige Eingangsteuer zur Reparatur fortzuschicken und zurückzuerhalten; kommt nun dasselbe gesiegelte Instrument so habe ich den Zoll nicht zu bezahlen; bleibt es aber in England so kann man das Siegel oder den Stempel dort wieder davon abnehmen, und für ein neues zahle ich wie natürlich den Eingangszoll mit Freuden. Ich bitte Dich sag mir recht bald in ein Paar Zeilen, ob ich mich auf Dich berufen soll, ob nicht, denn in jedem Fall möchte ich <persName xml:id="persName_82f9aa5e-79ae-45e5-9134-e0ed653a3bac">Erard<name key="PSN0110924" style="hidden">Érard, Jean-Baptiste Orphée Pierre (1794-1855)</name></persName> bald schreiben, um ihm für seine Absicht zu danken, ob ich sie nun gleich annehme oder nicht.</p><p>Dann bekomme ich auch bald wieder einen Brief von Dir; Du glaubst nicht, wie große Freude mir das macht. So bleibst Du den ganzen Sommer in England? Wie Schade ists, daß ich gerade voriges Jahr, nicht dieses statt dessen, dort sein mußte; wenn ich Dich nicht da treffe, ist mirs gar nicht recht als wäre ich in London gewesen. Daß <persName xml:id="persName_5134b2df-60ea-4c15-b70c-84c6a6da7373">Döhler<name key="PSN0110686" style="hidden">Döhler, Theodor (seit 1846) von (1814-1856)</name></persName> ein Löwe war wundert mich; sein Spiel hat mich eigentlich nur das erstemal interessirt, nachher war alles sehr kalt und berechnet und fast langweilig; da lobe ich mir <persName xml:id="persName_bc20dea9-e96e-4d00-aeb1-bdbca641f990">Liszt<name key="PSN0112894" style="hidden">Liszt, Franz (Ferenc) (1811-1886)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d4268933-de65-4475-9d39-283e93ea2087">Chopin<name key="PSN0110374" style="hidden">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName>; kommt denn der letztere gar nicht mal nach England? er hat doch mehr Geist im kleinen Finger, als der ganze <persName xml:id="persName_07324c31-844b-479e-ae12-1e6345d56789">Döhler<name key="PSN0110686" style="hidden">Döhler, Theodor (seit 1846) von (1814-1856)</name></persName> von Kopf zu Fuß – so schien mirs wenigstens. Und <persName xml:id="persName_9e23f311-503c-4faf-ab4c-dd15f4b0e4d7">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>! O ich bitte Dich schreib mir über den, ich möchte ihn gar zu gern mal in London sehen, wie [er] sich da ausnimmt. Hört er denn ordentlich bei Musik zu? Macht er gar selbst welche? Oder spielt er auch da den großen Götzen, der höchstens mal einen Musiker frißt, weiter aber keine Miene verzieht? Und hat er sich mit all seinen Orden behängt? Wie war denn <persName xml:id="persName_56ea0b97-7ecc-42f4-b73f-91b969912ea9">Bennetts<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> neues Concert im <placeName xml:id="placeName_7af1239c-784e-4416-b1e9-21a15e511ef0">Philharm.<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, von dem er mir schreibt? Und wie sang <persName xml:id="persName_7534deeb-9c6b-4ab4-b20c-f2a454b39627">Mrs. Shaw<name key="PSN0114893" style="hidden">Shaw, Mary (1814-1876)</name></persName> diese saison? Du weißt, daß letztere nach Leipzig kommt, sag mir doch ein Wörtchen von ihr. Der Erfolg den die <persName xml:id="persName_78f744e4-bc2f-42f6-85a3-d0f5c8cd7242">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> hier gehabt hat, ist wirklich ganz merkwürdig.</p><p>Und nun noch einmal meinen herzlichen Dank, <persName xml:id="persName_99a59c3a-5882-44d3-9854-f34981064f18">liebe Mme. Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, für die freundlichsten Zeilen, oder vielmehr unsern Dank, denn sie waren ja an uns beide gerichtet. <persName xml:id="persName_02d1e3e2-a1eb-471e-bb80-7e86875a17d0">Meiner Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> macht gerade heut der <persName xml:id="persName_f115851e-d156-4044-b4bc-2dc330126504">Kleine<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> etwas viel zu schaffen, sonst schriebe sie selbst; so aber kann sie mir nur auftragen ihren Dank für Ihre lieben Worte Ihnen auszudrücken, und das möchte ich gern thun, so gut ich weiß und – kann. Wohl würden Sie sie lieb haben, denn es giebt wohl wenige die es so verdienen, und mir leuchtet es mit jedem Tage mehr ein, wie gar zu glücklich ich durch sie bin; Sie loben mich daß ich nicht ohne sie reisen will; aber das Lob verdiene ich nicht, es ist Eigennutz, ich weiß, daß ich ganz unleidlich bin und alles so finde, wenn sie nicht da ist. Wenn ich sie nur bald einmal nach London mit mir brächte. – Das <title xml:id="title_394ba2f4-4571-4e74-ba00-d8f032d61119">Portrait<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109162" style="hidden" type="art">Cécile Mendelssohn Bartholdy (Zeichnung 1837)</name></title> von <persName xml:id="persName_0a9ff9ce-dcb0-4293-890f-db5b23cfb12d">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> scheint mir nicht ähnlich; er hat eine <title xml:id="title_5bbbb6fb-8c44-45cd-9301-d235b1b5b6d6">Oelskizze<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109161" style="hidden" type="art">Cécile Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1837, verschollen)</name></title> von ihr gemacht, die mir weit mehr gefällt – indeß bin ich wohl difficile. An <persName xml:id="persName_5aa626f5-e3ad-48e7-8b55-b4e2badbc9be">Margaret Alexander<name key="PSN0109429" style="hidden">Alexander, Margaret Stewart (1791-1861)</name></persName> schreiben wir nächstens, obwohl <persName xml:id="persName_a0a49b59-0b3a-41b2-9ca7-5346aaffd4a3">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> behauptet an beide ihren Brief gerichtet zu haben; indeß soll es gewiß nächstens geschehen. Und nun noch die herzlichsten Grüße den <persName xml:id="persName_3433535e-e2bf-4aac-a8d9-a02fb78978c6">Kindern<name key="PSN0113434" style="hidden">Moscheles, Familie von → Ignaz M.</name></persName>, und <seg type="closer" xml:id="seg_a1ee68e0-3b23-4bc2-b80e-5769785a93ea">lebewohl, lieber Moscheles</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix MB.</signed></div></body> </text></TEI>