fmb-1838-06-19-01
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Berlin, 19. Juni 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Eigentlich wollte ich Ihnen vor allen Dingen erzählen, wie wohl ich sie und den
Wir denken noch nicht an die Abreise.
Berlin den 19 Juni 1838Liebe Mama Ich habe mirs seit meiner Zurückkunft vorgenommen, Ihnen zu schreiben, und wollte meinen Brief schon vor mehreren Tagen abschicken, komme aber erst heut dazu ihn anzufangen. Cécile schilt mich darüber; sie hatte wirklich jetzt nicht Zeit und ich hatte es übernommen; sein Sie nur mir und ihr nicht böse. Heut war der Geburtstag einer alten 77 jährigen Tante von mir, bei der sich an dem Vormittag die ganze große über Berlin zerstreute Familie, jung und alt versammelt, da mußte sich unser kleiner Carl auch einfinden, so gut wie meine Mutter und Schwestern und ich, und so gut wie wir unsre neuen Hüte mit Blumen und resp. Fracks anthaten, mußte er in einer eleganten Toilette erscheinen, und das erklärt Céciles große Beschäftigung in den letzten Tagen. Sie hat ihm mit der ihr eignen Geschicklichkeit einen allerliebsten neuen Mantel und Hütchen dazu selbst genäht, und gestern Abend bis 11 gearbeitet um zu heut ganz fertig zu sein. Da hat er sich nun freilich gar zierlich ausgenommen und Cécile mit ihrem schwarzen Halstuch und dem weißen Hut mit Nachtviolen auch gar nicht bitter neben ihm, wie Julie wohl sagen würde. Wer sie hier sieht und kennt, und das sind schon recht viel Leute, der hat seine Herzensfreude an ihr. Eigentlich wollte ich Ihnen vor allen Dingen erzählen, wie wohl ich sie und den Kleinen bei meiner Rückkehr traf; beide so munter, blühend, und gesund aussehend. Der Kleine ist ein ordentlicher Prälat geworden, mit dicken runden Backen, frischen Farben, und den hellsten blauen Augen die man sich denken kann. Seine blauen Augen, die Stutznase und den freundlichen sanften Character, den er immer mehr zeigt, und wie er alle Leute anlacht – das sind lauter Eigenschaften die er schwerlich von mir hat. Eher noch die lange Zunge, die sich jetzt bei jeder Gelegenheit producirt, besonders bei feierlichen, oder fröhlichen. Und dann wollte ich Ihnen von der Cécile erzählen, weil weiß, daß Sie es freut wie die so ganz der Liebling aller Bekannten und meiner ganzen Familie ist. Meine Mutter und Schwestern sind ganz bezaubert von ihr, und verstehen sich so gut mit ihr, daß ich fast verwundert bin, weil ich sie niemals so ganz und so schnell erwartet hätte. Sie thut nichts und sagt nichts worüber sich die nicht freuten, und sie lobten, und sie mir zum Muster aufstellten; und auf der Straße gehen mag ich gar nicht mehr mit ihr in Berlin, denn dies ewige Umgucken und Nachsehen von allen Leuten ist ordentlich lächerlich; kein Mensch begegnet uns da, der nicht eine aparte Grimace schnitte, und Cécile selbst hat schon oft darüber lachen müssen, so lange sie auch behaupten wollte, es wäre gar nicht wahr; aber neulich gingen wir mit dem kleinen Walter und da der es auch bald bemerkte und sagte „Tante Cécile, nach dir gucken sich auch alle Leute um“ so wars nicht mehr zu läugnen. Thue ich Unrecht Ihnen so etwas zu erzählen? Ich denke es freut Sie auch, wie jede Gottesgabe, und so schadets nicht daß ichs weiter sage. Wir denken noch nicht an die Abreise. Mutter will uns nicht fortlassen, und es ist so angenehm hier, daß man sich gern halten läßt. Dazu haben wir den schönen Garten, der für uns wie für den Kleinen unschätzbar ist, und ich kann nicht läugnen, daß mir vor unserm sogenannten Garten in Leipzig etwas bang ist, wenn ich in dem hiesigen Abends spazieren gehe. Auch sind wir gerade wie zu Haus hier, in jedem Sinne; Cécile hat angefangen eine sehr hübsche kleine Landschaft zu malen, und auch ich bin ziemlich fleißig und schreibe manches neue – so werden wir wohl noch den ganzen nächsten Monat wenigstens hier zubringen. Ich hoffe, Sie schreiben mir bald einmal wieder, und sagen mir, wie es Ihnen geht, und wie all den Ihrigen, wie es in Ihrer Umgebung aussieht, kurz recht ausführlich. Cécile theilte mir aus einem kürzlich von Ihnen erhaltenen Brief mehreres mit, unter andern eine Sie selbst betreffende Stelle die mich lebhaft gefreut hat, weil ich mir denken kann daß die Nachricht die Sie ihr darin geben, für Sie selbst eine große Beruhigung und Freude sein muß. Cécile konnte mir jedoch auf meine Fragen deshalb einige Ausdrücke, die ich nicht verstand, nicht erklären, und wenn es Ihnen nicht unangenehm ist, so thue ich die Fragen Ihnen ein andermal selbst, wenn ich ausführlicher schreiben kann. Heut zieht das endlich gekommne schöne Sommerwetter mich zu den Andern hinaus, und auch Cécile bringt fast der ganzen Tag im Garten zu, sitzt unter dem großen Fliederstrauch, und läßt sichs wohl sein. Wie oft wünschen wir Sie und die Julie her; und wie oft habe ichs regrettirt daß es nicht möglich war, damals die Julie mit nach Cöln und dann hieher zu schleppen. Meine Schwestern wollen sie durchaus kennen, und behaupten sie müßte jetzt auch hier sein, dann wärs erst vollkommen hübsch. Wir alle möchten es so gern; wärs nur zu machen gewesen! Ich denke aber, aufgeschoben sei drum nicht aufgehoben, und mache mir allerhand Pläne, deren Erfüllung aber freilich wohl im sehr weiten Felde sein mag. Nun grüßen sie mir Ihre Frau Mutter sehr vielmal, und die Julie und den Carl und alle aufs herzlichste und schreiben Sie uns bald und behalten Sie lieb Ihren Felix Mendelssohn Bartholdy.
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Heut zieht das endlich gekommne schöne Sommerwetter mich zu den Andern hinaus, und auch <persName xml:id="persName_6533eac2-6aaf-47df-93bf-bb8cc6f96dc5">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> bringt fast der ganzen Tag im Garten zu, sitzt unter dem großen Fliederstrauch, und läßt sichs wohl sein. Wie oft wünschen wir Sie und die <persName xml:id="persName_b813e730-7d48-4ab8-bced-57ce3537bf34">Julie<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> her; und wie oft habe ichs regrettirt daß es nicht möglich war, damals die <persName xml:id="persName_351a3ed5-c1a4-479e-93b4-50260652c2c2">Julie<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> mit nach <placeName xml:id="placeName_e663014e-272e-477b-b0d2-f5220b10e0e7">Cöln<name key="NST0100548" style="hidden" subtype="" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und dann hieher zu schleppen. <persName xml:id="persName_908575aa-97cf-4dbb-9994-920c6511d9fb">Meine Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wollen sie durchaus kennen, und behaupten sie müßte jetzt auch hier sein, dann wärs erst vollkommen hübsch. Wir alle möchten es so gern; wärs nur zu machen gewesen! Ich denke aber, aufgeschoben sei drum nicht aufgehoben, und mache mir allerhand Pläne, deren Erfüllung aber freilich wohl im sehr weiten Felde sein mag. Nun grüßen sie <persName xml:id="persName_1aa730de-2f56-4f29-b0aa-ca3ba0ec82ba">mir Ihre Frau Mutter<name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> sehr vielmal, und die <persName xml:id="persName_aee3bf8f-3b50-4c3f-8294-16cf5c995385">Julie<name key="PSN0114987" style="hidden">Souchay, Helene Elisabeth (1774-1851)</name></persName> und den <persName xml:id="persName_79f4f051-40e0-4d75-b654-ce1909978181">Carl<name key="PSN0112224" style="hidden">Jeanrenaud, Carl Cornelius (1814-1891)</name></persName> und alle aufs herzlichste und <seg type="closer" xml:id="seg_0971de98-7f2c-4bb3-a429-719219009f5a">schreiben Sie uns bald und behalten Sie lieb</seg></p><signed rend="right">Ihren</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>