fmb-1838-04-25-01
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Berlin, 25. April 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, Widmung von Robert von Mendelssohns Hand auf der Adressenseite: »Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich [Auguste Victoria Luise Feodora Jenny von Preußen, Tochter des Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein] / zu Allerhöchst dero Geburtstag unterthänigst zugeeignet / von / Robert von Mendelssohn / Berlin 1893.« – Georg Benjamin Mendelssohn teilte in seinem Brief gb-1838-07-25-01 an Felix Mendelssohn Bartholdy vom 25. Juli 1838 (GB-Ob, M.D.M. d. 34/18) mit, er habe vorliegenden Brief in Neapel erhalten.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Seit mehr als einem Monat wollte ich Dir schreiben, um Dir selbst anzuzeigen daß meine über den Monte St Angelo zu gehen, so widersprich ihm geradezu, und gehe hinüber, und denke auch da an mich, wenn Du von oben den zweiten Meerbusen plötzlich auftauchen siehst. Wie herrlich ist das alles, und wie glücklich müßt Ihr jetzt dort sein.
Hier habe ich Viel Verändertes gefunden, da ich in beinah 4 Jahren die Stadt nicht gesehn hatte; es macht mir aber alles doppelt Vergnügen, weil ichs meiner
Berlin d. 25 April 1838Lieber Benni Seit mehr als einem Monat wollte ich Dir schreiben, um Dir selbst anzuzeigen daß meine Cécile mir einen Sohn geboren hat, was Du nun wohl schon durch die Deinigen hier erfahren haben wirst; mancherlei musikalische und häusliche Geschäfte hinderten mich in Leipzig tagtäglich am Schreiben, und da es jetzt so lange her würde ich mich zu sehr schämen es so spät zu thun, wenn nicht unsre Ankunft hier, das frohe Wiederfinden der ganzen Familie, Dein Vater den ich gestern zu meiner Freude so wohl und unverändert traf, alles das den Wunsch wieder doppelt rege machte Dir ein Paar Worte zu sagen. Ich weiß aus eigner Erfahrung daß es angenehm ist, trotz allem Unvergeßlichen und Herrlichen was in Italien alle Sinne in Anspruch nimmt, oft Briefe vom Hause zu lesen, und sich auf ein Weilchen dahin zurück zu versetzen, und so hoffe ich auch, daß Dir es Freude macht von mir zu hören, wie wohl und munter ich Deine Eltern hier angetroffen, und mit welchem Interesse sie und wir alle Euch in Gedanken auf Eurer schönen Reise begleiten. Doch freut es mich daß mir Onkel sagt der Plan nach Griechenland zu gehn, sei wieder aufgegeben; ich bin Philister genug um mir das Land ganz entsetzlich weit, und die Reise dahin übertrieben beschwerlich zu denken, während ich mich bei der Idee von Rom und Neapel sehr heimisch fühle. Vielleicht auch weil ich mich dort einmal wirklich so gefühlt habe; namentlich wird das Andenken an Rom mir mit jedem Jahre reizender und lieber; solch ein ernsthafter Eindruck, der doch zugleich so erhebt, ist nur dort zu finden, und wie man im Anfang gar nicht so viel Besondres daran zu rühmen weiß, aber mit jedem Tag des Aufenthalts tiefer eindringt, und deutlicher empfindet wie unvergleichlich dort alles ist, so setzt sichs auch in der Abwesenheit noch fort, und das Bild bleibt immer lebendig. Wenn Du übrigens auf dem monte pincio die Sonne untergehn siehst, oder die Gegend bei Rocca San Stefano mit dem schönen Wald und den Klöstern mal wieder besuchst, so möcht’ ich Du dächtest an mich; thu es auch in Neapel auf der curiosen Straße Chiatamone, und wenn sie Nachts Fische mit Fackeln fangen. Und wenn Dir einer abräth, von Castellamare nach Amalfi über den Monte St Angelo zu gehen, so widersprich ihm geradezu, und gehe hinüber, und denke auch da an mich, wenn Du von oben den zweiten Meerbusen plötzlich auftauchen siehst. Wie herrlich ist das alles, und wie glücklich müßt Ihr jetzt dort sein. Onkel sagt mir Du dächtest schon im Sommer wieder am Rheine zu sein; so thut es mir leid, daß ich nicht länger dort bleiben und Dich dies Jahr noch sehn, mir alles gleich mündlich von Dir erzählen lassen kann. Ich werde in etwa 3 Wochen nach Cöln zum Musikfeste reisen; da wir aber den ganzen vorigen Sommer unterwegs zugebracht haben, so ist meine Absicht Cécile mit dem kleinen hier zu lassen, und unmittelbar nach beendigtem Feste wieder herzukommen um sie abzuholen. Da werde ich Dich also nicht mehr dort antreffen und muß schon auf ein anderes Musikfest hoffen, wobei Du Deine Stimme poduciren kannst (wie Du immer drohst) und wir uns zugleich auch wiedersehen, was noch besser wäre. Und wenn Du in der Zwischenzeit mal nach Berlin kommst, so vergissest Du doch Leipzig nicht? Hier habe ich Viel Verändertes gefunden, da ich in beinah 4 Jahren die Stadt nicht gesehn hatte; es macht mir aber alles doppelt Vergnügen, weil ichs meiner Cécile zeigen kann, der es ganz neu ist und der ich dadurch Freude mache, daß ich ihr es recht genau erkläre. Das alles mußt Du nun mit Rosa in einem andern Maßstabe erleben, und auch ich wünschte mir wohl einmal das Glück meine Frau zu all den Herrlichkeiten hinführen zu können, die sich Euch jetzt an jedem Tag und mit jedem Schritt darbieten. Eben deswegen aber, weil ich mirs so wünsche, freue ich mich von Herzen daß Ihr es habt, und so recht von Grund aus genießen mögt. Denkt nur unsrer dabei auch zuweilen, wie wir so oft Eurer, und der frohen Tage die wir im vergangnen Sommer zusammen lebten. Meine Frau grüßt Dich und die Deinige sehr vielmal und herzlich. Lebt wohl und glücklich. ImmerDein Felix Mendelssohn Bartholdy.
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Wenn Du übrigens auf dem monte pincio die Sonne untergehn siehst, oder die Gegend bei Rocca San Stefano mit dem schönen Wald und den Klöstern mal wieder besuchst, so möcht’ ich Du dächtest an mich; thu es auch in Neapel auf der curiosen Straße Chiatamone, und wenn sie Nachts Fische mit Fackeln fangen. Und wenn Dir einer abräth, von Castellamare nach Amalfi <hi rend="underline">über den</hi> Monte S<hi rend="superscript">t</hi> Angelo zu gehen, so widersprich ihm geradezu, und gehe hinüber, und denke auch da an mich, wenn Du von oben den zweiten Meerbusen plötzlich auftauchen siehst. 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