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fmb-1838-02-11-06

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Felix Mendelssohn Bartholdy an das Komitee des 20. Niederrheinischen Musikfestes in Köln, adressiert an Friedrich Steinberger <lb></lb>Leipzig, 11. Februar 1838 In Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 24 v. M. habe ich vor allem zu bemerken, daß das vorgeschlagne Programm allerdings noch etwas bunt aussieht, und meine Meinung wie das möglicherweise zu ändern sei, Ihnen (und Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 6, 1897

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Düsseldorf D-DÜhh Düsseldorf, Heinrich-Heine-Institut - 51.4915. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an das Komitee des 20. Niederrheinischen Musikfestes in Köln, adressiert an Friedrich Steinberger; Leipzig, 11. Februar 1838 In Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 24 v. M. habe ich vor allem zu bemerken, daß das vorgeschlagne Programm allerdings noch etwas bunt aussieht, und meine Meinung wie das möglicherweise zu ändern sei, Ihnen (und

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

11. Februar 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Steinberger, Johann Friedrich (Fritz) Hubert (1809-1884) Köln, 20. Niederrheinisches Musikfest (1838), Komitee Köln Deutschland deutsch
An das Comité für das diesjährige Nieder- Rheinische Musikfest. zu Händen des Herrn Adv. Anw. F. Steinberger in Cöln.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig d. 11 Febr. 1838Hochgeehrter Herr

In Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 24 v. M. habe ich vor allem zu bemerken, daß das vorgeschlagne Programm allerdings noch etwas bunt aussieht, und meine Meinung wie das möglicherweise zu ändern sei, Ihnen (und somit dem Comité) mitzutheilen. 1) Daß am 1sten Tage ein kleineres Orator. von HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) sei, ist nach dem Plan wie er vorliegt durchaus nicht nöthig, und würde dabei der Großartigkeit des Festes Eintrag thun; ich hatte diesen Vorschlag nur gethan, für den Fall daß BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) am ersten Tag gewählt würde, um nicht durch zuviel kirchlich-geistliche Musik die Hörer zu ermüden. Eine Symphonie vorher aber, ist ja schon bei einem andern Feste gegeben worden, und nehmen wir auch an, daß sie 1 2 Stunde dauerte, so könnte immer noch ein Orator. von 2 Stunden Dauer drauf folgen, ohne Uebermaß. Ich habe mehrere Händelsche Orator. dieser Art, die ich vorschlagen möchte, keines aber daß mir so hoch zu stehn scheint als der Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name>, den Sie, wie ich zu meinem Erstaunen bemerke, noch nicht beim Musikfest gehabt haben. Es ist durchaus eins seiner ersten Werke, was Chöre und was Solos betrifft. Wenn Sie es wirklich noch nicht kennen, so weiß ich kein andres mehr zu empfehlen. Aber hier drängt sich eine Hauptfrage auf, deren Beantwortung nur vom Comité geschehen kann.

Nämlich die Frage in wie weit die pecuniären Verhältnisse dies Jahr zu berücksichtigen sein mögen. Ich weiß nicht ob die Zeitumstände, die Aufregung in Ihrer Provinz, sich in der Nähe so ausnehmen, wie in der Ferne; aber hier könnte man sich nach dem was man hört, wohl denken, daß die Theilnahme am Musikfest weniger allgemein sein könnte, und da vor 3 Jahren bei so bedeutenden Einnahmen sich die Kosten nicht deckten, so möchte ich nichts für dies Jahr vorschlagen, was die Kosten vermehrte, das Fest vielleicht für diesmal glänzender machte; aber das dauernde Bestehen der Musikfeste am Rhein gefährden könnte. Aus demselben Grunde noch die 2te Frage, ob wirklich sich die allgemeine Stimme Ihrer Musikfreunde so entschieden für den David<name key="PSN0112411" style="hidden" type="author">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name><name key="CRT0109498" style="hidden" type="music">David op. 34</name> von Klein ausspricht, wie man mir hier gesagt? Obwohl nach meiner Meinung der Kunstwerth des ganzen Festes dadurch vermindert werden würde, wenn man am ersten Tage die Symphonie von Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110470" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 80</name> und den David gäbe, und am 2ten die andern von Ihnen proponirten Stücke, so scheint mir doch obige Frage wegen der allgemeinen Fortdauer der Musikfeste um soviel wichtiger, als ein einzelnes besseres oder schlechteres Musikfest, daß ich dafür halte man müßte in diesem Falle das Opfer bringen, wenn es unumgänglich nöthig wäre. Wenn sich ebensoviel Stimmen, oder mehr als sonst für HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) aussprechen, desto besser; es ist kein Zweifel daß das Fest dadurch gewinnt – aber eben über obige Fragen bitte ich das Comité sich wohl zu berathen, und mir Ihre Antwort bald zukommen zu lassen, da ich meine Meinung darin suspendiren muß.

Eben so würde, wenn man den Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> wählt, da zum Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name> die Orgel durchaus nicht obligat ist, und seine Cantate mächtig genug instrumentirt ist, die Aufstellung der Orgel und ein bedeutender Kostenaufwand wieder wegfallen – auch hierüber muß das Comité entscheiden.

Glaubt es endlich, auf dem Wege seine Wahl treffen zu können, den das Beste der Kunst und des Geschmacks vorschreiben, ohne alle Nebenrücksichten, so würde das Programm das ich vorschlagen würde folgendes sein:

1ster Tag. Symphonie von Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110471" style="hidden" type="music">7. Sinfonie a-Moll, op. 181</name><name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110470" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 80</name> (a moll, neu.) Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name> von Händel.

2ter Tag. Symphonie d dur ohne Menuett von Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110137" style="hidden" type="music">Sinfonie D-Dur, KV 504 (Prager)</name> (oder b dur von Haydn nicht Engl.<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109090" style="hidden" type="music">102. Sinfonie B-Dur, Hob. I : 102</name><name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109084" style="hidden" type="music">85. Sinfonie B-Dur, Hob. I : 85 (La Reine)</name><name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109087" style="hidden" type="music">98. Sinfonie B-Dur, Hob. I : 98</name>) Cantate von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name> (etwa 20 Minuten) Ouvertüre Abencerragen<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name>.

Hier wären erstlich lauter Stücke, die noch bei keinem N. R.Musikfest gegeben sind; einer der Vorzüge die der Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name> vor dem Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> hätte.

Da ich mit Ihnen hinsichtlich der Symph. von Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110470" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 80</name> einverstanden bin, so wäre ich auch dafür, ihr den besten und ehrenvollsten Platz zu geben, welches zweifelsohne die Eröffnung des Festes ist. Die aus amoll<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110471" style="hidden" type="music">7. Sinfonie a-Moll, op. 181</name> welche ich vorschlage, ist noch Manuscript; er hielt viel darauf und spielte sie mir vor 2 Jahren in Frankfurt selbst vor. Sie ist jetzt Eigenthum von HaslingerHaslinger, Tobias Carl (1787-1842) (oder TrensentskyTrentsensky (& Vieweg), Lithographie-Verlag in Wien ich weiß nicht genau welcher von beiden) in Wien, und meines Wissens noch nirgend aufgeführt. Sind Sie meiner Meinung so bitte ich Sie deshalb nach Wien sogleich zu schreiben, man wird sie in keinem Fall versagen. Sie ist, soviel ich mich entsinne, nicht lang.

Zum Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name> wäre die Orgel unumgängl. nothwendig. Alle 4 Solostimmen müssen ausgezeichnet sein. Die Stimmen wären vom Caecilien Verein in FrankfurtCäcilienvereinFrankfurt a. M.Deutschland, wo sie sämmtlich (und zahlreich doublirt) existiren, gewiß leihweise zu erhalten.

Die Symph. von Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110140" style="hidden" type="music">Sinfonie C-Dur, KV 551 (Jupiter)</name> würde ich diesmal der Haydnschen<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109082" style="hidden" type="music">Sinfonien</name> vorziehn, weil sie mehr im majestätischen erhabnen Styl, den 2ten Tag mehr abrundet, und außer der c dur Symph. wie ich höre, noch keine Mozartische an der Reihe war.

Den Clavier Auszug der Bachschen<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name> Musik werde ich Ihnen durch angegebne Gelegenheit schicken, sobald ich ihn fertig machen kann, und Sie bitten die Chöre sogleich ausschreiben und studiren zu lassen. Sie sind nicht schwer, müssen aber tüchtig gehn. Das ganze Orchester ist dabei beschäftigt.

Wenn dann noch Cherubinis feurige Ouvertüre zu den Abencerragen<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name> und der glorreiche Augenblick<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108014" style="hidden" type="music">Der glorreiche Augenblick op. 136</name> dazu kommen, so wär es ein recht schönes Programm. In letzterem müßten jedenfalls viele Stellen des Textes geändert werden, wie auch Sie angaben. Namentlich darf es im letzten Chor nicht wegbleiben, daß ein Chor der Kinder, einer der Frauen, und einer der Krieger Chor ist. Das macht eine schöne Wirkung und darf nicht verloren gehn.

Über Sänger und Sängerinnen weiß ich Ihnen nichts zu schreiben; wir haben hier keine passenden. Die NovelloNovello, Clara Anastasia (1818-1908) ist in Berlin; vielleicht käme sie, wenn Sie ihr schrieben und sich auf mich beriefen (da ich ihr schon davon gesprochen habe) ich bezweifle es aber.

Sobald als möglich erbitte ich mir auf diesen Brief Ihre Antwort, namentlich auf die obigen Fragen. Ich hielt es für nothwendig, Ihnen eines Theils meine Bereitwilligkeit, in jedem Falle zum allgemeinen Besten mitzuwirken und die allgemeine Einigkeit zu erhalten, hiedurch zu bezeigen, und andern Theils die momentanen Rücksichten nicht zu verschweigen, die diesmal nicht unwichtig sein mögen. Ihrer Entscheidung darüber sehe ich wie gesagt entgegen.

Mit vollkommner HochachtungergebenstFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Leipzig d. 11 Febr. 1838Hochgeehrter Herr
In Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 24 v. M. habe ich vor allem zu bemerken, daß das vorgeschlagne Programm allerdings noch etwas bunt aussieht, und meine Meinung wie das möglicherweise zu ändern sei, Ihnen (und somit dem Comité) mitzutheilen. 1) Daß am 1sten Tage ein kleineres Orator. von Händel sei, ist nach dem Plan wie er vorliegt durchaus nicht nöthig, und würde dabei der Großartigkeit des Festes Eintrag thun; ich hatte diesen Vorschlag nur gethan, für den Fall daß Bach am ersten Tag gewählt würde, um nicht durch zuviel kirchlich-geistliche Musik die Hörer zu ermüden. Eine Symphonie vorher aber, ist ja schon bei einem andern Feste gegeben worden, und nehmen wir auch an, daß sie 1 2 Stunde dauerte, so könnte immer noch ein Orator. von 2 Stunden Dauer drauf folgen, ohne Uebermaß. Ich habe mehrere Händelsche Orator. dieser Art, die ich vorschlagen möchte, keines aber daß mir so hoch zu stehn scheint als der Josua, den Sie, wie ich zu meinem Erstaunen bemerke, noch nicht beim Musikfest gehabt haben. Es ist durchaus eins seiner ersten Werke, was Chöre und was Solos betrifft. Wenn Sie es wirklich noch nicht kennen, so weiß ich kein andres mehr zu empfehlen. Aber hier drängt sich eine Hauptfrage auf, deren Beantwortung nur vom Comité geschehen kann.
Nämlich die Frage in wie weit die pecuniären Verhältnisse dies Jahr zu berücksichtigen sein mögen. Ich weiß nicht ob die Zeitumstände, die Aufregung in Ihrer Provinz, sich in der Nähe so ausnehmen, wie in der Ferne; aber hier könnte man sich nach dem was man hört, wohl denken, daß die Theilnahme am Musikfest weniger allgemein sein könnte, und da vor 3 Jahren bei so bedeutenden Einnahmen sich die Kosten nicht deckten, so möchte ich nichts für dies Jahr vorschlagen, was die Kosten vermehrte, das Fest vielleicht für diesmal glänzender machte; aber das dauernde Bestehen der Musikfeste am Rhein gefährden könnte. Aus demselben Grunde noch die 2te Frage, ob wirklich sich die allgemeine Stimme Ihrer Musikfreunde so entschieden für den David von Klein ausspricht, wie man mir hier gesagt? Obwohl nach meiner Meinung der Kunstwerth des ganzen Festes dadurch vermindert werden würde, wenn man am ersten Tage die Symphonie von Ries und den David gäbe, und am 2ten die andern von Ihnen proponirten Stücke, so scheint mir doch obige Frage wegen der allgemeinen Fortdauer der Musikfeste um soviel wichtiger, als ein einzelnes besseres oder schlechteres Musikfest, daß ich dafür halte man müßte in diesem Falle das Opfer bringen, wenn es unumgänglich nöthig wäre. Wenn sich ebensoviel Stimmen, oder mehr als sonst für Händel aussprechen, desto besser; es ist kein Zweifel daß das Fest dadurch gewinnt – aber eben über obige Fragen bitte ich das Comité sich wohl zu berathen, und mir Ihre Antwort bald zukommen zu lassen, da ich meine Meinung darin suspendiren muß.
Eben so würde, wenn man den Messias wählt, da zum Seb. Bach die Orgel durchaus nicht obligat ist, und seine Cantate mächtig genug instrumentirt ist, die Aufstellung der Orgel und ein bedeutender Kostenaufwand wieder wegfallen – auch hierüber muß das Comité entscheiden.
Glaubt es endlich, auf dem Wege seine Wahl treffen zu können, den das Beste der Kunst und des Geschmacks vorschreiben, ohne alle Nebenrücksichten, so würde das Programm das ich vorschlagen würde folgendes sein:
1ster Tag. Symphonie von Ries (a moll, neu. ) Josua von Händel.
2ter Tag. Symphonie d dur ohne Menuett von Mozart (oder b dur von Haydn nicht Engl. ) Cantate von Bach (etwa 20 Minuten) Ouvertüre Abencerragen.
Hier wären erstlich lauter Stücke, die noch bei keinem N. R. Musikfest gegeben sind; einer der Vorzüge die der Josua vor dem Messias hätte.
Da ich mit Ihnen hinsichtlich der Symph. von Ries einverstanden bin, so wäre ich auch dafür, ihr den besten und ehrenvollsten Platz zu geben, welches zweifelsohne die Eröffnung des Festes ist. Die aus amoll welche ich vorschlage, ist noch Manuscript; er hielt viel darauf und spielte sie mir vor 2 Jahren in Frankfurt selbst vor. Sie ist jetzt Eigenthum von Haslinger (oder Trensentsky ich weiß nicht genau welcher von beiden) in Wien, und meines Wissens noch nirgend aufgeführt. Sind Sie meiner Meinung so bitte ich Sie deshalb nach Wien sogleich zu schreiben, man wird sie in keinem Fall versagen. Sie ist, soviel ich mich entsinne, nicht lang.
Zum Josua wäre die Orgel unumgängl. nothwendig. Alle 4 Solostimmen müssen ausgezeichnet sein. Die Stimmen wären vom Caecilien Verein in Frankfurt, wo sie sämmtlich (und zahlreich doublirt) existiren, gewiß leihweise zu erhalten.
Die Symph. von Mozart würde ich diesmal der Haydnschen vorziehn, weil sie mehr im majestätischen erhabnen Styl, den 2ten Tag mehr abrundet, und außer der c dur Symph. wie ich höre, noch keine Mozartische an der Reihe war.
Den Clavier Auszug der Bachschen Musik werde ich Ihnen durch angegebne Gelegenheit schicken, sobald ich ihn fertig machen kann, und Sie bitten die Chöre sogleich ausschreiben und studiren zu lassen. Sie sind nicht schwer, müssen aber tüchtig gehn. Das ganze Orchester ist dabei beschäftigt.
Wenn dann noch Cherubinis feurige Ouvertüre zu den Abencerragen und der glorreiche Augenblick dazu kommen, so wär es ein recht schönes Programm. In letzterem müßten jedenfalls viele Stellen des Textes geändert werden, wie auch Sie angaben. Namentlich darf es im letzten Chor nicht wegbleiben, daß ein Chor der Kinder, einer der Frauen, und einer der Krieger Chor ist. Das macht eine schöne Wirkung und darf nicht verloren gehn.
Über Sänger und Sängerinnen weiß ich Ihnen nichts zu schreiben; wir haben hier keine passenden. Die Novello ist in Berlin; vielleicht käme sie, wenn Sie ihr schrieben und sich auf mich beriefen (da ich ihr schon davon gesprochen habe) ich bezweifle es aber.
Sobald als möglich erbitte ich mir auf diesen Brief Ihre Antwort, namentlich auf die obigen Fragen. Ich hielt es für nothwendig, Ihnen eines Theils meine Bereitwilligkeit, in jedem Falle zum allgemeinen Besten mitzuwirken und die allgemeine Einigkeit zu erhalten, hiedurch zu bezeigen, und andern Theils die momentanen Rücksichten nicht zu verschweigen, die diesmal nicht unwichtig sein mögen. Ihrer Entscheidung darüber sehe ich wie gesagt entgegen.
Mit vollkommner Hochachtungergebenst
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-02-11" xml:id="date_ae9739da-b3b7-426b-9768-1c5343ebbf3e">11. Februar 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_e030e413-6a31-4d13-9524-12383fd54d50">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_0b198009-9117-400e-bf36-7c1a436512f1"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0115097" resp="receiver" xml:id="persName_00aaf3e4-0805-450e-9687-cdb3c8331fa5">Steinberger, Johann Friedrich (Fritz) Hubert (1809-1884)</persName> <persName key="PSN0118862" resp="receiver" xml:id="persName_e57d8831-4428-473f-9d9e-1fd1e1649d45">Köln, 20. Niederrheinisches Musikfest (1838), Komitee</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_85f9db12-e515-499e-8904-3b33e596a597"> <settlement key="STM0100107">Köln</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_5bff3ca3-9ac5-4e50-b3d8-f53c14726083"> <head> <address> <addrLine>An das Comité für das diesjährige Nieder-</addrLine> <addrLine>Rheinische Musikfest.</addrLine> <addrLine>zu Händen des Herrn Adv. Anw. <hi n="1" rend="underline">F. Steinberger</hi></addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Cöln</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_ff490934-d384-488c-b77a-54f05cb4b12a"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1838-02-11" xml:id="date_8667657e-23f4-4361-b010-2fd336d29a99">11 Febr. 1838</date></dateline><salute rend="left">Hochgeehrter Herr</salute><p style="paragraph_without_indent">In Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 24 v. M. habe ich vor allem zu bemerken, daß das vorgeschlagne Programm allerdings noch etwas bunt aussieht, und meine Meinung wie das möglicherweise zu ändern sei, Ihnen (und somit dem Comité) mitzutheilen. 1) Daß am 1<hi rend="superscript">sten</hi> Tage ein <hi rend="underline">kleineres</hi> Orator. von <persName xml:id="persName_f293e98c-d35b-41bf-8810-eb909fcb5700">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> sei, ist nach dem Plan wie er vorliegt durchaus nicht nöthig, und würde dabei der Großartigkeit des Festes Eintrag thun; ich hatte diesen Vorschlag nur gethan, für den Fall daß <persName xml:id="persName_d179dd6d-e14a-4bde-b1bd-c1ecc79a6d79">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> am <hi rend="underline">ersten</hi> Tag gewählt würde, um nicht durch <hi rend="underline">zuviel</hi> kirchlich-geistliche Musik die Hörer zu ermüden. Eine Symphonie vorher aber, ist ja schon bei einem andern Feste gegeben worden, und nehmen wir auch an, daß sie <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> Stunde dauerte, so könnte immer noch ein Orator. von 2 Stunden Dauer drauf folgen, ohne Uebermaß. Ich habe mehrere Händelsche Orator. dieser Art, die ich vorschlagen möchte, keines aber daß mir so hoch zu stehn scheint als der <title xml:id="title_c41cd0d2-af4a-411b-925c-e9a831d468c7">Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title>, den Sie, wie ich zu meinem Erstaunen bemerke, noch nicht beim Musikfest gehabt haben. Es ist durchaus eins seiner ersten Werke, was Chöre und was Solos betrifft. Wenn Sie es wirklich noch nicht kennen, so weiß ich kein andres mehr zu empfehlen. Aber hier drängt sich eine Hauptfrage auf, deren Beantwortung nur vom Comité geschehen kann.</p><p>Nämlich die Frage in wie weit die <hi rend="underline">pecuniären Verhältnisse</hi> dies Jahr zu berücksichtigen sein mögen. Ich weiß nicht ob die Zeitumstände, die Aufregung in Ihrer Provinz, sich in der Nähe so ausnehmen, wie in der Ferne; aber hier könnte man sich nach dem was man hört, wohl denken, daß die Theilnahme am Musikfest weniger allgemein sein könnte, und da vor 3 Jahren bei so bedeutenden Einnahmen sich die Kosten nicht deckten, so möchte ich <hi rend="underline">nichts</hi> für dies Jahr vorschlagen, was die Kosten vermehrte, das Fest vielleicht für diesmal glänzender machte; aber das <hi rend="underline">dauernde Bestehen</hi> der Musikfeste am Rhein gefährden könnte. Aus demselben Grunde noch die 2<hi rend="superscript">te</hi> Frage, ob wirklich sich die allgemeine Stimme Ihrer Musikfreunde so entschieden für den <title xml:id="title_c3cb9ea3-e5d4-4573-96fe-6ef84bdc5977">David<name key="PSN0112411" style="hidden" type="author">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name><name key="CRT0109498" style="hidden" type="music">David op. 34</name></title> von Klein ausspricht, wie man mir hier gesagt? Obwohl nach meiner Meinung der Kunstwerth des ganzen Festes dadurch vermindert werden würde, wenn man am ersten Tage die Symphonie von <title xml:id="title_ea05affc-ce53-496f-90a6-056ebac933d8">Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110470" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 80</name></title> und den David gäbe, und am 2<hi rend="superscript">ten</hi> die andern von Ihnen proponirten Stücke, so scheint mir doch obige Frage wegen der allgemeinen Fortdauer der Musikfeste um soviel wichtiger, als ein einzelnes besseres oder schlechteres Musikfest, daß ich dafür halte man müßte in diesem Falle das Opfer bringen, wenn es <hi rend="underline">unumgänglich nöthig</hi> wäre. Wenn sich ebensoviel Stimmen, oder mehr als sonst für <persName xml:id="persName_49ef03e3-185a-40cc-8a50-6285b55b8ac1">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> aussprechen, desto besser; es ist kein Zweifel daß das Fest dadurch gewinnt – aber eben über obige Fragen bitte ich das Comité sich wohl zu berathen, und mir Ihre Antwort bald zukommen zu lassen, da ich meine Meinung darin suspendiren muß.</p><p>Eben so würde, wenn man den <title xml:id="title_94d11bf1-25e3-49c0-a198-dc8e0791eeb4">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> wählt, da zum <title xml:id="title_8037d6d6-1e12-4f84-a9aa-4d2276a903e9">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name></title> die Orgel durchaus nicht obligat ist, und seine Cantate mächtig genug instrumentirt ist, die Aufstellung der Orgel und ein bedeutender Kostenaufwand wieder wegfallen – auch hierüber muß das Comité entscheiden.</p><p>Glaubt es endlich, auf <hi rend="underline">dem</hi> Wege seine Wahl treffen zu können, den das Beste der Kunst und des Geschmacks vorschreiben, ohne alle Nebenrücksichten, so würde das Programm das ich vorschlagen würde folgendes sein:</p><p>1<hi rend="superscript">ster</hi> Tag. <title xml:id="title_5436b991-27be-47ca-bd14-3d174b8efb5b">Symphonie von Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110471" style="hidden" type="music">7. Sinfonie a-Moll, op. 181</name><name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110470" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 80</name></title> (a moll, neu.) <title xml:id="title_f7ab0eab-2e57-46cf-ad97-51cadc130c46">Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title> von Händel.</p><p>2<hi rend="superscript">ter</hi> Tag. Symphonie d dur ohne <title xml:id="title_17e67529-0704-444c-aeea-154c05107bab">Menuett von Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110137" style="hidden" type="music">Sinfonie D-Dur, KV 504 (Prager)</name></title> (oder b dur von Haydn <hi rend="underline">nicht</hi> <title xml:id="title_a08a029d-3687-4889-a172-840978d88765">Engl.<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109090" style="hidden" type="music">102. Sinfonie B-Dur, Hob. I : 102</name><name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109084" style="hidden" type="music">85. Sinfonie B-Dur, Hob. I : 85 (La Reine)</name><name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109087" style="hidden" type="music">98. Sinfonie B-Dur, Hob. I : 98</name></title>) <title xml:id="title_0dc052eb-8f1c-4fcd-b568-88e1cca6b5b4">Cantate von Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name></title> (etwa 20 Minuten) <title xml:id="title_b6f4bb92-5eb0-440e-9fd2-a6697babf9a8">Ouvertüre Abencerragen<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name></title>. </p><p>Hier wären erstlich lauter Stücke, die noch bei keinem N. R.Musikfest gegeben sind; einer der Vorzüge die der <title xml:id="title_75921afd-e281-40c3-9e81-3332ce458e91">Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title> vor dem <title xml:id="title_0b45cd8c-8101-4764-8879-d84a80f7ae98">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> hätte.</p><p>Da ich mit Ihnen hinsichtlich der Symph. von <title xml:id="title_82b3fa46-b64b-47d5-a110-5a62a06b0089">Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110470" style="hidden" type="music">2. Sinfonie c-Moll, op. 80</name></title> einverstanden bin, so wäre ich auch dafür, ihr den besten und ehrenvollsten Platz zu geben, welches zweifelsohne die Eröffnung des Festes ist. Die <title xml:id="title_f65dd00a-eb48-43a6-a57b-2745eacb712b">aus amoll<name key="PSN0114191" style="hidden" type="author">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name><name key="CRT0110471" style="hidden" type="music">7. Sinfonie a-Moll, op. 181</name></title> welche ich vorschlage, ist noch Manuscript; er hielt viel darauf und spielte sie mir vor 2 Jahren in Frankfurt selbst vor. Sie ist jetzt Eigenthum von <persName xml:id="persName_c080445a-be3c-4421-826e-d7ef92b3f6b6">Haslinger<name key="PSN0111751" style="hidden">Haslinger, Tobias Carl (1787-1842)</name></persName> (oder <persName xml:id="persName_7995ca39-aac3-4aee-9fad-8cdcb7c32516">Trensentsky<name key="PSN0115384" style="hidden">Trentsensky (&amp; Vieweg), Lithographie-Verlag in Wien</name></persName> ich weiß nicht genau welcher von beiden) in Wien, und meines Wissens noch nirgend aufgeführt. Sind Sie meiner Meinung so bitte ich Sie deshalb nach Wien sogleich zu schreiben, man wird sie in keinem Fall versagen. Sie ist, soviel ich mich entsinne, nicht lang.</p><p>Zum <title xml:id="title_682ef27a-cb62-41c9-b906-4c2d80fd2b25">Josua<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108992" style="hidden" type="music">Joshua HWV 64</name></title> wäre die Orgel unumgängl. nothwendig. Alle 4 Solostimmen müssen ausgezeichnet sein. Die Stimmen wären vom <placeName xml:id="placeName_f7df05c8-986b-47b9-9ae0-92ca95734bba">Caecilien Verein in Frankfurt<name key="NST0100338" style="hidden" subtype="" type="institution">Cäcilienverein</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo sie sämmtlich (und zahlreich doublirt) existiren, gewiß leihweise zu erhalten.</p><p>Die Symph. von <title xml:id="title_a8de8c63-6c74-4cd6-b8a7-98c2303fe5eb">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110140" style="hidden" type="music">Sinfonie C-Dur, KV 551 (Jupiter)</name></title> würde ich diesmal der <title xml:id="title_80821664-12c7-4e57-b041-c05336052169">Haydnschen<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109082" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title> vorziehn, weil sie mehr im majestätischen erhabnen Styl, den 2<hi rend="superscript">ten</hi> Tag mehr abrundet, und außer der c dur Symph. wie ich höre, noch keine Mozartische an der Reihe war.</p><p>Den Clavier Auszug der <title xml:id="title_d4275b69-f335-49a7-a7fa-c61e8b42ce4f">Bachschen<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107754" style="hidden" type="music">Gott fähret auf mit Jauchzen BWV 43</name></title> Musik werde ich Ihnen durch angegebne Gelegenheit schicken, sobald ich ihn fertig machen kann, und Sie bitten die Chöre sogleich ausschreiben und studiren zu lassen. Sie sind nicht schwer, müssen aber tüchtig gehn. Das ganze Orchester ist dabei beschäftigt.</p><p>Wenn dann noch Cherubinis feurige <title xml:id="title_2a11155f-cd71-41f2-a613-01c3a3054397">Ouvertüre zu den Abencerragen<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name></title> und <title xml:id="title_f7844a2f-065d-4fa0-91da-768a34bb6ec0">der glorreiche Augenblick<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108014" style="hidden" type="music">Der glorreiche Augenblick op. 136</name></title> dazu kommen, so wär es ein recht schönes Programm. In letzterem müßten jedenfalls viele Stellen des Textes geändert werden, wie auch Sie angaben. Namentlich darf es im letzten Chor nicht wegbleiben, daß ein Chor der Kinder, einer der Frauen, und einer der Krieger Chor ist. Das macht eine schöne Wirkung und darf nicht verloren gehn.</p><p>Über Sänger und Sängerinnen weiß ich Ihnen nichts zu schreiben; wir haben hier keine passenden. Die <persName xml:id="persName_91b245b4-cec9-4889-bd89-e12c978daeac">Novello<name key="PSN0113621" style="hidden">Novello, Clara Anastasia (1818-1908)</name></persName> ist in Berlin; vielleicht käme sie, wenn Sie ihr schrieben und sich auf mich beriefen (da ich ihr schon davon gesprochen habe) ich bezweifle es aber.</p><p>Sobald als möglich erbitte ich mir auf diesen Brief Ihre Antwort, namentlich auf die obigen Fragen. Ich hielt es für nothwendig, Ihnen eines Theils meine Bereitwilligkeit, in jedem Falle zum allgemeinen Besten mitzuwirken und die allgemeine Einigkeit zu erhalten, hiedurch zu bezeigen, und andern Theils die momentanen Rücksichten nicht zu verschweigen, die diesmal nicht unwichtig sein mögen. Ihrer Entscheidung darüber sehe ich wie gesagt entgegen.</p><closer rend="left" xml:id="closer_f708c273-74ca-46af-b0fb-fb1490d15759">Mit vollkommner Hochachtung</closer><signed rend="right">ergebenst</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>