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fmb-1838-01-18-02

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Jacob Bel in Köln <lb></lb>Leipzig, 18. Januar 1838 Vielen Dank für Ihren Brief vom 10ten durch den Sie mich sehr erfreut haben. Gewiß nehme ich mir’s vor, meine Frau zum Musikfeste mit mir zu bringen, wenn Gott uns beiden Gesundheit schenkt, und ohne Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1860

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 7,3,4. Abschrift fremder Hand Felix Mendelssohn Bartholdy an Jacob Bel in Köln; Leipzig, 18. Januar 1838 Vielen Dank für Ihren Brief vom 10ten durch den Sie mich sehr erfreut haben. Gewiß nehme ich mir’s vor, meine Frau zum Musikfeste mit mir zu bringen, wenn Gott uns beiden Gesundheit schenkt, und ohne

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Unbekannt

Brief fmb-1838-01-18-01 von Felix Mendelssohn Bartholdy an das Komitee des 20. Niederrheinischen Musikfestes in Köln vom 18. Januar 1838 (Brief Nr. 1859)

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Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,3,3 (mit Textauslassungen). Wolff, Briefe an seine rheinischen Freunde, S. 164 f. Großmann-Vendrey, Musik der Vergangenheit, S. 93 f. (Teildruck, nach Wolff).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

18. Januar 1838 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Bel, Jacob (1810-1885) Köln Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig den 18. Januar 1838.Lieber Herr Bel!

Vielen Dank für Ihren Brief vom 10ten durch den Sie mich sehr erfreut haben. Gewiß nehme ich mir’s vor, meine FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) zum Musikfeste20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland mit mir zu bringen, wenn Gott uns beiden Gesundheit schenkt, und ohne dies könnte man ja überhaupt kaum von einem Plane so lange heraus sprechen. Ein so frohes lebendiges Fest zu sehen und mitzumachen würde ihr gewiß große Freude bereiten und ich würde sie nur halb genießen wenn ich allein käme, und so hoffe ich zu Gott, Ihre und des Comités20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland freundliche Einladung annehmen zu können.

Ein Hauptpunkt ist noch die Wahl der Musikstücke. Sie werden diesmal den Seb. BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) nicht so leicht los; mit dem Publicum mögen Sie wohl ganz Recht haben, aber die Musiker und Musikfreunde gehören auch zum Publicum, machen den wichtigsten, wirksamsten Theil davon aus, und für die muß auch gesorgt werden. Würde die Anordnung so getroffen, wie nach Ihrem Briefe, man geneigt scheint: 1ter Tag der Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name>, 2ter Tag die Cantate<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108014" style="hidden" type="music">Der glorreiche Augenblick op. 136</name> von Beethoven, etwas neues von CherubiniCherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842): eine Ouvertüre<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name> von ihm, eine Symphonie – oder ähnliches – so wäre das ganz schön, aber weder neu, noch interessant genug nach meiner Meinung; es wären fast lauter allgemein gekannte, wieder und wieder gehörte Sachen, und bei jedem FestNiederrheinische MusikfesteRheinlandDeutschland sollte doch, nach meiner Meinung, irgend ein Fortschritt gemacht werden. Ich gestehe wenigstens, daß das meine Hauptfreude dabei ist. Sie kennen mich genug um zu wissen, daß ich keine Fortschritte auf Kosten der allgemeinen Theilnahme oder auf Kosten der Musikfestkasse wünsche, – das wären gewiß eher Rückschritte – aber es läßt sich beides vereinigen.

In meinem inliegenden Briefe an das Comité20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland thue ich den Vorschlag, ein kurzes, etwa halbstündiges Werk von BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) zu geben, eine Cantate oder Psalm mit großen Doppel-Chören und Instrumentaleinleitung, – dies am ersten Tage zu thun, wenn Sie das Publicum am 2ten Tage zu verscheuchen fürchten, und außerdem noch ein (nur etwas kürzeres) Oratorium von Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name> bei dem man wieder die Orgel etwa brauchen könnte – in jedem Falle ein noch unbekanntes, mit vielen und starken Chören, die dem Joseph<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108991" style="hidden" type="music">Joseph and his Brethren HWV 59</name> fehlen. Da giebts mehrere die ich vorschlagen könnte. Aber vor allem müßte mir der BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) auf’s Programm mit HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) zusammen, denn es ist gegen alle Billigkeit, daß der letztereHändel, Georg Friedrich (1685-1759) allein bei den MusikfestenNiederrheinische MusikfesteRheinlandDeutschland gilt. Sie sagen, er thuts nun einmal; ich entgegne: man hat auch damit anfangen müssen, und da sagte die Menge gewiß auch: er sei zu gelehrt, und es wurde durchgesetzt und geschah Recht. Ich bitte Sie deshalb meinen Vorschlag im Comité20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland zu unterstützen.

Der Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name> läßt sich, wie er jetzt in Deutschland mit Mozart’s Begleitung<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110119" style="hidden" type="music">Der Messias KV 572 (Bearbeitung von → Georg Friedrich Händels Messiah HWV 56)</name> bekannt ist, nicht mehr ohne dieselbe geben, denn er ist im Original fast nur mit Saiteninstrumenten sehr leicht und dünn begleitet, nicht wie andere ausgeführte Oratorien<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name> von ihm, und die Ohren sind nun einmal an die schönen Mozartschen Blaseinstrumente gewöhnt, und mit Recht. Mit dem Joseph<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108991" style="hidden" type="music">Joseph and his Brethren HWV 59</name> haben Sie ganz Recht – es fehlt an Chören, auch die Solostücke sind größtentheils nicht von seinen stärksten. Da sind mir Athalia<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108958" style="hidden" type="music">Athalia HWV 52</name> und Esther<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108978" style="hidden" type="music">Esther HWV 50b</name> weit lieber; sind denn die am Rhein bekannt? Ferner: sind denn Haydn’s Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name> ganz und würdig schon beim MusikfesteNiederrheinische MusikfesteRheinlandDeutschland aufgeführt? Ist es die Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name> kürzlich? Vielleicht könnte man eins dieser beiden herrlichen Werke für den ersten Tag bestimmen, und dann den BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) am 2ten mit weniger Furcht ansetzten. Der Kleinsche David<name key="PSN0112411" style="hidden" type="author">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name><name key="CRT0109498" style="hidden" type="music">David op. 34</name> würde mir für den ersten Tag nicht recht gefallen, auch nicht das Lied für Männerstimmen am 2ten. Ich schlage dem Comité20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland vor, sich an Cherubini wegen seines neuen Männerstimmen-Requiems<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108393" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll</name> zu wenden das man mit deutschem Text geben müßte; könnte man etwas anderes von ihm erhalten, wäre es auch schön. Zur Beethovenschen Cantate<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108014" style="hidden" type="music">Der glorreiche Augenblick op. 136</name> müßte durchaus ein 3ter Text gemacht werden – keiner von beiden<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110538" style="hidden" type="literature">Preis der Tonkunst (Umtextierung von → Ludwig van Beethovens Der glorreiche Augenblick op. 136)</name><name key="PSN0115686" style="hidden" type="author">Weißenbach, Aloys (1766-1821)</name><name key="CRT0111280" style="hidden" type="literature">Der glorreiche Augenblick (Kantatentext)</name> scheint mir auch nur etwas passend für unsern Zweck. Ferner: wäre es nicht zu versuchen, am 1ten und am 2ten Tage Symphonien zu geben? Ich wüßte sonst nicht gut eine Hayd’nsche<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109082" style="hidden" type="music">Sinfonien</name> anzubringen, da in keiner sich das Orchester mit seinen Massen ganz und gar ausbreiten kann, (: obwohl sie alle so schön sind :) und da auch die Dauer so kurz ist. Wenn man nun am ersten Tage eine Haydnsche<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109082" style="hidden" type="music">Sinfonien</name>, am 2ten eine Beethovensche Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108061" style="hidden" type="music">Sinfonien</name> brächte? etwa die Eroica<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108064" style="hidden" type="music">3. Sinfonie Es-Dur, op. 55 (»Eroica«)</name>, die lange nicht gewesen ist? – Die Ouvertüre zu den Abencerragen<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name> von Cherubini wäre schön, aber können Sie sie kriegen? Uns ist es hier nicht gelungen – er hat sie sogar auf eine directe Bitte abgeschlagen. Solosänger betreffend, weiß ich wenig Rath. Können Sie nicht Mme. DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) aus Berlin zum Sopran bekommen?

Wegen des Händelschen Oratoriums<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name> müßte ich freilich um sehr baldige Antwort bitten, denn wenn Sie ein bisher ganz unbekanntes haben wollen, müßte es erst übersetzt, und ausgeschrieben werden. Von Athalia<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108958" style="hidden" type="music">Athalia HWV 52</name> und Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name> sind sämmtliche Stimmen in Berlin, von Esther<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108978" style="hidden" type="music">Esther HWV 50b</name>, Theodora<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109030" style="hidden" type="music">Theodora HWV 68</name> und mehreren die ich sonst vorschlagen könnte, nirgends in Deutschland meines Wissens. Nun antworten Sie mir bald über alles.

StetsIhrergebenerFelix Mendelssohn Bartholdy.
            Leipzig den 18. Januar 1838. Lieber Herr Bel!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 10ten durch den Sie mich sehr erfreut haben. Gewiß nehme ich mir’s vor, meine Frau zum Musikfeste mit mir zu bringen, wenn Gott uns beiden Gesundheit schenkt, und ohne dies könnte man ja überhaupt kaum von einem Plane so lange heraus sprechen. Ein so frohes lebendiges Fest zu sehen und mitzumachen würde ihr gewiß große Freude bereiten und ich würde sie nur halb genießen wenn ich allein käme, und so hoffe ich zu Gott, Ihre und des Comités freundliche Einladung annehmen zu können.
Ein Hauptpunkt ist noch die Wahl der Musikstücke. Sie werden diesmal den Seb. Bach nicht so leicht los; mit dem Publicum mögen Sie wohl ganz Recht haben, aber die Musiker und Musikfreunde gehören auch zum Publicum, machen den wichtigsten, wirksamsten Theil davon aus, und für die muß auch gesorgt werden. Würde die Anordnung so getroffen, wie nach Ihrem Briefe, man geneigt scheint: 1ter Tag der Messias, 2ter Tag die Cantate von Beethoven, etwas neues von Cherubini: eine Ouvertüre von ihm, eine Symphonie – oder ähnliches – so wäre das ganz schön, aber weder neu, noch interessant genug nach meiner Meinung; es wären fast lauter allgemein gekannte, wieder und wieder gehörte Sachen, und bei jedem Fest sollte doch, nach meiner Meinung, irgend ein Fortschritt gemacht werden. Ich gestehe wenigstens, daß das meine Hauptfreude dabei ist. Sie kennen mich genug um zu wissen, daß ich keine Fortschritte auf Kosten der allgemeinen Theilnahme oder auf Kosten der Musikfestkasse wünsche, – das wären gewiß eher Rückschritte – aber es läßt sich beides vereinigen.
In meinem inliegenden Briefe an das Comité thue ich den Vorschlag, ein kurzes, etwa halbstündiges Werk von Bach zu geben, eine Cantate oder Psalm mit großen Doppel-Chören und Instrumentaleinleitung, – dies am ersten Tage zu thun, wenn Sie das Publicum am 2ten Tage zu verscheuchen fürchten, und außerdem noch ein (nur etwas kürzeres) Oratorium von Händel bei dem man wieder die Orgel etwa brauchen könnte – in jedem Falle ein noch unbekanntes, mit vielen und starken Chören, die dem Joseph fehlen. Da giebts mehrere die ich vorschlagen könnte. Aber vor allem müßte mir der Bach auf’s Programm mit Händel zusammen, denn es ist gegen alle Billigkeit, daß der letztere allein bei den Musikfesten gilt. Sie sagen, er thuts nun einmal; ich entgegne: man hat auch damit anfangen müssen, und da sagte die Menge gewiß auch: er sei zu gelehrt, und es wurde durchgesetzt und geschah Recht. Ich bitte Sie deshalb meinen Vorschlag im Comité zu unterstützen.
Der Messias läßt sich, wie er jetzt in Deutschland mit Mozart’s Begleitung bekannt ist, nicht mehr ohne dieselbe geben, denn er ist im Original fast nur mit Saiteninstrumenten sehr leicht und dünn begleitet, nicht wie andere ausgeführte Oratorien von ihm, und die Ohren sind nun einmal an die schönen Mozartschen Blaseinstrumente gewöhnt, und mit Recht. Mit dem Joseph haben Sie ganz Recht – es fehlt an Chören, auch die Solostücke sind größtentheils nicht von seinen stärksten. Da sind mir Athalia und Esther weit lieber; sind denn die am Rhein bekannt? Ferner: sind denn Haydn’s Jahreszeiten ganz und würdig schon beim Musikfeste aufgeführt? Ist es die Schöpfung kürzlich? Vielleicht könnte man eins dieser beiden herrlichen Werke für den ersten Tag bestimmen, und dann den Bach am 2ten mit weniger Furcht ansetzten. Der Kleinsche David würde mir für den ersten Tag nicht recht gefallen, auch nicht das Lied für Männerstimmen am 2ten. Ich schlage dem Comité vor, sich an Cherubini wegen seines neuen Männerstimmen-Requiems zu wenden das man mit deutschem Text geben müßte; könnte man etwas anderes von ihm erhalten, wäre es auch schön. Zur Beethovenschen Cantate müßte durchaus ein 3ter Text gemacht werden – keiner von beiden scheint mir auch nur etwas passend für unsern Zweck. Ferner: wäre es nicht zu versuchen, am 1ten und am 2ten Tage Symphonien zu geben? Ich wüßte sonst nicht gut eine Hayd’nsche anzubringen, da in keiner sich das Orchester mit seinen Massen ganz und gar ausbreiten kann, (: obwohl sie alle so schön sind :) und da auch die Dauer so kurz ist. Wenn man nun am ersten Tage eine Haydnsche, am 2ten eine Beethovensche Symphonie brächte? etwa die Eroica, die lange nicht gewesen ist? – Die Ouvertüre zu den Abencerragen von Cherubini wäre schön, aber können Sie sie kriegen? Uns ist es hier nicht gelungen – er hat sie sogar auf eine directe Bitte abgeschlagen. Solosänger betreffend, weiß ich wenig Rath. Können Sie nicht Mme. Decker aus Berlin zum Sopran bekommen?
Wegen des Händelschen Oratoriums müßte ich freilich um sehr baldige Antwort bitten, denn wenn Sie ein bisher ganz unbekanntes haben wollen, müßte es erst übersetzt, und ausgeschrieben werden. Von Athalia und Saul sind sämmtliche Stimmen in Berlin, von Esther, Theodora und mehreren die ich sonst vorschlagen könnte, nirgends in Deutschland meines Wissens. Nun antworten Sie mir bald über alles.
Stets
Ihr
ergebener
Felix Mendelssohn Bartholdy.          
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(Teildruck, nach Wolff).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-01-18" xml:id="date_bc73fcb5-7f50-4624-8079-586345ceb53a">18. Januar 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_b9e446b8-57b8-4a02-b54b-416f5cd185c6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_c7db18f4-8d63-432e-aaec-7fdac49fd4d9"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0109782" resp="receiver" xml:id="persName_7ab0ceeb-8919-4bd7-b8a3-04821049c1c9">Bel, Jacob (1810-1885)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_28e52428-82ac-4c56-9984-c5906894bd27"> <settlement key="STM0100107">Köln</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_20518535-1514-4582-a19d-eeeb4f3e949a"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig den <date cert="high" when="1838-01-18" xml:id="date_c045a1f8-f288-4c04-8d9f-87c6327df831">18. Januar 1838.</date></dateline><salute rend="left">Lieber Herr Bel!</salute><p style="paragraph_without_indent">Vielen Dank für Ihren Brief vom 10<hi rend="superscript">ten</hi> durch den Sie mich sehr erfreut haben. Gewiß nehme ich mir’s vor, <persName xml:id="persName_51e5bbf1-6e2d-4ced-b7b8-1d90fb49072c">meine Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> zum <placeName xml:id="placeName_9ac804d2-83a2-48f3-8f8b-e6ab8bbb5c1a">Musikfeste<name key="NST0100548" style="hidden" subtype="" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> mit mir zu bringen, wenn Gott uns beiden Gesundheit schenkt, und ohne dies könnte man ja überhaupt kaum von einem Plane so lange heraus sprechen. Ein so frohes lebendiges Fest zu sehen und mitzumachen würde ihr gewiß große Freude bereiten und ich würde sie nur halb genießen wenn ich allein käme, und so hoffe ich zu Gott, Ihre und des <placeName xml:id="placeName_045acefd-b667-4ab6-b1bb-34a8e5e33a90">Comités<name key="NST0100549" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> freundliche Einladung annehmen zu können.</p><p>Ein Hauptpunkt ist noch die Wahl der Musikstücke. Sie werden diesmal den <persName xml:id="persName_391f4490-ad4b-4531-95bd-a70864bd8d20">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> nicht so leicht los; mit dem Publicum mögen Sie wohl ganz Recht haben, aber die Musiker und Musikfreunde gehören auch zum Publicum, machen den wichtigsten, wirksamsten Theil davon aus, und für die muß auch gesorgt werden. Würde die Anordnung so getroffen, wie nach Ihrem Briefe, man geneigt scheint: 1<hi rend="superscript">ter</hi> Tag der <title xml:id="title_f6bbf77b-273b-4dc9-b97c-3309c13227b6">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title>, 2<hi rend="superscript">ter</hi> Tag die <title xml:id="title_c54ccb7e-ae26-463b-afff-88c12fa6655e">Cantate<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108014" style="hidden" type="music">Der glorreiche Augenblick op. 136</name></title> von Beethoven, etwas neues von <persName xml:id="persName_eb80d568-f44f-42c7-b2f5-1ebe266ecfa3">Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name></persName>: <title xml:id="title_39c82542-feff-4d73-8208-4df1a4e89dbf">eine Ouvertüre<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name></title> von ihm, eine Symphonie – oder ähnliches – so wäre das ganz schön, aber weder neu, noch interessant genug nach meiner Meinung; es wären fast lauter allgemein gekannte, wieder und wieder gehörte Sachen, und bei jedem <placeName xml:id="placeName_9ce095c1-eb1d-401a-a194-bd6f2f43cabd">Fest<name key="NST0100337" style="hidden" subtype="" type="institution">Niederrheinische Musikfeste</name><settlement key="STM0100336" style="hidden" type="">Rheinland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sollte doch, nach meiner Meinung, irgend ein Fortschritt gemacht werden. Ich gestehe wenigstens, daß das meine Hauptfreude dabei ist. Sie kennen mich genug um zu wissen, daß ich keine Fortschritte auf Kosten der allgemeinen Theilnahme oder auf Kosten der Musikfestkasse wünsche, – das wären gewiß eher Rückschritte – aber es läßt sich beides vereinigen.</p><p>In meinem inliegenden Briefe an das <placeName xml:id="placeName_ae418654-1bc6-4efe-a7b3-5544c81f7412">Comité<name key="NST0100549" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> thue ich den Vorschlag, ein kurzes, etwa halbstündiges Werk von <persName xml:id="persName_b1642f8c-145b-4ddd-97b4-5a942ae18e86">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> zu geben, eine Cantate oder Psalm mit großen Doppel-Chören und Instrumentaleinleitung, – dies am ersten Tage zu thun, wenn Sie das Publicum am 2<hi rend="superscript">ten</hi> Tage zu verscheuchen fürchten, und außerdem noch ein (nur etwas kürzeres) <title xml:id="title_2b408847-1681-481c-b25e-db4ab9b762b8">Oratorium von Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name></title> bei dem man wieder die Orgel etwa brauchen könnte – in jedem Falle ein noch unbekanntes, mit vielen und starken Chören, die dem <title xml:id="title_6c808f31-a2ce-4a5e-857a-d3b4e94c1523">Joseph<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108991" style="hidden" type="music">Joseph and his Brethren HWV 59</name></title> fehlen. Da giebts mehrere die ich vorschlagen könnte. Aber vor allem müßte mir der <persName xml:id="persName_4d27fb7d-ac0e-4d3c-a309-b28fe44dd803">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> auf’s Programm mit <persName xml:id="persName_51a30554-01a6-4c44-9b7e-477aabc56f97">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> zusammen, denn es ist gegen alle Billigkeit, daß der <persName xml:id="persName_733c2b15-b12a-4799-8326-6dcce7912be4">letztere<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> allein bei den <placeName xml:id="placeName_59c500d4-2569-4801-8125-fbaabf7e2cd7">Musikfesten<name key="NST0100337" style="hidden" subtype="" type="institution">Niederrheinische Musikfeste</name><settlement key="STM0100336" style="hidden" type="">Rheinland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gilt. Sie sagen, er thuts nun einmal; ich entgegne: man hat auch damit anfangen müssen, und da sagte die Menge gewiß auch: er sei zu gelehrt, und es wurde durchgesetzt und geschah Recht. Ich bitte Sie deshalb meinen Vorschlag im <placeName xml:id="placeName_026bef60-940d-44eb-a51c-ff25c8fdf368">Comité<name key="NST0100549" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu unterstützen.</p><p>Der <title xml:id="title_8639014d-14db-40e6-aeaf-f72b89a84ab2">Messias<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108996" style="hidden" type="music">Messiah HWV 56</name></title> läßt sich, wie er jetzt in Deutschland mit <title xml:id="title_c1ec9320-1505-476c-b2a9-ddd17752262f">Mozart’s Begleitung<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110119" style="hidden" type="music">Der Messias KV 572 (Bearbeitung von → Georg Friedrich Händels Messiah HWV 56)</name></title> bekannt ist, nicht mehr ohne dieselbe geben, denn er ist im Original fast nur mit Saiteninstrumenten sehr leicht und dünn begleitet, nicht wie andere <title xml:id="title_4090be8b-44d2-4aa1-a74e-25ce0acd46d7">ausgeführte Oratorien<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name></title> von ihm, und die Ohren sind nun einmal an die schönen Mozartschen Blaseinstrumente gewöhnt, und mit Recht. Mit dem <title xml:id="title_bf11ad04-b898-4a99-9e49-16bed49e525d">Joseph<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108991" style="hidden" type="music">Joseph and his Brethren HWV 59</name></title> haben Sie ganz Recht – es fehlt an Chören, auch die Solostücke sind größtentheils nicht von seinen stärksten. Da sind mir <title xml:id="title_25dc0f1a-40e0-4954-a017-69b354fc34a0">Athalia<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108958" style="hidden" type="music">Athalia HWV 52</name></title> und <title xml:id="title_27b70aea-5e0f-47a9-ac5e-819c2867a077">Esther<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108978" style="hidden" type="music">Esther HWV 50b</name></title> weit lieber; sind denn die am Rhein bekannt? Ferner: sind denn <title xml:id="title_488895f9-1e47-44d3-8d84-0c2dd9ae2045">Haydn’s Jahreszeiten<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109072" style="hidden" type="music">Die Jahreszeiten Hob. XXI : 3</name></title> ganz und würdig schon beim <placeName xml:id="placeName_325d7a07-9f0f-4d4a-b2ce-58cf8fc356db">Musikfeste<name key="NST0100337" style="hidden" subtype="" type="institution">Niederrheinische Musikfeste</name><settlement key="STM0100336" style="hidden" type="">Rheinland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aufgeführt? Ist es die <title xml:id="title_c7b90d02-8361-4ee0-bfb7-46456a7d3a60">Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name></title> kürzlich? Vielleicht könnte man eins dieser beiden herrlichen Werke für den ersten Tag bestimmen, und dann den <persName xml:id="persName_626821fd-9468-49a8-97c2-67374b134537">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> am 2<hi rend="superscript">ten</hi> mit weniger Furcht ansetzten. <title xml:id="title_10fe9ea5-44f0-4a76-acb1-fc67e9bdeb06">Der Kleinsche David<name key="PSN0112411" style="hidden" type="author">Klein, Bernhard Joseph (1793-1832)</name><name key="CRT0109498" style="hidden" type="music">David op. 34</name></title> würde mir für den ersten Tag nicht recht gefallen, auch nicht das Lied für Männerstimmen am 2<hi rend="superscript">ten</hi>. Ich schlage dem <placeName xml:id="placeName_9422efe2-9387-4feb-8e9f-3a625e12bff9">Comité<name key="NST0100549" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> vor, sich an Cherubini wegen seines <title xml:id="title_2587fdf2-78bf-4b98-999a-d94a70009229">neuen Männerstimmen-Requiems<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108393" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll</name></title> zu wenden das man mit deutschem Text geben müßte; könnte man etwas anderes von ihm erhalten, wäre es auch schön. Zur <title xml:id="title_6d05f32b-c879-4a78-a324-b395fd06784a">Beethovenschen Cantate<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108014" style="hidden" type="music">Der glorreiche Augenblick op. 136</name></title> müßte durchaus ein 3<hi rend="superscript">ter</hi> Text gemacht werden – <title xml:id="title_657f73e8-4b40-4dd3-a137-03068ed3d561">keiner von beiden<name key="PSN0114247" style="hidden" type="author">Rochlitz, Johann Friedrich (1769-1842)</name><name key="CRT0110538" style="hidden" type="literature">Preis der Tonkunst (Umtextierung von → Ludwig van Beethovens Der glorreiche Augenblick op. 136)</name><name key="PSN0115686" style="hidden" type="author">Weißenbach, Aloys (1766-1821)</name><name key="CRT0111280" style="hidden" type="literature">Der glorreiche Augenblick (Kantatentext)</name></title> scheint mir auch nur etwas passend für unsern Zweck. Ferner: wäre es nicht zu versuchen, am 1<hi rend="superscript">ten</hi> und am 2<hi rend="superscript">ten</hi> Tage Symphonien zu geben? Ich wüßte sonst nicht gut eine <title xml:id="title_d9a2c6b7-22c8-4941-95c5-6a76a9191dd6">Hayd’nsche<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109082" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title> anzubringen, da in keiner sich das Orchester mit seinen Massen ganz und gar ausbreiten kann, (: obwohl sie alle so schön sind :) und da auch die Dauer so kurz ist. Wenn man nun am ersten Tage eine <title xml:id="title_b07c2728-3e01-4b0d-a1fe-db30e0dc96d2">Haydnsche<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109082" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title>, am 2<hi rend="superscript">ten</hi> eine <title xml:id="title_8240bb33-6ff1-4480-8173-001167d16933">Beethovensche Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108061" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title> brächte? etwa die <title xml:id="title_f9d552cb-3b0d-4ef5-a950-330102149e9f">Eroica<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108064" style="hidden" type="music">3. Sinfonie Es-Dur, op. 55 (»Eroica«)</name></title>, die lange nicht gewesen ist? – Die <title xml:id="title_99826b9a-872e-4b6e-8662-8191e05d42ca">Ouvertüre zu den Abencerragen<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108361" style="hidden" type="music">Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade</name></title> von Cherubini wäre schön, aber können Sie sie kriegen? Uns ist es hier nicht gelungen – er hat sie sogar auf eine directe Bitte abgeschlagen. Solosänger betreffend, weiß ich wenig Rath. Können Sie nicht <persName xml:id="persName_ec94dffa-0fdb-4e56-a186-d7480fe75462">Mme. Decker<name key="PSN0110583" style="hidden">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> aus Berlin zum Sopran bekommen?</p><p>Wegen des <title xml:id="title_1d715d5b-2a54-4406-89f2-4c537778dfd7">Händelschen Oratoriums<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109001" style="hidden" type="music">Oratorien</name></title> müßte ich freilich um sehr baldige Antwort bitten, denn wenn Sie ein bisher ganz unbekanntes haben wollen, müßte es erst übersetzt, und ausgeschrieben werden. Von <title xml:id="title_516191a4-55b3-4e40-a4c1-d92dcf4aff8d">Athalia<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108958" style="hidden" type="music">Athalia HWV 52</name></title> und <title xml:id="title_db2afecb-f739-462d-a55c-6394994bb692">Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name></title> sind sämmtliche Stimmen in Berlin, von <title xml:id="title_a762a649-2686-4b6e-988f-bc5a584da8f6">Esther<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108978" style="hidden" type="music">Esther HWV 50b</name></title>, <title xml:id="title_cad46c11-2004-4d93-ab5f-fbb7198a4199">Theodora<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109030" style="hidden" type="music">Theodora HWV 68</name></title> und mehreren die ich sonst vorschlagen könnte, nirgends in Deutschland meines Wissens. <seg type="closer" xml:id="seg_de76a07a-6e59-4586-8b14-d894a06e2329">Nun antworten Sie mir bald über alles.</seg></p><signed rend="left">Stets</signed><signed rend="right">Ihr</signed><signed rend="right">ergebener</signed><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>