fmb-1838-01-13-02
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Leipzig, 13. Januar 1838
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. – Der Brief wurde zusammen mit dem Brief fmb-1838-01-13-01 an Fanny Hensel vom 13. Januar 1838 (Nr. 1850) im Brief fmb-1838-01-13-03 an die Mutter Lea gleichen Datums (Nr. 1852) versandt (vgl. Brief fmb-1838-01-13-03 bzw. Nr. 1852, Z. 27).
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenJanuar 38
Dies ist offenbar der Moment, Dir einen Brief zu schreiben,
P.S. Dann wollen wir auch wieder zusammen Noten schreiben.
P. S. Meine schönsten Grüße an
Leipzig den 13ten Januar 38. Dies ist offenbar der Moment, Dir einen Brief zu schreiben, liebes Beckchen, und für Deinen letzten recht herzlich zu danken, auch mir wieder frische auszubitten. Ich sitze ganz nahe am Ofen, und brüte mein linkes Ohr aus, das mir seit einigen Wochen häßlich viel zu schaffen gemacht hat; sogar zu Bett hab ich 2 Tage deswegen liegen müssen, und war ganz desparat. Jetzt ist es durch Clarus Vorsorge so weit gekommen, daß mir das rechte Ohr auch weh thut, also bin ich auf dem Wege der Besserung. Im Ernst aber seit gestern zieht der ganze Scandal auf das rechte Ohr, das soll ein herrliches Zeichen sein, und ich bin auch wieder lustiger; und Cécile ist heut wieder ganz wohl, die in den vorigen Tagen auch zu klagen hatte, und der Ofen pustet, draußen sinds 14 Grad, also ists drin behaglich und ich muß an die Gere schreiben. Dein kleiner Kerl gefällt mir aus der Entfernung schon gar nicht wenig, wie er sich die Decke über den Kopf zieht, und dann vor Wärme schurrt und knurrt er ist des Namens Felix dadurch würdig – wo hat Caesar oder Constantin je vor Wärme geschurrt? Du wunderst Dich über meine Kenntnisse? kommt alles von Mutter, die die liebenswürdigsten détails schreibt. Gott gebe nur daß ich bald Gleiches mit Gleichem darin vergelten könnte. Ich nähme gleich Deine abscheuliche Köchinn dafür, und schickte Dir unsre ausgezeichnete, welche Suppe kocht, wie ich sie nirgends in Deutschland besser gegessen, und welche Karpfen in Bier machen kann, und weiße Bohnen, und welche sehr sorgsam und nur wenig geschwätzig ist, und welche ich Dir gerne gönnte. Sie hat aber einen Liebhaber. Cécile wills nicht glauben, aber ich lasse mirs nicht nehmen. Ich möchte doch Du kenntest besagte Cécile; in jedem meiner Briefe steht das; aber in jedem fällts mir auch wieder von neuem aufs Herz. Gar so frisch und wohlthuend ist sie wie sonst kein andrer Mensch in der Welt es erfunden hat. Nun, gebe Gott, daß wir froh und glücklich im Frühjahr zusammenkommen; sind wir gesund so geschieht es, das ist bestimmt; Gott gebe es uns. – Gestern Abend wurde Deiner mal wieder recht lebhaft gedacht; als ich spät mit Schreiben fertig war, las ich der Cécile die Nausikaa aus der Vossischen Übersetzung vor, und mußte nach dem Nachtessen den ganzen Gesang auslesen, weil sie an allen den Kleinigkeiten so die rechte kindische Freude hatte. Da theilte ich denn bei jeden 10 Versen Deine damaligen tiefsinnigen, philologischen Bemerkungen mit, wie Alkinoos unter dem Pantoffel gestanden habe, und wie Odysseus sehr viel Delicatesse gegen die Nausikaa beobachtet habe, und sie nicht bei den Eltern verklatscht &c. &c. und die fielen mir alle während dem Lesen zu Hunderten ein. Am stärksten bin ich immer noch in der großen Seerobbenexpedition. Übrigens ist es allerdings ein Gedicht, das einem Leineweber 3 Seelen aus dem Leibe haspeln könnte; wenns sentimental drin wird, dann ists wirklich unwiderstehlich. – Ich hatte immer schon so gern die Nausikaa in Musik setzen wollen natürlich nicht fürs Theater, nur so episch – und habe heut den ganzen Tag wieder neue Lust an der Idee; aber ist denn mit einem Deutschen Dichter heut zu Tage was anzufangen? Vier Opernsüjets habe ich in der vorigen Woche zugeschickt bekommen; eins war immer lächerlicher, als das andre; ich armes Käuzlein kleine. Das giebt nun lauter Feinde, und Klingemann macht gar nichts, das habe ich leider weg. So schreibe ich Instrumentalmusik und sehne mich nach dem unbekannten Dichter, der vielleicht hier neben an wohnt, oder in Timbuctu, was weiß ich? Was Du mir über Politik und Euch und Eure Unzufriedenheit schreibst, darüber müssen wir so Gott will mündlich sprechen – es ist zu lang schriftlich. Ich mag jetzt gar keine Zeitung mehr lesen, es macht mich zu traurig, und so hoffe ich auf bessere Zeiten, die ich nicht selbst herbeiführen kann. Auch musikalisches lese ich nicht mehr; höre freilich zur Genüge, z. B. heut von einem schönen Scandal zwischen Marx und Rellstab, dessen Biographie der erstere mit schwarzen Farben gemalt haben soll, wofür nun der letztere sich handgreiflich geistig rächt, und des ersteren Biographie mit noch schwärzeren Farben malt. Dies ist betrübt; darauf muß ich einen trinken. Lieber Walter! Ich war sehr erfreut über den Gruß, den Du mir selbst geschrieben hast; das ist Recht, daß Du fleißig bist und Fortschritte machst, denn was ein Haken werden will, das krümmt sich bei Zeiten. Drum hoffe ich auch, daß Du Wort hältst und lesen kannst, wenn ich mit Tante Cécile nach Berlin komme; denn darüber werden sich gewiß Deine Eltern freuen, und alle Leute, die Dich lieb haben, und vor allen Dein Onkel Felix. P. S. Dann wollen wir auch wieder zusammen Noten schreiben. P. S. Meine schönsten Grüße an Dirichlet und seine Mutter, wenn sie sich meiner noch freundlich erinnern mag.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1838-01-13-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1838-01-13-02" xml:id="title_39071a9b-de3f-402b-802e-80765fac1c58">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin <lb></lb>Leipzig, 13. Januar 1838</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_8a44c7b0-f856-4171-857b-ba0a7c8534a3">Dies ist offenbar der Moment, Dir einen Brief zu schreiben, liebes Beckchen, und für Deinen letzten recht herzlich zu danken, auch mir wieder frische auszubitten. Ich sitze ganz nahe am Ofen, und brüte mein linkes</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_4709c807-0a46-4a1e-98c3-c0d7a7a95880">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1851</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_8e2e1fba-6420-477d-8f81-29d65bd4139b"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. IVb/29 (354).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1838-01-13-02" type="letter" xml:id="title_098a2b0f-f878-47ea-82b4-d61b7a06cfd4">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und Walter Lejeune Dirichlet in Berlin; Leipzig, 13. Januar 1838</title> <incipit>Dies ist offenbar der Moment, Dir einen Brief zu schreiben, liebes Beckchen, und für Deinen letzten recht herzlich zu danken, auch mir wieder frische auszubitten. Ich sitze ganz nahe am Ofen, und brüte mein linkes</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse. – Der Brief wurde zusammen mit dem Brief fmb-1838-01-13-01 an Fanny Hensel vom 13. Januar 1838 (Nr. 1850) im Brief fmb-1838-01-13-03 an die Mutter Lea gleichen Datums (Nr. 1852) versandt (vgl. Brief fmb-1838-01-13-03 bzw. Nr. 1852, Z. 27).</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 167 (Textauszug von Z. 28 [»Gestern Abend«] bis Z. 48 [»was weiß ich?«], kompiliert mit einem Textauszug aus dem Brief an Lea Mendelssohn Bartholdy vom 24. Februar 1838, Autograph, US-NYp, *MNY++ Mendelssohn letters, Vol. IVb/43 [375]).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1838-01-13" xml:id="date_7e22d732-def2-463a-a4f7-4900eab7e6a1">13. Januar 1838</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_429d5c49-8923-4090-85cd-6f6c61c278df">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_bbffcf36-b379-4af5-8c9a-bdbd4a39e10d"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0110666" resp="receiver" xml:id="persName_bb2e43d1-654d-41d1-a414-27ef4a514e5c">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</persName> <persName key="PSN0110673" resp="receiver" xml:id="persName_11c2438e-aef3-4032-b5a5-774ae5754b32">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_dc2a7390-11a9-423e-86e2-c38ed17a884b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_b98384d5-e721-4a24-8841-f343baea5705"> <head> <address> <addrLine>An Mme. Dirichlet.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_3de2f554-7fc6-4f82-8f9b-4ab0fc729173"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig den <date cert="high" when="1838-01-13" xml:id="date_87caf71e-d87b-4777-bf11-89bab4ff09cd">13<hi rend="superscript">ten</hi> Januar 38</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Dies ist offenbar der Moment, Dir einen Brief zu schreiben, <seg type="salute">liebes Beckchen</seg>, und für Deinen letzten recht herzlich zu danken, auch mir wieder frische auszubitten. Ich sitze ganz nahe am Ofen, und brüte mein linkes Ohr aus, das mir seit einigen Wochen häßlich viel zu schaffen gemacht hat; sogar zu Bett hab ich 2 Tage deswegen liegen müssen, und war ganz desparat. Jetzt ist es durch <persName xml:id="persName_f598cc6e-ceef-422e-8a81-a82377b41539">Clarus<name key="PSN0110406" style="hidden">Clarus, Johann Christian August (1774-1854)</name></persName> Vorsorge so weit gekommen, daß mir das rechte Ohr auch weh thut, also bin ich auf dem Wege der Besserung. Im Ernst aber seit gestern zieht der ganze Scandal auf das rechte Ohr, das soll ein herrliches Zeichen sein, und ich bin auch wieder lustiger; und <persName xml:id="persName_da93fca3-4c6c-4317-9b71-021a07dc1d54">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> ist heut wieder ganz wohl, die in den vorigen Tagen auch zu klagen hatte, und der Ofen pustet, draußen sinds 14 Grad, also ists drin behaglich und ich muß an die Gere schreiben. <persName xml:id="persName_a7b72734-19b0-401a-8150-d466b4d369e8">Dein kleiner Kerl<name key="PSN0110669" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> gefällt mir aus der Entfernung schon gar nicht wenig, wie er sich die Decke über den Kopf zieht, und dann vor Wärme schurrt und knurrt er ist des Namens <persName xml:id="persName_3203b6b5-74d7-47e4-afbb-456287c79ece">Felix<name key="PSN0110669" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Felix Arnold Constantin (1837-1838)</name></persName> dadurch würdig – wo hat Caesar oder Constantin je vor Wärme geschurrt? Du wunderst Dich über meine Kenntnisse? kommt alles von <persName xml:id="persName_6104b441-4ed2-4ae7-ade8-9b2f24ae9e88">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, die die liebenswürdigsten détails schreibt. Gott gebe nur daß ich bald Gleiches mit Gleichem darin vergelten könnte. Ich nähme gleich Deine <persName xml:id="persName_39e16d0f-7d38-440e-9cb1-c8008a7db5e0">abscheuliche Köchinn<name key="PSN0112465" style="hidden">Köchin von → Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin (bis Dezember 1837)</name></persName> dafür, und schickte Dir <persName xml:id="persName_9e54b640-ded8-46e2-91e0-2d70b2103083">unsre<name key="PSN0112463" style="hidden">Köchin von → Felix Mendelssohn Bartholdy und → Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig (1838)</name></persName> ausgezeichnete, welche Suppe kocht, wie ich sie nirgends in Deutschland besser gegessen, und welche Karpfen in Bier machen kann, und weiße Bohnen, und welche sehr sorgsam und nur wenig geschwätzig ist, und welche ich Dir gerne gönnte. Sie hat aber einen Liebhaber. <persName xml:id="persName_c2f22696-43b3-4fd5-97aa-f042a8f21e5e">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> wills nicht glauben, aber ich lasse mirs nicht nehmen. Ich möchte doch Du kenntest besagte <persName xml:id="persName_2388e782-82ad-41b0-8ce3-d6ec18738c2e">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>; in jedem meiner Briefe steht das; aber in jedem fällts mir auch wieder von neuem aufs Herz. Gar so frisch und wohlthuend ist sie wie sonst kein andrer Mensch in der Welt es erfunden hat. Nun, gebe Gott, daß wir froh und glücklich im Frühjahr zusammenkommen; sind wir gesund so geschieht es, das ist bestimmt; Gott gebe es uns. – Gestern Abend wurde Deiner mal wieder recht lebhaft gedacht; als ich spät mit Schreiben fertig war, las ich der <persName xml:id="persName_add0e39d-5fdf-4dbd-9f9d-ed6019ca09e0">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> die <title xml:id="title_367ddfbc-98ee-4ef6-a752-cd9a438a3ec8">Nausikaa<name key="PSN0112080" style="hidden" type="author">Homer</name><name key="CRT0109351" style="hidden" type="literature">Odyssee</name></title> aus der <title xml:id="title_97342dda-dda2-4f14-a13d-a0f10588c414">Vossischen Übersetzung<name key="PSN0115567" style="hidden" type="author">Voß, Johann Heinrich (1751-1826)</name><name key="CRT0111228" style="hidden" type="dramatic_work">Homers Werke (dt. Übersetzung)</name></title> vor, und mußte nach dem Nachtessen den ganzen Gesang auslesen, weil sie an allen den Kleinigkeiten so die rechte kindische Freude hatte. Da theilte ich denn bei jeden 10 Versen Deine damaligen tiefsinnigen, philologischen Bemerkungen mit, wie Alkinoos unter dem Pantoffel gestanden habe, und wie Odysseus sehr viel Delicatesse gegen die Nausikaa beobachtet habe, und sie nicht bei den Eltern verklatscht &c. &c. und die fielen mir alle während dem Lesen zu Hunderten ein. Am stärksten bin ich immer noch in der großen <title xml:id="title_9e37987d-1e80-4f06-8d59-7a22960a9562">Seerobbenexpedition<name key="PSN0112080" style="hidden" type="author">Homer</name><name key="CRT0109351" style="hidden" type="literature">Odyssee</name></title>. Übrigens ist es allerdings ein Gedicht, das einem <title xml:id="title_7bb44535-f68b-49a4-9e9c-3d010313b9eb">Leineweber<name key="PSN0114136" style="hidden" type="author">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799–1860)</name><name key="CRT0110445" style="hidden" type="dramatic_work">Strahlauer Fischzug. Anno 1836</name></title> 3 Seelen aus dem Leibe haspeln könnte; wenns sentimental drin wird, dann ists wirklich unwiderstehlich. – Ich hatte immer schon so gern die <title xml:id="title_4c84174e-a81f-4d9d-8b37-6d65ab0ea3d5">Nausikaa<name key="PSN0112080" style="hidden" type="author">Homer</name><name key="CRT0109351" style="hidden" type="literature">Odyssee</name></title> in Musik setzen wollen natürlich nicht fürs Theater, nur so episch – und habe heut den ganzen Tag wieder neue Lust an der Idee; aber ist denn mit einem Deutschen Dichter heut zu Tage was anzufangen? Vier Opernsüjets habe ich in der vorigen Woche zugeschickt bekommen; eins war immer lächerlicher, als das andre; <title xml:id="title_d1ae2325-32c1-4d3b-85f9-e74560ec6238">ich armes Käuzlein kleine<name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778-1842)</name><name key="CRT0108288" style="hidden" type="literature">Käuzlein (»Ich armes Käuzlein kleine«)</name><name key="PSN0109533" style="hidden" type="author">Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781-1831)</name><name key="CRT0107652" style="hidden" type="literature">Käuzlein (»Ich armes Käuzlein kleine«)</name></title>. Das giebt nun lauter Feinde, und <persName xml:id="persName_ca36282d-8f53-4c74-a731-082ec2e38a69">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> macht gar nichts, das habe ich leider weg. So schreibe ich Instrumentalmusik und sehne mich nach dem unbekannten Dichter, der vielleicht hier neben an wohnt, oder in Timbuctu, was weiß ich? Was Du mir über Politik und Euch und Eure Unzufriedenheit schreibst, darüber müssen wir so Gott will mündlich sprechen – es ist zu lang schriftlich. Ich mag jetzt gar keine Zeitung mehr lesen, es macht mich zu traurig, und so hoffe ich auf bessere Zeiten, die ich nicht selbst herbeiführen kann. Auch musikalisches lese ich nicht mehr; höre freilich zur Genüge, z. B. heut von einem schönen Scandal zwischen <persName xml:id="persName_40b9615d-f7bc-41a1-8544-c928e84ff6d2">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1b0cdbc4-b580-4afc-b37e-fcd34c1ac0bb">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName>, dessen Biographie der <persName xml:id="persName_1cf08738-ade4-44c8-a3e6-608b20515344">erstere<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> mit schwarzen Farben gemalt haben soll, wofür nun der <persName xml:id="persName_9a099fe9-c07d-4e9d-b562-9df4a63d66b1">letztere<name key="PSN0114136" style="hidden">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> sich handgreiflich geistig rächt, und des ersteren Biographie mit noch schwärzeren Farben malt. <title xml:id="title_5788ba03-e8de-4bdb-b64e-61e2d31e9856">Dies ist betrübt<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name></title>; darauf muß ich einen trinken. Lieber <persName xml:id="persName_d922a988-23dd-4dbd-84ff-1ccc95f48f79">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>! Ich war sehr erfreut über den Gruß, den Du mir selbst geschrieben hast; das ist Recht, daß Du fleißig bist und Fortschritte machst, denn was ein Haken werden will, das krümmt sich bei Zeiten. Drum hoffe ich auch, daß Du Wort hältst und lesen kannst, wenn ich mit <persName xml:id="persName_2dcf5939-1642-4779-b02a-48217d225db4">Tante Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> na[ch] Berlin komme; denn darüber werden sich gewiß <persName xml:id="persName_fdb1ca7d-f0f0-4e79-98d4-db4ca0f0224a">Deine Elte[rn]<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> freuen, und alle Leute, die Dich lieb haben, und vor allen Dein Onkel</p><signed rend="right">Felix.</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_efc0f741-c278-4838-91ea-770fb18bee09"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">P.S. Dann wollen wir auch wieder zusammen Noten schreiben.</p><p><hi rend="underline">P. S.</hi> Meine schönsten Grüße an <persName xml:id="persName_9be57e96-a0c3-4f4b-8a97-ad8e65b2f5b5">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0edd0310-3c8c-40eb-acd6-828b4b687120">seine Mutter<name key="PSN0110667" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName>, wenn sie sich meiner noch freundlich erinnern mag.</p></div></body> </text></TEI>