]> Brief: fmb-1837-11-20-03

fmb-1837-11-20-03

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Leipzig, 19. oder 20. November 1837 Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1774

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

- - - Autograph, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960) - - Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. oder 20. November 1837 Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient.

2 beschr. S. – Felix Mendelssohn Bartholdy datierte diesen und die beiden nachfolgenden Briefe fmb-1837-11-20-04 und fmb-1837-11-20-05 an Paul bzw. Lea Mendelssohn Bartholdy (Nr. 1775 und 1776) mit dem 20. November 1837. Möglicherweise hat er jedoch alle drei Briefe bereits am 19. November geschrieben: Er gab im vorliegenden Brief an, den diesem vorangehenden Brief fmb-1837-11-17-01 an Klingemann (Nr. 1768) »vorgestern«, demnach am 18. November abgesandt zu haben (Z. 3). Nachweislich geschah dies jedoch bereits am 17. November. Vorliegender Brief wurde eingeschlossen in den Brief fmb-1837-11-20-04 gleichen Datums an Paul Mendelssohn Bartholdy (Nr. 1775) übersandt (vgl. Z. 22 f.).

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Klingemann, Briefwechsel, S. 225 f.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

19. oder 20. November 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig d. 20sten Nov. 1837.Lieber Freund

Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient. Schreib mir aber bald wieder und sage, wie es Dir geht. Dein Brief ist verstimmt, und er konnte auch wohl nicht anders sein; aber sag mir, könntest du nicht irgend eine tüchtige Arbeit für Dich im Stillen unternehmen, als Trost und Heilmittel? Wahrhaftig ohne alle Anspielung und Mahnung sag ich das – denn alle solche Kleinigkeiten meine ich da nicht – aber wäre es nicht für Dein verdrießliches Innre die beste Stärkung, und die beste Zerstreuung zugleich? Irgend etwas das Du am Tag jedesmal, bestimmt gethan hättest, und auf das Du den Abend als fertig oder angefangen hinsähest? Sey nicht verdrießlich, daß ich Dir so was sage – ich weiß nichts anders auf Deinen Brief zu antworten, wußte nichts anders zu denken, als ich ihn las, es geht mir aus jedem Wort darin hervor, das nur das Dir fehlt, und könnte es Dir doch ein andrer verschaffen, als Du Dir selbst. Von Deinen jetzigen Verhältnissen sage ich nichts, könnte es kaum mündlich thun, Du weißt wie mir dabei zu Muth ist – aber eben auch das schreit mir nur entgegen: er muß sich in sich hinein oder aus sich heraus flüchten; im reinen Osten<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108863" style="hidden" type="literature">West-östlicher Divan</name> Patriarchenluft zu kosten. – Lach mich nicht aus; ich fühle es nicht anders. Und mir ist nicht kalt zu Muth, wenn ich Dir das schreibe; und ich halte es nur für meine Pflicht – sey mir nicht bös. – Ich schicke diese Zeilen mit RosensRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) Portrait<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109180" style="hidden" type="art">Friedrich Rosen (Zeichnung 1829, verschollen)</name> nach Hamburg an PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874), der dort eben angekommen ist und einige Monate verweilt; er wird sie Dir schon bald und sicher zuschicken können. Ich glaube kaum daß die Zeichnung von Nutzen sein wird, weil sie gar zu flüchtig skizzirt ist; doch finde ich sie so sehr ähnlich, und bitte Dich vor allem dafür zu sorgen, daß ich sie unversehrt wieder erhalte.

Wenn Du mir wieder von der dead season schreibst, und ich wieder an die verzweifelten Nebeltage denke, die ich im James Park diesmal mit Staunen ansah, und wenn ich dann auch den ekligen Schnee sehe, der hier seit einigen Tagen liegt, so sage ich doch Deutschland für immer. Klein und jämmerlich ists mordialisch hier, und doch so viel zu leben. Wenn ich Character genug hätte, das nächste Rheinische Musikfest20. Niederrheinisches Musikfest (1838)KölnDeutschland abzuschlagen, so wär es möglich ich bliebe ganz und gar, mein ganzes Leben lang hier in Leipzig sitzen, und ich und meine Kunst wir würden uns nur besser drum befinden. Aber ich fürchte, ich bin zu eitel dazu; – und doch muß ich über kurz oder lang so thun. Wir richten uns jetzt ein – wie die Leute sagen – d. h. von Tapeten, Gardinen und Möbeln ist fortwährend die Rede gewesen, und in 8 Tagen sollen wir einziehn können, obwohl wir es erst in 4 Wochen thun wollen; in einem neuen, freistehenden HauseLurgensteins GartenLeipzigDeutschland 2 Treppen hoch, die Aussicht nach Süden über die Felder und den Wald, nach Norden auf die Promenaden und die Stadt und Thürme, nach Westen auf eine große Wassermühle mit ihren Rädern – da magst Du nur vorsprechen, Dein Quartier ist bereit; in einer Stube mit Blumenbouquets tapezirt sollst Du logiren, und den weißen Saal und unsre Zimmer hast Du ganz zur Disposition. Musik sollst Du hören, halb so viel wie ich in den letzten Wochen d. h. bis über die Ohren – Gesang, Clavier, Quartette, von welcher Sorte Du willst. Und besser als alles das wird Dir mein Rüdesheimer 34 er scheinen. Den habe ich mir in Bingen ausgesucht, im Fasse hieher transportiren lassen, und errege ungeheures Aufsehn in Leipzig damit, weil man dergleichen nicht gewohnt ist. Und nun gar Du; der Du Dich mit dem Barbarischen Namen und Dinge: hock hast begnügen müssen, und doch ein Deutsches Herz hast – Dir wird er schmecken. Auch grüne Römer hab ich dazu. Überhaupt manches das Dir gefallen wird – kämst Du einmal und sähest es Dir an. Meine CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) sagt das auch, daß Du kommen müßtest, sie wolle Dich nun selbst kennen, da alle von meiner FamilieMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy, die sie sah, und alle die in Frankfurt und nun gar auch NovellosNovello, Familie von → Vincent N. so bekannt von Dir sprechen, und sie dann immer nicht mitsprechen kann. Ich wollte auch Du kenntest sie; es drückt es kein Wort aus, wie ich sie liebe. Sie macht mich so glücklich durch und durch – ich wollte Du kenntest sieMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853). Und nun schließe ich den Brief, und sage schreibe bald, oder noch besser auf baldig Wiedersehn und frohes.

DeinFelix.
            Leipzig d. 20sten Nov. 1837. Lieber Freund
Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient. Schreib mir aber bald wieder und sage, wie es Dir geht. Dein Brief ist verstimmt, und er konnte auch wohl nicht anders sein; aber sag mir, könntest du nicht irgend eine tüchtige Arbeit für Dich im Stillen unternehmen, als Trost und Heilmittel? Wahrhaftig ohne alle Anspielung und Mahnung sag ich das – denn alle solche Kleinigkeiten meine ich da nicht – aber wäre es nicht für Dein verdrießliches Innre die beste Stärkung, und die beste Zerstreuung zugleich? Irgend etwas das Du am Tag jedesmal, bestimmt gethan hättest, und auf das Du den Abend als fertig oder angefangen hinsähest? Sey nicht verdrießlich, daß ich Dir so was sage – ich weiß nichts anders auf Deinen Brief zu antworten, wußte nichts anders zu denken, als ich ihn las, es geht mir aus jedem Wort darin hervor, das nur das Dir fehlt, und könnte es Dir doch ein andrer verschaffen, als Du Dir selbst. Von Deinen jetzigen Verhältnissen sage ich nichts, könnte es kaum mündlich thun, Du weißt wie mir dabei zu Muth ist – aber eben auch das schreit mir nur entgegen: er muß sich in sich hinein oder aus sich heraus flüchten; im reinen Osten Patriarchenluft zu kosten. – Lach mich nicht aus; ich fühle es nicht anders. Und mir ist nicht kalt zu Muth, wenn ich Dir das schreibe; und ich halte es nur für meine Pflicht – sey mir nicht bös. – Ich schicke diese Zeilen mit Rosens Portrait nach Hamburg an Paul, der dort eben angekommen ist und einige Monate verweilt; er wird sie Dir schon bald und sicher zuschicken können. Ich glaube kaum daß die Zeichnung von Nutzen sein wird, weil sie gar zu flüchtig skizzirt ist; doch finde ich sie so sehr ähnlich, und bitte Dich vor allem dafür zu sorgen, daß ich sie unversehrt wieder erhalte.
Wenn Du mir wieder von der dead season schreibst, und ich wieder an die verzweifelten Nebeltage denke, die ich im James Park diesmal mit Staunen ansah, und wenn ich dann auch den ekligen Schnee sehe, der hier seit einigen Tagen liegt, so sage ich doch Deutschland für immer. Klein und jämmerlich ists mordialisch hier, und doch so viel zu leben. Wenn ich Character genug hätte, das nächste Rheinische Musikfest abzuschlagen, so wär es möglich ich bliebe ganz und gar, mein ganzes Leben lang hier in Leipzig sitzen, und ich und meine Kunst wir würden uns nur besser drum befinden. Aber ich fürchte, ich bin zu eitel dazu; – und doch muß ich über kurz oder lang so thun. Wir richten uns jetzt ein – wie die Leute sagen – d. h. von Tapeten, Gardinen und Möbeln ist fortwährend die Rede gewesen, und in 8 Tagen sollen wir einziehn können, obwohl wir es erst in 4 Wochen thun wollen; in einem neuen, freistehenden Hause 2 Treppen hoch, die Aussicht nach Süden über die Felder und den Wald, nach Norden auf die Promenaden und die Stadt und Thürme, nach Westen auf eine große Wassermühle mit ihren Rädern – da magst Du nur vorsprechen, Dein Quartier ist bereit; in einer Stube mit Blumenbouquets tapezirt sollst Du logiren, und den weißen Saal und unsre Zimmer hast Du ganz zur Disposition. Musik sollst Du hören, halb so viel wie ich in den letzten Wochen d. h. bis über die Ohren – Gesang, Clavier, Quartette, von welcher Sorte Du willst. Und besser als alles das wird Dir mein Rüdesheimer 34 er scheinen. Den habe ich mir in Bingen ausgesucht, im Fasse hieher transportiren lassen, und errege ungeheures Aufsehn in Leipzig damit, weil man dergleichen nicht gewohnt ist. Und nun gar Du; der Du Dich mit dem Barbarischen Namen und Dinge: hock hast begnügen müssen, und doch ein Deutsches Herz hast – Dir wird er schmecken. Auch grüne Römer hab ich dazu. Überhaupt manches das Dir gefallen wird – kämst Du einmal und sähest es Dir an. Meine Cécile sagt das auch, daß Du kommen müßtest, sie wolle Dich nun selbst kennen, da alle von meiner Familie, die sie sah, und alle die in Frankfurt und nun gar auch Novellos so bekannt von Dir sprechen, und sie dann immer nicht mitsprechen kann. Ich wollte auch Du kenntest sie; es drückt es kein Wort aus, wie ich sie liebe. Sie macht mich so glücklich durch und durch – ich wollte Du kenntest sie. Und nun schließe ich den Brief, und sage schreibe bald, oder noch besser auf baldig Wiedersehn und frohes.
Dein
Felix.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1837-11-20-03" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1837-11-20-03" xml:id="title_54ad289b-307f-4dc4-984d-41f65b6000ab">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Leipzig, 19. oder 20. November 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_e8e6307a-fb0d-4996-b757-82ea9c661cfd">Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient.</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_0c4ccb8a-41cc-4727-8ef6-a8ad983d6a0e">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1774</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_911db7e2-6aaa-4f60-afc1-317a80238b21"> <msDesc> <msIdentifier> <country>-</country> <settlement>-</settlement> <institution key="RISM">-</institution> <repository>Autograph, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960)</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">-</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1837-11-20-03" type="letter" xml:id="title_9f3d4436-de84-48ea-82c9-d8602b2d7d1a">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 19. oder 20. November 1837</title> <incipit>Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient.</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>2 beschr. S. – Felix Mendelssohn Bartholdy datierte diesen und die beiden nachfolgenden Briefe fmb-1837-11-20-04 und fmb-1837-11-20-05 an Paul bzw. Lea Mendelssohn Bartholdy (Nr. 1775 und 1776) mit dem 20. November 1837. Möglicherweise hat er jedoch alle drei Briefe bereits am 19. November geschrieben: Er gab im vorliegenden Brief an, den diesem vorangehenden Brief fmb-1837-11-17-01 an Klingemann (Nr. 1768) »vorgestern«, demnach am 18. November abgesandt zu haben (Z. 3). Nachweislich geschah dies jedoch bereits am 17. November. Vorliegender Brief wurde eingeschlossen in den Brief fmb-1837-11-20-04 gleichen Datums an Paul Mendelssohn Bartholdy (Nr. 1775) übersandt (vgl. Z. 22 f.).</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 225 f.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-11-20" xml:id="date_2efad4ee-8f81-40fa-8389-fa9607dcd307">19. oder 20. November 1837</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_23ec8484-4c94-43cd-8660-83805d1d5252">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_b3829e44-6de8-4852-9061-e5d7f6ecee14"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112434" resp="receiver" xml:id="persName_948bdc2a-9b09-46a4-8ac6-e97972834747">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_4c1d2e3c-6bf7-43f7-aaf2-5898eab50552"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_5c9405ba-49b6-4a7f-a86d-fd194380df72"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1837-11-20" xml:id="date_74d5cd5c-8e40-4d0e-83d5-44328e47c4f1">20<hi rend="superscript">sten</hi> Nov. 1837</date>.</dateline><salute rend="left">Lieber Freund</salute><p style="paragraph_without_indent">Als ich vorgestern den Brief an Dich abschickte hatte ich schon eine halbe Ahndung daß gestern der Deinige kommen würde – und er kam auch richtig, und schalt mich, und ich habe es auch verdient. Schreib mir aber bald wieder und sage, wie es Dir geht. Dein Brief ist verstimmt, und er konnte auch wohl nicht anders sein; aber sag mir, könntest du nicht irgend eine tüchtige Arbeit für Dich im Stillen unternehmen, als Trost und Heilmittel? Wahrhaftig ohne alle Anspielung und Mahnung sag ich das – denn alle solche Kleinigkeiten meine ich da nicht – aber wäre es nicht für Dein verdrießliches Innre die beste Stärkung, und die beste Zerstreuung zugleich? Irgend etwas das Du am Tag jedesmal, bestimmt gethan hättest, und auf das Du den Abend als fertig oder angefangen hinsähest? Sey nicht verdrießlich, daß ich Dir so was sage – ich weiß nichts anders auf Deinen Brief zu antworten, wußte nichts anders zu denken, als ich ihn las, es geht mir aus jedem Wort darin hervor, das nur das Dir fehlt, und könnte es Dir doch ein andrer verschaffen, als Du Dir selbst. Von Deinen jetzigen Verhältnissen sage ich nichts, könnte es kaum mündlich thun, Du weißt wie mir dabei zu Muth ist – aber eben auch das schreit mir nur entgegen: er muß sich in sich hinein oder aus sich heraus flüchten; <title xml:id="title_9db970e7-6656-4313-820c-ad38683104a2">im reinen Osten<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108863" style="hidden" type="literature">West-östlicher Divan</name></title> Patriarchenluft zu kosten. – Lach mich nicht aus; ich fühle es nicht anders. Und mir ist nicht kalt zu Muth, wenn ich Dir das schreibe; und ich halte es nur für meine Pflicht – sey mir nicht bös. – Ich schicke diese Zeilen mit <persName xml:id="persName_abf4baee-221b-43ac-b822-6bfcb066e358">Rosens<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> <title xml:id="title_88955e69-5896-4f02-b5fd-4a94ebaecabb">Portrait<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109180" style="hidden" type="art">Friedrich Rosen (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title> nach Hamburg an <persName xml:id="persName_a3ca7423-bd74-4176-95a2-033ef985a518">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, der dort eben angekommen ist und einige Monate verweilt; er wird sie Dir schon bald und sicher zuschicken können. Ich glaube kaum daß die Zeichnung von Nutzen sein wird, weil sie gar zu flüchtig skizzirt ist; doch finde ich sie so sehr ähnlich, und bitte Dich vor allem dafür zu sorgen, daß ich sie unversehrt wieder erhalte.</p><p>Wenn Du mir wieder von der dead season schreibst, und ich wieder an die verzweifelten Nebeltage denke, die ich im James Park diesmal mit Staunen ansah, und wenn ich dann auch den ekligen Schnee sehe, der hier seit einigen Tagen liegt, so sage ich doch Deutschland für immer. Klein und jämmerlich ists mordialisch hier, und doch so viel zu leben. Wenn ich Character genug hätte, das nächste <placeName xml:id="placeName_3514ca08-9cf9-41f7-ac66-948d14d49c1f">Rheinische Musikfest<name key="NST0100548" style="hidden" subtype="" type="institution">20. Niederrheinisches Musikfest (1838)</name><settlement key="STM0100107" style="hidden" type="">Köln</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> abzuschlagen, so wär es möglich ich bliebe ganz und gar, mein ganzes Leben lang hier in Leipzig sitzen, und ich und meine Kunst wir würden uns nur besser drum befinden. Aber ich fürchte, ich bin zu eitel dazu; – und doch muß ich über kurz oder lang so thun. Wir richten uns jetzt ein – wie die Leute sagen – d. h. von Tapeten, Gardinen und Möbeln ist fortwährend die Rede gewesen, und in 8 Tagen sollen wir einziehn <hi rend="underline">können</hi>, obwohl wir es erst in 4 Wochen thun wollen; in einem neuen, <placeName xml:id="placeName_2684c84a-92ab-48c3-83b2-e10e92b8fa15">freistehenden Hause<name key="NST0100540" style="hidden" subtype="" type="institution">Lurgensteins Garten</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> 2 Treppen hoch, die Aussicht nach Süden über die Felder und den Wald, nach Norden auf die Promenaden und die Stadt und Thürme, nach Westen auf eine große Wassermühle mit ihren Rädern – da magst Du nur vorsprechen, Dein Quartier ist bereit; in einer Stube mit Blumenbouquets tapezirt sollst Du logiren, und den weißen Saal und unsre Zimmer hast Du ganz zur Disposition. Musik sollst Du hören, halb so viel wie ich in den letzten Wochen d. h. bis über die Ohren – Gesang, Clavier, Quartette, von welcher Sorte Du willst. Und besser als alles das wird Dir mein Rüdesheimer 34 er scheinen. Den habe ich mir in Bingen ausgesucht, im Fasse hieher transportiren lassen, und errege ungeheures Aufsehn in Leipzig damit, weil man dergleichen nicht gewohnt ist. Und nun gar Du; der Du Dich mit dem Barbarischen Namen und Dinge: hock hast begnügen müssen, und doch ein Deutsches Herz hast – Dir wird er schmecken. Auch grüne Römer hab ich dazu. Überhaupt manches das Dir gefallen wird – kämst Du einmal und sähest es Dir an. <persName xml:id="persName_9a7b34b7-78e3-446a-bad6-5a66d58e0eac">Meine Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> sagt das auch, daß Du kommen müßtest, sie wolle Dich nun selbst kennen, da alle von <persName xml:id="persName_14d74512-6ade-4c43-9548-0596f6fae9d4">meiner Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, die sie sah, und alle die in Frankfurt und nun gar auch <persName xml:id="persName_5261e47f-702f-4105-a711-66575d027b2b">Novellos<name key="PSN0113620" style="hidden">Novello, Familie von → Vincent N.</name></persName> so bekannt von Dir sprechen, und sie dann immer nicht mitsprechen kann. Ich wollte auch Du kenntest sie; es drückt es kein Wort aus, wie ich sie liebe. Sie macht mich so glücklich durch und durch – ich wollte Du kenntest <persName xml:id="persName_8aa1f063-2318-43e2-b02c-5fbb678d5131">sie<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>. <seg type="closer" xml:id="seg_80d67ac3-dc08-4782-8f04-188e70f655ae">Und nun schließe ich den Brief, und sage schreibe bald, oder noch besser auf baldig Wiedersehn und frohes.</seg></p><signed rend="right">Dein</signed><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>