]> Brief: fmb-1837-10-04-01

fmb-1837-10-04-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Leipzig, 4. Oktober 1837 Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1724

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. IVb/18 und 19 (335). Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 4. Oktober 1837 Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und

6 beschr. S. – Textverlust am Briefende durch Abtrennen der letzten Briefseite. Auf dieser war höchstwahrscheinlich neben dem Briefschluss die Adresse notiert.

Felix Mendelssohn Bartholdy, Cécile Mendelssohn Bartholdy

Zeitungsartikel, die Felix Mendelssohn Bartholdy in London von den Schwestern Anna-Joanna Alexander und Margaret Alexander erhalten hatte.

-

Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 150-154 (Teildruck, mit Textabweichungen). Ward Jones, Tagebuch der Hochzeitsreise, S. 196-200.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. Oktober 1837 Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) Leipzig Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Leipzig den 4ten Oct. 1837.Liebste Mutter

Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) zu danken, wollte Dir auch unsre glückliche Ankunft hier gleich melden, und dennoch sind zwei Tage vergangen, ohne daß es mir möglich gewesen wäre. Ich nehme heut den frühen Morgen dazu, sonst kommen wieder die Leute, lösen einander ab, und die Poststunde geht vorüber, wie gestern und vorgestern. Und eigentlich ist auch heut der erste wirkliche Ruhetag, ich war in den vorigen so sehr ermüdet daß mir das Auspacken wie eine schwere Arbeit vorkam, und daß mir nichts von der Hand ging als Essen und Schlafen, und selbst das kaum. Nun bin ich aber ganz frisch und munter wieder, freue mich meiner Gesundheit, die früher wohl schwerlich solche Strapazen so gut ausgehalten hätte, und schreibe und danke Dir für den lieben, lieben Brief den wir von Dir hier vorgefunden haben; Gott gebe daß wir von BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) bald frohe, erwünschte Nachrichten bekommen, und daß alles glücklich sei, wie ich es hoffe. Von mir hast Du wohl immer durch CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) gehört; ich fing in Birmingham bei meiner Ankunft einen Brief an Dich an, der hier vor mir liegt, ich wollte Dir über unsern lieben RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) ausführlich schreiben, da ich es nicht so an Cécile thun konnte, die ihn niemals gesehn. Da kamen die Tage des MusikfestesThe Birmingham Triennial Music FestivalBirminghamGroßbritannien, und der entsetzliche Menschenschwarm wälzte sich heran, da hatte ich genug zu thun mich bei Besinnung und obenauf in dem Wirbel zu halten, und mußte das Schreiben aufgeben. Ich darf mich auch jetzt nicht auf das Beschreiben legen, es gehörten viele Bogen dazu, und ganze Abende, wenn wir einmal wieder zusammen sind, um die vielen merkwürdigen Dinge nur obenhin zu erwähnen, die sich in den Tagen einander drängten. Das muß ich Dir aber sagen, weil ich weiß, daß es Dich freut, daß ich einen so glänzenden Erfolg noch niemals gehabt habe, und ihn wohl nie entschiedener haben kann, als bei dem MusikfestThe Birmingham Triennial Music FestivalBirminghamGroßbritannien. Der Applaus und das Zurufen, wenn ich mich nur sehen ließ, wollte gar nicht aufhören, und machte mich zuweilen wirklich lachen, weil ich z. B. bei meinem Clavier Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_favw7ajz-yuws-duja-9oxt-wtqw6sabkqmv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100353" style="hidden">Konzert Nr. 2 d-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Mai 1837] bis 5. August 1837<idno type="MWV">O 11</idno><idno type="op">40</idno></name> gar nicht dazu kommen konnte mich vors Instrument zu setzen; und was besser ist, als der Beifall, und was mir meinen Erfolg verbürgte, sind die Anerbietungen, die mir von allen Seiten gemacht wurden, und die diesmal anders lauten, als jemals sonst. Man will mir für ein Paar Aufführungen eines neuen Oratoriums, ohne daß ich das Manuscript verkaufe, 1 000 Guinéen geben, ein großes VerlegerhausChappell & Co., Musikverlag in London will eine Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_syurisb8-xddo-hzyv-3lzz-rm8ir0vzpwdj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100703" style="hidden">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais)<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name> von PlanchéPlanché, James Robinson (1796-1880) für mich schaffen und dann kaufen &c &c. Ich habe nun vor, in 2 Jahren im Frühjahr wieder nach England zu gehn, und hoffe bis dahin neue Sachen genug zu haben, um sie hinzubringen. Dann will ich auch mal ordentlich Geld verdienen, und ich kann das wohl sagen, da ich geradejetzt gesehn habe, wie mir alles das eben nur zu Theil wird, weil ich mich bei meiner Arbeit nicht darum kümmre, was die Leute wollen und loben und bezahlen, sondern um das, was ich für gut halte, und weil ich mich nun um so weniger von dem Wege verleiten lassen will. Darum ist allerdings auch mir dieser Erfolg lieb, und ich weiß um so sichrer daß ich niemals das Geringste dafür thun will, sowie ich es bisjetzt niemals gethan habe. Zugleich hatte ich auch einen recht deutlichen Beweis, was von all dergleichen zu halten ist, an der Art wie sie in Birmingh.The Birmingham Triennial Music FestivalBirminghamGroßbritannien diesmal NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) aufnahmen; Du weißt, wie sie ihn sonst verehrt und wirklich überschätzt hatten, wie alle seine Sachen dort gesucht und gepriesen wurden, so daß ihn die Musiker immer king of Brummagem nannten; und diesmal haben sie ihn auf so unziemliche Art zurückgesetzt, nur ein kurzes Stück<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110199" style="hidden" type="music">Christi Himmelfahrt NV 339/340</name> von ihm am ersten (dem allerschlechtesten) MorgenThe Birmingham Triennial Music FestivalBirminghamGroßbritannien gegeben, und ihn selbst ohne die geringste Aufmerksamkeit im Publikum aufgenommen, daß es wirklich eine Schande für die Menschen war, die vor 3 Jahren nichts Höheres und Besseres kannten als NeukommsNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) Musik. Das einzige was ihm vorzuwerfen ist, ist eben daß er vor 3 Jahren ein Oratorium<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110200" style="hidden" type="music">David NV 424</name> fürs MusikfestThe Birmingham Triennial Music FestivalBirminghamGroßbritannien schrieb, was recht auf Effect berechnet war, die große OrgelTown HallBirminghamGroßbritannien, die Chöre, die SoloInstrumente alles kam darin vor damit es den Leuten gefiele, und sowas merken die Leute, und es thut nicht gut. Daß sie ihn aber zum Dank diesmal so behandelten, ist eben wieder ein Zeichen, was von all ihrem Gefallen zu halten ist, und was man davon hat, wenn mans sucht. Ich habe ihn diesmal wieder sehr liebenswürdig und unverändert gut gefunden, und kann mir freilich in hundert Dingen ein Beispiel an ihm nehmen, solch eine Ruhe und Feinheit mit der größten Aufrichtigkeit zugleich habe ich noch bei keinem gefunden. Und dann ist erNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) wirklich ein beständiger Freund, und interessirt sich für Euch alle so sehr, und hat auch die CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) so sehr lieb. Vom MusikfestThe Birmingham Triennial Music FestivalBirminghamGroßbritannien selbst schick ich Dir hier ein vollständiges Schema, da es bei der kurzen Distanz vielleicht das Porto werth ist, denk Dir diese Unmasse Musik! Und neben all dem Musikungeheuer die vielen Bekannten die in den Tagen dort zusammenströmten, man brauchte einiges Fischblut um nicht auseinander zu bersten; da waren CarlSouchay, Carl (Charles) Isaac (1799-1872) und John SouchaySouchay, Johann (Jean, John) (1798-1871) aus Manchester mit ihren FrauenSouchay, Adelheid Therese Clementine (1809-1890)Souchay, Thekla (1809-1876), der alte Herr SouchaySouchay, Cornelius Carl (1768-1838) den ich seit meiner Hochzeit nicht gesehn, BeneckesBenecke, Victor (1809-1853)Benecke, Emmeline (1813-1877) aus Berlin, BeneckeBenecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865) aus Deptford, KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), BennettBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875), ThompsonThomson, John (1805-1841) aus Edinburgh, NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858), StewartsStewart, Familie von → Andrew S. mit denen ich in Rom so viel getanzt hatte, u. s. w. u. s. w. Darauf dann, als ich eben den letzten Akkord auf der herrlichen OrgelTown HallBirminghamGroßbritannien gespielt hatte, mußte ich in die Liverpool mail, BennettBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) WalmisleyWalmisley, Thomas Attwood (1814-1856)Walmisley, Thomas Forbes (1783-1866) NovelloNovello, Joseph Alfred (1810-1896) Mr. MooreMoore, Joseph (1766-1851) begleiteten mich, und ich zog in ihrer Gegenwart meinen schönen Rock und Weste aus und schlechte an für den Wagen, und dann fuhr ich 6 Tage und 5 Nächte nach einander, bis ich in Frankfurt bei meiner CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) war. Die mail geht nach London in 10 1 2 Stunden, es ist gerade so weit, wie von hier nach Berlin, das berechnete ich mir unterwegs und beneidete die Engländer drum; in London kam ich gegen Mitternacht an, dort empfing mich KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und führte mich ins Comité der Sacred Harmonic SocietySacred Harmonic SocietyLondonGroßbritannien, die mir feierlich eine große dicke silberne Dose mit einer Inschrift überreichten, um 1 2 1 saß ich wieder in der mail und war des andern Morgens um 9 in Dover, wo nicht soviel Zeit um zu frühstücken war, sondern ich mußte unmittelbar ins Boot das uns aufs Dampfschiff fuhr, da die Ebbe schon war, und das Dampfschiff nicht im Hafen bleiben konnte. So kam ich schon seekrank auf dem Dampfschiff an, hatte eine jämmerliche Überfahrt, und statt in 3 Stunden in Calais war ich in 5 Stunden in Boulogne, um so viel weiter von Frankfurt. Da suchte ichs hotel Meurice auf, weil ich mich erinnerte daß FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) mal da gewohnt, und stellte mich her so gut es ging, und aß wieder zu Mittag, und fuhr Abends um 9 auf der diligence nach Lille. Hier ist der Ort einzuschalten (was auch DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) dagegen wüthen mag) daß französ. und Belgische Diligencen mit den Glasfenstern auf dem gepflasterten Wege, mit den 3 dicken Pferden davor, deren Schwänze aufgebunden sind, und die gar nicht laufen sondern sich wälzen, die allerinfamsten, niederträchtigsten Beförderungsmittel der ganzen Welt sind, und daß eine Deutsche Schnellpost 100mal schneller, angenehmer, und besser ist, als diese allerinfamsten &c vide supra. In ganz Belgien waren die Septembertage gefeiert, und steckten Freiheitsbäume auf den Plätzen vor den Rathshäusern. Um 10 Morgens kam ich in Cöln an, um 11 ging ein Dampfboot, das die Nacht durch fuhr, da setzte ich mich darauf, und freute mich die 5te Nacht liegen zu können, ausgestreckt, und ohne Steinpflastergerassel. Um 9 fing ich schon an zu schlafen, und wachte nicht eher auf, als um 2 Nachts, da fühlte ich daß das Dampfboot still stand, und wie ich fragte, so war solch ein dicker Nebel (wie auch schon den Tag vorher) daß sie bis um 6 Uhr Morgens in keinem Fall fort, und vor 6 Uhr Abends nicht in Mainz sein könnten. Es war ganz nahe bei Horchheim, wo das Schiff so fest lag, da nahm ich mir also 2 Matrosen, die trugen meine Sachen, ich zeigte ihnen den wohlbekannten Fußweg längs des Rheins, kam um 3 Uhr Nachts nach Coblenz, nahm Post, und war Mittwoch um 1 2 3 Nachmittags in Frankfurt. Da war alles gut, CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) war wohl, sah gesund und herrlich aus, und nun hatte ich nur noch die Sorge, wie sie die Reise überstehen würde. Am Donnerstag um 2 Nachmitt. machten wir uns auf, und sind dann so vergnügt, so glücklich und lustig gereis’t, daß ich nicht dankbar genug dafür sein kann. Es ist gar zu glücklich für mich, daß meine liebe CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) so gesund ist, ich bin so sehr ängstlich mit ihr, und würde auf der Reise bei einem Unwohlsein von ihr gewiß die contenance ganz verloren haben. Aber wie gesagt, sie vertrug alles Frühaufstehn, und Spätankommen trefflich und wir kamen Sonntag um 2 hier an. SchuncksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S. empfingen uns in der sehr niedlich, behaglich eingerichteten WohnungReichels GartenLeipzigDeutschland, wo mein Flügel stand, meine Bilder hingen, sogar meine Düsseldorfer Fenstergardinen benutzt waren, um 6 fing das erste Abonnem.ConcertGewandhausLeipzigDeutschland an, ich hatte die JubelOuvert.<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111248" style="hidden" type="music">Jubel-Ouvertüre E-Dur, op. 59 (WeV M. 6)</name> und die cmoll Symph.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108066" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 67 (»Schicksal«)</name> zu dirigiren, und die Posaunen und Pauken strengten sich so an, daß mir allerdings am Schluß des Concerts etwas caput zu Muthe war. SchleinitzensSchleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881) Geburtstag war, zu dem mußte ich nach dem Schlusse noch hin, um zu gratuliren, und dann kam ich endlich nach Haus zu meiner CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853), und ruhe mich aus seitdem. Es waren allerdings 14 so vollgepropfte Tage, wie sie ein Mensch nur erleben kann, aber da ich den ganzen vergangnen Sommer so blos zum Genießen und zum Vergnügtsein gehabt hatte, so ist mirs lieb, daß gerade vor der Rückkehr hieher auch noch so beschäftigte und für meinen Beruf wichtige Zeit gewesen ist. Hier ist es nun gar zu schön, wie meine CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) alles so gut und angenehm einzurichten weiß; ich kanns Dir nicht beschreiben, wie nett sie sich als meine Hausfrau beträgt, wie sie mit dem Tapezierer, Schreiner und Maurer zu sprechen, und sich bei dem MädchenHausmädchen von → Felix Mendelssohn Bartholdy und → Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig (1837) in Respect zu setzen weiß, alles so kurz und to the purpose wie es sonst gar keiner kann, und wie sie mich verzieht und verhutschelt (wie sie sagt) und wie einzig gut es mir heut Mittag geschmeckt hat, wo wir zum erstenmal ganz allein zu Haus gegessen haben. Der ganze Tag und jede Stunde ist mir jetzt wie ein Fest, und während ich in England trotz aller Ehren und Freuden keinen recht vergnügten Augenblick gehabt habe, so ist mir jeder Tag jetzt eine Reihe von Freude und Glück, und ich habe mein Leben eigentlich erst wieder lieb seit ich meine CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) habe. Sie ist heut noch zu beschäftigt mit Anordnen, Aufschreiben, Conferiren mit Mme. SchunckSchunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862), um zu schreiben, doch grüßt sie Euch alle von ganzem Herzen, und will nächstens einen Brief schicken. In unsre WohnungLurgensteins GartenLeipzigDeutschland hier neben, die uns sehr gut gefällt, wollen (und können) wir hoffentlich schon in 4 Wochen ziehn; sie ist geräumig mit der schönsten Aussicht die man hier haben kann, und wenn wir erst da sind, dann können wir Euch einmal mit gutem Gewissen hieher zu uns einladen, und hoffen, daß es Euch bei uns angenehm und wohl werden soll. CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) will zwar immer noch den Gedanken nicht aufgeben, zu Weihnachten nach Berlin zu reisen, ich glaube indeß kaum daß es klug sein würde und suche es ihr auszureden, weil ich gern so vorsichtig, als möglich wäre. Nun muß ich Dir noch erzählen, daß ich bei meiner Ankunft hier das Diplom als Ehrenmitglied der Gesellschaft der MusikfreundeGesellschaft der MusikfreundeWienÖsterreich des Oesterreichischen Kaiserstaats empfangen habe, und nun hoffe ich wirst Du Deine Klage über mich, daß ich nicht genug von mir selbst erzähle, zurücknehmen, und mir zugeben daß ich diesmal über mich selbst so ausführlich gewesen bin, als ob ich ein unpäßlicher Potentat wäre. Eben sagt CécileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) sie wolle doch noch schreiben, da muß ich schließen; aber nur noch die Frage, ob auch mein altes Clavier nicht vergessen wird, wenn Du meine Sachen schickst, liebe Mutter. Und dann meinen Dank für das schöne Silbergeschenk, das Du uns machen willst, und für alles Liebe und Gute Deines Briefes. Sag an FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) und PaulsMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) meine schönsten Grüße, und lebwohl für heut. Dein Felix.

Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)Liebe Mutter!

Hier schicke ich Dir noch zu dem dicken Brief einen ganzen Pack Zeitungsartikel, die mir Felix von den Miss AlexanderAlexander, Anna-Joanna (1793-1859)Alexander, Margaret Stewart (1791-1861) mitgebracht, Du wirst sie besser verstehen als ich bis jetzt, die ich außer seinem Namen und einigen Lobreden nicht viel herauslesen kann. Mr NovelloNovello, Joseph Alfred (1810-1896) der mir auch einen langen englischen Brief geschrieben, hat einen verständlichern Styl, und rühmt fortwährend Felix Bescheidenheit und schönen Anstand bei dem großen Applaus. Er hat alles so voll geschrieben, daß mir gar kein Platz bleibt um Dir zu danken für […]

Cécile Mendelssohn Bartholdy
            Leipzig den 4ten Oct. 1837. Liebste Mutter
Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und Cécile zu danken, wollte Dir auch unsre glückliche Ankunft hier gleich melden, und dennoch sind zwei Tage vergangen, ohne daß es mir möglich gewesen wäre. Ich nehme heut den frühen Morgen dazu, sonst kommen wieder die Leute, lösen einander ab, und die Poststunde geht vorüber, wie gestern und vorgestern. Und eigentlich ist auch heut der erste wirkliche Ruhetag, ich war in den vorigen so sehr ermüdet daß mir das Auspacken wie eine schwere Arbeit vorkam, und daß mir nichts von der Hand ging als Essen und Schlafen, und selbst das kaum. Nun bin ich aber ganz frisch und munter wieder, freue mich meiner Gesundheit, die früher wohl schwerlich solche Strapazen so gut ausgehalten hätte, und schreibe und danke Dir für den lieben, lieben Brief den wir von Dir hier vorgefunden haben; Gott gebe daß wir von Beckchen bald frohe, erwünschte Nachrichten bekommen, und daß alles glücklich sei, wie ich es hoffe. Von mir hast Du wohl immer durch Cécile gehört; ich fing in Birmingham bei meiner Ankunft einen Brief an Dich an, der hier vor mir liegt, ich wollte Dir über unsern lieben Rosen ausführlich schreiben, da ich es nicht so an Cécile thun konnte, die ihn niemals gesehn. Da kamen die Tage des Musikfestes, und der entsetzliche Menschenschwarm wälzte sich heran, da hatte ich genug zu thun mich bei Besinnung und obenauf in dem Wirbel zu halten, und mußte das Schreiben aufgeben. Ich darf mich auch jetzt nicht auf das Beschreiben legen, es gehörten viele Bogen dazu, und ganze Abende, wenn wir einmal wieder zusammen sind, um die vielen merkwürdigen Dinge nur obenhin zu erwähnen, die sich in den Tagen einander drängten. Das muß ich Dir aber sagen, weil ich weiß, daß es Dich freut, daß ich einen so glänzenden Erfolg noch niemals gehabt habe, und ihn wohl nie entschiedener haben kann, als bei dem Musikfest. Der Applaus und das Zurufen, wenn ich mich nur sehen ließ, wollte gar nicht aufhören, und machte mich zuweilen wirklich lachen, weil ich z. B. bei meinem Clavier Concert gar nicht dazu kommen konnte mich vors Instrument zu setzen; und was besser ist, als der Beifall, und was mir meinen Erfolg verbürgte, sind die Anerbietungen, die mir von allen Seiten gemacht wurden, und die diesmal anders lauten, als jemals sonst. Man will mir für ein Paar Aufführungen eines neuen Oratoriums, ohne daß ich das Manuscript verkaufe, 1 000 Guinéen geben, ein großes Verlegerhaus will eine Oper von Planché für mich schaffen und dann kaufen &c &c. Ich habe nun vor, in 2 Jahren im Frühjahr wieder nach England zu gehn, und hoffe bis dahin neue Sachen genug zu haben, um sie hinzubringen. Dann will ich auch mal ordentlich Geld verdienen, und ich kann das wohl sagen, da ich geradejetzt gesehn habe, wie mir alles das eben nur zu Theil wird, weil ich mich bei meiner Arbeit nicht darum kümmre, was die Leute wollen und loben und bezahlen, sondern um das, was ich für gut halte, und weil ich mich nun um so weniger von dem Wege verleiten lassen will. Darum ist allerdings auch mir dieser Erfolg lieb, und ich weiß um so sichrer daß ich niemals das Geringste dafür thun will, sowie ich es bisjetzt niemals gethan habe. Zugleich hatte ich auch einen recht deutlichen Beweis, was von all dergleichen zu halten ist, an der Art wie sie in Birmingh. diesmal Neukomm aufnahmen; Du weißt, wie sie ihn sonst verehrt und wirklich überschätzt hatten, wie alle seine Sachen dort gesucht und gepriesen wurden, so daß ihn die Musiker immer king of Brummagem nannten; und diesmal haben sie ihn auf so unziemliche Art zurückgesetzt, nur ein kurzes Stück von ihm am ersten (dem allerschlechtesten) Morgen gegeben, und ihn selbst ohne die geringste Aufmerksamkeit im Publikum aufgenommen, daß es wirklich eine Schande für die Menschen war, die vor 3 Jahren nichts Höheres und Besseres kannten als Neukomms Musik. Das einzige was ihm vorzuwerfen ist, ist eben daß er vor 3 Jahren ein Oratorium fürs Musikfest schrieb, was recht auf Effect berechnet war, die große Orgel, die Chöre, die SoloInstrumente alles kam darin vor damit es den Leuten gefiele, und sowas merken die Leute, und es thut nicht gut. Daß sie ihn aber zum Dank diesmal so behandelten, ist eben wieder ein Zeichen, was von all ihrem Gefallen zu halten ist, und was man davon hat, wenn mans sucht. Ich habe ihn diesmal wieder sehr liebenswürdig und unverändert gut gefunden, und kann mir freilich in hundert Dingen ein Beispiel an ihm nehmen, solch eine Ruhe und Feinheit mit der größten Aufrichtigkeit zugleich habe ich noch bei keinem gefunden. Und dann ist er wirklich ein beständiger Freund, und interessirt sich für Euch alle so sehr, und hat auch die Cécile so sehr lieb. Vom Musikfest selbst schick ich Dir hier ein vollständiges Schema, da es bei der kurzen Distanz vielleicht das Porto werth ist, denk Dir diese Unmasse Musik! Und neben all dem Musikungeheuer die vielen Bekannten die in den Tagen dort zusammenströmten, man brauchte einiges Fischblut um nicht auseinander zu bersten; da waren Carl und John Souchay aus Manchester mit ihren Frauen, der alte Herr Souchay den ich seit meiner Hochzeit nicht gesehn, Beneckes aus Berlin, Benecke aus Deptford, Klingemann, Bennett, Thompson aus Edinburgh, Neukomm, Stewarts mit denen ich in Rom so viel getanzt hatte, u. s. w. u. s. w. Darauf dann, als ich eben den letzten Akkord auf der herrlichen Orgel gespielt hatte, mußte ich in die Liverpool mail, Bennett Walmisley Novello Mr. Moore begleiteten mich, und ich zog in ihrer Gegenwart meinen schönen Rock und Weste aus und schlechte an für den Wagen, und dann fuhr ich 6 Tage und 5 Nächte nach einander, bis ich in Frankfurt bei meiner Cécile war. Die mail geht nach London in 10 1 2 Stunden, es ist gerade so weit, wie von hier nach Berlin, das berechnete ich mir unterwegs und beneidete die Engländer drum; in London kam ich gegen Mitternacht an, dort empfing mich Klingemann und führte mich ins Comité der Sacred Harmonic Society, die mir feierlich eine große dicke silberne Dose mit einer Inschrift überreichten, um 1 2 1 saß ich wieder in der mail und war des andern Morgens um 9 in Dover, wo nicht soviel Zeit um zu frühstücken war, sondern ich mußte unmittelbar ins Boot das uns aufs Dampfschiff fuhr, da die Ebbe schon war, und das Dampfschiff nicht im Hafen bleiben konnte. So kam ich schon seekrank auf dem Dampfschiff an, hatte eine jämmerliche Überfahrt, und statt in 3 Stunden in Calais war ich in 5 Stunden in Boulogne, um so viel weiter von Frankfurt. Da suchte ichs hotel Meurice auf, weil ich mich erinnerte daß Fanny mal da gewohnt, und stellte mich her so gut es ging, und aß wieder zu Mittag, und fuhr Abends um 9 auf der diligence nach Lille. Hier ist der Ort einzuschalten (was auch Dirichlet dagegen wüthen mag) daß französ. und Belgische Diligencen mit den Glasfenstern auf dem gepflasterten Wege, mit den 3 dicken Pferden davor, deren Schwänze aufgebunden sind, und die gar nicht laufen sondern sich wälzen, die allerinfamsten, niederträchtigsten Beförderungsmittel der ganzen Welt sind, und daß eine Deutsche Schnellpost 100mal schneller, angenehmer, und besser ist, als diese allerinfamsten &c vide supra. In ganz Belgien waren die Septembertage gefeiert, und steckten Freiheitsbäume auf den Plätzen vor den Rathshäusern. Um 10 Morgens kam ich in Cöln an, um 11 ging ein Dampfboot, das die Nacht durch fuhr, da setzte ich mich darauf, und freute mich die 5te Nacht liegen zu können, ausgestreckt, und ohne Steinpflastergerassel. Um 9 fing ich schon an zu schlafen, und wachte nicht eher auf, als um 2 Nachts, da fühlte ich daß das Dampfboot still stand, und wie ich fragte, so war solch ein dicker Nebel (wie auch schon den Tag vorher) daß sie bis um 6 Uhr Morgens in keinem Fall fort, und vor 6 Uhr Abends nicht in Mainz sein könnten. Es war ganz nahe bei Horchheim, wo das Schiff so fest lag, da nahm ich mir also 2 Matrosen, die trugen meine Sachen, ich zeigte ihnen den wohlbekannten Fußweg längs des Rheins, kam um 3 Uhr Nachts nach Coblenz, nahm Post, und war Mittwoch um 1 2 3 Nachmittags in Frankfurt. Da war alles gut, Cécile war wohl, sah gesund und herrlich aus, und nun hatte ich nur noch die Sorge, wie sie die Reise überstehen würde. Am Donnerstag um 2 Nachmitt. machten wir uns auf, und sind dann so vergnügt, so glücklich und lustig gereis’t, daß ich nicht dankbar genug dafür sein kann. Es ist gar zu glücklich für mich, daß meine liebe Cécile so gesund ist, ich bin so sehr ängstlich mit ihr, und würde auf der Reise bei einem Unwohlsein von ihr gewiß die contenance ganz verloren haben. Aber wie gesagt, sie vertrug alles Frühaufstehn, und Spätankommen trefflich und wir kamen Sonntag um 2 hier an. Schuncks empfingen uns in der sehr niedlich, behaglich eingerichteten Wohnung, wo mein Flügel stand, meine Bilder hingen, sogar meine Düsseldorfer Fenstergardinen benutzt waren, um 6 fing das erste Abonnem. Concert an, ich hatte die JubelOuvert. und die cmoll Symph. zu dirigiren, und die Posaunen und Pauken strengten sich so an, daß mir allerdings am Schluß des Concerts etwas caput zu Muthe war. Schleinitzens Geburtstag war, zu dem mußte ich nach dem Schlusse noch hin, um zu gratuliren, und dann kam ich endlich nach Haus zu meiner Cécile, und ruhe mich aus seitdem. Es waren allerdings 14 so vollgepropfte Tage, wie sie ein Mensch nur erleben kann, aber da ich den ganzen vergangnen Sommer so blos zum Genießen und zum Vergnügtsein gehabt hatte, so ist mirs lieb, daß gerade vor der Rückkehr hieher auch noch so beschäftigte und für meinen Beruf wichtige Zeit gewesen ist. Hier ist es nun gar zu schön, wie meine Cécile alles so gut und angenehm einzurichten weiß; ich kanns Dir nicht beschreiben, wie nett sie sich als meine Hausfrau beträgt, wie sie mit dem Tapezierer, Schreiner und Maurer zu sprechen, und sich bei dem Mädchen in Respect zu setzen weiß, alles so kurz und to the purpose wie es sonst gar keiner kann, und wie sie mich verzieht und verhutschelt (wie sie sagt) und wie einzig gut es mir heut Mittag geschmeckt hat, wo wir zum erstenmal ganz allein zu Haus gegessen haben. Der ganze Tag und jede Stunde ist mir jetzt wie ein Fest, und während ich in England trotz aller Ehren und Freuden keinen recht vergnügten Augenblick gehabt habe, so ist mir jeder Tag jetzt eine Reihe von Freude und Glück, und ich habe mein Leben eigentlich erst wieder lieb seit ich meine Cécile habe. Sie ist heut noch zu beschäftigt mit Anordnen, Aufschreiben, Conferiren mit Mme. Schunck, um zu schreiben, doch grüßt sie Euch alle von ganzem Herzen, und will nächstens einen Brief schicken. In unsre Wohnung hier neben, die uns sehr gut gefällt, wollen (und können) wir hoffentlich schon in 4 Wochen ziehn; sie ist geräumig mit der schönsten Aussicht die man hier haben kann, und wenn wir erst da sind, dann können wir Euch einmal mit gutem Gewissen hieher zu uns einladen, und hoffen, daß es Euch bei uns angenehm und wohl werden soll. Cécile will zwar immer noch den Gedanken nicht aufgeben, zu Weihnachten nach Berlin zu reisen, ich glaube indeß kaum daß es klug sein würde und suche es ihr auszureden, weil ich gern so vorsichtig, als möglich wäre. Nun muß ich Dir noch erzählen, daß ich bei meiner Ankunft hier das Diplom als Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde des Oesterreichischen Kaiserstaats empfangen habe, und nun hoffe ich wirst Du Deine Klage über mich, daß ich nicht genug von mir selbst erzähle, zurücknehmen, und mir zugeben daß ich diesmal über mich selbst so ausführlich gewesen bin, als ob ich ein unpäßlicher Potentat wäre. Eben sagt Cécile sie wolle doch noch schreiben, da muß ich schließen; aber nur noch die Frage, ob auch mein altes Clavier nicht vergessen wird, wenn Du meine Sachen schickst, liebe Mutter. Und dann meinen Dank für das schöne Silbergeschenk, das Du uns machen willst, und für alles Liebe und Gute Deines Briefes. Sag an Fanny und Beckchen und Pauls meine schönsten Grüße, und lebwohl für heut. Dein Felix.
Liebe Mutter!
Hier schicke ich Dir noch zu dem dicken Brief einen ganzen Pack Zeitungsartikel, die mir Felix von den Miss Alexander mitgebracht, Du wirst sie besser verstehen als ich bis jetzt, die ich außer seinem Namen und einigen Lobreden nicht viel herauslesen kann. Mr Novello der mir auch einen langen englischen Brief geschrieben, hat einen verständlichern Styl, und rühmt fortwährend Felix Bescheidenheit und schönen Anstand bei dem großen Applaus. Er hat alles so voll geschrieben, daß mir gar kein Platz bleibt um Dir zu danken für …
Cécile Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1837-10-04-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1837-10-04-01" xml:id="title_c2fa4dd9-e27c-46d7-8a82-529e372ad4c0">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Leipzig, 4. Oktober 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_2ad8dd2d-0bb8-44d5-93c5-9e2f1bb927e2">Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a5fde0b7-353b-4b1a-88f8-5b9e468d55be">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author> <author key="PSN0113252">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113252" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</persName><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1724</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_89a565e6-e150-4a7d-9371-dcaa77b619e6"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. IVb/18 und 19 (335).</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1837-10-04-01" type="letter" xml:id="title_1a76309f-a024-4f39-8a37-9dbdbb63dc09">Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 4. Oktober 1837</title> <incipit>Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>6 beschr. S. – Textverlust am Briefende durch Abtrennen der letzten Briefseite. Auf dieser war höchstwahrscheinlich neben dem Briefschluss die Adresse notiert.</p> <handDesc hands="2"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy, Cécile Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="print">Zeitungsartikel, die Felix Mendelssohn Bartholdy in London von den Schwestern Anna-Joanna Alexander und Margaret Alexander erhalten hatte.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 150-154 (Teildruck, mit Textabweichungen).</bibl> <bibl type="printed_letter">Ward Jones, Tagebuch der Hochzeitsreise, S. 196-200.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-10-04" xml:id="date_6c022e3b-85a5-4428-b746-6dc3bc064918">4. Oktober 1837</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113252" resp="author" xml:id="persName_d0f93e22-59c7-4d51-bfab-707c6335d206">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_0c54d314-f36e-4b6a-9a92-b399de7b64d4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0113252" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_3a5e4899-caff-4bf8-b9a9-251558f8cd55"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113260" resp="receiver" xml:id="persName_fbc14c04-4383-40dd-9e57-912caf5a8695">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_7b60ffed-7148-46c3-a833-138b55a512b7"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_5ba70155-86f5-4626-ba42-93139ba0d6b7"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig den <date cert="high" when="1837-10-04" xml:id="date_b2d282f7-a725-46c1-b736-e792757e031e">4<hi rend="superscript">ten</hi> Oct. 1837</date>.</dateline><salute rend="left">Liebste Mutter</salute><p style="paragraph_without_indent">Es sollte mein erstes Geschäft sein, Dir zu schreiben sobald ich aus der beschäftigten Zeit der letzten Wochen wieder einigermaßen in Ruhe wäre, und ich hatte Dir für so viele liebe Briefe an mich und <persName xml:id="persName_5aaa16ef-4b9c-4fc8-88a8-52cdc6b2de34">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> zu danken, wollte Dir auch unsre glückliche Ankunft hier gleich melden, und dennoch sind zwei Tage vergangen, ohne daß es mir möglich gewesen wäre. Ich nehme heut den frühen Morgen dazu, sonst kommen wieder die Leute, lösen einander ab, und die Poststunde geht vorüber, wie gestern und vorgestern. Und eigentlich ist auch heut der erste wirkliche Ruhetag, ich war in den vorigen so sehr ermüdet daß mir das Auspacken wie eine schwere Arbeit vorkam, und daß mir nichts von der Hand ging als Essen und Schlafen, und selbst das kaum. Nun bin ich aber ganz frisch und munter wieder, freue mich meiner Gesundheit, die früher wohl schwerlich solche Strapazen so gut ausgehalten hätte, und schreibe und danke Dir für den lieben, lieben Brief den wir von Dir hier vorgefunden haben; Gott gebe daß wir von <persName xml:id="persName_0c641161-8053-4e1c-bc43-c414f651646d">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> bald frohe, erwünschte Nachrichten bekommen, und daß alles glücklich sei, wie ich es hoffe. Von mir hast Du wohl immer durch <persName xml:id="persName_f5a17eae-6b75-41bf-804e-044b5077e1d2">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> gehört; ich fing in Birmingham bei meiner Ankunft einen Brief an Dich an, der hier vor mir liegt, ich wollte Dir über <persName xml:id="persName_bc92538c-f72a-4402-8a91-b67863ceff0c">unsern lieben Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> ausführlich schreiben, da ich es nicht so an Cécile thun konnte, die ihn niemals gesehn. Da kamen die Tage des <placeName xml:id="placeName_1ffeb5c7-5827-472f-8455-6831f4a78cc5">Musikfestes<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, und der entsetzliche Menschenschwarm wälzte sich heran, da hatte ich genug zu thun mich bei Besinnung und obenauf in dem Wirbel zu halten, und mußte das Schreiben aufgeben. Ich darf mich auch jetzt nicht auf das <hi rend="underline">Be</hi>schreiben legen, es gehörten viele Bogen dazu, und ganze Abende, wenn wir einmal wieder zusammen sind, um die vielen merkwürdigen Dinge nur obenhin zu erwähnen, die sich in den Tagen einander drängten. Das muß ich Dir aber sagen, weil ich weiß, daß es Dich freut, daß ich einen so glänzenden Erfolg noch niemals gehabt habe, und ihn wohl nie entschiedener haben kann, als bei dem <placeName xml:id="placeName_bda3ddb3-ad3b-4e36-9ad5-41b9520fda6a">Musikfest<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. Der Applaus und das Zurufen, wenn ich mich nur sehen ließ, wollte gar nicht aufhören, und machte mich zuweilen wirklich lachen, weil ich z. B. bei <title xml:id="title_f40c7b65-9798-4291-bf72-951abfc67afc">meinem Clavier Concert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_favw7ajz-yuws-duja-9oxt-wtqw6sabkqmv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100353" style="hidden">Konzert Nr. 2 d-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Mai 1837] bis 5. August 1837<idno type="MWV">O 11</idno><idno type="op">40</idno></name></title> gar nicht dazu kommen konnte mich vors Instrument zu setzen; und was besser ist, als der Beifall, und was mir meinen Erfolg verbürgte, sind die Anerbietungen, die mir von allen Seiten gemacht wurden, und die diesmal anders lauten, als jemals sonst. Man will mir für ein Paar Aufführungen eines neuen Oratoriums, ohne daß ich das Manuscript verkaufe, 1 000 Guinéen geben, ein großes <persName xml:id="persName_4796fdd3-a758-4e87-80db-e7104d0feb34">Verlegerhaus<name key="PSN0110352" style="hidden">Chappell &amp; Co., Musikverlag in London</name></persName> will eine <title xml:id="title_d0965bbe-bf71-4294-a211-7b19639269b2">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_syurisb8-xddo-hzyv-3lzz-rm8ir0vzpwdj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="works_not_executed" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100703" style="hidden">The Brothers (auch: Edward III and the Siege of Calais / Eduard III. und die Belagerung von Calais)<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> von <persName xml:id="persName_37a9760b-c3c9-45e3-b493-b672a65352b9">Planché<name key="PSN0113896" style="hidden">Planché, James Robinson (1796-1880)</name></persName> für mich schaffen und dann kaufen &amp;c &amp;c. Ich habe nun vor, in 2 Jahren im Frühjahr wieder nach England zu gehn, und hoffe bis dahin neue Sachen genug zu haben, um sie hinzubringen. Dann will ich auch mal ordentlich Geld verdienen, und ich kann das wohl sagen, da ich geradejetzt gesehn habe, wie mir alles das eben nur zu Theil wird, weil ich mich bei meiner Arbeit nicht darum kümmre, was die Leute wollen und loben und bezahlen, sondern um das, was ich für gut halte, und weil ich mich nun um so weniger von dem Wege verleiten lassen will. Darum ist allerdings auch mir dieser Erfolg lieb, und ich weiß um so sichrer daß ich niemals das Geringste <hi rend="underline">dafür</hi> thun will, sowie ich es bisjetzt niemals gethan habe. Zugleich hatte ich auch einen recht deutlichen Beweis, was von all dergleichen zu halten ist, an der Art wie sie in <placeName xml:id="placeName_5eae7302-8c71-4999-b2bc-02af81f4c889">Birmingh.<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> diesmal <persName xml:id="persName_540e34e5-b1e1-4ae3-a47b-7c3459cd0763">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> aufnahmen; Du weißt, wie sie ihn sonst verehrt und wirklich überschätzt hatten, wie alle seine Sachen dort gesucht und gepriesen wurden, so daß ihn die Musiker immer king of Brummagem nannten; und diesmal haben sie ihn auf so unziemliche Art zurückgesetzt, nur <title xml:id="title_ae0bab19-78c9-486e-91bf-3896d1d4de0e">ein kurzes Stück<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110199" style="hidden" type="music">Christi Himmelfahrt NV 339/340</name></title> von ihm <placeName xml:id="placeName_4e561f96-09c3-4456-9f88-0d7b822dbed0">am ersten (dem allerschlechtesten) Morgen<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gegeben, und ihn selbst ohne die geringste Aufmerksamkeit im Publikum aufgenommen, daß es wirklich eine Schande für die Menschen war, die vor 3 Jahren nichts Höheres und Besseres kannten als <persName xml:id="persName_c7030230-3db8-4c57-8f91-8a60e669d802">Neukomms<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> Musik. Das einzige was ihm vorzuwerfen ist, ist eben daß er vor 3 Jahren <title xml:id="title_58b44369-7331-4df1-a598-70650987875a">ein Oratorium<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name><name key="CRT0110200" style="hidden" type="music">David NV 424</name></title> fürs <placeName xml:id="placeName_bc9ff615-a9a7-49ca-9d30-681797ed9b0b">Musikfest<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> schrieb, was recht auf Effect berechnet war, die <placeName xml:id="placeName_c4499c52-d81f-43cc-8971-4fe20c1d399e">große Orgel<name key="SGH0100536" style="hidden" subtype="" type="sight">Town Hall</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, die Chöre, die SoloInstrumente alles kam darin vor damit es den Leuten gefiele, und sowas merken die Leute, und es thut nicht gut. Daß sie ihn aber zum Dank diesmal so behandelten, ist eben wieder ein Zeichen, was von all ihrem Gefallen zu halten ist, und was man davon hat, wenn mans sucht. Ich habe ihn diesmal wieder sehr liebenswürdig und unverändert gut gefunden, und kann mir freilich in hundert Dingen ein Beispiel an ihm nehmen, solch eine Ruhe und Feinheit mit der größten Aufrichtigkeit zugleich habe ich noch bei keinem gefunden. Und dann ist <persName xml:id="persName_4ec0c062-f868-4c9d-aaee-7833a7de03db">er<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> wirklich ein beständiger Freund, und interessirt sich für Euch alle so sehr, und hat auch die <persName xml:id="persName_dbeb415c-aaba-4dda-b09e-1c64e27b2ada">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> so sehr lieb. Vom <placeName xml:id="placeName_fb0926fc-54c3-4515-a457-77fd214c6b3e">Musikfest<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> selbst schick ich Dir hier ein vollständiges Schema, da es bei der kurzen Distanz vielleicht das Porto werth ist, denk Dir diese Unmasse Musik! Und neben all dem Musikungeheuer die vielen Bekannten die in den Tagen dort zusammenströmten, man brauchte einiges Fischblut um nicht auseinander zu bersten; da waren <persName xml:id="persName_d9509ebd-f358-4440-b3bb-635c2431ce47">Carl<name key="PSN0114981" style="hidden">Souchay, Carl (Charles) Isaac (1799-1872)</name></persName> und <persName xml:id="persName_a0a4ec2c-1239-4a7e-8c51-b46810f5312f">John Souchay<name key="PSN0114989" style="hidden">Souchay, Johann (Jean, John) (1798-1871)</name></persName> aus Manchester mit <persName xml:id="persName_06505c47-cc4e-43b0-8b19-50a25c9a617d">ihren Frauen<name key="PSN0114980" style="hidden">Souchay, Adelheid Therese Clementine (1809-1890)</name><name key="PSN0114992" style="hidden">Souchay, Thekla (1809-1876)</name></persName>, <persName xml:id="persName_bd80a711-e470-4d90-bee3-21be224fe017">der alte Herr Souchay<name key="PSN0114984" style="hidden">Souchay, Cornelius Carl (1768-1838)</name></persName> den ich seit meiner Hochzeit nicht gesehn, <persName xml:id="persName_dc7fdd43-e7c9-40ef-abfd-196d613e56df">Beneckes<name key="PSN0109835" style="hidden">Benecke, Victor (1809-1853)</name><name key="PSN0109823" style="hidden">Benecke, Emmeline (1813-1877)</name></persName> aus Berlin, <persName xml:id="persName_dcc90d32-3334-4acb-bbb1-b45c78220304">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> aus Deptford, <persName xml:id="persName_8f98e164-3b1d-4a5c-b74f-b508cb0dc4b3">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, <persName xml:id="persName_3a28425c-5784-471c-93e6-cbdc53c49e35">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName>, <persName xml:id="persName_968cf016-6a94-491e-89f9-f05bb8405ff8">Thompson<name key="PSN0115318" style="hidden">Thomson, John (1805-1841)</name></persName> aus Edinburgh, <persName xml:id="persName_3b108070-3353-44c7-94e9-75607c3a40f2">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_aafbaa93-6d27-4a3b-9ef1-4eac9835504f">Stewarts<name key="PSN0115126" style="hidden">Stewart, Familie von → Andrew S.</name></persName> mit denen ich in Rom so viel getanzt hatte, u. s. w. u. s. w. Darauf dann, als ich eben den letzten Akkord auf der <placeName xml:id="placeName_60c7e500-5597-402f-97e8-d3cb51c77954">herrlichen Orgel<name key="SGH0100536" style="hidden" subtype="" type="sight">Town Hall</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gespielt hatte, mußte ich in die Liverpool mail, <persName xml:id="persName_b8e1f15b-f55a-421d-9902-1b10c950e152">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> <persName xml:id="persName_ec124ba4-8e70-486a-bcf9-966a228fbdd9">Walmisley<name key="PSN0115616" style="hidden">Walmisley, Thomas Attwood (1814-1856)</name><name key="PSN0115617" style="hidden">Walmisley, Thomas Forbes (1783-1866)</name></persName> <persName xml:id="persName_73dc0783-6965-4905-94ec-53fa034ef48d">Novello<name key="PSN0113624" style="hidden">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName> <persName xml:id="persName_3cce95f2-1328-43b6-a3b2-5ca0f5e2d327">Mr. Moore<name key="PSN0113413" style="hidden">Moore, Joseph (1766-1851)</name></persName> begleiteten mich, und ich zog in ihrer Gegenwart meinen schönen Rock und Weste aus und schlechte an für den Wagen, und dann fuhr ich 6 Tage und 5 Nächte nach einander, bis ich in Frankfurt bei <persName xml:id="persName_2ae4c174-6a29-4d26-88cb-b6f4ce20b878">meiner Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> war. Die mail geht nach London in 10 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> Stunden, es ist gerade so weit, wie von hier nach Berlin, das berechnete ich mir unterwegs und beneidete die Engländer drum; in London kam ich gegen Mitternacht an, dort empfing mich <persName xml:id="persName_b8f592ac-b462-48dc-9ff7-0372a53dd8f8">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und führte mich ins <placeName xml:id="placeName_2e1794d2-3174-4278-8e0f-8dc41e82122c">Comité der Sacred Harmonic Society<name key="NST0100544" style="hidden" subtype="Komitee" type="institution">Sacred Harmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, die mir feierlich eine große dicke silberne Dose mit einer Inschrift überreichten, um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 1 saß ich wieder in der mail und war des andern Morgens um 9 in Dover, wo nicht soviel Zeit um zu frühstücken war, sondern ich mußte unmittelbar ins Boot das uns aufs Dampfschiff fuhr, da die Ebbe schon war, und das Dampfschiff nicht im Hafen bleiben konnte. So kam ich schon seekrank auf dem Dampfschiff an, hatte eine jämmerliche Überfahrt, und statt in 3 Stunden in Calais war ich in 5 Stunden in Boulogne, um so viel weiter von Frankfurt. Da suchte ichs hotel Meurice auf, weil ich mich erinnerte daß <persName xml:id="persName_17eaf1d7-c9bb-4201-bbdb-befb6b103fa9">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mal da gewohnt, und stellte mich her so gut es ging, und aß wieder zu Mittag, und fuhr Abends um 9 auf der diligence nach Lille. Hier ist der Ort einzuschalten (was auch <persName xml:id="persName_34ebcf30-98df-43a8-abde-8ea74a73eaca">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> dagegen wüthen mag) daß französ. und Belgische Diligencen mit den Glasfenstern auf dem gepflasterten Wege, mit den 3 dicken Pferden davor, deren Schwänze aufgebunden sind, und die gar nicht laufen sondern sich wälzen, die allerinfamsten, niederträchtigsten Beförderungsmittel der ganzen Welt sind, und daß eine Deutsche Schnellpost 100mal schneller, angenehmer, und besser ist, als diese allerinfamsten &amp;c vide supra. In ganz Belgien waren die Septembertage gefeiert, und steckten Freiheitsbäume auf den Plätzen vor den Rathshäusern. Um 10 Morgens kam ich in Cöln an, um 11 ging ein Dampfboot, das die Nacht durch fuhr, da setzte ich mich darauf, und freute mich die 5<hi rend="superscript">te</hi> Nacht liegen zu können, ausgestreckt, und ohne Steinpflastergerassel. Um 9 fing ich schon an zu schlafen, und wachte nicht eher auf, als um 2 Nachts, da fühlte ich daß das Dampfboot still stand, und wie ich fragte, so war solch ein dicker Nebel (wie auch schon den Tag vorher) daß sie bis um 6 Uhr Morgens in keinem Fall fort, und vor 6 Uhr Abends nicht in Mainz sein könnten. Es war ganz nahe bei Horchheim, wo das Schiff so fest lag, da nahm ich mir also 2 Matrosen, die trugen meine Sachen, ich zeigte ihnen den wohlbekannten Fußweg längs des Rheins, kam um 3 Uhr Nachts nach Coblenz, nahm Post, und war Mittwoch um <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi></formula> 3 Nachmittags in Frankfurt. Da war alles gut, <persName xml:id="persName_130e273c-a54a-45da-808e-abcc93aab394">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> war wohl, sah gesund und herrlich aus, und nun hatte ich nur noch die Sorge, wie sie die Reise überstehen würde. Am Donnerstag um 2 Nachmitt. machten wir uns auf, und sind dann so vergnügt, so glücklich und lustig gereis’t, daß ich nicht dankbar genug dafür sein kann. Es ist gar zu glücklich für mich, daß <persName xml:id="persName_a522096d-b5a8-409c-986e-c4f2232161ea">meine liebe Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> so gesund ist, ich bin so sehr ängstlich mit ihr, und würde auf der Reise bei einem Unwohlsein von ihr gewiß die contenance ganz verloren haben. Aber wie gesagt, sie vertrug alles Frühaufstehn, und Spätankommen trefflich und wir kamen Sonntag um 2 hier an. <persName xml:id="persName_1ccdbed2-0f31-4aa3-821b-d0d4b8926f82">Schuncks<name key="PSN0114759" style="hidden">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName> empfingen uns in der sehr niedlich, <placeName xml:id="placeName_b483e800-2925-434e-a35b-a9645c9882f2">behaglich eingerichteten Wohnung<name key="NST0100310" style="hidden" subtype="" type="institution">Reichels Garten</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo mein Flügel stand, meine Bilder hingen, sogar meine Düsseldorfer Fenstergardinen benutzt waren, um 6 fing das erste <placeName xml:id="placeName_8fd90213-102a-4b9c-9ac7-bc376fd07c31">Abonnem.Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> an, ich hatte die <title xml:id="title_9ca62767-3090-4941-a43d-ca3ac7bad4fa">JubelOuvert.<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111248" style="hidden" type="music">Jubel-Ouvertüre E-Dur, op. 59 (WeV M. 6)</name></title> und <title xml:id="title_1f8882b4-ad56-4125-a4f4-edb5e01c7a53">die cmoll Symph.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108066" style="hidden" type="music">5. Sinfonie c-Moll, op. 67 (»Schicksal«)</name></title> zu dirigiren, und die Posaunen und Pauken strengten sich so an, daß mir allerdings am Schluß des Concerts etwas caput zu Muthe war. <persName xml:id="persName_b06e1c1d-00b2-441c-913a-294cdede3821">Schleinitzens<name key="PSN0114567" style="hidden">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName> Geburtstag war, zu dem mußte ich nach dem Schlusse noch hin, um zu gratuliren, und dann kam ich endlich nach Haus zu <persName xml:id="persName_23a99424-9ea5-4a1a-86c1-e8757daad496">meiner Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, und ruhe mich aus seitdem. Es waren allerdings 14 so vollgepropfte Tage, wie sie ein Mensch nur erleben kann, aber da ich den ganzen vergangnen Sommer so blos zum Genießen und zum Vergnügtsein gehabt hatte, so ist mirs lieb, daß gerade vor der Rückkehr hieher auch noch so beschäftigte und für meinen Beruf wichtige Zeit gewesen ist. Hier ist es nun gar zu schön, wie <persName xml:id="persName_349b2f8b-fa1e-4b14-aae7-b53ce4b22c42">meine Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> alles so gut und angenehm einzurichten weiß; ich kanns Dir nicht beschreiben, wie nett sie sich als meine Hausfrau beträgt, wie sie mit dem Tapezierer, Schreiner und Maurer zu sprechen, und sich bei dem <persName xml:id="persName_78a40886-dda2-41cc-b24f-27e7225962b9">Mädchen<name key="PSN0111779" style="hidden">Hausmädchen von → Felix Mendelssohn Bartholdy und → Cécile Mendelssohn Bartholdy in Leipzig (1837)</name></persName> in Respect zu setzen weiß, alles so kurz und to the purpose wie es sonst gar keiner kann, und wie sie mich verzieht und verhutschelt (wie sie sagt) und wie einzig gut es mir heut Mittag geschmeckt hat, wo wir zum erstenmal ganz allein zu Haus gegessen haben. Der ganze Tag und jede Stunde ist mir jetzt wie ein Fest, und während ich in England trotz aller Ehren und Freuden keinen recht vergnügten Augenblick gehabt habe, so ist mir jeder Tag jetzt eine Reihe von Freude und Glück, und ich habe mein Leben eigentlich erst wieder lieb seit ich <persName xml:id="persName_d2efc293-82d5-4ef7-968a-e2fe5b3d9d31">meine Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> habe. Sie ist heut noch zu beschäftigt mit Anordnen, Aufschreiben, Conferiren mit <persName xml:id="persName_7a76ef4f-6595-45be-a9f8-5c1b3eff0b0d">Mme. Schunck<name key="PSN0114769" style="hidden">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName>, um zu schreiben, doch grüßt sie Euch alle von ganzem Herzen, und will nächstens einen Brief schicken. In unsre <placeName xml:id="placeName_a65418f2-73f1-4be5-820f-baa1047a0ed3">Wohnung<name key="NST0100540" style="hidden" subtype="" type="institution">Lurgensteins Garten</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hier neben, die uns sehr gut gefällt, wollen (und können) wir hoffentlich schon in 4 Wochen ziehn; sie ist geräumig mit der schönsten Aussicht die man hier haben kann, und wenn wir erst da sind, dann können wir Euch einmal mit gutem Gewissen hieher zu uns einladen, und hoffen, daß es Euch bei uns angenehm und wohl werden soll. <persName xml:id="persName_31d6cf78-ffdd-4089-88b4-170b9c66138b">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> will zwar immer noch den Gedanken nicht aufgeben, zu Weihnachten nach Berlin zu reisen, ich glaube indeß kaum daß es klug sein würde und suche es ihr auszureden, weil ich gern so vorsichtig, als möglich wäre. Nun muß ich Dir noch erzählen, daß ich bei meiner Ankunft hier das Diplom als Ehrenmitglied der <placeName xml:id="placeName_75389fbc-6321-4b32-95d9-67d2ecf46a9f">Gesellschaft der Musikfreunde<name key="NST0100547" style="hidden" subtype="" type="institution">Gesellschaft der Musikfreunde</name><settlement key="STM0100145" style="hidden" type="">Wien</settlement><country style="hidden">Österreich</country></placeName> des Oesterreichischen Kaiserstaats empfangen habe, und nun hoffe ich wirst Du Deine Klage über mich, daß ich nicht genug von mir selbst erzähle, zurücknehmen, und mir zugeben daß ich diesmal über mich selbst so ausführlich gewesen bin, als ob ich ein unpäßlicher Potentat wäre. Eben sagt <persName xml:id="persName_45e4f4d9-a55e-4665-9a29-d010b45b147f">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> sie wolle doch noch schreiben, da muß ich schließen; aber nur noch die Frage, ob auch mein altes Clavier nicht vergessen wird, wenn Du meine Sachen schickst, liebe Mutter. Und dann meinen Dank für das schöne Silbergeschenk, das Du uns machen willst, und für alles Liebe und Gute Deines Briefes. Sag an <persName xml:id="persName_e48d89ed-9fb7-4e32-ae6e-4ec75bb60451">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d0649320-b986-481a-b50c-89d051223e04">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_4f6a6069-1372-46fc-b8ea-6b696ae65d66">Pauls<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name><name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> <seg type="closer" xml:id="seg_ab7ebc17-0cdf-4e12-87b6-4dde6a653d84">meine schönsten Grüße, und lebwohl für heut.</seg> <seg type="signed">Dein Felix.</seg></p></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_4d0319e0-9a74-484c-80b3-366984f2b573"><docAuthor key="PSN0113252" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113252" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</docAuthor><salute rend="left">Liebe Mutter!</salute><p style="paragraph_without_indent">Hier schicke ich Dir noch zu dem dicken Brief einen ganzen Pack Zeitungsartikel, die mir Felix von den <persName xml:id="persName_b69adc2f-a587-427d-9c5b-5b81dbb20386">Miss Alexander<name key="PSN0109428" style="hidden">Alexander, Anna-Joanna (1793-1859)</name><name key="PSN0109429" style="hidden">Alexander, Margaret Stewart (1791-1861)</name></persName> mitgebracht, Du wirst sie besser verstehen als ich bis jetzt, die ich außer seinem Namen und einigen Lobreden nicht viel herauslesen kann. M<hi rend="superscript">r</hi> <persName xml:id="persName_fb07c77b-31eb-45f5-9b59-5db51f20fde8">Novello<name key="PSN0113624" style="hidden">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName> der mir auch einen langen englischen Brief geschrieben, hat einen verständlichern Styl, und rühmt fortwährend Felix Bescheidenheit und schönen Anstand bei dem großen Applaus. <seg type="closer" xml:id="seg_76195efc-1f14-4620-8ce1-775edf0adb7f">Er hat alles so voll geschrieben, daß mir gar kein Platz bleibt um Dir zu danken für […]</seg></p><signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Cécile Mendelssohn Bartholdy</add></signed></div></body> </text></TEI>