fmb-1837-09-01-03
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London, 1. September 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Dieser Brief wurde nach dem Brief fmb-1837-09-01-02 an Joseph Moore gleichen Datums (Nr. 1700) geschrieben. Siehe den dortigen Kommentar.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ferdinand Hiller
Inspruck/ (Tyrol)
via Calais.
single
Im Nebel – verdrießlich – ohne sten noch in sten schon in Leipzig sein – mit einem Wort ich wollte ich wär die ganze Geschichte los – ich muß doch wohl
Hier ist alles ziemlich still, die Meisten sind ausgeflogen, im Lande umher, oder sonst.
Die Hauptsache schreib ich ins P.S. wie alle Mädchen. Wo krieg ich
London 1 Sept. 1837Lieber Ferdinand Im Nebel – verdrießlich – ohne meine Frau – sitze ich da und schreibe Dir, weil Dein vorgestern gekommner Brief es haben will – thäte es schwerlich ohne den, denn ich bin gar zu verdrießlich und schwarzgallig heut. Jetzt sinds 9 Tage daß ich mich von Cécile in Düsseldorf trennte, die ersten waren ganz erträglich, obwohl langweilig – jetzt bin ich aber in die Londoner Hetze gekommen – weite Wege – viele Menschen – lauter Geschäfte und Rechnung und Geld und arrangement im Kopf – jetzt wirds unerträglich, und ich wollte ich säße bei meiner Cécile, hätte Birmingham Birmingham sein lassen, und freute mich mehr meines Lebens, als ich heut thue. Damn it – Du weißt ja, was das heißt – und noch 3 Wochen habe ich so vor mir, und muß am 22sten noch in B. Orgel spielen, und am 30sten schon in Leipzig sein – mit einem Wort ich wollte ich wär die ganze Geschichte los – ich muß doch wohl meine Frau ein bischen lieb haben, denn mir schmeckt England, und Nebel, und beaf und Porter diesmal infam bitter – und liebe das Alles doch sonst. Du scheinst eine prächtige Reise zu machen, und der Brief kriegt auch schöner Land zu sehn, als ich, da er nach Inspruck gehen soll. Erkundige Dich doch in Inspruck ob jemand weiß, wer Herr Christanell in Schwatz ist, der 2mal an mich geschrieben, sich einen großen Musikliebhaber nennt, und von dem ich wohl sonst etwas wissen möchte. Und Du denkst also fleißig an Deinen Jeremiasstoff? Und reisest mit großen Schritten auf Italien los um dort Opern für die saison zu componiren? Bist doch eigentlich ein tolles altes Drama. Hier ist alles ziemlich still, die Meisten sind ausgeflogen, im Lande umher, oder sonst. Moscheles’ sind schon seit mehreren Wochen in Hamburg, ich werde sie nicht mehr hier treffen, Thalberg giebt in Manchester und sonst im Lande Concerte, hat außerordentlich Effect gemacht und ist allgemein beliebt ich hoffe ihm noch irgendwo hier zu begegnen, Rosenhain in Boulogne kommt bald wieder, Benedict in Putney hier à la campagne, Miss Clara Novello von einem Musikfest zum andern reisend, wird wahrscheinlich erst nächstes Frühjahr nach Italien kommen und bis dahin in Leipzig Concertsängerinn sein (verzeih mir, ich gönnte sie Dir gerne, aber die Pflicht) Neukomm traf ich auf dem Rheinischen Dampfboot, unverändert fein und undurchdringlich, und sich doch freundlich interessirend, frug viel nach Dir &c &c &c Simrock versprach, er wolle Dir sogleich schreiben, um sich mit Dir wegen der Manuscripte in Rapport zu setzen, ich sagte, ich wüßte nicht ob Du gerade jetzt was für ihn hättest, es sei mehr wegen der Zukunft; hat er es gethan? Ich habe von den Meinigen aus Berlin so lange keine Nachricht, (über 5 Wochen) daß ich anfange ängstlich zu werden – das trägt zu meiner Melancholie sehr bei. Componirt habe ich am Rhein viel, aber jetzt will ich hier gar nichts machen, als schimpfen, und mich nach meiner Cécile sehnen. Was hilft mir aller doppelter Contrapunct in der Decime wenn die nicht da ist. Ich will nur aufhören, mein Leid und meinen Brief, Du lachst mich in Inspruck in der Sonne nur aus. Adressire nun wieder nach Leipzig, ich wollte ich wäre da. Chopin soll vor 14 Tagen plötzlich hier gewesen sein, hat aber niemand besucht und kennen gelernt, einen Abend bei Broadwood sehr schön gespielt, und dann gemacht daß er wieder fortkam. Er soll aber immer noch sehr leidend und krank sein Meine Grüße an die Deinigen bestellt Cécile schneller und mündlicher. Lebwohl, lieber Drama, verzeih diesen häßlichen, langweiligen Brief; ich bin grade ebenso wie er. Dein Felix MB. Die Hauptsache schreib ich ins P. S. wie alle Mädchen. Wo krieg ich Deine emoll Symphonie her? Schaff sie mir doch! Um mein Concertstück hast Du mich ja doch gebracht. Schaff mir die emoll Symph. Die Leipziger müssen sie kosten – ich meine goutiren. Laß Dich drüber vernehmen!
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Adressire nun wieder nach Leipzig, ich wollte ich wäre da. <persName xml:id="persName_603d7025-8f48-4142-80a4-426db1374e87">Chopin<name key="PSN0110374" style="hidden">Chopin, Fryderyk Franciszek (Frédéric François) (1810-1849)</name></persName> soll vor 14 Tagen plötzlich hier gewesen sein, hat aber niemand besucht und kennen gelernt, einen Abend bei <persName xml:id="persName_b935bb2a-d356-4990-aacc-af92c16057b0">Broadwood<name key="PSN0110136" style="hidden">Broadwood, James Shudi (1772-1851)</name></persName> sehr schön gespielt, und dann gemacht daß er wieder fortkam. Er soll aber immer noch sehr leidend und krank sein Meine Grüße an die <persName xml:id="persName_d1d98c43-f1e9-4623-9cd1-053e55c129e2">Deinigen<name key="PSN0112008" style="hidden">Hiller, Regine (1783-1839)</name></persName> bestellt <persName xml:id="persName_ee35d4fa-3e29-4e3f-bb48-18fa246cf7f0">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> schneller und mündlicher. <seg type="closer" xml:id="seg_3a2fcceb-ed4d-41a1-bf01-e8d6a3688e3d">Lebwohl, lieber Drama, verzeih diesen häßlichen, langweiligen Brief; ich bin grade ebenso wie er. 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Um <title xml:id="title_36c8ab7a-aa64-4d7b-a2b8-603f14dab3e3">mein Concertstück<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109282" style="hidden" type="music">Konzertstück für Piano mit Orchester für Felix Mendelssohn (unvollendet)</name></title> hast Du mich ja doch gebracht. Schaff mir die <title xml:id="title_1dd06619-c22a-4805-8317-6ffed5b1aa20">emoll Symph.<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109295" style="hidden" type="music">Sinfonie e-Moll, op. 67 (Es muß doch Frühling werden) (HW 1.67)</name></title> Die Leipziger müssen sie kosten – ich meine goutiren. Laß Dich drüber vernehmen!</p></div></body> </text></TEI>