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fmb-1837-08-25-02

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf <lb></lb>Rotterdam, 25. August 1837 Ihr Brief, den ich jetzt gelesen, ist in einer so trüben, so gereizten Stimmung geschrieben, daß ich Ihnen einige Worte sagen muß, obwohl ich kaum weiß was, noch weniger wozu. Denn Trost ist in solchen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1693

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA Portland, ME US-PD Portland, ME, Maine Historical Society Library Fogg Collection - Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Düsseldorf; Rotterdam, 25. August 1837 Ihr Brief, den ich jetzt gelesen, ist in einer so trüben, so gereizten Stimmung geschrieben, daß ich Ihnen einige Worte sagen muß, obwohl ich kaum weiß was, noch weniger wozu. Denn Trost ist in solchen

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

25. August 1837 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Rotterdam Niederlande Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Herrn Musikdirector Julius Rietz. in Düsseldorf.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Rotterdam den 25ten Aug. 1837.Lieber Julius

Ihr Brief, den ich jetzt gelesen, ist in einer so trüben, so gereizten Stimmung geschrieben, daß ich Ihnen einige Worte sagen muß, obwohl ich kaum weiß was, noch weniger wozu. Denn Trost ist in solchen Dingen etwas, wovon nicht die Rede sein kann, Streiten auch nicht, und so kann ich mir weiter nichts wünschen, als daß Sie meinen Worten Glauben schenken möchten, wenn ich Ihnen zurufe, sich selbst doch besser, nicht so grundfalsch zu beurtheilen, wie Sie in Ihrem Briefe thun, und eine so gereizte, schädliche Stimmung von Ihrer natürlichen gesunden, die ich ja zum Glück so wohl kenne, zu unterscheiden. Alles was Sie von sich in Ihrem Briefe sagen trägt so sehr das Gepräge von Irrthum, von Spannung, daß ich Ihnen schriftlich nichts, nur mündlich mein Gesicht und meine gute Meinung entgegenzusetzen wüßte, wenn Sie in solcher Stimmung zu mir redeten. Aber eben deshalb hoffe ich, es wird auch, wie eine Stimmung vorübergehend gewesen sein, Sie werden nur an dem Abende, von der Musik, von der Krankheit Ihrer FrauRietz, Maria Therese (1812-1861) aufgeregt, mir so geschrieben haben, und jetzt schon ruhiger und froher geworden sein. Wenn ich das nicht hoffte dürfte ich gar nicht schreiben, denn ein Brief könnte Sie in derselben Stimmung nur verletzen, nicht erfreuen und zu gar nichts nützen.

Sie können mir im Ernste über sich schreiben: es sei etwas Jämmerliches um die Halbheit, um so ein trauriges Stück Musikant – da Sie wissen, welch hohe Achtung ich jeder Zeit vor Ihrem musikalischen Talent, producirendem und ausübendem gehabt habe – soll ich Ihnen Complimente aussprechen? Es wäre unnütz, Sie wissen es – konnten Sie glauben daß ich einstimmen werde, auch das glaubten Sie nicht. Sie sprechen von Ihrer Mittelmäßigkeit die Sie nicht einmal erreichen könnten und haben mir denselben Morgen eine Reihe vortrefflicher, liebenswürdiger Musikstücke<name key="PSN0114200" style="hidden" type="author">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name><name key="CRT0110515" style="hidden" type="music">Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 8 (2 Hefte)</name> vorgespielt, eins so untadelhaft, wie das andre?

Und dazu der Anfang Ihres Briefes! der mich eigentlich beleidigen sollte, weil er so nichts von Freundschaft enthält. Über dergleichen hätten Sie mir nicht einen solchen Brief schreiben sollen, lieber Rietz, da wären zwei mündliche Worte genug und zuviel gewesen. Sind Sie denn darüber nicht mit mir einverstanden, daß es nicht einmal eine Freundschaftspflicht, sondern nur eine ganz gewöhnliche sei, solche Sachen ganz kalt und einfach zu betrachten „hab ich gerade etwas das Du brauchst, so muß ichs Dir geben, und ists umgekehrt so giebst Du es mir.“ Ich weiß gewiß, Sie hätten so gesagt wenns zufällig umgekehrt gewesen wäre, lieber Rietz, aber ich glaube gewiß, ich würde dann niemals das Wort Schuldthurm erwähnt haben, und ich meinte ich hätte das nicht von Ihnen verdient. „Sie haben sich geschämt.“ Hatten Sie den geringsten Grund dazu? Hätte ich mich nicht schämen müssen, wenn ich mir so etwas hätte denken können, oder gar wenn ichs verschuldet hätte. Aber ich hoffe das nicht. Ich weiß daß mir auch nicht mit dem kleinsten Gedanken diese Sache jemals eingefallen ist selbst nicht eher, als bis ich Ihren Brief gelesen hatte. Lassen Sie uns doch niemals wieder eine Sylbe von der Sache reden, sprechen Sie doch nie zu mir von Wiedergeben, bis Sie es gerade überflüssig haben, und ich bitte Sie sagen Sie mir statt dessen lieber, als einem andern, wenn Sie mehr brauchen als Sie gerade einnehmen; wenn ichs habe, so steht’s Ihnen jederzeit zu Dienst, nur wenn ichs nicht habe (was jetzt wohl einmal vorkommen könnte) dürfen Sie es mir nicht übel nehmen und meiner dennoch gewiß und mir Freund bleiben. Und nun genug von dieser häßlichen Sache.

Soll ich Ihnen noch eine Bitte sagen, so ists die – geben Sie sich doch jenen Eindrücken nicht augenblicklich so sehr hin! Versuchen Sie, in dem Punct an sich zu bessern! Man kann doch wirklich an sich und seinem Innern viel ändern, wenn man wirklich will, und einsieht, daß man wollen muß. Ein Brief wie der Ihrige, ist nicht recht, es versteht sich daß ich nicht das Aussprechen meine, wofür ich Ihnen von ganzem Herzen danke, sondern das Übergewicht dieser Stimmung selbst. Sie können dadurch in frohen Zeiten nicht froher, und in trüben Tagen nur immer trüber gemacht werden, und nur mit dem Willen von Innen heraus (und das ist noch allgemeiner als die Musik) können Sie es ändern. Lieber lieber Rietz versuchen Sie das doch!

Jetzt predige ich Ihnen gar auch noch, und wollte es doch nicht und kann zu nichts helfen – läsen Sie doch heraus, wie gern ich es gut machen möchte. Aber lachen Sie nicht, und ists dumm was ich geschrieben habe, so denken Sie daß ich morgen um 7 nach London fahren soll, und daß ich von der heutigen Fahrt noch müde und gerädert bin. Und wenn Sie mir einmal schrieben, und mir sagten ob Sie der Brief erfreut hat oder nicht? Und wie es Ihnen geht? Und den IhrigenRietz, Maria Therese (1812-1861)? Leben Sie wohl, lieber Julius! Vergessen Sie nicht Ihren Freund

Felix Mendelssohn Bartholdy
            Rotterdam den 25ten Aug. 1837. Lieber Julius
Ihr Brief, den ich jetzt gelesen, ist in einer so trüben, so gereizten Stimmung geschrieben, daß ich Ihnen einige Worte sagen muß, obwohl ich kaum weiß was, noch weniger wozu. Denn Trost ist in solchen Dingen etwas, wovon nicht die Rede sein kann, Streiten auch nicht, und so kann ich mir weiter nichts wünschen, als daß Sie meinen Worten Glauben schenken möchten, wenn ich Ihnen zurufe, sich selbst doch besser, nicht so grundfalsch zu beurtheilen, wie Sie in Ihrem Briefe thun, und eine so gereizte, schädliche Stimmung von Ihrer natürlichen gesunden, die ich ja zum Glück so wohl kenne, zu unterscheiden. Alles was Sie von sich in Ihrem Briefe sagen trägt so sehr das Gepräge von Irrthum, von Spannung, daß ich Ihnen schriftlich nichts, nur mündlich mein Gesicht und meine gute Meinung entgegenzusetzen wüßte, wenn Sie in solcher Stimmung zu mir redeten. Aber eben deshalb hoffe ich, es wird auch, wie eine Stimmung vorübergehend gewesen sein, Sie werden nur an dem Abende, von der Musik, von der Krankheit Ihrer Frau aufgeregt, mir so geschrieben haben, und jetzt schon ruhiger und froher geworden sein. Wenn ich das nicht hoffte dürfte ich gar nicht schreiben, denn ein Brief könnte Sie in derselben Stimmung nur verletzen, nicht erfreuen und zu gar nichts nützen.
Sie können mir im Ernste über sich schreiben: es sei etwas Jämmerliches um die Halbheit, um so ein trauriges Stück Musikant – da Sie wissen, welch hohe Achtung ich jeder Zeit vor Ihrem musikalischen Talent, producirendem und ausübendem gehabt habe – soll ich Ihnen Complimente aussprechen? Es wäre unnütz, Sie wissen es – konnten Sie glauben daß ich einstimmen werde, auch das glaubten Sie nicht. Sie sprechen von Ihrer Mittelmäßigkeit die Sie nicht einmal erreichen könnten und haben mir denselben Morgen eine Reihe vortrefflicher, liebenswürdiger Musikstücke vorgespielt, eins so untadelhaft, wie das andre?
Und dazu der Anfang Ihres Briefes! der mich eigentlich beleidigen sollte, weil er so nichts von Freundschaft enthält. Über dergleichen hätten Sie mir nicht einen solchen Brief schreiben sollen, lieber Rietz, da wären zwei mündliche Worte genug und zuviel gewesen. Sind Sie denn darüber nicht mit mir einverstanden, daß es nicht einmal eine Freundschaftspflicht, sondern nur eine ganz gewöhnliche sei, solche Sachen ganz kalt und einfach zu betrachten „hab ich gerade etwas das Du brauchst, so muß ichs Dir geben, und ists umgekehrt so giebst Du es mir. “ Ich weiß gewiß, Sie hätten so gesagt wenns zufällig umgekehrt gewesen wäre, lieber Rietz, aber ich glaube gewiß, ich würde dann niemals das Wort Schuldthurm erwähnt haben, und ich meinte ich hätte das nicht von Ihnen verdient. „Sie haben sich geschämt. “ Hatten Sie den geringsten Grund dazu? Hätte ich mich nicht schämen müssen, wenn ich mir so etwas hätte denken können, oder gar wenn ichs verschuldet hätte. Aber ich hoffe das nicht. Ich weiß daß mir auch nicht mit dem kleinsten Gedanken diese Sache jemals eingefallen ist selbst nicht eher, als bis ich Ihren Brief gelesen hatte. Lassen Sie uns doch niemals wieder eine Sylbe von der Sache reden, sprechen Sie doch nie zu mir von Wiedergeben, bis Sie es gerade überflüssig haben, und ich bitte Sie sagen Sie mir statt dessen lieber, als einem andern, wenn Sie mehr brauchen als Sie gerade einnehmen; wenn ichs habe, so steht’s Ihnen jederzeit zu Dienst, nur wenn ichs nicht habe (was jetzt wohl einmal vorkommen könnte) dürfen Sie es mir nicht übel nehmen und meiner dennoch gewiß und mir Freund bleiben. Und nun genug von dieser häßlichen Sache.
Soll ich Ihnen noch eine Bitte sagen, so ists die – geben Sie sich doch jenen Eindrücken nicht augenblicklich so sehr hin! Versuchen Sie, in dem Punct an sich zu bessern! Man kann doch wirklich an sich und seinem Innern viel ändern, wenn man wirklich will, und einsieht, daß man wollen muß. Ein Brief wie der Ihrige, ist nicht recht, es versteht sich daß ich nicht das Aussprechen meine, wofür ich Ihnen von ganzem Herzen danke, sondern das Übergewicht dieser Stimmung selbst. Sie können dadurch in frohen Zeiten nicht froher, und in trüben Tagen nur immer trüber gemacht werden, und nur mit dem Willen von Innen heraus (und das ist noch allgemeiner als die Musik) können Sie es ändern. Lieber lieber Rietz versuchen Sie das doch!
Jetzt predige ich Ihnen gar auch noch, und wollte es doch nicht und kann zu nichts helfen – läsen Sie doch heraus, wie gern ich es gut machen möchte. Aber lachen Sie nicht, und ists dumm was ich geschrieben habe, so denken Sie daß ich morgen um 7 nach London fahren soll, und daß ich von der heutigen Fahrt noch müde und gerädert bin. Und wenn Sie mir einmal schrieben, und mir sagten ob Sie der Brief erfreut hat oder nicht? Und wie es Ihnen geht? Und den Ihrigen? Leben Sie wohl, lieber Julius! Vergessen Sie nicht Ihren Freund
Felix Mendelssohn Bartholdy          
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Sind Sie denn darüber nicht mit mir einverstanden, daß es nicht einmal eine Freundschaftspflicht, sondern nur eine ganz gewöhnliche sei, solche Sachen ganz kalt und einfach zu betrachten „hab ich gerade etwas das Du brauchst, so muß ichs Dir geben, und ists umgekehrt so giebst Du es mir.“ Ich weiß gewiß, Sie hätten so gesagt wenns zufällig umgekehrt gewesen wäre, lieber Rietz, aber ich glaube gewiß, ich würde dann niemals das Wort Schuldthurm erwähnt haben, und ich meinte ich hätte das nicht von Ihnen verdient. „Sie haben sich geschämt.“ Hatten Sie den geringsten Grund dazu? Hätte <hi rend="underline">ich</hi> mich nicht schämen müssen, wenn ich mir so etwas hätte denken können, oder gar wenn ichs verschuldet hätte. Aber ich hoffe das nicht. Ich weiß daß mir auch nicht mit dem kleinsten Gedanken diese Sache jemals eingefallen ist selbst nicht eher, als bis ich Ihren Brief gelesen hatte. 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