fmb-1837-07-30-01
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Bingen am Rhein, 30. Juli 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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stenJuli 37
Für Deinen lieben Brief habe meinen besten Dank, aber er hat mich betrübt, weil Du über Dich selbst so verstimmt und mismuthig schreibst, weil Dir die Kissinger Kur und der Aufenthalt unter den lieben Prinzen dort so unerträglich scheint. Du lobst das Wasser, wenn das nur wirklich gut und heilsam für Dich ist, dann ist selbst die Langeweile wohl eine Cur, obgleich eine bittre; aber wenn alle Deine Entbehrungen Dir weiter nichts einbrächten, als ein bischen Resignation, wie Du mir sagst, so wäre es gar zu trostlos. Ich hoffe ein Besseres vom Kissinger Wasser, das ja, wie ich höre, den Menschen von unterst zu Oberst kehren soll; Du armer Kerl, der Du solch Getränk als Ausnahme noch zählen mußt, bei Deinen Klagen. Ich möchte Dich so gern trösten, aber ich kenne selbst nichts schrecklicheres und erschlaffenderes als einen Badeort, mit seinen Gästen, seinen Belustigungen, seinen Umgebungen &c. und wünschte am liebsten, Du wärest es bald los. Ich bade hier auch, aber im Rhein, das ist ein besser Ding, als in dem faulen Eiertopf, wie ich in Wiesbaden zu meinem Grausen gesehen und gerochen habe. Könnten wir uns nur hier treffen, dann sollte Dir die lustige Rheingauluft eine herrliche Nachkur werden – ich hatte schon die Hoffnung ganz aufgegeben, denn Du schreibst mir daß Du vor dem 5ten August nicht von K. wegkannst, und ich muß schon den 1sten von hier fort, da ich Mitte d. M. nach England und mich unterwegs namentlich in Coblenz und Düsseldorf noch aufhalten muß. Nun ist mir heut aber auf einmal eingefallen, daß Du doch nach Coblenz mußt, wenn Du einmal die Rheinreise machst, und daß es da am Ende doch möglich wäre, daß wir uns noch träfen. Denn wenn Du nach Mannheim gehst und mit dem Dampfboot herunter kommst so mußt Du den ganzen Rhein bis Cöln sehen, sonst ists gar zu Schade, und von hier bis Coblenz brauchst Du nur 3 Stunden. Ich bleibe nun bis zum 10ten auch wohl bis zum 12ten (wenn ich wüßte daß Du kämest) in Coblenz und wenn Du am 5ten wirklich von Kissingen wegreistest, so könntest Du den 8ten ganz bequem in Coblenz sein und wir könnten noch ein Paar lustige Tage verleben. Wie schön wäre das. Nun sag mir aber gleich was Du dazu meinst.
Und das muß ich Dich noch heute bitten, mach doch die Rheinreise in jedem Fall, auch wenn Du erst später von Kissingen wegkannst und wenn wir uns nicht mehr am Rhein treffen könnten. Du bist diesem herrlichen Lande so nahe, und es wird Dich körperlich und geistig erfrischen, es gesehen und genossen zu haben. Von Cöln ist die Rückreise über Cassel auch recht schön und interessant, und so würde es mir gar zu leid thun, wenn Du die Gelegenheit vorübergehen ließest einen solchen Strich von Deutschland kennen zu lernen. Schon blos wenn man hier aus meinem Fenster sieht in die Unzahl von Weinstöcken, bis zum Horizont, da wird man lustig.
Hab tausend Dank für Deine viele Bemühung wegen meines
Was Du mir vom
Ich denke so heimlich, wir möchten uns bald sehen und sprechen, und kann nicht ordentlich schreiben. Aber komm. Schreib mir in jedem Fall gleich Antwort hierauf (bis zum 10ten Aug. nach Coblenz adr. sten nach Düsseldorf poste restante, von da an den ganzen Sept. über in London adr.
Bingen a R 30sten Juli 37Lieber Schleinitz Für Deinen lieben Brief habe meinen besten Dank, aber er hat mich betrübt, weil Du über Dich selbst so verstimmt und mismuthig schreibst, weil Dir die Kissinger Kur und der Aufenthalt unter den lieben Prinzen dort so unerträglich scheint. Du lobst das Wasser, wenn das nur wirklich gut und heilsam für Dich ist, dann ist selbst die Langeweile wohl eine Cur, obgleich eine bittre; aber wenn alle Deine Entbehrungen Dir weiter nichts einbrächten, als ein bischen Resignation, wie Du mir sagst, so wäre es gar zu trostlos. Ich hoffe ein Besseres vom Kissinger Wasser, das ja, wie ich höre, den Menschen von unterst zu Oberst kehren soll; Du armer Kerl, der Du solch Getränk als Ausnahme noch zählen mußt, bei Deinen Klagen. Ich möchte Dich so gern trösten, aber ich kenne selbst nichts schrecklicheres und erschlaffenderes als einen Badeort, mit seinen Gästen, seinen Belustigungen, seinen Umgebungen &c. und wünschte am liebsten, Du wärest es bald los. Ich bade hier auch, aber im Rhein, das ist ein besser Ding, als in dem faulen Eiertopf, wie ich in Wiesbaden zu meinem Grausen gesehen und gerochen habe. Könnten wir uns nur hier treffen, dann sollte Dir die lustige Rheingauluft eine herrliche Nachkur werden – ich hatte schon die Hoffnung ganz aufgegeben, denn Du schreibst mir daß Du vor dem 5ten August nicht von K. wegkannst, und ich muß schon den 1sten von hier fort, da ich Mitte d. M. nach England und mich unterwegs namentlich in Coblenz und Düsseldorf noch aufhalten muß. Nun ist mir heut aber auf einmal eingefallen, daß Du doch nach Coblenz mußt, wenn Du einmal die Rheinreise machst, und daß es da am Ende doch möglich wäre, daß wir uns noch träfen. Denn wenn Du nach Mannheim gehst und mit dem Dampfboot herunter kommst so mußt Du den ganzen Rhein bis Cöln sehen, sonst ists gar zu Schade, und von hier bis Coblenz brauchst Du nur 3 Stunden. Ich bleibe nun bis zum 10ten auch wohl bis zum 12ten (wenn ich wüßte daß Du kämest) in Coblenz und wenn Du am 5ten wirklich von Kissingen wegreistest, so könntest Du den 8ten ganz bequem in Coblenz sein und wir könnten noch ein Paar lustige Tage verleben. Wie schön wäre das. Nun sag mir aber gleich was Du dazu meinst. Und das muß ich Dich noch heute bitten, mach doch die Rheinreise in jedem Fall, auch wenn Du erst später von Kissingen wegkannst und wenn wir uns nicht mehr am Rhein treffen könnten. Du bist diesem herrlichen Lande so nahe, und es wird Dich körperlich und geistig erfrischen, es gesehen und genossen zu haben. Von Cöln ist die Rückreise über Cassel auch recht schön und interessant, und so würde es mir gar zu leid thun, wenn Du die Gelegenheit vorübergehen ließest einen solchen Strich von Deutschland kennen zu lernen. Schon blos wenn man hier aus meinem Fenster sieht in die Unzahl von Weinstöcken, bis zum Horizont, da wird man lustig. Hab tausend Dank für Deine viele Bemühung wegen meines Logis, und für die freundlichen Anerbieten, die Du mir wegen seiner Einrichtung für die Zeit meiner Abwesenheit machst. Darf ich sie annehmen, ohne zu fürchten daß es Dich zu sehr belästigt und Dir Fatalitäten macht, so thäte ich es von Herzen gerne. Sag mir doch in den vorläufigen Puncten die der alte Schunck mit Lurg. st. aufgesetzt hat, ist gar nicht von den Öfen die Rede, von denen Du mir schriebst. Versteht sich das von selbst, oder muß ich die auch machen lassen? Das wäre ja infam. Was Du mir vom Abonn. Conc. schreibst soll bestens besorgt, und der Repertoirs-Entwurf nächstens eingeschickt werden, noch ehe ich nach Engl. abreise. Ich denke so heimlich, wir möchten uns bald sehen und sprechen, und kann nicht ordentlich schreiben. Aber komm. Schreib mir in jedem Fall gleich Antwort hierauf (bis zum 10ten Aug. nach Coblenz adr. J. Mendelssohn, bis zum 20sten nach Düsseldorf poste restante, von da an den ganzen Sept. über in London adr. C. Klingemann, 4 Hobart Place, Eaton Square, Pimlico ist meine vollständige Adresse) denn ich könnte vielleicht von Coblenz aus einige Parthieen an die Lahn oder Mosel machen, und wir könnten uns verfehlen, wenn ich es nicht vorher weiß. Und nun grüße Deine liebe Frau von mir und der meinigen recht herzlich, sag ihr wie wir uns freuen würden sie hier am Rheine zu sehen, und richte es so ein, daß wir diese Freude wirklich haben und Euch bald hier in dem lustigen schönen Lande begrüßen. Thue das, lieber Freund, und schreibs mir bald. Auf Wiedersehen Dein Felix MB.
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Du lobst das Wasser, wenn das nur wirklich gut und heilsam für Dich ist, dann ist selbst die Langeweile wohl eine Cur, obgleich eine bittre; aber wenn alle Deine Entbehrungen Dir weiter nichts einbrächten, als ein bischen Resignation, wie Du mir sagst, so wäre es gar zu trostlos. Ich hoffe ein Besseres vom Kissinger Wasser, das ja, wie ich höre, den Menschen von unterst zu Oberst kehren soll; Du armer Kerl, der Du solch Getränk als Ausnahme noch zählen mußt, bei Deinen Klagen. Ich möchte Dich so gern trösten, aber ich kenne selbst nichts schrecklicheres und erschlaffenderes als einen Badeort, mit seinen Gästen, seinen Belustigungen, seinen Umgebungen &c. und wünschte am liebsten, Du wärest es bald los. Ich bade hier auch, aber im Rhein, das ist ein besser Ding, als in dem faulen Eiertopf, wie ich in Wiesbaden zu meinem Grausen gesehen und gerochen habe. Könnten wir uns nur hier treffen, dann sollte Dir die lustige Rheingauluft eine herrliche Nachkur werden – ich hatte schon die Hoffnung ganz aufgegeben, denn Du schreibst mir daß Du vor dem 5<hi rend="superscript">ten</hi> August nicht von K. wegkannst, und ich muß schon den 1<hi rend="superscript">sten</hi> von hier fort, da ich Mitte d. M. nach England und mich unterwegs namentlich in Coblenz und Düsseldorf noch aufhalten muß. Nun ist mir heut aber auf einmal eingefallen, daß Du doch nach Coblenz mußt, wenn Du einmal die Rheinreise machst, und daß es da am Ende doch möglich wäre, daß wir uns noch träfen. Denn wenn Du nach Mannheim gehst und mit dem Dampfboot herunter kommst so mußt Du den ganzen Rhein bis Cöln sehen, sonst ists gar zu Schade, und von <hi rend="underline">hier bis Coblenz</hi> brauchst Du nur <hi rend="underline">3 Stunden</hi>. Ich bleibe nun bis zum 10<hi rend="superscript">ten</hi> auch wohl bis zum 12<hi rend="superscript">ten</hi> (wenn ich wüßte daß Du kämest) in Coblenz und wenn Du am 5<hi rend="superscript">ten</hi> wirklich von Kissingen wegreistest, so könntest Du den 8<hi rend="superscript">ten</hi> ganz bequem in Coblenz sein und wir könnten noch ein Paar lustige Tage verleben. Wie schön wäre das. Nun sag mir aber gleich was Du dazu meinst.</p><p>Und das muß ich Dich noch heute bitten, mach doch die Rheinreise in jedem Fall, auch wenn Du erst später von Kissingen wegkannst und wenn wir uns nicht mehr am Rhein treffen könnten. Du bist diesem herrlichen Lande so nahe, und es wird Dich körperlich und geistig erfrischen, es gesehen und genossen zu haben. Von Cöln ist die Rückreise über Cassel auch recht schön und interessant, und so würde es mir gar zu leid thun, wenn Du die Gelegenheit vorübergehen ließest einen solchen Strich von Deutschland kennen zu lernen. 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