fmb-1837-06-02-01
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Frankfurt a. M., 2. Juni 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frei.
a
m
Hab vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich bei meiner Rückkunft hier vorfand, und der mich sehr erfreut hat – hör mal, wenn Dir zu Muthe ist, wie mir (und ich glaube es sehr) so war das der klügste Streich, den wir in unserm ganzen Leben gemacht haben, daß wir den heil. Orden der Junggesellen an den Nagel gehängt haben. Ich weiß wenigstens gewiß, daß ich diese letzten 2 Monate mit keinen Jahren meines vorigen Lebens, um keinen Preis vertauschen möchte, mir ist oft als könnte ich jetzt erst mitsprechen, wenn von Leben die Rede ist. Aber wenn sich so alles in einem und um einen verändert, da kommt es mir immer vor als müßte sich auch die ganze Welt mit verändern, und ich dachte zuweilen wie lang mir die Zeit erschien seit ich von Leipzig weg bin, und wie es dort wohl aussehn möchte. Drum hat michs doppelt gefreut wieder von dort zu hören, und zu wissen daß es noch ganz so ist, wie ichs kenne und gern habe, und ich bitte Dich schreibe mir recht bald wieder wenn auch nur wenige Zeilen, damit ich au courant Eures Treibens bleibe, und nicht ganz ausländisch im Herbste hineinschneie. Jetzt wird wohl mit der wärmeren Luft auch ruhigere Zeit für Dich eingetreten sein; aber benutzest Du sie auch wie es einem wahren Rathskunstgeiger zukommt, und schreibst Dir ein neues Concert für Dein Instrument? Ich stecke jetzt in einem für das
sten Sept. kann ich abreisen und den 1sten Oct. ist das erste
Du, ich muß schließen, und mit den Meinigen um die Thore spazieren, wo Flieder und alle möglichen Blüthen in Menge blühen. Dich und
Frankfurt a m den 2 Juni 1837Lieber Principe Hab vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich bei meiner Rückkunft hier vorfand, und der mich sehr erfreut hat – hör mal, wenn Dir zu Muthe ist, wie mir (und ich glaube es sehr) so war das der klügste Streich, den wir in unserm ganzen Leben gemacht haben, daß wir den heil. Orden der Junggesellen an den Nagel gehängt haben. Ich weiß wenigstens gewiß, daß ich diese letzten 2 Monate mit keinen Jahren meines vorigen Lebens, um keinen Preis vertauschen möchte, mir ist oft als könnte ich jetzt erst mitsprechen, wenn von Leben die Rede ist. Aber wenn sich so alles in einem und um einen verändert, da kommt es mir immer vor als müßte sich auch die ganze Welt mit verändern, und ich dachte zuweilen wie lang mir die Zeit erschien seit ich von Leipzig weg bin, und wie es dort wohl aussehn möchte. Drum hat michs doppelt gefreut wieder von dort zu hören, und zu wissen daß es noch ganz so ist, wie ichs kenne und gern habe, und ich bitte Dich schreibe mir recht bald wieder wenn auch nur wenige Zeilen, damit ich au courant Eures Treibens bleibe, und nicht ganz ausländisch im Herbste hineinschneie. Jetzt wird wohl mit der wärmeren Luft auch ruhigere Zeit für Dich eingetreten sein; aber benutzest Du sie auch wie es einem wahren Rathskunstgeiger zukommt, und schreibst Dir ein neues Concert für Dein Instrument? Ich stecke jetzt in einem für das meinige und fluche darauf – es geht mir gar nicht leicht von der Hand – während ich einen neuen ziemlich langen Psalm, der mir bis jetzt ganz absonderlich gefällt, in sehr kurzer Zeit hingeschrieben habe. Die Fantaisie über Russische Volkslieder geht aus emoll, sollte ich denken – ist aber auch Orchester dabei? (Du siehst ich habe die AbonnementConcertsWuth, nach wie vor) und sinds wieder so schöne Themas, wie die Russen meistens haben (zeig das Deiner Frau!) und könntest Du nicht am Ende der Fantaisie in einer Bratsche oder im zweiten Fagott die Melodie „noch ist Polen nicht verloren“ anbringen? Die Censur merkt es dann nicht, und ich bin musikalisch und politisch befriedigt (zeig das Deiner Frau nicht. ) Aber Du zeigst ihr gewiß alles und stehst so unter dem Pantoffel – wie ich auch. Weißt Du aber wohl daß ich mich nach Deiner Geige zuweilen etwas sehne? (d. h. Deinen Fingern drauf. ) und nach dem ganzen Leipziger Orchester, wenn ich hier einmal ins Theater komme und zuhöre. Ich denke dann, wir habens doch besser bei uns zu Hause. Wenns nur so bleibt. Wie bläs’t Pfau? Schießt Diethe noch so viel Böcke? Bleibt Inten? Verschwört sich Ulrich von Hutten (aber nicht der Freimüthige) ? Was macht Klengel? Und Queisser unser moderner Händel? Und hat Demmler immer noch das Strafbuch? Und stehst Du nie darin? Und Grenser? – Schreib von alle dem sehr Vieles! Schleinitz läßt kein Sterbenswörtchen von sich hören; ich hoffe doch er hat meinen Brief aus Speyer erhalten. Und eine Wohnung ist noch nicht da, und Du meinst, ich würde sie mir bei meiner Durchreise nach Berlin selbst aussuchen? O du lieber Gott, da ists schlecht bestellt – denn ich komme in diesem Sommer gar nicht nach Berlin, so leid es mir thut weil ich die Meinigen so gern gesehen hätte; ich gehe von hier aber gleich nach England. Wann? Das ist noch unbestimmt, und ich glaube fast, daß ich die Schwestern ein wenig erzürnt habe, weil ich so wenig Bestimmtes schreiben konnte, es ging aber doch nicht an. Ich muß in Birmingham übrigens 2mal Orgel spielen (öffentlich) also beklage Dich über Deine Viole d’amour nicht mehr, außerdem auch noch einmal Clavier, und einmal Tactstock. Und den 23sten Sept. kann ich abreisen und den 1sten Oct. ist das erste Concert in Leipzig. Wird über Hals über Kopf gehn. Wenn Du eine Wohnung findest, so zeigs der Mde. Schunck ganz geschwinde an, denn morgen schreibe ich ihr und gebe ihr unumschränkte Vollmacht für mich zu miethen, was sie für gut findet. Eine Wohnung und einen Operntext! Das ist jetzt mein Feldgeschrei. Im Nothfall logire ich in Malthen oder wie heißt das Nest und fahre eisenbahnig hinein. Aber ein Text! Du, ich muß schließen, und mit den Meinigen um die Thore spazieren, wo Flieder und alle möglichen Blüthen in Menge blühen. Dich und Deine Frau grüß ich und meine Frau von ganzem Herzen. Lebewohl. Schreibe bald Deinem Felix.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1837-06-02-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1837-06-02-01" xml:id="title_306e99bd-d1a9-4576-8c58-eb14e6be20d7">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand David in Leipzig <lb></lb>Frankfurt a. M., 2. Juni 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_0c31e6c2-7781-4a3a-a3b9-f9b6f210e47c">Hab vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich bei meiner Rückkunft hier vorfand, und der mich sehr erfreut hat – hör mal, wenn Dir zu Muthe ist, wie mir (und ich glaube es sehr)</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_1f797411-311e-46dc-88af-f9b94ded2f32">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1651</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_bf38ea9b-e6b8-4932-8e8e-dbb19fd4f480"> <msDesc><msIdentifier><country>Deutschland</country><settlement>Leipzig</settlement><institution key="RISM">D-LEsm</institution><repository>Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum</repository><collection>Stadt- und Landesgeschichte</collection><idno type="signatur">A/567/2007.</idno></msIdentifier><msContents><msItem><idno type="autograph">Autograph</idno><title key="fmb-1837-06-02-01" type="letter" xml:id="title_ddd92fc7-f17c-4ecf-bb95-6dbbdba967a0">Felix Mendelssohn Bartholdy an Ferdinand David in Leipzig; Frankfurt a. M., 2. Juni 1837</title><incipit>Hab vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich bei meiner Rückkunft hier vorfand, und der mich sehr erfreut hat – hör mal, wenn Dir zu Muthe ist, wie mir (und ich glaube es sehr)</incipit></msItem></msContents><physDesc><p>4 beschr. S.; Adresse, 1 Poststempel.</p><handDesc hands="1"><p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc><history><provenance> <p>-</p> </provenance></history><additional><listBibl><bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,10,9.</bibl><bibl type="printed_letter">Eckardt, Ferdinand David und die Familie Mendelssohn-Bartholdy, S. 86-89 (mit Textabweichungen).</bibl><bibl type="printed_letter">Rothe / Szeskus, Leipziger Archive, S. 135-138.</bibl></listBibl></additional></msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-06-02" xml:id="date_ba9779b1-db0b-4c4b-9828-1df70ae830f9">2. Juni 1837</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_e7ea26cf-a471-4052-be76-8ae351e0cb84">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_9533d873-e024-4d29-b3d5-29b3dd5f435f"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0110564" resp="receiver" xml:id="persName_f95ae1f7-5e6a-4ecf-8518-f64d85352a2d">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_98651f68-12e9-48ec-95ad-92fc7fc1d334"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_b23756f0-3c18-44ed-ad54-3d024f427dbb"> <head> <address> <addrLine>Herrn Concertmeister F. David.</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Leipzig.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frei</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_063960a7-b1f7-4feb-b708-698b10964bfa"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Frankfurt <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi> </formula> den <date cert="high" when="1837-06-02" xml:id="date_cc4104d3-bbd0-4041-93c8-b40e7cd37304">2 Juni 1837</date></dateline><salute rend="left">Lieber Principe</salute><p style="paragraph_without_indent">Hab vielen Dank für Deinen lieben Brief, den ich bei meiner Rückkunft hier vorfand, und der mich sehr erfreut hat – hör mal, wenn Dir zu Muthe ist, wie mir (und ich glaube es sehr) so war das der klügste Streich, den wir in unserm ganzen Leben gemacht haben, daß wir den heil. Orden der Junggesellen an den Nagel gehängt haben. Ich weiß wenigstens gewiß, daß ich diese letzten 2 Monate mit keinen Jahren meines vorigen Lebens, um keinen Preis vertauschen möchte, mir ist oft als könnte ich jetzt erst mitsprechen, wenn von Leben die Rede ist. Aber wenn sich so alles in einem und um einen verändert, da kommt es mir immer vor als müßte sich auch die ganze Welt mit verändern, und ich dachte zuweilen wie lang mir die Zeit erschien seit ich von Leipzig weg bin, und wie es dort wohl aussehn möchte. Drum hat michs doppelt gefreut wieder von dort zu hören, und zu wissen daß es noch ganz so ist, wie ichs kenne und gern habe, und ich bitte Dich schreibe mir recht bald wieder wenn auch nur wenige Zeilen, damit ich au courant Eures Treibens bleibe, und nicht ganz ausländisch im Herbste hineinschneie. Jetzt wird wohl mit der wärmeren Luft auch ruhigere Zeit für Dich eingetreten sein; aber benutzest Du sie auch wie es einem wahren Rathskunstgeiger zukommt, und schreibst Dir ein neues Concert für Dein Instrument? Ich stecke jetzt in einem für das <title xml:id="title_e1994ee2-7b55-4c96-92f1-ac03bbb68eb8">meinige<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sojyzcrv-lgdy-lb8j-ycya-cu0pvqolvb2n"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100353" style="hidden">Konzert Nr. 2 d-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [Mai 1837] bis 5. August 1837<idno type="MWV">O 11</idno><idno type="op">40</idno></name></title> und fluche darauf – es geht mir gar nicht leicht von der Hand – während ich einen neuen ziemlich langen <title xml:id="title_38c4f4d4-fd5c-4693-9980-e850b148b7c3">Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4hdqzkra-5cfs-3qnb-hbcx-hbo9imrtljrb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title>, der mir bis jetzt ganz absonderlich gefällt, in sehr kurzer Zeit hingeschrieben habe<title xml:id="title_9e9c039b-dee5-40aa-a19c-8aa6a84bd07c">. Die Fantaisie über Russische Volkslieder<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="CRT0108513" style="hidden" type="music">Introduction et variations sur un thème de F. Schubert (Sehnsuchtswalzer) für Klarinette und Orchester B-Dur, op. 8</name></title> geht aus emoll, sollte ich denken – ist aber auch Orchester dabei? (Du siehst ich habe die <placeName xml:id="placeName_ef002920-5194-4ed7-9219-b6e62188a47e">AbonnementConcertsWuth<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, nach wie vor) und sinds wieder so schöne Themas, wie die Russen meistens haben (zeig das <persName xml:id="persName_67c06d89-5cc5-4aa6-917a-111e3fdc172e">Deiner Frau<name key="PSN0110574" style="hidden">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName>!) und könntest Du nicht am Ende der Fantaisie in einer Bratsche oder im zweiten Fagott die Melodie „noch ist Polen nicht verloren“ anbringen? Die Censur merkt es dann nicht, und ich bin musikalisch und politisch befriedigt (zeig das <persName xml:id="persName_1e32b27a-07ee-4c24-9ceb-06137be5601c">Deiner Frau<name key="PSN0110574" style="hidden">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName> nicht.) Aber Du zeigst ihr gewiß alles und stehst so unter dem Pantoffel – wie ich auch. Weißt Du aber wohl daß ich mich nach Deiner Geige zuweilen etwas sehne? (d. h. Deinen Fingern drauf.) und nach dem ganzen <placeName xml:id="placeName_66bb8de3-770a-40ea-9d78-0dc5a47e25dc">Leipziger Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wenn ich hier einmal ins <placeName xml:id="placeName_220edb30-6e67-478c-8727-fa708794926b">Theater<name key="NST0100740" style="hidden" subtype="" type="institution">Stadttheater (bis 1841: Nationaltheater)</name><settlement key="STM0100204" style="hidden" type="">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> komme und zuhöre. Ich denke dann, wir habens doch besser bei uns zu Hause. Wenns nur so bleibt. Wie bläs’t <persName xml:id="persName_e68b3aee-36a0-47f4-bc5f-82ee55162107">Pfau<name key="PSN0113847" style="hidden">Pfau, Carl Gustav (1809-1841)</name></persName>? Schießt <persName xml:id="persName_7bfc618d-d55b-49d7-b441-68b06ba56e89">Diethe<name key="PSN0110653" style="hidden">Diethe, Johann Friedrich (1810-1891)</name></persName> noch so viel Böcke? Bleibt <persName xml:id="persName_1728dc7d-3436-4ab8-b945-63d2d4bb564e">Inten<name key="PSN0112173" style="hidden">Inten, Carl Wilhelm von (1799-1877)</name></persName>? Verschwört sich <persName xml:id="persName_6a8adaff-b0ec-4510-8935-2aa235b768d5">Ulrich<name key="PSN0115420" style="hidden">Uhlrich, Wilhelm Carl (1815-1874)</name></persName> von Hutten (aber nicht der Freimüthige)? Was macht <persName xml:id="persName_85a183f9-aba2-4140-91ad-7760d9a3c5f2">Klengel<name key="PSN0112426" style="hidden">Klengel, Moritz Gotthold (1794-1870)</name></persName>? Und <persName xml:id="persName_baddd45f-4c39-4bea-b8f0-8b2644dd9653">Queisser<name key="PSN0114038" style="hidden">Queisser, Carl Traugott (1800-1846)</name></persName> unser <persName xml:id="persName_6b598a89-6f67-4ff4-9c72-381daee96b17">moderner Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName>? Und hat <persName xml:id="persName_88b4057e-f1e1-40b7-a569-3490be5e74a1">Demmler<name key="PSN0115285" style="hidden">Temmler, Johann Gottlieb (1782-1855)</name></persName> immer noch das <placeName xml:id="placeName_6a08cf6a-d379-46a6-876d-09a5a0640b26">Strafbuch<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>? Und stehst Du nie darin? Und <persName xml:id="persName_64975952-971a-4156-9f8f-3d425353771b">Grenser<name key="PSN0111525" style="hidden">Grenser, Carl Augustin (1794-1864)</name></persName>? – Schreib von alle dem sehr Vieles!</p><p><persName xml:id="persName_cf46f998-b2d3-4332-b1cc-4adeff3197eb">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName> läßt kein Sterbenswörtchen von sich hören; ich hoffe doch er hat meinen Brief aus Speyer erhalten. Und eine Wohnung ist noch nicht da, und Du meinst, ich würde sie mir bei meiner Durchreise nach Berlin selbst aussuchen? O du lieber Gott, da ists schlecht bestellt – denn ich komme in diesem Sommer gar nicht nach Berlin, so leid es mir thut weil ich die <persName xml:id="persName_78b68377-59b1-4fcd-a05d-8803b555b67c">Meinigen<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> so gern gesehen hätte; ich gehe von hier aber gleich nach <placeName xml:id="placeName_4d0c0025-2dfe-4bc7-b2b9-b68602dcef7e">England<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. Wann? Das ist noch unbestimmt, und ich glaube fast, daß ich die <persName xml:id="persName_a1164a93-8444-422e-a134-a3494627f3a1">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ein wenig erzürnt habe, weil ich so wenig Bestimmtes schreiben konnte, es ging aber doch nicht an. Ich muß in <placeName xml:id="placeName_9747441c-b868-4ba8-b379-3270e23cdb3d">Birmingham<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> übrigens 2mal Orgel spielen (öffe[ntlich]) also beklage Dich über Deine Viole d’amour nicht me[hr,] außerdem auch noch einmal Clavier, und einmal Tactstock. Und den 23<hi rend="superscript">sten</hi> Sept. kann ich abreisen und den 1<hi rend="superscript">sten</hi> Oct. ist das erste <placeName xml:id="placeName_5b42e10f-8100-481c-951b-f6f9797e9fe5">Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> in Leipzig. Wird über Hals über Kopf gehn. Wenn Du eine Wohnung findest, so zeigs der <persName xml:id="persName_5dd78fa6-5c7a-42c1-89a6-94929d7405c6">Mde. Schunck<name key="PSN0114769" style="hidden">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName> ganz geschwinde an, denn morgen schreibe ich ihr und gebe ihr unumschränkte Vollmacht für mich zu miethen, was sie für gut findet. Eine Wohnung und einen Operntext! Das ist jetzt mein Feldgeschrei. Im Nothfall logire ich in Malthen oder wie heißt das Nest und fahre eisenbahnig hinein. Aber ein Text!</p><p>Du, ich muß schließen, und mit den Meinigen um die Thore spazieren, wo Flieder und alle möglichen Blüthen in Menge blühen. Dich und <persName xml:id="persName_3b9af1d3-5667-4106-8608-413cf3fc6a9c">Deine Frau<name key="PSN0110574" style="hidden">David, Sophie Wilhelmine (1807-1893)</name></persName> grüß ich und <persName xml:id="persName_d99f9a1e-2e57-477f-a140-f3ec06e2ac85">meine Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> von ganzem Herzen. <seg type="closer" xml:id="seg_0756965b-09c2-40cd-9a91-5bdb6f32ed93">Lebewohl. Schreibe bald Deinem</seg></p><signed rend="right">Felix.</signed></div></body> </text></TEI>