fmb-1837-05-15-02
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Lörrach, 3. Mai, und Frankfurt a. M., 15. Mai 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
franco.
tenMai 1837
Wo
Aufeme silberne Gschirr si goldene Sägese dengelt.
Vielleicht weißt Dus kaum noch, daß ich Dir die Bekanntschaft der
a
m
Lörrach im Wiesenthalden 3ten Mai 1837. Wo der Dengelegeist um die mitternächtige Stunde Aufeme silberne Gschirr si goldene Sägese dengelt. (Todtnaus Chnabe wisses wohl) da sitz ich und schreibe. Vielleicht weißt Dus kaum noch, daß ich Dir die Bekanntschaft der Alemannischen Gedichte verdanke, und daß ich sie so liebgewonnen, wie wenig andre, und daß ich dabei so oft an Dich erinnert werde, und an die Zeit, wo Du sie mir vorlasest. Jetzt, als ich in die Gegend kam, nahm ich mirs vor, wenn ich könnte, hinzureisen, und Dir von da aus zu schreiben; als ich Dir für Deinen lieben Brief so lange nicht gedankt und geantwortet hatte, so sah ich daß ich auf irgend eine aparte Gelegenheit warten müßte, um Dich um Verzeihung zu bitten, und die ist nun da, und ich thue es. Ich denke und hoffe wenn Dich einer vom Wiesenthal aus um Verzeihung bittet und Dich von Herzen grüßt, so nimmst Dus an und bist ihm nicht böse. Und Du weißt daß ich hier jetzt mit meiner Frau bin, mit meiner lieben Cécile, daß es unsre Hochzeitreise ist auf der wir jetzt durch das Wiesenthal reisen, daß wir ein altes Ehepaar von 6 Wochen schon sind, – ich habe Dir eigentlich so viel zu sagen und zu erzählen, daß ich gar nicht anfangen kann. Mal Dirs selbst aus, und ich kann Dir nur davon sagen, daß ich gar zu glücklich und froh bin, und was ich mir gar nicht gedacht hätte, gar nicht so außer mir, sondern eben so ruhig und gewohnt, als müßte das alles nur so sein. Du solltest aber meine Cécile auch kennen. Wir werden nicht sobald nach Berlin kommen können, als ich gedacht hatte, frühestens im Herbst gegen den November, da wir noch große Pläne für den Spätsommer haben; daß aber alle die anderen Reisen nicht schöner und wohliger werden können, als diese hier, das weiß ich gewiß. Wenn Du Dich darüber aufhieltest, daß ich eben eine Vignette gemalt habe, so hättest Du „die Vergänglichkeit, Gespräch auf der Straße nach Basel in der Nacht“ nicht gelesen, denn das ist das Röttler Schloß vor dem wir eben vorbeigefahren sind und Hüst Laubi Merz gesagt haben, und drunter liegt Brombach. Eigentlich wollte ich Dir von Todtnau aus schreiben, und die Datumsvignette dort malen; aber wir kamen so spät an und es war so unbehaglich im Ochsen, daß ich nicht zum Schreiben kam; in Schopfheim regnete es in Strömen, das machte uns ein wenig betrübt, und so komme ich erst hier im Sonnenschein und in guter Laune dazu Dir zu schreiben. Doch habe ich Todtnau für Dich gezeichnet. Folgendermaßen: Frankfurt den 15 Mai. Gestern hier angekommen, und bis hier habe ich den Brief mit mir herumgeführt. Nun sollte ich am Ende einen andern schreiben, aber Du siehst daran am Besten das bunte Leben unsrer Hochzeitreise, und die Zeichnungen sind nothwendig, denn wir haben den ganzen Tag, wenns schön Wetter war uns dran gehalten, und uns zu übertreffen gesucht, die Cécile hat in den Figuren den Vorsprung, und ich namentlich in Brettern und Häusern. Und jetzt, wo ich wieder einigermaßen in Ruhe bin, komme ich erst dazu zu fragen, was ich Anfangs hätte thun sollen. Wie lebst Du? Wie geht es Dir und den Deinigen? Seyd Ihr froh und glücklich und zufrieden? Und denkt Ihr auch mal mitunter an mich? Der ich nun gar nicht mehr ein böser Polnischer Rebelle bin, und doch für immer von Berlin entfernt. Wenn ich Dir gerade schreibe, und an Dich recht lebhaft denke, und an die Meinigen, dann ist mirs doch fatal, daß wir unser Leben so getrennt von einander führen, und doch eigentlich zusammengehören, und doch wirds wohl recht sein, da es so ist. Du hast mir sehr liebe, freundliche Worte über meinen Paulus geschrieben, und es freut mich namentlich, daß er Dir am Clavier einen guten Eindruck gemacht hat, denn da wird es mit dem Orchester wohl noch anders sein, das ist an vielen Stellen sehr unentbehrlich, und ich möchte nicht das ganze Oratorium am Clavier hören. Aber auch mit dem Orchester sind es nur wenig Stücke, die mir ganz gefallen und mir das ausdrücken, was ich gerne wollte; ich will bald ein zweites schreiben, und hoffe daß mir es besser gelingen wird. Du schüttelst gewiß den Kopf, und willst ich soll eine Oper schreiben; es ist aber eben nicht möglich, ich habe keine. Und fast möchte ich daran verzweifeln, aber wenn ich die jetzigen Theater ansehe, so trösten sie mich, und ich denke daß es in ein Paar Jahren entweder ganz infam oder besser damit geworden sein muß, und beides wäre mir schon recht. Drum denke ich daß noch Zeit damit ist; eine Zopfperücke werde ich doch nicht, wenn ich auch 6 Oratorien schreibe, denn zwischen durch muß ich doch immer mancherlei Claviersachen, Lieder und dgl. machen, und dann würde ich nicht zu alle dem soviel Lust haben, wenns mir an Talent dazu fehlte. Und endlich darfst Du den Kopf nicht zu sehr schütteln, denn Du hast Dich ja ganz von der Oper losgesagt und von dem Weltbeherrscher Spontini (Schluß eines Hexameters) der allerdings ein toller Prinz ist, mit seinen Orden und seiner Vornehmheit und seinem Journalgeklatsche. Aber genug davon. Sag mir, wie ists denn mit Deiner Schauspielernovelle geworden? Oder wirst Du mir gar nicht antworten, wegen meiner Faulheit? Ich fürchte es fast, und doch setze ich meine Adresse hieher; sie ist für die ganzen Sommermonate nach Frkft a m an Herrn M. I. Herz; o benutze sie mal und schreib mir wieder, und sag wie Du lebst und wie es bei Euch ist. Grüß Deine Frau und alle die Deinigen und lebewohl! Lebewohl und schreibe mir einmal und denk oft an Deinen Felix Mendelssohn Bartholdy.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1837-05-15-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1837-05-15-02" xml:id="title_2cade79b-118b-415a-9daa-382858ea2ced">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin <lb></lb>Lörrach, 3. Mai, und Frankfurt a. M., 15. Mai 1837</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_1dc7538c-5703-42f4-af08-0bf8eea35346">Wo der Dengelegeist um die mitternächtige StundeAufeme silberne Gschirr si goldene Sägese dengelt.(Todtnaus Chnabe wisses wohl) da sitz ich und schreibe. Vielleicht weißt Dus kaum noch, daß ich Dir die Bekanntschaft der Alemannischen Gedichte verdanke, und</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_6a25527d-6412-4751-b1ab-7e288b5d7298">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1644</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_6a1821d2-3c86-4669-870a-70ec4697810c"> <msDesc> <msIdentifier> <country>-</country> <settlement>-</settlement> <institution key="RISM">-</institution> <repository>Privatbesitz</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">-</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="reproduction">Reproduktion des Autographs</idno> <title key="fmb-1837-05-15-02" type="letter" xml:id="title_d35bc14d-4688-48b4-a3e7-f074a19c7ca9">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; Lörrach, 3. Mai, und Frankfurt a. M., 15. Mai 1837</title> <incipit>Wo der Dengelegeist um die mitternächtige StundeAufeme silberne Gschirr si goldene Sägese dengelt.(Todtnaus Chnabe wisses wohl) da sitz ich und schreibe. Vielleicht weißt Dus kaum noch, daß ich Dir die Bekanntschaft der Alemannischen Gedichte verdanke, und</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,11,26.</bibl> <bibl type="printed_letter">Devrient, Erinnerungen, S. 194-198 (mit Textauslassungen).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-05-03" xml:id="date_d40c5ca3-9e23-437a-9944-c1902a83ae0b">3. Mai</date> und <date cert="high" when="1837-05-15" xml:id="date_4fb4637f-e776-44c0-8f92-ef813dd0abce">15. Mai 1837</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_a14e7be2-43c6-4b95-878a-4517d9fd976c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_e437cc61-03f2-42bc-9c43-e6da11641c49"> <settlement key="STM0100641">Lörrach</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_fa21cf25-54a4-4a94-8314-59c6ce6cea4e"> <settlement key="STM0100204">Frankfurt a. M.</settlement><country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0110637" resp="receiver" xml:id="persName_30ed2148-31ac-4880-b4aa-5e7a446a7644">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_55547896-1a23-4ba6-8f83-8a32eb0aa49e"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_c8f9a4cf-a2b8-480b-837a-9f6a6781527f"> <head> <address> <addrLine>An</addrLine> <addrLine>Herrn Eduard Devrient.</addrLine> <addrLine>Wohlhgeboren</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Berlin</addrLine> <addrLine>Markgrafenstraße no. 101</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">franco</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_1292d39b-c44c-4c37-92ab-2b17eb499b04"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Lörrach im Wiesenthal</dateline><dateline rend="right">den <date cert="high" when="1837-05-03" xml:id="date_dd9fe8fe-af2b-45b5-a19c-6a757ead2bc8">3<hi rend="superscript">ten</hi> Mai 1837</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_fb223cd0-fcfe-3b6c6-ed143-244ff149f622" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. </note></p><p>Wo <title xml:id="title_70046b1a-cf26-4c31-86d5-71163e56c000">der Dengelegeist um die mitternächtige Stunde<name key="PSN0111793" style="hidden" type="author">Hebel, Johann Peter (1760–1826)</name><name key="CRT0109107" style="hidden" type="literature">Die Wiese</name></title></p><p>Aufeme silberne Gschirr si goldene Sägese dengelt.</p><p><title xml:id="title_495d5b6b-3fd3-41c5-8d18-e031fc2a5474">(Todtnaus Chnabe wisses wohl) da sitz ich und schreibe<name key="PSN0111793" style="hidden" type="author">Hebel, Johann Peter (1760-1826)</name><name key="CRT0109107" style="hidden" type="literature">Die Wiese</name></title>.</p><p style="paragraph_without_indent">Vielleicht weißt Dus kaum noch, daß ich Dir die Bekanntschaft der <title xml:id="title_72f5622d-b3d5-46b2-833b-486a88263f46">Alemannischen Gedichte<name key="PSN0111793" style="hidden" type="author">Hebel, Johann Peter (1760-1826)</name><name key="CRT0109102" style="hidden" type="literature">Allemannische Gedichte</name></title> verdanke, und daß ich sie so liebgewonnen, wie wenig andre, und daß ich dabei so oft an Dich erinnert werde, und an die Zeit, wo Du sie mir vorlasest. Jetzt, als ich in die Gegend kam, nahm ich mirs vor, wenn ich könnte, hinzureisen, und Dir von da aus zu schreiben; als ich Dir für Deinen lieben Brief so lange nicht gedankt und geantwortet hatte, so sah ich daß ich auf irgend eine aparte Gelegenheit warten müßte, um Dich um Verzeihung zu bitten, und die ist nun da, und ich thue es. Ich denke und hoffe wenn Dich einer vom Wiesenthal aus um Verzeihung bittet und Dich von Herzen grüßt, so nimmst Dus an und bist ihm nicht böse. Und Du weißt daß ich hier jetzt mit meiner Frau bin, mit <persName xml:id="persName_18a0294b-05cf-4865-83a1-ede27418c285">meiner lieben Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>, daß es unsre Hochzeitreise ist auf der wir jetzt durch das Wiesenthal reisen, daß wir ein altes Ehepaar von 6 Wochen schon sind, – ich habe Dir eigentlich so viel zu sagen und zu erzählen, daß ich gar nicht anfangen kann. Mal Dirs selbst aus, und ich kann Dir nur davon sagen, daß ich gar zu glücklich und froh bin, und was ich mir gar nicht gedacht hätte, gar nicht so außer mir, sondern eben so ruhig und gewohnt, als müßte das alles nur so sein. Du solltest aber <persName xml:id="persName_6b997742-16c7-4b09-bba9-7f49fb1e1074">meine Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> auch kennen. Wir werden nicht sobald nach Berlin kommen können, als ich gedacht hatte, frühestens im Herbst gegen den November, da wir noch große Pläne für den Spätsommer haben; daß aber alle die anderen Reisen nicht schöner und wohliger werden können, als diese hier, das weiß ich gewiß. Wenn Du Dich darüber aufhieltest, daß ich eben eine Vignette gemalt habe, so hättest Du „<title xml:id="title_ee77dbdb-7edc-4ceb-86d7-4762a714c01a">die Vergänglichkeit, Gespräch auf der Straße nach Basel in der Nacht<name key="PSN0111793" style="hidden" type="author">Hebel, Johann Peter (1760-1826)</name><name key="CRT0109106" style="hidden" type="literature">Die Vergänglichkeit</name></title>“ nicht gelesen, denn das ist das Röttler Schloß vor dem wir eben vorbeigefahren sind und Hüst Laubi Merz gesagt haben, und drunter liegt Brombach. Eigentlich wollte ich Dir von Todtnau aus schreiben, und die Datumsvignette dort malen; aber wir kamen so spät an und es war so unbehaglich im Ochsen, daß ich nicht zum Schreiben kam; in Schopfheim regnete es in Strömen, das machte uns ein wenig betrübt, und so komme ich erst hier im Sonnenschein und in guter Laune dazu Dir zu schreiben. Doch habe ich Todtnau für Dich gezeichnet. Folgendermaßen:</p><p style="paragraph_centered"> <note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_7764b612-925d-297ec-08de2-6124925263ab" xml:lang="de">Noten, Grafiken, Sonderzeichen siehe FMB-Druckausgabe. </note></p></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_26849b09-f46e-4135-980d-4da1eea9b945"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p><seg type="inline">Frankfurt den 15 Mai.</seg> Gestern hier angekommen, und bis hier habe ich den Brief mit mir herumgeführt. Nun sollte ich am Ende einen andern schreiben, aber Du siehst daran am Besten das bunte Leben unsrer Hochzeitreise, und die Zeichnungen sind nothwendig, denn wir haben den ganzen Tag, wenns schön Wetter war uns dran gehalten, und uns zu übertreffen gesucht, die <persName xml:id="persName_6631ef20-68b3-46b6-9d23-4b548ff87d93">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> hat in den Figuren den Vorsprung, und ich namentlich in Brettern und Häusern. Und jetzt, wo ich wieder einigermaßen in Ruhe bin, komme ich erst dazu zu fragen, was ich Anfangs hätte thun sollen. Wie lebst Du? Wie geht es Dir und den <persName xml:id="persName_5807bbb8-b52e-41de-b310-664816611e8a">Deinigen<name key="PSN0110639" style="hidden">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name><name key="PSN0110635" style="hidden">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name><name key="PSN0110628" style="hidden">Devrient, Carl Felix (1826-1907)</name><name key="PSN0110627" style="hidden">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name><name key="PSN0110630" style="hidden">Devrient, Georg Anton (1834-1891)</name></persName>? Seyd Ihr froh und glücklich und zufrieden? Und denkt Ihr auch mal mitunter an mich? Der ich nun gar nicht mehr ein böser Polnischer Rebelle bin, und doch für immer von Berlin entfernt. Wenn ich Dir gerade schreibe, und an Dich recht lebhaft denke, und an die <persName xml:id="persName_a92c737f-79e3-48be-8481-b6e5d70cdbd8">Meinigen<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, dann ist mirs doch fatal, daß wir unser Leben so getrennt von einander führen, und doch eigentlich zusammengehören, und doch wirds wohl recht sein, da es so ist. Du hast mir sehr liebe, freundliche Worte über <title xml:id="title_ee576d2b-52c3-4455-80ee-2e6b1f199714">meinen Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zyyjiumj-g3ww-n3yc-1zyk-x3dmue81uxie"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> geschrieben, und es freut mich namentlich, daß er Dir am Clavier einen guten Eindruck gemacht hat, denn da wird es mit dem Orchester wohl noch anders sein, das ist an vielen Stellen sehr unentbehrlich, und ich möchte nicht das ganze Oratorium am Clavier hören. Aber auch mit dem Orchester sind es nur <title xml:id="title_fb61d008-6329-447a-80f1-34929e085d6b">wenig Stücke<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_afz1wxl0-clen-mrfg-qmcy-jf7pvxuno68c"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title>, die mir ganz gefallen und mir das ausdrücken, was ich gerne wollte; ich will bald ein <title xml:id="title_01b98d20-d025-4897-9ffc-fc1fc1c96ac4">zweites<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1ex5ecci-pzck-3a9p-vpar-q2xsxio8p13w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100125" style="hidden">Elias / Elijah, Ein Oratorium nach Worten des Alten Testaments für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [hauptsächlich 1845] bis 11. August 1846; Revision bis April 1847<idno type="MWV">A 25</idno><idno type="op">70</idno></name></title> schreiben, und hoffe daß mir es besser gelingen wird. Du schüttelst gewiß den Kopf, und willst ich soll eine Oper schreiben; es ist aber eben nicht möglich, ich habe keine. Und fast möchte ich daran verzweifeln, aber wenn ich die jetzigen Theater ansehe, so trösten sie mich, und ich denke daß es in ein Paar Jahren entweder ganz infam oder besser damit geworden sein muß, und beides wäre mir schon recht. Drum denke ich daß noch Zeit damit ist; eine Zopfperücke werde ich doch nicht, wenn ich auch 6 Oratorien schreibe, denn zwischen durch muß ich doch immer mancherlei Claviersachen, Lieder und dgl. machen, und dann würde ich nicht zu alle dem soviel Lust haben, wenns mir an Talent dazu fehlte. Und endlich darfst Du den Kopf nicht zu sehr schütteln, denn Du hast Dich ja ganz von der Oper losgesagt und von dem Weltbeherrscher <persName xml:id="persName_99c857c5-028e-49c0-a5f5-bc8a770c23d9">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> (Schluß eines Hexameters) der allerdings ein toller Prinz ist, mit seinen Orden und seiner Vornehmheit und seinem Journalgeklatsche. Aber genug davon. Sag mir, wie ists denn mit <title xml:id="title_efa9368b-7b0e-40e6-93db-1c972692800b">Deiner Schauspielernovelle<name key="PSN0110637" style="hidden" type="author">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name><name key="CRT0108547" style="hidden" type="literature">Die Schauspieler (Novelle)</name></title> geworden? Oder wirst Du mir gar nicht antworten, wegen meiner Faulheit? Ich fürchte es fast, und doch setze ich meine Adresse hieher; sie ist für die ganzen Sommermonate nach Frkft <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">a</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">m</hi></formula> an Herrn <persName xml:id="persName_c444a2f4-5f54-4f9c-abc4-dd31be2d1b22">M. I. Herz<name key="PSN0111935" style="hidden">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName>; o benutze sie mal und schreib mir wieder, und sag wie Du lebst und wie es bei Euch ist. Grüß <persName xml:id="persName_aaf04d6a-c19c-46c0-a858-01d0f0bef541">Deine Frau<name key="PSN0110639" style="hidden">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> und alle die <persName xml:id="persName_8d9264af-a65b-4cd2-bffd-8422d9d467aa">Deinigen<name key="PSN0110635" style="hidden">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name><name key="PSN0110628" style="hidden">Devrient, Carl Felix (1826-1907)</name><name key="PSN0110627" style="hidden">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name><name key="PSN0110630" style="hidden">Devrient, Georg Anton (1834-1891)</name></persName> und lebewohl! <seg type="closer" xml:id="seg_079b3179-ede8-47ce-8fae-2b1e8bdec429">Lebewohl und schreibe mir einmal und denk oft an Deinen</seg></p><signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed></div></body> </text></TEI>