fmb-1837-04-29-01
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Freiburg im Breisgau, 29. April 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, Zusatz zur Adresse von Carl Klingemanns Hand (in London hinzugefügt): »34. Maddox Street.« – Der Brief wurde eingeschlossen in dem Schreiben an Carl Klingemann vom 30. April und 1. Mai 1837 (Nr. 1638 bzw. fmb-1837-05-01-01) versandt. Siehe ebenda, Z. 73.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Als Bräutigam hätte ich Dir schreiben sollen, und hatte es angefangen und den Brief lange mit mir herumgeführt, bis endlich nach Frankfurt zur Hochzeit – nun muß ich einen neuen anfangen und nun schreibe ich Dir als Ehemann. Als ein alter, von fünf Wochen. Ich sollte Dich um Verzeihung bitten, sehr vielmal, wegen des Verzugs, aber ich glaube ich zürne mir selbst am Ende noch mehr darum, als Du, oder vielmehr ich denke Du weißt, wie es mit meinem Sprechen und Schreiben steht – es ist einmal nicht meine starke Seite. Ein ander Ding ists doch, wenn man mit einander lebt, und die halben Worte versteht, die mir die liebsten sind, und einander ins Gesicht sieht; und doch möchte ichs Dir von Zeit zu Zeit so gerne sagen lieber Rosen daß ich so oft mit all meinen Gedanken bei Dir bin, und daß mir Dein Leben das meinige so sehr viel froher und lieber macht, und wie froh ich bin, daß ich nicht etwa von Dir irgend wie von einem Andern den ich gern gekannt hätte, hören muß, sondern daß ich Dich gerade kenne, und mit Dir gerade zusammenlebe, darüber freue ich mich oft ganz allein für mich, und sage es etwa der so gut werden wir den andern freilich lange nicht gefallen, wie uns beiden, aber denk Dir auch die Wonne, so 5 Wochen lang ganz allein mit einander, ohne alle gesellige Verpflichtungen und Langeweilen, ganz in der Fremde, ganz ungestört zu sein. So waren wir erst in Mainz, dann in Worms, Speier, Strasburg, endlich hier, und nirgends eine bekannte Seele. Der Frühling will nicht herauskommen, erst schneite es nun regnet es immer, da habe ich mir hier im Gasthaus ein altes Clavier auf mein Zimmer bringen lassen, und componire fleißig, und so sind schon 14 selige Tage in der wildfremden Stadt schnell verflogen, und an die Abreise denken wir noch nicht. Heut ist wieder ein ganzer Regentag, und da ists Abend geworden und ich schreibe Dir, und
Freyburg im Breisgau d. 29 April 1837. Lieber Rosen Als Bräutigam hätte ich Dir schreiben sollen, und hatte es angefangen und den Brief lange mit mir herumgeführt, bis endlich nach Frankfurt zur Hochzeit – nun muß ich einen neuen anfangen und nun schreibe ich Dir als Ehemann. Als ein alter, von fünf Wochen. Ich sollte Dich um Verzeihung bitten, sehr vielmal, wegen des Verzugs, aber ich glaube ich zürne mir selbst am Ende noch mehr darum, als Du, oder vielmehr ich denke Du weißt, wie es mit meinem Sprechen und Schreiben steht – es ist einmal nicht meine starke Seite. Ein ander Ding ists doch, wenn man mit einander lebt, und die halben Worte versteht, die mir die liebsten sind, und einander ins Gesicht sieht; und doch möchte ichs Dir von Zeit zu Zeit so gerne sagen lieber Rosen daß ich so oft mit all meinen Gedanken bei Dir bin, und daß mir Dein Leben das meinige so sehr viel froher und lieber macht, und wie froh ich bin, daß ich nicht etwa von Dir irgend wie von einem Andern den ich gern gekannt hätte, hören muß, sondern daß ich Dich gerade kenne, und mit Dir gerade zusammenlebe, darüber freue ich mich oft ganz allein für mich, und sage es etwa der Cécile. Und weil ichs Dir eben nicht mündlich sagen kann, so sage ichs schlecht schriftlich, Du wirsts verstehen. Vielleicht sehe ich Dich bald; Klingemann wird es Dir gesagt haben, daß ich vorhabe im Laufe des Sommers wieder nach England zu kommen, jetzt ist es ziemlich bestimmt, daß ich gegen Ende Juli mit Cécile in London eintreffe und wohl den ganzen August dort bleibe. Du wirst doch dann nicht gerade abwesend sein? Wenn es irgend möglich ist, so sey doch diese Zeit über in London, und laß uns wieder ein Stück Leben mit einander genießen, anders als alle die vorigen aber gewiß noch heitrer und glücklicher. Denn daß Du meine Cécile gleich vom ersten Worte an lieb gewinnen und behalten wirst, daß sie nicht zwischen uns, wie es sonst wohl Freunden gehn mag als eine Störung sondern eben als eine neue Freundinn stehn wird, das weiß ich ganz bestimmt. Und so wie es mir dann die liebste Freude sein wird zu sehn daß sie Euch wohlgefällt, so weiß ich auch daß Ihr an meinem Glücke neue Freude haben und frohe Stunden mit uns erleben werdet. Zwar bin ich neugierig wie meine Cécile sich als Mde. Mendelssohn behaben wird und nun gar erst als Mrs., aber mir ist nicht bang dafür. Bis jetzt sind wir beiden aber die einzigen unsrer Bekannten die uns als Eheleute gesehen haben, und so gut werden wir den andern freilich lange nicht gefallen, wie uns beiden, aber denk Dir auch die Wonne, so 5 Wochen lang ganz allein mit einander, ohne alle gesellige Verpflichtungen und Langeweilen, ganz in der Fremde, ganz ungestört zu sein. So waren wir erst in Mainz, dann in Worms, Speier, Strasburg, endlich hier, und nirgends eine bekannte Seele. Der Frühling will nicht herauskommen, erst schneite es nun regnet es immer, da habe ich mir hier im Gasthaus ein altes Clavier auf mein Zimmer bringen lassen, und componire fleißig, und so sind schon 14 selige Tage in der wildfremden Stadt schnell verflogen, und an die Abreise denken wir noch nicht. Heut ist wieder ein ganzer Regentag, und da ists Abend geworden und ich schreibe Dir, und Cécile arbeitet neben mir und sagt, ich möchte Dich sehr schön grüßen, und ich sage, sie möchte es selbst an Dich hinschreiben, und sie will es nicht, weil Du ein so gelehrter Mann seist, sagt sie. Das haben wieder die Veda’s gethan. Aber Rosen, sie sind fertig, und Du kommst doch noch nicht nach Deutschland? Wann kommst Du? Das soll ich Dich auch in Mühlenfels Auftrag fragen, den ich mehrmals in der letzten Zeit gesehen. Erst kam er zur Aufführung meines Paulus nach Leipzig geritten, auf einem schlechten Philisterpferde, das er sich in Naumburg Morgens um 11 erst lahm gemiethet, und wie er behauptet wieder zurecht geritten hatte, um 5 war er da, und ritt den andern Tag wieder die 7 Meilen zurück, nachdem er mit mir bei Schuncks gegessen, und an sämmtlichen Damen Eroberungen gemacht hatte. Und dann kam ich mit Mde. Jeanrenaud und Cécile auf der Hochzeitreise durch Naumburg und wir brachten ein Paar angenehme Stunden mit ihm zu und er fuhr noch ein groß Stück auf dem Bock mit. Er spricht so viel und mit solcher Liebe und ich möcht wohl sagen Zärtlichkeit von Dir, daß ich mich wieder recht nach einer Zeit sehnte, wo wir drei mal leichter zusammen kommen könnten, als jetzt, wo wir in einem Lande lebten. Ich fürchte wohl, daß diese Zeit noch weit sein mag, denn ich kenne das Deutsche Wesen und seine Teufeleien, und wie schwer die Philister den ersten Schritt thun und wärs auch geradezu ins Himmelreich, das habe ich auch oft genug gesehn; das Himmelreich soll durchaus anklopfen, dann sagen sie herein. Und doch gebe ich die Hoffnung nicht auf, Dich noch einmal bleibend in Deutschland zu sehen, ich meine immer es müsse so kommen. Und dabei fällt mir noch was ein: Du schriebst ich möge der Cécile von Dir erzählen, für den Fall daß Du mal auf einer Fahrt durch Deutschland zu uns kämst – da muß ich denn in meinem ersten Ehemannsbriefe Dir gesagt haben, daß ich das omen annehme, und daß Du, wann oder wie oder auf wie lange Du wieder auf den Continent kommst, uns nun in Deinen Plan einschließen und eine Zeit bei uns wohnen und mit uns bleiben mußt. Hörst Du, Rosen, das mußt Du, und nun will ich den langen plauderhaften Brief schließen. Wenn er confus und dumm ist, so verzeih ihn, aber denke mein und bleibe mir gut. Dein Freund Felix Mendelssohn Bartholdy
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-04-29" xml:id="date_89ebac43-ccce-45e2-b7f6-e28c1d5783c8">29. 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