fmb-1837-04-20-01
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Freiburg im Breisgau, 20. April 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S., Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, 1 Poststempel. – Felix Mendelssohn Bartholdy adressierte an den Firmensitz von Mendelssohn & Co.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin.
So schreibe ich Dir meinen ersten Brief als ein verheiratheter Mann, und wie wohl ists mir zu Muth, daß ich das thue. Hier bin ich mit sten März unsrer gedacht, und uns dann nach Mainz und Worms und Speier und Strasburg in Gedanken begleitet. Wie schön war aber die Reise, und das ganze herrliche Land; zu jeder Zeit könnte es einen aufheitern und lustig machen, und nun gar mich jetzt. – Hier mußt Du Dir uns in einer geräumigen lustigen Alkovenstube denken, bei den freundlichsten Wirthsleuten von der Welt, die uns unter andern ein Clavier hier herauf geschickt haben, auf dem ich spiele und componire nach Herzenslust, dann denke Dir die herrlichste Gegend, die wir in weiten Spaziergängen genießen, sobald die Wärme mal wieder über den Schnee gesiegt hat, dann den herrlichen Münster, dessen Du Dich vielleicht noch erinnern kannst, aber vor allem denk Dir uns zusammen, so weißt Du von meiner glücklichen Gegenwart eigentlich genug. Wir zeichnen sehr fleißig und corrigiren einander die Fehler heraus und heut habe ich
Ich habe durch eignes Verschulden, so lange keine direkten Nachrichten von Euch gehabt, daß es mich gar sehr verlangt, einmal wieder Eure liebe Schrift zu sehen. Zwar hören wir über Berlin, daß es Euch wohl geht, und ich habe mich schon mit
Freyburg im Breisgau d. 20 April 1837Mein lieber Paul So schreibe ich Dir meinen ersten Brief als ein verheiratheter Mann, und wie wohl ists mir zu Muth, daß ich das thue. Hier bin ich mit Cécile seit 8 Tagen und werde vielleicht noch 14 bleiben, es ist gar zu schön und behaglich und glücklich hier. Der Frühling dachte er wollte uns was zu Leide thun, und bleibt aus, das ärgert uns sehr wenig und wir warten es ab. Ach, ich weiß Dir eigentlich nicht recht zu schreiben, hätte es wohl schon früher thun sollen; aber erst dachte ich Du würdest mir antworten auf meinen kurzen vorhochzeitlichen Brief, dann wußte ich nicht wo Du wärst, noch in Hamburg oder schon wieder in Berlin – und ich weiß das noch nicht, muß aber doch geschrieben haben, wärs nur als Lebenszeichen und Andenken. – Du hast wohl unsre Schritte seitdem immer erfahren, Mutter schrieb mir daß sie Dir alles mittheilen würde, und so hast Du wohl am 28sten März unsrer gedacht, und uns dann nach Mainz und Worms und Speier und Strasburg in Gedanken begleitet. Wie schön war aber die Reise, und das ganze herrliche Land; zu jeder Zeit könnte es einen aufheitern und lustig machen, und nun gar mich jetzt. – Hier mußt Du Dir uns in einer geräumigen lustigen Alkovenstube denken, bei den freundlichsten Wirthsleuten von der Welt, die uns unter andern ein Clavier hier herauf geschickt haben, auf dem ich spiele und componire nach Herzenslust, dann denke Dir die herrlichste Gegend, die wir in weiten Spaziergängen genießen, sobald die Wärme mal wieder über den Schnee gesiegt hat, dann den herrlichen Münster, dessen Du Dich vielleicht noch erinnern kannst, aber vor allem denk Dir uns zusammen, so weißt Du von meiner glücklichen Gegenwart eigentlich genug. Wir zeichnen sehr fleißig und corrigiren einander die Fehler heraus und heut habe ich Cécile beigebracht, was ein Dreiklang ist. Gestern hat sie den Entschluß gefaßt sich ihren ersten Zahn, an dem sie zwei Tage und Nächte fast ununterbrochen schrecklich gelitten hatte ausziehn zu lassen, Du kannst Dir denken, daß mir sehr bange davor war, aber es ist alles gut gegangen und wir haben den ganzen Abend an dem abscheulich großen Backzahn geputzt und gewaschen und ihn mit Ingrimm angesehen. Soll ich Dir das nach Hamburg schreiben? Aber Du weißt ja auch daran, wie es mir geht, Du wirst es schon verstehn. Nun will Cécile selbst schreiben. Wo bist Du nun, Paul? Wirst Du mir bald schreiben? Geht es Dir auch wohl, und plaisirlich und gesund? Und ist es Albertine auch? Und denkt Ihr unsrer? Ich hoffe das alles von Herzen, und bitte Dich, sags mir bald. Auf frohes Wiedersehen, mein lieber Bruder Dein Felix. Meine lieben Geschwister! Ich habe durch eignes Verschulden, so lange keine direkten Nachrichten von Euch gehabt, daß es mich gar sehr verlangt, einmal wieder Eure liebe Schrift zu sehen. Zwar hören wir über Berlin, daß es Euch wohl geht, und ich habe mich schon mit Albertine gefreut, wenn sie wieder nach Berlin in ihre nette Wohnung einziehen wird, und zu allen lieben Verwandten, aber an welchen Tagen wir Eurer, als fröhlichen Reisenden und Heimkehrenden gedenken sollen, wissen wir gar nicht. Ihr wartet wohl noch auf den Frühling, der ist aber dießmal sehr spröde und launig, und achtet nicht auf die Wünsche junger Eheleute, sondern bleibt trübe und mürrisch. Das ist aber auch der einzig unbefriedigte Wunsch der uns bleibt; sonst geht es uns so gut und glücklich wie es nur Menschen auf dieser Erde ergehen kann. Liebe Albertine was ist es für ein Vergnügen eine Frau zu sein, und gar eine Frau Mendelssohn findest Du nicht auch? Aber ich muß schließen, die Post wartet sonst nicht auf meinen Brief. Lebet recht wohl und gedenket in Liebe Eurer treuen SchwesterCécile Mendelssohn Bartholdy
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-04-20" xml:id="date_bd8c9e24-5ad8-4db1-bb7e-38c26e096030">20. 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