fmb-1837-04-14-01
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Freiburg im Breisgau, 14. April 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frei.
tenApril 1837
Du erinnerst Dich wohl noch wie wir damals im Regen in den Dom liefen, und ihn bewunderten, mit seinen dunkeln bemalten Fenstern, aber die Lage der Stadt konnten wir damals gar nicht sehen, und etwas Schöneres ist mir nie vorgekommen kann ich mir auch nicht erdenken; so friedlich und reich und auf allen Seiten weite schöne Thäler, und auf allen Seiten Berge, nahe und weite, und Ortschaften so weit das Auge reicht; und schöne nett gekleidete Menschen überall, rauschende Bergwasser in allen Richtungen, dazu rings umher im Thal das erste Grün, und auf den Bergen der letzte Schnee – Du kannst Dir denken, wie wohlthuend das alles ist; und wenn ich nun mit meiner Cécile den ganzen, Nachmittag heut im warmen Sonnenschein langsam spazieren gehe, überall stehn bleibe und mich umschaue, und mit ihr von Zukunft und Vergangenheit spreche, so kann ichs wohl dankbar sagen, welch ein glücklicher Mensch ich bin. Nur die Ungewißheit über Dein Wohlsein störte uns oft und immer wieder, und so sehne ich mich wieder wie vorher nach Briefen, die mir erwünschte Nachrichten und Beruhigung bringen mögen; das hoffe ich zu Gott.
Ich habe vor sehr fleißig zu sein. Ich möchte gern mancherlei Neues zu Tage bringen und ordentliche Fortschritte machen; dazu scheint mirs aber nothwendig, daß ich all das aufgehäufte alte erst einmal fortarbeite, und das will ich denn den Sommer über thun, will viele alte Pläne ausführen, und die die nicht bis zum Winter ausgeführt sind, über die will ich dann weg, und sie sollen liegen bleiben.
tes
Wir denken noch wenigstens 8 Tage hier zu bleiben, und die Excursionen in die umliegende Gegend zu machen, dann wahrscheinlich über Heidelberg nach Frankfurt zurück. Wenn ich in diesen Tagen die Schneeberge der Schweiz, die alten Freunde sehn werde, so wird mirs schwer fallen nach Norden umzukehren, und doch wirds diesmal wohl nicht anders sein können.
Auch ich,
Freyburg im Breisgau, den 14ten April 1837. Liebe Fanny heut Morgen als ich mir hier die Briefe holte fand ich den von Beckchen und Mutter mit der Nachricht des unangenehmen Unfalls der Dich betroffen. Wie sehr unangenehm ist er, und wie hat mich das in meiner sonst so frohen Zeit betrübt; beide schreiben Gott lob, daß Du wohl und heiter seist, aber der Brief ist schon 8 Tage alt und so sehnen wir uns doch sehr nach Bestätigung dieser Nachricht Deines Wohlbefindens. Wenn die nur bald kommt; wenn Du nur bald wieder herumgehn, Luft schöpfen kannst; mit der Krankenstube und der eingeschloßnen Luft hängt die Erinnerung an diesen betrübten Unfall so zusammen, bei wiederkehrender Kraft und Gesundheit verläßt Dich der Gedanke daran hoffentlich auch wieder, und hoffentlich ist das schon sehr der Fall wenn diese Zeilen ankommen, und ich sollte Dich kaum wieder daran denken machen, aber das ist ja eben die böse Entfernung. Und sagen muß ichs Dir doch, wie michs so betrübt, daß meine schlimmen Ahndungen der letzten Woche mit dem ersten Briefe von Haus sich bestätigt haben. Könnte ich Dir nur etwas Bergluft, wie wir sie hier athmen, und Sonnenschein, und Grün, und mildes Wetter, wie wirs seit gestern haben, für Dich und Deine Genesungszeit mitschicken. Eigentlich haben mich die Briefe, nach denen ich mich sehnte, hauptsächlich hieher gezogen; jetzt aber bin ich so von der Reise hieher und von dieser Gegend entzückt, daß ich heut den ganzen Tag nur Dir so gern gegönnt und gezeigt hätte, um Dich daran zu erquicken und zu zerstreuen; es hätte Dir besser gethan, als alle Mittel. Du erinnerst Dich wohl noch wie wir damals im Regen in den Dom liefen, und ihn bewunderten, mit seinen dunkeln bemalten Fenstern, aber die Lage der Stadt konnten wir damals gar nicht sehen, und etwas Schöneres ist mir nie vorgekommen kann ich mir auch nicht erdenken; so friedlich und reich und auf allen Seiten weite schöne Thäler, und auf allen Seiten Berge, nahe und weite, und Ortschaften so weit das Auge reicht; und schöne nett gekleidete Menschen überall, rauschende Bergwasser in allen Richtungen, dazu rings umher im Thal das erste Grün, und auf den Bergen der letzte Schnee – Du kannst Dir denken, wie wohlthuend das alles ist; und wenn ich nun mit meiner Cécile den ganzen, Nachmittag heut im warmen Sonnenschein langsam spazieren gehe, überall stehn bleibe und mich umschaue, und mit ihr von Zukunft und Vergangenheit spreche, so kann ichs wohl dankbar sagen, welch ein glücklicher Mensch ich bin. Nur die Ungewißheit über Dein Wohlsein störte uns oft und immer wieder, und so sehne ich mich wieder wie vorher nach Briefen, die mir erwünschte Nachrichten und Beruhigung bringen mögen; das hoffe ich zu Gott. Ich habe vor sehr fleißig zu sein. Ich möchte gern mancherlei Neues zu Tage bringen und ordentliche Fortschritte machen; dazu scheint mirs aber nothwendig, daß ich all das aufgehäufte alte erst einmal fortarbeite, und das will ich denn den Sommer über thun, will viele alte Pläne ausführen, und die die nicht bis zum Winter ausgeführt sind, über die will ich dann weg, und sie sollen liegen bleiben. Drei Orgel-Präludien habe ich in Speyer gemacht, die werden Dir, hoffe ich, gefallen; auch ein Heft Lieder ohne Worte ist zum Druck beinahe fertig, ich denke aber nicht sobald wieder welche herauszugeben, und lieber größere Sachen zu schreiben. Mit einem Violin-Quartett bin ich fast fertig, und will dann ein 2tes anfangen, es arbeitet sich jetzt gar zu schön und lustig. Wir denken noch wenigstens 8 Tage hier zu bleiben, und die Excursionen in die umliegende Gegend zu machen, dann wahrscheinlich über Heidelberg nach Frankfurt zurück. Wenn ich in diesen Tagen die Schneeberge der Schweiz, die alten Freunde sehn werde, so wird mirs schwer fallen nach Norden umzukehren, und doch wirds diesmal wohl nicht anders sein können. Cécile will Platz behalten; ich schließe darum. Hoffentlich höre ich bald was ich wünsche und erbitte, und wir schreiben dann bald wieder. An Beckchen schrieben wir vor 3 Tagen, an Mutter vor 5-6 Tagen; nun lebwohl, liebe liebe Fanny, sei gesund und grüße die Deinigen vielmal und herzlich Dein Felix. Auch ich, meine liebe, gute Schwester, muß Dir heute ein paar Worte sagen um Dir zu zeigen wie sehr ich mich freue, daß Du wenigsten wohl und heiter bist, nach den betrübten Tagen die Du erlebt. Viel lieber möchte ich aber jetzt bei Dir sein können, um Dir so viel als möglich die Zeit zu verkürzen, ich könnte Dir vielerlei erzählen von allem dem Schönen, das ich jetzt durch Felix genieße, von allem was ich sehe hier in der herrlichen Gegend, und bei dem prächtigen Frühlingshimmel. Wenn es doch nur auch im Norden so schönes Wetter wäre, dann würdest Du gewiß sehr bald wieder ganz hergestellt sein und in dem schönen Garten wieder vergnügte Stunden haben, aber die Mutter schreibt mir schon von Frankfurt aus, daß es erbärmlich kalt dort gewesen sei, während wir in Speyer ganz warme Luft einathmeten, wie mag es erst in Berlin sein. Wie sehr wir jetzt uns nach recht guten Nachrichten von Dir sehnen kannst Du wohl denken, und wie schwer der Gedanke an die weite Entfernung und das lange Reisen der Briefe uns wird. Ich wünsche Dir alles Gute und Beste was man nur wünschen kann, und bin mit innigster LiebeDeine treue Schwester Cécile M. B.
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S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 2, S. 49-51 (Teildruck von Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil, unter dem Datum 10. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-04-14" xml:id="date_10cd5c50-3282-453f-9d22-c2463e39612d">14. 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Wie sehr unangenehm ist er, und wie hat mich das in meiner sonst so frohen Zeit betrübt; beide schreiben Gott lob, daß Du wohl und heiter seist, aber der Brief ist schon 8 Tage alt und so sehnen wir uns doch sehr nach Bestätigung dieser Nachricht Deines Wohlbefindens. Wenn die nur bald kommt; wenn Du nur bald wieder herumgehn, Luft schöpfen kannst; mit der Krankenstube und der eingeschloßnen Luft hängt die Erinnerung an diesen betrübten Unfall so zusammen, bei wiederkehrender Kraft und Gesundheit verläßt Dich der Gedanke daran hoffentlich auch wieder, und hoffentlich ist das schon sehr der Fall wenn diese Zeilen ankommen, und ich sollte Dich kaum wieder daran denken machen, aber das ist ja eben die böse Entfernung. Und sagen muß ichs Dir doch, wie michs so betrübt, daß meine schlimmen Ahndungen der letzten Woche mit dem ersten Briefe von Haus sich bestätigt haben. Könnte ich Dir nur etwas Bergluft, wie wir sie hier athmen, und Sonnenschein, und Grün, und mildes Wetter, wie wirs seit gestern haben, für Dich und Deine Genesungszeit mitschicken. Eigentlich haben mich die Briefe, nach denen ich mich sehnte, hauptsächlich hieher gezogen; jetzt aber bin ich so von der Reise hieher und von dieser Gegend entzückt, daß ich heut den ganzen Tag nur Dir so gern gegönnt und gezeigt hätte, um Dich daran zu erquicken und zu zerstreuen; es hätte Dir besser gethan, als alle Mittel.</p><p>Du erinnerst Dich wohl noch wie wir damals im Regen in den Dom liefen, und ihn bewunderten, mit seinen dunkeln bemalten Fenstern, aber die Lage der Stadt konnten wir damals gar nicht sehen, und etwas Schöneres ist mir nie vorgekommen kann ich mir auch nicht erdenken; so friedlich und reich und auf allen Seiten weite schöne Thäler, und auf allen Seiten Berge, nahe und weite, und Ortschaften so weit das Auge reicht; und schöne nett gekleidete Menschen überall, rauschende Bergwasser in allen Richtungen, dazu rings umher im Thal das erste Grün, und auf den Bergen der letzte Schnee – Du kannst Dir denken, wie wohlthuend das alles ist; und wenn ich nun mit meiner Cécile den ganzen, Nachmittag heut im warmen Sonnenschein langsam spazieren gehe, überall stehn bleibe und mich umschaue, und mit ihr von Zukunft und Vergangenheit spreche, so kann ichs wohl dankbar sagen, welch ein glücklicher Mensch ich bin. Nur die Ungewißheit über Dein Wohlsein störte uns oft und immer wieder, und so sehne ich mich wieder wie vorher nach Briefen, die mir erwünschte Nachrichten und Beruhigung bringen mögen; das hoffe ich zu Gott.</p><p>Ich habe vor sehr fleißig zu sein. 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Juni 1837<idno type="MWV">R 26</idno><idno type="op">44/2</idno></name></title> bin ich fast fertig, und will dann ein 2<hi rend="superscript">tes</hi> <title xml:id="title_6ed5017a-14c6-4d17-a600-f0d0d3153656">anfangen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4jgwktjf-1jix-gnsk-idxx-zlmh5x1pioyh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100396" style="hidden">Quartett F-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, Fragment, [Sommer 1837]<idno type="MWV">R 27</idno><idno type="op"></idno></name></title>, es arbeitet sich jetzt gar zu schön und lustig.</p><p>Wir denken noch wenigstens 8 Tage hier zu bleiben, und die Excursionen in die umliegende Gegend zu machen, dann wahrscheinlich über Heidelberg nach Frankfurt zurück. Wenn ich in diesen Tagen die Schneeberge der Schweiz, die alten Freunde sehn werde, so wird mirs schwer fallen nach Norden umzukehren, und doch wirds diesmal wohl nicht anders sein können. <persName xml:id="persName_043173b3-a850-4278-9491-b21cf2cce53c">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> will Platz behalten; ich schließe darum. Hoffentlich höre ich bald was ich wünsche und erbitte, und wir schreiben dann bald wieder. An <persName xml:id="persName_8b905e87-e570-4285-a393-42d3df5ee757">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> schrieben wir vor 3 Tagen, an <persName xml:id="persName_3f856af2-82d2-47b9-8106-4b9aaa966210">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> vor 5-6 Tagen; <seg type="closer" xml:id="seg_f6a603e7-3288-41b8-aabc-3ea207614bd5">nun lebwohl, liebe liebe Fanny, sei gesund und grüße die </seg><seg type="closer" xml:id="seg_6a5d77b5-410b-4535-9882-3e34601b1e6c"></seg><persName xml:id="persName_94227a79-6e72-4803-91df-956cdc810bad">Deinigen<name key="PSN0111899" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><seg type="closer" xml:id="seg_f5088206-baa5-460a-88f9-13cc565a0eca"> vielmal und herzlich</seg></p><signed rend="right">Dein Felix.</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_3f1bea0f-0185-4dca-a365-69de997f6c95"><docAuthor key="PSN0113252" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</docAuthor><docAuthor key="PSN0113252" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Auch ich, <seg type="salute">meine liebe, gute Schwester</seg>, muß Dir heute ein paar Worte sagen um Dir zu zeigen wie sehr ich mich freue, daß Du wenigsten wohl und heiter bist, nach den betrübten Tagen die Du erlebt. Viel lieber möchte ich aber jetzt bei Dir sein können, um Dir so viel als möglich die Zeit zu verkürzen, ich könnte Dir vielerlei erzählen von allem dem Schönen, das ich jetzt durch Felix genieße, von allem was ich sehe hier in der herrlichen Gegend, und bei dem prächtigen Frühlingshimmel. Wenn es doch nur auch im Norden so schönes Wetter wäre, dann würdest Du gewiß sehr bald wieder ganz hergestellt sein und in dem schönen Garten wieder vergnügte Stunden haben, aber die <persName xml:id="persName_2fd1b5c2-774d-4f18-83d7-2e2cee8a8cc8">Mutter<name key="PSN0112228" style="hidden">Jeanrenaud, Elisabeth (Lilly) Wilhelmine (1796-1871)</name></persName> schreibt mir schon von Frankfurt aus, daß es erbärmlich kalt dort gewesen sei, während wir in Speyer ganz warme Luft einathmeten, wie mag es erst in Berlin sein. Wie sehr wir jetzt uns nach recht guten Nachrichten von Dir sehnen kannst Du wohl denken, und wie schwer der Gedanke an die weite Entfernung und das lange Reisen der Briefe uns wird.</p><closer rend="left" xml:id="closer_6741c527-b993-4115-8b25-790bf6c1ef14">Ich wünsche Dir alles Gute und Beste was man nur wünschen kann, und bin mit innigster Liebe</closer><signed rend="right">Deine treue Schwester Cécile M.B.</signed></div></body> </text></TEI>