fmb-1837-04-02-02
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Speyer, 2. April 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. – Der Brief wurde zusammen mit Cécile Mendelssohn Bartholdys Brief an ihre Mutter vom 2. April 1837 versandt (Druck: GB-Ob, M.D.M. d. 18, fol. 31. Druck: Ward Jones, Tagebuch der Hochzeitsreise, S. 203 f.).
Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenApril 1837
Nun, beide (nicht blos ich) gewaltig viel und loben den Wirth und seine Küche und ich halte Vorlesungen über Berliner Kuchen, wir wollen immer zeichnen und thun es nicht, ich will immer componiren und thue es nicht, wir wollen noch mehrere Tage hier bleiben weil es uns gar so behaglich hier ist, wir sind eben glücklich; ich glaube, ich darf sagen, wir.
P. S. Hoffentlich erhalten wir morgen Nachricht von Ihnen, vielleicht schon auf unsern Wormser Brief, und hoffentlich sind Sie wieder ganz hergestellt und heiter, und zürnen mir nicht mehr (ich denke mir immer, daß Sie es ein wenig thaten in den letzten Tagen) und fühlen sich wieder so wohl, wie wir es wünschen.
Speyer d. 2ten April 1837Nun, liebe Mama – Es ist der vierte Tag – und Cécile soll nichts von dem lesen, was ich schreibe, und ich nichts von dem, was sie schreibt; aber was soll ich Ihnen denn eben schreiben, als Dank? Und das hab ich schon im vorigen Briefe versucht, und es ging nicht. Mit jeder Stunde dieser vier glücklichen, glücklichen Tage habe ich meine liebe Cécile mehr kennen und mehr lieben gelernt, ich dachte das sey gar nicht möglich, und doch ist mir jetzt so ruhig glücklich zu Muth, ein so seliges Gefühl, wie ichs mir bisher nie hatte denken können. Aber sie ist auch gar zu gut, zu sehr, wie oft habe ich wieder an Kronthal gedacht und meine Klagen dort – nur eben daß ichs anerkenne, und die Cécile von ganzer Seele liebe ist das Beste. Wie die Tage verfliegen, wie die einzelnen Stunden so schnell weg sind, ich weiß das nicht zu beschreiben. Gestern hatte Cécile wieder einen heftigen Anfall von Zahnschmerzen, und quälte sich sehr damit, es regte sie so auf, daß mir ganz ängstlich wurde; aber heut ist alles wieder ganz vergessen, und sie würden sich freuen, wenn Sie sie sähen. Ich hatte schon vorgeschlagen nach Mannheim herüber zu fahren, damit sie sich den hohlen Zahn (denn der ist es doch der ihr all die Schmerzen macht) könnte herausziehn lassen, aber da es heut Gottlob vorüber ist, so haben wir diesen häßlichen Plan wieder aufgegeben, und bleiben noch einige Tage hier recht ruhig. Wir sind in einem sehr netten, bürgerlichen bequemen Gasthofe, neben uns wohnt niemand als ein junger Hund, der zwar zuweilen jämmerlich schreit, uns aber sonst viel weniger stört, als andre Reisende, auch kennen wir hier keine Seele als den Dom und eine sonnige Bank davor, wo man nach Heidelberg, der Bergstraße und dem Rhein sieht, und wo wir Mittags sitzen, oder spazieren gehen und plaudern, Abends lese ich der Cécile etwas vor wenn wir nach Haus kommen oder wir arbeiten ein wenig (denn das Kästchen ist richtig angekommen und leistet schon Dienste) wir essen beide (nicht blos ich) gewaltig viel und loben den Wirth und seine Küche und ich halte Vorlesungen über Berliner Kuchen, wir wollen immer zeichnen und thun es nicht, ich will immer componiren und thue es nicht, wir wollen noch mehrere Tage hier bleiben weil es uns gar so behaglich hier ist, wir sind eben glücklich; ich glaube, ich darf sagen, wir. Juliens freundliche Zeilen habe ich gestern erhalten, und bitte Sie ihr im Voraus meinen besten Dank dafür zu sagen, bis ich ihn ihr selbst schreiben kann. Ich thue es heut noch nicht und auch diesen Brief kann ich nur in der Eile schreiben, weil ich heut nach Hause habe schreiben müssen, und außerdem noch mehrere Geschäftsbriefe die mir bis hier nach Speyer gefolgt sind. Das Wetter ist herrlich, heut und gestern der hellste Sonnenschein, und die Knospen brechen überall auf. Das ist ein Frühling, dem ich entgegengehe. Und nun leben Sie wohl, liebe Mama, und sagen Sie meine herzlichsten Grüße (ich vergaß sie neulich) an Herrn und Mde. Souchay und an den Carl und an Ihre Brüder. Auf baldiges frohes Wiedersehen in Frankfurt am Fahrthor. Immer Ihr Felix MB P. S. Hoffentlich erhalten wir morgen Nachricht von Ihnen, vielleicht schon auf unsern Wormser Brief, und hoffentlich sind Sie wieder ganz hergestellt und heiter, und zürnen mir nicht mehr (ich denke mir immer, daß Sie es ein wenig thaten in den letzten Tagen) und fühlen sich wieder so wohl, wie wir es wünschen. Julie schrieb wenigstens daß es Ihnen gut ging.
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