fmb-1837-03-07-01
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Leipzig, 7. März 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenMärz 1837
Wenn Dein Blick gleich auf die inliegenden Papiere fällt, indem Du meinen ersten Brief an Dich öffnest, so möchte ich nicht, daß Du mir darum zürntest und mir einen Vorwurf daraus machtest. Ich denke wir haben uns darüber schon mal in Frankfurt ausgesprochen, daß und warum wir beide keine besondern Freunde von dem was man gewöhnlich Correspondenz nennt sein können; mir wenigstens ist es geradezu unmöglich in einer Zeit, wo ich täglich Stoff zu hundert Briefen erlebe, auch nur einen davon zu schreiben sondern ich will dann eben immer mehr erleben – und in einer andern Zeit hat man wieder weder Stoff noch Lust. Zudem sehn wir uns bald, da geht es mündlich besser, und somit möchte ich, meine vielen Papiere und meine Bitte, die Du schon voraus weißt, wären bei Dir entschuldigt. Die Bitte ist nämlich die, daß Du es vermittelst dieser Papiere einrichtest, daß ich am Dinstag den 28sten März Dein Schwager werden kann, und dieser Brief ist also eigentlich gar nicht an Dich, Carl, sondern an den Dr. Jeanrenaud, an den Advocaten in Dir. Was Du alles für Maschinen in Bewegung setzen mußt, damit die Erlaubniß der Behörde, das Aufgebot in der Kirche &c. &c. in so kurzer Zeit noch in Ordnung kommt das weiß ich nicht, wie ich denn überhaupt nicht weiß, wozu die Papiere alles dienen werden, aber
Das eine bemerke ich Dir, daß ich in keinem Falle den Hochzeittag hinausschieben möchte. Sollte also wegen des Aufgebots, welches in dieser Gegend erst wieder gegen Ostern statt findet (bis dahin nicht) auch Schwierigkeit in Frankfurt sein, so bitte ich Dich, umgehe sie coute qui coute; Du bist ein Advocat und die Leute können Alles. Hier wenigstens ist es auch um diese Zeit nicht schwer, sich vermittelst einer unbedeutenden Summe Dispensation vom Aufgebot zu verschaffen.
Dann bitte ich Dich noch, schreibe mir umgehend ob ich noch in einer andern Stadt als Frankfurt aufgeboten werden muß. Ist das nicht unumgänglich nöthig, so erspare ich mir die Plackerei des Hin und Wiederschreibens gern; ist es aber so muß ichs in Berlin thun lassen, da sie hier bis palmarum nicht aufbieten, und auch für Berlin ist dann keine Zeit zu verlieren; drum bitte ich Dich um schleunige Antwort.
Die beiligenden Papiere sind folgende:
1) Der gerichtliche Consens
2) Der Todtenschein des
3) Mein Taufschein.
4) Das Zeugniß, daß ich in Preußen zum Militair-Dienst unbrauchbar befunden und zu den Halb-Invaliden gerechnet worden bin. Leider fehlt nur darin der Ausdruck II Aufgebot, auf den es vielleicht bei Euch ankommt (obwohl der Sinn derselbe ist) und das Papier darüber habe ich durch ein Misverständniß, nachdem ich es schon hier hatte, wieder nach Berlin schicken müssen, von wo sie mirs nicht wieder geschickt haben. Brauchst Du nun das, so schreibe mirs ebenfalls umgehend; jedoch hoffe ich dies genügt
5) Die Bescheinigung
Nun hoff ich bald auf Deine Antwort; sag mir was Du willst, schilt mich auch über die Belästigung, oder darüber, daß die Papiere erst so spät kommen, aber der Hochzeittag darf nicht hinausgeschoben werden, das ist meine einzige Bedingung.
Daß die
Ich habe in diesen Tagen aber so viel zu thun, daß ich wenig zu mir selbst und zur
Leipzig den 7ten März 1837. Lieber Carl Wenn Dein Blick gleich auf die inliegenden Papiere fällt, indem Du meinen ersten Brief an Dich öffnest, so möchte ich nicht, daß Du mir darum zürntest und mir einen Vorwurf daraus machtest. Ich denke wir haben uns darüber schon mal in Frankfurt ausgesprochen, daß und warum wir beide keine besondern Freunde von dem was man gewöhnlich Correspondenz nennt sein können; mir wenigstens ist es geradezu unmöglich in einer Zeit, wo ich täglich Stoff zu hundert Briefen erlebe, auch nur einen davon zu schreiben sondern ich will dann eben immer mehr erleben – und in einer andern Zeit hat man wieder weder Stoff noch Lust. Zudem sehn wir uns bald, da geht es mündlich besser, und somit möchte ich, meine vielen Papiere und meine Bitte, die Du schon voraus weißt, wären bei Dir entschuldigt. Die Bitte ist nämlich die, daß Du es vermittelst dieser Papiere einrichtest, daß ich am Dinstag den 28sten März Dein Schwager werden kann, und dieser Brief ist also eigentlich gar nicht an Dich, Carl, sondern an den Dr. Jeanrenaud, an den Advocaten in Dir. Was Du alles für Maschinen in Bewegung setzen mußt, damit die Erlaubniß der Behörde, das Aufgebot in der Kirche &c. &c. in so kurzer Zeit noch in Ordnung kommt das weiß ich nicht, wie ich denn überhaupt nicht weiß, wozu die Papiere alles dienen werden, aber Eduard Souchay, der mir die nöthigen davon angab, sagte mir zugleich ich möge mich an Dich wenden, sie Dir zuschicken, Du werdest dann das Weitere schon besorgen und hoffentlich (setze ich dazu) ohne zu große Mühe und Belästigung. Das eine bemerke ich Dir, daß ich in keinem Falle den Hochzeittag hinausschieben möchte. Sollte also wegen des Aufgebots, welches in dieser Gegend erst wieder gegen Ostern statt findet (bis dahin nicht) auch Schwierigkeit in Frankfurt sein, so bitte ich Dich, umgehe sie coute qui coute; Du bist ein Advocat und die Leute können Alles. Hier wenigstens ist es auch um diese Zeit nicht schwer, sich vermittelst einer unbedeutenden Summe Dispensation vom Aufgebot zu verschaffen. Dann bitte ich Dich noch, schreibe mir umgehend ob ich noch in einer andern Stadt als Frankfurt aufgeboten werden muß. Ist das nicht unumgänglich nöthig, so erspare ich mir die Plackerei des Hin und Wiederschreibens gern; ist es aber so muß ichs in Berlin thun lassen, da sie hier bis palmarum nicht aufbieten, und auch für Berlin ist dann keine Zeit zu verlieren; drum bitte ich Dich um schleunige Antwort. Die beiligenden Papiere sind folgende: 1) Der gerichtliche Consens meiner Mutter. 2) Der Todtenschein des Vaters. 3) Mein Taufschein. 4) Das Zeugniß, daß ich in Preußen zum Militair-Dienst unbrauchbar befunden und zu den Halb-Invaliden gerechnet worden bin. Leider fehlt nur darin der Ausdruck II Aufgebot, auf den es vielleicht bei Euch ankommt (obwohl der Sinn derselbe ist) und das Papier darüber habe ich durch ein Misverständniß, nachdem ich es schon hier hatte, wieder nach Berlin schicken müssen, von wo sie mirs nicht wieder geschickt haben. Brauchst Du nun das, so schreibe mirs ebenfalls umgehend; jedoch hoffe ich dies genügt 5) Die Bescheinigung des hies: Stadtrathes, daß ich hier bürgerlichen Schutz genieße. Das vorige Papier ad 4 war damals noch nicht hier, daher die Exception, die nun dadurch aufgehoben ist. Nun hoff ich bald auf Deine Antwort; sag mir was Du willst, schilt mich auch über die Belästigung, oder darüber, daß die Papiere erst so spät kommen, aber der Hochzeittag darf nicht hinausgeschoben werden, das ist meine einzige Bedingung. Daß die Deinigen nun noch länger hier bleiben, weißt Du in diesem Augenblicke wohl schon; aber das noch nicht, daß meine Mutter die heut oder morgen hier ankommen wird, mir einen sehr verstimmten, erzürnten Brief über die (vermeintliche) Abreise Deiner Mutter geschrieben hat, und zugleich einen andern an Deine Mutter mit vielen Klagen darüber, daß sie sich nur um so wenig Tage verfehlten. Sie hätte ihre Reise gern um einige Tage beschleunigt, wenn sie es gewußt hätte, sie würde nun Deine Mutter wohl niemals kennen lernen, sie fühle sich fast gekränkt, &c &c – und den Brief erhält Deine Mutter nun hier, und wenig Stunden nach seinem Abgang muß meine Mutter die Nachricht von dem geänderten Reiseplane empfangen haben. Wie doppelt froh macht das nun uns alle. Ich habe in diesen Tagen aber so viel zu thun, daß ich wenig zu mir selbst und zur Cécile kommen kann. Das sey auch meine Entschuldigung für den schlechten flüchtigen Geschäftsbrief, und namentlich der Julie sage Du das, damit sie mir mein langes, freilich unverzeihliches Stillschweigen doch verzeihen möge. Und grüß sie mir von ganzem Herzen sehr vielmal und lebewohl. DeinFelix Mendelssohn Bartholdy.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1837-03-07" xml:id="date_254d80f3-a605-43b8-afe2-f242d635e683">7. 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