fmb-1837-01-24-02
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Leipzig, 24. Januar 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Der Brief ist nur unvollständig erhalten. Felix Mendelssohn Bartholdys Unterschrift sowie eventuelle Grüße und Schlussformeln wurden abgeschnitten. Auch in den Abschriften fehlt dieser Teil. Hillers Abschrift (MA Ep. 385) enthält als Erklärung für dieses Fehlen den Vermerk: »(den gleichgültigen Rest des Briefes habe ich ein mal verschenkt). / Ferd H.« Die beiden Abschriften unterscheiden sich in ihrer Vollständigkeit: Die Abschrift MA Nachl. 7,32,4 gibt den im Autograph erhaltenen Brieftext vollständig wieder. Hier wurden nachträglich die Passagen »am lebhaftesten […] dessen Bruder« (Z. 28 f.) und »Hofmeistern habe ich« (Z. 66) bis zum Briefschluss durchgestrichen. Die von Hiller angefertigte Abschrift unterschlägt die Passage von Z. 66 (»er sagte aber er habe«) bis Z. 72 (»an Dein Billet.«). Dieser Abschnitt fehlt auch im Druck Hiller, Erinnerungen. Dieser gibt dafür einen Teil der Grußformel und die Unterschrift wieder.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Ich habe Dir über die
Nun habe ich aber noch etwas auf dem Herzen, das ich Dir sagen muß.
selbstüberlassen ist, über den ihn weder Natur noch Talent, auch das größte nicht wegbringen kann, sondern nur der eigne Wille. Mir ist nichts widerwärtiger als ein Tadel der Natur, des Talents eines Menschen, das macht nur verstimmt und irre, hilft nichts, man setzt eben seiner Länge keine Elle zu, da ist doch alles Streben und Arbeiten umsonst, drum muß man drüber schweigen – das hat auch Gott zu verantworten. Aber ist es der Fall, wie hier in
muß, das weiß ich auch.
Sage mir nicht etwa, wir irrten uns alle, und die Ausführung sei eben so wie die Conception bei Dir, ich glaube es nicht. Ich glaube, daß Du Deinem Talent nach keinem Musiker jetzt nachstehst, aber ich kenne fast kein Stück von Dir, das ordentlich durchgeführt wäre.
Frage mich nicht, wie; denn das weißt Du selbst am bes[ten,] es ist am Ende nur die Sache eines Spaziergangs, oder ein[es] Augenblicks – kurz eines Gedankens.
Wenn Du mich über diese lange Geschichte auslachst, so thust Du vielleicht sehr Recht; aber in keinem Falle wenn Du mir drüber böse bist oder mirs nachträgst; und das ist auch dumm, daß ich daran nur denke; aber wie viel Musiker giebts, die das einem andern erlauben würden? Und wenn Du auch aus jedem Wort sehn mußt, wie ich Dein Talent liebe und verehre, so sage ich doch auch daß Du nicht vollkommen seist, und das nehmen die Musiker sonst übel. Aber Du nicht. Du weißt, wie viel mir daran liegt.
Die Stelle von
schlägest
Leipzig d. 24 Januar 1837. Mein lieber Ferdinand Ich habe Dir über die Aufführung Deiner dmol Ouvertüre, die am vergangnen Donnerstag Abend Statt fand, meinen versprochnen Bericht zu senden. Sie ging im Orchester gut, wir hatten sie vorher sehr fleißig und wiederholt studirt, und sehr viele Stellen klangen über meine Erwartung gut; am allerschönsten die erste amoll Stelle piano in den Blaseinstrumenten und die Melodie darauf, das macht sich ganz vortrefflich; dann auch am Anfang der sogenannten Durchführung das forte in gmol und das piano darauf (Deine Lieblingsstelle) dann auch die piano Pauken und Blaseinstrum. ganz am Ende in d dur. Auch der Schluß klingt im Orchester über meine Erwartung. Dagegen konnte ich nicht umhin mich auf unser gutes Vernehmen zu stützen, und nach der ersten Probe die staccato Contrabässe bei der Melodie in a dur, und jedesmal wenn sie wieder kommt in f und d dur, wegzunehmen, und gehaltene Noten dafür, hinzusetzen, Du glaubst nicht wie unruhig es sich machte, und hoffe deshalb Du nimmst mir die Freiheit nicht übel, ich bin überzeugt Du hättest dasselbe gethan, es klang gar nicht wie Du wolltest. Nun habe ich aber noch etwas auf dem Herzen, das ich Dir sagen muß. Die Ouvertüre hat die Musiker hier und mich dazu, bei der Aufführung nicht so recht ergriffen, wie ich wohl gewollt hätte, es ließ uns alle etwas darin kalt. Das wäre sehr gleichgültig, aber es war auffallend, daß alle Musiker die ich sprach, dasselbe sagten, daß allen das erste Thema und der ganze Anfang, die Melodie in amol und die in adur ausnehmend gut gefallen hatte, daß alle bis dahin auch ganz warm dabei waren, und von da an in ihrer Theilnahme immer nachließen, bis sie am Ende den guten und frappanten Eindruck des Thema’s vergessen hatten, und sich nicht mehr für die Musik interessirten. Das scheint mir wichtig – denn wieder scheint mir das auf die Differenz zu gehen, über die wir so unzähligemal gestritten haben, (am lebhaftesten neuerdings in der Nacht am Main mit Schlemmer und dessen Bruder) und der Mangel des Interesse’s mit dem Du Deine Kunst jemals ansehn kannst, macht sich am Ende doch wieder für andre fühlbar. Ich würde Dir das nicht sagen, wenn ich nicht so ganz überzeugt wäre, daß dies eben ein Punct ist, der jedem Menschen selbst überlassen ist, über den ihn weder Natur noch Talent, auch das größte nicht wegbringen kann, sondern nur der eigne Wille. Mir ist nichts widerwärtiger als ein Tadel der Natur, des Talents eines Menschen, das macht nur verstimmt und irre, hilft nichts, man setzt eben seiner Länge keine Elle zu, da ist doch alles Streben und Arbeiten umsonst, drum muß man drüber schweigen – das hat auch Gott zu verantworten. Aber ist es der Fall, wie hier in Deinem Stück, daß grade alle Thema’s, alles was Talent oder Eingebung ist (nenn’s wie Du willst) gut ist, und schön und ergreifend, und die Entwickelung desselben ist nicht gut, da meine ich man dürfe es nicht verschweigen, da, meine ich, kann es niemals unrecht sein, da ist der Punct, wo man an sich und seinen Sachen bessern kann – und wie ich glaube daß ein Mensch mit herrlichen Anlagen die Verpflichtung hat, was Gutes zu werden, daß man es seine Schuld nennen kann, wenn er sich nicht ganz so entwickelt, wie ihm die Mittel dazu gegeben sind – so glaube ich es auch bei einem Musikstück. Sag mir nicht, es sei so, drum müsse es so sein; ich weiß recht gut, daß kein Musiker seine Gedanken, sein Talent anders machen kann, als wie der Himmel sie ihm giebt; daß er aber, wenn der Himmel sie ihm gut giebt, sie gut ausführen können muß, das weiß ich auch. Sage mir nicht etwa, wir irrten uns alle, und die Ausführung sei eben so wie die Conception bei Dir, ich glaube es nicht. Ich glaube, daß Du Deinem Talent nach keinem Musiker jetzt nachstehst, aber ich kenne fast kein Stück von Dir, das ordentlich durchgeführt wäre. Die beiden Ouvertüren sind gewiß Deine besten Stücke, aber eben je deutlicher Du Dich aussprichst, je fühlbarer wird der Mangel, und ich meine, Du müßtest ihm abhelfen. Frage mich nicht, wie; denn das weißt Du selbst am besten, es ist am Ende nur die Sache eines Spaziergangs, oder eines Augenblicks – kurz eines Gedankens. Wenn Du mich über diese lange Geschichte auslachst, so thust Du vielleicht sehr Recht; aber in keinem Falle wenn Du mir drüber böse bist oder mirs nachträgst; und das ist auch dumm, daß ich daran nur denke; aber wie viel Musiker giebts, die das einem andern erlauben würden? Und wenn Du auch aus jedem Wort sehn mußt, wie ich Dein Talent liebe und verehre, so sage ich doch auch daß Du nicht vollkommen seist, und das nehmen die Musiker sonst übel. Aber Du nicht. Du weißt, wie viel mir daran liegt. Hofmeistern habe ich Deinen Auftrag ausgerichtet; er sagte aber er habe Dir bereits sowohl die verlangten Etuden und Capricen als andre Sachen zugeschickt, und ich habe daher den Bruder meiner Braut beauftragt Dir die 3 fl. zuzustellen. Entschuldige meinen Irrthum, aber Du hattest mir in Deinem Billet geschrieben ich empfinge von Dir 60 Pr. Thaler und da ich wie Du weißt, aus Euern Brabäntern und Sechsbätznern nie klug geworden bin, so wußte ichs nicht anders, und hielt mich an Dein Billet. Die Stelle von Seb. Bach betreffend, so habe ich die Partitur grade nicht, und kann sie hier nicht gleich finden, aber ich hielt die Stelle niemals für einen Druckfehler obwohl die Ausgabe sonst davon wimmelt. Deine Emendation scheint mir daher auch nicht richtig, mir ist als könnte das as nicht fehlen, „Du schlägest sie“ was mir so recht Bachisch vorkommt. Grüße … Dein F. M.
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Hier wurden nachträglich die Passagen »am lebhaftesten […] dessen Bruder« (Z. 28 f.) und »Hofmeistern habe ich« (Z. 66) bis zum Briefschluss durchgestrichen. Die von Hiller angefertigte Abschrift unterschlägt die Passage von Z. 66 (»er sagte aber er habe«) bis Z. 72 (»an Dein Billet.«). Dieser Abschnitt fehlt auch im Druck Hiller, Erinnerungen. Dieser gibt dafür einen Teil der Grußformel und die Unterschrift wieder.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift von Ferdinand Hiller, D-B, Musikabteilung, MA Ep. 385. – 8 S. (bei J. A. Stargardt, Marburg, Katalog 588, Auktion 18. und 19. 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Sag mir nicht, es sei so, drum müsse es so sein; ich weiß recht gut, daß kein Musiker seine Gedanken, sein Talent anders machen kann, als wie der Himmel sie ihm giebt; daß er aber, wenn der Himmel sie ihm gut giebt, sie gut ausführen können <hi rend="underline">muß</hi>, das weiß ich auch.</p><p>Sage mir nicht etwa, wir irrten uns alle, und die Ausführung sei eben so wie die Conception bei Dir, ich glaube es nicht. Ich glaube, daß Du Deinem Talent nach <hi rend="underline">keinem</hi> Musiker jetzt nachstehst, aber ich kenne fast kein Stück von Dir, das ordentlich durchgeführt wäre. <title xml:id="title_8271f60d-6938-4727-bcf2-d1c986f8e044">Die beiden Ouvertüren<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109286" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Faust d-Moll, op. 32</name><name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109287" style="hidden" type="music">Ouvertüre zu Shakespeares Was ihr wollt E-Dur, op. 21 (HW 1.21.1)</name></title> sind gewiß Deine besten Stücke, aber eben je deutlich[er] Du Dich aussprichst, je fühlbarer wird der Mangel, und ich meine, Du müßtest ihm abhelfen.</p><p>Frage mich nicht, wie; denn das weißt Du selbst am bes[ten,] es ist am Ende nur die Sache eines Spaziergangs, oder ein[es] Augenblicks – kurz eines Gedankens.</p><p>Wenn Du mich über diese lange Geschichte auslachst, so thust Du vielleicht sehr Recht; aber in keinem Falle wenn Du mir drüber böse bist oder mirs nachträgst; und das ist auch dumm, daß ich daran nur denke; aber wie viel Musiker giebts, die das einem andern erlauben würden? Und wenn Du auch aus jedem Wort sehn mußt, wie ich Dein Talent liebe und verehre, so sage ich doch auch daß Du nicht vollkommen seist, und das nehmen die Musiker sonst übel. Aber Du nicht. Du weißt, wie viel mir daran liegt.</p><p><persName xml:id="persName_b7c36d10-a53d-42e6-99e3-f0d6dff9ad97">Hofmeistern<name key="PSN0112046" style="hidden">Hofmeister, Johann Friedrich Carl (1782-1864)</name></persName> habe ich Deinen Auftrag ausgerichtet; er sagte aber er habe Dir bereits sowohl <title xml:id="title_ed297a47-bbb8-4f1c-9b51-a4853adfbad1">die verlangten Etuden<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109273" style="hidden" type="music">XXIV Études pour le pianoforte (Six suites d’études pour le pianoforte) op. 15 (HW 1.15)</name></title> und <title xml:id="title_b35a5846-620f-4959-bc8f-58de95792bbc">Capricen<name key="PSN0112003" style="hidden" type="author">Hiller, Ferdinand (seit 1875) von (1811-1885)</name><name key="CRT0109302" style="hidden" type="music">Trois caprices pour le pianoforte (IIIe livre) op. 14 (HW 1.14)</name></title> als andre Sachen zugeschickt, und ich habe daher <persName xml:id="persName_7dc83d87-5491-4604-a66e-0f799a107548">den Bruder<name key="PSN0112224" style="hidden">Jeanrenaud, Carl Cornelius (1814-1891)</name></persName> <persName xml:id="persName_faffd552-2f7d-4b03-822d-0d859686fcb2">meiner Braut<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> beauftragt Dir die 3 fl. zuzustellen. Entschuldige meinen Irrthum, aber Du hattest mir in Deinem Billet geschrieben ich empfinge von Dir 60 Pr. Thaler und da ich wie Du weißt, aus Euern Brabäntern und Sechsbätznern nie klug geworden bin, so wußte ichs nicht anders, und hielt mich an Dein Billet.</p><p>Die Stelle von <persName xml:id="persName_d974c22f-f16a-4ce8-ad6a-6cb709f1224c">Seb. Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> betreffend, so habe ich die <title xml:id="title_5f82bbbf-bc55-4501-b796-20f79c78794f">Partitur<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107757" style="hidden" type="music">Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben BWV 102</name></title> grade nicht, und kann sie hier nicht gleich finden, aber ich hielt die Stelle niemals für einen Druckfehler obwohl die Ausgabe sonst davon wimmelt. Deine Emendation scheint mir daher auch nicht richtig, mir ist als könnte das as nicht fehlen, „Du <hi rend="underline">schlägest</hi> <title xml:id="title_a11c45eb-14ed-4428-80a3-846d64a5d6c3">sie<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107757" style="hidden" type="music">Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben BWV 102</name></title>“ was mir so recht <persName xml:id="persName_2024cde8-4e1b-4e00-90be-4495e4c6beae">Bachisch<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> vorkommt. <seg type="closer" xml:id="seg_e502d077-8249-47e2-aca8-02155251df04">Grüße […]</seg></p><signed rend="right">Dein F. M.</signed></div></body> </text></TEI>