fmb-1837-01-07-01
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Leipzig, 7. Januar 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S. – Felix Mendelssohn Bartholdy datierte falsch mit 8. Januar 1837: Die Erwähnung eines Balls, der nachweislich am 6. Januar stattfand (vgl. Kommentar zu Z. 18), und des Sonnabends, den sich Mendelssohn für den »regelmäßigen Posttag nach Haus« ausgewählt habe (vgl. Z. 3 f.), weisen darauf hin, dass der Brief am Sonnabend, dem 7. Januar 1837, entstanden ist.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenJanuar 1837
Erst spät Abends komme ich zu diesem versprochnen Brief. Ich will mir aber jetzt den Sonnabend zum regelmäßigen Posttag nach Haus machen, und hoffe daß ich dann auch öfter von da hören werde. Wie schweigsam bist Du! Ich freilich noch mehr, denn ich habe Dir noch nicht für Deinen sehr lieben Brief gedankt, den ich in Frankfurt erhielt, und erst neben der
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Leipzig d. 8ten Januar 1837. Mein liebes Beckchen Erst spät Abends komme ich zu diesem versprochnen Brief. Ich will mir aber jetzt den Sonnabend zum regelmäßigen Posttag nach Haus machen, und hoffe daß ich dann auch öfter von da hören werde. Wie schweigsam bist Du! Ich freilich noch mehr, denn ich habe Dir noch nicht für Deinen sehr lieben Brief gedankt, den ich in Frankfurt erhielt, und erst neben der Cécile, dann (nach dem Weihnachtabend) mit ihr durchlas. Das waren gute Tage, und wen ich liebe, dem kann ichs nur wünschen, daß er ähnliche erlebt habe, oder erleben möge. Hier ist nun das Commißleben wieder angegangen, Proben und Musiker und Visiten und Briefe, grobe und feine vollauf, und das fatale ist nur, daß mich dies Leben müde macht und herunterbringt und abspannt, während mich alle das Glück wenns mir auch zuweilen fast schwindlig davon wird, nur immer frischer und auch thätiger macht. Ich gehe jetzt in die Leipziger Gesellschaften, weil ich doch der Cécile gern eine Auswahl von Umgang verschaffen möchte, wenn sie hier ist, je weniger sie freilich dann wählt, je lieber wird mirs sein, denn wenn ich mit ihr ganz allein bin, das ist das Allerbeste. Aber ich habe dabei auch manche ganz plaisirliche Stunden, war ich doch gestern mit Schuncks auf einem Balle bis gegen 2 Uhr, und habe seit Rom fast zum erstenmale ordentlich Galopp getanzt. Und vorigen Mittwoch war eine Fete bei Keils, wo es Weihnachtgeschenke und Gedichte regnete, und wo ich unter andern eines bekam, das meine Verlobungsgeschichte im Romanzenton besang „zu Frankfurt auf der Zeile“ und das sehr bewundert wurde. Als sie nun bei Tisch anfingen Lieder zu singen und ich einige betrübte Gesichter zu schneiden anfing, fiel es Schleinitz ein mir herüber zu rufen ich möchte doch gleich meine Romanze componiren damit sie was neues singen könnten, und die jungen Damen brachten mir Notenpapier, und Bleistift, und mich ergötzte die Anforderung, und componirte das Lied unter der Serviette während die andern Kuchen aßen, schrieb die 4 Stimmen aus, und ehe die Ananas aufgegessen war, suchten die Sänger a dur und sangen es so untadlig und con amore daß es allgemeinen Jubel machte. Namentlich sang Schleinitz seinen ersten Tenor so zart und schön; man konnte es nicht netter hören. und es machte die ganze Gesellschaft animirt. Auch David giebt am Donnerstag nach dem 12ten Abonnem. Concerte seine erste soirée, o Gott wenn nur die Frau gut einschlägt. Sie kommt mir so russisch vor, und das ist für mich eine ganz abscheuliche Eigenschaft. Doch ists schändlich, wenn ich über sie raisonnire, denn die Hauptsache ist doch daß sie David sehr lieb hat, und das scheint so, und was geht mich das andre an? Sag’s mir auch um Gotteswillen nicht nach. Ulrike v. Pogwisch ist hier und in einigen Tagen kommt Frau v. Goethe und bleibt den ganzen Winter. Ach, Beckchen, ich möchte so gern daß ich in Frankfurt wäre. Willst Du wissen, was ich zu Weihnachten bekommen habe: Cécilens Bild (abscheulich) und ein Paar symbolische Pantoffeln von ihr, und eine Menge silberne Wirthschaftssachen von Mde. Jeanrenaud, und eine goldne Uhrkette die hier großes Aufsehn unter meinen Bekannten macht von Mde. Souchay, und eine Brieftasche mit Frankfurt auf der einen und Kronthal auf der andern Seite von Julie gemalt, und mehrere Schreibsachen von Carl und der jüngeren Mde. Souchay, und die schönen Stahlstiche von Fanny für die ich noch nachträglich vielmals danke und den Raphaël. Aber ich setzte mich dann mit der Cécile in eine Fensterecke, und wir plauderten und das war das liebste Weihnachtgeschenk. – Sag mal Beckchen, wie lebst Du? Was treibst Du, wen siehst Du, wie geht es Dir mit Deiner Gesundheit, was sagt Walter, denkt er noch an mich, hat Dirichlet noch melancholische Autorstunden? Du könntest mir einmal wieder einen rechten Detailbrief über Dich und Alles schreiben, Du kannst das so gut. Von Klingemann habe ich gestern wieder Brief, und er schreibt die Sievekingsche Nachricht müsse wenigstens um die Hälfte heruntergestimmt werden, statt 1 200 Pfund und verlobt solle es heißen 600 und verliebt. Indeß ist er sehr zufrieden, hat sich ein neues Haus gemiethet, elegant eingerichtet, und ich denke am Ende ich muß dem Sieveking, den ich gar nicht kenne, mehr darin trauen, als ihm. Sag’ doch Fanny ich bäte sie, mir die Arie aus dem Paulus die ich ihr gestern per Fahrpost schickte gleich nach beendigter Aufführung wiederschicken, da sie aus dem ClavierAuszug genommen ist, der Schleinitz gehört. Und sag Mutter und ihr vorläufig vielen Dank für die lieben Briefe, bis ich ihn selbst sagen kann. Schuncks grüßen Dich alle mit einander, und haben Dich sehr lieb; Schleinitz’s auch (willst Du der Frau nicht einmal schreiben?) ich auch, Cécile auch; die schreibt mir eben, sie habe einen sehr lieben Brief von Dir bekommen, nun laß mirs auch bald so gut werden, und grüß alle von mir und lebwohl und sei gesund und glücklich, Du liebe Gere. F.
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Souchay<name key="PSN0114997" style="hidden">Souchay de la Duboissière, Johanna Helene (1804-1888)</name></persName>, und die schönen Stahlstiche von <persName xml:id="persName_b310c35e-6722-456c-b2d1-7fa76ad7a30f">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> für die ich noch nachträglich vielmals danke und den <title xml:id="title_f2502726-a5c7-4f4e-8982-8a37a83b3c9c">Raphaël<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483-1520)</name><name key="CRT0110401" style="hidden" type="art">Selbstporträt</name></title>. Aber ich setzte mich dann mit der <persName xml:id="persName_67d13183-744a-4327-b20d-4a0bcfeeb9b2">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> in eine Fensterecke, und wir plauderten und das war das liebste Weihnachtgeschenk. – Sag mal Beckchen, wie lebst Du? Was treibst Du, wen siehst Du, wie geht es Dir mit Deiner Gesundheit, was sagt <persName xml:id="persName_c5391a13-dd28-46ef-b924-2a0f684714c1">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, denkt er noch an mich, hat <persName xml:id="persName_1aaa4fe6-268d-473c-90ea-ec240237bdf9">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> noch melancholische Autorstunden? Du könntest mir einmal wieder einen rechten Detailbrief über Dich und Alles schreiben, Du kannst das so gut. Von Klingemann habe ich gestern wieder Brief, und er schreibt die <persName xml:id="persName_a167d699-a7da-4114-b41e-10f2cbb23524">Sievekingsche<name key="PSN0114909" style="hidden">Sieveking, (seit 1886) Sir Edward Henry (1816-1904)</name></persName> Nachricht müsse wenigstens um die Hälfte heruntergestimmt werden, statt 1 200 Pfund und verlobt solle es heißen 600 und verliebt. Indeß ist er sehr zufrieden, hat sich ein neues Haus gemiethet, elegant eingerichtet, und ich denke am Ende ich muß dem Sieveking, den ich gar nicht kenne, mehr darin trauen, als ihm. Sag’ doch <persName xml:id="persName_8c76941a-f0c3-462a-82d2-35ccab08f6ab">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ich bäte sie, mir die <title xml:id="title_cdedf248-649b-4cb7-bdf9-82752a9164f2">Arie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_gvahiq6r-wm9x-hxnc-2cwk-e5znbgp6s19m"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100664" style="hidden">Zwei geistliche Lieder für eine Singstimme und Klavier, 1868; enthält »Doch der Herr, er leitet die Irrenden recht« für Tenor und Klavier (MWV A 14, Anh. II) und »Der du die Menschen lässest sterben« für Sopran und Klavier (MWV A 14, Anh. II)<idno type="MWV">SD 56</idno><idno type="op">112</idno></name></title> aus dem <title xml:id="title_3386cb1a-c31d-4db4-a7ef-0f1e4cde845d">Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cwtkufv5-r293-xpov-qsjk-srrmh4k90vey"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> die ich ihr gestern per Fahrpost schickte gleich nach beendigter Aufführung wiederschicken, da sie aus dem <title xml:id="title_3d95f2a3-5dfb-4804-8e9f-6ecc34d5e64c">ClavierAuszug<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jhurlymi-ll82-euw1-f2lc-oj4be3bywpix"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> genommen ist, der <persName xml:id="persName_9c33c7c2-e565-4c20-b1f9-3dd17d08e045">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName> gehört. Und sag <persName xml:id="persName_4ad6b564-165f-47e7-bd68-e83268861201">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_b228994e-7552-4504-ad93-28f66301503b">ihr<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> vorläufig vielen Dank für die lieben Briefe, bis ich ihn selbst sagen kann. <persName xml:id="persName_72951d5a-ef42-47fc-b794-e1e465aa932d">Schuncks<name key="PSN0114759" style="hidden">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName> grüßen Dich alle mit einander, und haben Dich sehr lieb; <persName xml:id="persName_8ec79869-22f1-4b2e-90e8-97dc2073808e">Schleinitz’s<name key="PSN0114567" style="hidden">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name><name key="PSN0114568" style="hidden">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName> auch (willst Du der <persName xml:id="persName_bf16c3b4-a7d3-45c2-a4e9-382bc36c6dd8">Frau<name key="PSN0114568" style="hidden">Schleinitz, Juliane Constanze (1807-1852)</name></persName> nicht einmal schreiben?) ich auch, <persName xml:id="persName_1bf2f25c-97fa-4a11-b2b0-8db933b1da3e">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> auch; die schreibt mir eben, sie habe einen sehr lieben Brief von Dir bekommen, nun laß mirs auch bald so gut werden, und <seg type="closer" xml:id="seg_17debbd6-166b-4876-9eed-8eb53ee717a5">grüß alle von [mir] und leb[wo]hl [und] sei gesund und glücklich, Du liebe Gere.</seg> <seg type="signed">F.</seg></p></div></body> </text></TEI>