fmb-1837-01-01-01
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Leipzig, 31. Dezember 1836 und 1. Januar 1837
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
5 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
stenDec. 1836
Gestern bin ich durch hohen Schnee, und böse empfindliche Kälte hier wieder angekommen, und es soll nun meine erste Arbeit sein, die ich wieder vornehme, die so lange gedachten Zeilen an Dich, mit meinem Dank und meinen Wünschen auch wirklich zu schreiben, nicht blos im Kopf mit mir herum zu tragen, wie ich in Frankfurt gethan. Das waren glückliche, glückliche Tage, liebe Mutter, und ich werde Dirs niemals genug beschreiben können, welche Freude ich an jedem Tage erlebt, wie mir die ganze Zeit so lieb, so unvergeßlich ist. – ten
Aber nun habe ich Dir noch so vielen Dank zu sagen für
stenAbends an, ich danke ihnen beiden heut noch selbst dafür. Gern möchte ich Dir das Album beschreiben, aber ich denke Du siehst es selbst bald, und dann nimmt sichs daz[u] besser und frischer aus. Wir haben mit einander ausgemacht im nächsten Sommer auf einige Zeit nach Berlin zu kommen, um Euch zu besuchen, das steht nun fest. Wir denken gleich nach Ostern Frankfurt zu verlassen, nach dem südlichen Deutschland, vielleicht der Schweiz auf einige Wochen zu gehen, dann nach Frankfurt zurück, weil
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Leipzig d. 31sten Dec. 1836Liebe Mutter Gestern bin ich durch hohen Schnee, und böse empfindliche Kälte hier wieder angekommen, und es soll nun meine erste Arbeit sein, die ich wieder vornehme, die so lange gedachten Zeilen an Dich, mit meinem Dank und meinen Wünschen auch wirklich zu schreiben, nicht blos im Kopf mit mir herum zu tragen, wie ich in Frankfurt gethan. Das waren glückliche, glückliche Tage, liebe Mutter, und ich werde Dirs niemals genug beschreiben können, welche Freude ich an jedem Tage erlebt, wie mir die ganze Zeit so lieb, so unvergeßlich ist. – Meine Braut könnte ich wohl nicht mehr lieben, als seit dem ersten Anfang wo ich sie sah, aber doch hat sich erst in diesen glücklichen Tagen alles Gefühl von Sorge und Furcht, von Ungewohnheit ganz und für immer verloren, doch bin ich erst jetzt in ihrer Nähe so ruhig und still glücklich gewesen, wie ich mirs etwa nur aus den Kinderjahren her erinnern kann. Und dann, wie soll ich Dir die Liebenswürdigkeit und den Reiz des ganzen Hauses erzählen, wo alle lebendig und eigenthümlich sind, und jeder vom andern ganz verschieden, und alle so gut. Denke Dir nun mich in der Mitte von lauter so lieben Menschen, mich an ihnen erfreuend, von ihnen wieder gern gesehen, neben meiner Braut – da weißt Du eigentlich die Hauptsache, weißt wie mir zu Muthe ist, und war. Um 9 Uhr Abends mußte ich von meiner Cécile fort, und um 2 in der Nacht stand ich schon auf der Landstraße im Schnee und Eis, weil die Pferde den Wagen nicht den Berg hinauf kriegen konnten, und erst nach einer halben Stunde ihn von der Stelle brachten, so daß wir uns wieder einsetzen konnten. Grell genug war der Abstand, und die ganze Reise wohl die unerquicklichste, die ich je gemacht, zwischen Naumburg und Eckartsberga lag der Schnee häuserhoch, und eine Straße hatte künstlich gegraben werden müssen. Und als ich gestern Nachmittag hier ankam mußte ich vom Postwagen gleich in die Probe, konnte erst nach der Probe nach Haus gehen, und hier in meinem Zimmer, wo noch alles so stand und lag, wie bei meiner frohen Abreise, und wo ich mir sagen mußte, nun ist die lang ersehnte Zeit vorüber, da wurde mir sehr traurig und einsam zu Muth. Ob Jeanrenauds im Laufe des Winters herkommen ist noch unbestimmt, es könnte spätestens im Anfang des Februar sein, und nach meiner eben gemachten Erfahrung möchte ich um keinen Preis daß sie eine Reise machten, die sogar mich, einen alten commis voyageur fast aus der Fassung brachte, von der ich mich noch heut kaum erholen kann. So zähle ich nun wieder bis Ostern, und bin es zufrieden, daß ich heut schon wieder Probe zum morgenden 11ten Abonnement-Concert gehabt habe, so sehe ich doch wie’s vorwärts geht, und sage mir, daß ich dann von meiner Cécile nicht wieder getrennt sein werde. Aber nun habe ich Dir noch so vielen Dank zu sagen für den schönen Raphaelskopf, Dein liebes Weihnachtgeschenk. Cécile und ich wir lasen Deinen lieben Brief dann zusammen, und dankten Dir beide für unsre schönen Geschenke, und Dein Angedenken von ganzem Herzen. Fannys und Hensels Sendung mit Deinen lieben Worten kam erst am 26sten Abends an, ich danke ihnen beiden heut noch selbst dafür. Gern möchte ich Dir das Album beschreiben, aber ich denke Du siehst es selbst bald, und dann nimmt sichs dazu besser und frischer aus. Wir haben mit einander ausgemacht im nächsten Sommer auf einige Zeit nach Berlin zu kommen, um Euch zu besuchen, das steht nun fest. Wir denken gleich nach Ostern Frankfurt zu verlassen, nach dem südlichen Deutschland, vielleicht der Schweiz auf einige Wochen zu gehen, dann nach Frankfurt zurück, weil Mde. Jeanrenaud die uns gern auf einige Zeit bei sich haben will, mir dies Versprechen abgenommen hat, dann zu Dir, liebe Mutter und zu Euch, liebe Schwestern. Also auf ein frohes Wiedersehen dann. Am 1sten Januar 1837. Bis heut hab ich mir den Schluß verspart, um Dir liebe Mutter am Anfang des heutigen Jahres all meine Wünsche und Grüße für Dein Glück und Wohl und für Deine Gesundheit sagen zu können. Auf ein fröhliches Wiedersehn in diesem Jahre wiederhole ich nun, und möge es bald sein. Ich nehme mir vor jeden Sonnabend jetzt an Euch zu schreiben und denke gewiß, ich werde es pünctlich halten können. Nächsten Sonnabend schreibe ich Dir, liebes Beckchen, und sage Dir meinen Dank für Deinen lieben in Frankfurt erhaltnen Brief, und nun ists spät Nachmittag, in einer Stunde fängt das 11te Abonnement-Concert an. Lebt alle wohl, Ihr Lieben, und denkt meiner zuweilen und Du liebe Mutter behalte lieb und schreibe bald Deinem Felix.
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