fmb-1836-12-17-01
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Frankfurt a. M., 13. und 17. Dezember 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys und Cécile Jeanrenauds Hand, mehrere Poststempel. – Die fehlende Jahresangabe erschließt sich aus dem Poststempel und dem Inhalt: Cécile Jeanrenaud begann den Brief an dem Tag zu schreiben, an dem Felix Mendelssohn Bartholdy von Leipzig in Richtung Frankfurt a. M. aufbrach.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin
Leipzigerstraße
N.
o3tenDec.
Ich habe so gar zu lange nichts von allen Euch Lieben gehört, und sehne mich so sehr wieder einmal zu hören daß Ihr mich noch ein wenig lieb habt, daß ich unmöglich diesen Wunsch länger unterdrücken kann. – Wohl habe ich mir es selbst zuzuschreiben wenn mich lange keine so freundlichen Worte, wie Deine letzten an mich erfreuten, ich habe Dir ja nicht einmal darauf geantwortet! – Aber, liebe Fanny Du mußt mir das nicht übel nehmen, selbst wenn ich Dir auch alle die hindernden Ursachen nicht auseinander setze, es würde Dich nur langweilen, und Du wirst mir wohl glauben, daß mein Herz mit dem Danke, der Feder zuvorgekommen ist. Aber nun wo die Tage, in denen ich meinen lieben Felix wiedersehen soll, so nahe sind, wo ich gar keine Geduld mehr habe, am Arbeitstische oder irgend wo etwas lange hintereinander zu treiben, wo ich meine, die Zeit ginge schneller wenn ich mich bewege, will ich auch einmal versuchen ob ich noch genuch Sinne beisammen habe, um einen Brief zu Tage zu fördern. Mit Dir habe ich am meisten Muth, weil Du mir einmal sagtest Du könnest meine Ungeduld begreifen. – Aber meine Freude, die kann wohl niemand begreifen, niemand kann sie sich denken, und in meinen vernünftigen Augenblicken komme ich mir selbst oft gar zu kindisch vor. – Wenn nur die gräßlichen visiten nicht wären, und ich Felix so recht nach Herzenslust genießen könnte;
Ich denke aber doch eben, der Brief wird Dir mehr Freude machen, wenn Felix einige Zeilen dazu fügt und da will ich ihn denn liegen lassen bis er kommt. – Nur bitten will ich Dich noch, die kleine Zeichnung auf der andern Seite nicht mit Deines Mannes Kenner Augen anzusehen, wenn Du gleich alles übrige nur durch seine Augen zu betrachten gewohnt bist, so mache doch hier eine Ausnahme, und denke, daß ich Dir diese schlechte Skizze nur schicke, damit Du Dir ungefähr denken kannst wo wir wohnen. Ich dachte es könne der
Willst Du
ten
müsse sein [und] nun darf ich mich nicht mehr beklagen, son[dern] noch obendrein dazu ermuntern, denn Felix Klagelieder machen meine zu nichte. Vergnügt sind wir aber doch trotz dessen, und wie! –
Frankfurt den 13ten Dec. Liebe Fanny! Ich habe so gar zu lange nichts von allen Euch Lieben gehört, und sehne mich so sehr wieder einmal zu hören daß Ihr mich noch ein wenig lieb habt, daß ich unmöglich diesen Wunsch länger unterdrücken kann. – Wohl habe ich mir es selbst zuzuschreiben wenn mich lange keine so freundlichen Worte, wie Deine letzten an mich erfreuten, ich habe Dir ja nicht einmal darauf geantwortet! – Aber, liebe Fanny Du mußt mir das nicht übel nehmen, selbst wenn ich Dir auch alle die hindernden Ursachen nicht auseinander setze, es würde Dich nur langweilen, und Du wirst mir wohl glauben, daß mein Herz mit dem Danke, der Feder zuvorgekommen ist. Aber nun wo die Tage, in denen ich meinen lieben Felix wiedersehen soll, so nahe sind, wo ich gar keine Geduld mehr habe, am Arbeitstische oder irgend wo etwas lange hintereinander zu treiben, wo ich meine, die Zeit ginge schneller wenn ich mich bewege, will ich auch einmal versuchen ob ich noch genuch Sinne beisammen habe, um einen Brief zu Tage zu fördern. Mit Dir habe ich am meisten Muth, weil Du mir einmal sagtest Du könnest meine Ungeduld begreifen. – Aber meine Freude, die kann wohl niemand begreifen, niemand kann sie sich denken, und in meinen vernünftigen Augenblicken komme ich mir selbst oft gar zu kindisch vor. – Wenn nur die gräßlichen visiten nicht wären, und ich Felix so recht nach Herzenslust genießen könnte; Meine Schwester Julie hat sich amüsirt eine große, lange, Liste zu schreiben von allen den zu Besuchenden, die sie mir vorhin auf sehr schönem Papier überreichte. Da habe ich denn erst einen rechten Schrecken bekommen über die vielen „en personne. “ Ich denke aber doch eben, der Brief wird Dir mehr Freude machen, wenn Felix einige Zeilen dazu fügt und da will ich ihn denn liegen lassen bis er kommt. – Nur bitten will ich Dich noch, die kleine Zeichnung auf der andern Seite nicht mit Deines Mannes Kenner Augen anzusehen, wenn Du gleich alles übrige nur durch seine Augen zu betrachten gewohnt bist, so mache doch hier eine Ausnahme, und denke, daß ich Dir diese schlechte Skizze nur schicke, damit Du Dir ungefähr denken kannst wo wir wohnen. Ich dachte es könne der Mutter vielleicht Vergnügen machen. Willst Du der lieben Mutter auch erzählen, daß ich gestern zum erstenmale ihre wunderschöne Kette angehabt, auf einem Balle und daß sie sehr bewundert worden. Die Mutter hatte sie mir weiter machen lassen; durch die Ohrringe, die ich nun einmal nicht tragen soll. Cécile Jeanrenaud den 17ten O, liebe Fanny, nun habe ich meinen Felix wieder aber anstatt geduldiger, vernünftiger und ruhiger zu werden, ists gerade das Gegentheil nun kann ich kaum den Augenblick erwarten bis er wieder nach Hause kommt! Die Mutter hat ihn endlich durch allerlei Versprechungen bewegt zum Schneider zu gehen um sich einen Rock machen zu lassen, denn, denke Dir, wie lustig, er hat keinen schönen von Leipzig mitgebracht, um hier keine visiten machen zu müssen; aber alle seine Listen schmolzen, denn die Mutter sagt es müsse sein und nun darf ich mich nicht mehr beklagen, sondern noch obendrein dazu ermuntern, denn Felix Klagelieder machen meine zu nichte. Vergnügt sind wir aber doch trotz dessen, und wie! – Nur alle Euch Lieben möcht’ ich einmal gesehen haben, bis dahin, (was bald sein möge), grüßt von ganzem Herzen Eure Cécile Jeanrenaud Ja, Du lieber Fenchel, da sitze ich wieder an Céciles Pult, und schreibe Dir, und bin ein glücklicher Mensch. Wie ists weiter zu beschreiben? Weiß gar nicht, und bin stumm, aber nicht so wie die Affen am Orinoco sondern ganz anders. Zuweilen möchte ich ein klein wenig toll werden, wenn ich an die Visiten denke, die morgen los gehen, es sind deren – – – – 163. wohlgezählt. Was sagst Du nun, Cantor? Und bei meinem Bart, ich muß sie alle machen, trotz dem daß ich mich so jämmerlich anstelle, wie mir nur möglich. Aber wahrlich, mir ist das auch einerlei – ich bin zu froh. Neben der Cécile habe ich nun die letzten 4 Tage hier gelebt, und habe noch acht solche vor mir. Und dabei ist alles hier im Hause so nett und lieb, und der Carl Jeanrenaud dessen Bekanntschaft ich jetzt erst gemacht habe, der ist auch so liebenswürdig und gut, wie die andern, ein gar zu netter Mensch, und außer alle dem habe ich eine ganze Menge gute Musik im Kopfe, die Dir alle noch gefallen soll, und so kann ichs wohl dankbar sagen, welch ein glücklicher Mensch ich bin. Lebwohl, Fanny; grüß Mutter, und Beckchen, und Hensel und Seb. und denk an Deinen FMB.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-12-13" xml:id="date_2176ca1d-3c3f-4e21-81c3-633a5d3f74a8">13.</date> und <date cert="high" when="1836-12-17" xml:id="date_c146438c-df47-4c14-84fc-4811d6d9a3a1">17. 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Aber nun wo die Tage, in denen ich meinen lieben Felix wiedersehen soll, so nahe sind, wo ich gar keine Geduld mehr habe, am Arbeitstische oder irgend wo etwas lange hintereinander zu treiben, wo ich meine, die Zeit ginge schneller wenn ich mich bewege, will ich auch einmal versuchen ob ich noch genuch Sinne beisammen habe, um einen Brief zu Tage zu fördern. Mit Dir habe ich am meisten Muth, weil Du mir einmal sagtest Du könnest meine Ungeduld begreifen. – Aber meine Freude, die kann wohl niemand begreifen, niemand kann sie sich denken, und in meinen vernünftigen Augenblicken komme ich mir selbst oft gar zu kindisch vor. – Wenn nur die gräßlichen visiten nicht wären, und ich Felix so recht nach Herzenslust genießen könnte; <persName xml:id="persName_4906adea-0252-4762-9525-e62346f2bc8b">Meine Schwester Julie<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> hat sich amüsirt eine große, lange, Liste zu schreiben von allen den zu Besuchenden, die sie mir vorhin auf sehr schönem Papier überreichte. 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