fmb-1836-12-04-02
Hilfe zum Zitier-Tool
Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.
Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.
Leipzig, 4. Dezember 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Laut Poststempel ist der Brief erst am 8. Dezember 1836 von Leipzig abgegangen.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tJames’.
fr.
tenDec. 36
Mein lieber Freund, ich kann Dir nur jetzt gar nicht recht schreiben; Du müßtest die
In 8-10 Tagen reise ich so Gott will nach Frankfurt, und bleibe da die Weihnachtszeit über bis 4 Tage vor Neujahr, wo hier wieder ten nicht noch einmal schreibe, wie ich erst wollte. Aber wahrscheinlich komme ich gerade den 15ten dort an, und von dem Tage an, will ich weiter nichts thun als eben dort sein und mich drüber freuen. Visiten machen soll ich auch. Dies ist schändlich, [doch] thue ich, was mir befohlen wird, und bin mit allem gern zufrieden. – Ich weiß auch nebenbei, daß es eine rechte Schande ist, für einen Menschen von 27 Jahren, wie ich bin, so ganz und gar, so von ganzer Seele, so bis über die Ohren verliebt zu sein – man soll reife Ansichten haben, Ruhe, Gleichmaß – Gott weiß was alles – aber ich habe gar nichts, als daß ich die
Du willst wissen, was ich neues zeither gemacht habe, es ist nicht viel, ich muß im Winter zuviel dirigiren und musiciren, als daß ich so recht Musik machen könnte, doch habe ich eine Menge neuer Lieder mit und ohne Worten, kleine Duetten,
Leipzig d. 4ten Dec. 36Lieber Klingemann Dein Brief hat mich sehr erfreut und getröstet, so ist denn endlich etwas in der Sache geschehen, die mir seit langer Zeit so nahe ging, so ist Deine Stellung endlich besser, angenehmer, Dir zusagender geworden; das glaubst Du nicht wie mir das beruhigend und wohlig war, als ichs las, nebst allem Lieben und Guten was Du mir schreibst. Aber Du sagst mir doch nicht détails genug von Deiner neuen Stellung, auf die bin ich am meisten begierig, namentlich wie Du und wo Du leben wirst, wenn Cumberland &c &c. ; das möchte ich wissen, und ob Du sehr viel zu thun hast, und wieviel sie zahlen werden, denn die Erstattung der höheren Miethe thuts nicht. Sag mir das alles ja in Deinem nächsten Briefe. Und sieh wie hübsch es ist, daß auch ich Dir heut dieselbe Nachricht, mich betreffend zu melden habe; seit einigen Tagen hat sichs entschieden, daß ich hier wohnen werde, meine Stelle auf 6 Jahr (oder 4, das hängt noch von mir ab) behalten, unter den aller genteelsten pekuniairen und andern Verhältnissen, mit Beibehaltung meiner freien Sommermonate, kurz so wie ich mirs nur irgend hätte wünschen können. Besser wärs wohl, wenn wir näher wären – nur wenigstens beide in Deutschland, aber auch in der Entfernung thut mir diese Symmetrie wohl und macht mich vergnügt, wenn ichs bedenke. Mein lieber Freund, ich kann Dir nur jetzt gar nicht recht schreiben; Du müßtest die Cécile Jeanrenaud kennen, dann ging es wieder, wie sonst. Wenn ich Dir aber sage, daß mir immer noch ist, wie einem der aus einem Schlafe aufwacht, oder der ganz irre gewesen ist, und wieder Tageslicht sieht, so erinnerst Du Dich wohl jener Zeit vor einem Jahre, und weißt, daß das nicht ein Gleichniß ist, sondern buchstäblich so. Wie ich dabei Gott danken soll, für ein so überaus großes Glück, das er mir schenkte, das weiß ich nicht, weiß nur daß ich oft fühle, welch ein trauriger geschlagner Mensch ich in diesem Augenblicke wäre, ohne sie. Du mußt es im Frühjahr in Düsseldorf wohl gesehen haben, weil Du mich in frohen Tagen gekannt hast, wie mir eigentlich alles aus zu sein schien, wie ich mich an Freude und Leben gar nicht wieder gewöhnen konnte, und jetzt, durch meine Cécile bin ich so ganz heiter und froh, auch so unbesorgt dabei, wie ichs gar nicht wieder habe werden können, seit ich aus dem elterlichen Hause, aus der Zeit des Gartens, der Gartenzeitung, und all den lieben Umgebungen geschieden war. Das begreifst Du nun eben nicht, wies anders geworden sein kann, und drum kann ich Dir eben nicht recht schreiben, denn Du solltest die Cécile Jeanrenaud kennen. In 8-10 Tagen reise ich so Gott will nach Frankfurt, und bleibe da die Weihnachtszeit über bis 4 Tage vor Neujahr, wo hier wieder Concert ist. Verzeih mir da wenn ich Dir in diesem Monat den 15ten nicht noch einmal schreibe, wie ich erst wollte. Aber wahrscheinlich komme ich gerade den 15ten dort an, und von dem Tage an, will ich weiter nichts thun als eben dort sein und mich drüber freuen. Visiten machen soll ich auch. Dies ist schändlich, doch thue ich, was mir befohlen wird, und bin mit allem gern zufrieden. – Ich weiß auch nebenbei, daß es eine rechte Schande ist, für einen Menschen von 27 Jahren, wie ich bin, so ganz und gar, so von ganzer Seele, so bis über die Ohren verliebt zu sein – man soll reife Ansichten haben, Ruhe, Gleichmaß – Gott weiß was alles – aber ich habe gar nichts, als daß ich die Cécile so lieb habe, und so gern bei ihr wäre. Willst Du mich darüber auslachen, so kannst Dus nun thun. Du willst wissen, was ich neues zeither gemacht habe, es ist nicht viel, ich muß im Winter zuviel dirigiren und musiciren, als daß ich so recht Musik machen könnte, doch habe ich eine Menge neuer Lieder mit und ohne Worten, kleine Duetten, Fugen und Präludien welche letztere Dir vielleicht bald zu Gesicht kommen werden, und von denen ich möchte, daß Dir einiges gefiele. Du schreibst von meinem Paulus wisse ich alles – gar nichts weiß ich davon. Du hast mir nur geschrieben, ich wisse es, und Novello dasselbe, so weiß ich nichts, als was mir ein Paar Zeitung Artikel gesagt haben, und aus denen mach ich mir nichts. Wie hat das Stück die Musiker und die ordentlichen Leute gestimmt? Darauf kommts an; und das möchte ich wohl, daß Du mir es schriebest. In diesen Tagen schick ich an Hattendorf ein Packet mit Briefen an Rosen, Moscheles und Horsley’s und mit sonstigem. Das Papier ist aus. Lebewohl, und bleibe mir, mein Freund, und der Alte Dein F.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1836-12-04-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1836-12-04-02" xml:id="title_04444472-8ef9-4061-829b-0bad83ddcf13">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Leipzig, 4. Dezember 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_496598bd-be65-4228-8442-e8c84f1144e1">Lieber Klingemann Dein Brief hat mich sehr erfreut und getröstet, so ist denn endlich etwas in der Sache geschehen, die mir seit langer Zeit so nahe ging, so ist Deine Stellung endlich besser, angenehmer, Dir</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_947236c5-9dac-4f92-995b-7dbadbce4544">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1490</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_731306a4-48d9-4a5b-9b36-bd3f11087e88"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Israel</country> <settlement>Jerusalem</settlement> <institution key="RISM">IL-J</institution> <repository>Jerusalem, The National Library of Israel (olim: Jewish National and University Library)</repository> <collection>Lobbenberg Collection</collection> <idno type="signatur">ARC. 4° 1651/XI/17.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1836-12-04-02" type="letter" xml:id="title_40ec2dd3-0419-4c59-b8f5-0d2eb092824b">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 4. Dezember 1836</title> <incipit>Lieber Klingemann Dein Brief hat mich sehr erfreut und getröstet, so ist denn endlich etwas in der Sache geschehen, die mir seit langer Zeit so nahe ging, so ist Deine Stellung endlich besser, angenehmer, Dir</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Laut Poststempel ist der Brief erst am 8. Dezember 1836 von Leipzig abgegangen.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Teilabschrift, D-B, Handschriftenabteilung, Nachl. Alexander Mendelssohn, Beilage, Bl. 10–11r.</bibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 207 f.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-12-04" xml:id="date_1a7bfb4d-164a-42c1-930c-933c1d0bb32c">4. Dezember 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_4808e6cb-efe1-49f1-a191-ad502d9c9559">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_29bcaa63-96f6-4f97-a4ff-5c4323b4bfbd"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112434" resp="receiver" xml:id="persName_167d37dd-1775-4c96-b8a9-8841c1edf0b6">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_afbc97c3-135f-42f1-94ca-5ebc04732f75"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_71d9c8d6-7130-464d-98db-33d4add4a822"> <head> <address> <addrLine>C. Klingemann</addrLine> <addrLine>Esqure.</addrLine> <addrLine>London.</addrLine> <addrLine>37 Bury Street S<hi rend="superscript">t</hi> James’.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">fr</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_c6a44d57-e386-42b6-b234-78feff999dab"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1836-12-04" xml:id="date_911e661a-5c74-4592-b24e-dca0ff8bd654">4<hi rend="superscript">ten</hi> Dec. 36</date></dateline><p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Klingemann</seg> Dein Brief hat mich sehr erfreut und getröstet, so ist denn endlich etwas in der Sache geschehen, die mir seit langer Zeit so nahe ging, so ist Deine Stellung endlich besser, angenehmer, Dir zusagender geworden; das glaubst Du nicht wie mir das beruhigend und wohlig war, als ichs las, nebst allem Lieben und Guten was Du mir schreibst. Aber Du sagst mir doch nicht détails genug von Deiner neuen Stellung, auf die bin ich am meisten begierig, namentlich wie Du und wo Du leben wirst, wenn Cumberland &c &c.; das möchte ich wissen, und ob Du sehr viel zu thun hast, und wieviel sie zahlen werden, denn die Erstattung der höheren Miethe thuts nicht. Sag mir das alles ja in Deinem nächsten Briefe. Und sieh wie hübsch es ist, daß auch ich Dir heut dieselbe Nachricht, mich betreffend zu melden habe; seit einigen Tagen hat sichs entschieden, daß ich hier wohnen werde, meine Stelle auf 6 Jahr (oder 4, das hängt noch von mir ab) behalten, unter den aller genteelsten pekuniairen und andern Verhältnissen, mit Beibehaltung meiner freien Sommermonate, kurz so wie ich mirs nur irgend hätte wünschen können. Besser wärs wohl, wenn wir näher wären – nur wenigstens beide in Deutschland, aber auch in der Entfernung thut mir diese Symmetrie wohl und macht mich vergnügt, wenn ichs bedenke.</p><p>Mein lieber Freund, ich kann Dir nur jetzt gar nicht recht schreiben; Du müßtest die <persName xml:id="persName_05f5c6fb-41f1-4f78-8669-fcb4712872ee">Cécile Jeanrenaud<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> kennen, dann ging es wieder, wie sonst. Wenn ich Dir aber sage, daß mir immer noch ist, wie einem der aus einem Schlafe aufwacht, oder der ganz irre gewesen ist, und wieder Tageslicht sieht, so erinnerst Du Dich wohl jener Zeit vor einem Jahre, und weißt, daß das nicht ein Gleichniß ist, sondern buchstäblich so. Wie ich dabei Gott danken soll, für ein so überaus großes Glück, das er mir schenkte, das weiß ich nicht, weiß nur daß ich oft fühle, welch ein trauriger geschlagner Mensch ich in diesem Augenblicke wäre, ohne <persName xml:id="persName_c56856e6-55e0-4192-971b-d1ec894a0b26">sie<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>. Du mußt es im Frühjahr in Düsseldorf wohl gesehen haben, weil Du mich in frohen Tagen gekannt hast, wie mir eigentlich alles aus zu sein schien, wie ich mich an Freude und Leben gar nicht wieder gewöhnen konnte, und jetzt, durch <persName xml:id="persName_5bdfea55-fcf9-4c1b-b17b-95d13d3ad6dc">meine Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> bin ich so ganz heiter und froh, auch so unbesorgt dabei, wie ichs gar nicht wieder habe werden können, seit ich aus dem elterlichen Hause, aus der Zeit des Gartens, der <title xml:id="title_54dd041a-34e5-411a-a1b3-b6f7dd804f8c">Gartenzeitung<name key="PSN0113241" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name><name key="CRT0109943" style="hidden" type="literature">Gartenzeitung (auch: Schnee- und Thee-Zeitung)</name></title>, und all den lieben Umgebungen geschieden war. Das begreifst Du nun eben nicht, wies anders geworden sein kann, und drum kann ich Dir eben nicht recht schreiben, denn Du solltest die <persName xml:id="persName_e4c7de81-9936-486b-a99b-398d9aeb0461">Cécile Jeanrenaud<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> kennen.</p><p>In 8-10 Tagen reise ich so Gott will nach Frankfurt, und bleibe da die Weihnachtszeit über bis 4 Tage vor Neujahr, wo hier wieder <placeName xml:id="placeName_71b62e78-2855-4891-abe9-0e198a0d775b">Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist. Verzeih mir da wenn ich Dir in diesem Monat den 15<hi rend="superscript">ten</hi> nicht noch einmal schreibe, wie ich erst wollte. Aber wahrscheinlich komme ich gerade den 15<hi rend="superscript">ten</hi> dort an, und von dem Tage an, will ich weiter nichts thun als eben dort sein und mich drüber freuen. Visiten machen soll ich auch. Dies ist schändlich, [doch] thue ich, was mir befohlen wird, und bin mit allem gern zufrieden. – Ich weiß auch nebenbei, daß es eine rechte Schande ist, für einen Menschen von 27 Jahren, wie ich bin, so ganz und gar, so von ganzer Seele, so bis über die Ohren verliebt zu sein – man soll reife Ansichten haben, Ruhe, Gleichmaß – Gott weiß was alles – aber ich habe gar nichts, als daß ich die <persName xml:id="persName_dff17836-18c3-4cb8-9124-747b95108483">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> so lieb habe, und so gern bei ihr wäre. Willst Du mich darüber auslachen, so kannst Dus nun thun.</p><p>Du willst wissen, was ich neues zeither gemacht habe, es ist nicht viel, ich muß im Winter zuviel dirigiren und musiciren, als daß ich so recht Musik machen könnte, doch habe ich eine Menge neuer Lieder mit und ohne Worten, kleine Duetten, <title xml:id="title_af01f79c-20e5-4fac-b481-23d91ce55fd6">Fugen und Präludien<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dhhvago9-er2r-8rla-d1tg-cdmqftaugavm"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100630" style="hidden">Sechs Präludien und Fugen für Klavier, 1837; enthält MWV U 116 und U 66, U 129 und U 105, U 131 und U 91, U 122 und U 108, U 126 und U 106, U 135 und U 128<idno type="MWV">SD 14</idno><idno type="op">35</idno></name></title> welche letztere Dir vielleicht bald zu Gesicht kommen werden, und von denen ich möchte, daß Dir einiges gefiele. Du schreibst von <title xml:id="title_6f23b8b7-dd9e-45fa-b3e3-3bab91cad34a">meinem Paulus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_p33czsj4-s420-miav-umfd-gkrzyilxynar"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> wisse ich alles – gar nichts weiß ich davon. Du hast mir nur geschrieben, ich wisse es, und <persName xml:id="persName_b2268d97-9cd7-4dc9-b123-d86de3b73436">Novello<name key="PSN0113624" style="hidden">Novello, Joseph Alfred (1810-1896)</name></persName> dasselbe, so weiß ich nichts, als was mir ein Paar Zeitung Artikel gesagt haben, und aus denen mach ich mir nichts. Wie hat das Stück die Musiker und die ordentlichen Leute gestimmt? Darauf kommts an; und das möchte ich wohl, daß Du mir es schriebest. In diesen Tagen schick ich an <persName xml:id="persName_cd6ec81a-7415-4ddd-8a49-550e31fe5dac">Hattendorf<name key="PSN0111758" style="hidden">Hattendorf (Hattendorff), Friedrich Heinrich (1772-1866)</name></persName> ein Packet mit Briefen an <persName xml:id="persName_478b4814-7756-4f6b-94b4-522ea7e78f6e">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_1f888607-72a1-4d55-af4c-9b2c410eb3f6">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d24bcc4b-48b0-4b3a-ad23-d4d3442fd7fd">Horsley’s<name key="PSN0112100" style="hidden">Horsley, Familie von → William H.</name></persName> und mit sonstigem. <seg type="closer" xml:id="seg_f6b88d8c-9718-492e-9dad-3461d12b4fc2">Das Papier ist aus. Lebewohl, und bleibe mir, mein Freund, und der Alte</seg></p><signed rend="right">Dein F.</signed></div></body> </text></TEI>