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fmb-1836-12-04-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl von Holtei in Berlin <lb></lb>Leipzig, 4. Dezember 1836 Ihr Brief vom 29 v. M. hat mich höchlich erfreut, weil er mir die frohe Nachricht bestätigt, die mir meine Mutter gab, und an welcher ich immer noch zweifelte, eben weil sie mir gar zu Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1489

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Belgien Morlanwelz-Mariemont B-MA Morlanwelz-Mariemont, Musée de Mariemont, Bibliothèque - Aut. 1118/1b. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Karl von Holtei in Berlin; Leipzig, 4. Dezember 1836 Ihr Brief vom 29 v. M. hat mich höchlich erfreut, weil er mir die frohe Nachricht bestätigt, die mir meine Mutter gab, und an welcher ich immer noch zweifelte, eben weil sie mir gar zu

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Malou Haine, 400 Lettres de musiciens au Musée Royal de Mariemont, Lüttich 1995, S. 214 f. (mit frz. Übersetzung, S. 212 f., und mit Faksimile der oberen Hälfte der ersten Seite, S. 214).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

4. Dezember 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Holtei, Karl Eduard von (1798-1880) Berlin Deutschland deutsch
Herrn Herrn Carl von Holtei hochwohlgeboren Berlin.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Hochgeehrter Herr

Ihr Brief vom 29 v. M. hat mich höchlich erfreut, weil er mir die frohe Nachricht bestätigt, die mir meine MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gab, und an welcher ich immer noch zweifelte, eben weil sie mir gar zu lieb und wichtig ist – daß Sie wirklich gesonnen sind, ein Opernbuch für mich zu schreiben. Mir ist es angenehmer als ich sagen kann einen so lang gehegten Wunsch bald erfüllt hoffen zu dürfen, und nur das that mir sehr leid, aus dem Anfang Ihres Briefes eine trübe Stimmung in Ihnen zu sehen, die Ihnen sonst so unbekannt schien, und von welcher ich mir auch jetzt nicht anders denken kann als daß sie nur augenblicklich, nur durch Vorübergehendes veranlaßt sei. Hoffentlich werden Sie selbst mir diesen meinen Glauben und Wunsch bald bestätigen.

Es scheint nach dem was Sie mir schreiben für jetzt unmöglich daß wir uns sprechen; wir wollen denn versuchen, wie weit ich schriftlich kommen kann; ein Streckchen wohl, aber bis zu Ende auf keinen Fall, das weiß ich; sind wir erst über die Hauptpuncte einig, dann wird sichs machen müssen daß wir sie einmal mündlich mit einander weiter sprechen – und dann wirds also auch geschehn. Vielleicht käme ich dann auf ein paar Tage nach Berlin, obwohl mir das bisjetzt unmöglich scheint, aber das wird sich dann schon finden.

Das Genre der Oper das ich mir wünsche, kann ich Ihnen genau angeben. Ich wünsche sie ernst, obwohl nicht tragisch, mit glücklichem Ende, mit soviel lustigen Personen und Scenen, als Sie wollen, aber mit einer durchgehenden, ernsten, höheren Idee. Dies hat mir an Ihrem Adlers Horst<name key="PSN0111396" style="hidden" type="author">Gläser, Franz Joseph (1798-1861)</name><name key="CRT0108791" style="hidden" type="music">Des Adlers Horst</name> so wohl gefallen, wo die Mutterliebe diese zu Grunde liegende Idee ist; das liebe ich am Süjet von Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name> wo es die eheliche Liebe, am D. Juan<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name> wo es die Leidenschaft ist, und solch eine durchgreifende, allgemein anregende Idee möchte ich für das Süjet meiner ersten Oper haben. Ich möchte, daß es eine Idee wäre, die in der jetzigen Zeit läge, die allen Menschen anschaulich und lebendig wäre; also lieber kein romantisches, geisterhaftes, sondern ein recht gegenwärtiges Wesen, recht compact, mit vielen, lebhaften Chören, mit vielen, lebendigen Leidenschaften, ohne Spuk. Dabei will ich aber keineswegs gegen die romantischen Stoffe sprechen, sondern meine nur, daß mir eine solche höhere Idee als Faden noch lieber wäre; ließe sich das beides vereinigen, so brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich sehr gern mit Elementargeistern und Gnomen und Teufeln aller Art zu schaffen haben mag.

Einen Stoff nun der Art, wie ich ihn für meine erste Oper wünschte, und wie ich hier andeuten wollte, kann ich Ihnen nicht vorschlagen; ich habe mehrere, an die ich früher dachte, mehrere die ich in jedem Fall später einmal bearbeiten will, aber keinen für den Anfang, der mir wichtig und zu beachten scheint. Einen Gustav WasaSchweden, Gustav I. Wasa (1496-1560), einen Faust, einen Mahomet möchte ich gern einmal componiren, aber nicht als meine erste Oper, kaum als die zweite, erst wenn ich mich recht hineingearbeitet hätte, innerlich und äußerlich. Keiner dieser Stoffe würde nach meiner Meinung dazu passen, mir die Bahn zu brechen, und das müßte geschehen wenn ich jetzt eine Oper componirte, dahin müßte ich streben.

Ich frage also, haben Sie ein solches Süjet? In dem oben angegebnen Genre, oder in irgend einem andern, selbst im entgegengesetztesten, aber nur geeignet, einen entschiedenen Eindruck auf die Menschen hervorzubringen.

Sie werden mir sagen, das müsse durch die Musik geschehen, und mir scheinbar gleichgültige Stoffe mit schöner Musik entgegenhalten; aber ich glaube, daß das jetzt nicht mehr an der Zeit ist, daß jetzt eine Opernmusik um zu wirken stoffartig sein muß, vom Stoff abhängend, ihm fast untergeordnet. Wenigstens müßte die meinige so sein.

Ich bitte Sie nun mir recht bald zu sagen, welches die Stoffe sind, die Sie, wie Sie mir schreiben, vorräthig haben. Meine Wünsche und Ansichten darüber habe ich Ihnen nun ausgesprochen; gebe Gott, daß Sie sie billigen und fördern mögen. Wenn das GläserscheGläser, Franz Joseph (1798-1861) ernstere Süjet, wenn irgend ein anderes damit übereinstimmt, so bitte ich Sie theilen Sie mir es mit, und antworten Sie mir bald, und bringen Sie den „goldnen Lebensbaum“<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>, während ich hier in diesem Briefe nichts als „graue Theorie“<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name> schreiben konnte.

Mit vollkommner HochachtungIhr ergebnerFelix Mendelssohn Bartholdy.Leipzig d. 4ten Dec. 1836
            Hochgeehrter Herr
Ihr Brief vom 29 v. M. hat mich höchlich erfreut, weil er mir die frohe Nachricht bestätigt, die mir meine Mutter gab, und an welcher ich immer noch zweifelte, eben weil sie mir gar zu lieb und wichtig ist – daß Sie wirklich gesonnen sind, ein Opernbuch für mich zu schreiben. Mir ist es angenehmer als ich sagen kann einen so lang gehegten Wunsch bald erfüllt hoffen zu dürfen, und nur das that mir sehr leid, aus dem Anfang Ihres Briefes eine trübe Stimmung in Ihnen zu sehen, die Ihnen sonst so unbekannt schien, und von welcher ich mir auch jetzt nicht anders denken kann als daß sie nur augenblicklich, nur durch Vorübergehendes veranlaßt sei. Hoffentlich werden Sie selbst mir diesen meinen Glauben und Wunsch bald bestätigen.
Es scheint nach dem was Sie mir schreiben für jetzt unmöglich daß wir uns sprechen; wir wollen denn versuchen, wie weit ich schriftlich kommen kann; ein Streckchen wohl, aber bis zu Ende auf keinen Fall, das weiß ich; sind wir erst über die Hauptpuncte einig, dann wird sichs machen müssen daß wir sie einmal mündlich mit einander weiter sprechen – und dann wirds also auch geschehn. Vielleicht käme ich dann auf ein paar Tage nach Berlin, obwohl mir das bisjetzt unmöglich scheint, aber das wird sich dann schon finden.
Das Genre der Oper das ich mir wünsche, kann ich Ihnen genau angeben. Ich wünsche sie ernst, obwohl nicht tragisch, mit glücklichem Ende, mit soviel lustigen Personen und Scenen, als Sie wollen, aber mit einer durchgehenden, ernsten, höheren Idee. Dies hat mir an Ihrem Adlers Horst so wohl gefallen, wo die Mutterliebe diese zu Grunde liegende Idee ist; das liebe ich am Süjet von Fidelio wo es die eheliche Liebe, am D. Juan wo es die Leidenschaft ist, und solch eine durchgreifende, allgemein anregende Idee möchte ich für das Süjet meiner ersten Oper haben. Ich möchte, daß es eine Idee wäre, die in der jetzigen Zeit läge, die allen Menschen anschaulich und lebendig wäre; also lieber kein romantisches, geisterhaftes, sondern ein recht gegenwärtiges Wesen, recht compact, mit vielen, lebhaften Chören, mit vielen, lebendigen Leidenschaften, ohne Spuk. Dabei will ich aber keineswegs gegen die romantischen Stoffe sprechen, sondern meine nur, daß mir eine solche höhere Idee als Faden noch lieber wäre; ließe sich das beides vereinigen, so brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich sehr gern mit Elementargeistern und Gnomen und Teufeln aller Art zu schaffen haben mag.
Einen Stoff nun der Art, wie ich ihn für meine erste Oper wünschte, und wie ich hier andeuten wollte, kann ich Ihnen nicht vorschlagen; ich habe mehrere, an die ich früher dachte, mehrere die ich in jedem Fall später einmal bearbeiten will, aber keinen für den Anfang, der mir wichtig und zu beachten scheint. Einen Gustav Wasa, einen Faust, einen Mahomet möchte ich gern einmal componiren, aber nicht als meine erste Oper, kaum als die zweite, erst wenn ich mich recht hineingearbeitet hätte, innerlich und äußerlich. Keiner dieser Stoffe würde nach meiner Meinung dazu passen, mir die Bahn zu brechen, und das müßte geschehen wenn ich jetzt eine Oper componirte, dahin müßte ich streben.
Ich frage also, haben Sie ein solches Süjet? In dem oben angegebnen Genre, oder in irgend einem andern, selbst im entgegengesetztesten, aber nur geeignet, einen entschiedenen Eindruck auf die Menschen hervorzubringen.
Sie werden mir sagen, das müsse durch die Musik geschehen, und mir scheinbar gleichgültige Stoffe mit schöner Musik entgegenhalten; aber ich glaube, daß das jetzt nicht mehr an der Zeit ist, daß jetzt eine Opernmusik um zu wirken stoffartig sein muß, vom Stoff abhängend, ihm fast untergeordnet. Wenigstens müßte die meinige so sein.
Ich bitte Sie nun mir recht bald zu sagen, welches die Stoffe sind, die Sie, wie Sie mir schreiben, vorräthig haben. Meine Wünsche und Ansichten darüber habe ich Ihnen nun ausgesprochen; gebe Gott, daß Sie sie billigen und fördern mögen. Wenn das Gläsersche ernstere Süjet, wenn irgend ein anderes damit übereinstimmt, so bitte ich Sie theilen Sie mir es mit, und antworten Sie mir bald, und bringen Sie den „goldnen Lebensbaum“, während ich hier in diesem Briefe nichts als „graue Theorie“ schreiben konnte.
Mit vollkommner HochachtungIhr ergebnerFelix Mendelssohn Bartholdy.
Leipzig d. 4ten Dec. 1836          
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Dabei will ich aber keineswegs gegen die romantischen Stoffe sprechen, sondern meine nur, daß mir eine solche höhere Idee als Faden noch lieber wäre; ließe sich das beides vereinigen, so brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich sehr gern mit Elementargeistern und Gnomen und Teufeln aller Art zu schaffen haben mag.</p><p>Einen Stoff nun der Art, wie ich ihn für meine erste Oper wünschte, und wie ich hier andeuten wollte, kann ich Ihnen nicht vorschlagen; ich habe mehrere, an die ich früher dachte, mehrere die ich in jedem Fall später einmal bearbeiten will, aber keinen für den Anfang, der mir wichtig und zu beachten scheint. Einen <persName xml:id="persName_e6d03af2-d1bf-4a4b-90dd-1511f7a9a080">Gustav Wasa<name key="PSN0114805" style="hidden">Schweden, Gustav I. 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