]> Brief: fmb-1836-10-14-01

fmb-1836-10-14-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Otto von Woringen in Düsseldorf <lb></lb>Leipzig, 14. Oktober 1836 Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1444

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

- - - Privatbesitz - - Reproduktion des Autographs Felix Mendelssohn Bartholdy an Otto von Woringen in Düsseldorf; Leipzig, 14. Oktober 1836 Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,77,1.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

14. Oktober 1836 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig Deutschland Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838) Düsseldorf Deutschland deutsch
Herrn Herrn Präsident O. von Woringen hochwohlgeboren in Düsseldorf. breite Straße. frey.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Hochgeehrter Herr Präsident

Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder Wehe, in der Nähe, wie in der Ferne Antheil genommen haben. Aber es wurde mir auferlegt aus meiner Verlobung eine Art Geheimniß zu machen, und obwohl ich nicht verhindern konnte, daß die Leute es wußten, so durfte ich selbst nichts davon wissen, und sagen; da ich aber jetzt höre, daß meine MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) es schon als etwas Bestimmtes an mehrere ihrer Freunde (und gewiß auch an Sie) geschrieben hat, so möchte es undankbar scheinen, wenn ich länger schwiege, und Sie möchten glauben, daß bei einer solchen Gelegenheit, wo das ganze vergangne und zukünftige Leben so oft im Geist durchlebt wird, ich an die vorigen Tage nicht so gedacht hätte, wie ichs hätte thun sollen, d. h. nicht mit der herzlichsten Liebe und Dankbarkeit für Sie und alle die Ihrigen. Drum schreibe ich Ihnen diese Zeilen, um Ihnen zu sagen wie mir gerade bei dem Rückblick auf meine Vergangenheit, und namentlich auf alle die Zeit, die ich am Rheine zubrachte, all Ihre Liebe und Güte, Ihr ganzes Wesen und das Ihrer Familie, das heiterste, liebste Andenken sind und bleiben werden. Von der Dankbarkeit für so vieles, was Sie mir und den Meinigen gethan, und von der Erinnerung an die Freundschaft meines lieben VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) zu Ihnen, sage ich nichts – Sie wissen es aber, wie mir zu Muthe ist, wenn ich diese Worte ausspreche.

Daß meine Braut Cécile JeanrenaudMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) heißt, und eine Frankfurterinn ist brauche ich Ihnen wohl kaum mehr zu schreiben, auch das wohl kaum, wie sehr ich sie lieb habe. Doch wurde ich in Düsseldorf mit Ihnen erst in einer Zeit bekannt, wo ich schon angefangen hatte das elterliche Haus und manches andre aus meiner früheren Jugend sehr zu vermissen, und daher wissen Sie nicht wie mir zu Muthe war, als ich mich damals so recht rein glücklich fühlte; daß ich dies Gefühl wieder kennen lernen sollte hielt’ ich, seit dem vorigen Jahre besonders, für eine Unmöglichkeit. Ich glaubte bestimmt, es sey aus mit mir. Wie mir nun jetzt ist, wo ich mich wieder ganz glücklich, und wohl noch mehr als damals, finde, das ist gar nicht zu beschreiben, und ich selbst habe es nimmermehr so erwartet.

Den Winter lebe ich nun hier so fort, mache unglaublich viel Musik, und möchte ich wär’ in Frankfurt. Zu Weihnachten denke und hoffe ich wieder dahin zu reisen, aber wie viel Concerte müssen noch bis dahin dirigirt, probirt, wie viel Clavier gespielt sein! Eine Aufführung haben wir aber vor, die Sie wohl interessiren würde; den Israel von Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name> mit einem Chore von etwa 300 Dilettanten und ThomanernThomanerchorLeipzigDeutschland Abends in erleuchteter KircheSt. Pauli (Universitätskirche)LeipzigDeutschland, mit der Orgel; das wird, denke ich, eine erhabene Wirkung thun. Wie gern möchte ich Sie aber unter den Tenören mitzählen können! Und den FerdinandWoringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851) dazu! Und wenn ich noch klage, daß die Alte ihren Anfang „und die Kinder Israels schrieen<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name>“ gar nicht schön machen, und daß die Soprane nicht fest genug einsetzen, so wissen Fräulein EliseWoringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?) und RosaWoringen, Rosa Clementina von (1810-1875) wohl, daß ich am liebsten gleich das ganze Woringensche HausWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. auf den Chor stellen ließe, und Ihnen wärs am Ende doch auch eine Freude.

Aber so gut soll mirs wohl noch lange nicht werden, einmal wieder so recht nach Herzenslust mit Ihnen allen Musik zu machen, behaglicher als man es beim MusikfesteNiederrheinische MusikfesteRheinlandDeutschland kann. Erhalten Sie mir nur bei Ihnen ein freundliches Andenken, denn über kurz oder lang denke ich doch einmal wieder in Düsseldorf einzusprechen und vor allen Dingen nach der breiten Straße zu steuern; und auf gewohnte Art die Klingel zu ziehen. Obs im nächsten Frühjahr sein kann, das weiß ich nicht recht, aber jedenfalls sobald als möglich muß ich wieder nach Düsseldorf. Nun leben Sie wohl, lieber Herr Präsident; ich bitte Sie mich allen den IhrigenWoringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W. aufs herzlichste zu empfehlen und vergessen Sie ja nicht

IhrenFelix Mendelssohn Bartholdy.Leipzig den 14ten Oct. 1836
            Hochgeehrter Herr Präsident
Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder Wehe, in der Nähe, wie in der Ferne Antheil genommen haben. Aber es wurde mir auferlegt aus meiner Verlobung eine Art Geheimniß zu machen, und obwohl ich nicht verhindern konnte, daß die Leute es wußten, so durfte ich selbst nichts davon wissen, und sagen; da ich aber jetzt höre, daß meine Mutter es schon als etwas Bestimmtes an mehrere ihrer Freunde (und gewiß auch an Sie) geschrieben hat, so möchte es undankbar scheinen, wenn ich länger schwiege, und Sie möchten glauben, daß bei einer solchen Gelegenheit, wo das ganze vergangne und zukünftige Leben so oft im Geist durchlebt wird, ich an die vorigen Tage nicht so gedacht hätte, wie ichs hätte thun sollen, d. h. nicht mit der herzlichsten Liebe und Dankbarkeit für Sie und alle die Ihrigen. Drum schreibe ich Ihnen diese Zeilen, um Ihnen zu sagen wie mir gerade bei dem Rückblick auf meine Vergangenheit, und namentlich auf alle die Zeit, die ich am Rheine zubrachte, all Ihre Liebe und Güte, Ihr ganzes Wesen und das Ihrer Familie, das heiterste, liebste Andenken sind und bleiben werden. Von der Dankbarkeit für so vieles, was Sie mir und den Meinigen gethan, und von der Erinnerung an die Freundschaft meines lieben Vaters zu Ihnen, sage ich nichts – Sie wissen es aber, wie mir zu Muthe ist, wenn ich diese Worte ausspreche.
Daß meine Braut Cécile Jeanrenaud heißt, und eine Frankfurterinn ist brauche ich Ihnen wohl kaum mehr zu schreiben, auch das wohl kaum, wie sehr ich sie lieb habe. Doch wurde ich in Düsseldorf mit Ihnen erst in einer Zeit bekannt, wo ich schon angefangen hatte das elterliche Haus und manches andre aus meiner früheren Jugend sehr zu vermissen, und daher wissen Sie nicht wie mir zu Muthe war, als ich mich damals so recht rein glücklich fühlte; daß ich dies Gefühl wieder kennen lernen sollte hielt’ ich, seit dem vorigen Jahre besonders, für eine Unmöglichkeit. Ich glaubte bestimmt, es sey aus mit mir. Wie mir nun jetzt ist, wo ich mich wieder ganz glücklich, und wohl noch mehr als damals, finde, das ist gar nicht zu beschreiben, und ich selbst habe es nimmermehr so erwartet.
Den Winter lebe ich nun hier so fort, mache unglaublich viel Musik, und möchte ich wär’ in Frankfurt. Zu Weihnachten denke und hoffe ich wieder dahin zu reisen, aber wie viel Concerte müssen noch bis dahin dirigirt, probirt, wie viel Clavier gespielt sein! Eine Aufführung haben wir aber vor, die Sie wohl interessiren würde; den Israel von Händel mit einem Chore von etwa 300 Dilettanten und Thomanern Abends in erleuchteter Kirche, mit der Orgel; das wird, denke ich, eine erhabene Wirkung thun. Wie gern möchte ich Sie aber unter den Tenören mitzählen können! Und den Ferdinand dazu! Und wenn ich noch klage, daß die Alte ihren Anfang „und die Kinder Israels schrieen“ gar nicht schön machen, und daß die Soprane nicht fest genug einsetzen, so wissen Fräulein Elise und Rosa wohl, daß ich am liebsten gleich das ganze Woringensche Haus auf den Chor stellen ließe, und Ihnen wärs am Ende doch auch eine Freude.
Aber so gut soll mirs wohl noch lange nicht werden, einmal wieder so recht nach Herzenslust mit Ihnen allen Musik zu machen, behaglicher als man es beim Musikfeste kann. Erhalten Sie mir nur bei Ihnen ein freundliches Andenken, denn über kurz oder lang denke ich doch einmal wieder in Düsseldorf einzusprechen und vor allen Dingen nach der breiten Straße zu steuern; und auf gewohnte Art die Klingel zu ziehen. Obs im nächsten Frühjahr sein kann, das weiß ich nicht recht, aber jedenfalls sobald als möglich muß ich wieder nach Düsseldorf. Nun leben Sie wohl, lieber Herr Präsident; ich bitte Sie mich allen den Ihrigen aufs herzlichste zu empfehlen und vergessen Sie ja nicht
IhrenFelix Mendelssohn Bartholdy.
Leipzig den 14ten Oct. 1836          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1836-10-14-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1836-10-14-01" xml:id="title_4c439ce1-172f-487e-ab08-3b1b2e81988f">Felix Mendelssohn Bartholdy an Otto von Woringen in Düsseldorf <lb></lb>Leipzig, 14. Oktober 1836</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_473ccd55-c626-4280-bd3b-4407d267a932">Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_c09a6341-5d82-4646-8418-ae0a9e726023">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="not_yet_determined" type="precursor">noch nicht ermittelt</title> <title key="not_yet_determined" type="successor">noch nicht ermittelt</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 5, 1444</idno></publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_1d540b4a-5c77-44e5-9674-539aeffb3861"> <msDesc> <msIdentifier> <country>-</country> <settlement>-</settlement> <institution key="RISM">-</institution> <repository>Privatbesitz</repository> <collection>-</collection> <idno type="signatur">-</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="reproduction">Reproduktion des Autographs</idno> <title key="fmb-1836-10-14-01" type="letter" xml:id="title_f3351718-c48f-40c9-9e8e-e4f078789ae9">Felix Mendelssohn Bartholdy an Otto von Woringen in Düsseldorf; Leipzig, 14. Oktober 1836</title> <incipit>Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,77,1.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-10-14" xml:id="date_3d3a2abb-e972-4289-b9bb-d2dbe18f2ddf">14. Oktober 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_0e4fd22b-7e98-4b2e-b030-f330db6aaf05">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_19a573e2-e490-433d-9516-178fa9aabe46"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country></placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0115880" resp="receiver" xml:id="persName_5254bf63-6883-43d8-8f63-7ee9c63026b9">Woringen, Georgius Otto Philippus von (1760-1838)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_bd3eba63-6d82-4574-bb91-2b473883ff3d"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_8abe4389-c9d1-4a80-8aed-1ae1f03e9acd"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Präsident O. von Woringen</addrLine> <addrLine>hochwohlgeboren</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Düsseldorf.</addrLine> <addrLine>breite Straße.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frey</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_945be333-0fa4-490b-a6f5-09abbb80a9b8"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><salute rend="left">Hochgeehrter Herr Präsident</salute><p style="paragraph_without_indent">Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder Wehe, in der Nähe, wie in der Ferne Antheil genommen haben. Aber es wurde mir auferlegt aus meiner Verlobung eine Art Geheimniß zu machen, und obwohl ich nicht verhindern konnte, daß die Leute es wußten, so durfte ich selbst nichts davon wissen, und sagen; da ich aber jetzt höre, daß <persName xml:id="persName_6774e4bf-13c3-4d75-a1d5-61326861c84f">meine Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> es schon als etwas Bestimmtes an mehrere ihrer Freunde (und gewiß auch an Sie) geschrieben hat, so möchte es undankbar scheinen, wenn ich länger schwiege, und Sie möchten glauben, daß bei einer solchen Gelegenheit, wo das ganze vergangne und zukünftige Leben so oft im Geist durchlebt wird, ich an die vorigen Tage nicht so gedacht hätte, wie ichs hätte thun sollen, d. h. nicht mit der herzlichsten Liebe und Dankbarkeit für Sie und alle die Ihrigen. Drum schreibe ich Ihnen diese Zeilen, um Ihnen zu sagen wie mir gerade bei dem Rückblick auf meine Vergangenheit, und namentlich auf alle die Zeit, die ich am Rheine zubrachte, all Ihre Liebe und Güte, Ihr ganzes Wesen und das Ihrer Familie, das heiterste, liebste Andenken sind und bleiben werden. Von der Dankbarkeit für so vieles, was Sie mir und den Meinigen gethan, und von der Erinnerung an die Freundschaft <persName xml:id="persName_cb1ff570-b127-4126-8afc-273462d168f7">meines lieben Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> zu Ihnen, sage ich nichts – Sie wissen es aber, wie mir zu Muthe ist, wenn ich diese Worte ausspreche.</p><p>Daß <persName xml:id="persName_a1b5bd5e-945a-46a2-a85a-830cd81c6a2b">meine Braut Cécile Jeanrenaud<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> heißt, und eine Frankfurterinn ist brauche ich Ihnen wohl kaum mehr zu schreiben, auch das wohl kaum, wie sehr ich sie lieb habe. Doch wurde ich in Düsseldorf mit Ihnen erst in einer Zeit bekannt, wo ich schon angefangen hatte das elterliche Haus und manches andre aus meiner früheren Jugend sehr zu vermissen, und daher wissen Sie nicht wie mir zu Muthe war, als ich mich damals so recht rein glücklich fühlte; daß ich dies Gefühl wieder kennen lernen sollte hielt’ ich, seit dem vorigen Jahre besonders, für eine Unmöglichkeit. Ich glaubte bestimmt, es sey aus mit mir. Wie mir nun jetzt ist, wo ich mich wieder ganz glücklich, und wohl noch mehr als damals, finde, das ist gar nicht zu beschreiben, und ich selbst habe es nimmermehr so erwartet.</p><p>Den Winter lebe ich nun hier so fort, mache unglaublich viel Musik, und möchte ich wär’ in Frankfurt. Zu Weihnachten denke und hoffe ich wieder dahin zu reisen, aber wie viel Concerte müssen noch bis dahin dirigirt, probirt, wie viel Clavier gespielt sein! Eine Aufführung haben wir aber vor, die Sie wohl interessiren würde; den <title xml:id="title_f5dd422c-ae33-45ea-9012-02763c1880ed">Israel von Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title> mit einem Chore von etwa 300 Dilettanten und <placeName xml:id="placeName_4371328e-8507-4e36-b289-39e3871c444a">Thomanern<name key="NST0100194" style="hidden" subtype="" type="institution">Thomanerchor</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Abends <placeName xml:id="placeName_a845eb03-af89-44ec-a4b9-7f517f8174c4">in erleuchteter Kirche<name key="SGH0100195" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Pauli (Universitätskirche)</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, mit der Orgel; das wird, denke ich, eine erhabene Wirkung thun. Wie gern möchte ich Sie aber unter den Tenören mitzählen können! Und den <persName xml:id="persName_8117f18e-3dfa-43a5-9366-a22bca95b34f">Ferdinand<name key="PSN0115884" style="hidden">Woringen, Theodor Franz Ferdinand von (1798-1851)</name></persName> dazu! Und wenn ich noch klage, daß die Alte ihren Anfang „und die <title xml:id="title_4236dcc7-9759-4cd2-9b56-2acf37932db1">Kinder Israels schrieen<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0108989" style="hidden" type="music">Israel in Egypt HWV 54</name></title>“ gar nicht schön machen, und daß die Soprane nicht fest genug einsetzen, so wissen <persName xml:id="persName_8715e6d7-1598-4a09-8be6-0fafc04fe3f7">Fräulein Elise<name key="PSN0115877" style="hidden">Woringen, Elisabetha (Elisa) Clementina Maria von (1807-?)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e35424d7-938a-4370-9f82-d65c9885604f">Rosa<name key="PSN0115882" style="hidden">Woringen, Rosa Clementina von (1810-1875)</name></persName> wohl, daß ich am liebsten gleich <persName xml:id="persName_cb2f608c-e7c5-4556-8d10-f6b4c3c04dcd">das ganze Woringensche Haus<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> auf den Chor stellen ließe, und Ihnen wärs am Ende doch auch eine Freude.</p><p>Aber so gut soll mirs wohl noch lange nicht werden, einmal wieder so recht nach Herzenslust mit Ihnen allen Musik zu machen, behaglicher als man es beim <placeName xml:id="placeName_aab09faf-f47f-4b78-a105-9ea07de88a24">Musikfeste<name key="NST0100337" style="hidden" subtype="" type="institution">Niederrheinische Musikfeste</name><settlement key="STM0100336" style="hidden" type="">Rheinland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kann. Erhalten Sie mir nur bei Ihnen ein freundliches Andenken, denn über kurz oder lang denke ich doch einmal wieder in Düsseldorf einzusprechen und vor allen Dingen nach der breiten Straße zu steuern; und auf gewohnte Art die Klingel zu ziehen. Obs im nächsten Frühjahr sein kann, das weiß ich nicht recht, aber jedenfalls sobald als möglich muß ich wieder nach Düsseldorf. Nun leben Sie wohl, lieber Herr Präsident; ich bitte Sie mich allen den <persName xml:id="persName_55cc21bb-a028-4416-915d-229e6925c18f">Ihrigen<name key="PSN0115873" style="hidden">Woringen, Familie von → Georgius Otto Philippus von W.</name></persName> aufs herzlichste zu empfehlen und <seg type="closer" xml:id="seg_a8fcf694-1690-45e2-817a-a220abb6c41d">vergessen Sie ja nicht</seg></p><closer rend="right" xml:id="closer_a41d59f2-2c43-4cdc-b3d9-1711d8f4dd88">Ihren</closer><signed rend="left">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed><dateline rend="left">Leipzig den <date cert="high" when="1836-10-14" xml:id="date_ae4fb466-d544-48bb-982f-a3f38dee9a88">14<hi rend="superscript">ten</hi> Oct. 1836</date></dateline></div></body> </text></TEI>