fmb-1836-10-14-01
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Leipzig, 14. Oktober 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
frey.
Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder Wehe, in der Nähe, wie in der Ferne Antheil genommen haben. Aber es wurde mir auferlegt aus meiner Verlobung eine Art Geheimniß zu machen, und obwohl ich nicht verhindern konnte, daß die Leute es wußten, so durfte ich selbst nichts davon wissen, und sagen; da ich aber jetzt höre, daß
Daß
Den Winter lebe ich nun hier so fort, mache unglaublich viel Musik, und möchte ich wär’ in Frankfurt. Zu Weihnachten denke und hoffe ich wieder dahin zu reisen, aber wie viel Concerte müssen noch bis dahin dirigirt, probirt, wie viel Clavier gespielt sein! Eine Aufführung haben wir aber vor, die Sie wohl interessiren würde; den
Aber so gut soll mirs wohl noch lange nicht werden, einmal wieder so recht nach Herzenslust mit Ihnen allen Musik zu machen, behaglicher als man es beim
tenOct. 1836
Hochgeehrter Herr Präsident Schon längst wollte ich an Sie schreiben, um Ihnen das glückliche Ereigniß mitzutheilen, das meinem Leben eine neue frohe Wendung gegeben hat, weil ich weiß wie gütig und liebevoll Sie stets an meinem Wohl oder Wehe, in der Nähe, wie in der Ferne Antheil genommen haben. Aber es wurde mir auferlegt aus meiner Verlobung eine Art Geheimniß zu machen, und obwohl ich nicht verhindern konnte, daß die Leute es wußten, so durfte ich selbst nichts davon wissen, und sagen; da ich aber jetzt höre, daß meine Mutter es schon als etwas Bestimmtes an mehrere ihrer Freunde (und gewiß auch an Sie) geschrieben hat, so möchte es undankbar scheinen, wenn ich länger schwiege, und Sie möchten glauben, daß bei einer solchen Gelegenheit, wo das ganze vergangne und zukünftige Leben so oft im Geist durchlebt wird, ich an die vorigen Tage nicht so gedacht hätte, wie ichs hätte thun sollen, d. h. nicht mit der herzlichsten Liebe und Dankbarkeit für Sie und alle die Ihrigen. Drum schreibe ich Ihnen diese Zeilen, um Ihnen zu sagen wie mir gerade bei dem Rückblick auf meine Vergangenheit, und namentlich auf alle die Zeit, die ich am Rheine zubrachte, all Ihre Liebe und Güte, Ihr ganzes Wesen und das Ihrer Familie, das heiterste, liebste Andenken sind und bleiben werden. Von der Dankbarkeit für so vieles, was Sie mir und den Meinigen gethan, und von der Erinnerung an die Freundschaft meines lieben Vaters zu Ihnen, sage ich nichts – Sie wissen es aber, wie mir zu Muthe ist, wenn ich diese Worte ausspreche. Daß meine Braut Cécile Jeanrenaud heißt, und eine Frankfurterinn ist brauche ich Ihnen wohl kaum mehr zu schreiben, auch das wohl kaum, wie sehr ich sie lieb habe. Doch wurde ich in Düsseldorf mit Ihnen erst in einer Zeit bekannt, wo ich schon angefangen hatte das elterliche Haus und manches andre aus meiner früheren Jugend sehr zu vermissen, und daher wissen Sie nicht wie mir zu Muthe war, als ich mich damals so recht rein glücklich fühlte; daß ich dies Gefühl wieder kennen lernen sollte hielt’ ich, seit dem vorigen Jahre besonders, für eine Unmöglichkeit. Ich glaubte bestimmt, es sey aus mit mir. Wie mir nun jetzt ist, wo ich mich wieder ganz glücklich, und wohl noch mehr als damals, finde, das ist gar nicht zu beschreiben, und ich selbst habe es nimmermehr so erwartet. Den Winter lebe ich nun hier so fort, mache unglaublich viel Musik, und möchte ich wär’ in Frankfurt. Zu Weihnachten denke und hoffe ich wieder dahin zu reisen, aber wie viel Concerte müssen noch bis dahin dirigirt, probirt, wie viel Clavier gespielt sein! Eine Aufführung haben wir aber vor, die Sie wohl interessiren würde; den Israel von Händel mit einem Chore von etwa 300 Dilettanten und Thomanern Abends in erleuchteter Kirche, mit der Orgel; das wird, denke ich, eine erhabene Wirkung thun. Wie gern möchte ich Sie aber unter den Tenören mitzählen können! Und den Ferdinand dazu! Und wenn ich noch klage, daß die Alte ihren Anfang „und die Kinder Israels schrieen“ gar nicht schön machen, und daß die Soprane nicht fest genug einsetzen, so wissen Fräulein Elise und Rosa wohl, daß ich am liebsten gleich das ganze Woringensche Haus auf den Chor stellen ließe, und Ihnen wärs am Ende doch auch eine Freude. Aber so gut soll mirs wohl noch lange nicht werden, einmal wieder so recht nach Herzenslust mit Ihnen allen Musik zu machen, behaglicher als man es beim Musikfeste kann. Erhalten Sie mir nur bei Ihnen ein freundliches Andenken, denn über kurz oder lang denke ich doch einmal wieder in Düsseldorf einzusprechen und vor allen Dingen nach der breiten Straße zu steuern; und auf gewohnte Art die Klingel zu ziehen. Obs im nächsten Frühjahr sein kann, das weiß ich nicht recht, aber jedenfalls sobald als möglich muß ich wieder nach Düsseldorf. Nun leben Sie wohl, lieber Herr Präsident; ich bitte Sie mich allen den Ihrigen aufs herzlichste zu empfehlen und vergessen Sie ja nicht IhrenFelix Mendelssohn Bartholdy. Leipzig den 14ten Oct. 1836
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Drum schreibe ich Ihnen diese Zeilen, um Ihnen zu sagen wie mir gerade bei dem Rückblick auf meine Vergangenheit, und namentlich auf alle die Zeit, die ich am Rheine zubrachte, all Ihre Liebe und Güte, Ihr ganzes Wesen und das Ihrer Familie, das heiterste, liebste Andenken sind und bleiben werden. 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