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fmb-1836-10-07-01

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Rebecka Lejeune Dirichlet und Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London <lb></lb>Leipzig, 7. Oktober 1836 Es ist unverantwortlich von mir, daß ich seit Pfingstsonntag in Ihrer Schuld mit Antworten bin; denn Sie werden schwerlich einen Brief für empfangen rechnen, den ich Ihnen aus Eger, eben krank gewesen, ennüjirt, einsam, in Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 5, 1437

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

- - - Autograph, ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960) - - Autograph Rebecka Lejeune Dirichlet und Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 7. Oktober 1836 Es ist unverantwortlich von mir, daß ich seit Pfingstsonntag in Ihrer Schuld mit Antworten bin; denn Sie werden schwerlich einen Brief für empfangen rechnen, den ich Ihnen aus Eger, eben krank gewesen, ennüjirt, einsam, in

4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, 1 Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Abschrift, D-B, Handschriftenabteilung, Nachl. Alexander Mendelssohn, Beilage, Bl. 9r (Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil, mit Textauslassungen). Klingemann, Briefwechsel, S. 205 f.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

7. Oktober 1836 Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Leipzig Deutschland Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien deutsch
C. Klingemann Esqure. London. 37 Bury Street, St James’.
Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)Leipzig den 7ten Oktober 1836.

Es ist unverantwortlich von mir, daß ich seit Pfingstsonntag in Ihrer Schuld mit Antworten bin; denn Sie werden schwerlich einen Brief für empfangen rechnen, den ich Ihnen aus Eger, eben krank gewesen, ennüjirt, einsam, in schlechtem Wetter schrieb, und nicht abschickte, erstens, weil er zu katzenjämmerlich klang, gerade wie mir zu Muthe war, und dann, weil man in Böhmen nicht recht weiß, wo England liegt. Seitdem habe ich mich fortwährend herumgetrieben, eine wunderschöne Reise gemacht, durch Oberösterreich, Salzburg, einen Theil von Tyrol, immerfort par voie et par chemin, und bin wirklich nicht zum Schreiben gekommen. Nun sitze ich seit 14 Tagen hier, alle Tage wollen wir Ihnen schreiben, und nie kommt es dazu. Die Hauptneuigkeit, die schon sehr alt ist, und die Sie längst wissen, obgleich es noch ein großes Geheimniß ist, und in allen Zeitungen steht, mag Felix selbst schreiben, da sie ihn am meisten betrifft; obgleich wir auch nicht ungerührt sind, und erst seit dieser Verlobung, denn darauf wird es wohl herauskommen, zuerst wieder Freude und Hoffnung auf glückliche Zeiten gewonnen haben. Wie die BrautMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) heißt, wie sie aussieht, das muß mein Bruder specificiren, leider kennen wir sie alle nicht; hören aber von allen Seiten das Beste und Schönste, und Felix ist überglücklich, heiter, zufrieden, verjüngt, nie hätte ich gehofft, ihn nach dem Abschiede um Weihnachten so wiederzufinden. Mich hat der Aufenthalt hier bei ihm ganz besonders erquickt, nach einem sehr traurigen Reiseabschnitt in München, wo DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) die Nachricht erhielt, daß seine SchwesterBaerns, Carolina (Caroline) Elisabeth Maria Anna (1794-1836) schon vor 6 Wochen gestorben war, die Nachricht hatte bei unserm Hin und Herreisen uns immer verfehlt. Er ging noch von Nürnberg aus zu seinen ElternDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Arnold Remaklus Maria (1762-1837)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868), ich reise müde allein mit meinem JungenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) hierher, wo ich 2 Tage bleiben wollte, und höchst consequent noch nicht fort bin, bis gestern habe ich bei Felix gewohnt; man kann hier wirklich kein Ende finden, wir haben soviel zu plaudern, ich kannte soviel von seiner Musik noch nicht; außer dem täglichen angenehmen Zusammenleben ist hier solch ein lebhaftes musikalisches Treiben, daß ich mich daran für den, wahrscheinlich ton- und klanglosen Winter stärken muß. Ein prächtiges AbonnementsconcertGewandhausLeipzigDeutschland war am Sonntag, die Lenore<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108036" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 1 C-Dur, op. 138</name>, pfingstfestlichen18. Niederrheinisches Musikfest (1836)DüsseldorfDeutschland Andenkens, ein hübsches, brillantes Concert von David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="CRT0108507" style="hidden" type="music">Concertino Nr. 1 für Violine und Orchester A-Dur, op. 3</name>, und die a dur Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108068" style="hidden" type="music">7. Sinfonie A-Dur, op. 92</name>, die das Orchester sehr schön spielte, und namentlich das Andante unglaublich zart brummte und seufzte. Dann ist jetzt LipinskyLipiński, Karol Józef (Karl Joseph) (1790-1861) hier, der mir zwar nicht sehr gefällt, er macht den Soliden, spielt Sonaten von BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) und die großen BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827), aber man hört deutlich, er spielt sie nur, weil sie eben jetzt modern sind, er ist nicht zu Hause drin, spielt sie unruhig, vorlaut; ich kann nur mit LindbladsLindblad, Adolf Fredrik (1801-1878) Worten sagen DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) pack ein Deine Geige, ich habe das Stück von RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) gehört, da bin ich dumm geworden. Indessen er ist doch eine Notabilität, ein Virtuose, und giebt heut Abend im Concerte die Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sdri8lq0-wfx4-sqac-djcj-mukntnwjszxv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name>, die ich gestern in der Probe zuerst mit Orchester hörte, und die mein ganz besonders Herzblatt ist. Ein kurioses Land ist doch unser Deutschland und kuriose Leute drin, und Felix und seine Existenz nicht das Schlechteste davon. Seine Spitzbubensprache vom Pult aus mit DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) haben Sie in D.dorf gesehen, das ist zu nett, und so sieht hier das ganze Orchester auf ihn, mit gleich gutem Willen; und so klingt es. Seine Musikschule florirt auch; eben hat sich ein junger FranzoseStamaty, Camille-Marie (1811-1870) bei ihm gemeldet, éléve du conservatoire et de KalkbrennerKalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849), Namens StamatyStamaty, Camille-Marie (1811-1870), der aber hier nicht mit seinem Klavierspiel auftreten, sondern deutsche Musik lernen will; Walter GötheGoethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885), ein freundlich rothbäckiges, phlegmatisches kleines Männchen, der kleine FrankFranck, Eduard (1817-1893), Ihnen wohl- oder unwohlbekannt; wo bleibt aber Ihr BennettBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875), dessen Anmeldung mir ein ganz apartes Plaisir gemacht hat. Ein englisches musikalisches Genie ist, glaub ich noch nicht da gewesen, und da ist es mir eine ganz besondre Satisfaction, daß Felix, der zuerst in England anerkannt wurde, ihnBennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875) auszubilden bekommt.

Warum haben Sie aber die MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) sterben lassen? Und nun genug, ich will Felix nicht allen Platz [nehmen,] doch noch eins; ich habe hier ein Fest des Wieder[sehens] mit dem Simonisten EichthalEichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886) gefeiert, er hat mich sehr gerührt; alt, grau, vergrämt, verphilosophirt; wir haben aber sehr viel von alter Zeit und alten Freunden gesprochen. Er hat ein dick Buch<name key="PSN0110863" style="hidden" type="author">Eichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886)</name><name key="CRT0108672" style="hidden" type="literature">Les Deux Mondes</name> geschrieben, dessen Hauptzweck ein éloge de l’Autriche ist, hab noch keine Zeit gehabt, es zu lesen. Und nun leben Sie wohl, grüßen RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), und lassen Sie mich nicht so lange auf Antwort warten, wie ich Sie.

Rebecka.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)O Klingemann!

Wo soll ich denn anfangen?

Du bist mir vielleicht böse, daß ich Dir nicht schon lange von Cecile JeanrenaudMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) geschrieben habe, und wie sie meine Braut ist. – Erst sollte es aber ein Geheimniß sein, nachher mußte ich fortreisen, hieher, nun habe ich erfahren, daß es die ganze Welt erfahren hat, und nun schäme ich mich vor Dir fast. Zürne Du mir aber nicht, mein Freund; weiß ich doch jetzt auch noch kaum etwas anders zu sagen, als dieses Wort und diese Bitte und die einfache Anzeige.

Du hast mir aber lange nicht geschrieben, hast Deinen Monatstag am 1sten Sept. versäumt, ich freilich auch; aber ich war da kaum einige Tage verlobt, und dachte dann ich wollte auf Deinen Monatsbrief warten. O schreibe mir bald wieder, wenn auch nur wenige Zeilen hieher, sage mir, daß Du mein Freund bist und bleibst, daß Du auch an meinem Glücke Theil nimmst, das wirklich größer ist, als ich selbst noch begreifen kann. Mein ganzes Leben hat wieder eine so frohe helle Farbe.

Schreib mir bald, so schreibe ich gleich ausführlich. Wahrlich hätte BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) mir nicht den Brief geschrieben an Dich, ich hätte noch ein Paar Tage lang nicht gewußt, wie ichs anstellen sollte. Denn was hätte ich Dir alles zu sagen.

Sag’s RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) und MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)Moscheles, Charlotte (1805-1889)’ daß ich ihnen auch lange schreiben wollte, und es nun gewiß bald thue. Das sage auch Horsley’Horsley, Familie von → William H.s. Aber vor allen bleib Du mein Freund und sag mir bald, daß Dus bleibst

Dein Felix.
            Leipzig den 7ten Oktober 1836. Es ist unverantwortlich von mir, daß ich seit Pfingstsonntag in Ihrer Schuld mit Antworten bin; denn Sie werden schwerlich einen Brief für empfangen rechnen, den ich Ihnen aus Eger, eben krank gewesen, ennüjirt, einsam, in schlechtem Wetter schrieb, und nicht abschickte, erstens, weil er zu katzenjämmerlich klang, gerade wie mir zu Muthe war, und dann, weil man in Böhmen nicht recht weiß, wo England liegt. Seitdem habe ich mich fortwährend herumgetrieben, eine wunderschöne Reise gemacht, durch Oberösterreich, Salzburg, einen Theil von Tyrol, immerfort par voie et par chemin, und bin wirklich nicht zum Schreiben gekommen. Nun sitze ich seit 14 Tagen hier, alle Tage wollen wir Ihnen schreiben, und nie kommt es dazu. Die Hauptneuigkeit, die schon sehr alt ist, und die Sie längst wissen, obgleich es noch ein großes Geheimniß ist, und in allen Zeitungen steht, mag Felix selbst schreiben, da sie ihn am meisten betrifft; obgleich wir auch nicht ungerührt sind, und erst seit dieser Verlobung, denn darauf wird es wohl herauskommen, zuerst wieder Freude und Hoffnung auf glückliche Zeiten gewonnen haben. Wie die Braut heißt, wie sie aussieht, das muß mein Bruder specificiren, leider kennen wir sie alle nicht; hören aber von allen Seiten das Beste und Schönste, und Felix ist überglücklich, heiter, zufrieden, verjüngt, nie hätte ich gehofft, ihn nach dem Abschiede um Weihnachten so wiederzufinden. Mich hat der Aufenthalt hier bei ihm ganz besonders erquickt, nach einem sehr traurigen Reiseabschnitt in München, wo Dirichlet die Nachricht erhielt, daß seine Schwester schon vor 6 Wochen gestorben war, die Nachricht hatte bei unserm Hin und Herreisen uns immer verfehlt. Er ging noch von Nürnberg aus zu seinen Eltern, ich reise müde allein mit meinem Jungen hierher, wo ich 2 Tage bleiben wollte, und höchst consequent noch nicht fort bin, bis gestern habe ich bei Felix gewohnt; man kann hier wirklich kein Ende finden, wir haben soviel zu plaudern, ich kannte soviel von seiner Musik noch nicht; außer dem täglichen angenehmen Zusammenleben ist hier solch ein lebhaftes musikalisches Treiben, daß ich mich daran für den, wahrscheinlich ton- und klanglosen Winter stärken muß. Ein prächtiges Abonnementsconcert war am Sonntag, die Lenore, pfingstfestlichen Andenkens, ein hübsches, brillantes Concert von David, und die a dur Symphonie, die das Orchester sehr schön spielte, und namentlich das Andante unglaublich zart brummte und seufzte. Dann ist jetzt Lipinsky hier, der mir zwar nicht sehr gefällt, er macht den Soliden, spielt Sonaten von Bach und die großen Beethoven, aber man hört deutlich, er spielt sie nur, weil sie eben jetzt modern sind, er ist nicht zu Hause drin, spielt sie unruhig, vorlaut; ich kann nur mit Lindblads Worten sagen David pack ein Deine Geige, ich habe das Stück von Ritz gehört, da bin ich dumm geworden. Indessen er ist doch eine Notabilität, ein Virtuose, und giebt heut Abend im Concerte die Melusine, die ich gestern in der Probe zuerst mit Orchester hörte, und die mein ganz besonders Herzblatt ist. Ein kurioses Land ist doch unser Deutschland und kuriose Leute drin, und Felix und seine Existenz nicht das Schlechteste davon. Seine Spitzbubensprache vom Pult aus mit David haben Sie in D. dorf gesehen, das ist zu nett, und so sieht hier das ganze Orchester auf ihn, mit gleich gutem Willen; und so klingt es. Seine Musikschule florirt auch; eben hat sich ein junger Franzose bei ihm gemeldet, éléve du conservatoire et de Kalkbrenner, Namens Stamaty, der aber hier nicht mit seinem Klavierspiel auftreten, sondern deutsche Musik lernen will; Walter Göthe, ein freundlich rothbäckiges, phlegmatisches kleines Männchen, der kleine Frank, Ihnen wohl- oder unwohlbekannt; wo bleibt aber Ihr Bennett, dessen Anmeldung mir ein ganz apartes Plaisir gemacht hat. Ein englisches musikalisches Genie ist, glaub ich noch nicht da gewesen, und da ist es mir eine ganz besondre Satisfaction, daß Felix, der zuerst in England anerkannt wurde, ihn auszubilden bekommt.
Warum haben Sie aber die Malibran sterben lassen? Und nun genug, ich will Felix nicht allen Platz nehmen,  doch noch eins; ich habe hier ein Fest des Wiedersehens mit dem Simonisten Eichthal gefeiert, er hat mich sehr gerührt; alt, grau, vergrämt, verphilosophirt; wir haben aber sehr viel von alter Zeit und alten Freunden gesprochen. Er hat ein dick Buch geschrieben, dessen Hauptzweck ein éloge de l’Autriche ist, hab noch keine Zeit gehabt, es zu lesen. Und nun leben Sie wohl, grüßen Rosen, und lassen Sie mich nicht so lange auf Antwort warten, wie ich Sie.
Rebecka.
O Klingemann!
Wo soll ich denn anfangen?
Du bist mir vielleicht böse, daß ich Dir nicht schon lange von Cecile Jeanrenaud geschrieben habe, und wie sie meine Braut ist. – Erst sollte es aber ein Geheimniß sein, nachher mußte ich fortreisen, hieher, nun habe ich erfahren, daß es die ganze Welt erfahren hat, und nun schäme ich mich vor Dir fast. Zürne Du mir aber nicht, mein Freund; weiß ich doch jetzt auch noch kaum etwas anders zu sagen, als dieses Wort und diese Bitte und die einfache Anzeige.
Du hast mir aber lange nicht geschrieben, hast Deinen Monatstag am 1sten Sept. versäumt, ich freilich auch; aber ich war da kaum einige Tage verlobt, und dachte dann ich wollte auf Deinen Monatsbrief warten. O schreibe mir bald wieder, wenn auch nur wenige Zeilen hieher, sage mir, daß Du mein Freund bist und bleibst, daß Du auch an meinem Glücke Theil nimmst, das wirklich größer ist, als ich selbst noch begreifen kann. Mein ganzes Leben hat wieder eine so frohe helle Farbe.
Schreib mir bald, so schreibe ich gleich ausführlich. Wahrlich hätte Beckchen mir nicht den Brief geschrieben an Dich, ich hätte noch ein Paar Tage lang nicht gewußt, wie ichs anstellen sollte. Denn was hätte ich Dir alles zu sagen.
Sag’s Rosen und Moscheles’ daß ich ihnen auch lange schreiben wollte, und es nun gewiß bald thue. Das sage auch Horsley’s. Aber vor allen bleib Du mein Freund und sag mir bald, daß Dus bleibst
Dein Felix.          
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Oktober 1836</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110673" resp="author" xml:id="persName_cbd2d9af-36fa-4e62-a877-0e78cc64dc53">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_01a19982-4358-42dc-89ea-92e68e6f0ef4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0110673" resp="writer">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_e6755d0b-b53a-402e-98a4-659fdc0a753a"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName></correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112434" resp="receiver" xml:id="persName_8ed6c642-6d30-465b-b5c1-831d057bc401">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_4d99e8c9-044c-45eb-b85d-c1c72503fbe7"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName></correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_f39e653f-7b18-4e06-b2ed-9d10ab9d3227"> <head> <address> <addrLine>C. Klingemann</addrLine> <addrLine>Esqure.</addrLine> <addrLine>London.</addrLine> <addrLine>37 Bury Street, S<hi rend="superscript">t</hi> James’.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_3d507b58-0b17-4ee5-924f-c16e5857d2da"><docAuthor key="PSN0110673" resp="author" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor><docAuthor key="PSN0110673" resp="writer" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor><dateline rend="right">Leipzig den <date cert="high" when="1836-10-07" xml:id="date_592ec217-9c37-45f8-9941-5d5d6873a8ed">7ten Oktober 1836</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Es ist unverantwortlich von mir, daß ich seit Pfingstsonntag in Ihrer Schuld mit Antworten bin; denn Sie werden schwerlich einen Brief für empfangen rechnen, den ich Ihnen aus Eger, eben krank gewesen, ennüjirt, einsam, in schlechtem Wetter schrieb, und nicht abschickte, erstens, weil er zu katzenjämmerlich klang, gerade wie mir zu Muthe war, und dann, weil man in Böhmen nicht recht weiß, wo England liegt. Seitdem habe ich mich fortwährend herumgetrieben, eine wunderschöne Reise gemacht, durch Oberösterreich, Salzburg, einen Theil von Tyrol, immerfort par voie et par chemin, und bin wirklich nicht zum Schreiben gekommen. Nun sitze ich seit 14 Tagen hier, alle Tage wollen wir Ihnen schreiben, und nie kommt es dazu. Die Hauptneuigkeit, die schon sehr alt ist, und die Sie längst wissen, obgleich es noch ein großes Geheimniß ist, und in allen Zeitungen steht, mag Felix selbst schreiben, da sie ihn am meisten betrifft; obgleich wir auch nicht ungerührt sind, und erst seit dieser Verlobung, denn darauf wird es wohl herauskommen, zuerst wieder Freude und Hoffnung auf glückliche Zeiten gewonnen haben. Wie die <persName xml:id="persName_557ad1ba-09c4-445f-b322-1129c68bfc41">Braut<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> heißt, wie sie aussieht, das muß mein Bruder specificiren, leider kennen wir sie alle nicht; hören aber von allen Seiten das Beste und Schönste, und Felix ist überglücklich, heiter, zufrieden, verjüngt, nie hätte ich gehofft, ihn nach dem Abschiede um Weihnachten so wiederzufinden. Mich hat der Aufenthalt hier bei ihm ganz besonders erquickt, nach einem sehr traurigen Reiseabschnitt in München, wo <persName xml:id="persName_2aee0e11-a094-4bbc-8366-bf16e59836e0">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> die Nachricht erhielt, daß <persName xml:id="persName_d53654bd-0e5e-43a2-8598-47667ee3ffa8">seine Schwester<name key="PSN0110665" style="hidden">Baerns, Carolina (Caroline) Elisabeth Maria Anna (1794-1836)</name></persName> schon vor 6 Wochen gestorben war, die Nachricht hatte bei unserm Hin und Herreisen uns immer verfehlt. Er ging noch von Nürnberg aus zu <persName xml:id="persName_0aaa9e7c-fc6c-422d-b2b3-d0721286d07f">seinen Eltern<name key="PSN0110671" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Arnold Remaklus Maria (1762-1837)</name><name key="PSN0110667" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Anna Elisabeth (1768-1868)</name></persName>, ich reise müde allein mit <persName xml:id="persName_f67f2b55-8913-4acd-b5a1-0969967007d4">meinem Jungen<name key="PSN0110666" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> hierher, wo ich 2 Tage bleiben wollte, und höchst consequent noch nicht fort bin, bis gestern habe ich bei Felix gewohnt; man kann hier wirklich kein Ende finden, wir haben soviel zu plaudern, ich kannte soviel von seiner Musik noch nicht; außer dem täglichen angenehmen Zusammenleben ist hier solch ein lebhaftes musikalisches Treiben, daß ich mich daran für den, wahrscheinlich ton- und klanglosen Winter stärken muß. Ein prächtiges <placeName xml:id="placeName_294f32a8-0968-4cd8-a20a-0a6493ccf6b9">Abonnementsconcert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> war am Sonntag, die <title xml:id="title_f2158588-f0a1-4d5f-8002-437f954f92e3">Lenore<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108036" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 1 C-Dur, op. 138</name></title>, <placeName xml:id="placeName_993b6a86-3000-4e7f-a7bc-327c4cf90b4e">pfingstfestlichen<name key="NST0100342" style="hidden" subtype="" type="institution">18. Niederrheinisches Musikfest (1836)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Andenkens, <title xml:id="title_6a673670-d9c7-4ee3-b550-aeb0267662ea">ein hübsches, brillantes Concert von David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="author">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name><name key="CRT0108507" style="hidden" type="music">Concertino Nr. 1 für Violine und Orchester A-Dur, op. 3</name></title>, und die <title xml:id="title_f8087754-7ec7-4673-bc23-2decda458e2e">a dur Symphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108068" style="hidden" type="music">7. Sinfonie A-Dur, op. 92</name></title>, die das Orchester sehr schön spielte, und namentlich das Andante unglaublich zart brummte und seufzte. Dann ist jetzt <persName xml:id="persName_ee2bd143-cede-4977-ab2b-aa2c6644002d">Lipinsky<name key="PSN0112885" style="hidden">Lipiński, Karol Józef (Karl Joseph) (1790-1861)</name></persName> hier, der mir zwar nicht sehr gefällt, er macht den Soliden, spielt Sonaten von <persName xml:id="persName_ad1293cf-9a5a-45ca-8fec-adf32186f6d9">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> und die großen <persName xml:id="persName_de3d7661-3e44-43e5-b091-e8cbddadf316">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>, aber man hört deutlich, er spielt sie nur, weil sie eben jetzt modern sind, er ist nicht zu Hause drin, spielt sie unruhig, vorlaut; ich kann nur mit <persName xml:id="persName_8becc1d9-66f8-493f-adf3-7da0df958dc6">Lindblads<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName> Worten sagen <persName xml:id="persName_fda0c55c-7ea4-4140-a4a3-487f5b93cb76">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> pack ein Deine Geige, ich habe das Stück von <persName xml:id="persName_c9a33818-8c7e-4877-a501-b67cb64aec6d">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> gehört, da bin ich dumm geworden. Indessen er ist doch eine Notabilität, ein Virtuose, und giebt heut Abend im Concerte die <title xml:id="title_2a96523f-7f72-49cf-98d7-8427a7c4650a">Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sdri8lq0-wfx4-sqac-djcj-mukntnwjszxv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title>, die ich gestern in der Probe zuerst mit Orchester hörte, und die mein ganz besonders Herzblatt ist. Ein kurioses Land ist doch unser Deutschland und kuriose Leute drin, und Felix und seine Existenz nicht das Schlechteste davon. Seine Spitzbubensprache vom Pult aus mit <persName xml:id="persName_18c54fc7-0aec-4158-9ba5-dca03058b3d0">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> haben Sie in D.dorf gesehen, das ist zu nett, und so sieht hier das ganze Orchester auf ihn, mit gleich gutem Willen; und so klingt es. Seine Musikschule florirt auch; eben hat sich ein <persName xml:id="persName_41c68e1d-28c2-4477-ad09-7d1caea5b3e1">junger Franzose<name key="PSN0115064" style="hidden">Stamaty, Camille-Marie (1811-1870)</name></persName> bei ihm gemeldet, éléve du conservatoire et de <persName xml:id="persName_67206511-7c3b-43bb-8f7b-ebe789668728">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName>, Namens <persName xml:id="persName_ae1e62b3-cec5-474a-82ec-4c8d857429bd">Stamaty<name key="PSN0115064" style="hidden">Stamaty, Camille-Marie (1811-1870)</name></persName>, der aber hier nicht mit seinem Klavierspiel auftreten, sondern deutsche Musik lernen will; <persName xml:id="persName_60f2f7ff-9cae-44b0-b877-634705073f69">Walter Göthe<name key="PSN0111426" style="hidden">Goethe, Wolfgang Walther von (seit 1859) Freiherr von (1818-1885)</name></persName>, ein freundlich rothbäckiges, phlegmatisches kleines Männchen, <persName xml:id="persName_1edc60ad-aee4-43e3-8dc0-38a72f801912">der kleine Frank<name key="PSN0111119" style="hidden">Franck, Eduard (1817-1893)</name></persName>, Ihnen wohl- oder unwohlbekannt; wo bleibt aber Ihr <persName xml:id="persName_562afdf6-df9b-4d42-ba92-9cff1a2bf58e">Bennett<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName>, dessen Anmeldung mir ein ganz apartes Plaisir gemacht hat. Ein englisches musikalisches Genie ist, glaub ich noch nicht da gewesen, und da ist es mir eine ganz besondre Satisfaction, daß Felix, der zuerst in England anerkannt wurde, <persName xml:id="persName_2990b252-98a2-4020-8722-a2aecc782dbc">ihn<name key="PSN0109864" style="hidden">Bennett, (seit 1871) Sir William Sterndale (1816-1875)</name></persName> auszubilden bekommt.</p><p>Warum haben Sie aber die <persName xml:id="persName_fe2f5aa9-5387-4389-950c-d01c3fd989a5">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName> sterben lassen? Und nun genug, ich will Felix nicht allen Platz [nehmen,] doch noch eins; ich habe hier ein Fest des Wieder[sehens] mit dem <persName xml:id="persName_eae1ae82-4b03-4fbb-9169-a2f224239787">Simonisten Eichthal<name key="PSN0110863" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886)</name></persName> gefeiert, er hat mich sehr gerührt; alt, grau, vergrämt, verphilosophirt; wir haben aber sehr viel von alter Zeit und alten Freunden gesprochen. Er hat ein <title xml:id="title_9f859c44-9e31-4d78-bd8d-0c76b5669822">dick Buch<name key="PSN0110863" style="hidden" type="author">Eichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886)</name><name key="CRT0108672" style="hidden" type="literature">Les Deux Mondes</name></title> geschrieben, dessen Hauptzweck ein éloge de l’Autriche ist, hab noch keine Zeit gehabt, es zu lesen. Und nun leben Sie wohl, grüßen <persName xml:id="persName_162d5df9-f2d2-4cdd-9181-e545aa145310">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, und <seg type="closer" xml:id="seg_9315d2aa-535d-45ce-8d08-74b372716a1a">lassen Sie mich nicht so lange auf Antwort warten, wie ich Sie.</seg></p><signed rend="right">Rebecka.</signed></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_337615c9-858c-4703-9c43-c3d5a5f73a8b"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><salute rend="left">O Klingemann!</salute><p style="paragraph_without_indent">Wo soll ich denn anfangen?</p><p>Du bist mir vielleicht böse, daß ich Dir nicht schon lange von <persName xml:id="persName_c3798c3f-d0a4-4ac7-ba76-c0b4d82abbb3">Cecile Jeanrenaud<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> geschrieben habe, und wie sie meine Braut ist. – Erst sollte es aber ein Geheimniß sein, nachher mußte ich fortreisen, hieher, nun habe ich erfahren, daß es die ganze Welt erfahren hat, und nun schäme ich mich vor Dir fast. Zürne Du mir aber nicht, mein Freund; weiß ich doch jetzt auch noch kaum etwas anders zu sagen, als dieses Wort und diese Bitte und die einfache Anzeige.</p><p>Du hast mir aber lange nicht geschrieben, hast Deinen Monatstag am 1<hi rend="superscript">sten</hi> Sept. versäumt, ich freilich auch; aber ich war da kaum einige Tage verlobt, und dachte dann ich wollte auf Deinen Monatsbrief warten. O schreibe mir bald wieder, wenn auch nur wenige Zeilen hieher, sage mir, daß Du mein Freund bist und bleibst, daß Du auch an meinem Glücke Theil nimmst, das wirklich größer ist, als ich selbst noch begreifen kann. Mein ganzes Leben hat wieder eine so frohe helle Farbe.</p><p>Schreib mir bald, so schreibe ich gleich ausführlich. Wahrlich hätte <persName xml:id="persName_aed932d6-a9f9-4338-b836-3964e0e73228">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> mir nicht den Brief geschrieben an Dich, ich hätte noch ein Paar Tage lang nicht gewußt, wie ichs anstellen sollte. Denn was hätte ich Dir alles zu sagen.</p><p>Sag’s <persName xml:id="persName_900d345d-126c-4bd1-b501-3752e56840ef">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f1cc655f-2636-4a30-a103-701c4e298217">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>’ daß ich ihnen auch lange schreiben wollte, und es nun gewiß bald thue. Das sage auch <persName xml:id="persName_906ecd00-396c-421e-8b3f-b44221c2f95d">Horsley’<name key="PSN0112100" style="hidden">Horsley, Familie von → William H.</name></persName>s. <seg type="closer" xml:id="seg_11a5d0a5-ffeb-469d-99c4-3a3835ebd0a5">Aber vor allen bleib Du mein Freund und sag mir bald, daß Dus bleibst</seg></p><signed rend="right">Dein Felix.</signed></div></body> </text></TEI>