fmb-1836-09-23-02
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Leipzig, 23. September 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
affranchie
stenSept. 1836
Wie sehr ich gerade am heutigen Tage zu Ihnen hindenke, mich zu Ihnen hinsehne, kann ich gar nicht sagen. Ich möchte alle die herzlichen Glückwünsche für Sie, alle Bitten für Ihr Glück und Wohl, alle Dankbarkeit von der ich an diesem Tage so ganz durchdrungen bin, Ihnen ausdrücken, aber schreiben läßt sich so etwas nun gar nicht, und sollte ichs sagen, so würde ich wohl auch nichts herausbringen können, wie gewöhnlich, aber Sie würden doch wissen, wie ichs meine, und ich würde doch in Ihrer Nähe sein; das wäre besser. Hoffentlich sind Sie ganz wohl und heiter
Gerade heute ist mirs gar so bang nach
Nun habe ich Ihnen noch gar nicht einmal für Ihren lieben Brief gedankt, den ich gestern erhielt, und durch den Sie mich gar so sehr erfreuten. Wenns irgend Ihre Zeit erlaubt, und Sie einem Menschen so recht herzliche Freude machen wollen, so bitte ich Sie schreiben Sie mir oft, und sagen Sie mir von Ihnen, und Ihren Umgebungen, Ihrem ganzen Leben alles, weil mich alles gar so sehr interessirt und erfreut. Ich meine dann, ich sei nicht mehr ganz so entfernt. Mit meinem langweiligen Fuß gehts noch ebenso, morgen frag ich einen Wundarzt um Rath. Wenn Sie nur bessres Wetter zu Ihrem heutigen Feste haben; es beschäftigt mich sehr in Gedanken, und hier ist es fürchterlich stürmisch und regnig, den ganzen Tag. – Morgen schreib ich an
Nur noch die Bitte mich
Leipzig den 23sten Sept. 1836. Meine liebe Mama Wie sehr ich gerade am heutigen Tage zu Ihnen hindenke, mich zu Ihnen hinsehne, kann ich gar nicht sagen. Ich möchte alle die herzlichen Glückwünsche für Sie, alle Bitten für Ihr Glück und Wohl, alle Dankbarkeit von der ich an diesem Tage so ganz durchdrungen bin, Ihnen ausdrücken, aber schreiben läßt sich so etwas nun gar nicht, und sollte ichs sagen, so würde ich wohl auch nichts herausbringen können, wie gewöhnlich, aber Sie würden doch wissen, wie ichs meine, und ich würde doch in Ihrer Nähe sein; das wäre besser. Hoffentlich sind Sie ganz wohl und heiter im Kreise der Familie, und alle die kleinen Schatten, die auch wohl zum Sonnenschein eines solchen Glückes gehören, sind vor einem so frohen Geburtstage ganz verschwunden. Vielleicht denken Sie auch an mich einmal im Laufe des Tages, denken wie sehr ich Ihnen nahe bin, und wie ich Ihnen das Beste wünsche, was ich mir ersinnen kann; und gewiß wenn Sie heut Abend in der Mitte der Ihrigen, von lauter vergnügten Menschen umgeben an das vergangne Jahr sich wiedererinnern, und Ihre Cecile ansehen, so gedenken Sie des glücklichsten Menschen, der Ihnen Alles verdankt, und wünschen ihn auch vielleicht zu sich hin. Gerade heute ist mirs gar so bang nach meiner lieben Braut, und ich weiß nicht, wie ich die 3 Monate durchbringen werde. Ich denke, daß fortgesetzte Beschäftigung das beste Mittel ist, ein solches Gefühl von Betrübniß zu vermindern, und so sind mir die vielerlei Dinge, die ich hier zu thun vorgefunden habe, nicht unwillkommen. Aber könnte ich Cecile nur schon wiedersehen. Da versuche ich es immer sie mir zu denken, wie sie aussieht, spricht, wie ihre Stimme klingt, wenn sie das oder jenes sagte, und es geht mir damit so schlimm, daß ich mir gerade von denen Menschen, an denen mein ganzes Herz hängt, niemals eine solche Vorstellung recht klar machen kann. Wie oft hat michs auf den früheren Reisen betrübt, daß ich mir das Gesicht des Vaters oder der Schwestern durchaus nicht denken konnte, während ich alle möglichen gleichgültigen Gesichter recht gut hätte hinzeichnen können; ich begreife nicht, wie das zusammenhängt, aber ich quäle mich heut den ganzen Tag, und kann mir Ceciles Züge nicht recht deutlich denken, und weiß nicht genau wie es klingt wenn sie Felix zu mir sagte. Und dann sind es schlimme Tage, wo man nach und nach eine neue Existenz erst anspinnen soll, und sich an andre Menschen gewöhnen, während man mit dem ganzen Leben an Entfernten hängt und sich zu ihnen sehnt. Wenn ich nicht morgen gleich eine tüchtige Menge Notenpapier voll schreiben, und Concertzettel entwerfen, und Stadträthe besuchen müßte, so gäbs dagegen gar keine Zerstreuung. Doch will ich nicht undankbar sein, sondern mich freun daß ich Schunks hier habe, die Ihre Verwandten sind, und gar liebenswürdige, gute Menschen. Auch darf ich nicht zu melancholisch schreiben, sonst sind Sie unzufrieden damit – aber wie soll ich anders als melancholisch sein, wenn ich hier in Reichels Garten bin und nicht am Fahrthor, und um 10 zum Hofrath Rochlitz gehe und nicht zur Cecile, und wenn Sie heut Abend auf dem Sandhof sind und die ganze wohlbekannte Ballliste mit Cecile tanzen kann, nur ich nicht, und sie alle so froh zusammen sind, während ich unterdessen in meinem hotel de Bavière sitze, und zu Abend esse wobei mir viele Frankfurter Kaufleute Cigarren vorrauchen, und ich froh bin wenn ich wieder fortgehn kann, nach Haus, und ungestört wenigstens nach dem Fahrthor denke, und an Sie alle, und zu meiner lieben Braut hin. Nun habe ich Ihnen noch gar nicht einmal für Ihren lieben Brief gedankt, den ich gestern erhielt, und durch den Sie mich gar so sehr erfreuten. Wenns irgend Ihre Zeit erlaubt, und Sie einem Menschen so recht herzliche Freude machen wollen, so bitte ich Sie schreiben Sie mir oft, und sagen Sie mir von Ihnen, und Ihren Umgebungen, Ihrem ganzen Leben alles, weil mich alles gar so sehr interessirt und erfreut. Ich meine dann, ich sei nicht mehr ganz so entfernt. Mit meinem langweiligen Fuß gehts noch ebenso, morgen frag ich einen Wundarzt um Rath. Wenn Sie nur bessres Wetter zu Ihrem heutigen Feste haben; es beschäftigt mich sehr in Gedanken, und hier ist es fürchterlich stürmisch und regnig, den ganzen Tag. – Morgen schreib ich an Julie, und bitte um Sonnenschein, und beständig schönes Wetter; es freute mich sehr, daß Sie mir sagen, wie heiter es bis jetzt immer gewesen sei. – Wie anders ist mir jetzt zu Muth, indem ich diesen Brief schließe, als bei den vorigen, die ich las und wiederlas, und verwarf, und so ängstlich abschickte; ich denke jetzt, daß Sie mir das verzeihn, was nicht recht daran ist, daß Sie mir gut sind, und denke an meine Cecile, und an Weihnachten und Ostern und die Hoffnung zu dem glücklichen Leben, das vor mir liegt, und für die ich Gott niemals genug danken kann. Nur noch die Bitte mich Ihrer verehrten Frau Mutter aufs angelegentlichste zu empfehlen und die Hoffnung auf ein fröhliches Wiedersehen! Stets Ihr Felix Mendelssohn Bartholdy.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1836-09-23" xml:id="date_f5ae35e4-1f53-43cd-ad0b-d9af94159ba9">23. 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