fmb-1836-09-13-01
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Frankfurt a. M., 13. September 1836
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse von Felix Mendelssohn Bartholdys Hand, mehrere Poststempel. – Die Datierung folgt dem Datum des Leipziger Poststempels, der erst nachträglich handschriftlich von »13« in »18« geändert wurde. Auch der Inhalt weist auf den 13. September. Es handelt sich um den ersten Brief, den Cécile Jeanrenaud an ihre zukünftige Schwiegermutter schrieb. Sie benutzte (und nur hier) konsequent die Kleinschreibung für alle Anreden.
Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Berlin.
Wie freundlich und liebenswürdig
Jetzt will die
Liebe, liebe Mutter, ich wollte gewiß gleich wieder schreiben, aber es war mir auch gar zu unmöglich; wie mir diese vier Tage verstrichen sind, das weiß ich gar nicht, aber sie waren wohl sehr glücklich. Auch heut kann ich eigentlich noch nicht schreiben, und beschreiben – das wird wohl erst von Leipzig aus gehen, wo ich Zeit haben werde, alles das mir zurückzurufen, was ich hier stündlich erlebe – aber ich schreibe doch tant bien que mal, blos damit Cecile auf der nächsten Seite Dir ein Paar Zeilen dazu setzen kann, und wir Dir so unsern ersten Brief geschickt haben. Eigentlich möchte ich jetzt gleich schließen, um ihr den Brief nun gleich hinzutragen, und zu sehen, was sie dazu schreibt, aber ich muß Dir noch sagen, daß es nun bestimmt ist, daß alles geheim bleibt (halb Frankfurt weiß es doch bald) damit wir jetzt keine Visiten zu machen brauchen, bei den Verwandten und tausend Bekannten, die meine Braut hier hat, damit wir die wenigen Tage bis zum Montag, wo ich nach Leipzig abreisen muß, noch ruhig in der Familie zu unserm Glücke leben können, Weihnachten soll es dann publicirt werden und alle Visiten abgemacht, und wenn Ostern herangekommen ist, und meine Concerte vorüber sind und der Winter auch, so setze ich mich in eine Postchaise, und nehme irgend einen netten Blumenstraus mit, und fahre nach Frankfurt am Main, ans Fahrthor u. s. w. Gefällt Dir auch der Plan, liebe Mutter? Wenn Du diese dummen Zeilen liesest, wirst Du meinen, ich sey schwindlig geworden, aber wirklich das war ich in den ersten zwei Tagen, ganz als ob ich eben aus dem Traum aufwachte, und jetzt erst wird mir wieder so ruhig und wohl, und bin blos noch schwindlig und wirr, wenn ich nicht dort bin. Wie freundlich und liebenswürdig die ganze Familie ist, das glaubst Du nicht; das muß ich auch in Leipzig ausführlich Dir erzählen und beschreiben; mir ist, als thaute alles seit langer Zeit wieder auf, und mir ist wieder ganz zu Muth wie sonst, wenn ich all die vielen lieben, guten, lebendigen Menschen sehe, wie sie mit einander sich freuen, und zusammenleben, auch wohl streiten, kurz glücklich sind. Da kommen viele alte Erinnerungen! Aber sie thun wohl wenn die Gegenwart so ist, wie meine jetzt. Und wenn ich Dir noch sage, Fanny, daß ich jeden Abend, wenns dämmrig wird, zwischen meiner Braut und ihrer lieben Schwester auf dem Sopha ein Paar Stunden verplaudere, daß wir uns dann tausend Dinge zu sagen haben, und nicht das kleinste aussagen, weil sich immer etwas anders erst dazwischen drängt, was wieder besprochen sein sollte, und es wieder nicht wird, und daß sie beide wissen, daß das zum zweitenmale mir widerfährt, so zwischen zwei Schwestern auf dem Sopha zu plaudern, und daß Ihr Geren die beiden ersten wart, – so weißt Du es schon, wie mir zu Muth ist, und daß jetzt „liebe Zeit“ ist, und daß mich das edurTerzett nun nicht mehr ganz traurig macht, und daß ich ein gar zu überglücklicher Mensch bin. Lebwohl, liebe Mutter und liebe Fanny, nun muß Cecile den Brief haben und weiterschreiben. Lebtwohl. Euer Felix Verehrte und geliebte Mutter, dessen, dem mein ganzes Herz gehört, (oder darf ich auch schon meine geliebte Mutter sagen) gönnen sie auch diesen Zeilen einen freundlichen Blick, sie sollen ja dazu dienen mein Glück, meine Dankbarkeit zu malen, und die Liebe derer zu erflehen, der ich dieß alles zu danken habe. – Gewiß, wenn sie alle die Seeligkeit wüßten, die mir durch ihren Sohn, in diesen Tagen geworden, und die, wie ich fest glaube mein ganzes Leben dauern wird, so werden sie der bewegten, aber von Dankbarkeit durchdrungenen Schreiberin verzeihen, daß sie weniger Worte als Gefühle hat. Aber die Bitte mich in ihr Herz einzuschließen, und mit dem Gebet für ihren lieben Sohn auch einen Gedanken für mich zum Himmel zu schicken, die verwerfen sie nicht, ja, sie haben es schon in ihrer Güte gethan für ein neues Kind, für ihre Cécile zu beten! – Auch Nachsicht brauche ich so viele, und erbitte sie von ihrer ganzen Familie, wie ich denn überhaupt meine schönsten Grüße, und Wünsche den lieben Schwestern und Verwandten sende. Leben sie wohl, und seien sie immer von den treusten und liebevollsten Gesinnungen ihrer Tochter überzeugt. Cécile Jeanrenaud. Jetzt will die Cécile noch, ich solle Dich um Verzeihung bitten, daß sie Dir so geschrieben, wie sie geschrieben; sie hätte ganz was anders sagen wollen. Ich meine aber, was sie thut und sagt, sey schon ganz recht und lieb, und mir gefällts nun am besten. Wenn Du sie doch nur auf einen Augenblick gesehn oder gesprochen hättest, ich weiß wie gar zu lieb, Du sie haben wirst. Aber lebwohl. Heut ist noch viel zu sprechen, zu thun, vor allem glücklich zu sein. Lebwohl. Dein Felix.
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Gefällt Dir auch der Plan, liebe Mutter? Wenn Du diese dummen Zeilen liesest, wirst Du meinen, ich sey schwindlig geworden, aber wirklich das war ich in den ersten zwei Tagen, ganz als ob ich eben aus dem Traum aufwachte, und jetzt erst wird mir wieder so ruhig und wohl, und bin blos noch schwindlig und wirr, wenn ich nicht dort bin.</p><p>Wie freundlich und liebenswürdig <persName xml:id="persName_ec64ea89-37b8-4712-8b49-5bb4f84487df">die ganze Familie<name key="PSN0112220" style="hidden">Jeanrenaud, Familie von → Elisabeth Wilhelmine J.</name></persName> ist, das glaubst Du nicht; das muß ich auch in Leipzig ausführlich Dir erzählen und beschreiben; mir ist, als thaute alles seit langer Zeit wieder auf, und mir ist wieder ganz zu Muth wie sonst, wenn ich all die vielen lieben, guten, lebendigen Menschen sehe, wie sie mit einander sich freuen, und zusammenleben, auch wohl streiten, kurz glücklich sind. Da kommen viele alte Erinnerungen! Aber sie thun wohl wenn die Gegenwart so ist, wie meine jetzt. Und wenn ich Dir noch sage, Fanny, daß ich jeden Abend, wenns dämmrig wird, zwischen <persName xml:id="persName_9272166d-20d6-4a9b-8cf8-115ce458dbdb">meiner Braut<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_3f8b9e37-2f6a-4c9d-aec7-0e6a3d3000bb">ihrer lieben Schwester<name key="PSN0112232" style="hidden">Jeanrenaud, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> auf dem Sopha ein Paar Stunden verplaudere, daß wir uns dann tausend Dinge zu sagen haben, und nicht das kleinste aussagen, weil sich immer etwas anders erst dazwischen drängt, was wieder besprochen sein sollte, und es wieder nicht wird, und daß sie beide wissen, daß das zum zweitenmale mir widerfährt, so zwischen zwei Schwestern auf dem Sopha zu plaudern, und daß <persName xml:id="persName_91b3945a-5b17-4773-bb54-4f9ba9999f3f">Ihr Geren<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> die beiden ersten wart, – so weißt Du es schon, wie mir zu Muth ist, und daß jetzt „liebe Zeit“ ist, und daß mich das <title xml:id="title_6ec66a3d-b4d2-423b-837e-6aa0311ba046">edurTerzett<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111450" style="hidden" type="music">»Sehnsucht VIII« für eine Singstimme und Klavier HU 219 (24. 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Aber die Bitte mich in ihr Herz einzuschließen, und mit dem Gebet für ihren lieben Sohn auch einen Gedanken für mich zum Himmel zu schicken, die verwerfen sie nicht, ja, sie haben es schon in ihrer Güte gethan für ein neues Kind, für ihre Cécile zu beten! – Auch Nachsicht brauche ich so viele, und erbitte sie von <persName xml:id="persName_0627d4bd-8651-4a9c-a7f3-5fbf7f1093cd">ihrer ganzen Familie<name key="PSN0113241" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, wie ich denn überhaupt meine schönsten Grüße, und Wünsche <persName xml:id="persName_310b463e-6808-4497-a0c3-c528aec476d0">den lieben Schwestern<name key="PSN0110673" style="hidden">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und Verwandten sende.</p><closer rend="left" xml:id="closer_d30346e5-ee8d-4bfc-b931-35c02d9ab472">Leben sie wohl, und seien sie immer von den treusten und liebevollsten Gesinnungen ihrer Tochter überzeugt.</closer><signed rend="right">Cécile Jeanrenaud.</signed></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_c9e46a6c-2edd-4404-b12f-0779e6786c9c"><docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Jetzt will die <persName xml:id="persName_398d3e51-758a-4935-ac56-936d020a8883">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> noch, ich solle Dich um Verzeihung bitten, daß sie Dir so geschrieben, wie sie geschrieben; sie hätte ganz was anders sagen wollen. 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